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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 21.08.2018
Brunnenleich
Schmidt, Ilona

Brunnenleich


ausgezeichnet

Coburg. Während des Schlossplatzfestes wird im Herzog-Alfred-Brunnen die Leiche einer Frau entdeckt. Maria Dolores Enrico aus der Dominikanischen Republik wurde ermordet, wie die Obduktion ergibt. Das Team um Kriminalrätin Maximilia Frohn und Kommissar Richard Levin nimmt die Ermittlungen auf und muss schnell feststellen, dass dieser Fall rätselhafter ist, als zunächst angenommen, denn bei Maria handelt es sich um die tot geglaubte Melinda Hauptmann, die vor 17 Jahren während eines Segeltörns in der Karibik angeblich von ihrem Mann Walter über Bord geworfen wurde…

Ilona Schmidt versteht es mit ihrem angenehm zu lesenden Schreibstil ganz ausgezeichnet, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und erlebt nicht nur die Ermittlungen, sondern auch die persönlichen Probleme sowie das Miteinander und das Gegeneinander der Akteure hautnah mit.

Der Aufbau des Krimis hat mir besonders gut gefallen – sowohl die Aufteilung in drei Perspektiven (Walter, Maxi, Richard) wie auch der Verlauf der Handlung auf unterschiedlichen Zeitebenen.
Walters Part beginnt mit dem für ihn so verhängnisvollen Segeltörn. In weiteren Rückblenden erfährt der Leser, was Walter über die Jahre hinweg erlebt hat bzw. was er während seiner Inhaftierung in der Karibik und danach erdulden musste.
Maxi hat sich erst vor wenigen Wochen von München nach Coburg versetzen lassen und die Leitung des Kommissariats übernommen. Sie hat sich bisher weder in Coburg eingelebt noch in ihrem neuen Aufgabengebiet richtig Fuß gefasst und man merkt ihr ihre Unsicherheit aufgrund mangelnder Routine deutlich an.
Richard ist ein Ermittler, wie man sich ihn vorstellt: scharfsinnig und akribisch. Er kommt mit allen Kollegen bestens aus, nur Maxi steht er zwiespältig gegenüber – es ärgert ihn, dass man ihm jemanden mit so wenig Erfahrung vor die Nase gesetzt hat, dennoch fühlt er sich zu ihr hingezogen.

Der Fall um die ermordete Melinda Hauptmann ist knifflig. Immer neue Fakten und Ereignisse halten die Handlung bis zum dramatischen Finale lebendig und haben mir genauso wie die zahlreichen im Verlauf des Krimis auftauchenden Fragen viel Platz zum Miträtseln über Hintergründe, mögliche Motive und die Identität des Täters gegeben.

Ilona Schmidt kann auch mit einer großen Portion Lokalkolorit punkten. Dank der detailreichen Beschreibungen kann man sich die Schauplätze in und um Coburg prima vorstellen.

„Brunnenleich“ hat mir sehr gut gefallen - ein Krimi, der mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 06.08.2018
Commissario Pavarotti kam nie nach Rom
Florin, Elisabeth

Commissario Pavarotti kam nie nach Rom


ausgezeichnet

Meran. Am Pool eines Luxushotels wird das Ehepaar Santer erschossen aufgefunden. Lex Santer war Mitinhaber einer Agentur für Fondanalysen mit Sitz in Königsstein im Taunus, seine Frau Anna eine Schriftstellerin, deren neues Buch in Kürze auf den Markt kommen sollte. Die Ermittlungen führen Commissario Pavarotti nach Deutschland, weil Mauscheleien in Lex’ Agentur als Motiv für den Doppelmord angenommen werden. Am Frankfurter Hauptbahnhof trifft Pavarotti auf Lissie von Spiegel – Co-Ermittlerin in früheren Fällen und nach wie vor seine große Liebe. Als Lissie hört, um wen es sich bei den Toten in Pavarottis neuem Fall handelt, ist sie entsetzt, war doch Anna nicht nur eine Kollegin, sondern auch eine gute Freundin von ihr…

„Commissario Pavarotti kam nie nach Rom“ ist bereits der vierte Fall für den italienischen Kriminalkommissar Luciano Pavarotti – für mich war dieser Krimi die erste Begegnung mit dem ruppig wirkenden Commissario. Auch wenn Vorkenntnisse aus den vorherigen Bänden für das Verständnis dieses Krimis nicht vonnöten sind, haben mir die Hintergründe zu dem angespannten Verhältnis zwischen den Ermittlern gefehlt. Ich halte es daher für ratsam, die Fälle in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da das Wissen über die vorherigen Ereignisse sowie die Entwicklung der Figuren den Lesegenuss dieser spannend erzählten Geschichte sicherlich noch erhöhen.

Elisabeth Florin hat einen flüssig zu lesenden, fesselnden Schreibstil - schnell ist man mittendrin in einem Strudel aus gegenwärtigen und vergangenen Ereignissen und erlebt nicht nur die Ermittlungen, sondern auch die persönlichen Probleme sowie das Miteinander und Gegeneinander der Akteure hautnah mit. Besonders das Zusammenspiel zwischen Pavarotti und Lissie ist spannend, weil sie in seinen Augen durchaus als Täterin in Frage kommt.

Die Autorin wartet in diesem Krimi mit einem sehr interessanten Thema auf. Es geht um die Rattenlinien – so werden die Fluchtrouten bezeichnet, über die NS-Verbrecher nach dem Zweiten Weltkrieg nach Übersee entkamen und sich so einer strafrechtlichen Verurteilung entzogen. Südtirol wurde häufig als Zwischenaufenthalt und als Sprungbrett in ein neues Leben genutzt, hier wurde es den Nazi-Schergen leicht gemacht, sich neue Ausweise und damit eine neue Identität zu besorgen.

„Commissario Pavarotti kam nie nach Rom“ hat mir sehr gut gefallen – ein abwechslungsreicher Krimi, der kurzweilige, spannende Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 06.08.2018
Meerjungfrauen morden besser / Konny und Kriemhild Bd.2
Kruse, Tatjana

Meerjungfrauen morden besser / Konny und Kriemhild Bd.2


ausgezeichnet

Die Ü-60 Zwillinge Konny und Kriemhild wollen ihren Augen nicht trauen – ihre schöne Bed & Breakfast-Pension total verwüstet! Dafür verantwortlich sind drei miese Halunken, die ihren Anteil aus einem angeblichen Raubzug mit dem Kommodore haben wollen und dafür über Leichen gehen. Kriemhild ist sich sicher, dass ihr Kommodore kein Juwelenräuber war, der seine Kumpane hintergangen hat. Um das zu beweisen, düsen die Schwestern mit Konnys Harley nach Hamburg – ihnen immer dicht auf den Fersen: die drei Schurken…

„Meerjungfrauen morden besser“ ist der zweite Fall für die Zwillingsschwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten (die eine rund und sanft, die andere rank und harsch), die aber immer zusammenhalten, wenn es darauf ankommt.

Wenn jemand weiß, wie man schräge, unterhaltsame Figuren kreiert, dann Tatjana Kruse. Die Akteure, die sie hier ins Rennen schickt, beleben allesamt mit ihren jeweiligen Eigenarten und Besonderheiten die Szenerie und lassen diesen Krimi damit zu einem herrlich turbulenten Abenteuer werden.

Auch für Situationskomik hat die Autorin ein gutes Händchen. Die Schnüffelschwestern schliddern von einem verrückten Ereignis zum nächsten, so dass für eine durchweg abwechslungsreiche, spaßige Handlung gesorgt ist.

Tatjana Kruse kann nicht nur Humor, sie kann auch Spannung. Der Kriminalfall ist verzwickt und hält sowohl für die Schwestern wie auch für den Leser einige Überraschungen bereit. Ich konnte prima mit Konny und Kriemhild mitgrübeln und miträtseln und habe bis zum Ende nicht geahnt, wer hier seine kriminellen Finger im Spiel hat.

„Meerjungfrauen morden besser“ hat mich rundum begeistert – ein Krimi, der mit viel frischem Witz daherkommt und von der ersten bis zur letzten Seite spannende Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 26.07.2018
Ein dänisches Verbrechen / Gitte Madsen Bd.1
Gronover, Frida

Ein dänisches Verbrechen / Gitte Madsen Bd.1


sehr gut

Die 34-jährige Gitte Madsen hat nach dem Tod ihrer Mutter und der Trennung von ihrem Freund das Münsterland verlassen und sich auf den Weg in ihre alte Heimat Dänemark gemacht. Sie will künftig in dem kleinen Ort Marielyst auf der Insel Falster leben. Hier hat sie ein kleines Häuschen gemietet und einen Job beim örtlichen Bestatter gefunden. Gitte freut sich auf ihren neuen Lebensabschnitt und hofft außerdem, dass sie Licht in das Dunkel um das spurlose Verschwinden ihres Vaters vor 20 Jahren bringen kann. Kaum angekommen, muss Gitte feststellen, dass die Idylle in ihrem neuen Domizil trügerisch ist, denn auf ihrer Terrasse liegt eine Leiche…

Frida Gronover hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil - schnell war ich mittendrin im Geschehen und hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit Gitte und den Menschen um sie herum gut vertraut zu sein.

Die Autorin lässt ihre Protagonistin sehr gelassen und ohne Hektik ermitteln. Genauso beschaulich wie es in Marielyst zugeht, sind auch Gittes Ermittlungen – sie hört sich um und fragt sich durch und kommt der Lösung des Falls so Stück für Stück näher. Dieses Vorgehen hat mir einerseits gefallen, weil es sehr gut zu dem ganzen Drumherum passt, andererseits hat mir aber auch ein wenig Schwung gefehlt. Am Ende bleiben dann ein paar Fragen offen, so dass mich der Kriminalfall trotz einer nachvollziehbaren Auflösung insgesamt nicht überzeugt hat.

Ganz anders sieht das mit dem Lokalkolorit aus – hier kann Frida Gronover mit ganz wunderbaren Beschreibungen und Schilderungen punkten. Die Darstellung von Dänemark und den Dänen ist der Autorin hervorragend gelungen, so dass ich mir sowohl die Schauplätze wie auch die Akteure sehr gut vorstellen konnte. Die Besonderheiten des Landes werden hervorgehoben und auch lokale Begebenheiten und die Eigenarten der Einheimischen, die kulinarischen Spezialitäten und Vorlieben sowie die Sitten und Bräuche fließen in die Handlung ein.

„Ein dänisches Verbrechen“ ist ein ruhiger Krimi, der mit sympathischen Akteuren daherkommt und zudem eine große Portion Urlaubsgefühl im Gepäck hat (3,5/5).

Bewertung vom 25.07.2018
Nordland. Hamburg 2059 - Freiheit
Albers, Gabriele

Nordland. Hamburg 2059 - Freiheit


ausgezeichnet

In ihrem dystopischen Roman „Nordland. Hamburg 2059 – Freiheit“ nimmt Gabriele Albers den Leser mit in eine Stadt, die ganz anders ist, als das Hamburg, das wir heute kennen. Die Autorin hat die heutige politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation einer drastischen Entwicklung unterworfen und katapultiert den Leser in eine Welt, in der eine skrupellose, gierige Minderheit das Zepter schwingt. In Sachen Technik wurden große Fortschritte gemacht, aber auf sozialer Ebene hat man den Rückwärtsgang eingelegt.

Die Schere zwischen Arm und Reich klafft in Nordland nicht nur meilenweit auseinander, sie scheint in zwei Teile zerbrochen – die Birds haben alles, alle anderen haben nichts. Frauenrechte? Gibt’s nicht mehr. Über Jahrzehnte hart erkämpft, sind diese zumindest in den Reihen der reichen Birds wie weggewischt.

Die hochsensible Lillith gehört zu den Birds. Die Tochter des Senators und Nordland-Mitbegründers Davide Civetta träumt von einer selbstbestimmten Zukunft, doch ihr kaltherziger Vater sieht sie nur als Wertgegenstand und will sie in Kürze verheiraten. Lillith sucht einen Ausweg aus ihrer Misere und findet sich plötzlich inmitten einer Widerstandsgruppe wieder: den Omegas. Hier erfährt sie, wie es außerhalb des Kreises der Reichen und Mächtigen in Nordland wirklich aussieht: Armut, Unterdrückung und Elend soweit das Auge reicht. Lillith will Freiheit, für sich selbst und für die geschundene Bevölkerung Nordlands – in beiden Fällen ein Kampf gegen die sprichwörtlichen Windmühlen.

Auch in Nordlands Oberschicht läuft nicht alles in ruhigen Bahnen. In dem ursprünglich gleichberechtigten Team aus Senatoren gibt es einige, die heimlich ihr eigenes Süppchen kochen und damit das bestehende System ins Wanken bringen – eine Chance für den Widerstand? Oder der Untergang aller?

Gabriele Albers hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten war ich gefesselt von den Ereignissen und habe gespannt das Geschehen verfolgt. Die Autorin hat eine interessante Welt kreiert, alles ist sehr gut durchdacht und ausgeklügelt. Die Beschreibungen sind detailreich, die Schilderungen lebhaft und mitreißend. Die Handlung wirkt sehr authentisch und beschert einem eine Gänsehaut, wenn man auf Szenarien trifft, die denen ähneln, die in unserer Historie noch nicht allzu weit zurückliegen.

Trotz der Fülle an Figuren fällt es nicht schwer, den Überblick zu behalten, da alle Akteure mit Eigenarten und Besonderheiten ausgestattet sind und einen hohen Wiedererkennungswert haben. Besonders gut gefallen hat mir, dass Gabriele Albers eine Hauptprotagonistin ins Rennen schickt, die zwar couragiert handelt, aber nicht zur Superfrau mutiert. Lillith muss Fehlschläge hinnehmen und zudem akzeptieren, dass sie nicht jeden lieb gewonnenen Wegbegleiter retten kann.

Zahlreiche Überraschungen und Wendungen sorgen dafür, dass die Geschichte immer wieder neuen Schwung bekommt und die Sogwirkung bis zur letzten Seite nicht abreißt.
Das Buch endet mit einem Paukenschlag – ich habe absolut nicht mit diesem Twist gerechnet und bin jetzt mehr als neugierig, was im zweiten Band dieser fesselnden Dystopie alles auf Lillith & Co. zukommen wird.

„Nordland. Hamburg 2059 – Freiheit“ hat mich durchweg begeistert – absolute Leseempfehlung für alle, die gut und spannend unterhalten werden wollen und gleichzeitig einen Blick auf ein düsteres, aber äußerst realitätsnahes Zukunftsszenario unserer Gesellschaft werfen möchten.

Bewertung vom 20.07.2018
Das Meisterwerk
Rivers, Francine

Das Meisterwerk


ausgezeichnet

Grace Moore sucht händeringend einen Job, um sich für sich und ihren kleinen Sohn eine eigene Wohnung leisten zu können. Eine Zeitarbeitsagentur vermittelt ihr eine Stelle bei dem exzentrischen Künstler Roman Velasco. Roman braucht dringend jemanden, der sich um die alltäglichen Dinge in seinem Leben kümmert, damit er sich ganz auf seine Kunst konzentrieren kann. Dennoch hat er in den letzten Wochen bereits vier Assistentinnen vergrault und auch mit Grace ist der Start ziemlich holperig…

Francine Rivers lässt hier zwei Welten aufeinanderprallen – Grace und Roman haben auf den ersten Blick kaum etwas gemeinsam. Roman schwimmt im Geld, kann sich alles leisten, was er möchte, während Grace jeden Cent zweimal umdrehen muss. Er lebt in den Tag hinein und hat weder Verantwortung noch Ziele; sie muss sich um ihren Sohn kümmern und hat einen genauen Plan, wie sie ihr Leben gestalten möchte und arbeitet Schritt für Schritt daran, ihre Träume zu verwirklichen.

Trotz dieser gravierenden Unterschiede offenbaren sich im Verlauf der Handlung einige Parallelen. Die Autorin hat mehrere Rückblenden in das aktuelle Geschehen eingefügt - hier erfährt man etwas über die traumatischen Erlebnisse, die Grace und Roman während ihrer Kindheit durchmachen mussten und über die Stolpersteine, die ihnen das Leben bisher in den Weg gelegt hat.

Während Grace dem Unbill des Lebens mit ihrem tiefen Glauben an Gott begegnet und so immer wieder Kraft schöpft und Trost erfährt, hat Roman seine Ängste in sich hineingefressen und versucht seine Wut und seinen Frust durch das illegale Sprühen von Graffitis zu bändigen.

Obwohl die beiden sich zueinander hingezogen fühlen, scheint eine gemeinsame Zukunft undenkbar, zu verschieden sind ihre Entwicklung, ihre Erfahrungen und ihre Denkweise. Roman muss erst durch die Hölle gehen, um in der Lage zu sein, seine Vergangenheit aufzuarbeiten, seinem Leben eine neue Richtung zu geben und so den Weg zu ebnen für ein gemeinsames Glück mit Grace.

Francine Rivers versteht es ganz ausgezeichnet, dem Leser die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonisten zu vermitteln. Man wird schier mitgerissen von den vielfältigen Emotionen und lebt und leidet Seite um Seite mit Grace und Roman mit. Die nach und nach ans Licht kommenden Hintergründe sorgen dafür, dass die Geschichte immer wieder neuen Schwung bekommt und die Sogwirkung bis zur letzten Seite nicht abreißt.

„Das Meisterwerk“ hat mir sehr gut gefallen. Ich habe mich nicht nur bestens unterhalten gefühlt, sondern habe es als sehr bereichernd empfunden, Grace und Roman durch die für sie sehr aufwühlende Zeit zu begleiten und die schönen Augenblicke genauso wie die schwierigen Momente mit ihnen zu teilen.

Bewertung vom 18.07.2018
Die Frauenburg
Spang, Marita

Die Frauenburg


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Die Frauenburg“ nimmt Marita Spang den Leser mit in das 14. Jahrhundert und erzählt die spannende Lebensgeschichte der Gräfin Loretta von Starkenburg-Sponheim.

Marita Spang hat die historischen Ereignisse der 1310er und 1320er Jahre mit einer fiktiven Geschichte verknüpft und ein facettenreiches und vor allen Dingen sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet. Schon nach wenigen Seiten ist man mittendrin im Geschehen und damit in einer Welt aus Machtgier, Intrigen und Fehden, aber auch aus Liebe und Leidenschaft.

Im Alter von 16 Jahren heiratet Loretta von Salm den ältesten Sohn des Grafen Johann II. von Starkenburg-Sponheim. Als ihr Ehemann nach wenigen Jahren schwer erkrankt, nimmt dieser Loretta an seinem Sterbebett das Versprechen ab, bei ihrem Schwiegervater durchzusetzen, dass sie bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes Johannes als Regentin eingesetzt wird und nicht ihr Schwager Pantaleon. Graf Johann zögert, dem Wunsch seines Sohnes zu folgen, lässt sich aber schließlich von Loretta überzeugen – eine Entscheidung, die sich als gut und richtig erweisen soll, denn Loretta verwaltet die Grafschaft mit viel Geschick.

Gräfin Loretta war eine außergewöhnliche Frau des Spätmittelalters. Sie war klug und weitsichtig und hatte in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit großen Einfluss auf das politische Geschehen. Sie war tatkräftig, agierte mutig und mit ungewöhnlichen Maßnahmen in einer von Männern beherrschten Welt und zeigte keinerlei Scheu, sich mit den Mächtigen des Landes anzulegen, um ihre Interessen zu wahren. Sie findet sogar entgegen aller Widrigkeiten Mittel und Wege, eine eigene Burg zu bauen – die Frauenburg.

Marita Spang hat ihre Protagonistin zudem mit einer besonderen Gabe ausgestattet, die sich in der weiblichen Line ihrer Familie weitervererbt. Loretta ist in der Lage, drohendes Unheil zu erahnen und Menschen aus ihrem Umfeld zu warnen bzw. sie aus einer bedrohlichen Situation zu retten.

Auch die Darstellung der anderen Akteure hat mir sehr gut gefallen. Sowohl fiktive Figuren wie auch die zahlreichen historischen Persönlichkeiten bekommen schnell ein Gesicht. Alle werden lebendig und ausdrucksvoll präsentiert und wirken in ihrem Tun überzeugend. Es war äußerst spannend, ihre Wege zu verfolgen und ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten.

„Die Frauenburg“ hat mich rundum begeistert – es war sehr interessant, diese außergewöhnliche Frau kennenzulernen und es hat großen Spaß gemacht, sie durch die Höhen und Tiefen ihres bewegten Lebens zu begleiten.

Bewertung vom 16.07.2018
Wie heiß ist das denn?
Berg, Ellen

Wie heiß ist das denn?


sehr gut

Für die 44-jährige Wohnraumdesignerin Bea Lindemann läuft das Leben gerade mächtig unrund – ihr Freund Fred hat sie verlassen, die Wechseljahre kündigen sich ganz leise an und geschäftlich sieht es auch nicht gerade rosig aus – kein Wunder, dass sie da ein wenig schroff auf den neuen Freund ihrer Tochter reagiert. Dass Professor Julian Weischenberg mehr als doppelt so alt ist wie die 19-jährige Mona, macht ihn nämlich in Beas Augen zu einem gewissenlosen Halunken und Lüstling. Trotz aller Abneigung und der Tatsache, dass Julian mit Mona liiert ist, lässt der Mittvierziger jedoch Beas Herz schneller schlagen. Und auch Theo Andrack, der mit einem lukrativen Auftrag an Beas Ladentür klopft, beschert ihr Hitzewallungen. Die Männerpause, die Bea sich nach dem Aus mit Fred selbst verordnet hat, gerät schneller als gedacht ins Wanken…

Ellen Berg erzählt diesen humorvollen Frauenroman mit viel Schwung. Die Geschichte lässt sich angenehm zügig lesen und man kann prima mit Bea mitfühlen und mitfiebern. Es gelingt der Autorin ganz ausgezeichnet, den Alltag ihrer Protagonistin mit kleinen und größeren Katastrophen sowie einigen Überraschungen durcheinanderzuwirbeln und den Leser damit bestens zu unterhalten.

Besonders gut gefallen haben mir die außergewöhnlichen Figuren. Jeder Einzelne bekommt schnell ein Gesicht und bringt mit seinen Eigenarten, Besonderheiten und Macken eine Menge Pep in die Handlung, so dass durchweg für eine lebhafte Szenerie gesorgt ist.

Ellen Berg hat den Akteuren viele lockere Sprüche in den Mund gelegt, die Dialoge sind frisch und mit ganz viel Wortwitz gespickt – einzig Monas betont auf jugendlich getrimmte Wortwahl war mir ein wenig zu überdreht.

„Wie heiß ist das denn?“ hat mir sehr gut gefallen - ein unterhaltsamer Roman, der dem Leser neben einer guten Portion Romantik vor allen Dingen ganz viel Humor bietet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.07.2018
Solothurn spielt mit dem Feuer
Gasser, Christof

Solothurn spielt mit dem Feuer


ausgezeichnet

Solothurn. In der Ruine Balm wird ein Kinderskelett entdeckt. Der Fund gibt Dominik Dornach und seinem Team Rätsel auf. Erste Nachforschungen lassen vermuten, dass es sich um ein Opfer des sogenannten Bubenfressers handeln könnte, der vor ungefähr 10 Jahren sein Unwesen getrieben hat…

Im Solothurner Obergericht verkündet Oberrichter Scheurer ein umstrittenes Urteil gegen den albanischen Immigranten Ismajli. Schnell ist von Willkür gegen islamische Minderheiten die Rede und Forderungen nach Rache und Vergeltung werden laut. Als im Büro des Oberrichters eine Briefbombe explodiert, scheint klar, in welchem Umfeld der Attentäter zu suchen ist. Nur kurze Zeit später verschwindet während eines Ausflugs der Sohn Scheurers spurlos…

„Solothurn spielt mit dem Feuer“ ist bereits der dritte Fall für Dominik Dornach und sein Team – für mich war dieser Krimi der erste, bei dem ich den Ermittlern von der Kantonspolizei Solothurn über die Schultern schauen durfte. Es hat ein paar Seiten gebraucht, bis ich mit den zahlreichen Akteuren und ihren Posten, Rollen, und Beziehungen zueinander vertraut war, aber einmal im Geschehen drin, hat mich die fesselnde Handlung dieses brisanten Krimis nicht mehr losgelassen.

Die Figuren wirken allesamt echt und handeln glaubwürdig. Christof Gasser erzählt den Krimi nicht nur aus Sicht des ermittelnden Dornach, sondern präsentiert das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass man einen guten Einblick in die Ansichten und Beweggründe aller Akteure bekommt. Den Überblick über die vielfältigen Ereignisse zu behalten, bereitet keine Schwierigkeiten, da der Autor die einzelnen Fäden alle straff in der Hand hält, so dass der Handlungsverlauf bis zur überraschenden Auflösung nicht nur spannend, sondern auch verständlich und nachvollziehbar ist.

Ganz hervorragend gelungen ist Christof Gasser die Darstellung von Land und Leuten – nicht nur, dass ich mir dank der detailreichen Beschreibungen die Schauplätze in und um Solothurn sehr gut vorstellen konnte, der Autor hebt auch lokale Besonderheiten hervor und lässt allerlei Wissenswertes über die Region in die Handlung einfließen.

„Solothurn spielt mit dem Feuer“ hat mir sehr gut gefallen – ein abwechslungsreicher, gut durchdachter Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige, spannende Unterhaltung bietet.