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Benutzername: 
Glüxklaus
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Franken

Bewertungen

Insgesamt 576 Bewertungen
Bewertung vom 26.02.2022
Das Feuer / Keeper of the Lost Cities Bd.3
Messenger, Shannon

Das Feuer / Keeper of the Lost Cities Bd.3


ausgezeichnet

Aller guten Dinge sind drei - noch spannender und überraschender als die Vorgänger

„Ich glaube, du bist vielleicht die Einzige, die wirklich versteht, in welchem Chaos unsere Welt versinkt. Alle anderen - sogar mein Dad- wollen immer noch so tun, als wäre alles wieder völlig normal.
Aber du glaubst das nicht?
Ich glaube, es wird alles noch viel schlimmer, bevor es wieder besser wird.“

Sophie erhält alarmierende Nachrichten: Alicorndame Silveny zeigt sich in ihrem neuen Zuhause, der Zuflucht, völlig verstört und desorientiert. Sophie, die eine besondere Verbindung zu dem Tier hat, wird gebeten nach dem Rechten zu sehen. Doch sie kann keine Entwarnung geben, irgendjemand hat es auf Silveny abgesehen. Sophie soll zudem überraschenderweise Fintan, einen berüchtigten Mörder, treffen, so will es der Hohe Rat. Bei dem Treffen der beiden kommt es zu einer Katastrophe, in deren Folge Sophie einen schweren Fehler begeht und erneut gegen Regeln verstößt. Und wieder entscheidet der Hohe Rat, wie es mit Sophie weitergehen soll. Ob sie wie bisher mit Milde rechnen kann und auf der Foxfire-Schule bleiben darf?

Shannon Messenger erzählt gewohnt flüssig und verständlich in der ersten Vergangenheit. Nachdem ich mich nun schon länger mit der Elfenwelt befasse, sind mir die Begrifflichkeiten nun klarer, dennoch würde ich mir ein Glossar der wichtigsten Spezialausdrücke und eine Personenübersicht zur besseren Orientierung wünschen.
Das Buch richtet sich an ausdauernde Leserinnen und Leser ab elf Jahren, aber sicher auch an fantasybegeisterte Erwachsene.

Die Personenkonstellation ist ausgesprochen vielfältig. So vielfältig, dass ich als Leserin mitunter immer noch die Übersicht verlor. Die Übersicht über ihre Fähigkeiten verliert auch manchmal Hauptfigur Sophie Foster, sie hat es sehr schwer in der für sie immer noch neuen Welt der Elfen, die genausowenig die ihre ist wie die der Menschen. Sophie sieht sich trotz ihrer beeindruckenden Kräfte und Talente als „fehlgeschlagenes Experiment“. Da haben ihre neuen Eltern Grady und Edaline alle Hände voll zu tun, sie zu stärken und für sie da zu sein. Sehr gut gefällt mir, wie die drei immer mehr Vertrauen zueinander aufbauen. Die Distanz ist Nähe gewichen, Sophie hat jetzt eine Familie. Und auch viele gute Freunde: Keefe, der mit seinen Eltern Schwierigkeiten hat und zu Hause wenig Wertschätzung bekommt, Dex, der in der Elfenwelt wegen der „unpassenden“ Verbindung zwischen seinem Vater und seiner Mutter einen schweren Stand hat und sich nach Anerkennung sehnt und die aus einer privilegierten Familie stammenden Geschwister Fitz und Biana, die erfahren müssen, dass doch nicht alles so eindeutig ist, wie es scheint.
Den Charakter Sandor, Sophies Beschützer, mag ich besonders. Auf ihn kann Sophie zählen, für witzige Momente sorgen immer wieder die Begegnungen Sandors mit Keefe.


Der dritte Band der Reihe lässt seine Leser noch viel tiefer in das Universum der Elfen eintauchen. Immer noch gibt es zahlreiche Geheimnisse, die gelüftet werden müssen, immer noch habe ich nicht jeden Aspekt genau erfasst, aber ich bin nun richtiggehend süchtig nach dieser Reihe geworden. Dass nun die glatte, perfekte Elfenwelt Risse bekommt, bringt extra Spannung und Würze in die Handlung. Auch unter den Elfen gibt es nun offensichtlich das Böse, aber wo und in wem es lauert, ist längst nicht klar. Das macht „Keeper of the lost cities - Das Feuer“ besonders faszinierend. Vor allem eine spezielle, sehr unerwartete Wendung hat mich geschockt. Dass eine Gesellschaft, die vorgibt und zu kontrollieren versucht, wen man aus Gründen der DNA lieben darf und wen nicht, nicht ganz unumstritten sein kann, wird immer deutlicher. Wie detailliert und komplex die Autorin die Parallelgesellschaft und ihre Eliten entworfen hat, beeindruckt mich. Und auch wenn die Elfen es nicht zugeben würden, haben die Elfen in ihrem Verhalten durchaus große Ähnlichkeiten mit den von ihnen so verachteten Menschen.
Ich würde mir nach wie vor

Bewertung vom 19.02.2022
Die weltbeste Dieb-Schreck-Falle / Emil Einstein Bd.2
Kolb, Suza

Die weltbeste Dieb-Schreck-Falle / Emil Einstein Bd.2


sehr gut

Ein spannendes Wettrennen und ein mysteriöser Diebstahl - fröhlich-bunte und aufregende Fortsetzung

Emil ist stolz, er darf jetzt mit seinem Erfindermobil in die Schule fahren. Doch als die nervigen Viertklässler Max und Moritz Emils Seifenkiste sehen, fordern sie ihn zu einem Wettrennen heraus: Emil in seinem Gefährt gegen die zwei Brüder auf ihren Rollern. Obwohl es nicht ganz fair ist, möchte Emil die Seifenkiste für den Notfall mit Superapfelsaft betanken, mit dem Treibstoff fährt sein Auto nämlich noch mal schneller. Doch dann klaut ein Dieb die letzte Flasche Apfelsaft. Emil will den Dieb unbedingt auf frischer Tat ertappen und dazu das Wettrennen gewinnen. Ob er sich da mal nicht zu viel vorgenommen hat?

Autorin Suza Kolb erzählt in flüssiger, kindgemäßer Sprache in der ersten Vergangenheit. Die Geschichte ist abwechslungsreich, lebendig und gut verständlich formuliert. Eine Besonderheit sind die wirklich hübschen, bunten Bilder von Anja Grote. Ihre Figuren sehen ausgesprochen niedlich aus. Die detaillierten, fröhlichen Illustrationen schaut sich bestimmt jedes Kind immer wieder gerne an.
Zum Vorlesen eignet sich die Geschichte für Kinder ab fünf Jahren.

Suza Kolb hat ganz unterschiedliche Figuren entworfen. Da ist zunächst der schlaue, umtriebige Emil. Er hat immer wieder die besten Ideen, könnte aber durchaus manchmal noch etwas frecher daherkommen, insgesamt wirkt er doch recht brav. Mit Hilfe seiner Tierübersetzungsmaschine, kurz TÜM, kann Emil seine Freunde die Maus Berta, den Kater Leonardo mit seinen italienischen Wurzeln und den Kauz Kauzi verstehen. Zum Glück ist Leonardo Vegetarier, Berta muss sich also nicht sorgen und auch Kauzi verspricht, Berta nicht zu fressen. Dass die tierischen Freunde auch mal Meinungsverschiedenheiten haben, ist nur natürlich und sehr unterhaltsam und amüsant. Eine tolle Figur ist auch die Nachbarin Frau Pfeifendeckel, die wenn sie nicht gerade verreist ist, immer Zeit für Emil hat. Dummerweise müssen Emils Eltern als Tierärzte nämlich ziemlich oft und viel arbeiten.

Ob Emil beide Missionen erfolgreich absolvieren wird? Die Suche nach dem Dieb wird witzig beschrieben, allerdings ist die Identität des Apfelsaftklauers keine große Überraschung. Etwas spannender ist da schon Emils Rennen gegen die Roller. Hier muss sich Emil wirklich etwas einfallen lassen.
Insgesamt ist „Emil Einstein- Die weltbeste Dieb-Schreck-Falle“ eine nette, solide Kindergeschichte, die Spaß macht. Kein absolutes Highlight, manchmal in der Handlung etwas zu konventionell und vorhersehbar, aber doch ein empfehlenswertes Buch für alle, die den ersten Band, Erfinder, Tiere und bunte, besondere Bilder mögen.

Bewertung vom 18.02.2022
Pumuckl Weihnachtsgeschichten
Kaut, Ellis

Pumuckl Weihnachtsgeschichten


ausgezeichnet

Adventskalenderhörbuch mit dem Pumuckl: lustig, aufregend und prall gefüllt mit weihnachtlicher Vorfreude

Als Kind habe ich ihn geliebt, den kleinen Kobold Pumuckl mit den roten Haaren. Doch leider kannte ich irgendwann all seine Abenteuer auswendig. Dachte ich. Jetzt ist er endlich zurück. Mit 24 nagelneuen Adventsgeschichten.
Der Pumuckl kann es gar nicht abwarten, bis endlich Weihnachten ist. Doch es dauert noch viel zu lange. Jeden Tag lernt der Pumuckl Neues in Sachen Weihnachten. Er bekommt einen Adventskalender, backt mit dem Meister Eder Zimtsterne, wartet auf den ersten Schnee, begleitet Eder beim Christbaumkauf, zur Kirche oder auf den Weihnachtsmarkt und legt sich auf die Lauer, um das Christkind zu sehen. Und natürlich möchte er unbedingt wissen, welches Geschenk er zu Weihnachten bekommt. Wie aufregend ist sie doch diese Weihnachtszeit!

Frei nach Elis Kaut erzählt Uli Leistenschneider abwechslungsreich, kindgemäß im typisch zeitlosen Pumuckl-Stil. Wie im Original lässt sie Meister Eder auch mal bayrisch fluchen.
Unvergessen Hans Clarin und Gustl Bayrhammer als Dreamteam und Stimmen von Pumuckl und Meister Eder. Sprecher Stefan Kaminski tritt daher in große Fußstapfen. Er macht seine Sache allerdings wirklich prima, verleiht Pumuckl das typisch Schrille und dem Eder einen netten, bayrisch-gemütlichen Einschlag. Stefan Kaminski spricht insgesamt sehr lebendig und angenehm, ihm hört man gerne zu.
Die 24 Geschichten lassen sich wie ein Adventskalender hören oder am Stück. Das Hörbuch richtet sich an Kinder ab vier Jahren, auch ältere werden aber sicher noch ihre Freude daran haben.

Wer kennt ihn nicht den Pumuckl? Er bleibt sich in diesem Geschichtenbuch selbst treu, ist aufgeweckt, frech, sehr neugierig und extrem willensstark, ja stur. Wenn er was will, dann muss er er es auch bekommen. Meister Eder hat alle Hände voll zu tun, mit Pumuckls Schabernack klarzukommen. Meistens geduldig setzt er seinem kleinen Mitbewohner Grenzen, zeigt ihm sanft, aber bestimmt und mit Humor, wenn er etwas falsch macht, ist aber immer auch bemüht, ihm eine Freude zu machen. Die Zwei passen perfekt zusammen, tun einander gut, lernen voneinander. Ohne Meister Eder geriete der Pumuckl zu oft in Schwierigkeiten und ohne Pumuckl wäre Meister Eders Leben viel langweiliger.

Pumuckl geht immer noch! Meine kleinen Mithörer und ich haben dieser lustigen, aufregenden, kurzweiligen und natürlich richtig weihnachtlichen Geschichtensammlung sehr gerne zugehört. Allen Pumuckl-Fans können wir diese Sammlung sehr ans Herz legen. Fast wie das Original.

Bewertung vom 18.02.2022
Signorina Vivaldi
Maatman, Verena

Signorina Vivaldi


ausgezeichnet

Vivaldis liebste Geigenschülerin und ihre Geschichte

„Du bist mit deinem Klang in die Tiefe meiner Seele vorgedrungen. Das wird auch bei deinen Kolleginnen so sein. Du wirst sie begeistern, Anna Maria.“

Als Säugling wird Anna Maria in dem venezianischen Waisenhaus Ospedale della Pieta gefunden. Das Mädchen wächst unter dem strengen Regime der Nonnen in ärmlichen Verhältnissen auf. Sie wünscht sich an Weihnachten 1702 nichts mehr als eine Familie. Ihr Wunsch geht im nächsten Jahr auf eine andere Art in Erfüllung. Der Priester Don Antonio Vivaldi arbeitet im Waisenhaus als Musiklehrer und erkennt sofort Anna Marias außergewöhnliches musikalisches Talent. Bald verzaubert das Mädchen auf der Geige all ihre Zuhörer. Vivaldi unterrichtet und fördert seine Schülerin und schreibt Kompositionen für sie. Doch immer wieder kommt es zu Unstimmigkeiten zwischen Vivaldi und der Mutter Oberin, die die besondere Beziehung zwischen Anna Maria und dem Komponisten mit Argusaugen beobachtet. Schließlich wird Vivaldi entlassen. Wie geht es für Anna Maria weiter?

Verena Maatmann schreibt angenehm, klar, flüssig und unkompliziert. Ihre Wortwahl ist sicherlich eher modern als zeitgemäß, aber die Geschichte ist dafür umso verständlicher und eingängiger zu lesen.

Die Hauptfigur Anna Maria kann einem nur leid tun. Sie erlebt Tragisches. Als Waise weiß sie nicht, woher sie kommt. Sie hat nie die Liebe einer Familie erfahren. Zwar gibt es auch im Heim Nonnen, die den Kindern Zuneigung entgegenbringen, doch fehlt es natürlich grundsätzlich an Geborgenheit. Anna Maria braucht dringend eine Person an ihrer Seite, die sie versteht, die ihr zuhört und die sie stärkt. Für die Musik empfindet Anna Maria eine besondere Liebe, in ihr Geigenspiel legt sie all ihre Gefühle. Sie ist ausgesprochen ehrgeizig, möchte durch ihre Musik überzeugen. Antonio Vivaldi drückt es so aus: „Aber du hast die Gabe mit deinem Spiel die Herzen der Menschen zu berühren, in ihnen Gefühle zu wecken, von denen viele vielleicht gar nicht ahnen, dass sie in ihnen schlummern.“
Einige Mitschülerinnen wie Faustina und Delia entwickeln sich zu engen Vertrauten für Anna Maria. Auch sie erleben traurige Schicksalsschläge.
Antonio Vivaldi ist ein echter Lichtblick, er kümmert sich innerhalb seiner Möglichkeiten um Anna Maria, nennt sie stets „Engelchen“. Anna Maria ist seine Muse, er behandelt sie wie eine Tochter. Mitunter wirkt der Komponist auch etwas abwesend, wie der Welt entrückt, was seine Charakterisierung für mich umso glaubwürdiger macht.

Auch wenn sicher viele Handlungsstränge fiktiv und historisch nicht ganz korrekt sind - wie die Autorin im Nachwort ausführlich erläutert - hat es die beiden Hauptfiguren Anna Maria und Antonio Vivaldi natürlich gegeben. Vivaldi „schwebt“ leise durch den Roman. Es war interessant, den Komponisten auf eine neue Art, als Förderer und zurückhaltende Vaterfigur kennenzulernen. Das Buch regt an, sich näher mit seiner wunderschönen Musik zu beschäftigen. Auch Anna Maria Dal Violin ist eine sehr faszinierende Figur. Ihre teils tragische Geschichte hat mich gepackt, mitgerissen und bis zum Schluss gefesselt. Ich habe durchgehend mit ihr gelitten. Ebenso war ich sehr angetan vom Schauplatz des historischen Venedigs. „Signorina Vivaldi“ kann ich allen, die historische Romane, klassische Musik und interessante Charaktere mögen, nur ans Herz legen. Nach „Frau Beethoven“ ein weiteres lesenswertes Buch der Autorin.

Bewertung vom 16.02.2022
Mein Freund Otto, das Blaue Wunder und ich
Lambeck, Silke

Mein Freund Otto, das Blaue Wunder und ich


ausgezeichnet

Zwei Freunde und eine spektakuläre Rettungsaktion - starke Geschichte mit Botschaft

Es könnte alles so schön sein. Es ist Sommer, die Sonne scheint. Matti und Otto freuen sich auf viele unbeschwerte Tage im Schwimmbad mit Schwimmen, Sprüngen vom Dreier, träumend auf der Decke liegend und natürlich Eis und Pommes. Doch dann kommt es ganz dicke. „Das Schwimmbad im Amselpark ist leider geschlossen. Wir danken für ihre Treue.“ steht auf dem Zettel an der Eingangstür des Bads. Unfassbar, finden Matti und Otto. Schließlich ist das Schwimmbad, das „Blaue Wunder“, die Antwort auf alle Fragen. Gegen die Schließung muss sich doch was tun lassen. Die Jungs entwickeln einen einfallsreichen, nicht ganz regelkonformen Rettungsplan, der nicht überall auf Zustimmung stößt. Ob sie Erfolg haben und das „Blaue Wunder“ retten können?

Silke Lambeck schreibt authentisch, erfrischend und unterhaltsam in Ich-Form aus Mattis Sicht. Ihre Sprache klingt so, wie Kinder in Mattis Alter eben reden. Die Geschichte lässt sich aufgrund des unkomplizierten, lebendigen Schreibstils flüssig vorlesen. Die Schrift ist normal groß gedruckt und dank des übersichtlichen Zeilenabstand und der großzügigen Ränder leicht zu erfassen. Kinder ab acht, neun Jahren werden die Geschichte selbstständig lesen können, zum Vorlesen eignet sie sich auch für jüngere Zuhörer. Einige wenige, recht schlichte, aber drollig- witzige Bilder sorgen für zusätzliche Motivation.

Die Figurenkonstellation ist abwechslungsreich und absolut gelungen. Da ist zunächst Matti, der im Grunde sehr genau weiß, was richtig und was falsch, was gerecht und was ungerecht ist. Um das Richtige zu erreichen, legt er manche Regel recht kreativ aus und ist nicht immer ganz ehrlich. Der aufgeweckte Junge kann ganz schön hartnäckig sein, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Mattis zuverlässiger Freund Otto ist weniger sportlich als Matti, hat aber mindestens so gute Ideen wie Matti. Dann gibt es noch Kioskbesitzer Hotte, der längst nicht so grummelig ist wie seine raue Schale andeutet und Mattis Ziehvater und Sportlehrer Torben, der besonders gerecht sein will und trotzdem manchmal ungerecht wirkt. Viele weitere Personen u.a. der Basketball-Star Micki Kolpitzki unterstützen die beiden Freunde. Lediglich Mitschüler Jan-Niklas, der sich oft aggressiv verhält, macht den Jungs immer wieder das Leben schwer.

Wird das „Blaue Wunder“ gerettet werden?
Mattis und Ottos Mission entwickelt sich unheimlich spannend. Die sympathischen, patenten Jungs muss man trotz ihrer Fehler einfach mögen, mit ihnen muss man mitfiebern. Nebenher stellt sich immer wieder die Frage, wie weit man für das Richtige gehen darf. Außerdem zeigt sich auf wunderbare Weise, dass es sich durchaus lohnt, sich für seine Wünsche und Träume einzusetzen. Gemeinsam kann man viel erreichen, wenn man es erstmal versucht und sich aufrafft. Man darf sich nur nicht entmutigen lassen. Nur wer aufgibt, hat schon verloren.
Ein unterhaltsames, mitreißendes und witziges Leseabenteuer über Freundschaft, gemeinsames Engagement und die Macht von vielen. Ein Buch für alle, die Sommer, Schwimmen und gute, originelle Geschichten mögen.

Bewertung vom 15.02.2022
Eure Leben, lebt sie alle
Hein, Sybille

Eure Leben, lebt sie alle


sehr gut

Von Frauen, die ins Schlingern geraten - ein unterhaltsames, kluges Buch über die Krisen des Lebens

„Wünsche müssen überkandidelt sein. Vermessen. Extrem kompliziert zu erfüllen. Sonst setzt sich keine Fee in Bewegung, sonst kann man es gleich selber machen.“

Vor fast zwanzig Jahren starb Musiker Jonas bei einem Unfall. Seine Mutter Marianne und seine vier Freundinnen Ellen, Luise, Johanna und Freddy blieben zurück. Auch heute halten die Frauen noch Kontakt und jede hat ihre eigenen Probleme: Marianne vergisst immer mehr, Ellen hadert mit ihrem Comeback als Musikerin und manchen anderen Entscheidungen, Freddy hat Geldsorgen und muss ihren Vater enttäuschen, Luises Familie will nicht so, wie sie will und Johanna verabschiedet sich einmal mehr von ihrem aktuellen Leben. Diesmal für immer?

Sybille Hein schreibt klar, direkt und sehr bildhaft. Ihr besonderer Schreibstil imponiert mir. Die Autorin bringt es mit vielen wahren, klugen Sätzen und Vergleichen auf den Punkt. So trägt Freddy beispielsweise schwere Schuhe, „die sie am Boden hielten, damit Eindrücke, Gedanken, Schlussfolgerungen - das ganze schlaue Gefecht, das fortwährend in ihrem Kopf tobt - sie nicht davontragen konnten.“ Hein erzählt abwechselnd aus der Perspektive von Marianne, Freddy, Ellen und Luise. Anfangs fiel es mir noch schwer, die einzelnen Frauen voneinander zu unterscheiden. Da kamen doch sehr viele Personen zusammen, die anfangs alle etwas zusammenhangslos und isoliert wirken. Doch mit jeder weiteren „Runde“, in der die jeweils neuen Entwicklungen aus der Sicht der Figuren geschildert werden, wurden die Personen und ihre Lebensumstände verständlicher.

Fünf ganz unterschiedliche Frauen stehen hier im Mittelpunkt, eine Art Schicksalsgemeinde.
Da ist Marianne, die „Wundertütenpersönlichkeit“ die wichtige Bezugspersonen im Leben verloren hat, nicht nur ihren Sohn, und die immer tapfer weitergemacht hat, ohne sich unterkriegen zu lassen. Doch jetzt verliert sie ganze Momente, hat Aussetzer.
Ellen arbeitet als Therapeutin, weiß genau, was bei anderen schiefläuft, könnte eigentlich zufrieden sein, „läuft aber aktuell selber nicht ganz rund“ und ist auf dem besten Wege, selbst in Schieflage zu geraten.
Lektorin Freddy kann mit Sprache umgehen, hadert mit ihrer Einsamkeit, ihrer Körperfülle, ihrer Kinderlosigkeit und damit, ihrem Vater nicht das bieten zu können, was er braucht. Freddy weiß: „Aber wir können nicht alle immer nur Opfer sein! Es muss Menschen geben, die für ihre selbst verzapfte Scheiße Verantwortung übernehmen. Und diese Menschen können nicht immer nur so arme Würste sein wie ich.“
Luise fokussiert sich nur auf ihre Kinder, weiß, was für ihre Familie gut ist, aber die weiß es nicht zu schätzen.
Auch Johanna hat ihr Leben verpfuscht und liegt nun im Krankenhaus.
Die Figuren werden zwar gehörig überzeichnet, sind aber dennoch nachvollziehbar. Manche mehr, manche weniger sympathisch.

Auch wenn für mich der große ganze Zusammenhang am Ende noch etwas deutlich hätte werden können, hat mich Sybille Hein mit ihrem Roman erreicht. Menschen erleben Krisen, machen Fehler, biegen wie die Hauptfiguren einmal falsch ab oder werden von anderen von der Straße gedrängt. Aber Leben finden nicht unabhängig statt, berühren andere und können auch immer wieder auf die richtige Spur gebracht werden.
Auch wenn der rote Faden, noch stellenweise etwas roter und leuchtender hätte sein können, hat mich „Eure Leben, lebt sie alle“ unterhalten und zum Nachdenken und Schmunzeln gebracht. Ein kurzweiliges, melancholisches, trauriges, hoffnungsvolles und kluges Buch.

Bewertung vom 15.02.2022
Wo ist NRG? / Alien Academy Bd.2
Till, Jochen

Wo ist NRG? / Alien Academy Bd.2


ausgezeichnet

Galaktisch geniale Reihe, galaktisch geniale Fortsetzung

NRG ist verschwunden, sein Platz in der Schule bleibt leer. Und das ausgerechnet, nachdem Cody und er herausgefunden haben, dass der Unfall, nach dem alle Schüler der Alien Academy ihr Gedächtnis verloren haben, in Wirklichkeit nie stattgefunden hat.
Cody und seine Freunde von der Schule machen sich auf die Suche nach NRG. Ob sie ihn rechtzeitig finden und ihn vor Schlimmerem bewahren können?

Autor Jochen Till schreibt gewohnt überzeugend: flüssig, gut verständlich und sehr witzig. Seine Wortschöpfungen wie „Schlabobbel“ für das universelle Grundnahrungsmittel auf Paras, Knowitall für einen allwissender Roboterlehrer oder Schlipibox für ein stilles Örtchen sind wunderbar originell und bringen immer wieder zum Lachen. Raimund Freys charakteristische, blau-weiß-schwarze, comicartige Bilder passen sehr gut zur Geschichte. Das Buch eignet sich zum Selberlesen für Mädchen und Jungen ab neun Jahren, lässt sich aber auch prima noch jüngeren Kindern vorlesen.

Die Hauptfiguren stellen eine ganz eigene intergalaktische Supperheldentruppe dar. Auf dem Vorsatzpapier werden alle Mitglieder in einer kurzen Übersicht vorgestellt. Da ist zunächst Cody, der nicht aufgibt, die merkwürdigen Unstimmigkeiten auf Paras aufklären zu wollen. Sein bester Freund Brocken ist ein Gigant, der seiner riesenhaften Gestalt zum Trotz vor allem Angst hat, Technik-Roboter Tool kann fast alles, der liebenswürdige Tripto überzeugt mit seinen freundlichen Worten und seiner Kletterkunst, Darius hat Sprengkraft, Loff verträgt keine Trockenheit und ist im Wasser unschlagbar, Flaffy ist zu flauschig für diese Welt, kann aber auch ganz schön kratzbürstig sein, NRG ist ein Genie und Lehrer Knowitall macht seinem Namen alle Ehre. Dieses phantastische Team kann gemeinsam allerhand schaffen. Ob es auch herausfindet, was es mit dem neuen, sehr verdächtigen Mitschüler Yomumo auf sich hat?

Wo steckt NRG bloß? Auf der Suche nach NRG lernen die Freunde ihre Umgebung auf Paras ein bisschen besser kennen. Und ihr Ausflug gestaltet sich alles andere als langweilig. Superspannend natürlich die Frage, ob sie ihre Mission erfolgreich beenden. Immer wieder kommt es dabei zu zahlreichen unterhaltsamen Momenten mit schräger Situationskomik und vielen Running Gags: Darius, der gerne brachial und gründlich vorgeht, Knowitall mit seiner vermutlich angemessenen Überheblichkeit und seinen einzigartigen Wortkorrekturen, Tool, der für alles eine Lösung hat und natürlich Flaffy, in dessen Gegenwart Cody nur noch an Flauschigkeit denken kann und der sich manchmal recht ähm.. unkonventionell verhält. Nebenbei erfährt man viel Wichtiges und Interessantes, wie beispielsweise die Farbe von Körperausscheidungen der unterschiedlichen Aliens oder dass der Umgang der Parasiten untereinander dem der Menschen gar nicht so unähnlich ist. Auch der zweite Band der Reihe „Wo ist NRG“ ist ein genial komischer, origineller, phantastischer Volltreffer. Wer gute Geschichten mit viel Humor mag, sollte sich diese Reihe unbedingt gönnen.

Bewertung vom 13.02.2022
Keine bösen Tiere - Das etwas andere Tierbuch für Kinder ab 7 Jahren
Corrigan, Sophie

Keine bösen Tiere - Das etwas andere Tierbuch für Kinder ab 7 Jahren


ausgezeichnet

Fakten statt Vorurteile - ein motivierendes, erfrischendes Tiersachbuch der etwas anderen Art

Schwarze Katzen bringen Pech? Schweine schwitzen? Elstern stehlen? Ratten sind eklig? Und Wiesel besonders fies?
Manche Tiere haben mit einem ziemlich schlechten Image zu kämpfen. Aber stimmt das alles wirklich, was so über sie erzählt wird? „Keine bösen Tiere“ geht den üblen Vorurteilen auf den Grund und liefert spannende Fakten zu 38 ganz unterschiedlichen Tieren mit schlechtem Ruf. Da geht es um Spinnen, Haie, Hyänen, Stinktiere, Motten, Füchse, Schweine, Opossums und viele weitere Tiere.

Nach einem kurzen Vorwort, das ausführt, dass viele Tiere längst nicht so schlecht sind wie ihr Ruf, wird auf einer Doppelseite jeweils ein Tier mit all seinen vermeintlichen schlechten Eigenschaften vorgestellt. Auf einem großen, bunten, aufregenden Bild treibt das jeweilige Tier sein Unwesen. Es sieht dabei fies, unangenehm oder sogar gruselig aus und kommt ziemlich schlecht weg. In Sprechblasen werden die herrschenden Vorurteilen gegenüber dem Tier zusammengefasst. Auf der nächsten Doppelseite sieht es dann schon aber ganz anders aus und es wird mit den Vorurteilen aufgeräumt. Das Tier zeigt sich optisch stark verändert, es ist viel niedlicher und weicher gezeichnet. Dazu werden zahlreiche Fakten aufgelistet, die darstellen, was das Tier alles besonders gut kann, warum es nützlich ist, welche Leistungen es vollbringt und was es so außergewöhnlich macht. Dabei erfahren die Leser oft Erstaunliches. Die kurzen Sachtexte sind gut verständlich, kindgemäß und erfrischend interessant formuliert, überhaupt nicht trocken und langweilig. Am Ende werden in einem Glossar Fachbegriffe und schwierige Wörter erläutert. Die Schrift ist angenehm groß gedruckt, es finden sich ganz verschiedene Schriftarten auf jeder Seite wieder. Eine abwechslungsreiche Gestaltung. Auch die vielseitigen, ausdrucksstarken Zeichnungen, die die unterschiedlichen Seiten der Tiere präsentieren sind wunderbar gelungen. Sie sind zwar nicht lebensecht, sondern eher comichaft, aber charakteristisch und treffend.
Das Buch regt aufgrund der übersichtlichen Textmenge auch Leseanfänger zum Lesen an. Es ist für Kinder ab sieben Jahren geeignet.

Dieses Sachbuch zum immer wieder drin Schmökern macht einfach Spaß. Es ist motivierend, originell, unterhaltsam, interessant, ja einfach spannend gestaltet und setzt bei den persönlichen Erfahrungen der Kinder an. Ein ganz besonderes Sachbuch, das aufklärt wie Tiere wirklich sind und nicht wie sie wahrgenommen werden. Auch Erwachsene werden hier sicher noch dazu lernen. Ich wusste beispielsweise weder, dass es eine Seeschnecke gibt, die wie ein Hase aussieht noch, dass Skorpione ein Jahr ohne Nahrung überleben können. An vielen Stellen wird immer wieder klar, welche Wunderwerke Tiere doch sind. Und gleichzeitig zeigt sich, dass es eben keine „bösen Tiere“ gibt. Hier zählen Fakten und keine Vorurteile.
Ein tolles, vielseitiges Buch für Tierfreunde. So macht Wissensvermittlung großen Spaß.

Bewertung vom 13.02.2022
Gemeinsam ist man besser dran
Deloy, Sylvia

Gemeinsam ist man besser dran


sehr gut

Unterhaltsamer Wohlfühlroman mit viel Romantik, Humor und sympathischen Figuren

„Es hätt noch immer joot jejange.“

Tilda ist wie Mutter Teresa. Statt um sich selbst zu kümmern, sorgt sie sich immer zuerst um andere wie um ihre Schwester Mia oder um ihre Mitarbeiter in ihrem gemeinnützigen Laden, denen sie eine zweite Chance bietet. Als Tildas Laden Flea Market, der in einer ehemaligen Knopffabrik untergebracht ist, einem Neubau weichen soll, hofft Tilda mit ihrem Geschäft im alten Theater gegenüber unterkommen zu können. Doch Noah Berger, ein ehemaliger Soapstar, kauft das Theater für sich. Tilda hat einen guten Grund, den etwas abgehobenen „schnöseligen Möchtegern-Schauspieler“ Noah unsympathisch zu finden. Doch dann lernt sie ihn näher kennen und blickt hinter die glatte Fassade..

Sylvia Deloys erzählt klar und flüssig in der ersten Vergangenheit und der dritten Person, ihr unkomplizierter Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Dass immer wieder von verschiedenen Personen im kölschen Dialekt gesprochen wird, macht die Geschichte sehr authentisch und lebensnah.

Schon in ihren vorhergehenden Romanen beweist Sylvia Deloy, dass sie ein Händchen für sympathische, einnehmende Protagonistinnen hat. Hauptfigur Tilda ist eine „Seelenöffnerin“, die es rasch schafft, das Vertrauen anderer zu gewinnen, die sich ihr gegenüber dann schnell öffnen. Tilda erinnert an die selbstlose Amelie aus ihrem Lieblingsfilm „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Sie kümmert sich darum, dass es anderen gut geht und vergisst dabei oft sich selbst. Aber wer kümmert sich um Tilda selbst? Aufgrund traumatischer Erlebnisse in ihrer Jugend hat Tilda das Vertrauen in sich selbst verloren und bräuchte dringend jemanden, der zu ihr hält und sie stärkt.
Noah Berger wirkt nur auf den ersten Blick selbstbewusst. In ihm drin sieht es ganz anders aus…Noah sucht noch das, was ihn wirklich glücklich macht.
Zur Figurenkonstellation gehören noch Katja, Tildas zuverlässige Freundin und Mitbewohnerin und Tildas wunderbar sympathische Mitarbeiter Helga und Cem. Vor allem die direkte Helga mit der traurigen Vergangenheit sorgt immer wieder für komische Momente. Mich hat beeindruckt, wie positiv sie trotz ihrer schweren Schicksalsschläge bleibt. Helga lässt sich einfach nicht unterkriegen.

Wieder einmal hat Sylvia Deloy einen wunderbaren, vielseitigen Wohlfühlroman geschrieben.
Es geht um Altlasten, Scheitern, erlittene Traumata, Familie, Freundschaft, Selbstfindung, aber auch um Heilung. Und natürlich kommt dabei auch die Romantik nicht zu kurz. Beim Versuch ihren Laden zu retten, rettet Tilda auch den ein oder anderen Menschen und vielleicht auch sich selbst? Gleichzeitig erfährt sie, dass Lieben auch heißen kann, loszulassen. Wieder einmal spielen Köln und seine typischen Bewohner in Deloys Roman eine bedeutende Rolle. Wer „Die fabelhaft Welt der Amelie“, Köln und unterhaltsame Liebesgeschichten mag, wird Tilda und „Gemeinsam ist man besser dran“ lieben.

Bewertung vom 10.02.2022
Heul doch nicht, du lebst ja noch
Boie, Kirsten

Heul doch nicht, du lebst ja noch


ausgezeichnet

Geschichte hautnah - ein starkes, wichtiges Buch

Im Juni 1945 ist der Zweite Weltkrieg endlich vorbei. Drei Kinder erleben das Kriegsende auf ihre eigene, ganz persönliche Weise. Jakob hat eine jüdische Mutter, die zwangsdeportiert wurde, er lebte die letzte Zeit versteckt und weiß zunächst gar nichts vom Kriegsende. Traute langweilt sich, sie möchte zu gerne bei den anderen Jungen mitspielen, doch die lassen sie nicht. Zu Hause findet Traute keine Ruhe, seit in die Wohnung Fremde einquartiert wurden. Hermann war früher in der Hitlerjugend, verehrte Adolf Hitler und hoffte auf den deutschen Sieg. Nun muss er sich mit der Realität auseinandersetzen. Die ist hart: Hermanns Vater hat im Krieg beide Beine verloren und ist nun ständig auf Hermanns Hilfe angewiesen.

Kirsten Boie schreibt nüchtern, schlicht, schnörkellos und klar, abwechselnd aus der Sicht ihrer drei Protagonisten im Präsens. Der Einstieg in die Geschichte erfolgt recht unvermittelt. Ich musste mich zunächst kurz orientieren, doch nach einigen Leseabschnitten konnte ich mich dann in die Handlung hineinversetzen. Die Geschichte richtet sich an Jugendliche ab 13 Jahren.

Die drei Hauptfiguren haben eine ganz unterschiedliche Perspektive auf das Kriegsende. Hermann wurden in der Hitlerjugend „deutsche Werte“ vermittelt, er war vollkommen überzeugt von Hitler und dem deutsche Reich. Von einem Moment auf den anderen soll alles, was für ihn unumstößlich sicher war, nicht mehr gelten. Sein Vater ist nun ein Krüppel, womit er sich nicht abfinden kann. Unter Vaters Zustand leidet natürlich seine ganze Familie. Hermann wirkt oft harsch und grob, aber eigentlich sehnt er sich nur nach Freiheit. Er hat Angst, für immer in der Pflicht zu stehen und nie von der Verantwortung für seinen Vater loszukommen.
Trautes Leben bietet keine Abwechslung. Traute hilft in der Bäckerei ihrer Eltern. Doch das ist keine Herausforderung für sie, Traute langweilt sich, fühlt sich einsam, sie wünscht sich den Umgang mit Gleichaltrigen und wieder in die Schule gehen zu dürfen, mehr Normalität. Gleichzeitig fühlt sie sich mit ihrer beengten Wohnsituation überfordert. Mit ihr hat es das Schicksal vergleichsweise noch „gut“ gemeint.
Jakob hingegen steht vollkommen allein und mittellos da, seine Eltern wurden ins Konzentrationslager geschickt. Dass er sich nun nicht mehr verstecken muss, ist völlig neu für ihn. Er hat keine Ahnung, wie es für ihn weitergehen soll.

Kirsten Boies neuestes Buch zeigt eines ganz deutlich. Der Krieg hat das Leben aller verändert. Die einen traf es wie Jakob und Hermann härter, die anderen wie Traute hatten mehr Glück. Aber niemand blieb verschont, jeder verlor Hoffnungen und Träume, musste sich umstellen. Hermann erinnert Jakob mit den Worten„ Heul doch nicht, Du lebst ja noch“ daran, dass es immer jemanden gab, den es noch schlimmer erwischt hat. Wie kann man sich da beklagen?
Was der Krieg wirklich für die einzelnen Menschen bedeutete, wird hier sehr anschaulich und sehr nachfühlbar offensichtlich. Geschichte erhält ein persönliches Gesicht, wird trotz des recht einfachen, nüchternen Schreibstils mit Gefühlen und persönlichen Schicksalen gefüllt. Der Krieg schrieb zigtausend verschiedene einzelne Geschichten, jede ist individuell. Hier werden einige erzählt. Geschichte ist immer komplex, nie schwarz oder weiß. Und für jeden, der nicht selbst betroffen war, ist es unmöglich, ein Urteil zu bilden. Niemand kann sagen, wie er in bestimmten Situationen reagiert hätte.
Das Buch eignet sich hervorragend zur Besprechung im Geschichtsunterricht. Es stellt neben bloßer Fakten deutlich dar, wie sich die Betroffenen wirklich fühlten, welche Herausforderungen es zu bewältigen galt, wie das Leben damals wirklich aussah.
Das Ende ist ein offenes, lässt Raum für Vorstellungen. Anfangs irritierte mich das und vielen Lesern wird es sicher ähnlich gehen, so kommt mir das Buch doch wie eine bloße Situationsbeschreibung, eine Momentaufnahme vor. Aber im Deutschland zur Stu

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