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Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 413 Bewertungen
Bewertung vom 05.03.2018
Stille
Kagge, Erling

Stille


sehr gut

„Stille – Ein Wegweiser“ stammt vom norwegischen Autor, Verleger, Rechtsanwalt und Abenteurer Erling Kagge. Das Buch ist das Resultat seiner Extrem-Expeditionen. Ist Stille ein Luxusgut?

Was ist Stille? Wo ist sie? Warum ist sie heute wichtiger denn je? Erling Kagge hat sich mit dem Thema „Stille“ und den drei Fragen eingehend beschäftigt und versammelt in seinem Buch dreiunddreißig Versuche einer Antwort.

Sperren wir die Welt aus, in dem wir uns ständig mit irgendetwas beschäftigen? Ist es uns überhaupt noch möglich 15 Minuten Stille zu ertragen? Autor Erling Kagge nimmt sich dem Thema „Stille“ aus den unterschiedlichsten Perspektiven an. Verbergen sich die Geheimnisse der Welt in der Stille, die wir stets zu verhindern suchen? Kurz, aber eindringlich ist eine Geschichte für seine drei Töchter, die von einer gefährlichen Expedition handelt. Erling Kagge nimmt sich dem Thema mit viel Feingefühl an, erzählt Persönliches und Familiäres. Besonders beeindruckend sind seine Erfahrungen während seiner abenteuerlichen Expeditionen. Ob eine besondere Begegnung auf dem Pazifik oder Wanderungen in der Antarktis und Arktis, Autor und Buch hinterlassen Eindruck. Die Stille in uns selbst wird als interessanteste Stille empfunden. Es fällt nicht schwer, sich den vielen Antworten anzuschließen. Flüchten wir vor uns selbst? Gehen wir der Stille aus dem Weg, weil wir Angst haben, etwas zu verpassen? Besonders Kinder und Jugendliche sind durch die technologischen Neuheiten gefährdet, sich darin zu verlieren. Was löst Sinn und Freude aus? Das Buch regt dazu an, innezuhalten und sich mit dem Wichtigem im Leben zu beschäftigen, seinen Alltag zu überdenken. Die Stille ist schon lange ein unterschätztes Luxusgut. Ihr wieder Zeit zu widmen, wäre ein Ziel. Unaufdringliche, leise Bilder zum Thema bereichern das Buch und ergänzen die Texte. Warum nicht einfach mal wieder den Sternenhimmel betrachten? Kurze Kapitel sorgen für ein guten Lesefluss. Der Wegweiser ist viel facettenreicher als sich anfangs erahnen lässt und berührt auf seine Weise. Zahlreiche wertvolle Zitate lassen sich finden. Die Stille als Hilfsmittel für die Kreativität, Stille in der Kunst und in der Betrachtung derselben, es ist erstaunlich wo überall Stille auftauchen kann. Gelungen ist auch der Perlenvergleich und der Hinweis, dass es sich lohnt, hinter scheinbar unerschütterlichen Wahrheiten Fragezeichen zu setzen. Das Ende des Wegweisers kommt viel zu abrupt. Das Buch hätte gerne doppelt so dick sein können. Es entsteht der Eindruck, dass längst nicht alles zum Thema „Stille“ gesagt wurde, und der Autor dazu noch Einiges mehr, auch aufgrund seiner vielfältigen Erfahrungen, auf Lager hat.

Die mit Lichteffekten in Szene gesetzte Straßenkreuzung hinterlässt mehr Eindruck, als der sehr schlichte weiße Buchumschlag. Auf den zweiten Blick ist die Kombination von beidem gelungen. „Stille - Ein Wegweiser“ passt sehr gut in die moderne, von Hektik und Stress geprägte Zeit und hat eine besondere Botschaft parat. Es hilft, sie in Variationen gedruckt zu lesen. Sicherlich ein Buch, dass mehrmals in die Hand genommen wird. Immer dann wenn Besinnung und Auszeit nötig sind.

Bewertung vom 02.03.2018
Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1
Benedict, Marie

Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1


ausgezeichnet

„Frau Einstein“ ist der Debütroman von Autorin und Anwältin Marie Benedict. Zwei Physikstudenten bereichern sich nicht nur gegenseitig in ihren wissenschaftlichen Forschungen sondern entdecken ihre Liebe füreinander.

Am Polytechnikum in Zürich lernt Albert Einstein die serbische Physikstudentin Mileva Maric kennen. Ihre zielstrebige, wissbegierige und mutige Art beeindruckt ihn. Hartnäckig sucht er ihre Nähe. Mileva bleibt zurückhaltend und will sich von ihrem Weg nicht abbringen lassen.

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Mileva Maric erzählt und entführt in das Jahr 1896. Die Sprache ist der Zeit angepasst. Es fällt leicht in Milevas Welt einzutauchen. Sie ist eine der ersten Frauen, die am Polytechnikum studieren darf und hat einen steinigen Weg vor sich. Professor Weber lässt sie spüren, was er von ihren Ambitionen hält. Der Kampf um Anerkennung, Erfolg und einen respektablen Ruf verlangt alles von Mileva ab. Der einzige Kommilitone, der Interesse an ihrer Anwesenheit zeigt, ist Albert Einstein. Ihr gemeinsames Faible für Physik, Mathe und Musik verbindet. Mileva fühlt sich von der unkonventionellen Art des Freigeistes angezogen. Autorin Marie Benedict erzählt die ungewöhnliche Liebesgeschichte zweier ganz besonderer Persönlichkeiten. Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. Wie viel eigenen Anteil hatte Mileva an den gemeinsamen wissenschaftlichen Aufsätzen? War die Relativitätstheorie vielleicht sogar ihr Werk? Interessante Aspekte werden beleuchtet. Die kühne, intelligente und zielstrebige Mileva verliert sich selbst in ihrer Liebe zu Albert Einstein. Es geht um die Rolle der Frau in der Gesellschaft und an der Seite eines berühmt werdenden Mannes. Die Veränderung von Albert Einstein ist schwer nachzuvollziehen. Aus dem liebenswerten, eigensinnigen Verehrer wird ein kaltherziges, egoistisches Ekelpaket. Was ist Fiktion, was Realität? Die Frage stellt sich bald und lässt einen nicht mehr los. Das Thema „Antisemitismus“ nimmt eine untergeordnete Rolle ein. Erschreckend, mit was für Vorurteilen und Hindernissen Albert Einstein und somit auch seine Familie zu kämpfen hatte. Der Roman lässt auf verschiedene Art und Weise Emotionen hochkochen. Respektlosigkeit, Unterdrückung, Erniedrigung, vieles ist schwer zu ertragen. Alles läuft auf eine Eskalation hinaus. Mit viel Feingespür wird zum Schluss die Wende inszeniert. Der knappe Epilog rundet die Geschichte ab. Sehr hilfreich ist am Ende die „Anmerkung der Autorin“. Endlich gibt es Antworten zur Frage, wie weit die Fiktion reicht.

Das Cover mit der in Szene gesetzten Hauptfigur passt sehr gut zum beeindruckenden Roman. Warum ist Mileva immer mehr in den Schatten Einsteins gerückt? Warum ist über ihre Tochter Lieserl so wenig bekannt? Der Roman versucht Antworten zu finden, räumt aber nicht mit allen Fragen auf. Die Geschichte und die beiden besonderen Persönlichkeiten mit all ihren Rätseln bleiben im Gedächtnis.

Bewertung vom 21.02.2018
Die Rache der Polly McClusky
Harper, Jordan

Die Rache der Polly McClusky


ausgezeichnet

In „Die Rache der Polly McClusky“ von Musikjournalist, Filmkritiker, Fernseh- und Drehbuchautor Jordan Harper liegt Pollys Welt in Trümmern, und sie muss sich ungeahnten Herausforderungen stellen.

Kaum ist Nate McClusky aus dem Gefängnis entlassen, wird seine Ex ermordet. Die Polizei hält ihn für den Täter. Tatsächlich sind Nate und Polly in großer Gefahr und müssen fliehen. Detective John Park und skrupellose Gangster sind ihnen auf den Fersen.

Die Geschichte beginnt beklemmend mit gleich drei Todesurteilen, die aus einem Hochsicherheitstrakt heraus erfolgen. Einen gefährlicheren Gegner als den Präsidenten der Aryan Steel, der lebenslänglich einsitzt, kann es nicht geben. Von Anfang an baut sich Spannung auf. Bald wird klar, gegen wen sich die Todesurteile richten. Die Verurteilten scheinen chancenlos. Nate imponiert mit Beschützerinstinkt und dem unbändigen Ehrgeiz, seine Tochter Polly zu retten. Polly macht eine Verwandlung vom eingeschüchtertem Mobbingopfer zum Kämpfer durch. Beide Hauptfiguren tragen mit ihren besonderen Persönlichkeiten die Geschichte. Originell ist die Idee mit Pollys Teddybären, der Emotionen ausdrückt und Ereignisse durch Gesten kommentiert. Kurze Kapitel sorgen für einen guten Lesefluss. Perspektivwechsel machen den Krimi facettenreicher und erhöhen die Spannung. Nate und Polly kämpfen auf ihre Weise ums Überleben. Ihr Mut beeindruckt. Filmreife, packende Szenen. Die Geschichte entwickelt sich zum Roadmovie. Polly überrascht nicht nur sich sondern auch ihren Vater. Welche Rolle spielt Detective John Park? Das Tempo zieht an. Die Gefahr nimmt zu. Wer wird auf der Strecke bleiben? Es geht um Familie, Zusammenhalt, Liebe. Wie weit geht der eine für den anderen? Im letzten Buchdrittel sind die Kapitel teils etwas zu kurz geraten. Schwer zu ertragen ist die Brutalität. Eine überraschende Wendung schockiert. Der Showdown fesselt. Mitfiebern bis zum Schluss. Wird es ein Happy End geben? Auch wenn sich etwas erahnen lässt und manches überzeichnet wirkt, der Krimi erfüllt die sich aufgetürmten Erwartungen.

Der Titel weckt die Neugierde und verrät nicht zu viel. Die Details passen zum Roadmovie-Stil. Das Cover fällt trotz zurückhaltender Farben ins Auge. „Die Rache der Polly McClusky“ ist ein rasanter Lesespaß für Krimifans. Besonders bei den Beschreibungen zeigt Autor Jordan Harper seinen ganz eigenen Stil. Haupt- und Nebenfiguren sind ihm eindrucksvoll gelungen. Er ist auch für das Drehbuch zuständig. Auf die Verfilmung darf man gespannt sein.

Bewertung vom 14.02.2018
Die Königin von Lankwitz
Urlacher, Max

Die Königin von Lankwitz


gut

In „Die Königin von Lankwitz“ von Schauspieler, Dokumentarfilmer und Autor Max Urlacher haben Irene und Bea eine außergewöhnliche Geschäftsidee.

Bea ist seit 9 Monaten aus dem Knast. Der Kontakt zur Mitgefangenen und besten Freundin Irene ist nicht abgebrochen. Als Irene entlassen wird, hecken die beiden einen Plan aus, wie sie sich finanziell sanieren können.

Im Gefängnis herrscht eine Rangordnung. Wer sich nicht durchsetzen kann, zählt schnell zu den Opfern. Irene hat Bea beigebracht wie sie zur Königin wird. Auch außerhalb der Gefängnismauern sind die beiden ein gutes Team. Autor Max Urlacher erzählt die Geschichte einer ungewöhnlicher Freundschaft mit viel Humor und Sarkasmus. Bea ist unschuldig im Gefängnis gelandet. Sie wurde von ihrem Ex ausgetrickst. Irene dagegen hat es faustdick hinter den Ohren und 8 Jahre für einen Mord gesessen. Ihre schlechten Erfahrungen mit Männern haben Auswirkungen. Beide Hauptfiguren sind interessante Persönlichkeiten, haben Ecken und Kanten. Besonders das erste Buchdrittel hat einen hohen Unterhaltungswert. Jobsuche, Geschäftsidee, Kundenakquise, die Geschichte dreht voll auf. Irene und Bea sind in ihrem Element. Der Erzählstil reißt mit. Über das Makabere wird mit Charme hinweggegangen. Originell ist nicht nur die Geschäftsidee sondern auch der Zehn-Punkte-Plan und die Treffpunkte. Ab dem Mittelteil und dem Auftauchen einer Café-Bekanntschaft nimmt der Unterhaltungswert ab. Der gewohnte Witz bleibt auf der Strecke. Es wird etwas zu seltsam. Zwei Nebenfiguren sind nicht so realitätsnah und gelungen. So manches Kapitel ist etwas zu kurz geraten. Es werden Seitenhiebe gegen Fernsehindustrie, Politiker und Co verteilt. Das gewiefte Team bekommt es mit eiskalten Gegner zu tun. Der Spaß verwandelt sich in bitteren Ernst. Es geht um Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt, Gerechtigkeit und Rache. Der „Showdown“ enttäuscht. Es hatten sich andere Erwartungen aufgebaut. Zwei Wendungen überraschen. Das Ende macht noch Einiges wieder wett. Ein kurzer und knackiger Epilog rundet die Geschichte ab.

Das Cover verströmt mit Details und Titel Humor. Die Hintergrundfarbe ist zu blass geraten. Trotzdem werden die Blicke aufs Buch gezogen. „Die Königin von Lankwitz“ nimmt mit Sarkasmus und Seitenhieben den Alltag auf die Schippe. Gerne hätte sich das Humorige, Originelle durchgehend bis zum Ende durchziehen können. Die beiden Hauptfiguren haben sehr viel Potential. Vielleicht gibt es eine Fortsetzung?

Bewertung vom 04.02.2018
Dein Tod komme / Peter Decker & Rina Lazarus Bd.24
Kellerman, Faye

Dein Tod komme / Peter Decker & Rina Lazarus Bd.24


gut

„Dein Tod komme“ ist Band 24 der Peter Decker & Rina Lazarus-Krimireihe. Eine Entdeckung setzt einen alten Fall wieder in Gang.

Auf einem Waldspaziergang macht Rina einen schrecklichen Fund. Ihr Ehemann Detective Peter Decker stößt auf gleich mehrere ungelöste Vermisstenfälle. Wer ist das Opfer, und was ist damals geschehen?

Ein einsamer Waldspaziergang und ein Zufallsfund, der alles ändert. Das Szenario hätte für einen packenden Einstieg sorgen können. Leider wurde hier Potential verschenkt. Keine beklemmenden Geräusche, keine spürbare Angst. Zwei Namen lassen erahnen, dass noch mehr dahinter steckt. Eine Überraschung ist das Opfer. Zu der interessanten Persönlichkeit werden erst nach und nach aufschlussreiche Details eingestreut. Zu blass bleibt das Ermittlerteam Detective Peter Decker und Detective Tyler Mac Adams. Der Altersunterschied erweist sich bei den Nachforschungen als hilfreich. Tyler hat ein gutes Gespür und weiß, wie er Verdächtige aus der College-Szene anpacken muss, um die Wahrheit herauszufinden. Was steckt hinter den Vermisstenfällen? Wer lügt, wer verschweigt etwas? Das Rätselhafte, Undurchsichtige ist gelungen. Jahre danach scheint es fast unmöglich, den Mörder zu finden. Worin liegt das Motiv? Peter und Tyler müssen sich durch Berge von Akten wälzen und zahlreiche Freunde, Bekannte und Familienangehörige befragen. Decker will alle Vermisstenfälle in der näheren Umgebung wieder aufrollen. Gibt es einen Zusammenhang? Zwei Charaktere bei den Verschwundenen hinterlassen Eindruck. Spekulationen gehen in alle Richtungen. Das Verwirrspiel fesselt. Einmal in Fahrt überzeugt Autorin Faye Kellerman über lange Strecken mit ihrem Erzählstil. Rina wird aufgrund der Menge an Fragen und sich häufenden Arbeit Teil des Ermittlerteams. Nur sehr langsam laufen die Fäden zusammen. Zwei Auftritte sind zu kurz geraten. Alles steuert auf einen Showdown zu. Das letzte Buchdrittel sollte es in sich haben. Stattdessen überwiegen Dialoge. Zwar sind die Verhöre interessant und bringen die Geschichte voran, aber die hohen Erwartungen werden enttäuscht. Ein viel zu kurzes, kompaktes Ende. Für die Auflösung wird zu wenig Zeit aufgewandt, eine packende Szene nicht ausgespielt. Sehr schade! Da wäre wesentlich mehr drin gewesen.

So richtig will das Cover nicht zum Inhalt passen. Andere Details und Düsternis hätten mehr Wirkung erzielt. Der Titel weckt die Neugierde, hätte aber kreativer in Szene gesetzt werden können. „Dein Tod komme“ hat trotz Schwächen am Anfang und Ende Unterhaltungswert. Das Rätselraten hält bis zum Schluss an. Die Zusammenhänge überzeugen nicht vollends. Undurchsichtige Nebenfiguren und ein teils raffinierter Plot, ein paar Trümpfe sind nicht von der Hand zu weisen. Das Interesse an Faye Kellermanns Krimireihe ist geweckt.

Bewertung vom 26.01.2018
Der Mann, der nicht mitspielt / Hardy Engel Bd.1
Weigold, Christof

Der Mann, der nicht mitspielt / Hardy Engel Bd.1


ausgezeichnet

„Der Mann, der nicht mitspielt“ bildet den Auftakt zur Hardy Engel – Reihe. Der Privatdetektiv wird in gleich zwei Mordfälle verwickelt.

Seit einem Jahr in Hollywood sind die Schauspieler-Jobs eher dürftig. Hardy Engels zweites Standbein als Privatdetektiv entwickelt sich besser als gedacht. Ein neuer Auftrag soll die leere Kasse füllen. Pepper Murphy macht sich Sorgen um ihre verschwundene Freundin Virgina. Hardy soll sie aufspüren.

Der Krimi basiert auf einer wahren Geschichte, dem ersten großen Skandal Hollywoods. Mit dem kurzen Prolog wird die Neugierde geweckt. 20 Jahre danach erzählt Hardy Engel, was 1921 geschehen ist. Bisher hatte Hardy erst zwei unspektakuläre Aufträge als Privatdetektiv. Seine neue Auftraggeberin Pepper ist mit allen Wassern gewaschen. Hardy durchschaut ihr Spiel und will die Wahrheit wissen. Das Rätselhafte, Undurchsichtige und Peppers Lügen sorgen für Spannung. Was steckt wirklich hinter dem Fall? Hardy ahnt nicht, in was er durch seine Nachforschungen verwickelt wird. Intrigen, Korruption, Lügen, Vertuschung, seine Gegner haben für Hardy so manche Überraschung parat. Die Lage für den Privatdetektiv spitzt sich immer mehr zu. Wem kann er trauen, wer spielt ein falsches Spiel? Wortwitz, eine bildhafte Sprache und treffende Vergleiche, der Erzählstil hat einen hohen Unterhaltungswert. Hardy gerät in mehr als eine Zwickmühle, lässt sich aber nicht von seinem Ziel abbringen, den Fall aufzuklären. Kurze Kapitel sorgen für einen guten Lesefluss. Die Hauptfiguren reißen mit. Mit der steigenden Gefahr geht es immer ernster und packender zu. Es bleibt undurchsichtig. Nichts lässt sich vorhersehen. Ein Paukenschlag versetzt einen Schock. Damit war nicht zu rechnen. Die Odyssee nimmt kein Ende. Kumpel Buck wird zum Rettungsanker. Hardy kann jede Hilfe gebrauchen, denn der Sumpf ist tiefer als gedacht. Mitfiebern fällt leicht. Zwischendurch entsteht der Eindruck, dass auf den letzten Seiten die Luft ausgeht. Das trügt. Der Weg bis zur Wahrheit ist lang. Erst am Ende liegen alle Karten auf dem Tisch. Zum Schluss ein bisschen zu viel sich wiederholende Seitenhiebe aufs Filmgeschäft, aber das lässt sich schnell verzeihen.

Durch das Schwarz-Gold wirkt das Cover edel. Der Untertitel weckt die Neugierde. Gelungen ist die nächtliche Szenerie, die nichts verrät und ohne Kitsch auskommt. „Der Mann, der nicht mitspielt“ übertrifft die Erwartungen. Hollywood 1921 erwacht wieder zum Leben. Hardy hat Persönlichkeit und wirkt wie eine charmante Mischung aus James Bond und Schimanski, immer mit dem Kopf durch die Wand. Ab der Hälfte des Buches geht es sehr emotional zu. Unmöglich Band 2 zu verpassen. Hardy Engel bleibt im Gedächtnis.

Bewertung vom 14.01.2018
Töchter wie wir
Kunrath, Barbara

Töchter wie wir


weniger gut

Nach „Schwestern bleiben wir immer“ ist „Töchter wie wir“ der neueste Roman von Autorin Barbara Kunrath.

Mona stammt aus keiner glücklichen Familie. Zu ihrer Mutter Hella hat sie ein schwieriges Verhältnis. Die Ehe mit Frank ist in die Brüche gegangen. Kurz vor ihrem 40. Geburtstag sieht das Leben alles andere als rosig aus. Zufällig begegnet Mona der zwölfjährigen Shirin. Das Mädchen hat mehr Probleme als vermutet.

Der Prolog ist sehr kurz gehalten und legt den Fokus auf ein Elternhaus, in dem niemand allzu lange glücklich war. Die Geschichte wird aus der Sicht von Mona und Hella erzählt. Das angespannte Mutter-Tochter-Verhältnis bildet den Kern des Romans. Die damals zunehmend schlechte Beziehung der Eltern hat sich auf das ganze Familienleben ausgewirkt. In Rückblicken gibt es mehr Infos zur Familie und schicksalhaften Ereignissen. Es geht um Wünsche und Sehnsüchte, Sprachlosigkeit und Hoffnungen. Ein unnahbarer Vater und eine Mutter mit einem Alkoholproblem, Monas Emotionen und Schwierigkeiten lassen sich nachvollziehen. Warum schafft sie es nicht, ihr Leben glücklich zu gestalten? Warum hängt sie solange der Vergangenheit nach? Die prägende Kindheit steht im Mittelpunkt. Frustration herrscht sowohl bei Mona als auch bei Hella vor. Beide sind einsam, kämpfen auf unterschiedliche Weise um ihre Würde. Erzählstil, kurze Kapitel und Aufbau sorgen für einen guten Lesefluss. Die Frage kommt auf, warum diese Geschichte erzählt wird. Einzig Shirin mit ihrer sturen und bockigen Art weckt das Interesse, taucht aber immer nur als Randfigur auf. Alle anderen Charaktere bleiben blass und austauschbar. Die alltägliche Problembewältigung sorgt nicht für Unterhaltung. Negative Schwingungen ziehen auch den Leser runter. Es gibt keine Spannung oder überraschende Ereignisse. Eine eigensinnige Aktion wird zu schnell aufgelöst. Unsicherheiten, Ängste, Gefühlsausbrüche, so manche Gedanken und Äußerungen wiederholen sich. Erst auf den letzten Seiten gewinnt der Roman. Bis dahin ist zu viel Durchhaltevermögen gefordert.

Das Mädchen auf dem Cover ist ungewöhnlich in Szene gesetzt und weckt die Neugierde aufs Buch. Der Titel wirkt zu schlicht, spricht aber durch das Persönliche an. „Töchter wie wir“ dreht sich um Familiengeschichte und Geheimnisse. Es fehlt an Atmosphäre und besonderen Persönlichkeiten. Der Roman kann durch Realitätsnähe Leser ansprechen und macht eventuell auch Mut zur Aussöhnung mit Familienangehörigen.

Bewertung vom 27.12.2017
Noras Welten
Puljic, Madeleine

Noras Welten


gut

Für „Noras Welten – Durch den Nimbus“ wurde Autorin Madeleine Puljic mit dem Deutschen Selfpublisher Preis 2017 ausgezeichnet. Band 1 bildet den Auftakt zur Fantasy-Serie.

Nora Winter hadert mit ihrer besonderen Gabe und sucht Hilfe beim Psychologen Dr. Benjamin Pawell. Ben hält Noras Problem für eine Psychose. Er fordert eine Demonstration, nicht ahnend was er damit auslöst.

Der direkte Einstieg mit Noras Besuch bei Dr. Pawell ist gelungen. Es war nicht vorhersehbar, was geschieht. Die Geschichte ist originell, erinnert von der Basisidee her aber an Tintenherz. Autorin Madeleine Puljic hat eine ganz eigene Variante entwickelt. Mit einem Fehler steigt die Spannung. Kann es ein Zurück geben, und wie sieht die Lösung aus? Minidrache Rashuk sorgt mit Eigensinn und Neugierde immer wieder für Humor. Gefahren lauern auf die Hauptfiguren. Wer ist gut, wer böse? Das lässt sich schwer einschätzen. Das Rätselhafte um Nora, ihre Geschichte ist interessanter, als das was in Eldinor geschieht. Nur langsam setzen sich die Puzzlestücke zusammen. Spekulationen werden in Gang gesetzt. Was hat es mit Noras Amulett auf sich? Die Handlung konzentriert sich auf wenige Charaktere. Kreative Namen lassen sich eher in der Fantasy-Welt finden. Es ist, als würde um den heißen Brei herumgeredet. Für Spannung sorgen Noras und Bens gefährliche Nachforschungen. Sind sie auf der falschen Fährte? Auch beim Leser kommen Zweifel auf, dass Ben die Situation richtig einschätzt. Es geht um Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt, wobei alles brüchig erscheint. Im letzten Buchdrittel driftet die Geschichte ins Kitschige ab. Die Intensität lässt nach. Immer mehr Fragen werden aufgeworfen. Nicht alles erscheint schlüssig. Es gibt zu wenig Infos zu Noras Vergangenheit, zu viel wird zurückgehalten. Die Gedanken der Hauptfiguren nehmen zu viel Raum ein, was besonders bei Ben auffällt und überflüssig erscheint. Dadurch wird das Tempo ausgebremst. Nora verschafft sich mit ihrer Unschlüssigkeit, Entscheidungen zu fällen, Zeit. Einzig Minidrache Rashuk überzeugt vollends mit seiner starken Persönlichkeit, seinen Aktionen und Geheimnissen. Er erweist sich als wichtige Figur in der Geschichte und ist für den Unterhaltungswert zuständig. Die Veränderung eines Charakters ist zu extrem und will so gar nicht ins Bild passen. Zu wenig Auflösung und Infos, der Schluss stellt nicht zufrieden. Eine Begriffsstutzigkeit ist nicht nachvollziehbar. Nur der Cliffhanger weckt ein bisschen Neugierde auf Band 2.

Das Cover hat etwas Kitschiges, aber auch Verträumtes. Mehr Details aus der Fantasy-Welt und andere Farben hätten die Blicke mehr aufs Buch gezogen. „Noras Welten – Durch den Nimbus“ spricht Fantasy-Fans an. Leider ist die Geschichte nicht ganz rund. Erwartungen schnellen hoch, die am Ende nicht erfüllt werden. Das Lektorat hat ein paar Dinge, auch eine Verwechslung, übersehen. Mit Band 2 ist auf jeden Fall eine Steigerung möglich.