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Midnight-Girl
Wohnort: 
NRW

Bewertungen

Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2018
3 Zimmer, Küche, Mord
Minck, Lotte

3 Zimmer, Küche, Mord


ausgezeichnet

Neue Wohnung, neue Nachbarn, neue Vorsätze. Loretta will ihr Leben ändern, was beim Umzug anfängt und beim „sich nicht mehr in mörderische Angelegenheiten einmischen wollen“ aufhört. Schnell hat sie sich in ihrem neuen Heim eingerichtet, wird von den Mitbewohnern in die Gemeinschaft eingeführt – und findet eine Leiche. Das Schlamassel ist perfekt als ausgerechnet Kommissarin Küpper mit dem Fall betraut wird und Loretta spürt, dass sie weder ihre Neugier im Zaum noch ihre Neigungen bezwingen kann. Die Ermittlungen können beginnen…

Auch im tiefsten Ruhrpott muss mit unschönen Ereignissen gerechnet werden. Dabei hilft es dem Leser jedoch ungemein, wenn er Loretta Luchs in der Nähe wähnt, schließlich weiß er um ihre Fähigkeiten, die mit deutlich mehr Humor aufwarten als trockene Ermittlungen es könnten. Wer zum ersten Mal dabei ist mag zunächst skeptisch sein, kaum dass er die illustre Rund kennengelernt hat, doch schon bald offenbart sich auch Neulingen Lorettas Potential.

Dass ein nach außen bemüht ehrenwertes Haus die ein oder andere Leiche im Keller – oder auf der Bank – hat, ist offensichtlich. Was sich allerdings hinter den geschlossenen Türen wirklich abspielt, dafür reicht die eigene Vorstellungskraft womöglich nicht aus. Wie gut, dass Lotte Minck zur Stelle ist und aufzeigt was sonst nur im Verborgenen stattfindet. Unbedingt konzentrieren muss man sich auf die feinen, eingestreuten Nuancen, die den Unterschied zwischen Ernst und Witz ausmachen.

Obwohl explizit als „Krimödie“ ausgewiesen ist ein hohes Maß an Spannung enthalten, denn immer wieder kommt es zu unvorhersehbaren Ereignissen, die das gesamte Geschehen ordentlich durchrütteln und vor allem die eigenen Theorien in Wanken bringen. Bis zum Schluss ist daher alles möglich.

Mit gelungenem Wortwitz schafft es Lotte Minck ein weiteres Mal den Leser für sich einzunehmen und gleichzeitig ein Szenario zu entwickeln, das einerseits wie alltäglich daherkommt, aber andererseits ganz weit weg erscheint. Wie nah würde man sich selbst wohl an eine solche Situation herantrauen? Loretta jedenfalls nimmt die Zügel erneut in die Hand und startet Aktionen, die mitunter gewaltig ins Auge gehen können – aber dennoch extrem zur Erheiterung beitragen.

Bewertung vom 04.11.2018
Miese kleine Morde
Adler-Olsen, Jussi

Miese kleine Morde


gut

Lars, von seiner Frau als Langweiler betitelt und vor die Tür gesetzt, merkt schon bald, dass das Geld knapp wird und sich in seinem Leben unbedingt etwas ändern muss. Durch Zufall verfolgt er ein Gespräch, das ihm Möglichkeiten offenbart, die er wohl von selbst niemals in Betracht gezogen hätte. Soll er sich ein lukratives Geschäft wirklich durch die Lappen gehen lassen nur weil es gegen so ziemlich alles verstößt?

Auftragsmörder – wie wird man das eigentlich? Jussi Adler-Olsen zeigt in „Miese kleine Morde“ und mittels seines Hauptprotagonisten Lars einen Weg auf wie dieser Berufszweig womöglich zustande kommt. Dass es in einem solchen „Spiel“ diverse Variablen und mitunter auch Unbekannte gibt erscheint realistisch, manch anderer Aspekt mag zunächst weit hergeholt sein, doch bei genauerer Betrachtung stellt sich die Frage: Wer weiß das schon?

„Learning by doing“ ist Lars’ Motto. Er hat bisher nicht allzu viel Erfahrung auf dem Gebiet, aber durchaus Ideen, die ihm schon bald einen gewissen Ruf einbringen, wenn er auch selbstverständlich im Verborgenen agieren muss. Nichtsdestotrotz fragt man sich ein ums andere Mal wann seine Tarnung auffliegt, denn viele Situationen beinhalten Stolpersteine, die zwar für zahlreiche amüsante Momente beim Leser sorgen, dem Auftragskiller jedoch eine schweißnasse Stirn bescheren. Da kommt die fehlende Professionalität und Abgeklärtheit zum Vorschein.

Da man sich durchweg an Lars’ Seite befindet, hält sich der allgemeine Spannungsgehalt in Grenzen, die Frage nach dem Ende des Kurzkrimis drängt sich aber allemal auf. Es gibt schließlich einige denkbare Szenarien, doch mit dem hier vorliegenden hätte man wohl eher nicht gerechnet, eine absolut gelungene Überraschung.

Ein äußerst kreativer Seiteneinsteiger in einem nicht alltäglichen Beruf, mit Ansichten, die das Gelingen seiner Mission sofort in Frage stellen. So ist „Miese kleine Morde“ ein netter Appetithappen für zwischendurch, nicht mehr und nicht weniger.

Bewertung vom 28.10.2018
In der Nacht hör' ich die Sterne
Peretti, Paola

In der Nacht hör' ich die Sterne


ausgezeichnet

Mafalda weiß, dass es schon bald absolut dunkel um sie herum sein wird. Es ist unausweichlich, denn ihre Krankheit raubt ihr fast täglich immer mehr von ihrem Augenlicht. Mafalda ist auf diesem Weg glücklicherweise nicht alleine, sie erhält Unterstützung von vielen Seiten, dennoch möchte sie dieser Situation häufig einfach nur entfliehen.

Paola Peretti erzählt die Geschichte des Mädchens, die im Grunde ihre eigene ist, denn sie selbst leidet unter dieser seltenen Augenkrankheit. Sicherlich handelt es sich um fiktive Ereignisse, dennoch betrachtet man mit diesem Wissen das Geschehen aus einem anderen Blickwinkel. Da die junge Hauptprotagonistin selbst zu Wort kommt, versucht der Leser sich voll und ganz auf ihre Welt einzulassen, obwohl die eigene Vorstellungskraft häufig gar nicht so weit reicht.

Interessant und verwirrend zugleich sind Mafaldas Erlebnisse und ihre Sicht der Dinge. Mal hoch erhobenen Hauptes und hoffnungsvoll, manchmal aber auch zu Tode betrübt und melancholisch, ein Potpourri an Emotionen entfaltet sich mit jeder Seite, so dass ein regelrechter Sog entsteht. Auch wenn sicherlich einige Situationen sich bereits frühzeitig abzeichnen und vielleicht sogar als zuviel des Guten angesehen werden können, so ist man doch mit jeder Zeile froh darüber zu diesem wundervollen Buch gegriffen zu haben. Es heischt nicht nach Mitleid, sondern vermittelt eine Stärke, die zunächst nur von außen wahrgenommen wird und den Protagonisten selbst lange Zeit verborgen bleibt.

Gefühlvoll, mit einer absolut positiven Note versehen erreicht Paola Peretti die Leser und zeigt ihnen auf was sie trotz vollständig vorhandener Sehkraft vermutlich noch nie gesehen haben. Es lohnt sich einmal tiefer (in sich) zu blicken und die Oberfläche zu durchdringen, man wird überrascht, erstaunt und vielleicht sogar verwirrt sein, im Endeffekt aber mit Sicherheit klarer sehen.

Bewertung vom 28.10.2018
Ostfriesenfete
Wolf, Klaus-Peter

Ostfriesenfete


weniger gut

Als er von seiner ehemaligen Klassenkameradin Nadja eine Einladung zur „Loserparty“ erhält, überlegt Rupert lange, ob er zusagen soll. Schließlich könnte es sich um eine Falle handeln, vielleicht soll er vorgeführt werden, man weiß eben nie um die Gemeinheit und Hinterhältigkeit der Menschen. Er macht sich dann aber doch auf den Weg nach Langeoog, denn neugierig ist er allemal. Wer wird noch auf diese Party sein und welche Niederlagen zu berichten haben? Mit vielem hätte Rupert gerechnet, aber nicht mit einem Toten und damit, dass er nun die Ermittlungen aufnehmen muss.

In diesem Kurzkrimi koppelt Klaus-Peter Wolf eine seiner Figuren aus der bekannten Ostfriesen-Krimi-Reihe ab und lässt ihm eine etwas größere Rolle zuteil werden. Aber ob Rupert diese auch ausfüllen kann? Auf etwas mehr als 100 Seiten hat er nun Zeit sich von seiner besten Seite zu zeigen und dem Leser ein umfassendes Bild zu liefern. Vielleicht hat man ihn bislang einfach nur unterschätzt – sofern man die Reihe ansonsten auch verfolgt.

Auf Grund der Kürze hätte man eigentlich mit einem enormen Spannungsgehalt gerechnet, doch lange Zeit will sich nichts dergleichen einstellen. Vielmehr plätschert die Handlung vor sich hin, durchzogen mit durchaus humoristischen Begebenheiten, doch eher einer reinen Erzählung denn einem Kriminalroman folgend. Somit wird man mehr von der Hoffnung auf Steigerung angetrieben als von fesselnden Ereignissen. Der Mord ereignet sich zwar nicht überraschend, ist aber dennoch nicht auf den ersten Blick zu durchschauen. Da kommt es erstmals zu Regungen der Neugier sowie erwachender Ermittlerinstinkte. Fragt sich nur wer geeigneter ist des Rätsels Lösung zu finden – der Leser oder Rupert..

Zum Schluss geht alles ganz schnell, das Ende wartet dann auch tatsächlich noch mit Spitzfindigkeiten auf, die in der eigenen Theorie nicht unbedingt vorkamen. Nichtsdestotrotz ist man eher enttäuscht ob des kurzen Ausflugs mit Rupert nach Langeoog. Unter dem Aspekt eines Kurzkrimis wäre sicherlich einiges mehr an Potential vorhanden gewesen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2018
Greyzone - Staffel 1
Greyzone

Greyzone - Staffel 1


sehr gut

Wie hoch ist die Gefahr eines Terroranschlags in Skandinavien beziehungsweise wie weit sind die Vorbereitungen für einen solchen bereits fortgeschritten? Dass es dazu kommen soll scheint offensichtlich, als die schwedische Polizeibeamtin Eva während einer Kontrolle auf einen voll einsatzfähigen Raketensprengkopf stößt. Gemeinsam mit dem dem dänischem PET-Offizier Jesper soll sie die Sache schnellstmöglich und glimpflich in den Griff bekommen. Derweil gerät die Software-Ingenieurin Victoria in die Hände des Reporters Iayd, der seine eigentlichen Pläne erst nach und nach offenbart…

In „Greyzone“ wird ein Szenario entwickelt, das bereits bei erster Betrachtung in weiten Teilen eine gewisse Realitätsnähe aufweist. Terrorismus ist ein Aspekt der Gegenwart, da gibt es nichts dran zu rütteln. Die Frage inwiefern die dargestellten Ereignisse möglicherweise der Wirklichkeit entsprechen könnten steht durchweg im Raum. Eine Antwort darauf wird sich kaum finden, auch wenn man sicher ist, dass nicht alle Handlungsweisen – vor allem seitens der Ermittler – genau so vonstatten gingen.

Zu Beginn ist vom Zuschauer volle Konzentration gefragt, denn die Schauplätze und mit ihnen die Protagonisten wechseln immer wieder. Was zunächst für verschiedene Handlungsstränge gehalten werden könnte wächst langsam aber sicher zusammen und bildet ein großes Netzwerk, das allerdings noch immer nicht so recht zu durchschauen ist. Der einprasselnde Input muss nicht nur aufgenommen, sondern auch verarbeitet werden, so dass sich Zusammenhänge erkennen lassen und Verbindungen gezogen werden können. Trotz der Komplexität hegt man hin und wieder Zweifel am Spannungsgehalt des Geschehens, denn einige Handlungen scheinen nur als Lückenfüller zu agieren, ohne den eigentlichen Inhalt zu betreffen.

Mit der Zeit jedoch geht eine Wandlung vor sich, die man so nicht erwartet hätte. „Greyzone“ zieht den Zuschauer förmlich in seinen Bann und lässt tiefer blicken als so manche Serie zuvor. Bleibt nur die Frage mit welchem Ausgang man nach 10 Folgen zu rechnen haben wird, denn die Erfahrung zeigt: Alles ist möglich.

Bewertung vom 21.10.2018
Die toten Katzen von London
Billingham, Mark

Die toten Katzen von London


gut

DI Tom Thorne ist alles andere als begeistert als er erfährt, dass er einen Katzenmörder jagen soll. In London hat es jemand auf idyllische Wohngegenden und darin wohnhafte Haustiere abgesehen. Und wer weiß zu was der Täter noch fähig ist, wenn er schon die Tiere auf brutalste Weise tötet und verstümmelt. Hätte Thorne im Vorfeld geahnt was ihn erwartet, vermutlich wäre seine Einstellung eine andere gewesen…

Mark Billingham, eigentlich ein Garant für atemlose und actiongeladene Spannung von Anfang bis Ende, schafft es dieses Mal leider nicht den Leser sofort abzuholen. Der Einstieg gestaltet sich zu zäh, so dass nicht nur der Zugang zum Geschehen, sondern auch zu den Protagonisten fehlt. Die Länge beziehungsweise Kürze der Kapitel ist im Grunde genau richtig, um eine Handlung im Fluss zu halten und das Tempo zu beeinflussen. Doch beides geht schnell unter, da für den Leser keine rechte Grundlage geschaffen wird. Oftmals fragt man sich, inwiefern die dargelegten Ereignisse eigentlich für das Geschehen relevant sind.

Leider bleibt dieser anfängliche Eindruck relativ lange im Kopf des Lesers präsent, auch wenn man weiterhin versucht einen neutralen Blick zu behalten, um sich eines Besseren belehren zu lassen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Nichtsdestotrotz plätschert die Handlung vor sich hin, es fehlt an Überraschungsmomenten und fesselnden Ereignissen, die den Leser dazu animieren eigene Theorien zu ersinnen. Dem Schreibstil wiederum fehlt es an nichts, auf Grund seiner Leichtigkeit kommt man dennoch gut und locker durch die Seiten.

Wer die Zähne zusammengebissen und sich dem Projekt angenommen hat wird schlussendlich allerdings doch noch belohnt. Plötzlich tritt eine mehr als unerwartete Wendung ein, inhaltlich wie auch in der Umsetzung diverser Spannungselemente. Endlich wird das versteckte Potential freigesetzt, der Autor findet zu seiner alten Form zurück und der Leser ist mittendrin statt nur Zaungast. Auf wenigen Seiten wird ein Szenario dargestellt, das einem kalte Schauer über den Rücken jagt. Hätte man diesen Spirit von Beginn an zu spüren bekommen, hätte es sich hier schnell um ein absolutes Highlight handeln können, so aber bleibt im Gesamten nur eine solide Leistung zu erkennen.

Bewertung vom 21.10.2018
Das Tentakel-Spektakel / S.P.U.K. Sammler paranormaler Unregelmäßigkeiten Bd.1
Hutchison, Barry

Das Tentakel-Spektakel / S.P.U.K. Sammler paranormaler Unregelmäßigkeiten Bd.1


gut

Nichtsahnend sitzt Denzel in seinem Zimmer, als sich plötzlich in einer Ecke etwas Schwarzes formiert. Doch noch bevor er richtig darüber nachdenken kann was das für ein Ding ist, geschieht quasi alles auf einmal, ein Höllenlärm bricht los, die Wand explodiert und zwei Wildfremde stehen im Haus. Sie kommen von einer Organisation, deren Aufgabe – das Jagen von Geistern – sich für Denzel zunächst wie ein Witz anhört. Bald schon kommt er allerdings erneut mit den Sammlern paranormaler Unregelmäßigkeiten in Kontakt, ahnt dabei jedoch noch nicht in welche Schlamassel ihn dies führen wird…

Schon früh spürt man, dass Denzel eher zu der Sorte Menschen gehört, die kein Fettnäpfchen auslassen, so dass es nicht nur zu hochnotpeinlichen, sondern manchmal einfach nur unmöglichen Situationen kommt. In diesem Fall weiß man oft gar nicht, ob man nun lachen oder Mitleid haben soll. Doch der Grat zwischen absolut humorvoll und albern ist schmal, nicht immer gelingt dem Autor die Wanderung, so dass hier bereits zwiegespaltene Gefühle zutage treten.

Die Idee an sich klingt von Anfang an vielversprechend, in der Umsetzung hapert es vor allem zu Beginn. Es scheint als fände man das richtige Verhältnis zwischen den „Welten“ zunächst nicht, sämtliche Handlungen werden in die Länge gezogen oder übertreiben dargestellt, so dass auch der Leser mitunter verzweifelt, da er nicht genau weiß welche Anteile ernst gemeint sind. Hin und wieder kommt das Geschehen zudem zu „gewollt“ daher. Nichtsdestotrotz ist man nicht gewillt so leicht aufzugeben und – siehe da – es lohnt sich allemal. Denn urplötzlich wird sich zusammengerissen. Der Grundtenor, hauptsächlich die witzigen Aspekte, bleibt erhalten, man kann die Protagonisten jetzt allerdings zunehmend ernster nehmen und auch eine gehörige Portion Spannung erreicht den Leser. Somit wird man für den fast schon kläglichen Einstieg durchaus entschädigt.

Immer wieder kommt es zu Aktionen, die man so oder so ähnlich sicherlich voraussehen wird, gleichzeitig verstecken sich aber mindestens ebenso viele Überraschungsmomente innerhalb der Geschichte, so dass das Verhältnis weitestgehend ausgeglichen ist. Je tiefer man in die Materie eintaucht, desto mehr fragt man sich wieviel von dem Gelesenen möglicherweise der Realität entsprechen könnte. Um ein verrücktes Abenteuer zu erleben, muss man nicht unbedingt der eigentlichen Zielgruppe angehören. Und auch wenn der Start etwas mühselig war, so fragt man sich doch, was der nächste, bereits angekündigte, Band bringen wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2018
Tidetod
Kramer, Gerd

Tidetod


sehr gut

Er gibt seinen Opfern eine reelle Überlebenschance – seinen Berechnungen zufolge. Doch nach welchen Kriterien und mit welcher Motivation wählt er seine Mitspieler aus? Die Kommissare Flottmann und Hilgersen sind ratlos, denn es ist vollkommen unmöglich vorherzusehen wann und wo der Täter erneut zuschlägt. Konzentration und Schnelligkeit sind geboten, denn schon das kleinste Detail kann über Gelingen oder Scheitern entscheiden.

Der Leser wird sofort hineingeworfen in die erste „Überlebenschallenge“, die selbst aus der Entfernung betrachtet einfach nur ungeheuerlich ist. Was für ein Geist muss dahinter stecken, der diesen Irrsinn erdacht hat. Wo liegt sein Motiv und was hat er noch geplant? Obwohl man sich zeitweise an der Seite des Täters befindet und mehr Einblick in seine Gedankenwelt erhält als die Polizei, ist er doch nicht recht zu greifen. Es gibt zwar früh Verdachtsmomente, konkrete Beweise bleiben jedoch aus. Hat man sich also vielleicht doch auf die falsche Fährte führen lassen?

Wer mit Flottmann, Hilgersen, Gerber und Husum erst in diesem zweiten Fall in Kontakt kommt hat nicht das Gefühl, dass es ihm an Informationen mangelt oder etwas vorenthalten wird. Das Geschehen als solches ist in sich abgeschlossen, wichtige Ereignisse, vor allem die Entwicklung der Protagonisten und ihrer Beziehung zu- und untereinander, werden kurz aufgegriffen und in die Handlung integriert. Diese entwickelt sich zunehmen dynamischer und dramatischer, was sich zwangsläufig positiv auf die Spannungskurve auswirkt, bis es zu einem gewaltigen Showdown kommt.

Auch wenn das ein oder andere Ereignis möglicherweise vorhersehbar erscheint, wird man vom Geschehen in den Bann gezogen. Die perfiden Ideen schocken und faszinieren zugleich, man kann sich daher nur schwerlich losreißen. Bleibt abzuwarten welcher Charakter sich als Endgegner entpuppt und mit welcher Strategie die Kommissare ihm das Handwerk legen wollen. Sicherlich nicht der letzte Fall für die Husumer Kollegen.

Bewertung vom 21.10.2018
In Schönheit sterben / Robert Lichtenwald Bd.2
Ulrich, Stefan

In Schönheit sterben / Robert Lichtenwald Bd.2


sehr gut

Robert Lichtenwald hat sich entschieden endgültig in die Toskana überzusiedeln und München den Rücken zu kehren. Doch so recht gelingen will ihm der Start ins neue Leben zunächst nicht, da braucht es erst wieder einen Stein des Anstoßes von außerhalb. Schneller als er gucken kann ist der ehemalige Anwalt wieder einmal in einen Fall verwickelt, dessen Auflösung er entgegen strebt. Dieses Mal geht es um antike Kunst, genauer eine ominöse Statue, die wertvoll genug erscheint, dass ein Todesfall gebilligt wird. Lichtenwald und die Journalistin Giada Bianchi ahnen noch nicht mit wem sie sich da eingelassen haben…

Nach einem eher zögerlichen Start im ersten Band wirkt gleich der Einstieg dieses Mal weitaus gelungener. Zwar kann man noch lange nicht abschätzen inwiefern die dort befindlichen Informationen den weiteren Verlauf bestimmen, in Vergessenheit gerät das Gelesene jedoch nicht. Man tut gut daran nichts und niemanden zu unterschätzen, denn es warten einige Überraschungen auf dem Weg Richtung Ziel.

Obwohl Robert Lichtenwald seine neu gewonnene und selbstgewählte Freiheit relativ träge beginnt, schafft der Autor es, dies nicht auf die allgemeine Stimmung übergehen zu lassen. Vielmehr scheint die atmosphärische Darstellung kontinuierlich dagegen zu arbeiten, um etwas von ihrer Vitalität auf den Hauptprotagonisten übertragen zu können. Ob dies gelingt wird sich erst später zeigen, der Leser jedoch ist schon zu diesem Zeitpunkt positiv überrascht und gespannt auf den inhaltlichen Fortgang der Geschichte.

Die Kunstszene ist das Pflaster, dass Robert und Giada in ihrem zweiten Fall betreten. Die Frage die sich stellt: Haben sie sich im Vorfeld Gedanken über ihr Vorgehen gemacht oder laufen sie sehenden Auges in eine Katastrophe? Ambitioniert wie eh und je steckt die Journalistin ihre ganze Kraft in die Nachforschungen, dies kann jedoch nicht über eine gewisse Naivität hinwegtäuschen, die ihr ebenfalls zu eigen ist. Es ergeben sich daher nicht nur zwischen den Protagonisten diverse Reibungspunkte, auch der Leser ist nicht mit jeder Aktion einverstanden.

Stefan Ulrich zeigt die Schönheit Roms in sämtlichen Facetten, ohne zu verklären. Zugleich errichtet er einen Spannungsbogen, der über weite Teile gleichmäßig verläuft und den Leser einlädt an den Ermittlungen nicht nur teil zu haben, sondern ein Teil davon zu sein. Wobei man vor allem zum Ende hin durchaus froh ist nur an beobachtender Stelle zu stehen. Eine Steigerung im Vergleich zum ersten Band ist absolut erkennbar, Potential ist weiterhin vorhanden.