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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 21.12.2017
Das Mädchen, das Weihnachten rettete
Haig, Matt

Das Mädchen, das Weihnachten rettete


ausgezeichnet

Der Junge Nikolas aus der Geschichte "Ein Junge namens Weihnacht" ist inzwischen erwachsen, lebt am Nordpol und ist nun als Weihnachtsmann bekannt, der jedes Jahr zur Weihnachtszeit mit Hilfe seiner Weihnachtswichtel die Kinder auf der ganzen Welt beschenkt.
Darunter befindet sich auch das Mädchen Amelia, welches im viktorianischen London lebt und als Schornsteinfegerin arbeitet. Sie lebt alleine mit ihrer totkranken Mutter, die das diesjährige Weihnachtsfest jedoch nicht mehr erleben darf und durch eine Verkettung unglücklicher Ereignisse landet Amelia nach deren Tod im Arbeitshaus des bösen und herzlosen Mr. Creeper.
Eigentlich hatte Amelia einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann geschrieben mit ihren sehnlichsten Wünschen, darunter der Wunsch auf Genesung ihrer kranken Mutter. Da der Weihnachtsmann jedoch in arger Bedrängnis ist, da Wichtelgrund von Trollen bedroht wird und die magische Kraft am Nordpol immer mehr schwindet, konnte der Weihnachtsmann in diesem Jahr die Kinder nicht beschenken und deshalb Amelia nicht helfen. Amelias Kater Käptn Ruß jedoch hatte Glück im Unglück und fand eine Unterkunft bei dem katzenliebenden Charles Dickens. Dieser Cameo-Auftritt war sehr lustig, insbesondere, wenn man dessen berühmte Weihnachtsgeschichte um Ebeneezer Scrooge kennt, da Matt Haig dieses Zwischenspiel so inszeniert hat, dass die Begegnung zwischen Dickens und Mr. Creeper als Auslöser für die Entstehung von Dickens wohl bekanntester Geschichte dient. Aber auch Queen Victoria und ihr Gemahl Prinz Albert haben einen köstlichen Cameoauftritt in diesem Buch.

Da Nikolas' Kindheit in diesem Band keine Rolle mehr spielt und mit Amelia eine gänzlich neue Figur eingeführt wurde, ist es nicht notwendig den Vorgänger zu kennen, um diese Geschichte in vollen Zügen genießen zu können, auch wenn neben dem Weihnachtmann einige Nebenfiguren aus der ersten Geschichte wieder involviert sind. Dennoch empfehle ich die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da einem ansonsten die wunderbare Vorgeschichte wie Nikolas zum Weihnachtsmann wurde entgeht und darüber hinaus noch ein dritter Band erschienen ist, bei dem sowohl Nikolas als auch Amelia, sowie weitere aus den ersten beiden Büchern bekannte Figuren eine Rolle spielen.

Haig fährt einen ganzen Reigen an bekannten Weihnachtsfiguren und fantastischen Wesen wie Rentiere, Wichtel, Elfen und Trolle auf und interpretiert sie doch auf ganz eigenen Art und Weise. Neben den Hauptcharakteren wie dem Weihnachtsmann oder Amelia findet man in den Nebenfiguren auch jede Menge liebevoll gezeichnete Wesen, die man einfach liebgewinnen muss und die man gerne bei ihren Abenteuern begleitet. Und neben der anrührenden Geschichte der kleinen Amelia ist es auch die geheimnisvolle Nebenhandlung über die Bedrohung Wichtelgrunds durch die Trolle und der Gefahr, dass kein Weihnachtsfest stattfinden kann, der man gespannt folgt, so dass die Seiten nur so an einem vorbeifliegen, schneller als das schnellste Rentier des Weihnachtsmannes...

Die Christmas-Trilogie von Haig ist ein zauberhafter Mix aus klassischen Weihnachtsmotiven und neuen Ideen. Speziell im zweiten Band wird der Leser verzaubert durch die Verknüpfung der weihnachtlichen Geschichte rund um den erdachten Charakter des Waisenmädchens Amelia mit einem viktorianischen Hintergrund und real existierenden Figuren.
Matt Haigs Weihnachtsgeschichten bereiten erwachsenen Lesern viel Vergnügen, besonders mit dem Hintergrundwissen um die historischen Persönlichkeiten die in dieser Geschichte Cameos haben, sind jedoch auch für ein junges Lesepublikum sehr geeignet durch die fantastischen Illustrationen und die liebevoll gezeichneten Charaktere. Besonders viel Spaß beim Lesen bereiten die Szenen mit den Rentieren des Weihnachtsmanns oder die Trolle, die mit einem Dialekt ausgestattet sind, der an das Hessische oder Pfälzische erinnert. Die kurz gehaltenen Kapitel eignen sich zudem hervorragend zum Vorlesen oder gemeinsamen Lesen.

Bewertung vom 11.12.2017
New York Christmas Baking
Wentrup, Lars;Nieschlag, Lisa;Prus, Agnes

New York Christmas Baking


ausgezeichnet

Nach "New York Christmas" legen die beiden Autoren mit "New York Christmas Baking" nach. Wie der Name schon sagt, liegt der Fokus nun auf Backrezepten, die in folgende drei Rubriken unterteilt sind:
* Sweet Christmas Cookies: Whoopie Pies, Snickerdoodles & Co. (18 Rezepte)
* Holiday Cakes: Pies, Cupcakes & Co. (11 Rezepte)
* Christmas Breakfast: Bread, Muffins & Buns (11 Rezepte)

Neben den vierzig Rezepten enthält das Buch eine Geschichte von Truman Capote und ein Gedicht von Rose Ausländer und wie aus dem Vorgängerbuch bekannt viele Fotografien aus dem weihnachtlich geschmückten New York, die mir zwar gut gefallen, dennoch werden sie von den Food Fotos getoppt.
Die Rezepte sind gut erklärt und enthalten alle wichtigen Angaben wie Stückzahl, Zutaten und Zubereitungsfolge. Außerdem werden die Rezepte häufig eingeleitet von der Entstehungsgeschichte des Rezepts oder Tipps zum sicheren Gelingen und Variationsvorschlägen.
Im Buch sich einige Rezepte enthalten, die ihren Ursprung bei der jüdischen Bevölkerung New Yorks haben, wie Babka, Challah Buns oder Rugelach. Auch "typisch amerikanische" Backzutaten wie Zimt, Pecannüsse, Cranberries oder Erdnussbutter finden sich in zahlreichen der hier vorgestellten Rezepte.

Da ich zwar sowohl gerne backe als auch koche, jedoch eher bei Backrezepten zu Unterstützung durch Bücher greife, gefällt mir das "New York Christmas Baking" von den Rezepten besser als der Vorgängerband. Hier habe ich mehr Rezepte gefunden, die ich irgendwann ausprobieren möchte.
Wenn überhaupt Grund zum Meckern besteht, dann hätte ich mir im ersten Kapitel weniger Ausstechkekse und mehr Sorten in Richtung Thumpprint Cookies gewünscht, da diese schneller von der Hand gehen.

Neben der Rezeptauflistung nach Kapitel und Reihenfolge im Buch, ist als Abschluss zusätzlich ein alphabetisches Register aufgeführt, so dass man eine zweite Möglichkeit hat nach einem bestimmten Rezept zu suchen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.12.2017
Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch / Rico & Oskar Bd.4
Steinhöfel, Andreas

Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch / Rico & Oskar Bd.4


ausgezeichnet

Die Spielplatzgang, die Rico und Oskar in den Kurzfilmen aus der Sendung mit der Maus begleitet, lernen die beiden in "Rico und Oskar und das Vomhimmelhoch" kennen. Dieses Kennenlernen ist ein zweiter Handlungsstrang, der in mehreren Rückblenden erzählt wird und spielt im Sommer, während der aktuelle Erzählstrang - wie der Titel wahrscheinlich erahnen lässt - kurz vor Weihnachten spielt.
Es ist der Winter nach Ricos und Oskars letztem Abenteuer. Ricos Mutter und der Bühl sind mittlerweile verheiratet und aus dem Liebesurlaub in Sri Lanka sind die beiden nicht alleine zurückgekehrt: Ricos Mutter ist hochschwanger und der Entbindungstermin liegt Anfang Januar. Da ist es natürlich Ehrensache, dass Rico auch für sein Geschwisterchen ein Weihnachtsgeschenk besorgt und dem Leser damit eine der lustigsten Szenen der Geschichte beschert. Aber auch sonst dreht sich alles rund um das übliche Weihnachtschaos, dass dank der Bewohner der Dieffe 93 vielleicht noch etwas durchgeknallter und schräger ist als anderswo... Zum Glück bereitet Frau Dahling wie früher ihre leckeren Müffelchen zu, so dass es immer einen Rückzugsort gibt, sei es, wegen dem angekündigten Schneesturm, dem Beziehungsstress zwischen Irina und ihrem Freund Sebastian oder weil den Kesslers ihre Zwillinge auf der Nase herumtanzen. Bei all dem Weihnachtstrubel könnte man beinahe überlesen, dass Oskar ein Geheimnis vor Rico hat. Was er wohl vor seinem besten Freund zu verbergen hat und ob es mit dem Streit im Sommer zu tun hat, auf Grund dessen die Spielplatzgang zerfallen ist?

Tatsächlich plätschert die Geschichte am Anfang in relativ ruhigem Fahrwasser dahin. Die Fälle, die die beiden Jungs in ihren ersten Abenteuern lösen mussten, waren spannender angelegt und trieben einen beim Lesen schneller voran. So dominieren auf einer vergleichbar langen Strecke in diesem Buch das Treffen auf altbekannte Figuren, die Sommergeschichte, in der Rico seine neuen Freunde kennenlernt, und die weihnachtlichen Episoden rund um die Bewohner der Dieffe 93. Fahrt und Spannung nimmt das Ganze erst auf, als es in der Sommergeschichte zum Streit zwischen den Kindern kommt, beziehungsweise Rico im aktuellen Erzählstrang in der Weihnachtsgeschichte klar wird, dass sein Freund Oskar ein Geheimnis vor ihm hat.
Nichts desto trotz habe ich das Buch von Anfang bis Ende sehr gerne gelesen, da mir - soweit das bei fiktiven Figuren möglich ist - die beiden Jungs sehr ans Herz gewachsen sind und ich Andreas Steinhöfels Humor in dieser Buchreihe unheimlich liebe! Wer bereits die ersten drei Romane um die ungleichen Freunde kennt, darf sich auch hier wieder auf Ricos Worterklärungen freuen und seine ganz besondere Sicht auf alltägliche Dinge. Man trifft auf sehr viele altbekannte Charaktere, dazu kommen Ricos und Oskars neue Freunde. Da die Handlung dieser Geschichte sehr eigenständig ist im Gegensatz zu Tieferschatten, Herzgebreche und Diebstahlstein, die in mehrfacher Hinsicht aufeinander aufbauen beziehungsweise untereinander verknüpft sind, lässt sich das Vomhimmelhoch auch gut lesen, wenn man Ricos und Oskars vergangene Abenteuer nicht kennt, wobei sich der Lesespaß meiner Meinung nach besser entfaltet, wenn man die Titelhelden sowie die anderen Bewohner der Dieffe 93 bereits aus den Vorgängerbänden kennt.

Das Buch beginnt als lustige Wintergeschichte und es braucht eine Weile, bis ähnliche Spannungssequenzen zum Einsatz kommen, wie man sie aus Ricos und Oskars ersten Abenteuern kennt. Spätestens dann kann man das Buch aber nicht mehr aus der Hand legen, zumal Andreas Steinhöfel als besonderen Clou die Bewohner im Showdown mit Hilfe des Schneesturms ans Haus fesselt. So wie der Schneesturm sich am Ende legt, lösen sich aber auch die teils stürmischen Episoden zwischen den Bewohnern des Hauses zu einem weihnachtlichen Happy End auf. Denn wäre es überhaupt eine richtige Weihnachtsgeschichte, wenn am Ende nicht jeder das bekommen würde, was er sich am meisten gewünscht hat?

Bewertung vom 03.12.2017
White Christmas
Nieschlag, Lisa;Wentrup, Lars;Geweke, Christin

White Christmas


ausgezeichnet

Lisa Nieschlag und Lars Wentrup haben scheinbar ein großes Faible für die Winter- und Weihnachtszeit. Ihre New York Christmas Bücher sind sicher vielen bekannt, darüber hinaus haben sie aber bereits vor einigen Jahren das Kreativ- und Backbuch "Advent, Advent" veröffentlicht und legen nun einen weiteren winterlichen Titel abseits des New York Themas nach.

Die Ausstattung des Buches ist fast schon opulent zu nennen. Unter dem wundervoll gestalteten Schutzumschlag befindet sich ein Hardcover, welches ohne Umschlag ein anderes, aber nicht minder schönes Bild abgibt. Die Vorsatzseiten sind mit weihnachtlichen Motiven bedruckt und das Layout überzeugt auch sonst auf ganzer Linie.
"White Christmas" ist ein wunderbarer Schmöker mit vielen stimmungsvollen großformatigen Fotos verschneiter Landschaften und anderer Winterszenen und einer Auswahl an weihnachtlichen Geschichten, dass das Buch einen schon gefangen nimmt, bevor man einen genaueren Blick auf die darin enthaltenen Rezepte geworfen hat.

Die Rezepte sind in folgende Kapitel untergliedert:
* Sleigh Bells Ring: Naschereien für die Adentszeit
* Winter Wonderland: Wärmendes für kalte Tage
* Dashing Through The Snow: Leckereien zum Verschenken
* Have Yourself A Merry Little Christmas: Weihnachtsgebäck
* O Holy Night: Festliche Menüs
Neben insgesamt fünfzig Rezepten enthält das Buch zehn Geschichten.

Die festlichen Menüs treffen auf Grund der Bestandteile nur bedingt meinen Geschmack, dafür sind die Rezepte der anderen Kategorien fast allesamt ein Treffer für mich persönlich.
Eine kleine Auswahl der enthaltenen Rezepte:
Bei den Naschereien für die Adventszeit sind unter anderem Klassiker wie Nussecken oder Spitzbuben aufgeführt. Wärmendes für kalte Tage sind beispielsweise Suppen ,aber auch Tartes oder heiße Getränke. Bei den kulinarischen Geschenkideen findet man solche Dinge wie Chutney, Curd, Likör oder Gelee. Das Weihnachtsgebäck ist mitnichten eine Fundquelle für Plätzchen, sondern größere Gebäcke wie Kuchen, Torten und Tartes.
Die Rezeptauswahl ist also sehr vielseitig und ich denke, sie bietet etwas für jeden Geschmack! Am Ende des Buches findet sich ein alphabetisches Rezeptregister, hier lassen sich die Rezepte unabhängig von der Kapiteleinordnung finden.

Wer die Mischung zwischen Schmöker, hochwertigem Fotobildband, Koch- und Backrezepten mag und zudem ein Winter- und Weihnachtsmensch ist, dem lege ich "White Christmas" sehr nahe!
Vielleicht ist es nicht das Buch von Nieschlag und Wentrup mit der höchsten "Will-ich-nachkochen-Trefferquote", was meinen persönlichen Geschmack angeht, aber im Vergleich zu den anderen Büchern der beiden liegt es ein stückweit mit der Nase vorne, was den Wohlfühlfaktor beim Ansehen der Fotos angeht: beim reinen Durchblättern bekommt man schon ein ganz weihnachtliches und wohliges Gefühl.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.11.2017
Gustafssons Jul
Simon, Lars

Gustafssons Jul


sehr gut

Nach dem Auftaktband der Urban-Fantasy-Reihe aus der Feder Lars Simons wollte ich gerne weitere Werke des Autors lesen und was bot sich da mehr an als das frisch erschienene Weihnachtsbuch "Gustafssons Jul"?
Die Aufmachung weckt schon die Lust an Weihnachten und das Buch eignet sich nicht zuletzt auf Grund seiner kompakten Größe als Aufmerksamkeit zu den Feiertagen. Der Einband hat einen leichten Schimmer und neben dem Cover schmücken auch die Vorsatzseiten weihnachtliche Motive.

Der 81jährige Carl-Johann Gustafsson hat zehn Jahre lang zurückgezogen von seiner Familie gelebt und will diesen Umstand nun zum Weihnachtsfest ändern, dass er wie früher im Kreis seiner Familie verbringen will. Seine Kinder und Enkel nehmen die Einladungen jedoch voller Misstrauen und nur zögerlich entgegen. Was wird ihren Vater und Großvater zu dieser Sinneswandlung bewogen haben? Ob er an den Feiertagen sein Erbe verteilen will? Bis auf Enkelin Susanna glaubt keiner, dass Carl-Johann Gustafsson das Fest der Liebe einfach im Kreis seiner Familie verbringen will, solange er noch dazu in der Lage ist.
Ein weihnachtliches Ambiente im verschneiten Schweden und der gute Hausgeist Alfred sorgen dafür, dass sich beim Leser schon recht früh ein wohliges Gefühl einstellt, auch wenn es bei der Familie Gustafssons einiger Nachhilfe bedarf, bis sie gewillt sind das Fest der Liebe in Frieden verbringen zu wollen...

Im Gegensatz zum ersten Band der Lennart Malmkvist Reihe gehen Lars Simons Figuren bedingt durch die Kürze des Buches leider nicht ganz so sehr in die Tiefe. So gibt es einige Figuren, mit denen ich gut mitfühlen und in die ich mich hineinversetzen konnte, andere blieben mir leider bis zum Ende der Geschichte fremd. Sehr gut gefallen hat mir in dieser Hinsicht jedoch der Familienstammbaum am Ende des Buches, hier konnte ich immer mal hinein spicken, wenn mir einer der Namen entfallen war von Familienmitgliedern, die nicht so präsent in der Geschichte mitwirkten.
Ansonsten ist "Gustafssons Jul" jedoch eine weihnachtliche Wohlfühlgeschichte für alle, die gerne Familiengeschichten mit Happy End lesen, denn natürlich schafft es der Geist der Weihnacht am Ende alle unterm Weihnachtsbaum zu vereinen. Bis dahin ist es allerdings ein langer und schwieriger Weg, der sich Dank Lars Simons großartigem Humor sehr kurzweilig gestaltet und dank einiger Offenbarungen einzelner Familienmitglieder auch für Überraschungsmomente sorgt.

Bewertung vom 25.11.2017
Sieben Minuten nach Mitternacht

Sieben Minuten nach Mitternacht


ausgezeichnet

Immer um sieben Minuten nach Mitternacht erhält Conor Besuch von einem Monster, das im Garten hinter Conors Haus lebt. Eine uralte Eibe, die Conor vier Geschichten erzählt. Vier Geschichten, grausam wie ein Märchen, grausam wie das Leben selbst manchmal spielt. Vier Geschichten, die Conor helfen sollen die Wahrheit zu akzeptieren: seine Mutter wird an Krebs sterben.

Als ich das Buch damals gelesen habe, hat es mich sehr berührt. Ich war gespannt, ob es der Verfilmung gelingt die Gefühle ähnlich intensiv zu vermitteln, wie das Buch es geschafft hat und ich muss sagen, der Film wird der literarischen Vorlage gerecht! Dies liegt vor allem an der gelungenen Umsetzung der Eibe, deren Animation sich nicht hinter den kongenialen Illustrationen Jim Kays aus dem Buch verstecken muss, sowie der hervorragenden und stimmigen Besetzung der Haupt- und Nebenrollen.
Die Familie wirkt im Film genauso, wie ich die mir beim Lesen vorgestellt habe: Conor und seine Mutter wirken beide sehr verletzlich, Conors Oma gleichzeitig stark und kalt, aber auch verletzbar und mütterlich, und sein Vater ist genau wie im Buch ein Fremdkörper, der nur auf Wunsch seiner sterbenden Exfrau aus Amerika anreist, um seinen Sohn zu sehen. Jeder von ihnen geht mit seiner Trauer und seiner Angst anders um, und je nach Verarbeitung und Ausdruck oder mit welcher Figur man sich als Zuschauer am ehesten identifizieren kann, ist das Verständnis für die jeweilige Person größer oder kleiner. Auf jeden Fall ist es faszinierend zu sehen, in wie vielen Arten sich Trauer und Angst zeigen können und egal, ob man Empathie mit jedem einzelnen empfinden kann, die Geschichten eines jeden berühren auf jeden Fall stark und klingen noch lange nach.

"Sieben Minuten nach Mitternacht" ist eine Geschichte über persönliche Verluste und den Umgang mit ihnen. Nahestehende Personen von Betroffenen lernen dadurch Verständnis, denn "verstehen" kann so eine Situation nur, wenn selbst schon davon betroffen war. Betroffene finden darin vielleicht ein Ventil und lernen, dass es keinen "richtigen" Umgang mit Trauer gibt und auch kein Richtig und Falsch, wenn es darum geht, Trauer zu zeigen und auszuleben. Und so findet man in der Geschichte trotz aller Traurigkeit auch einen gewissen Trost.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.11.2017
In My Dreams. Wie ich mein Herz im Schlaf verlor
Siegmann, Claudia

In My Dreams. Wie ich mein Herz im Schlaf verlor


sehr gut

Lu lebt auf dem gemütlichen Anwesen und Hotel "Runmore Manor". Auf dem Anwesen hatte es vor 111 Jahren einen Großbrand gegeben, bei dem der damalige Lord und zwei der Angestellten ums Leben kamen. Die Stadt Ifflington gedenkt diesem Ereignis noch heute Jahr für Jahr bei einem großen Fest inklusive einer Theaterdarbietung, bei der die Ereignisse dieser verhängnisvollen Nacht nachgespielt werden. Für Lu ist das schreckliche Ereignis von noch weit größerer Bedeutung als für alle anderen Einwohner Ifflingtons, denn sie ist die Einzige, die die Geister der damals verstorbenen sehen und hören kann. Als Lu jedoch anfängt Rauch zu riechen und zudem noch von erschreckend realistischen Träumen des furchtbaren Feuer heimgesucht wird, welches vor 111 Jahren beinahe ihr Zuhause zerstört hätte, verstärkt sich immer mehr der Anschein, als würde die Vergangenheit in der Gegenwart Einzug halten. Wer hat damals das Feuer verursacht? Lu erlebt in ihrem Träumen die damaligen Ereignisse so hautnah, als wäre sie selbst dabei gewesen...

"In my Dreams" ist eine schaurigschöne Geistergeschichte mit einem altmodischen Flair, welches in erster Linie durch die drei Geister zustande kommt, den damaligen Lord, das Zimmermädchen Sophie und den Stallburschen Thomas, die bei dem Brand vor 111 Jahren ums Leben kamen. Der verrückte Lord wirkt stellenweise unheimlich und unberechenbar, das bringt die Gruselelemente in die Geschichte, Sophie und Thomas sind jedoch einfach durch und durch liebenswert und auf eine altmodische und schöne Art höflich, wie man es heutzutage kaum noch findet. Daneben nehmen auch Lus beste Freundin Emma, ihre Eltern und die Besucher Estelle und Ben einen großen Raum in der Geschichte ein. Auch wenn sich Lu und Ben zu Beginn nicht sonderlich sympathisch sind, bahnt sich hier im Laufe der Geschichte eine zarte Liebesgeschichte an, die gut zu dem restlichen Flair des Buches passt. Dennoch kann man sich nicht nur bei Ben, sondern auch bei anderen Charakteren zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Buch nicht sicher sein, ob sie tatsächlich zu den Guten gehören oder vielleicht doch etwas mit dem verheerenden Brand oder dem Tod an Bens Vater Mitschuld tragen. Die Spannung kann Claudia Siegmann problemlos durch das ganze Buch bis zum Show Down halten, da immer wieder neue Aspekte ans Tageslicht gelangen und Fragen aufwerfen, die erst am Schluss beantwortet werden.
Mein einziger Kritikpunkt bezieht sich dann auch auf das Ende, denn wo zuvor so viel Raum war, die Rätsel zu konzipieren und die Beziehung zwischen Lu und Ben langsam wachsen zu lassen, so überschlagen sich am Ende des Buches die Ereignisse. Es bleiben keinerlei Fragen offen, aber es ging einfach alles zu schnell, besonders im Vergleich zu dem gemütlichen Tempo, welches die Geschichte zuvor eingeschlagen hatte.

"In my Dreams" ist eine reizende und wunderbar altmodisch anmutende Geistergeschichte, die Ereignisse auf drei unterschiedlichen Zeitebenen verknüpft und von Beginn an bis zum Ende sehr spannend und rätselhaft ist. Hinzu kommt der lockere Schreibstil der Autorin, der einen nur so durch die Seiten fliegen lässt und interessante und abwechslungsreiche Charaktere, wobei die Geister den Lebenden beinahe die Show stehlen!

Bewertung vom 24.11.2017
Wächter der Meere, Hüter des Lichts
Schlick, Oliver

Wächter der Meere, Hüter des Lichts


sehr gut

Rebecca hat schon früh ihre Eltern verloren und wurde danach von einem Ehepaar adoptiert, das zwar dafür gesorgt hat, dass es Rebecca nie an etwas fehlte, aber Gefühle scheinen die beiden nicht für ihre Adoptivtochter zu hegen. Als Rebecca um ihren sechszehnten Geburtstag herum plötzlich anfängt Gesprächsfetzen zweier verschiedener Stimmen in ihrem Kopf zu hören und von mehreren Unbekannten verfolgt wird, mehren sich die Anzeichen, dass irgendwelche seltsamen Dinge von statten gehen... Rebecca denkt schon, sie ist dabei verrückt zu werden, doch als ihre Adoptiveltern sie wegen der Stimmen und daraus resultierenden Ohnmachtsanfällen in eine psychosomatische Klinik verfrachten, offenbaren sich ihr die Fremden und stellen sich als "Wächter" vor, eine Vereinigung unter dem Deckmantel alltäglicher Leuchtturmwärter, die jedoch einer uralten Vereinigung angehören. Rebecca ist durch einen Vorfall in ihrer Kindheit Teil einer Prophezeiung geworden, daher rühren auch die Stimmen in ihrem Kopf. Die Wächter und Rebecca müssen das Geheimnis hinter den Stimmen in Rebeccas Kopf entschlüsseln, um die Prophezeiung zu erfüllen, doch die Mission droht zu scheitern, denn unter den Wächtern befindet sich ein Verräter...

Oliver Schlicks Geschichte ist erfrischend und neuartig. Obwohl ich schon sehr viele Bücher gelesen habe, ist mir ein derartiges Szenario bislang nicht unter gekommen. Seine Charaktere sind authentisch, und trotz der mysteriösen und spannenden Handlung kommen auch Situationskomik und Wortwitz nicht zu kurz. Die Wächter sind ein bunter Haufen der unterschiedlichsten Figuren, durch die Charakterzeichnung kommt auch jede Menge Lokalkolorit in das Geschehen und die Personen wirken so einzigartig und real.
Mein einziger Kritikpunkt ist es, dass die Prophezeiung und deren Einwirken auf Rebecca und die beiden Personen, die zu den Stimmen in ihrem Kopf gehören, sehr esoterisch wirken, und Esoterik ist einfach nicht mein Fall, so dass mich das Buch trotz aller positiven Aspekte letztendlich doch nicht komplett überzeugen konnte.
Der größte Pluspunkt war für mich, dass ich noch nie das Gefühl hatte so viel vom Autor selbst in einer Geschichte wiederzufinden, als ob die Person, die hinter dem Roman steckt, richtig greifbar wäre. Sehr eigenständig und individuell, nicht austauschbar oder vergleichbar mit anderen Geschichten. Das hat mich wirklich begeistert und meine Neugierde auf weitere Romane aus der Feder Oliver Schlicks geweckt!

"Wächter der Meere, Hüter des Lichts" ist großartige fantastische Literatur aus Deutschland, mit wunderbar gezeichneten Charakteren und einer sehr bild- und lebhaften Sprache, die den Leser an den Seiten kleben lässt. Von mir gibt es nur deshalb einen leichten Abzug in der Wertung, weil mich das esoterisch angehauchte Thema nicht völlig abholen konnte.