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Bella von www.bellaswonderworld.de
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Karlsruhe
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Ich bin 31 Jahre alt und mein größtes Hobby ist das Lesen. Ich verschlinge alle möglichen Titel querbeet durch die verschiedensten Genres. Meine Leseleidenschaft teile ich mit anderen Lesebegeisterten auf meinem Blog www.bellaswonderworld.de

Bewertungen

Insgesamt 1143 Bewertungen
Bewertung vom 04.06.2020
Lady Midnight / Die dunklen Mächte Bd.1
Clare, Cassandra

Lady Midnight / Die dunklen Mächte Bd.1


sehr gut

Beschreibung

Emma Carstairs wird niemals vergessen, wie ihre Eltern im Krieg starben, als sie noch ein Kind war. Sie glaubt nicht daran, dass ihre Eltern ebenfalls Opfer des Schattenjägers Valentine wurden, der versuchte die Kräfte der Schattenjäger mit denen der Dämonen zu vereinen. Nachdem Emma Zuflucht im Institut der Schattenjägerfamilie Blackthorn in Los Angeles gefunden hat, untersucht sie die mysteriösen Umstände des Todes ihrer Eltern und forscht nach dem wahren Mörder, um an ihm Rache nehmen zu können. Als sie einer Spur nachgeht, bringt sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Parabatai Julian Blackthorn und dessen Familie in große Gefahr.

Meine Meinung

Cassandra Clare hat mich mit ihrer Welt der Schattenjäger bereits vor Jahren mit dem ersten Band der »Chroniken der Unterwelt – City of Bones« in ihren Bann gezogen und so konnte ich auch nicht dieser Trilogie um »Die Dunklen Mächte« widerstehen, die ebenfalls im Reich der Schattenjäger spielt. Der erste Band »Lady Midnight« handelt zum großen Teil im Institut der Schattenjäger in Los Angeles, das von der Familie Blackthorn geführt wird.

Auf über 800 Seiten erzählt Clare die umfangreiche Geschichte über die Familie Blackthron, die ohne Eltern zurechtkommen muss und durch den ältesten Bruder der Geschwister, Julian, zusammengehalten wird. Die talentierte Schattenjägerin Emma Carstairs wurde von den Blackthorns aufgenommen als sie ihre Eltern verlor und zu ihrem Parabatai Julian hegt sie eine tiefe Verbundenheit. Wie tief diese Gefühle gehen, wird ihr allerdings erst so langsam bewusst.

Spannend wird es als die Feenwesen das Spielfeld betreten und Julians älteren Bruder Mark Blackthorn zurückbringen, unter der Bedingung, dass die Schattenjäger die mysteriösen Todesfälle untersuchen und den Feenwesen den Täter auf dem Silbertablett präsentieren. Obwohl dies vom Rat der Schattenjäger strengstens verboten ist, bleibt der Familie nichts anderes übrig, wenn sie Mark wieder in ihren Kreis aufnehmen möchte. Außerdem hat Emma ebenfalls ein großes Interesse daran, denn sie glaubt, dass der Täter auch für den Mord an ihren Eltern verantwortlich ist.

Aus dieser explosiven Konstruktion schöpft Cassandra Clare eine dramatische Geschichte über Familienbande, verbotene Liebe und Geschwisterliebe. Das Ganze gepaart mit jeder Menge Action, Magie und düsteren Dämonen. Außerdem haben auch bereits bekannte Persönlichkeiten wie der New Yorker Hexenmeister Magnus Bane, Clary Fairchild und Jace Herondale uvm. einen kleinen Gastauftritt.

Am spannendsten fand ich den Charakter von Mark Blackthorn, der durch seine Zeit bei den Elben von einer mysteriösen und geheimnisvollen Aura umgeben wird und dessen Beziehung zu dem Elbenprinzen Kiran mir unter die Haut gegangen ist. Diese Dramatik hat mir im Gegensatz zur problematischen Konstellation zwischen Emma und Julian um einiges besser gefallen da sie nicht gar so abgedroschen daherkam.

Im Ganzen betrachtet hat es mir unglaublichen Spaß gemacht mit »Lady Midnight« wieder in die Welt der Schattenjäger und Dämonen einzutauchen. Dennoch muss ich sagen, dass man die Geschichte sicherlich an einigen Stellen hätte kürzen können, um unnötige Längen zu vermeiden.

Ein Bonus-Zuckerl wartet am Ende des Romans mit einer Episode über die berühmte Schattenjäger-Clique um Clary Fairchild auf die Leser*innen.

Fazit

Fesselnde Urban-Fantasy Unterhaltung aus dem Reich der Schattenjäger. An manchen Stellen wäre etwas weniger definitiv mehr gewesen, aber dafür gibt es einige faszinierende neue Charaktere auf dem Spielfeld, sodass ich mich schon auf die weiteren Teile dieser Trilogie freue.

Bewertung vom 04.06.2020
Der Empfänger
Lenze, Ulla

Der Empfänger


sehr gut

Beschreibung

Den deutschen Auswanderer Josef Klein verschlägt es nach Amerika, dort baut er sich in New York City ein neues Leben auf und lebt zunächst unberührt von den politischen Entwicklungen, die sich schon bald abzeichnen. Während in Deutschland der nationalsozialistische Diktator Adolf Hitler einen Krieg entfesselt, hält sich Joe mit seiner Arbeit als Drucker über Wasser und verbringt seine Freizeit mit seinem großen Hobby, dem Funken.

Sein Leben im multikulturellen Schmelztiegel Harlem gerät völlig aus den Fugen als er mit seiner Fähigkeit als Amateurfunker die Aufmerksamkeit einflussreicher Männer erweckt und diese ihn für ihre Sache einspannen. Erst viel zu spät bemerkt Josef, dass er sich mitten im Spionagegetriebe der Deutschen befindet…

Meine Meinung

In ihrem neuen Roman »Der Empfänger« verarbeitet die Schriftstellerin Ulla Lenze die Geschichte ihres Großonkels. Dabei herausgekommen ist ein fiktionales, fesselndes Zeitzeugnis über eine Zeit im Umbruch und das Schicksal eines Auswanderers in Amerika.

Alles dreht sich um die Lebensgeschichte von Josef, Joe, José, die im Wechsel der verschiedenen Zeit- und Standort-Ebenen erzählt wird. Beginnend in Costa Rica, und dann tänzelnden zwischen Auszügen aus den 40ern aus dem rheinländischen Neuss und den 30ern aus New York City. Die Puzzlestückchen, die zu Josefs Leben zählen, setzten sich zu einem Ganzen zusammen, wobei ich leider das Gefühl hatte, der Person nicht näherzukommen.

Vielmehr brilliert Ulla Lenzes Roman durch die Abbildung der Gesellschaft zu dieser turbulenten und angespannten Zeit und wie verloren man sich selbst fühlen kann. Denn genau so ergeht es Josef Klein, der durch sein vermeintlich harmloses Hobby in das Spionagenetzwerk der Deutschen in Amerika hineinrutscht.

Eigentlich hatte ich mir von dem Roman einen größeren Einblick in das Gebilde des Spionage-Netzwerks zur Zeit des Zweiten Weltkrieg erhofft, jedoch ist dieser Aspekt nur ein kleiner Teil von Joes Leben in Amerika. Eigentlich möchte der deutsche Auswanderer nichts mit Politik zu tun haben und muss seine moralischen Bedenken zur Seite schieben, um sich das nötige Geld zum Überleben zu sichern.

Besonders beeindruckt hat mich die bildliche Wiedergabe des Settings, denn Ulla Lenze hat es geschafft, mich direkt in die Straßen der Weltmetropole New York zu beamen. Egal ob der kulturelle Schmelztiegel Harlem oder das Treiben in Manhattan, ich habe mich wieder in den Urlaub in dieser atemberaubenden Stadt zurückversetzt gefühlt und nicht nur das, denn auch zeitlich gesehen trifft die Schriftstellerin den richtigen Ton.

Außerdem habe ich etwas über den nationalsozialistischen Amerikadeutschen Bund dazulernen können, der seinen Höhepunkt am 20. Februar 1939 mit einem Aufmarsch im Madison Square Garden von über 22.000 Menschen feierte.

Fazit

Ein feinfühliger Roman, der die Gesellschaft in Zeiten des Umbruchs anhand des Schicksals eines deutschen Auswanderers in Amerika porträtiert.

Bewertung vom 04.06.2020
Paper Girls Bd.6
Vaughan, Brian K.

Paper Girls Bd.6


ausgezeichnet

Die kultige Comic-Reihe um die vier Zeitungs-Mädels Tiffany, Erin, Mac und KJ von Brian K. Vaughan und Cliff Chiang steuert mit diesem sechsten Band ihrem Ende entgegen und so stürzen sich die Freundinnen ein letztes Mal in das Abenteuer, dass sie hoffentlich wieder in ihre Zeit zurück, an einen Tag nach Halloween des Jahres 1988, bringen wird.

Die Heldinnen der Reihe wurden getrennt und müssen sich nun jede für sich genommen den Herausforderung stellen, die da auf sie zukommen. Tiffany verschlägt es in die Zukunft, wo sie auf eine ältere Version von sich selbst, zwei Klone von Erin sowie eine andere Ausgabe von KJ trifft, Mac begegnet Dr. Braunstein am Ende der Zeit und die kämpferische KJ strandet in den 50er Jahren, wo sie nicht nur auf eine Gruppe Zeitungsjungs trifft, während Erin sich in der Höhle des Löwen, bei den Oldtimern befindet.

Autor Brian K. Vaughan hat in seiner Reihe um die zwölfjährigen Titelheldinnen so einige Fragen aufgeworfen und eine Bandbreite an Handlungsebenen eröffnet, die es so manches Mal nicht leicht machten, in Erfahrung zu bringen, wo die Reise eigentlich hingehen wird. Dieser Abschlussband nimmt nun die losen Fäden des Erzählkonstrukts auf und führt diese zu einem Finale, bei dem auch noch das letzte Puzzlestückchen an den richtigen Ort findet.

Das brilliante Design mit seinem charmanten Retro-Touch wird von der popartigen Koloration von Matt Wilson unterstrichen und lässt die Herzen von 80er Jahre Fans höher schlagen. Die Geschichte, in deren Fokus immer die starken Freundschaftsbande der »Paper Girls« steht, wird von Künstler Cliff Chiang in Szene gesetzt und kann besonders durch das gekonnt gesplittete Seitendesing überzeugen. Das Tempo und die Dynamik des Showdowns lassen keine Zeit zum Atem holen und verschaffen der Reihe einen krönenden Abschluss. Ich hätte mir kein schöneres Ende für dieses Zeitreise-Weltraum-Abenteuer wünschen können, bei der die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens eine Rolle spielt und die Stärke von Freundschaft im Zentrum steht.

Fazit

Eine großartige Comic-Reihe über die Stärke von Freundschaft geht zu Ende. Der krönende Abschluss zu den Zeitreiseabenteuern der jugen Titelhedinnen liefern Brian K. Vaughan und Cliff Chiang mit viel Emotion und Feingefühl für die einzelnen Charaktere.

Bewertung vom 04.06.2020
Saga Bd.4
Vaughan, Brian K.;Staples, Fiona

Saga Bd.4


ausgezeichnet

Die vierte Ausgabe der »Saga« Reihe von Brian K. Vaughan und Fiona Staples zeigt Alana und Marko einmal in einem ganz anderen Licht. Die verrückte Weltraum-Odysee wird erst einmal beiseite geräumt und in den Vordergrund tritt eine junge Familie, die sich auf dem Planeten Gardenia ein häusliches Leben aufbaut.

Während Alana mit einem Job als Schauspielerin versucht die Familie finanziell über Wasser zu halten, versucht sich Marko als Hausmann. Die Situation ist durch die Gefahr, dass Alanas Maskerade bei dem Millionenpublikum jederzeit auffliegen könnte, jedoch weiterhin ungebrochen. Diese ungewohnten Bedingungen rütteln an der Beziehung von Alana und Marko und stellen diese auf eine harte Probe.


Wirklich bezaubernd ist, dass wir in dieser »Saga« Ausgabe Hazel nun in einem Stadium erleben, wo sie zu sprechen beginnt und auf ihren wackeligen Beinchen die Welt unsicher macht. Im Mittelpunkt stehen allerdings die Probleme zwischen Alana und Marko, die sich immer weiter zuspitzen und somit den Großteil der Spannung ausmachen. Drogen, neue Liebschaften und bei alldem geht die Frage unter, welchen neu gefundenen Freunden man tatsächlich sein Vertrauen verschenken kann.

Ein weiterer Faden der Geschichte bilden die Vorgänge im Reich der Roboter, wo das Kind von Prinz Robot IV zur Welt kommt und von einem Diener gekidnapped wird, der nicht zur priveligierten Elite des Adels gehört. Durch die Verwebung dieser Handlungsfäden ist es Brian K. Vaughan wieder einmal gelungen einen fesselnden Plot hervorzubringen, der durch die kunstvollen Bilder von Fiona Stapels zum glänzen kommt.

Fazit

Diese Comic-Reihe macht süchtig!

Bewertung vom 03.06.2020
Saga Bd.2
Vaughan, Brian K.

Saga Bd.2


ausgezeichnet

Eine geniale Comic-Reihe ist das mehrfach ausgezeichnete Werk »Saga« von Brian K. Vaughan und Fiona Staples. Eine Space-Opera mit authentischen Charakteren, die sich durch eine originell erdachte Welt bewegen und zudem ein bunt gemischtes Potpourri aus Emotionen und Weltraumreisen bietet.

Auf der Flucht mit ihrem Baumschiff trifft das ungleiche Paar auf Markos Eltern, die sie nun auf ihrem Weg begleiten und dabei helfen die kleine Hazel zu beschützen. Der Freilanzer/Kopfgeldjäger »Der Wille« trifft auf Gwendolyn, die rachsüchtige Ex-Freundin Markos, und Prinz Robot IV versucht sich weiterhin an die Fersen der kleinen Familie zu heften, dabei folgt er einem Tipp, der ihn zu D. Oswald Heist, dem Autor der Schmonzette die Alana und Marco zusammenbrachte, führt.

Das bunte Saga-Universum wird im zweiten Band mit sprühender Kreativität weiter ausgebaut, die Figuren bekommen mehr Tiefe und die schrecklichen Umstände, die die Flucht für die kleine Familie mit sich bringt, werden durch skurille Charaktere und irrwitzige Plottwists aufgelockert. Brian K. Vaughan hat hier eine Welt erschaffen, in die ich mich gerne fallen lasse, da an jeder Ecke eine Überraschung wartet und die Vielseitigkeit keine Langeweile aufkommen lässt.

Chapeau für Fiona Staples, der mein ganzer Respekt für die Illustration dieser unberechenbar-sagenhafter Welt gilt. Mit ihrem provokanten Pinselstrich verschafft sie den Charakteren den nötigen Ausdruck, um im Gedächtnis der Lerser*innen haften zu bleiben.

Fazit

Erzählerisch stark und mit einer Bandbreite an eindrucksvollen Bildern unterlegt, sorgt »Saga 2« für galaktisch gute Unterhaltung.

Bewertung vom 03.06.2020
Der Verbannte
Kriek, Erik

Der Verbannte


sehr gut

Der niederländische Künstler Erik Kriek hat mit »Der Verbannte« nach Interpretationen von H.P. Lovecraft und einer Sammlung von fünf folkloristischen »Murder Ballads« mit »In the Pines« seine erste größere Geschichtskreation als Graphic Novel herausgebracht.

Erik Kriek schickt seine Leser*innen auf eine Reise zu den Wikingern, zurück in das 10. Jahrhundert nach Island, der Heimat des verbannten Wikingerkriegers Hallstein Thordsson. Noch vor Beginn der Geschichte gibt eine Doppelseite, ähnliche einer Dramatis Personae, Auskunft über die agierenden Charaktere des Werkes. Auf diese Seite habe ich während des Lesens immer wieder geblättert, da sich die Züge der Charaktere doch sehr ähnlich ausfallen und man durchaus ein zweites oder drittes Mal hinsehen muss, um erkennen zu können, wer sich da gerade im Panel bewegt.

Schauplatz der Geschichte ist die sagenhafte Landschaft Islands, mit der atemberaubenden Kulisse aus Vulkanen und Thermalquellen. Diese magische Atmosphäre hat Kriek mit Bravour auf die Seiten gebannt und beim Anblick der Felsen und Wiesen lässt sich nur zu Leicht nachvollziehen, warum gerade aus diesem Teil der Erde die Sagen um Elfen und Kobolde stammen.

Im Mittelpunkt steht Hallstein Thordsson, der aufgrund eines Mordes dazu gezwungen ist, sieben Jahre seines Lebens im Exil zu verbringen. Nach seiner Verbannung, die er als Krieger verbrachte, kehrt er mit zwei Weggefährten in seine Heimat zurück. Nach all den Jahren, die aus Kämpfen und Blutvergießen bestanden, möchte er nur noch eines: zurück zu seiner Familie und etwas Ruhe und Frieden finden. Dieses Vorhaben gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht, denn seit seinem Weggang hat sich einiges geändert.

Hallsteins Stiefmutter Solveig kümmert sich nach dem Tod seines Vaters um das Land und wird von Einar Ragnarsson umworben, der nicht nur seine Ländereien erweitern möchte, sondern auch nach Rache an Hallstein sinnt. Dieser persönliche Konflikt wird noch durch ein paar weitere Nuancen der rivalisierenden Familien erweitert. Während Hallstein mit seiner posttraumatischen Belastungsstörung scharf umrissen wird, bleiben die anderen Charaktere etwas blass zurück.

Die harsche mittelalterliche Welt, in der sich Kriek bewegt, wirkt äußerst authentisch und vermag durchaus an die Seiten zu fesseln. Bei der Koloration bediente sich der Künstler an einer Palette von kühlen Blautönen, die zu der rauen und gemächlichen Zeit der Wikinger sehr gut passt. Die brutale Seite wird an einigen Stellen mit alarmierendem Rot und düsterem Schwarz hervorgehoben.

Fazit

»Der Verbannte« berauscht mit der imposanten und magischen Landschaft Islands und belebt mit Detailverliebtheit die Zeit der Wikinger.

Bewertung vom 03.06.2020
Aristophania. Band 1
Dorison, Xavier

Aristophania. Band 1


ausgezeichnet

Auf diesen Comic hatte ich mich seit der Verlagsvorschau riesig gefreut! Ein Comic im Zeichen von Mary Poppins – Das durfte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen! Und dann auch noch das wunderschöne grüne Cover. Große Liebe auf den ersten Blick!

Der erste von vier geplanten Bänden der Reihe »Aristophania« von Xavier Dorison & Joël Parnotte trägt den Titel »Das Reich Azur« und beginnt zunächst alles andere als märchenhaft. Die Geschichte entführt uns in das Frankreich des Jahres 1900, wo die drei Kinder Basile, Victor und Calixte der Familie Francoeur zuerst ihren Vater verlieren und schließlich auch noch die Mutter durch eine Verquickung unglücklicher Ereignisse ins Gefängnis gehen muss.

Was hat das ganze nun mit Mary Poppins zu tun? Ähnlich wie in der Geschichte von Pamela Lynwood Travers geht es auch im Comic um Kinder, deren Leben mit „etwas“ Magie bereichert wird und sich dadurch schlagartig ändert, in ihrem Fall durch die ältere Dame Aristophania. Diese war mit ihrem Vater Clément befreundet, der nur zum Vorwand in einer Marsailler Fabrik schuftete und eigentlich auf der Suche nach der Morgenrot-Quelle war. Nachdem die Kinder nun heimatlos sind, nimmt sie Aristophania unter ihre Fittiche und der neugierigen Bande präsentiert sich eine ganz neue Welt zum Entdecken, das Reich Azur.

Xavier Dorison hat sich ein mitreißendes Märchen ausgedacht, welches in die ein düsteres Frankreich entführt und mit einem magischen Kindermädchen auftrumpft, das gut und gerne eine ältere und undurchschaubarere Version von Mary Poppins abgibt. Die stimmigen Zeichnungen von Joël Parnotte lassen nicht nur das Setting lebendig werden, sondern geben auch den kantigen Charakteren eine Form. Ich bin einfach unglaublich hingerissen von den aufgeweckten Kindern und der feinen alten Dame, die, wenn es sein muss, auch einem gestandenen Mannsbild zeigen kann was ein Haken ist.

Bei diesem Comic handelt es sich um den Auftakt zu einer 4-teiligen Reihe, der auch auf keiner anderen Geschichte aufbaut. Deshalb eignet sich »Aristophania« wunderbar als Objekt für Comic-Neueinsteiger. Zudem lässt sich dem Handlungsverlauf in den übersichtlich angeordneten Panels leicht folgen.

In gespannter Erwartung auf die Weiterführung der Geschichte, bin ich sehr froh, dass die Wartezeit auf den Folgeband »Aristophania – Der Verbannte König« nicht lange andauern wird. Dieser wird nämlich bereits ab August 2020 erhältlich sein.

Fazit

Ein düsteres Comic-Märchen mit einer Prise Mary-Poppins-Charme und einem Löffel voll Magie.

Bewertung vom 03.06.2020
Liberty Bessie. Band 1 (von 2)
Djian, Jean-Blaise;Saint-Dizier, Pierre-Roland

Liberty Bessie. Band 1 (von 2)


sehr gut

In »Liberty Bessie: Eine Pilotin aus Alabama« von Jean-Blaise Djian, Pierre-Roland Saint-Dizier & Vincent geht es nach Amerika, zurück in die 40er Jahre, in der Rassentrennung herrscht und der Zweite Weltkrieg besondere Maßnahmen erfordert. So wird es in dieser Zeit auch Afroamerikanern ermöglicht den Pilotenschein zu machen und durch die militärische Einheit der »Tuskegee Airmen« ihrem Land den Kriegsdienst zu erweisen.

Bessie Bates Vater war Teil der »Tuskegee Airmen«, die auch als »Red Tails« bekannt waren, und verlor bei einem Einsatz sein Leben, sodass sein bester Freund Roscoe ohne ihn heimkehren musste. Bessie möchte trotz aller Vorbehalt, ihrer verbliebenen Familie, ihrem Vater nacheifern und träumt davon, selbst eines Tages Pilotin zu werden. Mit der Unterstützung Roscoes lernt Bessie das Fliegen und lässt sich auch von der Rassenordnung, die die Afroamerikaner in allen Lebensbereichen einschränken und erniedrigen, nicht unterkriegen.

Die zielstrebige und unerschrockene Art von Bessie Bates hat mich beeindruckt und dieser Aspekt gefällt mir auch mit am besten am ganzen Comic-Band. Die Geschichte über Afroamerikaner in Alabama zur Zeit der Rassentrennung inklusive dem Hintergrund einer Spezialabteilung im Zweiten Weltkrieg ist eine total spannende Auswahl, rückt jedoch schon nach einigen Seiten in den Hintergrund der Storyline. Jean-Blaise Djian und Pierre-Roland Saint-Dizier lenken den Handlungsfaden, sobald Bessie den Pilotenschein in der Tasche hat, auf eine privatere Schiene, denn Bessie’s Familie wird die Army-Plakette ihres vermeintlich toten Vaters zugespielt und so macht sie sich auf eine abenteuerliche Suche nach ihm.

Die kunstvollen Bilder des französischen Künstlers Vincent sind ein absolutes Highlight, denn seine feinen Pinselstriche verleihen den Charakteren eine tolle Strahlkraft und auch die Flugszenen können durch die aquarellhafte Kolorierung überzeugen. So macht es eine große Freude, jede einzelne Seite des 56 Seiten umfassenden Albums zu entdecken.

Die abgeschlossene Geschichte von »Liberty Bessie« soll zwei Alben umfassen und ermöglicht auch Neulingen in diesem Bereich einen guten Einstiegspunkt in die farbenfrohe Welt der Bilder und Sprechblasen. Allerdings bin ich schon sehr gespannt, wie die ganzen offenen Fragen in einem einzigen weiteren Band zu einem Finale geführt werden.

Fazit

In kunstvollen Bildern erzählte Geschichte über eine starke Afroamerikanerin die ihren Weg als Pilotin geht. Etwas mehr Tiefgang in Bezug auf die historischen Hintergründe wären wünschenswert gewesen, vielleicht wird hierzu ja im abschließenden zweiten Band noch näheres berichtet. Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt darauf!

Bewertung vom 03.06.2020
Käsablanca
Goebels, Stephan

Käsablanca


sehr gut

Beschreibung

Lava Rougette erzählt ihren Freundinnen bei einem Mädelsabend von ihren Beziehungsproblemen. Als sie auf einer Online-Partnerbörse auf das Gewinnspiel des Käseunternehmens Cheezy Livin‘ stoßen, das verspricht jemanden in die »Leerdamnis« zu schicken, treffen sie zusammen den Entschluss, Floyd dort anzumelden. Eigentlich wollte Lava ihrem Freund damit lediglich einen Denkzettel verpassen, da ahnte sie noch nicht, dass Floyd von der Firma gekidnapped und in einen übergroßen Parmesan-Käselaib verschleppt werden würde, aus dem er sich seinen Weg freikämpfen muss.

Während sich Floyd auf der Suche nach einem Ausgang aus dem Käse vor eine Horde mordlustiger Frauen in Acht nehmen muss, befindet sich Lava Rougette auf einem ganz besonderen Käse-Trip und erlebt eine wilde Zeit unter den käseabhängigen Cheezern.

Meine Meinung

Stefan Goebels bizarres Fantasy-Werk »Käsablanca« musste ich alleine schon aufgrund des Titels, meiner Vorliebe zu Essen mit gaaaaanz viel Käse und meinem Hang zu schrägen Geschichten einfach lesen.

Der zweite Roman des deutschen Autors ist genau die richtige Lektüre zum Gehirn abschalten, Popcorn holen und Kopfkino anwerfen. Die Geschichte über Lava Rougette, die ihrem Freund Floyd, eine Lektion erteilen möchte und ihn dadurch eher unbeabsichtigt in die Hände des psychopathischen Käsekonzern-Mogul Friedrich Schnitzler treibt, kommt schnell in Fahrt und verwandelt sich zusehends in ein dystopisches Action-Abenteuer, bei dem es durch Spannung gepaart mit Käse und Wortspielereien zu keiner Langeweile kommt.

Als Setting dient der neu entstandene Firmensitz des Cheezy Livin’ Konzerns, der durch den Verkauf eines Parmesans ohne Kalorien, zu einem der erfolgreichsten Unternehmen wuchs. Konzernleiter Friedrich Schnitzler scheint das gar nicht gut zu bekommen, den die dadurch gewonnene Macht und das Geld nutzt er für die Umsetzung seiner verrückten Vorhaben wie z. B. einen riesengroßen Parmesankäselaib als neue Zentrale zu erbauen und darin einen cheezigen Freizeitpark zu eröffnen. Als er Lava Rougettes E-Mail bezüglich ihres Freundes erhält, erklärt er den Vorgang zur Chefsache und lässt Floyd in den gigantischen Käse sperren, wo er sich gefährlichen Herausforderungen stellen muss, Schimmelpriestern begegnet und sich schließlich als Gratinator an der Seite der tapferen Kämpferin Lola Parmagicula beweist.

Zur gleichen Zeit plagt Lava Rougette ein schlechtes Gewissen und die Angst um ihren Freund, so dass sie sich auf den Weg zum Cheezy Livin’ Firmengelände macht. Lava ist nicht die einzige, die zur Eröffnung des riesigen Käselaibs angereist kommt und schließt sich einigen Käsesüchtigen auf ihrem psychedelischen Trip durch zu viel Parmesankäse an. Der Cheezy Livin’ Käse schmeckt nämlich nicht nur hervorragend, sondern wirkt auf die Konsumenten wie eine berauschende Droge.

»Käsablanca« erinnert durch die überdramatisierte Storyline und die schräge Kreativität Stefan Goebels an einen Splatter Film und liefert damit genau die richtige Unterhaltung, um sich eine kurze Auszeit zu schaffen, in der alles nicht so bierernst genommen wird. Zudem macht es einen Heidenspaß zu entdecken, welch fürchterliche Schicksale der Autor für seine Charaktere erdacht hat (Schadenfreude ist doch manchmal die beste Freude).

Fazit

Die käsig-schräge Geschichte sorgt mit Splatter-Horror, Kreativität und Wortwitz für jede Menge Fun!

Bewertung vom 03.06.2020
Batman: Damned
Azzarello, Brian;Bermejo, Lee

Batman: Damned


sehr gut

Im Abschlussband der »Batman Damned« Reihe von Brian Azzarello und Lee Bermejo aus der Sparte »DC Black Label« wird nun endlich aufgedeckt, ob Batman seinen Erzfeind, den Joker tatsächlich auf dem Gewissen hat. Die Geschichte beginnt für Batman in einem Sarg, tief unter der Erde.

Nur durch die Hilfe eines baumartigen Monsters gelingt es dem dunklen Ritter aus seinem Grab emporzusteigen, wo er auf Constantine trifft und es sogleich zu einem actionreichen Kampf mit einem lebendigen steinernen Engel kommt. Dieses Intermezzo ist aber noch nicht alles, denn um der Wahrheit auf den Grund zu gehen muss der Fledermaus-Detektiv tief in seine Vergangenheit dringen, wo sich dunkle Magie mit dem schrecklichen Schicksal seiner Eltern vereint und er schließlich um seine Seele kämpfen muss.

Zur Auflösung des Falles trägt Batman allerdings nicht wirklich etwas bei, er wird durch eine unsichtbare Hand durch die temporeiche Handlung getrieben, bei der man durch einen Mix aus Gegenwart und Vergangenheit in einem tranceartigen Zustand neben dem Helden her wandelt.

Die pompösen Zeichnungen von Lee Bermejo sind der wahre Star dieser mystischen Comic-Reihe, alleine deshalb lohnt es sich schon, einen Blick in diese edlen Hardcover-Ausgaben zu werfen.

Fazit

Der finale »Batman Damned« Band kann mit den hochklassigen Illustrationen Bermejos überzeugen. Die Handlungsführung von Azzarello hätte allerdings etwas mehr Substanz und vertragen können.