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Benutzername: 
Uli Geißler
Wohnort: 
Fürth/Bay.

Bewertungen

Insgesamt 768 Bewertungen
Bewertung vom 29.04.2013
Karambolage, Das Beste vom Besten
Doutriaux, Claire

Karambolage, Das Beste vom Besten


ausgezeichnet

Witzig-informative deutsch-französischer Skurrilität und Eigenheiten

Knapp 220 Seiten lang kann man in diesem Büchlein leicht und anregend von alltäglichen Verhaltensweisen, den feinen Unterschieden, den merkwürdigen Traditionen oder Hintergründen deutsch-französicher Lebensgewohnheit oder Philosophie erfahren. Ursprünglich eine Fernsehsendung auf dem Kulturkanal ARTE finden sich in diesem Buch vielerlei von der Deutsch-Französin Claire Doutriaux gesammelte Alltagskultur.

Es gibt zu erfahren, wie man in den beiden Ländern Blumensträuße verschenkt, woher der Bierdeckel kommt, warum es hier ein Stövchen und dort aber einen Rechaud gibt, wer was und weshalb stippt und wo hinein. Auch erfährt man, wie die Brezel erfunden wurde und warum westfälisches Dunkelbrot „Pumpernickel“ heißt. Beide Landesflaggen in ihren Farben werden ebenso erläutert, wie Herkunft der Bezeichnung „Burger“ für die bekannte Imbissschnellnahrung und nicht zuletzt die Entstehung der „Weiberfasnacht“.

Kurz und krumm, es ist ein Sammelsurium. Dieses aber nett und spannend, lehrreich und auch mit etwas Witz formuliert. Das trägt zum Verständnis hinsichtlich der angesprochenen Dinge und Begebenheiten einerseits, der beiden Kulturräume andererseits bei. C'est bon.

(c) 4/2013, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2013
Sebastiao Salgado. Genesis
Salgado, Sebastião

Sebastiao Salgado. Genesis


ausgezeichnet

Fotografische Sicherung unseres Planeten in seiner Ursprünglichkeit

Ein mächtiges Werk in prächtiger Ausstattung.
Dieses Fazit kann gleich am Anfang stehen, so wie eben der Anfang unserer Erde sich auch in ursprünglicher Kraft und Ausstrahlung zeigt.

Der Fotograf zeigt ausschließlich in kontrastreichen, großformatigen Natur-, Landschafts- und Menschenaufnahmen, wie er über die vielen Jahre hinweg unseren Planeten sah und sehen will. Die Erhaltung des Ursprünglichen ist sein Anliegen, eine tiefgreifende Würdigung der so sensiblen und doch mächtigen Urgewalt des Natürlichen seine Methode und Stilmittel.

Entführt werden die Betrachtenden des großformatigen (36,2 x 25,3 x 4,5cm) und gewichtigen (3,4 kg) Prachtbandes in die entlegensten Gebiete unserer Erde. So gelangt man nach einer Einführung des Autors zum Entstehen des Projektes „Genesis“ und einem Geleitwort der UNESCO bedächtig blätternd in den Süden der Erde nach Argentinien, die Falkland-Inseln oder Patagonien mit ihren Felsformationen, gewaltigen Gletscher- und Bergerhebungen oder ungezählten Pinguinen oder den majestätischen Walen.

Das nächste Kapitel führt zu Zufluchtsorten wie die Galapagos-Inseln, Madagaskar oder Sumatra, wo sich urzeitliche Echsen, Schildkröten, aber von den Einflüssen der neuzeitlichen Zivilisation verschont gebliebenen, indigene Menschengruppen befremdlich und doch so offensichtlich zugänglich zeigen. Fantastische Aufnahmen unbekannter Pflanzen, seltener Tiere oder der so extrem fremdartig mit Naturschmuck und –Masken ausgestatteten Menschen lassen Bild für Bild, Aufklappseite um Hochglanzfoto geradezu ehrfürchtig staunen.

Es folgen kunstvolle und intensive Dokumentationen vom Schwarzen Kontinent Afrika sowohl von den Wüsten und Steppen, als auch aus beispielsweise einem der Artenreichsten Gebiete, dem Okavango-Delta in Botswana. Wieder faszinieren oftmals so unglaubliche Entdeckungen von Landschaften, ungewöhnlichen und seltenen Pflanzen oder bildhafte Beschreibungen des Alltags der dort lebenden Menschen durch den Autor und Fotograf, unwirklich, voller künstlerischer Poesie und emotional tief ergreifend zugleich.

Die Nördlichen Weiten beziehen sich im vierten Kapitel auf die Nordpolarregion aber auch die nördlichen Randgebiete Europas, Asiens oder Amerikas. Hier zeigt sich die so unendliche Macht von Eis, Fels, Wasser und Erde in Gletschern und Felstürmen, in Wäldern, Flüssen und endlos wirkenden Flächen, bewohnt von den extrem Lebensfeindlichen Witterungsbedingungen trotzenden Menschen und Tieren.

Das Buch findet seinen Ausgang in Amazonien und dem größten Sumpfgebiet der Erde, dem Pantanal im Süden Brasiliens. Wieder sind Bergformationen, Wasserläufe, -fälle und –flächen von unwirklicher Macht, Wälder, Tiere und Menschen zu betrachten, deren Existenz kaum glaubhaft in einer technisierten Welt des 21. Jahrhunderts dokumentiert ist Sie sträuben sich geradezu einer Entdeckung und Beeinflussung entgegen, ohne zu wissen, dass sie es zur Überlebenssicherung auch tun müssen. In einem 32seitigen Beiheft finden sich zu allen Fotos ausführliche Legenden und hintergründige Erläuterungen, welche sonst die so kunstvolle Stille der Bilder beim Betrachten oder Aufblättern der großformatigen Fotos und vielen aufklappbaren Doppelseiten unnötig gestört hätten.

Das eingangs benannte Fazit steht also tatsächlich am Schluss: Ein mächtiges Werk in prächtiger Ausstattung.

(c) 4/2013, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.04.2013
Raus bei Regen, Wind und Schnee
Danks, Fiona;Schofield, Jo

Raus bei Regen, Wind und Schnee


ausgezeichnet

Spiel- und Aktionsideen für mieses Wetter

Wenn das Wetter wenig einladend ist, will kaum jemand das Haus verlassen. Dabei lassen sich bei schlechtem Wetter eine Menge kleinere und größere Abenteuer und Spiele erleben, an die sich die Beteiligten noch lange erinnern werden.

Das kleine Buch bietet eine Menge Anregungen und Vorschläge für Draußenaktivitäten. Ein wenig Überwindung, gute Vorbereitung und schon können Mädchen und Jungen Regentage, die Zeit nach einem Regen, windige Tage, Schnee- oder auch Eistage miteinander Langeweilefrei verbringen.

Die vielen lustigen und großformatigen Fotos zu den einzelnen Spielen, Werkeleien und Aktionen sind so ansprechend, dass man sich Schlechtes Wetter geradezu wünscht. Dann heißt es ausprobieren, ob der selbstgebaute Regenschutz wirklich dicht hält, die Regenmalerei wirkt, die Wasserbahn aus Flaschen, Dosen und Trichtern funktioniert oder die gestaltete Kunst tatsächlich wie Kunst aussieht.

Oder man nutzt den Wind für Fahnen, Wimpel oder Flugobjekte, lässt ihn mit hängenden Küchenutensilien Musik oder wenigstens Lärm machen und tanzt vielleicht dazu. Schnee ist auch ein wunderschönes Spiel- und Gestaltungsmaterial. Gestalten und Skulpturen bis hin zu einem Unterschlupf lassen sich damit bauen, tags werden geformt und gespielt, nachts leuchten Schneelichter.

Sogar filigranes und durchsichtiges Eis von Pfützen, Gewässerrändern oder in eigens aufgestellten Gefäßen „gezüchtet“ lässt sich nutzen. Eishockey oder Rutschpartien mögen bekannt sein, aber Eiskaramell, Eislaternen und –ballons oder Eisfenster und –bilder sind vielleicht mal etwas Neues.

Sicherheitshinweise und Verhaltenstipps ergänzen das Lust auf Nass, Kalt und Draußen machende Buch. Gut für alle, die sich gerne zu ungewöhnlichen Ideen herausfordern lassen.

(c) 4/2013, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Spiel- und Kulturpädagoge, Fürth/Bay.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.04.2013
Aus der Krippenwerkstatt
Schrettl, Peter

Aus der Krippenwerkstatt


gut

Gesamtschau Krippenbau

Dieses Buch ist eine Übersicht zum Thema und offeriert ergänzend sowie teilweise auch wiederholend all das, was der Österreichische Krippenbaumeister im Feld des Krippenbaus an Wissen, Erfahrungen, Praxis und Tipps so zu erzählen und zu zeigen hat.

Der profunde Autor und Praktiker stellt Orientalische, Heimatliche, Kasten-, Fasten- und Papierkrippen vor. So wie sich dieses Ansammlung von Krippenarten anhört, so lässt sich auch der Aufbau und die Gestaltung des Buches bezeichnen. Peter Schrettl selbst weist daraufhin, dass es sich um die Darstellung Altbewährten und Neuem gleichermaßen handelt.

Wird eingangs auf die Begegnung mit einer Krippe und deren Bedeutung oder der Art einer Krippe eingegangen, so finden sich in den einzelnen Kapiteln jeweils eine knappe Aufbauanleitung sowie gut erklärte Anregungen zu Krippendetails wie Balkon und Stiege, Schindeln, Geländern, Zäunen, der botanischen Gestaltung oder der Verwendung von Farben und Werkzeuge.

Mir fehlt es in diesem Buch eindeutig an logischer Stringenz und nachvollziehbarer Ordnung. Man merkt, dass der Autor einige Essentials von jedem Bereich des Krippenbaus auswählte und so ein zwar reichhaltiges, für Krippenbauanfängerinnen und –anfänger aber eher etwas unübersichtliches Werk vorlegt. Für mich wirkt das Buch etwas unruhig, was auch daran liegen mag, dass die unterschiedlichen Krippenarten, insbesondere die Kasten-, Papier- und Fastenkrippen mit vielen Farbabbildungen vorgestellt werden, die Erkenntnisse und Praxisanleitungen zum Nachbau eher etwas zufällig und eingestreut wurden, wie beispielsweise die Beschreibungen der „Loammandel“ und deren Herstellung und Bemalung. Man merkt einfach, dass dieses Buch eine Zusammenstellung aus vorhergehenden Titel, ergänzt um einige neue Inhalte ist.

Trotzdem ist sehr anregend und hilfreich beschrieben, wie besondere Landschaften, Mauern, Windladen, Fenster, Dachbedeckungen, Türen, Zäune oder andere Gestaltungselemente herstellen lassen. Auch bezüglich der Perspektive einer Krippe, dem Bau einer Kastenkrippe, der Botanik und Landschaftsgestaltung gibt Herr Schrettl viele Anregungen für allerdings doch mehr handwerklich versierte und erfahrene Krippenfreundinnen und –freunde.

Wer ein umfangreiches Buch zu vielen verschiedenen – auch hintergründigen - Aspekten des Krippenbaus samt Einblick in eine Krippenwerkstatt sucht, ist mit dem Buch gut bedient. Wer allerdings eine gute und in Arbeitsschritten klar gefasste Praxisanleitung zum Bau einer speziellen Krippe braucht, sollte sich lieber auf diese Praxis konzentrierendes Buch besorgen (z. B. das „Handbuch zum Krippenbau“).

(c) 3/2013, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.03.2013
Atlas der Vorurteile
Tsvetkov, Yanko

Atlas der Vorurteile


sehr gut

Witzig nachdenkliche Verallgemeinerungen

Alle Leser sind gleich – alle Leserinnen auch … Naja, immerhin verbindet sie, dass sie lesen. Bezüglich der Einschätzungen der Welt, der Kontinente, der einzelnen Länder allerdings gibt es vermutlich so vielseitige Meinungen und Einordnungen, als es Menschen gibt. Und doch weht ein Hauch von Gleichheit durch die Unterhaltungen, wenn es darum geht, schnell und unkompliziert Aussagen über „die Italiener“, „die Engländer“, „die Amerikaner“, „die Chinesen“ usw. zu machen. Schnell sind da die Vorurteile, Tradiertes oder eben noch in der U-Bahn oder in der Kneipe Aufgeschnapptes parat. Wer hat schon Zeit, sich differenziert zu informieren oder zu äußern. Die Schnelllebigkeit relativiert alles doch ohnehin so wunderbar.

Der Autor und an sich Künstler Yank Tsvetko entwickelte eine satirische Europakarte und gestaltete diese mit Länderbezeichnungen als knappe und eindeutig Klischeebehafteten Überschriften, die allesamt direkt vom Stammtisch halbwissender Politikdistanzierter stammen könnten. Und doch haftet jeder noch so oberflächlichen Bezeichnung ein Wahrheitsquäntchen an, welches irritiert und anregt, sich mit derartigen Urteilen auseinanderzusetzen.

So reflektiert man beim Blättern durch die zahlreichen grafisch schlicht gestalteten Länder- und Kontinentalumrisse darüber, ob es nicht doch stimmen kann, dass Europa eine subventionierte Bauern-Union, Russland ein Reich der Großkotze geworden ist oder Deutschland sich klammheimlich doch über seine augenblicklichen Staatsgrenzen hinaus in ein deutlich vergrößertes Merkel-Reich hin entwickelt?!?

Viele der Karten Europas oder auch von Amerika oder Asien beschriftet der Autor aus unterschiedlichen Betrachtungswinkel und macht somit deutlich, dass die Auffassungen und auch Sichtweisen eben Interessensgeleitet sind und Gefühle sowohl als auch Bedürfnisse, Erfahrungen, Wünsche und Ziele dokumentieren. Notwendige Sensibilität gegenüber den jeweils Anderen ist also durchaus eine nötige Grundlage für ein friedfertiges Miteinander und Verstehen. Auf diesem Umstand weist das Buch hin – ansonsten sind die Pseudogeografischen Ansichten samt verbindenden Erläuterungen und durchaus ernst zu nehmenden Überlegungen Tsvetkovs Satire. Die allerdings ist nicht so lustig, wie es scheint, denn zu oft fehlt einfach der wirkliche Witz, weil selbst Vorurteile einen ernsthaften Hintergrund benötigen, der bei einigen der Landkartenbeschriftungen einfach völlig krampfhaft aus der Luft gegriffen ist, und das kostet einen Stern.

(c) 3/2013, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.