Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
melange
Wohnort: 
Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 866 Bewertungen
Bewertung vom 12.09.2021
Die Toten vom Magdalen College / Heidi Green und Frederick Collins Bd.1
Mylius, Katharina M.

Die Toten vom Magdalen College / Heidi Green und Frederick Collins Bd.1


weniger gut

Leider enttäuschend

Zwei Polizisten werden zu einer Feier am College gerufen - ein ehemaliger Absolvent wurde ermordet. Als sie beginnen, tiefer in dessen Vergangenheit zu graben, stirbt ein weiteres Mitglied der Tafelrunde.

Mein Eindruck:
Leider kann das Buch nicht überzeugen. Die Charaktere sind entweder blass oder Stereotypen, die Handlung ist nicht besonders spannend und das Tatmotiv ist zwar stimmig, wird aber ganz nebenbei und viel zu spät aus dem Hut gezogen. Dadurch ist man am Ende doch eher enttäuscht.
Das, was jedoch wirklich gelungen ist, sind die Beschreibungen der Umgebung. Oxfold in all seiner Pracht, inklusive Punten und Colleges. Hier beweist die Autorin wirklich Geschick.

Bewertung vom 11.09.2021
Eine ganz dumme Idee
Backman, Fredrik

Eine ganz dumme Idee


ausgezeichnet

Eine richtig gute Idee...

... war es, dieses Buch zu lesen!

Zum Inhalt:
Ein verhinderter Bankräuber wird zum verhinderten Geiselnehmer. Damit nicht die verhassten Kollegen aus der schwedischen Hauptstadt Ruhm und Ehre einheimsen, versucht die örtliche Polizei den Fall zu lösen, bevor die Stockholmer sich aus dem Stau befreien können. Doch renitente Zeugen und die Personalknappheit zu Silvester machen ihnen das Leben schwer und ermöglichen dem Geiselnehmer die Flucht.

Mein Eindruck:
Nach dem großen Erfolg von „Ein Mann namens Ove“ hängt die Messlatte ziemlich hoch, wenn man ein Buch von Fredrik Backman in die Hand nimmt, - doch er schafft es, sie mit Bravour zu überqueren. Nicht nur, dass er einige Twists einbaut, welche absolut überraschend die Handlung in eine andere Richtung drehen; seine Dialoge besitzen Esprit, Wortwitz (ja, auch in der deutschen Übersetzung) und bringen damit die Ermittler zur Verzweiflung und die Leser zum Schmunzeln. Das Buch besteht jedoch nicht nur aus Dialogen, sondern befasst sich mit der Vorgeschichte der handelnden Charaktere und zeigt dabei große Tragik wie auch eine unbändige Hilfsbereitschaft, - teilweise in ein und derselben Person. Denn eins ist „Eine ganz dumme Idee“ auf gar keinen Fall: Trivial. Bei all dem zumeist schwarzen Humor erschließt sich eine Tiefe, derer man sich nicht entziehen kann und auch nicht will.
Und noch etwas gelingt dem Autor auf wunderbare Art und Weise: Die Thematiken der Generation Woke in seiner Geschichte unterzubringen, ohne zu belehren oder zu nerven, sondern einfach so, wie es sein sollte: Unaufgeregt in der Mitte der Gesellschaft, mit einem Augenzwinkern und ohne Selbstgerechtigkeitsbesoffenheit.


Mein Fazit:
Das schreit förmlich nach einer Verfilmung

Bewertung vom 06.09.2021
Mein Wille geschehe
Schwarze, Bernd

Mein Wille geschehe


gut

Kann Böses gut sein?

Zum Inhalt:
Der Pfarrer Bene ist unglücklich: Seine Predigten langweilen die Gemeinde, seine Ehefrau strebt nach Höherem und sein Vikar intrigiert hinter seinem Rücken. Und dann kommt ihm auch noch eines seiner Schafe in die Quere und das so, dass Bene die Beherrschung verliert und es im Affekt erschlägt. Doch das Adrenalin in Benes Blut bewirkt fast ein Wunder: Seine Predigten bekommen Tiefe und er vermag plötzlich wirklich ein Hirte für die Gemeinde zu sein; wenigstens für Teile davon. Aber die Angst vor der Entdeckung bleibt und gibt es wirklich etwas Böses, aus dem Gutes erwächst oder ist das nur eine fromme Lüge?

Mein Eindruck:
Dieses Buch ist weniger ein Krimi als eine philosophische Geschichte mit ein paar Prüfungen, welcher Zweck die Mittel heiligt oder eben auch nicht. Was wirklich gefällt, sind die gelungenen Verweise auf Bibel und Ostergeschichte, was wirklich überhaupt nicht gefällt, ist die Werbung mit Fitzek, - ein Etikettenschwindel par excellence und der Verlag sollte sich so eine Idee beim nächsten Mal gründlich überlegen. Denn dieses Buch ist weder blutrünstig, noch zeigt es viel Humor. Ganz im Gegenteil ist es nachdenklich und in Teilen sogar richtig schwermütig. Es wird viel diskutiert und nachgedacht und wenn gehandelt wird, dann erinnert es an Slapstick. Doch die nachdenklichen Stellen sind gut ausgedacht und hier kommt wahrscheinlich dem Autor sein Beruf zur Hilfe. Insbesondere dann, wenn des einen Eule des anderen Nachtigall ist. Zum Ende bieten sich der Leserschaft noch einige Überraschungen, manche gelungen, andere weniger. Doch wenigstens ist der Schluss komplett und lässt keine Fragen offen.


Mein Fazit:
Falsch beworben, jedoch nicht schlecht geschrieben

Bewertung vom 05.09.2021
Nachts sind alle Mörder grau / Berlin Monster Bd.1
Rabe, Kim

Nachts sind alle Mörder grau / Berlin Monster Bd.1


gut

Zum Schluss doch noch die Kurve bekommen

Zum Inhalt:
Vor dreißig Jahren wurde Lucy geboren und ihre Eltern starben, doch das tödliche Experiment ihres Vaters schenkte unzähligen Kreaturen aus der Welt der Märchen, Sagen und (Alb-)Träumen das Leben. Diese Wesen – Stifs - leben jetzt hauptsächlich in der Zone Berlins, in der die Geschichte ihren Anfang nahm und sie haben es nicht leicht, denn die Menschen versagen ihnen Gleichberechtigung und Gleichstellung; zusätzlich scheint ein Monster unter ihnen zu wüten. Lucy wird in ihrer Eigenschaft als Privatdetektivin von einer Stif beauftragt, deren abgängige Freundin, eine Fee, zu finden und sieht sich und ihre Freunde bald höchsten Gefahren ausgesetzt.

Mein Eindruck:
Es hätte so schön sein können und im letzten Drittel des Buches packt „Berlin Monster“ seine Leser/innen an der Gurgel (fast wie das todbringende Monster) und weiß mit Einfallsreichtum und Rasanz zu überzeugen. Doch bis dahin ärgert man sich ein um das andere Mal über eine absolut egozentrische Hauptperson, welche zwar immer wieder betont, wie sehr sie an ihren Freunden hängt, um diese dann immer wieder zu vergessen, da die eigenen Belange wichtiger sind. Zusätzlich – aber das ist eine persönliche Sache – wird es langsam aber sicher unerträglich, dass die politische Korrektheit inzwischen sämtliche Genres infiltriert. Nach Klappentext und Leseprobe erwartet man einen (schwarz-)humorigen Culture Clash mit Krimihandlung, man bekommt jedoch den erhobenen Zeigefinger, der einem wieder einmal latenten Rassismus schon deshalb unterstellt, weil Mensch Mensch ist. Das kann man gut und wichtig finden oder eben enervierend. Mir reicht es inzwischen mit der Moral und ich möchte einfach nur unterhalten und nicht belehrt und erzogen werden.
Doch – wie schon erwähnt – im letzten Drittel – als das Buch schon relativ ungeliebt auf dem Couchtisch dahinvegetierte – dreht Kim Rabe plötzlich auf, packt den Zaunpfahl ein und die guten Ideen aus. Jetzt bekommen die Geschichte Fahrt und ihre Charaktere Grau-Töne und Tiefe statt des groben Holzschnitts. Das Ende ist absolut überraschend und gibt einen Ausblick auf eine mögliche Fortsetzung ohne die Leser/innen mit einem zu offenen Ausgang zu quälen.

Mein Fazit:
Zum Schluss hat man die Monster doch noch gern

Bewertung vom 28.08.2021
Der Tod und das dunkle Meer
Turton, Stuart

Der Tod und das dunkle Meer


ausgezeichnet

Geheimnisvoll

Zum Inhalt:
Batavia, 1634. Arent Hayes hatte es noch nie leicht. Zuerst machte ihm sein Vater das Leben schwer, dann stürzte er sich als Söldner in diverse Kriege, um schließlich bei Samuel Pipps, einem sehr guten Ermittler, als Leibwächter zu enden. Und jetzt fällt Samuel Pipps in Ungnade und soll – gemeinsam mit einer Ladung von Schätzen – von Batavia nach Amsterdam reisen, damit ihm dort der Prozess gemacht wird. Gemeinsam mit einer illustren Schar von Passagieren, mordlustigen Matrosen und verwegenen Soldaten segeln sie auf der Sardaam. Doch sie sind nicht alleine, - der Teufel scheint sich ebenfalls an Bord begeben zu haben.

Mein Eindruck:
Auch mit seinem zweiten Buch begibt sich Stuart Turton in die Vergangenheit. Hier nutzt er die Träume zu der Bezwingung der sieben Weltmeere, um sie ad Absurdum zu führen: Seine Seefahrt ist nicht lustig, sondern dreckig, hinterhältig, bösartig, gefährlich und damit letztendlich tödlich für viele Mitfahrer. Doch als Hauptpersonen nutzt er zwei Felsen in der Brandung, die genau diesem Eindruck völlig entgegen wirken: Ein ehrenhafter Soldat und eine Heilerin, die beide versuchen, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, das so viele Menschen an Bord des Schiffes in Versuchung führt. Dazu mischt Turton so geschickt eine gute Portion Aberglaube in den Schiffszwieback, dass seine Leser/innen selber von einer Idee zur Handlung in die nächste schwanken.
Turtons Stil ist fesselnd, sehr malerisch und mit einer guten Portion bösen Humors gespickt. Seine Charaktere erscheinen wunderbar vor dem geistigen Auge und deren Umgebung ist ebenso fremd, wie verführerisch. Schön auch die Stärke seiner Figuren, die insbesondere in den weiblichen Charakteren zu sehen ist. Hier gibt es keine schwachen, hingebungsvollen Weiber, - gerade die Damen sind ausgefuchster und damit schwerer zu durchschauen, als die manchmal doch eher eindimensionalen Männer.
Das Ende seiner Geschichte könnte ein neuer Anfang sein, - die Leserschaft wäre bestimmt dankbar darüber.

Mein Fazit:
Auch das zweite Buch ist dem Autor gelungen. Sehr gelungen!

Bewertung vom 14.08.2021
The Call
Scott, E. G.

The Call


sehr gut

Alte Sünden

Zum Inhalt:
Zusammen mit einer Freundin betreibt Charlotte eine heilkundliche Praxis, als sie von der Polizei nach dem Fund einer Leiche kontaktiert wird. Diese hat Charlotte als Kontaktperson angegeben, - doch die Frau ist ihr gänzlich unbekannt. Als sich der Tod als Mord herausstellt und die Beamten tiefer in der Vergangenheit Charlottes graben, stellt sich heraus, dass es doch eine Verbindung gibt. Damit stellt sich die Frage, ob ihre Beteuerungen glaubhaft sind oder sie doch etwas zu verbergen hat.

Mein Eindruck:
„The Call“ lebt vor allen Dingen von seinen Perspektivwechseln, denn neben der Erlebnisse der Protagonistin Charlotte – deren Sicht den Löwenanteil des Buches einnimmt – schildert Scott Einsichten in die Gedanken der beiden Hauptermittler und in die von Charlottes Kollegin und Freundin Rachel. Ein Chatverlauf lockert das Buch ebenfalls auf. Durch die zumeist kurzen, schnellen Kapitel gerät man in einen Sog, der förmlich zum Weiterlesen animiert. Zwar gibt es einige doch eher zweifelhaft anmutende Szenen, bei denen man an der Intelligenz der Hauptperson zweifeln möchte, dafür gefallen aber insbesondere die Teilstücke, in denen diskutiert wird. Hier sind zwar oft unterschiedliche Standpunkte oder Lebensentwürfe gegeben; dennoch versuchen die Figuren sich zu überzeugen und nicht zu überreden und – ganz wichtig – eine hört der anderen zu.
Der Fall und seine Auflösung sind – obwohl wieder einmal die Psycho-Schiene bedient wird – schlüssig und münden in ein wirklich spannendes Finale. Da auch für das Herz und den Humor gesorgt ist, bekommt das Buch eine Leseempfehlung von mir.

Mein Fazit:
Nicht immer glaubhaft, aber spannend

Bewertung vom 09.08.2021
Spätsommermord
Motte, Anders de la

Spätsommermord


ausgezeichnet

Cold Case?

Um der internen Ermittlung im Zusammenhang mit dem Tod ihres Ex-Mannes zu entgehen, zieht die erfolgreiche Stockholmer Ermittlerin Anna gemeinsam mit ihrer Tochter in das ländliche Südschweden. Dort wird sie mit einer 27 Jahre alten Tragödie konfrontiert: Fünf Freunde feierten das Ende ihrer Schulzeit an einem See. Am Morgen lag einer von ihnen tot im Wasser. Annas Vermieterin ist die Mutter des Opfers, Annas Vorgänger der Vater eines der anderen Jugendlichen. Als ein weiterer Todesfall passiert, sieht sich Anna zwischen allen Fronten und in Gefahr.

Mein Eindruck:
Dieses Buch hat Anders de la Motte großartig entwickelt. Es beginnt ruhig wie der sprichwörtliche Mühlenteich (okay, hier geht es um einen See im Steinbruch), um dann Untiefen und Strömungen zu entwickeln.
Gut gefallen seine Charaktere, - die Protagonistin Anna ist nicht perfekt, gibt aber nie klein bei, ohne dabei arrogant zu werden. Und auch die begleitenden Personen machen Spaß, da sie sehr vielfältig und mit Tiefe angelegt sind und ihre Entwicklung – insbesondere für die am ersten Todesfall Beteiligten – nachvollziehbar und spannend ist.
De La Motte seziert dabei vor allen Dingen Gefühle und lässt damit seine Figuren leben. Wie für einen Kriminalfall angebracht gibt es zwar spannende und gefährliche Szenen, - blutrünstig wird es aber nie.
Der Schreibstil ist perfekt für ein Buch, auf welches man sich konzentrieren möchte, von dem man aber nicht belehrt werden will: Nicht zu kompliziert, aber nie banal.
Brillant auch das Ende: Überraschend, es wird zwar alles aufgeklärt, trotzdem kommt nicht alles in die Akten, - manchmal ist es eben besser, die harte Realität mit einem sanften Tusche-Schleier zu überziehen.

Mein Fazit:
Sehr stimmige Studie des ländlichen Schwedens

Bewertung vom 05.08.2021
Rum oder Ehre / Kulinarische Kriminalromane Bd.2
Henn, Carsten Sebastian

Rum oder Ehre / Kulinarische Kriminalromane Bd.2


sehr gut

Süffig

Zum Inhalt:
Vor 20 Jahren ist Christian in die Karibik aufgebrochen, um sein Rum-Wissen zu erweitern. Kurz danach brach der Kontakt zu seinem Bruder Martin in Flensburg ab. Jetzt stirbt Martins bester Freund Lasse und gibt ihm als Vermächtnis auf den Weg, nach Christian zu suchen. Und so fliegt Martin in die Karibik, nicht wissend, wie viele Hunde er aufschreckt und was Christian alles an offenen Fragen für ihn hinterlassen hat.

Mein Eindruck:
Carsten Sebastian Henn ist ein wunderbarer, hochprozentiger Krimi gelungen, der seine Leserschaft auf eine falsche Fährte nach der nächsten lockt. Dazu nutzt er eine wackere Zahl von Charakteren, die unterschiedlicher nicht sein können, das Herz aber (zumeist) auf dem rechten Fleck haben. Sein Protagonist tut zwar einerseits verschlossen norddeutsch, wartet aber nur auf die richtigen Momente, um dann doch sehr schnell aufzutauen – dank der karibischen Luft, sympathischer Menschen und einiger hochprozentiger Hilfe. Neben der Handlung im Hier und Jetzt streut der Autor Tagebucheinträge des verschollenen Christians zu den letzten Tagen in Flensburg und seiner Zeit in der Karibik ein. Eine andere Unterbrechung erfolgt mit Rezepten und Wissen zu Rum; - ein Stilelement, das schon bei „Der Gin des Lebens“ Anwendung gefunden hat. Dadurch wird es nicht nur nicht langweilig, - das Buch erhält (insbesondere durch die Rezepte) einen nicht zu verachtenden Wert im geschmacklichen Abgang: Schließlich wollen Neugierde und Geschmacksknospen befriedigt werden und man möchte ausprobieren, ob der zitierte Kuchen wirklich so lecker schmeckt oder einen der Cocktail wie versprochen aus den Latschen haut.
Was – neben dem Humor – wirklich gut gefällt, ist die Wahl der einerseits so unterschiedlichen Umgebungen (Flensburg und Karibik) und die Beschreibung der jeweils dort verwurzelten Charaktere mit den beiden Brüdern als Bindeglied, die für sich das Beste aus beiden Welten destillieren.

Mein Fazit:
Ein perfekter Cocktail

Bewertung vom 02.08.2021
Ein Prosit auf den Mörder / Clarissas feines Gespür Bd.1
Erlenkamp, Andreas

Ein Prosit auf den Mörder / Clarissas feines Gespür Bd.1


sehr gut

Zum Wohl

Zum Inhalt:
Clarissa war Chefin der Mordkommission, doch nach einer Entscheidung, die fast das Leben eines Mitarbeiters kostete, hat sie ihren Job an den Nagel gehängt. Sie mietet ein Forsthaus an der Mosel und freundet sich dort mit den Mitgliedern eines Krimi-Clubs an. Es kommt, wie es kommen muss: Bei einem Ausflug purzelt ihr eine Leiche vor die Füße und gemeinsam mit Club, Neffe und alter Kollegin beginnt sie zu ermitteln.

Mein Eindruck:
Schon das Cover macht deutlich, dass in diesem Krimi eher die gute Laune überwiegt und nicht so sehr der Blutverlust, - hier kommt das Rot aus den Weintrauben der Umgebung. Und die ist gut getroffen, wie insgesamt vor allen Dingen in der Beschreibung die Güte des Autors sichtbar wird: Seine Landschaften sind echt und seine Charaktere sprühen vor Lebensfreude (wenn man von der Leiche absieht…). Zu seiner Protagonistin Clarissa hat Andreas Erlenkamp eine Schar von Figuren entwickelt, die in ihrer Bandbreite Spaß machen, denn egal ob Allround-Handwerker, Quasselstrippe oder Pedant, - alle sind gut ausgearbeitet und damit liebenswert, da lebensnah.
Erlenkamp schreibt ähnlich wie die von ihm oft zitierte Agatha Christie: Eingängig, ohne banal zu werden. Dazu widmet er sich ausführlich den Gedanken seiner Protagonistin und nutzt gerne Dialoge und Interaktionen, um die Lebensumstände der anderen Figuren mit denen von Clarissa zu verquicken.
Die Kriminalgeschichte entwickelt sich zwar langsam, ist aber in Gänze nachvollziehbar und gut hergeleitet. Zwar wird das Motiv erst spät (und nicht unbedingt für die Leser) deutlich, dass man trotzdem – mit Clarissas Hilfe – auf die für den Mord verantwortliche Person kommen kann ist ein weiterer Pluspunkt für „Ein Prosit auf den Mörder“.

Mein Fazit:
Kein Weintrinker kann auf einem Bein stehen, - bitte schnell den Nachfolger kredenzen

Bewertung vom 29.07.2021
Das Vermächtnis der Orphans / Evan Smoak Bd.5
Hurwitz, Gregg

Das Vermächtnis der Orphans / Evan Smoak Bd.5


ausgezeichnet

Matrjoschka

Zum Inhalt:
Evan Smoak hat beschlossen, sich zur Ruhe zu setzen, - der Fall von Max soll sein letzter sein. Max hat von seinem Onkel Grant – einem Wirtschaftsprüfer – brisante Informationen über einen großen Fall der Geldwäsche zugespielt bekommen. Schnell eliminiert Evan die Gruppe, die für Grants Tod verantwortlich ist. Aber Max bleibt im Fadenkreuz und die Geldwäsche zieht wie eine russische Puppe größere Kreise… und noch größere…

Mein Eindruck:
„Das Vermächtnis der Orphans“ ist bereits der fünfte Band um den „Nowhere Man“ Evan Smoak, doch die Serie ist wie guter Wein: Sie wird nicht zu Essig, sondern mit jeder Fassung wohlschmeckender. Und auch, wenn man dieses Buch ohne Kenntnis der Vorgänger lesen könnte, ist es besser, sich auf diese eingelassen zu haben. Sehr viel (böser) Witz ergibt sich aus Vorwissen über die wiederkehrenden Figuren wie seine „töchterliche“ Freundin oder die Charaktere der Hausgemeinschaft. Der Autor Gregg Hurwitz fackelt nicht lange herum, - er wirft seine Leser/innen direkt hinein in einen tiefen Topf atemloser Spannung, gewürzt mit liebevoll ausgearbeiteten Figuren hüben wie drüben. Sein Hauptcharakter gefällt mit einer Gebrochenheit und dem Willen, das Beste aus der Vergangenheit für die Zukunft zu machen. Dabei kann man sich über manche Eigenarten wunderbar amüsieren, die gerne auch gegenläufig wirken: Beispielsweise der Drang zur Ordnung, der ausgerechnet durch die herzensgute Aufnahme zweier gefährdeter Wesen ad Absurdum geführt wird.
Für mich eine der besten Reihen im Genre Action-Thriller: Gewitzt, gut recherchiert, überraschend.

Mein Fazit:
Der letzte Anruf ist noch nicht das Ende, - was für ein Glück!