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Benutzername: 
marakkaram
Wohnort: 
Lingen

Bewertungen

Insgesamt 564 Bewertungen
Bewertung vom 18.07.2018
In der Tiefe
Heathcote, Elizabeth

In der Tiefe


weniger gut

Kath zog eine Grimasse. "Meinst du das ernst? Carmen, du bist so leicht zu beeinflussen."

BLEIBT HINTER DEN ERWARTUNGEN ZURÜCK

Ihr Name war Zena, Toms große Liebe, die eines Nachmittags im Meer schwimmen ging und nicht mehr zurückkehrte. Jetzt ist Carmen die neue Frau an Toms Seite und mehr als glücklich mit ihrem Traummann. Doch durch einen Zufall findet sie heraus, dass er ihr von Anfang an etwas verschwiegen hat. Die Polizei hielt Zenas Tod für Mord und Tom für den Hauptverdächtigen.

Wie gut kennst du deinen Mann?

~ * ~ * ~ *

"In der Tiefe" ist eher eine Familiengeschichte, die sich recht schnell wegliest und weit davon entfernt ist ein Psychothriller zu sein. Doch auch die Familiengeschichte kann nicht so recht überzeugen.

Dem Roman fehlt es an Raffinesse und vor allem an starken Charakteren. Das ist der ganz große Schwachpunkt. Wer so eine Story erzählen möchte, braucht Figuren mit Tiefe; Protas, die sie tragen. Das vermag hier leider niemand. Sie sind alle -selbst die Hauptfigur Carmen- recht oberflächlich gehalten und sie bleiben schlichtweg blass.
Dabei bietet es so viel Potential, es liegt wirklich zum greifen nahe.... Vor allem, weil ich vorher in der Vita gelesen habe, dass die Autorin heute als Redakteurin für das Magazin Psychologies arbeitet. Auch das hat mich Sicherheit gewisse Erwartungen geweckt. Sehr schade.

Der Schreibstil ist einfach, aber größtenteils recht angenehm und ich hatte es an einem Nachmittag durchgelesen, aber in Erinnerung wird der Roman mir nicht lange bleiben.

Bewertung vom 18.07.2018
Wenn die Sterne Schleier tragen
Nigra, Anna

Wenn die Sterne Schleier tragen


ausgezeichnet

Es ist, als hätte ich mich an dir geschnitten, wie an einem Stück Papier oder so. Und jetzt.... jetzt hat sich die Wunde entzündet.

Wie lange haben sich Cecilia und Noran nicht mehr gesehen, da waren sie Kinder. Und jetzt... Ja, jetzt ist sie mit ihrer Familie unterwegs nach Vienna um seine Frau und damit Königin zu werden. Sie weiss nicht einmal wie der Typ aussieht und auch warum diese Verbindung so wichtig ist, will ihr niemand erklären.
Dennoch ist Cecilia bereit, Noran eine Chance zu geben. Doch da hat sie die Rechnung ohne Elias, dem jüngeren Bruder des Prinzen, gemacht, denn der wirbelt ihre Gefühle ungewollt ganz schön durcheinander...

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E i n f a c h h e r r l i c h !
Eine angehende Königin zwischen zwei Brüdern, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Ja, klingt irgendwie nur allzu vertraut - war auch mein erster Gedanke und deshalb war ich total unvorbereitet, wie großartig mich "Wenn die Sterne Schleier tragen" unterhalten hat.

Allein das Cover und der Fakt, dass "a tree and a valley" ein Start-up Buchverlag ist, haben mich neugierig gemacht und in die Leseprobe reinschnuppern lassen und damit war`s dann auch schon um mich geschehen.

Der Schreibstil machts. Anna Nigra hat das ganz große Talent, Dinge bildhaft zu machen und auch Kleinigkeiten einfach mitzubeschreiben, ohne dass es einem beim Lesen so richtig bewusst wird. Ich glaub, ich hab erst nach der Hälfte gemerkt, warum ich so tief drin war und so ein ganz klares Bild vor Augen hatte. Ich kenne wenige Autoren/innen, die das können, ohne dass der Leser das Gefühl hat in ausschweifenden Beschreibungen zu stecken und sich latent zu langweilen.

Das bringt einem natürlich auch die Charaktere und ihre Emotionen sehr nahe. Was mir gefällt ist, dass Cecilia kein verhuschtes Mädchen, sondern durchaus ein tougher Teenager ist und kein Blatt vor den Mund nimmt.
Bei Noran und Elias hatte ich seit der ersten Begegnung meinen Favouriten, der es auch bis zum Schluss geblieben ist und doch hat auch sein Gegenpart es geschafft, mich letztendlich für sich einzunehmen.
Nicht weniger interessant sind die Nebencharaktere, denn es scheint, in beiden Familien hat jeder so seine Geheimnisse und manch einer wurde im Laufe der Zeit immer zwielichter und mysteriöser.

Fazit: Der Schreibstil; flüssig, locker und witzig, die Charaktere; authentisch und sympathisch und die Ideen oftmals unkonventionell.
Anna Nigra hat mit ihrem Debut eine bezaubernde, mega-spannende und sehr emotionale Geschichte begonnen, deren Fortsetzung ich kaum erwarten kann.

Bewertung vom 08.07.2018
Der englische Liebhaber
de Cesco, Federica

Der englische Liebhaber


gut

"Ich möchte denjenigen erleben", hatte Herr Kuropka gesagt, " der stark genug war, unter bestimmten Bedingungen stets moralisch einwandfrei zu handeln."

November 1945: Münster ist zerbombt und liegt in Schutt und Asche. Um sich, ihre Eltern und Schwester über Wasser zu halten, nimmt die junge Anna einen Job als Dolmetscherin bei den Besatzern an und lernt dort den Briten Jeremy kennen. Die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen, aber ihnen ist klar, dass ihre Beziehung schwierig wird. Nicht nur, dass es eine Liaison zwischen einer Deutschen und einem Angehörigen der Besatzungsmacht verpönt ist, Jeremy ist auch verheiratet. Trotzdem entscheidet er sich für sie. Doch als Anna ihm mitteilen will, dass sie schwanger ist, ist er spurlos verschwunden und man verweigert ihr jegliche Auskunft.
Jeremy reagiert jahrelang auf keinen ihrer Briefe. Hat Anna sich wirklich so in ihm getäuscht....

~ * ~ * ~ *

Eine Familiengeschichte der Nachkriegszeit nach einer wahren Begebenheit.

In "Der englische Liebhaber" verarbeitet Federica de Cesco die Lebens- und Liebesgeschichte der Münsteranerin Anna Henke und Jeremy Frazer, einem Offizier der Besatzungsmacht und Spion des britischen Geheimdienstes.

Der Einstieg in die Geschichte hat mich regelrecht gefangengenommen. Er beginnt in der Gegenwart und man spürt die Spannungen und den riesigen Gefühlsgraben zwischen Mütter und Tochter. Nach dem Tod von Anna beginnt Charlotte zögernd deren Tagebücher zu lesen und diese erzählen die komplette Geschichte von Anna und Jeremy

Seit ich "Silbermuschel" gelesen habe, bin ich ein riesiger Fan von Federica de Cesco, sie schafft es immer wieder gewaltige Emotionen zu transportieren und viele ihrer Romane verbinden die Gegenwart mit der Geschichte der Vorfahren. Deswegen habe ich mich unheimlich auf den neuen Roman gefreut, der sogar in meiner unmittelbaren Umgebung spielt. Doch diesmal konnten mich die Charaktere nicht komplett überzeugen.

Der Schreibstil ist gewohnt bildhaft und flüssig. Er nimmt einen mit in den bitterkalten, entbehrungsreichen Winter 1945. Dem Leser ist nicht nur das zerbombte Münster präsent, sondern man spürt auch die klirrende Kälte und die Not der Menschen.
Was ich allerdings nicht wirklich gespürt habe, waren die Emotionen.

Anna, mit ihrer kühlen, distanzierten Art, war mir noch am nächsten, am authentischsten und sympathischsten. Ihre Tochter Charlotte, deren Schicksal ich durchaus nachfühlen konnte, ist auch im Alter noch immer kindisch verbockt und macht keine sichtbare Entwicklung durch. Mir hat sich Ihr Verhalten entzogen, diese Gefühlskälte und Ablehnung der Mutter, war für mich einfach nicht nachvollziehbar. Da haben mir tiefergreifende Erklärungen gefehlt. Die Mutter-Tochter Beziehung hätte definitiv mehr Tiefe gebraucht.
Jeremy wurde hingegen immer unsympathischer. Der Spion ohne Rückgrad, ein sehr schwacher Mensch. Schade, auch diesem Charakter hätte ein wenig mehr Tiefe nicht geschadet.

Der Vergleich mit "Vom Winde verweht" ist schon etwas weit hergeholt und weckt falsche Erwartungen. Während das Epos fast schon vor Romantik trieft, fehlt sie hier vollständig. Diese bittere, lebenslange Liebesgeschichte ist eher sachlich und distanziert.

Fazit: Eine Geschichte der deutschen Nachkriegszeit über Familie, Besatzungskinder, vaterlos aufwachsen und dem Verlust der großen Liebe. Es geht um grenzenloses Vertrauen und das Verhältnis von Mutter und Tochter. Eine tolle Geschichte, mit Charakteren, denen ich mir mehr Tiefe gewünscht hätte.
Aber auf jeden Fall lesenswert.

Bewertung vom 01.07.2018
Hoffnung und Schicksal / Die Charité Bd.1
Schweikert, Ulrike

Hoffnung und Schicksal / Die Charité Bd.1


ausgezeichnet

Das venerische Gift führt zu Hautausschlägen (...) Die Lymphknoten schwellen an, es gibt eiternde Geschwüre, die aber unter der Behandlung mit Quecksilber vollständig abheilen. Natürlich ist es wichtig, auch das Innere des Körpers von allem Gift zu befeien, daher die Abführ- und Schweißkuren.

3 starke Frauen und eine gemeinsame Leidenschaft: die Medizin!

Elisabeth ~ Als die junge Elisabeth 1831 ihren Dienst als Wärterin in der Charitè antritt, ist ihr schon ein wenig mulmig zumute und sie fragt sich, ob sie der Aufgabe gewachsen sein wird. Dennoch hat sie sich ganz bewusst für dieses Leben entschieden. Sie interessiert sich für die Medizin und Behandlungsmethoden und möchte helfen, da es Frauen immer noch verboten ist, Ärztin zu werden. Und schon bald ist die sanfte, mitfühlende Wärterin nicht nur bei den Patienten beliebt, sondern ihre Art wird vor allem auch von den Ärzten anerkannt und geschätzt.

Martha ~ Um ihrem schielenden Sohn August eine bessere Zukunft bieten zu können, verlässt sie ihren tyrannischen Ehemann, gibt nach einem Schicksalschlag den Beruf der Hebamme auf und verdingt sich im Totenhaus der Charité.

Ludovica ~ Die Gräfin führt ein freudloses Leben an der Seite ihres Gatten und Hypochonders. Durch ihre Wissbegier und die Gespräche mit Prof. Dieffenbach, der fast täglich zu Gast in ihrem Haus ist, beginnt sie sich für Medizin zu interessieren.

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Ulrike Schweikert hat mit "Die Charitè - Zwischen Hoffnung und Schicksal" einen großartig recherchierten, schockierenden, aber auch berührenden Roman, über die Anfänge der modernen Medizin geschrieben, in dem fiktive Protagonisten neben den Großen ihrer Zeit agieren.

Ihre Recherche galt vor allem Prof. Johan Friedrich Dieffenbach, dem Vorreiter in der Behandlung muskulärer Fehlstellungen und den OP-Methoden und Patientenversorgungen der damaligen Zeit.
Dieser medizinische Teil nimmt tatsächlich einen großen Part ein und ist perfekt mit dem Zwischenmenschlichen kombiniert.

Durch ihre detaillierten Schilderungen interessanter Persönlichkeiten, starken Frauen und dem Bild der Charitè um 1831, ist der Roman unheimlich lebendig und wirkt authentisch.
Man vermag fast den Wundbrand, die Fäulnis und Eiter zu riechen und rümpft so manches Mal die Nase oder zuckt zusammen vor nachempfundenem Schmerz. Dabei ist die Sprache zumeist sehr schlicht und frei von Fachbegriffen.
Der Fakt, dass immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird (vom Arzt bis hin zur Wärterin) macht das Ganze zu einem interessanten, spannenden und abwechslungsreichen Lesegenuss. Ein weiteres und besonderes Highlight, ist die ein oder andere überlieferte Episode von damaligen Patienten aus der Charitè, die die Autorin miteinfliessen lässt. Im Nachwort "Dichtung und Wahrheit" verrät Ulrike Schweikert nicht nur, welche Personen auf realen Vorlagen beruhen, sondern gibt auch ihre Quellen preis, so dass man bei Interesse selber recherchieren kann.

Fazit: Ein historischer Schmöker mit Suchtfaktor, von dem ich hoffe, dass weitere Bände folgen. Bis dahin werde ich mich an die anderen Romane von Ulrike Schweikert halten, denn ich habe für mich eine neue Lieblingsautorin entdeckt, die mit einem sehr lebendigen Schreibstil einfach Geschichten erzählen kann.

Bewertung vom 21.06.2018
Verliebt bis in die Fingerspitzen / From Manhattan with Love Bd.5
Morgan, Sarah

Verliebt bis in die Fingerspitzen / From Manhattan with Love Bd.5


ausgezeichnet

Wenn ich so drüber nachdenke, war eigentlich alles in meinem Leben eine lange Geschichte. Mit den Kurzgeschichten scheine ich nicht zurechtzukommen. Vergiss Novellen, ich bin Krieg und Frieden gepaart mit Games of Thrones, nur ohne die Drachen und die ganzen toten Leute. (Fliss)

Na, das hatte Fliss grade noch gefehlt; ihr Ex-Mann Seth taucht plötzlich als Arzt in der Tierpraxis in Manhattan auf. Auch nach 10 Jahren ist sie weder bereit noch darauf vorbereitet ihn zu treffen, ganz zu schweigen davon ihn ständig zu sehen.
Da kommt ihr der kleine Unfall ihrer Großmutter ganz gelegen und sie flieht mit einem kleinen Trick in die Hamptons - weit weg von Seth.
Nur leider hat die Sache einen klitzekleinen Haken, Seth war nämlich nur zur Vertretung in New York und ist auf dem Weg nach Hause - in die Hamptons....

~ * ~ * ~

Ein weiterer Wohlfühl-Liebesroman aus der Feder von Sarah Morgan. Mittlerweile kann ich es gar nicht mehr abwarten, bis ein neuer Roman von ihr erscheint.

Ich liebe es ja, dass man in ihren Geschichten auch immer irgendwo alte Bekannte trifft. Muss nicht, denn wenn man den ein oder anderen nicht (wiederer-)kennt, fällt einem das gar nicht weiter auf - umgekehrt ist es aber irgendwie schön, wie ein großer Freundeskreis.
"Verliebt bis in die Fingerspitzen" ist mittlerweile der 6. Manhattan-Band und der 2. um die Geschwister Daniel, Fliss und Harriet. Da aber jeder Teil eine in sich abgeschlossene Storyline hat, können sie unabhängig voneinander gelesen werden.

An Emotionalität und humorvollen Situationen stehen Fliss und Seth, Daniel und Molly in nichts nach. Mir gefiel Fliss von Anfang an, obwohl es wirklich sehr lange dauert, bis ihre Schale langsam bröckelt und Stück für Stück die ganze tragische Vergangenheit zum Vorschein kommt. Sie war immer die Provozierende, die Toughe in der Familie, der nur eins wichtig war: ihre Zwillingsschwester Harriet zu beschützen. Fliss ist eine tolle Prota, sehr authentisch und irgendwann kann man jede ihrer Handlungen nachvollziehen.
Zu Seth möchte ich gar nicht groß was sagen, einfach nur geniessen.
Und auch die Nebenfiguren sind wie immer mit sehr viel Liebe und Charme ausgestattet, man möchte immer mehr von ihnen lesen.

Was mich besonders gefreut hat, auch diesmal gibt es wieder zwei kleine Charakterköpfe, die so herrlich beschrieben sind, dass man sie einfach nur knuddeln möchte; der ungestüme Hero und Lulu, die ehemalige Hundedame vom Film.

Fazit: Ja, Sarah Morgan versteht es ihre Leser in ihre Bücher versinken zu lassen. Ein traumhaftes Setting, großartige, tiefgründig angelegte Figuren und ein Schreibstil, der einen nicht nur den Sand unter den Füssen spüren lässt, sondern auch jede einzelne Emotion.
Ich freue mich schon unheimlich auf Harriet.

Bewertung vom 17.06.2018
Die Seele meiner Schwester
Leaver, Trisha

Die Seele meiner Schwester


gut

Er machte eine Pause und schüttelte den Kopf. "Ich erkenne dich nicht wieder, Maddy, und das macht mir eine Scheißangst."

Die Zwillinge Ella und Maddy gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Aber während sie früher alles gemeinsam gemacht haben, hat sich die selbstbewusste und beliebte Maddy seit der Highschool neuen Leuten zugewandt und gehört jetzt zur coolen Clique rund um ihren Freund Alex.
Ella ist genau das Gegenteil ihrer Schwester: still, introvertiert und eine begnadete Zeichnerin. Als sie eines Nachts die völlig aufgelöste Maddy von einer Party abholt, geschieht ein Unfall, bei dem Maddy stirbt.
Im Krankenhaus kommt es zu einer folgenschweren Verwechselung. Ella lässt alle in dem Glauben sie sei Maddy und schlüpft in das Leben ihrer Schwester. Doch das birgt mehr Geheimnisse als Ella ahnt....

~ * ~ * ~ *

Zwillingstausch, immer wieder ein interessantes und spannendes Thema. In diesem Fall, mit dem Tod eines der Mädchen, aber auch ein emotionales und dramatisches. Und genau da hat es für mich ein wenig gehakt, mir ist die Geschichte die so eine Thematik aufgreift, zu oberflächlich geblieben.

Der Schreibstil ist recht einfach und schlicht, dafür süffig. Ehe man sich versieht, ist man durch die 280 Seiten auch schon durch.
Ich kann gar nicht mal sagen, dass mir Ellas Geschichte nicht gefallen hat, im Gegenteil, ich habe sie sehr gerne gelesen, doch sie hat unheimlich viel Potential verschenkt.

Ich empfand es immer als einen ganz schmalen Grad. Die Charaktere waren schon gut ausgearbeitet - grade auch die beiden Jungs haben mir gefallen - doch es war immer knapp an der Grenze: sie haben überzeugt, es hätte aber gerne ein bisschen mehr Tiefe sein dürfen. So wurde es zwar emotional, aber auch distanziert und die einzelnen Personen werden mir leider nicht lange im Gedächtnis bleiben.

Großartig geschildert in ihrer Trauer waren hingegen die Eltern. Hier hat es gar nicht viel für die Gänsehautmomente gebraucht.

Ellas Trauer wird von dem Geheimnis ihrer Schwester ziemlich überlagert. Hier fehlte mir am meisten. Ja, man spürt ihre Trauer, aber das wirkliche Verhältnis zu ihrer Schwester, die Gedanken und Gefühle, das Verhältnis zu Alex usw. kamen mir etwas zu kurz. Mir ging das Verwechslungsspiel und alles drumherum auch zu leicht vonstatten. Insbesondere zum Schluss. Ella und Maddy sind 18, da sollte die eine oder andere Handlung schon Konsequenzen nach sich ziehen. Das war mir insgesamt etwas zu lasch und löste sich zu smooth auf.

Fazit: "Die Seele meiner Schwester" ist ein sehr ruhiger, durchaus emotionaler und lesenswerter Roman, allerdings mit Schwächen in der Umsetzung. Ich hätte mir nur etwas mehr Tiefe gewünscht.

Bewertung vom 08.06.2018
Zurück auf Gestern
Lankers, Katrin

Zurück auf Gestern


sehr gut

Ich betrachtete die beiden Halbkugeln, die ich jeweils zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, genauer. Sie waren exakt gleich. Die Kugel hatte sich genau in der Mitte geteilt, als wäre sie einfach auseinandergeklappt.

Claire und Lulu sind beste Freundinnen, "Herzenszwillinge" sozusagen. Und während Claire die besonnene und vorsichtige ist, die sich aus allem raushält, was auch nur im Entferntesten nach Abenteuer aussieht, ist die temperamentvolle Lulu genau das Gegenteil. Die beiden ergänzen sich perfekt.

Doch als Claire zum 15. Geburtstag ein altes Schmuckstück von ihrer verstorbenen Großmutter erbt, wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Denn mit der Uhr können sie die Zeit zurückdrehen und das birgt genausoviele Gefahren, wie Vorteile.

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"Zurück auf Gestern" ist ein kurzweiliger, humorvoller und spannender Zeitreiseroman. Hier geht es nicht in die tiefe Vergangenheit, sondern in die grade geschehene, in dem sich die Zeit stundenweise zurückdrehen lässt.

Das führt natürlich in Versuchung. Vor dem heimlichen Schwarm blamiert? Kein Problem! Mathearbeit verhauen? Schnell nochmal geschrieben.... Klar, wer würde da schon Nein sagen? Ich habe auch öfter drüber nachgedacht, wie ich reagiert hätte.

Aber das richtig tolle an dieser Geschichte sind die Charaktere. Man muss Claire und Lulu einfach gern haben. Sie sind lebendig, chaotisch und durch und durch authentisch. Auch die Nebenfiguren sind mit ganz viel Herz und Charme ausgearbeitet. Und die erste Liebe kommt selbstverständlich auch nicht zu kurz.

Wer sich jetzt ein wenig an eine gewisse Edelstein-Trilogie erinnert fühlt... hmm, nein. Aber wer das Abenteuer mochte, wird auch an Katrin Lankers Roman seinen Spass haben. Ihr Schreibstil ist genauso herrlich locker, witzig und voller verrückter Ideen. Mir hat das jedenfalls unheimlich gut gefallen.

Schade, dass der Ausflug so kurz war, die Geschichte hätte durchaus Potential für einen Mehrteiler gehabt.

Fazit: Wer hat an der Uhr gedreht?
"Zurück auf gestern" ist ein gelungener locker-leichter Zeitreiseroman für Mädels ab 12, an dem aber auch die ältere Generation ganz klar noch ihren Spass hat.

Bewertung vom 30.05.2018
Hello Sunshine
Dave, Laura

Hello Sunshine


ausgezeichnet

Das Geheimnis des Lebens besteht in Ehrlichkeit und redlichem Handeln. Wenn du das vortäuschen kannst, hast du es geschafft (Groucho Marx)

Sunshines Leben scheint perfekt. Sie hat eine erfolgreiche YouTube-Kochshow, ist mit ihrem Traummann Danny verheiratet und bald erscheint ihr erstes Buch.
Doch an ihrem 35. Geburtstag bricht die komplette Traumwelt in sich zusammen. Jemand hackt ihren Twitter-Account und erzählt der ganzen Welt, dass Sunshine Mackenzie gar nicht kochen kann und auch sonst alles mehr oder weniger gelogen ist. Und die Welt da draussen ist nicht auf ihrer Seite.
Alles bricht, zuletzt auch ihre Ehe. Als Danny sie vor die Tür setzt, bleibt Sunshine gar nichts anderes übrig als zu ihrer Schwester zu flüchten, bei der sie auch nicht wirklich willkommen ist. Und in ihr Heimatstädtchen wollte sie doch auch eigentlich nie wieder zurück....

~ * ~ * ~ *

Ein großartiger Roman, der ein sehr aktuelles Thema aufgreift.

Sunshine ist nicht wirklich ein einfacher Charakter und so mancher hat seine Probleme mit ihr, aber mir gefiel sie von Anfang an. Für mich war es absolut nachvollziehbar, wie sie in diese Lügenspirale gerutscht ist und das plötzlich ganz normal fand. Ich musste oft an all die heutigen Influenzer und YouTube Stars denken. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, aber es geht doch überall nur noch um Klicks, Likes und Follower; ums Auffallen und sich aus der Masse hervorheben.

Ich fand Sunshine sehr realistisch, nicht nur in ihrem Werdegang zum Star, sondern auch in ihrem Absturz und Wiederaufstehen. Mir hat das wirklich gut gefallen, was nicht bedeutet, dass ich ihre Art und Weise gutgeheissen habe.

Auch die übrigen Charaktere waren toll ausgearbeitet, von der Assistentin bis hin zum Fischer.
Der Schreibstil von Laura Dave zieht einen geschickt durchs Buch; flüssig, lebhaft, natürlich und mit einem angenehmen Humor.

Fazit: Sommerlektüre? Ja, aber mit Tiefgang und zum Nachdenken anregend. Mich hat Laura Dave`s neuer Roman großartig unterhalten. Gerne mehr davon.