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Benutzername: 
Dreamworx
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 1368 Bewertungen
Bewertung vom 28.11.2021
Revolution der Träume / Wege der Zeit Bd.2
Izquierdo, Andreas

Revolution der Träume / Wege der Zeit Bd.2


ausgezeichnet

"Ein Traum ist unerlässlich, wenn man die Zukunft gestalten will." (Victor Hugo)
1918 Berlin. Nachdem der Krieg endlich beendet ist, kreuzen sich auch die Wege von Artur, Carl und Isi wieder. Während Isi sich mit ihrem Groll gegen die Kriegsverursache mit dem Spartakusbund unter die Aufständischen in der Stadt mischt und dort austobt, spielt Artur gefährlich mit dem Feuer und treibt sein Unwesen in Berlins Unterwelt, wo er es inzwischen zu einigem Ruhm gebracht hat. Sogar einige gut frequentierte Klubs nennt er sein eigen. Carl dagegen hat bei der UFA endlich die Möglichkeit, seinen Traum zu leben und als Kameramann sein Können bei Ernst Lubitsch unter Beweis zu stellen. Die instabile politische Lage treibt die Menschen in Berlin auf die Straße und mittendrin die drei engen Freunde aus Kindheitstagen, die sich täglich aufs Neue den Herausforderungen stellen müssen, um ihre Träume Wirklichkeit werden zu lassen…
Andreas Izquierdo hat mit „Revolution der Träume“ den zweiten Band rund um sein Dreigestirn Isi, Carl und Artur vorgelegt, der nahtlos an den Vorgänger anschließt und die Zeitspanne von 1918 bis 1921 umfasst. Der flüssige und bildhafte Erzählstil katapultiert den Leser rasch in die Vergangenheit, wo er sich im alten Berlin wiederfindet, dass kurz nach Ende des Krieges politisch wie gesellschaftlich gebeutelt ist. An der Seite von Carl und aus seiner Perspektive erfährt der Leser aus erster Hand, welche Entwicklungen sowohl Isi, Artur als auch Carl selbst in den kommenden Jahren durchmachen und wie es um ihre enge Freundschaft bestellt ist. Während Isi und Carl den Krieg einigermaßen gut überstanden haben, wurde Artur als Soldat schwer entstellt. Doch nutzt er seine Versehrtheit dazu, sich in der Unterwelt einen Namen zu machen und sich dort bald schon als Strippenzieher zu betätigen, der Gott und die Welt kennt. Während die Hautevolée in den goldenen Zwanzigern die Clubszene und die Bars unsicher macht, muss das gemeine Volk fast am Hungertuch nagen und sich irgendwie durchschlagen. Der akribische Recherche des Autors macht sich in seiner Handlung wieder einmal gut bezahlt, denn der Leser erhält nicht nur Eintritt in die rauchigen Kellerbars, um dort die Feierwütigen zu beobachten, sondern darf auch aufgrund von Carls neuer Anstellung mit ihm durch die UFA-Filmfabrik schlendern und dort hinter die Kulissen schauen, während man gleichzeitig viele historische politische und gesellschaftliche Details erhält. Ebenso aufregend sind die Ausflüge mit Isi, wenn sie mit dem Spartakusbund bei Aufständen und Demonstrationen mitmacht. Der Roman schenkt dem Leser nicht nur eine faszinierende Geschichte, sondern lässt ihn gleichzeitig Geschichte leibhaftig miterleben.
Die Charaktere sprühen voller Leben, sind mit authentischen menschlichen Eigenschaften ausstaffiert und gestatten dem Leser, sich in ihrer Mitte zu bewegen und mit ihnen zu fiebern. Carl ist eher der ruhende Pol des Dreigestirns, freundlich, fürsorglich, manchmal etwas verträumt und homosexuell, was zu jener Zeit nicht gerade ungefährlich war. Artur ist ein Hansdampf in allen Gassen, immer auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer, das auch das nötige Quäntchen Gefahr mit sich bringt. Er ist gerissen, strotzt vor Selbstbewusstsein und ist immer für seine Freunde da. Isi ist kämpferisch, mutig, vorlaut und stellt sich mutig allen Herausforderungen.
„Revolution der Träume“ ist ein facettenreicher, spannender historischer Roman, der den Leser von Anfang an in die Vergangenheit eintauchen und Geschichte leibhaftig miterleben lässt. Mitreißende Charaktere und die Verknüpfung von authentischen Begebenheiten lassen die Handlung während der Lektüre wie einen Film vor dem inneren Auge ablaufen. Absolute Leseempfehlung für diese wunderbare Zeitreise an der Seite des Dreigestirns!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.11.2021
Fast Girls
Hooper, Elise

Fast Girls


ausgezeichnet

"Wer sich nicht bewegt, wird nichts bewegen." (Joachim Meisner)
1936. Die drei jungen amerikanischen Leistungssportlerinnen Betty Robinson, Helen Stephens und Louise Stokes sind auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Berlin und lernen sich an Bord eines Schiffes kennen, das sie nach Europa bringen soll. Betty, wohlbehütet von ihren Eltern, hat sich nach einem Unfall sportlich wieder zurückgekämpft und im letzten Moment mit einem Weltrekordlauf noch das Ticket zu den Spielen ergattert. Die farbige Louise war schon immer Diskriminierungen aufgrund ihrer Hautfarbe ausgesetzt und hat sich ein dickes Fell aneignen müssen. Den Kränkungen läuft sie regelrecht davon und hofft, mit ihrem Talent Aufmerksamkeit und mehr Anerkennung zu finden. Und Helen ist auch irgendwie anders, was sie zur Außenseiterin macht. Auch sie läuft allen davon und möchte bei Olympia erfolgreich sein, um vor allem ihren Vater stolz zu machen. In Berlin müssen sie schnell feststellen, dass es hier hauptsächlich nicht um ihre sportliche Leistung geht, sondern was sie verkörpern…
Elise Hooper hat mit „Fast Girls“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der nicht nur belegte Persönlichkeiten zum Leben erweckt, sondern dazu noch einen Titel trägt, der wie die Faust aufs Auge passt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser ein, sich als unsichtbarer Gast dem ungewöhnlichen Frauentrio anzuschließen, ihren Weg bei den Olympischen Spielen zu begleiten und dabei ihre Gedanken- und Gefühlswelt kennenzulernen. Der Hintergrund von Betty, Louise und Helen könnte nicht unterschiedlicher sein. Während Betty aus einer gutsituierten Familie stammt und sich um Diskriminierung keine Sorgen machen muss, ist es ein böser Unfall, der sie aus dem Verkehr zieht und sie den Kampf gegen ihren Körper antreten lässt. Louise ist Ausgrenzungen aufgrund ihrer Hautfarbe tagtäglich ausgesetzt, während es bei Helen ist ihre Andersartigkeit ist, die anderen aufstößt. Alle drei haben schon in jungen Jahren mit Dingen zu kämpfen, die sie mit ihrem Sport zu kompensieren suchen. Obwohl sie gerade diese Kämpfe als Gruppe zusammenschweißt, müssen sie sich auch als Konkurrentinnen sehen, die das gleiche Ziel haben, nämlich den Sieg für ihr Land zu erringen. Vor den Wettkämpfen müssen sie um ihre Startzulassung fürchten und sind auch sonst gegenüber ihren männlichen Sportkollegen in vielfacher Hinsicht benachteiligt, ob es um Sponsorship oder Stipendien geht. Gleichzeitig werden sie aufgrund ihres Kampfes zu Vorreiterinnen für alle Sportlerinnen weltweit, die heutzutage für ihr Land antreten. Während man Betty, Louise und Helen begleitet, lässt die Autorin auch den historischen Hintergrund des vom Nationalsozialismus geprägten Deutschland einfließen und zeigt auf, wie diese gerade die Olympischen Spiele für ihre Zwecke missbrauchten und um Anerkennung in der Welt buhlten.
Die Charaktere sind liebevoll mit Leben versehen worden und glaubwürdig in Szene gesetzt. Sie schleichen sich schnell ins Leserherz, so dass man sofort mit ihnen mitfiebern kann. Betty ist eine zurückhaltende und eher schüchterne junge Frau. Sie ist zielstrebig und kämpft innerlich gegen sich selbst. Helen ist burschikos, laut und schert sich äußerlich nicht um die Meinung anderer. Innerlich allerdings hofft sie, dass sie vor allem die Liebe und Aufmerksamkeit ihres Vaters gewinnt. Für Louise ist Ausgrenzung aufgrund ihrer Hautfarbe Alltag, das hat sie schnell erwachsen werden lassen. Sie läuft der Diskriminierung davon und will allen beweisen, dass sie etwas Besonderes ist.
„Fast Girls“ ist ein sehr unterhaltsamer historischer Roman über wahre Persönlichkeiten, die einem ans Herz wachsen und die man aufgrund ihrer Einstellung und innersten Kämpfe nur bewundern kann. Absolute Leseempfehlung für eine wunderbare Geschichte!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.11.2021
Eifersucht
Nesbø, Jo

Eifersucht


gut

„Neid und Eifersucht sind die Schamteile der menschlichen Seele.“ (Friedrich Nietzsche)
Jeder Liebhaber von guten skandinavischen Psychothrillern kennt den Namen Jo Nesbø, der seinen Ermittler Harry Hole immer wieder durch menschliche Abgründe schickt, um Verbrechen aufzuklären. Nun hat er mit „Eifersucht“ eine Sammlung von 7 Kurzgeschichten auf den Markt gebracht, die sich alle um jenes Gefühl drehen, das die Menschen mal mehr mal weniger umtreibt und zu allerlei verrückten Handlungen treibt.
Der flüssige Schreibstil lässt schnell in die Geschichte eintauchen, wobei sich unterschwellig schon bald die Spannung aufbaut und den Leser zum Miträtseln animiert. Dabei nutzt der Autor sein Händchen für psychologische Tricks, die beim Leser ein gewisses Kribbeln hervorrufen, aber auch interessant eingestreute Wendungen und Überraschungsmomente sorgen für eine Neuausrichtung innerhalb der Handlung und der Ermittlungsspur. Eifersucht ist bei den Menschen unterschiedlich ausgeprägt, mal geht es um Macht, mal um Liebe, mal um das Leben, das einem immer wieder übel mitspielt. Nesbø zeigt in seinen spannenden Kurzgeschichten so manche Blüte, die dieses Gefühl hervorbringt und die Menschen veranlasst, zu drastischen Maßnahmen zu greifen.
Bei einer dieser Geschichten begleitet der Leser den griechischen Ermittler Nikos Balli, der sich vor allem auf Morde aus Eifersucht spezialisiert hat. Balli, persönlich gerade seelisch etwas gebeutelt, macht sich auf die Suche nach einem Vermissten, der mit nach einem Streit mit seinem Zwillingsbruder spurlos verschwunden ist. Der Bruder gerät schnell in Verdacht, den Vermissten getötet zu haben, weil das Brüderpaar sich in die gleiche Frau verliebt hatte. Eifersucht könnte hier das größte Motiv sein. Doch dann entwickelt sich bei Ballis Nachforschungen alles in eine ganz andere Richtung.
Alle sieben Geschichten haben eine unterschiedliche Länge und eine andere Kulisse, doch das Thema „Eifersucht“ durchzieht sie alle, das Thema wird immer wieder aufs Neue beleuchtet. Jede von ihnen ist für sich unterhaltsam und sorgt für einige Spannungsmomente. Wer allerdings die Romane von Nesbø kennt, ist verwöhnt und merkt schnell, dass hier die ganze Finesse des Autors nicht so zum Tragen kommt, die normalerweise die menschliche Seele bis ins kleinste Detail seziert und so dem Leser einen Einblick in Abgründe liefert, die ihm oftmals völlig fremd sind. Hier wird aufgrund der Kürze der Geschichten leider nur an der Oberfläche gekratzt.
„Eifersucht" mit seiner Sammlung aus sieben Kurzgeschichten passt für Krimiliebhaber als Betthupferl gut für zwischendurch, kann jedoch die Romane des Autors nicht ersetzen. Gelungene kleine Sammlung, die recht unterhaltsam ist. Empfehlenswert!

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.11.2021
Das Leuchten der Sehnsucht / Töchter der Freiheit Bd.1 (eBook, ePUB)
Walker, Noa C.

Das Leuchten der Sehnsucht / Töchter der Freiheit Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wer anderen die Freiheit verweigert, verdient sie nicht für sich selbst. (Abraham Lincoln)
1859 Amerika. Die junge Nordstaatlerin Annie Braun bekommt eine Anstellung als Lehrerin auf der Südstaaten-Plantage Birch Island, um dort die beiden Töchter zu unterrichten. Annie muss sich mit dem dort herrschenden Lebensstil auseinandersetzen, der nicht nur von Luxus geprägt ist, sondern in dem auch Sklaven eine Rolle spielen, was ihr gar nicht behagt und es ihr schwer macht, sich einzugewöhnen. Annie nimmt kein Blatt vor den Mund und lässt sich auch nicht verbiegen, was schon bald die Aufmerksamkeit des Sohnes des Plantagenbesitzers weckt. Zur gleichen Zeit hat Annies Schwester Sophia in Kansas alle Hände voll zu tun, die Familie und die Farm zu beschützen, denn nächtliche Überfälle machen ihnen allen das Leben zur Hölle. Und Anwalt Marcus Tanner, Cousin von Annie und Sophia, ist in die Südstaatenschönheit Susanne verliebt. Leider ist die junge Frau schon einem anderen aus ihrer Gesellschaftsschicht versprochen, doch Marcus zieht alle Register, um Susanna für sich zu gewinnen…
Noa C. Walker hat mit „Das Leuchten der Sehnsucht“ den Auftakt für ihre neue historische Südstaatensaga vorgelegt, der nicht nur sehr fesselnd und spannend ist, sondern auch mit viel Gefühl zu bezaubern weiß. Der flüssige, farbenprächtige und anrührende Erzählstil nimmt den Leser mit ins Amerika des 19. Jahrhunderts kurz vor Beginn des Bürgerkrieges, wo er über wechselnde Handlungsorte mal an Annies Seite, mal der von Sophia und mal an der von Cousine Jennifer und Marcus Tanner in New York ist. Jeder der drei Handlungsstränge ist für sich schon sehr interessant und informativ. Annie kommt zum ersten Mal in Berührung mit Sklavenhaltung. Da sie im Norden aufgewachsen ist, kann sie sich nur schwer daran gewöhnen. Annie ist nicht auf den Mund gefallen und gerät deshalb auch immer wieder in Schwierigkeiten, was besonders dem Plantagensohn David gefällt, mit dem sie so manchen Schlagabtausch hat. Die Autorin hat die Sklavenhaltung wunderbar in ihre Geschichte eingewoben, so dass Annies widersprüchliche Gefühle für den Leser gut nachvollziehbar sind. Sophia lebt mit ihrem Ehemann auf einer Farm und hat mit Bandenüberfällen zu kämpfen. Ebenso fesselt die Lage um Marcus und die Südstaatenschönheit Susanna, die wie zwei Königskinder anscheinend aufgrund von Standesunterschieden nicht zueinander kommen können. Die Autorin versteht es auf sehr geschickte Weise, ihre Leser an sich zu binden und ihn an die Handlung zu fesseln. Neben ihrer Haupthandlung lässt sie viele Dinge aus der Vergangenheit ihrer Protagonisten einfließen, so dass man alle gut kennenlernt und ins Herz schließt. Obwohl der Roman nur die Zeitspanne von 8 Monaten umfasst, ist die Geschichte sehr facettenreich, tiefgründig und spannend, dass die Seiten dem Leser regelrecht an den Händen kleben und man sich gar nicht trennen mag.
Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet und sprühen voller Leben. Der Leser hat das Gefühl, Teil des Ganzen zu sein, alles hautnah mitzuerleben und mit den Protagonisten mitzufiebern. Annie hat das Herz auf der Zunge und denkt gar nicht daran, sich zu verbiegen. Sie ist offen, ehrlich und manchmal auch etwas forsch, doch gerade das macht sie umso liebenswerter, lebt sie doch nach ihren eigenen Prinzipien. Sophia ist eine bodenständige und gefestigte Frau, die ihre Familie sowie ihr Hab und Gut bis aufs Blut verteidigt. Susanna hat ihren eigenen Kopf und will sich den Wünschen ihrer Familie nicht beugen. Zudem verleihen Jennifer, David, Marcus, Crystal, Melody, Bobby und Marianna der Geschichte weitere Glanzpunkte mit ihren Auftritten.
„Das Leuchten der Sehnsucht“ ist ein wunderbarer Auftakt auf eine historische Saga, die viele weitere Spannungsmomente mit der nötigen Prise Romantik verspricht. Alle, die süchtig sind nach Familiengeschichten, gern in alte Zeiten eintauchen und historische Details lieben, aber auch eine gewisse Spannung nicht missen möchten, werden diesen Page

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.11.2021
Die Magnolienfrauen
Jaeggi, Christine

Die Magnolienfrauen


ausgezeichnet

„Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.“(Wilhelm von Humboldt)
Seit vor acht Jahren ihre beste Freundin Eva kurz vor deren Hochzeit bei einem Besuch im Juweliergeschäft ihres Vaters bei einem Überfall erschossen wurde, ist es der 32-jährigen Felicia nicht mehr möglich, als Schmuckdesignerin zu arbeiten, zu sehr hat diese Tragödie ihr Leben verändert, die sie bis heute nicht richtig verarbeitet hat und die durch ein amtliches Schreiben plötzlich alles wieder an die Oberfläche zerrt. Felicitas, die von allen nur Fee genannt wird, steht kurz vor ihrer eigenen Hochzeit mit dem ambitionierten Christian, der eine Politikerkarriere anstrebt und dessen Verhalten inzwischen Zweifel bei Fee an der Beziehung schüren. Als ihre geliebte Großmutter Violetta stirbt, vererbt sie Fee ihren Anteil an einer Villa in tessinischen Brissago, damit diese ihren Anteil veräußern kann. Vor ihrem Tod hat sie Fee noch ein Familiengeheimnis anvertraut, das sie lange gehütet und in Fee die Neugier geweckt hat, mehr darüber zu erfahren. Deshalb entschließt sie sich kurzerhand, nach Brissago zu reisen, die Magnolienvilla in Augenschein zu nehmen und mehr über die Vergangenheit zu erfahren. Vor Ort trifft sie nicht nur auf ihre abweisende Großtante Pippa, sondern lernt auch den sympathischen Nachbarn Nando kennen, der sie bei ihren Nachforschungen unterstützt…
Christine Jaeggi hat mit „Die Magnolienfrauen“ einen wunderschönen, gefühlvollen Roman vorgelegt, der sich über zwei Zeitebenen erstreckt und den Leser mit einer fesselnden Familiengeschichte zu faszinieren weiß. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser schnell an Felicias Seite gleiten, um ihr auf Schritt und Tritt bei ihren Unternehmungen zu folgen, während gleichzeitig ihre Gefühls- und Gedankenwelt offen vor ihm liegt. Der Leser erfährt über wechselnde Perspektiven und unterschiedliche Zeitebenen mal die Gegenwart um Fee, mal die Vergangenheit von Fees Urgroßmutter Alice um 1940. Fee hat schon einiges durchmachen müssen und nicht nur den Mord an ihrer Freundin zu verarbeiten, sondern auch einen rapiden Berufswechsel, der sie nicht wirklich auszufüllen scheint. Sie hat sich von Dingen getrennt, die ihr lieb und teuer waren, um möglichst viel Abstand zu schaffen zwischen sich und dem tragischen Ereignis, doch wirklich verarbeitet hat sie es nicht. Auch wenn ihr Verlobter Christian nach der Tragödie für sie da war, ist er doch immer noch ein Muttersöhnchen und zudem sehr egoistisch auf all seine eigenen Vorteile bedacht. Eine Unterstützung für Fee sieht anders aus, er möchte sie nach seinen Wünschen ummodeln, bis nichts mehr von ihr übrig bleibt. Hier zeigen sich die Parallelen zu Alice, deren Ehemann Maurizio auch seine Mutter Ludmilla regelrecht alles hat regeln lassen, während er Alice mit seinen Vorstellungen und Ansichten fast erdrückt und eingesperrt hat. Vor dem Hintergrund der malerischen Villa mit den herrlichen Magnolienbäumen hat die Autorin sehr geschickt beide Handlungsstränge wunderbar miteinander verwoben und steigert die Spannung immer mehr, indem sie nach und nach ein altes Familiengeheimnis offenlegt, während Fee ihr Leben überdenkt und Weichen für ihre Zukunft stellen muss.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet, überzeugen mit menschlichen Ecken und Kanten und ziehen den Leser regelrecht in die Handlung hinein, wo er mitfiebern kann. Felicia ist eine vom Schicksal gebeutelte Frau, die völlig verunsichert wirkt. Je näher man sie kennenlernt, umso mehr verbirgt sich dahinter eine starke Frau, die ihrem Leben eine neue Richtung geben muss Pippa benimmt sich wie eine Hexe, ist aber selbst tief verletzt und versucht nur, sich zu schützen. Alice ist eine schüchterne Frau, der böse mitgespielt wurde. Aber auch Christian, Victoria, Aurelia, Maurizio und viele andere bereichern die Geschichte mit ihren Auftritten.
„Die Magnolienfrauen“ ist ein wunderbarer Roman voller Familiengeheimnissen, Liebe und Dramatik, der von Beginn an

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.11.2021
Die Klänge der Freiheit
Haigh, Tara

Die Klänge der Freiheit


weniger gut

Freiheit ist die große Losung, deren Klang durchjauchzt die Welt. (Anastasius Grün)
1943 Nürnberg. Die 21-jährige Inge Gerner widersetzt sich ihrem Vater Gustav und macht eine Ausbildung zur Rotkreuzschwester in der Hoffnung, damit in Nordafrika eingesetzt zu werden und ihren Traum von der weiten Welt zu realisieren. Doch nach der gemeinsam mit Freundin Annemarie bestandenen Prüfung erhält sie den Einsatzbefehlt an die Ostfront ins russische Charkow. Dort wird Inge im Lazarett sofort mit sämtlichen Auswirkungen des Krieges konfrontiert. Als Anfängerin kommt sie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, denn es fehlt an allen Ecken und Enden an medizinischem Material. Ein Angebot von Oberstleutnant Heinrich Preuss, ihn bei einem Einsatz ins italienische Montecassino zu folgen, nimmt sie gern an, fürchtet sie sich doch vor der immer näher rückenden Roten Armee. In Italien lernt Inge Lorenzo kennen, der schon bald ihr Herz höher schlagen lässt…
Tessa Hennig alias Tara Haigh hat mit „Die Klänge der Freiheit“ einen kurzweiligen historischen Roman vorgelegt, der dem Leser erst die hässliche Fratze des Zweiten Weltkrieges realitätsnah aufzeigt, um dann in eine Liebesschmonzette überzugehen, die jedes Klischee bedient und zum Teil recht unglaubwürdig ist. Der flüssige und gefühlsbetonte Erzählstil lässt den Leser ins vergangene Jahrhundert reisen, wo er eine junge und naive Inge kennenlernt, die von fernen Reisen träumt und sich als überzeugte Nationalsozialistin der Realität verweigert, dass die Welt mitten in einem blutigen Krieg steckt. Anstatt wie gewünscht in Nordafrika ihren ersten Einsatz als Krankenschwester zu haben, muss sie an der Ostfront unter widrigsten Bedingungen die schrecklichsten Verletzungen und das unbändige Leid der Versehrten miterleben. Das Leben ist kein Wunschkonzert und Inge muss ganz schnell der Realität ins Auge sehen, die sehr schmerzhaft und furchtbar ist. Ihre Bedenken, das Angebot von Preuss anzunehmen, lassen sie dann viel erwachsener erscheinen, doch die Angst um ihr Leben ist menschlich, dass sie es annimmt. Die Einsätze an der Front und in dem provisorischen Lazarett hat die Autorin sehr realitätsnah und glaubhaft dargestellt, so dass der Leser alles vor seinem inneren Auge mitverfolgen konnte. Die darauf folgende Zeit in Italien allerdings wirkt, als würde hier eine zweite Geschichte angehängt, die so nicht dazugehört. Zwei Männer buhlen um Inges Herz, der eine ein Nationalsozialist, der andere ein italienischer Widerstandskämpfer. Die Kriegsgeschichte muss eine Liebesgeschichte weichen. Zudem gibt es viele unrealistische Szenen, die der Handlung ihre Glaubwürdigkeit nehmen.
Die Charaktere wurden mit menschlichen Ecken und Kanten ausgestattet und in Szene gesetzt. Allerdings fühlt sich der Leser eher als stiller Beobachter denn als Teil der Geschichte, so dass immer eine Distanz bleibt. Zu Beginn ist Inge eine naive, verträumte junge Frau, die den Krieg noch nicht richtig ernst nimmt. Während der Zeit an der Ostfront wandelt sie sich dann in eine verantwortungsbewusste, hilfsbereite und starke Frau, die oftmals mit sich hadert. Ihr Vater Gustav ist ein kluger Mann, der schon früh die Lügen der Nazis durchschaut hat und nur um das wohl seiner Tochter besorgt ist. Preuss ist Nationalsozialist, Kunstliebhaber, gebildet und mit durchaus menschlichen Zügen. Zusätzlich machen Protagonisten wie Erna, Annemarie, Irina, Lorenzo, Don Fontana die Handlung mit ihren Auftritten abwechslungsreich.
„Die Klänge der Freiheit“ ist ein historischer Roman, der recht kurzweilig zu lesen ist. Während die Kriegsgeschichte sehr anschaulich und realitätsnah geschildert wird, hätte man auf die Liebesgeschichte gut verzichten können. Zudem wird nicht gerade viel Wert auf realistische Details gelegt, was den Wert der Geschichte leider mindert. Eine Geschichte, die nicht in Erinnerung bleiben wird. Das kann die Autorin wesentlich besser!

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.11.2021
Die Straße des Glücks
Pecha, Bettina

Die Straße des Glücks


sehr gut

"Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende." Demokrit
1942. Mitten im Krieg lernt die junge Schneiderin Katharina durch Freunde ihrer Eltern Frank kennen, schon bald sind beide schwer verliebt und schmieden Zukunftspläne. Doch dann bekommt Frank seinen Frontbefehlt und Katharina bleibt allein zurück. Nach langer Zeit des Hoffen und Bangens kann sie Frank 1948 endlich wieder in die Arme schließen, als er aus der Kriegsgefangenschaft zu ihr zurückkehrt. Schon bald läuten die Hochzeitsglocken und Frank steigt in das Familienunternehmen ein, wo er schnell Verantwortung übernimmt. Katharina hat auf Franks Wunsch ihre Stelle als Schneiderin gekündigt, vermisst aber recht schnell die geliebte Arbeit, da der Haushalt und die Fürsorge für Frank ihren Tag nicht ausfüllen. Eines Tages erfährt Katharina durch eine Zufallsbekanntschaft von einem dunklen Geheimnis ihres Mannes, das sich zu Kriegszeiten ereignet hat, was ihre Sicht auf ihren Ehemann total ins Wanken bringt. Als sie Frank damit konfrontiert, der sich um ein politisches Amt bemüht, setzt er bei Katharina die Daumenschrauben an und schränkt ihre Freiheit immer mehr ein. Die Situation wird für Katharina so unerträglich, dass sie in einem unbeobachteten Moment ihre Sachen packt und ohne ein Wort Frank und ihrer Heimat den Rücken kehrt. Doch Frank will sich das nicht gefallen lassen…
Bettina Pecha hat mit „Die Straße des Glücks“ einen unterhaltsamen und berührenden historischen Roman vorgelegt, der dem Leser die Rolle der Frau und ihre Befugnisse zur damaligen Zeit sehr deutlich vor Augen führt. Der flüssige und gefühlvolle Erzählstil katapultiert den Leser knapp 80 Jahre in der Zeit zurück, wo er Katharina während des Zweiten Weltkrieges kennenlernt und ihren Werdegang verfolgt. Katharina und Frank erleben gemeinsam die erste große Liebe, die zudem noch so stark ist, dass sie den Krieg und die Gefangenschaft Franks überdauert, um endlich in einer Ehe zu münden. Doch eigentlich sind die beiden nach Franks Rückkehr zwei völlig Fremde, die ein Wagnis eingehen. Katharina hat schon mit Franks Bevormundung zu kämpfen, der von ihr verlangt, dass sie nach der Hochzeit ihren Beruf aufgibt, den sie sehr liebt. Er lässt sie zwar an der langen Leine, erlaubt ihr sogar, den Führerschein zu machen, doch sobald ihm etwas nicht passt, schränkt er Katharinas Freiheiten ein. Das geht so weit, dass diese sich schon bald wie im Gefängnis fühlt. Die Autorin verdeutlicht sehr gut, wie es Frauen zur damaligen Zeit ergangen ist. Ihre Rolle war es, die „Sklavin“ ihres Ehemannes zu sein, der ihr nach seinem Gusto Dinge erlaubte oder verbat. Wenn man das heute so liest, bekommt man glatt eine Gänsehaut, während man dankbar ist für all die Frauen, die für das Recht auf Freiheit und Gleichheit gekämpft haben, welches uns heute in vielen Dingen gewährt wird. Spannend ist auch das Geheimnis von Frank, das Katharina in einen Gewissenskonflikt und damit zur Entfremdung zwischen den beiden führt. Die Autorin hat dies interessant umgesetzt, so dass man als Leser Katharinas Handlungen sowie ihre widerstreitenden Gefühle gut nachvollziehen kann.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt. Mit ihren glaubwürdigen Eigenschaften können sie den Leser schnell überzeugen, der sich neugierig an ihre Fersen heftet. Katharina ist mit Leib und Seele Schneiderin und träumt von eigenen Entwürfen, die sie an die Kundin bringen möchte. Sie ist zuverlässig, geht nicht den Weg des geringsten Widerstandes und hat moralische Ansprüche nicht nur an sich, sondern auch an andere, die ihr eine sehr harte Zeit bescheren. Frank ist ein Egoist und Möchtegern, dem sein Ruf wichtig ist und der vor allem Macht ausüben will. Nichts darf ihm in die Quere kommen, dann schlägt er um sich. Weitere Protagonisten überzeugen ebenfalls mit ihren Episoden und fügen sich gut ins Gesamtbild der Handlung.
„Die Straße des Glücks“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der die Rolle der Frau zur damaligen Zeit in den Fokus

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.11.2021
Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
Rygiert, Beate

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher


ausgezeichnet

Was heute wie ein Unglück aussieht, kann sich morgen als Glück erweisen. (Vicki Baum)
20er Jahre Berlin. Rosalie Gräfenberg ist geschieden und eine recht bekannte Journalistin, die mit der Schriftstellerin und Redakteurin Vicky Baum eng befreundet ist. Auf einem Bankett begegnet sie dem verwitweten Direktor des Verlagshauses Ullstein, Dr. Franz Ullstein, mit dem sie nicht nur interessante Gespräche führt, sondern sein Herz sofort in Brand setzt. Schon bald macht er ihr einen Heiratsantrag, was seiner Familie ein Dorn im Auge ist und sie alles versuchen, um eine Ehe der beiden zu verhindern. Doch Rosalie nimmt den Antrag an und stellt sich mit Hilfe von Vicky Baum und deren Sekretärin Lilli Blume dem Familienwiderstand entgegen. Werden die drei Frauen am Ende triumphieren?
Beate Rygiert hat mit „Die Ullstein-Frauen und das Haus der Bücher“ einen sehr interessanten historischen Roman über das bekannte Verlagshaus vorgelegt, indem sie Realität und Fiktion wunderbar miteinander vermischt und vor allem drei Frauen den Vortritt lässt, hier die Hauptrollen zu übernehmen. Der flüssige, bildhafte und atmosphärische Erzählstil Rygierts erlaubt dem Leser eine Zeitreise in eine spannende Zeit Berlins, den Goldenen Zwanzigern, wo er mit Rosalie, Vicky und Lilli auf drei sehr unterschiedliche Frauen trifft, die mit ihrer inneren Stärke von Beginn an überzeugen können. Alle drei Frauen stehen im Berufsleben, verdienen sich ihren Lebensunterhalt selbst und setzen alles daran, in einer Männerdomäne ihre Frau zu stehen, wo ihnen oft genug Widerstand entgegenschlägt. Vor allem Rosalie hat mit Diffamierungen und Verleumdungen zu kämpfen, die von Franz Ullsteins Familie in die Welt gesetzt werden, um ihre Verbindung zu Franz und eine Ehe zu unterbinden. Wie gut, wenn man dann verlässliche Freundinnen und helfende Hände zur Verfügung hat, die im Verlagshaus etabliert sind und somit einiges verhindern können. Die Autorin gewährt dem Leser zudem Einblick in das Verlagswesen mit seiner Komplexität, das sie für den Leser gut aufbereitet und in ihre Handlung integriert hat. Ebenfalls erwähnenswert ist der gut recherchierte historische Hintergrund und das Leben der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten sowie die damalige Rolle der Frau, die wunderbar in der Geschichte miteinander verwoben wurden.
Die Charaktere sind mit menschlichen Ecken und Kanten liebevoll und realistisch in Szene gesetzt. Der Leser folgt ihnen gern und schließt vor allem die drei Frauen schnell ins Herz. Rosalie ist eine gebildete, selbstbewusste, unabhängige und starke Frau, die sich so schnell nicht unterbuttern lässt. Sie weiß sich durchzusetzen, stößt aber immer wieder an die von Männern gesetzten Grenzen, die sie aber zu durchbrechen versucht. Vicki Baum ist ebenfalls eine Frau, die immer wieder in die Männerdomäne vordringt und sich nichts verbieten lässt. Sie weiß zu argumentieren, ist intelligent sowie literarisch recht gewandt. Lilli Blume ist von eher zurückhaltender Natur, was vielleicht auch mit ihrem gesellschaftlichen Status zu tun hat. Sie stammt nicht wie Vicki und Rosalie aus der gehobenen Gesellschaftsschicht, besticht aber durch ihre Liebenswürdigkeit und Verbundenheit. Sie ist vertrauenswürdig und verlässlich, was sie schnell zur Vertrauten von Rosalie und Vicki werden lässt.
„Die Ullstein-Frauen und das Haus der Bücher“ ist ein fesselnder und spannender historischer Roman über die Welt des Verlagswesens, vor allem aber über drei selbstbewusste Protagonistinnen, die der dominierenden Männerwelt die Stirn bieten. Wunderbar erzählt, was eine absolute Leseempfehlung verdient!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.11.2021
Das Flüstern des roten Ahorns
Dakota, Kate

Das Flüstern des roten Ahorns


sehr gut

„Ohne Familie zittert der Mensch, allein auf der Welt, vor Kälte.“ (Andre Maurois)
Sechs lange Jahre hat Musikstudentin Hannah ihre Heimat Quesnel im kanadischen British Columbia nicht mehr betreten, seitdem ihr Vater und ihre Großmutter Dora sie und ihre Mutter aus dem Haus gejagt haben. Als sie in ihren Semesterferien per Telefonat von Doras Unfall erfährt, entschließt sich Hannah, endlich nach Hause zurückzukehren, um nicht nur ihre Großmutter in deren Pension zu unterstützen, sondern auch endlich reinen Tisch zu machen und die mysteriösen Umstände zu erfahren, unter denen die Ehe ihrer Eltern damals zerbrach und sie mit ihrer Mutter in einer Nacht-und-Nebel-Aktion das Haus verlassen musste. Dora ist nicht gerade erfreut, als Hannah bei ihr auf der Matte steht, doch kann sie wegen ihrem gebrochenen Arm nicht auf deren Hilfe verzichten. Obwohl Dora von ihren Nachbarn Nathan und Sally unterstützt wird, kann sie jede helfende Hand gebrauchen und Hannah lässt sich auch nicht abweisen. Während Hannah sich in der Pension nützlich macht, lernt sie den Engländer Nick mit seiner kleinen Tochter Maggie kennen, die als Gäste dort loggieren. Schon bald kommen sich Nick und Hannah näher, doch Nick hat ebenso ein Geheimnis, das es aufzudecken gilt, wie die alte Familiengeschichte, die Hannah erst sehr spät von der störrischen Dora offenbart wird...
Kate Dakota hat mit „Das Flüstern des roten Ahorns“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der vor der malerischen Kulisse British Columbias nicht nur ein Familiengeheimnis in sich birgt, sondern auch mit einer romantischen Liebesgeschichte punkten kann. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser schnell an Hannahs Seite gleiten, wo er ihr bei ihren Unternehmungen über die Schulter schaut und gemeinsam mit ihr so manches Geheimnis lüftet. Während die Autorin bildhaft die Landschaft in Szene setzt, erfährt der Leser nach und nach von der tiefen Liebe, die zwischen Hannahs Eltern herrschte und dann plötzlich ohne Vorwarnung zerbrach. Kleine Liebesbotschaften, die ihre Eltern überall in der Pension versteckt haben, füllen einen ganzen Karton, den Hannah von Dora erhält und einmal mehr deutlich machen, dass eine andere Frau nicht der Grund dafür sein kann, dass Hannahs Vater sich von ihrer Mutter trennte. Je mehr Hannah bei ihrer Großmutter nachbohrt, umso mehr verschließt sich Dora, doch irgendwann bröckelt deren Fassade und die Wahrheit gelangt endlich an die Oberfläche, was Hannah erst einmal einen Schlag versetzt. Der Engländer Nick und Maggie sind für sie in dieser Zeit die einzigen Lichtblicke, wenn Hannah auch dort mit einigen Dämonen aus Nicks Vergangenheit zu kämpfen hat. Sehr empathisch bringt die Autorin ernste Themen in ihrer Geschichte unter, die alle Beteiligten viel Kraft und Geduld kosten, doch die auch den Kampf aufnehmen, um die Dinge endlich hinter sich zu lassen.
Die Charaktere sind lebendig gestaltet und mit glaubwürdigen menschlichen Eigenheiten versehen. Sie wachsen dem Leser schnell ans Herz, der sich bald als Teil ihrer Gemeinschaft fühlt und mitfiebert. Hannah ist eine hilfsbereite, freundlich Frau, die ein außergewöhnliches musisches Talent besitzt. Zudem ist sie schlagfertig und hat Humor, wenn auch das Schicksal sie gebeutelt hat und ihr einige Überraschungen ins Haus stehen, die sie erst einmal verdauen muss. Dora ist eine unterkühlt wirkende ältere Dame, die nur nach außen kratzbürstig wirkt, das Herz aber am rechten Fleck hat. Nick ist ein einfühlsamer und sympathischer Kerl, der seine kleine Tochter auf Händen trägt und alles für sie tun würde. Aber auch Sally und Nathan Tallot sowie deren Sohn spielen eine wichtige Rolle in dieser Geschichte.
„Das Flüstern des roten Ahorns“ verschafft dem Leser mit einer gefühlvollen Geschichte eine unterhaltsame Auszeit, denn der Mix aus Familiengeheimnis und Liebesgeschichte birgt einiges an Tragödie, Missverständnissen und Spannung vor dem Hintergrund einer wunderschönen Landschaftskulisse. Verdient

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2021
Geheime Wünsche / Die Kaffeehaus-Saga Bd.3
Lacrosse, Marie

Geheime Wünsche / Die Kaffeehaus-Saga Bd.3


ausgezeichnet

"Wünsche sind nie klug. Das ist sogar das beste an ihnen." (Charles Dickens)
1891 Wien. Nach dem Tod ihres Onkels Stefan Danzer hat dieser der 21-jährigen Sophie von Werdenfels sein Kaffeehaus vermacht, so dass sie nun alle Fäden in der Hand hält, um das Traditionshaus weiterzuführen. Allerdings muss sich Sophie schon bald mit dem langjährigen Geschäftsführer Toni Schleiderer herumschlagen, der sich schon selbst als Erben des Kaffeehauses gesehen hat und ihr nun bei Entscheidungen ständig Scherereien bereitet. Aber Sofie lässt sich nicht beirren und führt das Haus nach ihren Vorstellungen, wozu auch individuelle, aufsehenerregende Schaufensterdekorationen gehören, für die Gustav Klimt Pate steht. Fortan gibt sich die Wiener Künstlerszene dort die Klinke in die Hand. Obwohl das Kaffeehaus all ihre Aufmerksamkeit benötigt, muss sie auch noch für ihre Mutter als auch Schwester Milli da sein, die nach der Trennung von ihrem Stiefvater bei ihr einziehen. Richard von Löwenstein, Sophies große Liebe, steht ihr treu zur Seite, doch auch er hat mit einer unglücklichen, arrangierten Ehe zu kämpfen. Werden Sophie und Richard irgendwann endlich ihre Liebe öffentlich leben können?
Marie Lacrosse hat mit „Geheime Wünsche“ den dritten und finalen Band ihrer „Kaffeehaus“-Trilogie vorgelegt, der den Vorgängern an Dramatik, Spannung und exzellent recherchiertem historischen Hintergrund in nichts nachsteht und den Leser von Seite 1 an begeistern kann. Mit flüssigem, farbenfrohem und gefühlvollem Erzählstil lässt die Autorin den Leser erneut ins Wien des 19. Jahrhunderts eintauchen, wo er sich in einer gemütlichen Ecke im Kaffeehaus Prinzess niederlässt, um das weitere Schicksal von Sophie, ihrer Familie, Richard von Löwenstein und dem Unternehmen mitzuverfolgen. Gekonnt verwebt die Autorin geschichtliche Details und damalige gesellschaftliche Gepflogenheiten mit ihrer Geschichte, lässt gleichzeitig die Crème de la Crème der Wiener Künstlergemeinschaft vor den Augen des Lesers vorbeiziehen und katapultiert den Leser mit bildhaften Beschreibungen in die wohlige und gemütliche Atmosphäre des Kaffeehauses, wo es nach dem schwarzen Muntermacher ebenso verführerisch durftet wie nach köstlichem Gebäck. Dabei lässt Lacrosse auch die Rolle der Frau zur damaligen Zeit nicht außer Acht, denn diesen war es eigentlich nicht bestimmt, ein Geschäft zu führen. Sophie hat einiges an Verantwortung zu tragen, denn nicht nur die Führung des Kaffeehauses obliegt ihr, sie muss sich auch um ihre Familie, insbesondere um ihre jüngere Schwester Milli kümmern, die unter Alpträumen und Hysterie leidet. In ihrem Fall soll Dr. Sigmund Freud helfen, der als Nervenarzt tätig ist und das Kaffeehaus regelmäßig frequentiert. Lacrosse hat die besondere Gabe, ihre Protagonisten mit realen Personen wunderbar interagieren zu lassen, so dass man als Leser das Gefühl hat, hautnah dabei zu sein und alles vor dem inneren Auge mitzuverfolgen.
Die Charaktere sind lebendig ausgestaltet und haben erneut eine glaubwürdige Entwicklung durchlaufen, die sie dem Leser noch mehr ans Herz wachsen lassen, der sie neugierig bei ihren Unternehmungen verfolgt. Sophie ist eine liebevolle und warmherzige Frau, die niemandem ihre Hilfe und Unterstützung verweigert. Sie ist durchsetzungsstark und energisch genug, sich gegen andere zur Wehr zu setzen und ihre Träume zu verwirklichen. Richard konzentriert sich zwar auf seine militärische Karriere, doch sucht er verzweifelt nach einem Ausweg aus seiner unglücklichen Ehe. Toni Schleiderer ist ein konservativ denkender Mann, der sich an Neuerungen erst gewöhnen muss. Seine etwas arrogante Art Sophie gegenüber zeugt von Unsicherheit und Eigennutz.
Mit „Geheime Wünsche“ heißt es leider Abschied nehmen von einer fesselnden, spannenden Geschichte, die auf wunderbare Weise Historie, Liebe und Familiengeschichte in sich vereint. Absolute Leseempfehlung für ein einzigartiges Highlight! Chapeau!!!

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