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leserattebremen
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Berlin
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Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 18.06.2017
Cox
Ransmayr, Christoph

Cox


sehr gut

Cox ist englischer Automatenbauer und Uhrmacher und reist zum Kaiser nach China, weil er einen besonderen Auftrag hat. Er soll eine Uhr bauen, die das Leben eines Kindes nachempfindet. Dieser Aufgabe widmet Cox sich mit seinen Mitarbeitern mit voller Kraft, denn erst vor kurzem starb seine fünfjährige Tochter und so steckt er all seine Liebe in dieses Projekt. Doch bevor es fertig ist, entscheidet sich der Kaiser um, eine neue Uhr soll die Zeit eines zu Tode verurteilten messen können. Aber auch dieses Projekt kann er nicht abschließen, denn der Kaiser will von ihm eine ultimative Uhr, die die Ewigkeit misst, ein perpetuum mobile, dass niemals aufhört zu laufen. Cox ahnt, dass er sich mit diesem Projekt in Gefahr bringt, schließlich ist eigentlich der Kaiser Herr über die Zeit, doch verweigern kann er sich dem Auftrag auch nicht.
Christoph Ransmayr schreibt in seinem Roman „Cox“ eine sehr einfühlsame und stimmungsvolle Geschichte über zwei Männer, auch wenn nur Cox wirklich auftritt. Er ist geflohen vor der Verzweiflung zu Hause nach dem Tod seiner Tochter und trifft jetzt auf den zweiten großen Mann in dieser Geschichte, den Kaiser von China, ein Mann von so unglaublicher Macht, dass ein falsche Wort reicht, um sein eigenes Todesurteil zu unterschreiben. Zwischen diesen beiden Positionen schafft der Autor eine Spannung und gleichzeitig eine Art unheilvolles Gleichgewicht, das ich sehr faszinierend fand. Cox muss einem nicht unbedingt sympathisch sein, um sich vor der Handlung und der Konstruktion der Geschichte gefangen nehmen zu lassen. Bei all dem lässt der Autor uns zeitlos, denn dies ist kein wirklich historischer Roman, ich habe es eher als eine Art beispielhafte Erzählung empfunden.
Christoph Ransmayr hat mit „Cox“ einen herausragenden Roman geschrieben, der einen als Leser fesselt und bewegt und gleichzeitig nachdenklich macht. Ein tolles Werk, das ich jedem Lesefreund nur ans Herz legen kann.

Bewertung vom 09.06.2017
Vom Ende an
Hunter, Megan

Vom Ende an


ausgezeichnet

Während England von einer unglaublichen Flut heimgesucht wird, bekommt die Protagonistin ihr erstes Kind und damit beginnt für sie eine Odyssee. Die Flucht aus dem vertrauten Heim, der Verlust geliebter Menschen und dazu die Verantwortung, als unerfahrene Mutter für ihr neugeborenes Kind sorgen zu müssen, verlangen von ihr mehr, als sie jemals für möglich gehalten hätte, ertragen zu können.
Megan Hunter erzählt in „Vom Ende an“ so sprachgewaltig und beeindruckend von der namenlosen Protagonistin und ihrem Sohn Z, dass es mich sofort gefesselt hat. Sie braucht nur wenige Worte in dieser Novelle, um das absolut existentielle der Situation deutlich zu machen und gleichzeitig mit dem Fokus auf die Mutter-Sohn-Beziehung eine ganz besondere Geschichte zu schaffen. Dies ist eben kein herkömmlicher Katastrophenroman mit Endzeitstimmung, sondern eine sehr feiner Geschichte, die uns einen kleinen Blick in das Leben eines Menschen in einer Extremsituation werfen lässt. Ihre Situation ist nicht einmalig und in ihrem Umfeld passiert auch viel Furchtbares, doch wir als Leser sind eben mit ihr unterwegs und erfahren ihre Geschichte. Ich habe selten ein Buch einer Autorin gelesen, die so beeindruckend mit Worten und Sprache umgehen kann und noch im kleinsten Nebensatz so viele Emotionen transportiert.
Obwohl die Lektüre viel zu schnell vorbei war, hat mich das Buch sehr berührt und beeindruckt. Mir fällt nichts Vergleichbares ein, was ich bisher gelesen habe, am ehesten noch Kate Tempest mit „Worauf du dich verlassen kannst“, doch auch der Vergleich ist meiner Meinung nicht wirklich passend. Megan Hunters „Vom Ende an“ steht für sich allein, großartig, kraftvoll und berührend.

Bewertung vom 06.06.2017
Grand Prix / Bruno, Chef de police Bd.9
Walker, Martin

Grand Prix / Bruno, Chef de police Bd.9


sehr gut

Bruno ist Kommissar in einem kleinen Örtchen im Perigord in Frankreich. Als ein Mann im Ort an einem Herzinfarkt stirbt, wird er als einziger misstrauisch, schließlich soll der ehemalige Archivar an einem sehr lukrativen Auftrag gearbeitet hat. Zeitgleich finden in Saint-Denis eine Rallye und eine Oldtimerausstellung statt. Zahlreiche Fans von alten und teuren Autos finden sich hierzu im Örtchen ein. Bruno vermutet einen Zusammenhang, auch wenn er ihn zunächst nicht richtig erklären kann und etwas abgelenkt davon ist, dass er bei der Rallye plötzlich selbst als Beifahrer einspringen muss.
Dies ist bereits der neunte Fall für Bruno, Chef de police, doch der erste den ich gelesen habe. Besonders gut gefallen hat mir die Atmosphäre, die auf jeder Seite des Buches wirkt und einen sofort in den Bann zieht. Auch wenn dies kein hochspannender Thriller ist, bei dem man atemlos nach Mördern sucht, hat mir Martin Walkers Roman „Grand Prix“ ausgesprochen gut gefallen. Die Figuren sind sehr gut beschrieben und einem beim Lesen sehr nah, auch wenn die zahlreichen vorhergehenden Liebesgeschichten des charmanten Bruno für mich nicht immer nachvollziehbar waren. Doch die ganze Geschichte zieht einen mit einer besonderen Stimmung an und lässt einen nicht mehr los, am liebsten hätte ich mich selbst sofort mit Bruno und Fabiola an einen Tisch auf dem Markt gesetzt und mit ihnen ein Glas Wein getrunken, so freundschaftlich verbunden habe ich mich allen Figuren beim Lesen gefühlt. Martin Walkers Krimi zeichnet etwas aus, was vielen anderen fehlt, nämlich ein feines Gefühl für Atmosphäre und besondere Situationen und Figuren, die einen als Leser einbinden.
„Grand Prix“ von Martin Walker war mein erster Fall von Bruno, hat mich jedoch vollständig überzeugt. Der Stil des Autors ist wunderbar farbenfroh und detailreich und die Lektüre hat mir einfach nur Freude bereitet.

Bewertung vom 31.05.2017
Pasta & Sauce aus 1 Topf
Perrin, Emilie

Pasta & Sauce aus 1 Topf


gut

One Pot Pasta ist ein echter Trend und verspricht tollen Geschmack bei wenig Abwasch. Die perfekte Kombination für alle die berufstätig sind oder auch wenig Kocherfahrung haben. Die Aufmachung dieses Buches ist sehr schön und man findet schnell was man sucht. Dass am Ende alle vegetarischen Rezepte zusammengefasst sind, fand ich sehr praktisch, so kann man gleich gezielt dort nach Ideen suchen. Auch eine schöne Übersicht über verschiedene Nudelarten beinhaltet das Buch, was ich sehr positiv finde.
Die Rezepte selber jedoch waren für mich etwas enttäuschend. Nicht klar geworden ist mir auch, welche Zielgruppe das Buch nun so recht verfolgt. Für Leute die viel kochen, ist es vielleicht nicht schlimm, wenn verschiedene Zutaten auf der Zutatenliste gar nicht aufgeführt werden und Vorwissen vorausgesetzt wird. Doch wenn in dem Rezept nirgends Öl oder ähnliches auftaucht und ich dann etwas anbraten soll, finde ich das nicht schlüssig. Auch soll man beispielsweise für die Nudeln Försterin Art (s. Bild), Zwiebeln, Knoblauch und Pilze ohne jegliche Flüssigkeit über zehn Minuten dünsten. Bis dahin wären die Zwiebeln jedoch völlig schwarz, daher habe ich beim Kochen eigenmächtig Olivenöl und etwas Weißwein hinzugefügt und die Zeit auf fünf Minuten verkürzt. Das Gericht ist dann auch sehr lecker geworden. Allerdings sind für meinen Geschmack zu viele schwere Gerichte in dem Buch, bei denen mit viel Sahne am Ende die Soße produziert wird. Dies erscheint mir etwas veraltet und ich hätte mich über mehr leichte Rezepte gefreut. Und wenn ich für die Pasta Primavera den grünen Spargel zehn Minuten extra vorkochen muss, ist er erstens nur noch matschig wenn das Gericht fertig ist, und zweitens habe ich dann am Ende definitiv keine „One Pot Pasta“.
Alles in allem war ich etwas enttäuscht von dem Buch, für Leute die viel Kochen sind die Rezepte zu einfallslos und für jemanden, der sonst nie kocht, sind zu viele Arbeitsschritte einfach als selbstverständlich vorausgesetzt oder Angaben nicht nachvollziehbar.

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Bewertung vom 30.05.2017
Als wir unbesiegbar waren
Adams, Alice

Als wir unbesiegbar waren


sehr gut

Vier Jugendliche und ihre Träume: Am Ende ihrer Uni-Zeit erträumen sich die Freunde Eva, Benedict, Sylvie und Lucien nur die wunderbarsten Dinge für die Zukunft. Geld verdienen, die Welt verbessern, ihre Träume leben, all das sollte doch kein Problem sein. Doch über die Jahre stellen sie fest, dass ihr Leben nicht so planbar ist, wie sie dachten und die Träume nur Luftschlösser waren, die sie nicht weiterbrachten und auch nicht glücklich gemacht haben.
Alice Adams hat mit „Als wir unbesiegbar waren“ ein wunderbares Buch über ein Lebensgefühl geschrieben, das wohl jeder kennt. Diese unbegrenzten Möglichkeiten, die in jungen Jahren vor einem liegen, wirken so verheißungsvoll wie sie täuschend sind. Sie hat vier sehr unterschiedliche Figuren, die durch eine enge Freundschaft verbunden waren, auf sehr unterschiedliche Lebenswege geschickt, wodurch das Buch äußerst kurzweilig und spannend wird. Nicht alle sind die ganze Zeit sympathisch und nicht jedem Weg würde man als Leser selber gerne folgen, doch Adams schafft ein Netz, das einen mitnimmt in das Buch und einen die ganze Zeit gefangen nimmt. Der Stil der Autorin ist dabei wunderbar fließend und die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Episoden finde ich sehr gut gewählt. So bleibt der Leser die ganze Zeit am Ball und hat viel Freude bei der Lebensreise von Eva, Benedict, Sylvie und Lucien.
Mir hat „Als wir unbesiegbar waren“ ausgesprochen gut gefallen, weil viele Gefühle und Erfahrungen für mich sehr nachvollziehbar und glaubhaft beschrieben waren. Dadurch entsteht die nötige Nähe zu den Figuren, die meiner Meinung nach wichtig ist, um bei einer Geschichte wirklich gerne länger zu bleiben. Daher kann ich diesen Roman von Alice Adams gerne allen empfehlen, die sich noch einmal daran erinnern wollen, wie es war, voller Träume ins Leben zu starten um dann festzustellen, dass man Jahre später vielleicht nicht dort ist, wo man hin wollte, aber dennoch an einem sehr schönen Platz im Leben angekommen ist.

Bewertung vom 26.05.2017
Ich, Eleanor Oliphant
Honeyman, Gail

Ich, Eleanor Oliphant


ausgezeichnet

Selten habe ich so ein bewegendes und voller Liebe zur Hauptfigur steckendes Buch gelesen wie „Ich, Eleanor Oliphant“. Eleanor ist anders als alle Menschen, die sie kennt. Sie geht nicht aus, sie macht keinen Smalltalk, sie hat keine Freunde. Sie ist der einsamste Mensch, den man sich wohl vorstellen kann, doch sie kennt es gar nicht anders. Als Eleanor sich jedoch verliebt, kommt sie ganz langsam aus ihrem Schneckenhaus hervor und stellt sich der Welt, die so beängstigend für sie ist.
Eleanor Oliphant ist ein besonderer Mensch mit besonderen Erwartungen an das Leben und die Menschen, die sie trifft. Warum das so ist, sollte jeder Leser selbst langsam herausfinden. Gail Honeyman führt einen langsam an Eleanor heran und obwohl sie so speziell ist, wächst sie einem ans Herz und lässt einen von der ersten Seite an nicht mehr los. Man muss sich auf ihre Weltsicht einlassen und akzeptieren, dass man eben erst einmal nicht weiß, warum sie zu diesem Menschen geworden ist. Stück für Stück entblättert sich dann vor einem das unglaubliche Leben von Eleanor Oliphant und wie es sie in diese Situation getrieben hat. Sie scheint völlig unfähig zur Kommunikation und wird von allen als verrückt und schrullig wahrgenommen, was sie nicht so ganz versteht, aber akzeptiert. Auf unglaublich anrührende Weise beschreibt die Autorin, wie sie sich Stück für Stück in die Welt hinauswagt, wie ein Kind, das erstmals alleine läuft wirkt es fast. Dabei steht ihr zum Glück ein Mensch zur Seite, der ihr zeigt, was Freundschaft eigentlich bedeutet und dass man einen Menschen mögen kann, ohne Vorbehalte und ohne Gegenleistung. Eine völlig neue Erkenntnis für das zerstörte kleine Herz von Eleanor Oliphant.
Meiner Meinung nach ist Gail Honeyman mit „Ich, Eleanor Oliphant“ ein ganz außergewöhnliches Buch gelungen, das lange in einem nachhallt und einen beim Lesen völlig mitreißt. Ich werde Eleanor Oliphant sicher nicht so schnell vergessen und sie sollte allen Lesern eine Mahnung dafür sein, dass man Menschen eben nicht in Schubladen stecken sollte, ohne sie zu kennen, den jeder hat seine ganz eigene Geschichte.

Bewertung vom 23.05.2017
Backfischalarm / Thies Detlefsen Bd.5
Koch, Krischan

Backfischalarm / Thies Detlefsen Bd.5


sehr gut

Thies Detlefsens Töchter Telje und Tatje fahren mit der 10. Klasse ihres Gymnasiums auf Klassenfahrt nach Amrum. Doch schon auf der Überfahrt während eines Unwetters passiert auf der Fähre ein Mord und so muss Thies seinen Töchtern zügig hinterher, um zu ermitteln. Unterstützt wird er dabei im altbewährten Team von seiner Kollegin Nicole Stappenbeck aus Kiel. Bei seiner Frau Heike reicht das, um in ständiger Eifersucht auf die Kommissarin aus der Großstadt ständig bei Thies anzurufen, was nicht zum freundlichen Umgang miteinander beiträgt. Auch die bekannten Fredenbüller Größen aus der „Hidden Kist“ sind im neuen Buch von Krischan Koch wieder mit dabei. Die Ermittlungen könnten also auch im inzwischen fünften fredenbüller Krimi wieder äußerst turbulent werden.
Krischan Koch setzt in „Backfischalarm“ auf sein bewährtes Konzept von spannendem Mordfall und skurrilen Personen, was auch in diesem Fall wieder großartig aufgeht. Inzwischen sind mir Piet Paulsen, der Schimmelreiter und Imbissbesitzerin Antje richtig ans Herz gewachsen und mit dem Babysitten bei Nicoles Sohn Finn stellen sich ihnen bei diesem Fall durchaus neue und ungewöhnliche Aufgaben. Bei allem witzigen und abwegigen Umfeld fand ich den Kriminalfall an sich aber wieder sehr spannend gestrickt und nachvollziehbar, auch wenn Thies‘ ungeschicktes Auftreten die Ermittlungen oft eher erschwert als sie voranzubringen. Das weiß auch Nicole, die ihn dann regelmäßig zurechtweisen muss, was das Verhältnis der beiden schon sehr gut beschreibt.
Krischan Kochs Inselkrimi „Backfischalarm“ ist ein spannender und lustiger Krimi mit viel Lokalkolorit und tollen eigenständigen Charakteren, die die Story am Laufen halten. Die Lektüre macht immer wieder Spaß und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Krimi aus Fredenbüll.