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Benutzername: 
Ritja
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Deutschland
Über mich: 
Bücher, Bücher, Bücher...viele Träume und Geschichten, die einem atemlos, traurig, fröhlich oder nachdenklich machen. Sie sind gute und geduldige Begleiter durch das Leben und schaffen Platz für Kreativität und Ruhe. https://buchstabenfestival.blogspot.com/
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 781 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2020
Ins Dunkel
Harper, Jane

Ins Dunkel


sehr gut

Kurz gesagt: Es lohnt sich. Es wird zwar wieder behauptet, dass es ein Thriller ist, was es für mich nicht war, aber es war sehr gut und spannend.

Die Autorin Jane Harper hat eine Atmosphäre geschaffen, die mich gefesselt hat. In zwei Handlungssträngen erzählt sie die Geschichte. Fünf Frauen aus einem Unternehmen müssen auf eine Wanderung gehen. Müssen ist hier der richtige Ausdruck, denn das Wollen ist nicht vorhanden. Es ist eine Wanderung, um den Gemeinschaftssinn zu stärken und die Kolleginnen besser kennenzulernen. Die Frauen haben genug andere (private) Probleme und wenig Lust das Wochenende miteinander zu verbringen. Schon gar nicht in einem tiefen dunklen Busch mit schlechten Wetter, schlechter Ausrüstung und zu wenig Proviant. Es kommt zu Streitereien, zu Verspätungen und jede Menge angestauter Wut. Langsam entwickelt sich die Geschichte und man erfährt, woher die Spannungen kommen und die wahren Beweggründe für die Anfeindungen.

Der zweite Handlungsstrang beleuchtet die Geschichte aus der Gegenwart. Die Frauen sind zurück, allerdings nur zu viert statt zu fünft, und die große Suche nach der fünften Frau läuft auf Hochtouren. Die Ermittler Aaron Falk und Carmen Cooper sind mittendrin, da die vermisste Frau ihre Informantin für eine andere Ermittlung ist.

Der Leser wird stets mit neuen Informationen versorgt, die das zusammengestellte Bild wieder verändern und andere Personen als Täter in Frage kommen lassen. Die Autorin schafft es, dass man dabei bleibt, um zu erfahren, wie die ganzen Verstrickungen sich auflösen und welcher Charakter zu welcher Tat fähig ist, denn es geht hier mehr als nur um eine verschwundene Frau im australischen Wald.

Spannend geschrieben, unaufgeregt und fesselnd auf den Punkt gebracht. Die Spannung war von Beginn an da und konnte von Jane Harper bis zum Schluss gehalten werden. Der Schreibstil war sehr gut und zog mich ohne Probleme in die Geschichte.

Bewertung vom 18.10.2020
Shakespeare und Company
Beach, Sylvia

Shakespeare und Company


gut

Bücher, die Geschichten über Bücher, Buchläden oder Schriftsteller erzählen, gehören zu meinen Favoriten. Da war es nur eine Frage der Zeit bis auch Sylvia Beachs Buch bei mir landet. Das Buch erschien zum ersten Mal 1961. Dies muss man im Hinterkopf haben, wenn man das Buch liest.

Für mich hat Sylvia Beach einen eher emotionslosen Erzählstil und auf mich wirkte es auch etwas wie das Abarbeiten von Daten, Fakten und Schriftstellern. Große und kleine (Autoren-)Namen werden reichlich erwähnt und ihre gemeinsame Geschichten erzählt, jedoch wirkte alles etwas unterkühlt und distanziert, so dass ich nur schwer in diese Geschichte abtauchen konnte.

Trotzdem haben mir die Einblicke in das Leben nach dem ersten Weltkrieg in Paris sehr gut gefallen. Sylvia Beach berichtet von den Anfangsschwierigkeiten, den großen und kleinen Sorgen der Schriftsteller (besonders James Joyce) und ihren Ambitionen ihren Buchladen am Leben zu erhalten. Sie unterstützte zahlreiche AutorInnen und erlebte während des Zweiten Weltkrieges eine schwere Zeit für sich und den Buchladen und als Verlegerin.

Für Literaturliebhaber ist es eine interessante Geschichte, die jedoch sprachlich nicht zu den großen Highlights gehört.

Bewertung vom 18.10.2020
Wonderlands

Wonderlands


sehr gut

Es ist ein schönes, dickes und schweres Buch mit unglaublich schönen Illustrationen und jede Menge Informationen.

Wer, wie ich, in der literarischen Welt der Fantasy, Sagen und Dystopien noch nicht so bewandert bzw. belesen ist, bekommt hier einen großen (wahrscheinlich nicht allumfassend) Überblick. Beginnend bei den alten Mythen geht es Jahr um Jahr bis in die heutige Zeit. Es werden viele bekannte und teilweise doch recht unbekannte Bücher und Autoren vorgestellt. Es gibt zu den Büchern nicht nur inhaltliche Facts, sondern auch kleine Anekdoten und Bilder.

Das Buch lädt zum Schmökern und zum immer wieder darin blättern ein. Man findet stets neue kleine Details, die man beim ersten Mal übersehen hat. Dies gilt besonders für die Illustrationen. Mir hat es gut gefallen, dass die Bücher kurz und knackig präsentiert werden. Eine Doppelseite mit Bildmaterial und Informationen helfen einen guten Überblick zu bekommen. Es hilft auf keinen Fall den SUB oder die Wunschliste zu verkleinern - eher im Gegenteil, aber mit dieser Gefahr können Bücherliebhaber, denke ich, gut umgehen.

Bewertung vom 07.10.2020
Das Leben ist ein wilder Garten
Buti, Roland

Das Leben ist ein wilder Garten


sehr gut

Ein schönes Buch, ein ruhiges und nachdenkliches Buch. Der Autor hat einen so schönen Schreibstil, dass man nur wenige Zeilen braucht, um abzutauchen und wie ein Schatten folgt man dann Carlo bei der Suche nach seiner Mutter. Die Charaktere werden sehr detailliert beschrieben und strahlen Ruhe und Sanftheit aus. Doch es gibt auch die unbekannten Seiten und die Vergangenheit, die bisher nicht angesprochen wurde. Diese Türen öffnen sich nun und Carlos muss feststellen, dass er nicht alles über seine engsten Vertrauten und seiner Mutter weiß.

Nur langsam wird offengelegt, was in der Vergangenheit war. Manches wird nur angerissen und verschwindet wieder. Das Ende des Handlungsstranges muss sich der Leser selber schaffen. Ich fand es gut, dass nicht immer alles bis zum Schluss aufgeklärt wurde. Offene Enden mögen viele nicht, doch lassen sie Raum für die eigene Interpretation, was mir gut gefallen hat.

Ein Buch, welches sich lohnt, besonders weil der Schreibstil so gut war.

Bewertung vom 04.10.2020
American Spy
Wilkinson, Lauren

American Spy


weniger gut

Spionagethriller aus den USA sind nicht unbedingt mein Genre, aber da dieses Buch von einer jungen Frau geschrieben worden, hatte ich die Hoffnung, dass das Buch besser wird als die üblichen amerikanischen Thriller.

Lauren Wilkinson war ambitioniert und hatte viele spannende Punkte, wie z.B. Rassismus, fehlende Chancengleichheit für Frauen und besonders für Afroamerikanerinnen, in diesen Roman packen wollen. Leider ist ihr dies nur begrenzt gelungen.

Die Themen werden angerissen und manche auch gut dargestellt. Ebenso der daraus resultierende Frust des Hauptcharakters Marie Mitchell. Sie ist intelligent und sehr gut in ihrem Job, kommt aber nicht an den (weißen) Männern, die weniger Leistung zeigen, vorbei. Sie wird teilweise gemobbt und auf das Abstellgleis geschoben. Man kann den Frust durchaus spüren und auch nachvollziehen. Was meinen Lesefluss jedoch immer wieder ausbremste, war ihr Schreibstil. Für mich war er einfach nur zäh und schleppend. Die Autorin schreibt aus einer Perspektive, die interessant ist (sie schreibt ihr Leben für ihre Söhne auf), aber mir fehlte die Dynamik. Es schlich eher voran, manches wiederholte sich und wurde dann mit zwei, drei neuen Punkten erweitert. Ich fragte mich die ganze Zeit, wo der Thriller war.

Mich konnte das Buch nicht überzeugen, da aber die Autorin versucht hat, wichtige Themen einbauen und darzustellen, kommen dann doch noch zwei Sterne zusammen. Die Geschichte an sich, war für mich eher eine Familiengeschichte als ein Thriller. Leider.

Bewertung vom 28.09.2020
Effingers
Tergit, Gabriele

Effingers


gut

Die "Effingers" ist eine sehr opulente Geschichte mit vielen Charakteren und Details, die sich über Jahrzehnte entwickeln dürfen. Die Geschichte hat mich sehr an die "Buddenbrooks" von Thomas Mann erinnert. Mir gefallen die dicken Familiengeschichten, aber damit man bei über 900 Seiten am Ball bleibt, müssen spannende Ereignisse geschehen und die Charaktere müssen den Leser fesseln. Gerade bei den Charakteren hat dies bei mir leider nicht funktioniert. Ich bin teilweise mit den Frauen in der Geschichte nicht so richtig warm geworden.

Der Schreibstil der Autorin Gabriele Tergit hat mir gut gefallen. Er liest sich leicht und flüssig. Jedoch war das Tempo der Geschichte recht langsam und so kamen immer wieder Phasen der Langatmigkeit auf. Gelegentlich habe ich mir gewünscht, dass sie sich nicht zu sehr in den Details verliert, denn diese bremsten die Geschichte etwas aus.

Wer sich dieser Geschichte annimmt, muss die ganz dicken Schmöker mögen und auch die Langsamkeit der Geschichte zu schätzen wissen. Für mich waren zwar der politische und wirtschaftliche Hintergrund sehr interessant, jedoch konnten mich die Charaktere nur bedingt abholen und mitnehmen, so dass der Lesespaß etwas zurückhaltend war.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.09.2020
Verlorenes Vernègues / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.7
Rademacher, Cay

Verlorenes Vernègues / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.7


weniger gut

Es ist der siebte Fall von Capitaine Blanc. Für mich war es der erste Fall in der Provence und auch der letzte Fall. Der Krimi war leider kein Highlight.

Der Einstieg fiel mir schwer, nicht ich weil die Charaktere nicht kannte, sondern weil die Handlung so langsam und schleppend voranging. Es passierte auf den ersten Seiten einfach nichts besonders. Es gibt ein paar Wölfe, die ein paar Schafe reißen und natürlich auch ein paar Menschen, die entweder für oder gegen den Wolf waren. Zu wenig für einen Krimi. Die Landschaftsbeschreibungen waren ganz schön, aber ich wollte keinen Landschaftsführer, sondern einen Krimi lesen. Dank der Wölfe konnten alle Klischees und Vorurteile gegenüber den Tieren und der Jagd hervorgeholt werden, aber auch da war nichts Neues dabei. Es war ein zäher Abschnitt, den man schon in der regionalen Presse mehrfach in ähnlicher Form gelesen hat. Selbst die später noch auftauchenden Morde waren leider nicht so richtig spannend. Die Ermittlungen wirkten sehr konstruiert und etwas lieblos herunter geschrieben.

Ach, schade, aber für mich leider kein Krimi, der mich fesselte und bei der Aufklärung mitfiebern ließ.

Bewertung vom 23.09.2020
Layla im Reich des Schneekönigs
Messner, Reinhold

Layla im Reich des Schneekönigs


ausgezeichnet

Ich bin ein kleiner Fan von Reinhold Messner und habe auch schon eines seiner Museen besucht und mich mitreißen lassen in die Welt der Berge und der Bergvölker. Auch seine Bücher kenne ich und habe sie gern gelesen und blättere auch heute noch immer wieder darin. Deshalb war ich nun gespannt, wie das Kinderbuch von Reinhold Messner sein wird.

Mir hat es sehr gut gefallen. Es ist schön groß und da es einen festen Einband hat auch gut zu handhaben. Für Kinder ideal, da nichts umknickt. Die Illustrationen von Davide Panizza haben mir sehr gut gefallen. Weg von den Disneyfiguren und Klischees, hin zur einfachen, liebevollen unperfekten und dadurch realistischeren Darstellung der Figuren, der Berge, des Dorfes und der Natur. Man friert mit Layla im Zelt und spürt die Kraft und Ruhe der Berge. Es lohnt sich die Bilder länger anzuschauen, da sie oft viele kleine Details enthalten, die man auf den ersten Blick nicht sieht. Die Geschichte ist einfach und kindgerecht erzählt. Etwas Spannung, etwas Mut, viel Liebe zur Natur und den Bergen und das Erlernen der Magie.

Bewertung vom 13.09.2020
Projekt Green Zero
Gratzel, Dirk

Projekt Green Zero


sehr gut

Das Buch von Dirk Gratzel hat mich sehr gereizt. Im positiven Sinne, denn ich wollte es unbedingt lesen und ich wurde (bis auf eine Stelle - die Kosmetik) auch nicht enttäuscht. Sein Schreibstil ist sehr gut und leicht zu lesen. Der Humor ist genau meins.

"Autos habe ich beim Kauf mit einer Akribie sondiert, getestet und beobachtet, ausgesucht, konzipiert, konfiguriert, kalkuliert und dann herbeigesehnt - hätte meine Frau sich mit der Partnerwahl so sorgfältig beschäftigt wie ich mich mit der Entscheidung für den nächsten Dienst-Pkw, ich wäre wohl heute noch unverheiratet." (S. 31)

Wer sein eigenes Handeln und Denken mit soviel Ironie und Humor reflektiert, kann kein staubtrockenes Sachbuch schreiben. Diese kleinen humorvollen Einschübe gab es immer wieder und oft war nicht nur Lachen, sondern auch Kopfnicken bei mir dabei. Viele Dinge konnte ich nachvollziehen, z.B. seine Erfahrungen mit der Deutschen Bahn haben meine Lachmuskeln gut strapaziert, aber leider konnte ich sie gut nachvollziehen - warum wohl liebe DB?, einiges auch nicht, aber es war nie langweilig oder belehrend. Interessant fand ich die eingefügten Informationskästen mit wissenschaftlichen Daten, Fakten und Zahlen.

Ich habe seinen Willen zur radikalen Änderung wirklich bewundert, denn die Veränderungen waren schon enorm. Einige Anregungen kann man ohne Probleme in den eigenen Alltag mitnehmen und auch relativ leicht umsetzen. Ich glaube jedoch nicht, dass jeder seinen ökologischen Fußabdruck wiedergutmachen kann, denn, was mir auffiel waren, die vielen doch recht kostspieligen Erneuerungen, Korrekturen und Sanierungen am Haus, auch die selbstfinanzierte Studie, die er mit der TU Berlin gemacht hat (herrlich die Beschreibung der über Tage gehenden Inventur aller! Dinge im Haus), ist nicht für jede Brieftasche zu stemmen. Trotzdem ziehe ich den Hut vor dieser Familie, die den Mut hatte, diesem Schritt zu wagen und finde es gut, dass er die Erfahrungen teilt und zum Nachdenken anregt.