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Benutzername: 
CM94
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 884 Bewertungen
Bewertung vom 16.10.2023
Die Formel der Hoffnung
Cullen, Lynn

Die Formel der Hoffnung


ausgezeichnet

Ich liebe diese inspirierenden Bücher, die sich um eine zentrale, starke Frauenfigur drehen, die für die Wissenschaft brennt. Frauen in der Wissenschaft sind wahrlich keine Seltenheit mehr, werden aber trotzdem häufig noch distanziert beäugt. Ein großartiges Buch über ein bemerkenswertes Leben im Dienste der medizinischen Forschung.

Zum Inhalt: Dorothy ist nicht das typische Mädchen aus der Kleinstadt, dass ihre Mutter gerne in ihr gesehen hätte, denn sie will Ärztin werden. Und als Erwachsene bleibt sie auf diesem Gebiet lange Außenseiterin und Randfigur. Aber mit Beharrlichkeit und Ehrgeiz gelingt es Dorothy ihrem Ziel immer einen Schritt näher zu kommen.

Ich muss sagen, dass ich anfangs fast ein bisschen enttäuscht war, wie sehr Dorothy Randfigur in ihrer eigenen Geschichte ist und im Schatten ihrer erfolgreichen und gut vernetzten Kollegen steht. Aber sie mausert sich zu einer Expertin auf ihrem Gebiet, die mit ihren wissenschaftlichen Leistungen den Männern in nichts nachsteht, auch wenn ihr öfter Steine in den Weg gelegt werden.

Neben der Wissenschaft selbst und dem langwierigen Weg medizinischer Forschung wird hier auch wieder die soziale Rolle der Frau sehr anschaulich beleuchtet. Vor allem das Misstrauen und die Missgunst, die Dorothy vonseiten anderer Frauen entgegenschlägt, hat mich immer sehr betroffen gemacht.

Ein bisschen gestört hat mich, wie breit gefächert die Geschichte war. Das ist prinzipiell nichts schlechtes, hat aber immer wieder den Fokus von Dorothys Forschung abgelenkt. Trotzdem sehr kurzweilig und sehr interessant. Hätte locker noch länger über diese faszinierende Frau lesen können.

Eine tolle Geschichte über eine ehrgeizige Wissenschaftlerin, die sich der Heilung von Polio verschrieben hat.

Bewertung vom 16.10.2023
Love Will Tear Us Apart / The Stranger Times Bd.3
McDonnell, C. K.

Love Will Tear Us Apart / The Stranger Times Bd.3


ausgezeichnet

Groß war die Freude, als ich gesehen habe, dass es statt den angekündigten drei Bänden noch
mindestens einen vierten geben wird, denn dieses Buch ist definitiv nicht das Ende der Stranger
Times, auch wenn man schon merkt, dass der Autor hier viele Fäden auch aus vorangegangenen
Bänden endlich verknüpft. Das Buch war wieder ein herrliches Amüsement, gespickt mit Skurrilitäten
und altbekannten Schrulligkeit- ich liebs.

Zum Inhalt: Nach Hannahs Weggang von der Stranger Times sieht diese sich mit einer neuen
Stellvertretenden Chefredakteurin konfrontiert: die rüstige Betty mischt den Laden auf und sorgt
dabei für erhitzt Gemüter. Aber auch Banecroft ist nicht in Bestform und gibt sich der
sehnsuchtsvollen Suche nach seiner Frau hin, von der er überzeugt ist, dass sie nicht tot ist.
Währenddessen begibt sich Hannah auf eine Selbstoptimierung-Kur.

Was ich an dieser Buchreihe so liebe sind die irrsinnig witzigen Charaktere, die alleine, aber auch in
Kombination einfach großartig funktionieren und bei denen ich im Verlauf der Bücher auch eine
echte Entwicklung mitverfolgen konnte. So auch hier. Die übliche Besetzung der Stranger Times ist
für dieses Buch ziemlich aufgespalten und es ergeben sich neue Team-Konstellationen, die nicht nur
für Unterhaltung sorgen, sondern den Charakteren auch einiges abverlangen.

Zu Anfang dachte ich noch, wir haben in diesem Band zwei sehr verschiedene „Fälle“, die sich wohl
kaum miteinander verbinden lassen, aber dem Autor gelingt es vortrefflich, Querverweise zu
schaffen und ein stimmiges Gesamtbild zu kreieren, das nicht nur alle Handlungsstränge in diesem
Buch zusammenbringt, sondern auch Figuren und Ereignisse aus vorangegangenen Büchern aufgreift
und einen Bogen schlägt. Ich bin immer wieder überrascht, wie logisch mir die Handlung am Ende in
all ihrer Schrägheit erscheint.

Das Ende ging für meinen Geschmack fast ein bisschen zu schnell, nachdem beide Seiten so viel
vorbereitet und geplant haben. Natürlich gibt es ein großes, pompöses Finale, alles andere wäre auch
unter der Würde der Stranger Times, aber mir haben da einfach ein paar mehr Worte zu gefehlt. Da
ja nun doch noch ein vierter Band aussteht, hoffe ich, dass diese quasi nachgeliefert werden. Ganz
zum Schluss gab es dann auch nochmal einen kleinen emotionalen Moment, was für mich die
Geschichte gut abgerundet hat.

Es war wieder ein außerordentliches Lesevergnügen.

Bewertung vom 09.10.2023
Selbst in dunkelster Nacht / Liora & Kieran Bd.1
Kassemyar, Ali

Selbst in dunkelster Nacht / Liora & Kieran Bd.1


sehr gut

Dieses Buch ist ein fast schon uriger Liebesroman und Auftaktband einer Dilogie. Dementsprechend langsam entwickelt sich die Handlung, was ich teilweise schon als nervenaufreibend empfunden habe, weil die beiden Protas so um den heißen Brei herumreden. Mochte die Mischung aus tief empfundener Reue und Blick nach vorn.

Zum Inhalt: Seit dem Tod ihrer besten Freundin hat sich Liora in sich selbst zurückgezogen. Nur im Blumenladen fühlt sie sich wohl und behütet. doch dann taucht ihr neuer Kollege und Nachbar Kieran auf und stellt Liora Welt auf den Kopf. Doch auch er hütet Geheimnisse, die er niemanden offenbaren will- selbst Liora nicht.

Was ich total gerne mochte war das charmante Setting. Die Blumenladen-Kulisse, die Kleinstadt mit ihren schlichten Läden- das hat mir total gut gefallen und hatte direkt einen cozy Faktor. Damit steht es in starkem Kontrast dazu, wie dunkel und schwer die Themen sind, die die beiden Protagonisten belasten. Damit stellt das Buch eine interessante Mischung dar, da die Hürden, die der Beziehung im Weg stehen deutlich in den Vordergrund treten, statt nur Nebenhandlung zu sein.

Neben der Liebesgeschichte geht es auch viel um Freundschaft und Familie, Verlust und Zusammenhalt. Die Figuren funktionieren gut allein, brauchen aber einander um sich entwickeln und nach vorn blicken zu können, was mit gut gefallen hat. Es ist ein eher sanfter Liebesroman, ein vorsichtiges Annähern und Mut fassen, was sehr sympathisch wirkt.

Am Ende war ich ein bisschen frustriert vom Cliffhanger, will aber natürlich unbedingt den zweiten Band lesen um zu wissen, wie es mit Kieran und Liora weitergeht.

Bewertung vom 09.10.2023
Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
Scherzant, Sina

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne


ausgezeichnet

Zum Inhalt: Nach der Trennung ihrer Eltern ziehen Katha und ihre Schwester Nadine mit ihrer Mutter nach Dortmund. Katha versucht neben ihrer aufmüpfigen Schwester das unkomplizierte Kind zu sein, niemandem zur Last zu fallen und es allen recht zu machen. In Dortmund trifft Katha auf Angelique.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Katha erzählt, die sich als Scheidungskind mit neuer Stadt, neuer Schule, neuen Freunden und der neuen Freundin ihres Vaters auseinandersetzen muss. Es geht viel um ihre Gefühle und Gedanken, ihre Bemühungen sich anzupassen, unsichtbar zu sein und trotzdem zugehörig zu bleiben.

Das Buch bringt die Position von Katha in ihrer Familie und der Schule, sowie die Schwierigkeiten, denen sie sich stellen muss, so zwischen den Fronten ihrer Eltern gefangen, gut rüber. Man schwankt als Leser ziemlich zwischen Faszination, Verständnis und Schock. An einer Stelle sagt die Protagonistin sehr treffend, sie blicke auf die Reste ihrer Kindheit. Und genau das trifft für mich die Essenz des Buches, das Erwachsenwerden, vor den Scherben der Kindheit stehend und der Versuch mit den neuen Problemen klarzukommen.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und fand die Erzählstimme sehr passend zu den teils fast schon philosophisch tiefgründigen Gedanken von Katha. Tempo und Intonation sind sehr angenehm, sodass ich das Buch quasi in einem Rutsch gehört habe. Es ist definitiv ein Buch, das man nicht nebenbei hören kann, weil man sonst wahnsinnig viel verpasst. Der Charme des Buches liegt in der pointierten Wortwahl, den großen und kleinen Emotionsausbrüchen, den reflektierten Gedanken. Die Geschichte ist sehr bildlich erzählt, es werden detaillierte Szenen geschaffen, die den Leser in die Handlung versetzen.

Teilweise absolut unterhaltsame und gleichzeitig doch irgendwie fremdscham-belastete Szenen, wie das Aufeinandertreffen mit den Großeltern oder unbeholfen unangenehmes Gefummel, lockern die Handlung einerseits auf, verstören aber auch. Da merkt man erst, wie hart der Job als „Lebenshandwerkerin“ eigentlich ist. Katha ist in ihrer Verletzlichkeit, in ihrer Aufgewühltheit total nahbar. Wie eine Freundin, der man die Hand reichen will und ihr sagen, dass sie nicht immer stark sein muss.

Bewertung vom 09.10.2023
Glutspur / Liv Jensen Bd.1
Engberg, Katrine

Glutspur / Liv Jensen Bd.1


sehr gut

ich habe schon einige Bücher von Katrine Engbert gelesen und mag ihren Schreibstil, Sowie ihre spannungsgeladenen Plots immer sehr. Dieses Buch ist der Auftakt einen neuen Reihe, stellt aber einen abgeschlossenen Fall dar. Das Buch ist für mich ein klassischer Auftaktband, der viel für die weitere Reihe vorzubereiten scheint, wodurch die Haupthandlung etwas dröge auf der Strecke bleibt. An sich ein gut konstruierter Fall, der aber ein paar Längen hatte.


Zum Inhalt: überstürzt und ohne Rücksicht auf Verluste flüchtet sich Ex-Polizistin Luv nach Kopenhagen um in der Hauptstadt als Privatermittlerin zu arbeiten. Dort wird sie mit dem ungelösten Mordfall an einem Journalisten konfrontiert, der irgendwie mit der tragischen Familiengeschichte ihrer Vermieterin Hannah zusammenzuhängen scheint.

In Zentrum der Geschichte stehen die beiden Frauen, die jede für sich ihren eigenen Ermittlungen nachgehen. Bis zum Ende gibt es keine echten Schnittstellen zwischen diesen Handlungssträngen, außer dass beide Frauen im selben Haus leben. Ganz am Ende ergibt sich ein übergreifendes Gesamtbild, dass zwar recht vage, aber trotzdem stimmig wirkt. Es wird generell viel angedeutet, was die jeweiligen Familiengeschichten und Einzelschicksale betrifft. Da es sich um einen ersten Band handelt, kann ich nicht einschätzen inwiefern das weiter relevant ist, aber so hing viel ungesagtes in der Luft. Zwischen den Zeilen kann man so ziemlich alles essentielle rauslesen, aber die vielen Andeutungen und unkonfrontierten Konflikte waren nicht ganz so mein Fall.

Am eindringlichsten erzählt war die Geschichte von Ebba Leon. Diese kurzen Ausflüge in die Vergangenheit haben mir immer wahnsinnig gut gefallen und mich auch sehr berührt. Aber auch hier hatte ich das Gefühl, dass sich diese Nebenhandlung in der Schwebe befand und erst ganz zum Schluss einen groben Bezug zur Haupthandlung bekam.

Für einen Auftaktband ganz gut, um die Personen einzuführen und ein Gefühl für das Setting zu bekommen. Mir hat hier aber ein bisschen die Dynamik und fesselnde Spannung gefehlt, die ich sonst bei Katrine Engbert so mag.

Bewertung vom 09.10.2023
Mord im Christmas Express
Benedict, Alexandra

Mord im Christmas Express


sehr gut

Dieses Buch ist die perfekte Einstimmung auf die kalte Jahreszeit, da es mit dem Setting und den Agatha Christie Anspielungen Cozy Crimes Vibes abgibt. Gleichzeitig ist die Geschichte überraschend vielschichtig und ein starkes Statement für Solidarität unter Frauen. Hat mir richtig gut gefallen, gerne mehr davon!

Zum Inhalt: eigentlich wollte Roz schon längst bei ihrer Tochter in Schottland sein und sich gemeinsam mit ihr auf die Geburt ihres ersten Enkelkindes vorbereiten. Aber dann kam ein letzter Fall vor der Frühpensionierung dazwischen und nun ist es Heiligabend. Roz sitzt im Übernachtzug nach Schottland, das Wetter spielt verrückt und plötzlich gibt es einen Mord.

Die Geschichte ist voller bunter, eigenwilliger Charaktere, wie sie ganz wunderbar dem britischen Stereotyp entsprechen, dem sich auch Agatha Christie gerne bedient hat. Die Story ist ein bisschen an „Mord im Orient Express“ angelehnt und es gibt massig Querverweise zum berühmten Pendant.

Der Schreibstil ist eher ruhig, erfasst aber trotzdem auf subtile Art die Wesenszüge der unterschiedlichen Figuren und ihren Beziehungen zueinander. Roz nimmt kein Blatt vor den Mund, was ich sehr erfrischend und sympathisch fand. Die Geschichte ist zudem gespickt mit den Lebensweisheiten und Notizen von Roz Mutter, was ich absolut unterhaltsam fand. Generell sind ein paar schöne Zitate enthalten und zu gerne hätte ich eins von Rot Geheimrezepten gehabt.

Der Fall selbst ist gar nicht mal so spannend angelegt, die Geschichte dahinter war aber absolut überraschend und gut umgesetzt, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Thematisch daher für einen weihnachtlichen Krimi eher keine leichte Kost, für mich aber ein unerwartetes Lesevergnügen. Hat mir gut gefallen, auch wenn es nicht ganz so weihnachtlich war, wie erhofft.

Bewertung vom 08.10.2023
Der Botaniker
Craven, M. W.

Der Botaniker


ausgezeichnet

ch lese wirklich viele Krimis und Thriller und bin deshalb nurnoch selten wirklich überrascht und begeistert. Ich muss aber zugeben: bei diesem Buch habe ich jede einzelne Seite genossen, bis zum Ende mitgefiebert und war aufgrund der grandiosen Auflösung mehr als begeistert. Toll geplottet und perfide konstruiert.

Zum Inhalt: ein Gedicht und eine getrocknete Blume sind alles was die Opfer des Botanikers als Ankündigung bekommen, bevor er sie vergiftet. DS Poe und die geniale Analytikerin Tilly Bradshaw ermitteln, doch ein weitaus privaterer Fall hält sie ebenfalls auf Trapp.

Ich weiß garnicht welche dieser tollen Figuren mein Lieblingscharakter ist. Es war einfach unglaublich amüsant den schelmischen Interaktionen zu folgen, wie es sie nur zwischen Menschen gibt, die einander wirklich nahestehen. Und das macht die Figuren so greifbar und sympathisch.

Der Fall ist, obwohl sehr vielschichtig und komplex geplottet, gut strukturiert und sehr schlüssig erzählt. Das Gesamtbild setzt sich nach und nach zusammen und mir hat vor allem die wissenschaftliche Komponente hinter allem total gut gefallen.

Ich weiß nicht, ob ich das Buch einen Pageturner nennen würde, eher einen klugen und auf subtile Art spannenden Krimi, der durch seine clevere, pointierte Erzählweise auf ganzer Linie punktet

Bewertung vom 08.10.2023
Kein guter Mann
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


ausgezeichnet

Es gibt so Bücher, die wärmen das Herz und erfreuen die Seele, während sie einem das Pipi in die Augen treiben. „Kein guter Mann“ ist genau so ein Buch, das tief bewegt und noch lange nach dem Lesen nachhallt. Eine Geschichte über das Leben und darüber, das richtige zu tun.

Zum Inhalt: Walter ist Postangestellter. Und er nimmt die Regeln dieser Institution sehr ernst, wodurch er sich bei seinen Kollegen und Vorgesetzten nicht unbedingt beliebt macht. Als ein Streit mit einem Empfänger ausartet, wird Walter strafversetzt in die Christkindlfiliale. Und dort erhält er einen Brief, der sein Leben verändert.

Die Geschichte rund um Walter und seine besondere Freundschaft zu Ben ist sehr berührend. Ich liebe Geschichten über ungewöhnliche Freundschaften, aber dies ist auch die Geschichte über einen außergewöhnlich integeren Mann, der immer versuchte alles richtig zu machen und damit kläglich scheiterte. Das Buch ist unterhaltsam, mit pointiertem Witz, aber auch gespickt mit der Tragik eines Lebens.

Die Geschichte ist in zwei Zeitachsen erzählt und beleuchtet einmal Walters Werdegang zum grummligen Eigenbrötler und seine Gegenwart, in der er versucht, das Ruder nochmal rumzureißen. Es tut fast weh, Walter bei seinen Bemühungen und seinem Scheitern zuzusehen, gleichzeitig ist das Buch gespickt mit dem erbaulichen Brief-Verkehr, zwischen Ben und Walter, bei dem mir jedes Mal das Herz aufging. Insgesamt also eine ziemliche Achterbahnfahrt der Gefühle.

Dieses Buch ist eine wundervolle Geschichte über Freundschaft, Familie und die unberechenbare Ungerechtigkeit des Lebens. Ich liebe diese "grumpy old man hat eigentlich einen zuckersüßen, weichen Kern"-Story. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 08.10.2023
4 Nächte - Fürchte die Dunkelheit
Escher, Ben

4 Nächte - Fürchte die Dunkelheit


sehr gut

Für mich ist es nicht der erste Thriller von Ben Escher und weil ich seinen Schreibstil und Spannungsaufbau so mag, war ich sehr neugierig auf dieses Buch. Besonders Setting und Background-Story haben mich dabei sehr angesprochen und ein atmosphärisches Leseerlebnis versprochen. Ein bisschen hat der Thriller sein Potential verschenkt, trotzdem aber unterhaltsam und stimmungsvoll.

Zum Inhalt: eigentlich sollte der neue Job in einer renommierten Anwaltskanzlei Marcs Rettung aus der Schuldenfalle sein. Doch mit seinem neuen Chef wird er nicht so recht warm. Und dann soll Marc direkt an einem Teambilduilingevent teilnehme : vier Nächte im Wald. Und die werden schnell zur Zerreißprobe für alle Beteiligten.

Das Buch ist in zwei Zeitschienen unterteilt, von denen eine die Kindheit eines namenlosen Jungen beleuchtet, der häusliche Gewalt erlebt und dessen Geschichte auf ein unvermeidliches Drama zusteuert. Diese Rückblenden fand ich sehr eindrücklich und stimmungsvoll, vor allem weil nicht ganz klar ist, wenn Erinnerungen das sind.

Der Handlungsstrang im Wald ist eigentlich gut ausgearbeitet. Mich hat aber gestört, dass er quasi immer durch die Arbeitstage unterbrochen wird und dadurch die Spannung immer wieder leicht abflaut. Zudem werden viele Nebenschauplätze eröffnet, vielleicht auch um den Leserin die Irre zu führen, aber letztlich tragen die zur Handlung absolut nichts bei. Das ist echt schade, denn eine der Nebenhandlungen hatte echtes Horror-Potential. So blieb alles recht oberflächlich.

Die Auflösung fand ich dann insgesamt etwas abstrus und auch zu ausschweifend. Manchmal ist „keep it simple“ eben doch der Weg zum Erfolg. War solide mit ein paar überraschenden Enthüllungen, insgesamt ist die Essenz aber vorhersehbar.

Bewertung vom 08.10.2023
Der Wald
Rode, Tibor

Der Wald


ausgezeichnet

Dass es in Sachen Klimaschutz 5 vor 12 ist, haben wir vermutlich alle irgendwann schon einmal gehört. Unf trotzdem tut sich recht wenig. Was also, wenn der Wald nun selbst eingreift und den größten Störfaktor, den Menschen, selbstständig eliminiert? Ein brisantes Thema, was in ein hervorragendes Horrorszenario verpackt wurde- genial!

Zum Inhalt: weltweit tauchen Briefsendungen mit unbekannten Saatgut bei Privatpersonen auf. Die ausgesäten Pflanzen vermehren sich invasiv und drängen bald nicht nur andere Pflanzen, sondern auch den Menschen zurück. Botanikexperte Marcus Holland wird wider Willen in die Sache hineingezogen und muss feststellen, dass unter der Oberfläche ein deutlich größere Problem brodelt.

Ich finde allein schon die Idee zu diesem Thriller total packend und dann ist sie auch noch so genial und wendungsreich umgesetzt. Viele der Plottwists habe ich überhaupt nicht kommen sehen, was mir richtig gut gefallen hat. Die Story ist schlüssig geplottet und das Spannungslevel ist von Beginn an auf einem guten Niveau und bleibt bis zum Schluss erhalten.

Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven und in unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. Anfangs musste ich genau darauf achten, in welchem Jahr die aktuelle Handlung spielt, um den Überblick nicht zu verlieren, aber man kommt gut rein und dann ist das kein Problem mehr.

Besonders gut haben mir die Aktualität des Themas und die authentische Aufarbeitung gefallen. Da das ganze gespickt war mit historischen Bezügen, wirkte es ein bisschen wie eine Schnitzeljagd im Stile von Robert Langdon. Hat mir sehr gut gefallen