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Benedikt Bögle

Bewertungen

Insgesamt 406 Bewertungen
Bewertung vom 14.02.2020
Strafrecht Besonderer Teil I
Kindhäuser, Urs;Schramm, Edward

Strafrecht Besonderer Teil I


ausgezeichnet

Der Besondere Teil (BT) des Strafrechts kann bisweilen eine unübersichtliche Materie sein: Zahlreich sind die Meinungsstreite, die ein Student spätestens im Examen wiedergeben können sollte. Wie etwa findet eine Abgrenzung zwischen Raub und Erpressung statt? Ist Mord die Qualifikation des Totschlags oder ein eigener Tatbestand? Und überhaupt: Hat dieser Klassiker unter den Meinungsstreitigkeiten zwischen BGH und der "herrschenden Lehre" überhaupt eine andere Auswirkung als die Frage, wie man den Tatbestand richtig zitiert? Antworten auf diese Fragen bieten zwei Lehrbücher aus dem Nomos-Verlag, die in der Reihe "Die Blauen" erschienen sind. Beide Bände wurden von Urs Kindhäuser begründet. Der erste Band behandelt die Straftaten gegen Persönlichkeitsrechte, Staat und Gesellschaft und wurde von Edward Schramm weitergeführt. Der zweite Band behandelt entsprechend dann die Vermögensdelikte. Er wurde von Martin Böse aktualisiert und weitergeführt.

Im Aufbau sind beide Bände letztlich gleich - und überzeugen gleichermaßen. Zunächst fällt auf, dass nicht nur die examensrelevanten Delikte Erwähnung finden. Während etwa die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung regelmäßig nicht zum Pflichtstoff gehören, werden sie dennoch behandelt - ebenso etwa auch der Menschenhandel oder die Ausbeutung der Arbeitskraft. Wer sich "nur" auf das Examen konzentrieren möchte, kann diese Kapitel ja getrost auslassen. Der Vorteil aber: Wer breiter interessiert ist oder im Schwerpunkt Strafrecht studiert, kann sich dennoch an dieses Lehrbuch halten.

Die Autoren arbeiten grundsätzlich mit sehr kurzen Fällen, an denen prägnant klassische Probleme aufgezeigt werden. Meinungsstreite werden konsequent als Streite dargestellt; nie versteigen sich die Autoren dazu, einfach ihre Meinung als unwidersprochen darzustellen. Die Sprache ist verständlich, die Gedanken klar und stringent. Der Überblick entsprechend gut. Besonderen Wert legen die Autoren auf Themen, die für Studenten besonders wichtig sind: Zu den meisten Delikten wird ein Aufbauschema geboten, am Ende des Bandes folgen übersichtlich die wichtigsten Definitionen. Konkurrenzen werden in der gebotenen Kürze behandelt, Einzelfragen und Detailprobleme auch als solche gekennzeichnet. Die beiden Bände können auf voller Linie überzeugen.

Bewertung vom 02.02.2020
Neuschnee
Foley, Lucy

Neuschnee


ausgezeichnet

Eigentlich sollten es einfach nur einige schöne Tage werden: Die alten Freunde sehen sich nicht mehr so häufig wie zu Uni-Zeiten. Und trotzdem wollen sie gemeinsam das neue Jahr feiern - in einem abgeschiedenen Jagdsitz Schottlands. Romantisch sollte es sein, eine unvergessliche Zeit werden - die Party wird aber zum Horror-Trip. Jeder in der kleinen Gruppe hat etwas zu verbergen; ein kleines Geheimnis, das sich doch nicht so ganz geheim halten lässt. Wer sich als Freund gibt, ist in Wahrheit einer der größten Feinde. Immer stärken werden die Spannungen sichtbar - bis plötzlich eine der Frauen stirbt. Den Mitarbeitern des Jagdsitzes ist sofort klar: Ein Unfall kann das nicht gewesen sein. Und da die Lodge eingeschneit ist, muss einer der Freunde der Täter sein. Nur: Wer könnte die grausame Tat vollbracht haben?

"Neuschnee" von Lucy Foley kann in jeder Hinsicht überzeugen. Der Plot ist genial, die wahren Verstrickungen bis zum Ende undurchschaubar. Foley erzählt spannend und mit einem hohen Tempo, das sich bis zum Schluss nicht verlangsamt. So sollten Thriller sein - dieses Buch mag man nicht beiseite legen.

Bewertung vom 26.01.2020
Tödlicher Irrtum
Christie, Agatha

Tödlicher Irrtum


ausgezeichnet

Jack Argyle hat seine eigene Adoptivmutter erstochen. Er brauchte Geld - und sie wollte es ihrem unzuverlässigen Sohn nicht geben, der immer mit einem Bein im Gefängnis stand. Jack hat seine Mutter erstochen, Geld geraubt und das Weite gesucht. Bald aber kann die Polizei ihn schnappen. Jack beharrt aber auf seiner Unschuld. Er habe auch ein Alibi: Als seine Mutter erstochen wurde, befand er sich im Wagen eines fremden Mannes, der ihn dankenswerter Weise ein Stück des Weges mitgenommen hatte. Nur: Der Mann findet sich nicht. Da Alibi platzt, Jack Argyle wird verurteilt und stirbt nach wenigen Monaten in der Haft. Zwei jähre später taucht ein Mann auf, der der unbekannte Fahrer sein will. Er befand sich im Ausland, hatte vom Mord und dem Prozess nichts mitbekommen und konnte so Jack Argyle nicht vor seiner Verurteilung bewahren. Nun will er sein Gewissen reinwaschen. Er besucht Jacks Familie und überbringt ihr die - wie er meint - gute Nachricht. Immerhin ist der Sohn und Bruder nun also doch unschuldig.

Nur: Die Familie kann sich so gar nicht über diese Nachricht freuen. Erst langsam versteht der aufgetauchte Zeuge, warum: Wenn Jack es nicht war, muss ein anderes Familienmitglied die Mutter erstochen haben. War es ihr Ehemann, der heimlich in seine Sekretärin verliebt war? War es eines der anderen Adoptivkinder, die immer ein schwieriges Verhältnis zur Mutter hatten? Wer könnte ein Motiv haben, stark genug für einen Mord? Die Ermittlungen werden wieder aufgenommen - bis der wahre Mörder gefunden wird. "Tödlicher Irrtum" ist ein klassischer Agatha-Christie-Krimi: Nicht durch die Blutrünstigkeit des Mordes entsteht die Spannung, sondern durch pure Kombination. Wie so oft konstruiert Agatha Christie einen Plot, in dem der Kreis der möglichen Mörder nicht sonderlich groß ist. Wer aus der Familie hat es getan? Eine Frage, die nicht wenigen Romanen der großen Krimi-Autorin zugrunde liegt. Auch heute noch überzeugen ihre Krimis und die Lösung ihrer Fälle durch reine geistige Anspannung; nicht DNA-Tests und Fingerabdrücke überführen den Mörder, sondern schlüssige Argumentationsketten. Agatha Christie lässt sich wunderbar lesen - auch dann, wenn nicht Hercule Poirot oder Miss Marple ermitteln.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.01.2020
Das große Dosenkochbuch
Pfannebecker, Inga

Das große Dosenkochbuch


ausgezeichnet

Ein Kochbuch für Essen aus der Dose mutet tatsächlich seltsam an. Wofür braucht man denn ein Kochbuch, wenn man ohnehin mit fertigen Zutaten arbeitet? Um zu wissen, wie man eine Fertigsuppe richtig erhitzt? Wohl kaum. Das aber ist auch nicht die Absicht, die hinter "Das große Dosenkochbuch" von Inga Pfannebecker steckt. Nicht um fertig zubereitetes Essen aus den Dosen geht es, sondern um Zutaten, die tatsächlich die allermeisten aus der Dose nutzen: Thunfisch etwa oder Kichererbsen, Bohnen, eingelegte Oliven oder Tomaten. 70 Rezepte bietet die Autorin, die allesamt aus mindestens einer Zutat bestehen, die aus der Dose stammen. Bei sämtlichen Gerichten würde man sich überhaupt nichts denken, fände man sie in einem "normalen" Kochbuch, das sich nicht auf Dosenware spezialisiert hat. Dass etwa der Fisch für eine Tonnato-Sauce aus der Dose kommt, dürfte der Normalfall sein - keine Außergewöhnlichkeit.

Trotzdem macht dieses Kochbuch Spaß. Meistens geht es eben um eine Zutat, die aus der Dose stammt: Quesadillas mit Chorizo etwa - mit Dosenmais, Hähnchen süß-sauer mit eingedosten Bambussprossen. Aber auch raffinierte Ideen sind dabei, etwa ein Risotto, das nicht in Wasser, Brühe oder Weißwein, sondern in Spargelsuppe aus der Dose gekocht wird. Hier schleicht sich dann doch kurz ein Fertigprodukt ein - ansonsten aber geht es um ganz natürliche Zutaten. Im Vorwort unterstreicht die Autorin denn, dass haltbargemachte Lebensmittel nicht von minderer Qualität sind. Teilweise gar im Gegenteil: "Denn oftmals stecken in den konservierten Lebensmitteln mehr Nährstoffe als in ihren frischen Verwandten. Das liegt daran, dass mittlerweile der Vorgang des Haltbarmachens bei Konserven so schonend wie möglich erfolgt und die Lebensmittel meistens direkt nach der Ernte noch frisch in die Dose kommen", schreibt Inga Pfannebecker.

Insgesamt: Ein schönes Kochbuch - und vor allem eine interessante Idee. Teilweise würde man den Rezepten wie gesagt nicht anmerken, dass sie speziell in einem Kochbuch für Dosen-Nahrung zu finden sind - aber das macht ja nichts. Hier finden sich Rezepte für bodenständige und einfache Gerichte, aber auch spannende Ideen, die es sicherlich lohnt, nachzukochen.

Bewertung vom 25.01.2020
Je ne RACLETTE rien!
Panzer, Maria

Je ne RACLETTE rien!


ausgezeichnet

Raclette ist mehr als ein Abendessen: Es ist ein Event. Mit den verschiedene gefüllten Pfannen kann man einen ganzen Abend verbringen - zu zweit oder in großer Runde. Die Vielfalt lässt dabei oft zu wünschen übrigen, man nutzt doch immer wieder die gleichen Zutaten. Das muss nicht sein - wie nun ein Kochbuch aus dem EMF-Verlag zeigt: "Je ne Raclette rien. 70 internationale Rezepte zum Dahinschmelzen" ist 2019 in dritter Auflage erschienen. Das Kochbuch präsentiert 70 Rezepte, die nicht - wie man das vielleicht erwarten möchte - nach Vorspeise, Hauptgang und Dessert sortiert sind, sondern nach ihrer Herkunft. Den Beginn macht Südamerika. Statt Schinken und Mais kann man also auch Nachos in der kleinen Pfanne zubereiten, sogar mit Käse überbackenes Chili con Carne könnte man einmal wagen.

Deftig geht es auch in den USA mit Mac and Cheese weiter: Die vorgekochten Maccaroni kann man einfach in die Pfanne legen und mit einer vorher zubereiteten Käsemischung bestreuen. Pommes kann man zwar nicht in der kleinen Pfanne zubereiten, aber problemlos als Beilage reichen. Italienische Pfännchen mit Gnocchi gehen genauso wie französische mit Ratatouille oder schweizerische mit Spätzle. Auch Griechenland und der Orient können einiges zu einem ausgiebigen Raclette-Abend beitragen: Tabouleh oder Brotsalat, Moussaka oder Kebab-Spieße. Maria Panzer hat hier ein tolles Kochbuch vorgelegt: Empfohlen sei es allen, die das Raclette als Event lieben. Für sie werden sich unzählige neue Rezepte in diesem kleinen Bändchen finden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.01.2020
Polizei- und Ordnungsrecht
Gusy, Christoph

Polizei- und Ordnungsrecht


sehr gut

xDas Polizei- und Ordnungsrecht gehört zum Standardwissen für das juristische Examen. Umso wichtiger ist eine gute Einführung, auch um die Struktur der Polizeirechts zu verstehen. Eine solche hat Christoph Gusy vorgelegt: "Polizei- und Ordnungsrecht" ist bereits in zehnter Auflage bei Mohr Siebeck erschienen. Gusy kann mit einer hervorragenden Struktur seines Lehrbuches deutlich überzeugen: Nach einführenden Bemerkungen behandelt er erst die Organisation der Polizei- und Ordnungsbehörden, dann die Aufgabe, Befugnis und die Frage nach dem richtigen Verantwortlichen. Insofern ist das Lehrbuch aufgebaut, wie es auch eine Klausur im entsprechenden Fachgebiet sein sollte. Auch das Ordnungsrecht, Fragen zur Vollstreckung und zum Kostenrecht kommen nicht zu kurz. Besonders hervorzuheben ist der Anhang des Bandes: Ein Repetitorium, bestehend aus sechs Fällen samt Lösung.

Eines aber muss man bedenken: Gusy legt ein Lehrbuch vor, das sich bundesweit an Leser richtet. Polizei- und Sicherheitsrecht aber steht in der Gesetzgebungskompetenz der Länder. Sicherlich gilt auf Bundesebene - etwa für die Bundespolizei - das Bundespolizeigesetz. Sicherlich gilt auf Bundesebene das Versammlungsgesetz; viele Länder haben von ihrer Gesetzgebungskompetenz keinen Gebrauch gemacht, ein eigenes Versammlungsgesetz zu erlassen. Für bayerische Studenten allerdings gilt hier das bayerische Gesetz - die Ausführungen im vorliegenden Lehrbuch können sicherlich sinnvoll sein, im Examen hat man aber eben auch mit einer bayerischen Klausur zum bayerischen Versammlungsgesetz zu rechnen. Im Polizeirecht gilt dies ja für alle Länder: Zu prüfen sind die landesrechtlichen Normen. Die allgemein gehaltenen Ausführungen in diesem Lehrbuch sind für das Verständnis sicherlich sinnvoll, ein Studium des Landesrechts allerdings können sie nicht ersetzen. Das gilt auch, wenn man berücksichtig, dass sich die Polizeigesetze sehr ähnlich sein dürften. Ähnlich, aber eben nicht gleich.

Das kann man nun dem Autor natürlich nicht anlasten: Er hat ein bundesweiten Lehrbuch vorgelegt. Landesrechtliche Normen von 16 Bundesländern können da schlicht gar nicht oder allenfalls in den Fußnoten und knappen Bemerkungen behandelt werden. Wer einen allgemeinen Überblick über die Materie wünscht, kann sich jederzeit an dieses gut geschriebene, verständliche und hervorragend übersichtliche Lehrbuch halten. Die Beschäftigung mit dem jeweiligen Landesrecht ersetzt es indes aber nicht.

Bewertung vom 22.01.2020
Eiskalte Hölle / Teresa Battaglia Bd.1
Tuti, Ilaria

Eiskalte Hölle / Teresa Battaglia Bd.1


ausgezeichnet

In einem kleinen Dorf, mitten in den Bergen Norditaliens, wird ein toter Mann gefunden. Seine Tötung: Grausam, die Augen sind ihm ausgerissen worden, seine Nase fehlt. Wer ist zu solch einer Tat fähig? Der Täter scheint keine Werkzeuge benutzt zu haben, der Mord ist das Werk seiner bloßen Hände. Kommissarin Teresa Battaglia beginnt zu ermitteln, begleitet von ihrem neuen, noch sehr unsicheren Kollegen. Die Ermittlern ist sich schnell sicher: Hier geht ein Serientäter vor, der kaum dazu in der Lage ist, menschliche Empfindungen nachzuvollziehen. Die Bewohner des Bergdorfes kooperieren kaum. Haben sie etwas zu verbergen? Kann es sein, dass sie nicht mitbekommen haben, wer da mitten unter ihnen lebt und mordet? Und wie hängt das alles mit einem Gespenst aus dem Wald zusammen, das ein kleines Mädchen immer wieder sieht? Kindliche Einbildungskraft oder Realität?

"Eiskalte Hölle" von Ilaria Tuti ist ein Thriller, der auf jeder Seite begeistert. Die Autorin entwickelt eine geniale Geschichte und versteht es, sie grandios zu erzählen. Schnell nimmt der Roman ein hohes Tempo auf und verliert es bis zur letzten Seite nicht. Kommissarin Battaglia überzeugt als Protagonistin, die für den Leser nicht zu durchschauen ist, eine ebenso zielstrebige wie einfühlsame Frau. Die Suche nach dem Täter wird zu einer Suche nach den Opfern - in mehrere Hinsicht. Am Ende steht ein Täter, über den die Autorin schreiben kann: "Er strahlte eine unglaubliche Stärke aus, die über die rein körperliche hinausging. Eine Lebenskraft, die man fast mit Händen greifen konnte." Ein ungewöhnliches Ende, das man als Leser nicht erwartet hatte, ein Roman, der in jeder Hinsicht überzeugen kann. "Eiskalte Hölle" ist der erste Roman der italienischen Autorin Tuti. Als Leser darf man nur hoffen, dass viele weitere folgen mögen.

Bewertung vom 19.01.2020
Riskante Rezepte
Bingül, Birand

Riskante Rezepte


ausgezeichnet

Bianca Veh hat eine außerordentliche Karriere hingelegt: Die berühmte Köchin schreibt Bücher, hat eine Fernsehshow und ein Sterne-Restaurant. Besser könnte es kaum laufen - bis eines Tages ein Richter in ihrem Restaurant stirbt. Bianca Veh braucht jetzt vor allem einen guten PR-Berater, Mats Holm steht schnell an ihrer Seite und versucht, sie aus der Schusslinie der Presse zu halten. Denn alle fragen sich: Starb der Richter an verdorbenen Lebensmitteln? Dieser Verdacht ist schnell aus der Welt, aber immer noch könnte der Skandal die Köchin zu Fall bringen: Wurde der Richter bewusst getötet oder sollte vielmehr der Köchin geschadet werden? Wie konnte ein solcher Mord unbeobachtet in eine professionellen Küche vorbereitet werden? Wenn Bianca Veh das eigentliche Ziel war: Wer könnte das tun? Der Exfreund? Die Konkurrenz? Mats Holm und sein Team stehen nicht nur in PR-Fragen zur Seite, sondern ermitteln am Ende gar den wahren Mörder.

"Riskante Rezepte" ist der zweite Fall für den PR-Ermittler Mats Holm aus der Feder von Birand Bingül, Autor und Redakteur beim WDR in Köln. Er überzeugt mit einer guten und spannenden Story, die bis zum Schluss Überraschungen bereithält. Vor allem aber kann Bingül mit seinen wohl durchdachten Protagonisten punkten - mit menschlichen Stärken und Schwächen, mit Begabungen und Fehlern. Ein sehr interessanter Ansatz, einen PR-Experten ermitteln zu lassen; ein Ansatz, den Bingül konsequent entwickelt hat und unterhaltsam präsentiert. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 13.01.2020
Die Vergessenen
Sandberg, Ellen

Die Vergessenen


ausgezeichnet

Als eine alte Münchner Dame mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert wird, überschlagen sich die Ereignisse: Irgendjemand scheint großes Interesse an den persönlichen Sachen der alten Frau zu haben. Sie scheint Akten zu besitzen, die einen einflussreichen und vermögenden Mann belasten könnten. Ihr Neffe macht sich auf die Suche nach den Akten - und muss sein Interesse mit dem Leben bezahlen. Wer hat ihn umgebracht? Wer musste die Unterlagen um jeden Preis verschwinden lassen?

Zwei Personen gehen gleichzeitig dieser Frage nach: Vera Mändler, Nichte der alten Dame, und Manolis, eine Mischung aus privatem Ermittler und Schlägertyp. Langsam klärt sich die Sache auf: Die alte Dame arbeitete zu Kriegsende in einer Einrichtung, in der gezielt kranke und behinderte Menschen getötet wurden. Nur: Was würden die Akten beweisen - Schuld oder Unschuld der Frau?

Ellen Sandberg erzählt in "Die Vergessenen" eine erfundene Geschichte, die in großen Teilen aber wahr sein könnte. Es geht um Verbrechen der Nationalsozialisten, die bis heute nicht im Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung stehen. Die Autorin überzeugt mit einer spannenden Geschichte, relevanten Themen, interessanten Protagonisten. Am Ende steht die Frage: Was eigentlich ist Gerechtigkeit?