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Benutzername: 
sabisteb
Wohnort: 
Freiburg

Bewertungen

Insgesamt 1375 Bewertungen
Bewertung vom 25.04.2012
Himmelreich und Höllental, 1 Audio-CD

Himmelreich und Höllental, 1 Audio-CD


ausgezeichnet

Warum musste Herbert Wanner sterben? Wirklich nur, weil er Pferdefleisch als Hirsch verkauft hat? Hat ihr ein Pferdeliebhaber getötet oder der Besitzer des Pferdes Rache genommen? Als bald darauf in einem Kühlhaus eine zweite Leiche liegt. weite Leiche im Kühlhaus liegt, wird Kriminaloberrat Xaver Finkbeiner klar: da steckt mehr dahinter.
Hier nun der erste Radio Tatort des SWR der mit einigen regionalen Spezialitäten aufwartet, man spürt den baden-württembergischen Lokalpatriotismus. Der SWR steuerte gleich mal die Erkennungsmelodien der Landesschau und von SWR1 bei (dabei hören die jungen Badener SWR3, SWR1 ist der Oldisender, aber der sendet tatsächlich auch Regionalnachrichten, die es tatsächlich eher bei SWR4 gibt, das kann man aber keinem Zumuten, denn die Senden Volksmusik und Schlager). Kriminaloberrat Xaver Finkbeiner ist Südbadener beim Stuttgarter LKA also den Schwaben (dem Erbfeind der Badener „Wir haben nichts gegen Schwaben, zumindest nicht, was hilft“ kann man in Baden als Aufkleber kaufen). Seine neue Kollegin ist Nina Brändle, passionierte Motoradfahrerin, die derzeitig an Krücken angewiesen ist und nebenbei Single. Jeder Mann wird am Telefon mit der besten Freundin durchgehechelt. Nina ist Schwäbin und Brändle ist ihr schon ein wenig suspekt, denn er sagt gsi statt gwä (aus Sicht einer Zugezogenen im Badener Ländle ist beides grammatikalisch fragwürdig. Anmerkung für Norddeutsche gsi/gwä heißt gewesen).
Die Pilotfolge spielt touristisch Attraktiv im Höllental, gleich beim berühmten Hirschsprung mit seinem bronzener Hirsch (der von Graffitikünstlern gerne mal bunt verziert wird).
Lokalcouleur ist nichts Neues beim Radio Tatort, das gehört dazu und ich habe schon einige Folgen aus der Reihe gehört. Lokale Eigenheiten machen noch lange keinen guten Fall, dazu gehört schon etwas mehr und dieses Etwas findet man hier: Ein sauber ermittelter, verzwickter Fall, mit logischem Motiv, das jedoch erst einmal erkannt werden muss, obwohl es die ganze Zeit dem Hörer unter die Nase gerieben wird. Wenn der Hörer das Motiv kurz vor dem Ermittler erkennt, dieser Aha Effekt, wenn alle Teile des Puzzelst plötzlich ein Bild ergeben, DAS ist es, was einen Krimi zu einem wirklich guten Krimi macht. Selten hatte ich dieses Aha Gefühl. Entweder waren die Fälle vorhersehbar, platt oder einfach nur langweilig. Dieser hier jedoch ist wirklich gelungen.

Fazit: Sehr gelungener Radiokriminalfall. Sauber ermittelt, spannend, verwickelt mit lustigen Ermittlerduo. Einziger Wehmutstropfen ist für mich, dass alle Figuren badisch oder schwäbisch sprechen, das ist für nicht Süddeutsche eher gewöhnungsbedürftig und rangiert bei mir in der Beliebtheit der Dialekte gleichauf mit dem Sächsischen, heißt, es geht mir kalt den Rücken runter, wenn die Sprecher den Mund aufmachen. Da muss man halt durch und wird mit einem tollen Krimi belohnt.

Bewertung vom 25.04.2012
Schmutzige Wäsche, 1 Audio-CD

Schmutzige Wäsche, 1 Audio-CD


weniger gut

In ganz Norddeutschland taucht gefälschte Sportbekleidung in Sportgeschäften auf, auch im seit Generationen als Familienbetrieb geführten Sportladen von Horst Ehlers und seiner Schwester in Lüneburg. V-Mann und Jazzpianist Jac Garthmann ermittelt verdeckt für Bettina Breuer. Die Situation eskaliert, als Ehlers tot aus einem Hamburger Hafenbecken gefischt wir.

Der Radio-Tatort ist eine Hörspielserie der ARD-Landesrundfunkanstalten, von der monatlich jeweils eine Folge auf allen Sendeanstalten Ausgestrahlt wird, die jeweils im darauffolgenden Monat als Podcast heruntergeladen werden kann.
Schmutzige Wäsche wurde vom NDR produziert und im April 2008 ausgestrahlt. Jeder Ermittlerteam bedient das Lokalkolorit der jeweiligen Sendeanstalt in Bezug auf Szenerie und Dialekt.
Der NDR entschied sich für diese Folge für Hamburg samt norddeutscher Sprachfärbung.
Leider werden die Figuren in keinerlei Weise eingeführt. Warum ermittelt ein Jazz Musiker als V-Mann? Wie verlor er einen Daumen? Woher stammen seine Kontakte zur Polizei?
Der Fall an sich kann auch nicht fesseln. Am Zoll vorbei geschmuggelte, gefälschte Ware aus Fernost, die höchstwahrscheinlich sogar aus den gleichen Fabriken stammt wie das Original, wirklich schockierend.
Die Ermittlung ist soweit solide, wenn auch teilweise lückenhaft. Die Sprecher sind OK, nicht wirklich gut, aber auch nicht schlecht.

Fazit: Weder Fall, noch Sprecherteam konnten mich überzeugen. Die Radio Tatorte sind qualitativ leider sehr durchwachsen. Es gibt sehr gute Fälle mit tollen Teams, aber leider auch komplette Flops, und dieser Fall ist einer der Flops.

Bewertung vom 22.04.2012
Der Malteser Falke, 2 Audio-CDs
Hammett, Dashiell

Der Malteser Falke, 2 Audio-CDs


gut

Sam Spade und sein Partner Miles Archer führen eine recht erfolgreiche Detektei. Miss Wonderly engagiert die beiden, um Floyd Thursby zu beschatten, der angeblich mit ihrer jüngeren Schwester durchgebrannt ist. Archer kommt bei diesem Auftrag um, Sam Spade entfernt seinen Namen vom Firmenschild und arbeitet nun solo an diesem Fall, der sich als verzwickter herausstellt, als vorher angenommen, denn Thursby ist auch tot und Spade Hauptverdächtiger.

Das Hörspiel „Der Malteser Falke“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Dashiell Hammett aus dem Jahr 1930. Das Buch ist ein Klassiker des hard boiled Genre. Es gibt kein schwarz oder weiß, sondern nur Grautöne, die in Richtung Schwarz tendieren. Jeder ist irgendwie auf seine Art nicht ganz koscher. Jeder sucht ohne Moral nach seinem eigenen Vorteil. Der Detektiv ist unsympathisch, die Klienten sind unsympathisch, jeder betrügt jeden, jeder lügt und ein Leben scheint nichts wert zu sein.
Das Hörspiel wurde 1996 von SWF/HR/NDR unter der Regie von Norbert Schaeffer produziert, wirkt aber deutlich älter. Man muss dem Hörspiel zugutehalten, dass es wirklich alt wirkt und somit dem Alter des Romans durchaus Rechnung trägt. Mein Hauptproblem waren die Sprecher. Dieter Laser spricht Sam Spade irgendwie gewollt. Er spricht gepresst und kommt von Anfang an unsympathisch rüber. Man kauft ihm die coole Nummer einfach nicht ab, es wirkt mehr gewollt als gekonnt. Die weiblichen Rollen sind teilweise einfach zu klischeehaft gesprochen. Das ist sicherlich in der zugrundeliegenden Romanvorlage begründet, aber dieses supercoole Gehabe der Männer, die Frauen wie Spielzeug behandeln, die wiederum die Männer mit ihren weiblichen Waffen an der Nase herumführen, das nervt irgendwann einfach nur noch.
Wahrscheinlich ist das hard boiled Genre einfach nicht mein Ding, und so gesehen ist es ein wirklich tolles Hörspiel, weil es, obwohl recht neu doch die Klischees so perfekt rüberbringt, dass man glaubt, ein Hörspiel aus den 40er Jahren vor sich zu haben. Das ändert aber nichts, dass ich weder mit der Geschichte, noch den Figuren noch den Sprechern wirklich etwas anfangen konnte.

Bewertung vom 20.04.2012
Pilze & Waldbeeren
Hess, Reinhard

Pilze & Waldbeeren


weniger gut

Nur für Survivalfans und passionierte Pilzesammler
Der Titel klang verlockend. Pilz- und Beerengerichte. Das Problem jedoch ist, dass es sich hier um Gerichte für verschiedene Pilzarten handelt, die man nicht kaufen kann, sondern nur selber sammeln kann. Somit ist dieses Buch schon mal 11 Monate im Jahr nicht brauchbar.
Das Buch weist immer wieder darauf hin, dass man unbedingt vorsichtig sein muss, weil so viele Pilze giftig sind und schnell mit ungiftigen verwechselt werden können, da vergeht es einem gleich wieder, Pilze sammeln zu gehen, zumal hier nur die Namen genannt werden, man aber keinerlei Hilfestellung bekommt, wie diese Pilze denn aussehen. Hinweise auf erhöhte Radioaktivität in Freilandpilzen und Fuchsbandwurmeier auf Wildbeeren, verderben einem die letzte Lust. Ja, die Hinweise sind wichtig, aber ein wenig mehr als der lapidare Hinweis Tollkirschen lieber nicht zu ernten, wäre hilfreich gewesen, zumal es sich ja um ein Themenkochbuch handelt. Um diese Rezepte umzusetzen, muss man sich erst einmal weiterführende Sekundärliteratur besorgen oder VHS Kurse über Pilzes und Wildbeeren buchen. Wie praktisch, dass die passenden Bücher aus dem gleichen Verlag gleich hinten im Anhang zu finden sind.
Auch was die Wildbeeren angeht, so sind die meisten davon, wie Eberesche, Sanddorn und Preiselbeeren in meiner Gegend nicht zu finden, schon weil die Böden Großteiles aufgrund hohen Lehmgehalts ungeeignet für sie sind.
Die Rezepte sind wenig inspirierend und regen mich persönlich nicht zum nachkochen an, nicht einmal mit Zuchtpilzen. Normale Kost, nur eben mit ein paar wilden Zutaten.

Fazit: Sicherlich geeignet für Survivalfans und Pilzesammler. Ungeeignet für Stadtpflanzen, die einen Knollenblätterpilz nicht von einem Champignon unterscheiden können.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.04.2012
Das tapfere Prinzlein und die sieben Zwergbären / Die sieben Zwergbären Bd.1
Bravo, Emile

Das tapfere Prinzlein und die sieben Zwergbären / Die sieben Zwergbären Bd.1


weniger gut

Die sieben Zwergbären haben ein Problem. In ihrem Bett liegt eine Riesin. Da kann nur einer helfen, Prinz Riesentöter.

Ich bin mir nicht sicher, was der Verlag oder der Autor mir mit diesem Büchlein sagen will? Die Geschichte ist milde ausgedrückt dürftig. Sieben Zwergbären finden eine Riesin (Schneewittchen) in ihren Betten. Sie rufen den Ex-Schneider Prinz Riesentöter, damit er das Problem mit einem Kuss behebt. Zwischendurch haben noch ein paar andere Märchenfiguren, wie der Rattenfänger von Hameln und die drei kleinen Schweinchen einen Gastauftritt. Es macht den Eindruck, als wenn der Autor schnell mal möglichst viele Grimm’sche Figuren in wenigen Seiten auf einer ihm wohl lustig erscheinende Art durchhecheln will. Das ist platt und nicht witzig, und ein Kinderbuch schon mal gar nicht.

Die Zeichnungen erinnern an einige kostenlose Comics, die man ab und an von Sparkassen und Krankenkassen bekommt. Ich kann ihnen keinen allzu großen künstlerischen Wert beimessen, da gibt es wirklich bessere Zeichner, oder er trifft halt einfach nicht meinen Geschmack und meinen Humor leider auch nicht.
Wer sich für das Büchlein interessiert, kann es ja mal in 3 min in einem Buchladen durchblättern und gut. Mehr Zeit braucht man nicht und ein zweites Mal will man es ganz bestimmt auch nicht ansehen. Um mit einem Zitat aus dem Buch zusammenzufassen: "Pff! Wie langweilig..."

Bewertung vom 19.04.2012
Montauk
Frisch, Max

Montauk


weniger gut

Vom 11. Bis 12. Mai 1974 unternimmt der Erzähler, der/ein Autor, eine Lesereise nach NY. Der 63. Jahre alte Herr verguckt sich in die 31 Jahre alte Verlagsangestellte Lynn, die ihn betreuen soll, aber keines seiner Bücher gelesen hat. Die beiden unternehmen einen Wochenendausflug nach Long Island nach Montauk und haben eine kurze Affäre.

Das könnte eine nette Geschichte sein, aber nicht ohne Grund leiden Schüler seit Jahrzehnten unter den Erzählungen von Max Frisch, ich bin da keine Ausnahme. Ich fand als Schüler Homo Faber unsäglich langweilig und die Geschichten werden auch mit dem eigenen Alter nicht besser. Kurzum, es geht in dieser autobiographischen Geschichte darum, dass ein alternder, zweimal geschiedener Mann über sich, die Welt, die Vergangenheit reflektiert und sich in eine Frau verguckt, die seine Tochter sein könnte. Nichts Neues, nicht spannend und nicht neu. Passiert jeden Tag aufs Neue und die Männer fragen sich dann, warum die junge Frau nichts von ihm will. OK, Frisch hat Glück, Lynn lässt sich auf ein Wochenende mit ihm ein und natürlich veröffentlicht er diese Affäre brühwarm mit wahrscheinlich aus datenschutztechnischen Gründen geänderten Namen, was seine Ex natürlich alles andere als begeistert. Die nennt es Literaturkritik, die Figur der Lynn sei nicht plastisch genug, die Geschichte trägt nicht. Stimmt, die Geschichte trägt nicht, aber sie scheint mit dieser Meinung allein zu stehen.
Es mag ja sein, dass man zu der Zeit, als das Buch 1975 erschien, noch darüber diskutierte wie viel aus seinem Privatleben man preisgeben darf, dass diese Nabelschau eines alternden Schriftstellers die Gemüter erregte. In Zeiten des Internets, von Blogs und Facebook ist diese Geschichte mehr als überholt und eine von vielen Nabelschauen alter Schriftsteller, die über ihre Vergangenheit sinnieren, das Alter, ihren Erfolg und dessen Wirkung auf Neider. Frisch gibt Details aus seinem Leben preis, so. z. Bsp. über den Tod und das Sterben seiner Mutter, seine Impotenz und vier Schwangerschaftsabbrüche bei drei Frauen. Ja und?! Wen interessiert das? Seit wann ist das hohe Literatur oder hat der Zeitgeist dieses Buch einfach nur überholt? War Frisch einfach nur ein Vorreiter und ist diese Geschichte daher ein Meisterwerk, nur weil er 30 Jahre seiner Zeit vorraus war und selber gebeichtet hat, bevor es in einem Bouevardblatt landete?
Zum 100. Geburtstag von Max Frisch sah sich der SWR dazu bemüßigt, aus diesem unsäglich langweiligen blogartigen Buch der 70er ein zweiteiliges Hörspiel zu machen, das am 8. und 15. Mai 2012 im SWR2 gesendet wurde.
Als wäre diese Erzählung nicht schon nervig genug, mit ihren Zeitsprüngen und unzusammenhängenden Erzählweise und so gut wie nicht vorhandener Handlung außer dem Selbstmittleid eines alten Mannes, nein, hier wurden noch Briefe der Ex (Marianne Frisch) und eines Kollegen (Uwe Johnson) mit eingewoben, die sich in geschwollenen pseudointellektuellen Ergüssen über dieses Werk in brieflicher Form austauschen, nach dem Motto, je geschraubter desto besser. Hautsächlich geht es darum, wie privat darf eine Veröffentlichung sein? Ein heutzutage mehr als überholtes Thema, wo bei Facebook gepostet wird, wenn man mal aufs Klo muss.
Angeblich ist diese Erzählung der Höhepunkt des Prosawerkes von Max Frisch, eine "Buch über die Liebe“, ein "radikal subjektives Stück Literatur", das bis heute Maßstäbe setzt. Ich fand es nur unsäglich platt, langweilig und überflüssig, so mancher aktueller Blog ist fesselnder.
Ich dachte, dass es einen Grund haben muss, warum man in der Schule mit Max Frisch gequält wird. Ich dachte, ich war einfach zu jung, ich hätte die Schullektüren nicht verstanden. Ich dachte, wenn man älter ist, sind das bestimmt hochgeistige Bücher. Ich musste leider feststellen, nicht alles was gelobt wird ist auch wirklich gut. Montauk reiht sich mit Dojczland in die Reihe unnötige Ergüsse alternder Schriftsteller, die eine Nabelschau veröffentlichen, ein.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.04.2012
Tomaten
Schinharl, Cornelia

Tomaten


sehr gut

gibt über 2000 Tomatensorten, nur so nebenbei) und dann tragen sie wie wild (besonders die polnischen Sorten fühlen sich in Süddeutschland wie im siebten Himmel). Plötzlich steht man da, mit kiloweise Tomaten. Einige tauscht man mit anderen Tomatenfreunden gegen neues Saatgut ein, einige isst man direkt vom Strauch, bleiben also nur noch einige Kilogramm pro Woche, mit denen man fertig werden will.
Ein Tomatenkochbuch kommt da gerade recht, so kann der der Familie die Früchte des heißgeliebten Hobbys jeden Tag in anderer Form unterjubeln.

Ich hatte es mir jedoch größer vorgestellt. Sicherlich, es sind viele tolle Rezepte dabei, aber mir fehlt dann doch so einiges, wie
* Kandierte Tomaten (die sind soooooooooo lecker, habe ich in Polen gegessen)
* Rezepte, um unreife grüne Tomaten (im Gegensatz zu Tomaten, die auch in reifem Zustand grün sind, wie green doctors oder Grubb's mystery green) zu verwerten, die zu klein sind, um sie nachreifen zu lassen. Denn Tomaten reifen erst gut nach, wenn sie zumindest die endgültige Größe erreicht haben.
* Es wird fast gar nicht auf die Sortenvielfalt und ihre Eigenschaften eingegangen. Auch woher man exotischeres Saatgut zur Eigenzucht herbekommt wird nicht behandelt. Es gibt nicht nur rote, gelbe und grüne Tomaten, sondern auch violette, braune, gestreifte, marmorierte, weiße und rosafarbene. Die Formen variieren auch deutlich mehr als Runde, Coctail- und Flaschentomate, so gibt es gerippte, birnenförmige, herzförmige Varianten.
* Für gefüllte Tomaten gibt es spezielle Sorten, die innen bereits von Natur aus hohl sind und außen festeres Fleisch haben und daher ganz besonders gut zum Füllen geeignet sind, wie die Bührer Kehl oder Hopi.
* Was Pfege und Anzucht angeht, Torfquelltöpfchen in den dazu handelsüblichen Minigewächshäusern tun es auch, da muss man nicht umtopfen, Tomaten halten sich sehr gut in Hydrokultur, bis man sie aussetzt. Gut angewachsene Freilandtomaten müssen im Übrigen nur sehr wenig gegossen werden, Ausnahme natürlich Kübelpflanzen, die müssen bei allen Pflanzen stark gegossen werden. Hier wäre es nett gewesen zu erwähnen, dass Tomaten eines der wenigen Gemüsen sind, das jeder auf dem Balkon in großen Mengen ziehen kann (eine Bekannte hat auf ihrem Balkon 200 Pflanzen in 3 Etagen als Sichtschutz untergebracht), denn Tomaten haben recht kleine Wurzelballen und sind genügsam, solange man gut gedüngt hat.

Ja, es ist nur ein Kochbuch, aber ein sogenanntes Themenkochbuch und da erwarte ich, dass man mehr auf das Thema, in diesem Fall Tomaten eingeht und nicht nur Rezepte präsentiert, die teils Klassiker sind, die ohnehin fast jeder kennt.

Fazit: Wirklich viel Inspiration kann der Tomatenfreund von diesem Kochbuch nicht erwarten. Vieles sind Klassiker und gute alte Bekannte, da hatte ich mir mehr erwartet.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.04.2012
A Storm of Swords
Martin, George R. R.

A Storm of Swords


ausgezeichnet

Der dritte Band des Liedes von Feuer und Eis schließt nicht direkt an Band 2 an, sondern geht noch einmal ein wenig in der Zeit zurück und erzählt einige Ereignisse vor der Schlacht von Kings Landing bevor der Erzählstrang weitergewoben wird. Martin bleibt seiner Erzählweise treu und schildert weiterhin die Ereignisse in Westeros aus verschiedenen Blickwinkeln, jedoch kommen in diesem Band einige neue Personen bzw. neue Sichtweisen hinzu.
Auch diesmal steht eine Prophezeiung am Anfang des Buches, welche die Komplette Handlung vorwegnimmt, ähnlich wie im ersten Band, die auch während der Handlung durch weitere Prophezeiungen untermauert wird. Die Geschichte ist voller Hinweise auf kommende Ereignisse, so dass kaum eines der Geschehnisse wirklich überraschend ist, denn alles wird vorher angekündigt, teilweise schon in Band 1 oder Band 2 der Reihe. Diese ausgefeilte Erzählweise, die Hinweise, die bereits im ersten Band Ereignisse dieses dritten Bandes andeuten zeigt, wie minutiös geplant diese Geschichte ist. Ereignisse aus der Vergangenheit beeinflussen die Gegenwart und Zukunft und nehmen den Protagonisten teilweise die Möglichkeit die Ereignisse selbst zu kontrollieren, denn die Entscheidungen wurden teilweise vor ihrer Geburt bereits für sie getroffen und überrollen sie.
Dieses Buch ist eine Parabel auf Macht, das Streben nach Macht und die Unfähigkeit diese verantwortungsvoll einzusetzen. Macht um der Macht willen, Macht um Reichtum anzuhäufen korrumpiert die Protagonisten und vieles davon findet sich in unserer aktuellen Politik wieder. Der Bürgerkrieg in Westeros wird immer brutaler, Allianzen zerbröckeln, jeder verrät jeden, jeder nimmt Rache, und keiner ist bereit zu vergeben. In diesen Kriegswirren versuchen die Kinder von Ned Stark ihren Weg zu gehen und zu überleben. Bran ist auf der Suche nach der dreiäugigen Krähe, Sansa versucht in Kings Landing zu überleben, Arrya will nach Hause und Robb versucht sein Reich zusammenzuhalten. Für die wirklichen Überraschungen sorgen jedoch Jaime und Tyrion, die langsam zu sich selber finden und erkennen wer sie sind und sein wollen. Sie beginnen sich zu emanzipieren, und eigene Entscheidungen zu treffen. Der Einfluss der Magie wird stärker spürbar, sie erwacht erneut. Die Geschichte wird langsam von einem alternate history Mittelaltersaga zu einem klassischen High Fantasy Roman und zusammen mit den Protagonisten lernt auch der Leser langsam diese magischen Prinzipien kennen.
Nur einer erkennt, welche Gefahr dem Reich wirklich droht und welcher Kampf das Überleben der Menschen sichern wird: Stannis Baratheon, aber auch seine Tage sind gezählt und der wiedergeborene Retter Azor Ahai ist noch ahnungslos, welches große Schicksal ihm beschieden ist.

Vielen Autoren muss man vor allem einen Vorwurf machen: Sie lieben ihre Protagonisten wie eigenen Kinder und tun alles, um sie am Leben zu erhalten. Das ist ein Vorwurf, den man Martin nicht machen kann. Kein Leben ist sicher, jeder kann sterben, jederzeit. Die Geschichte ist wichtiger als ihre handelnden Personen, eine Seltenheit in der der Literatur.

Bewertung vom 14.04.2012
Effi Briest
Keine Informationen

Effi Briest


weniger gut

Die Siebzehnjährige Effie Briest heiratet den Ex ihrer Mutter, den 38-jährige Baron von Innstetten. Der versteht das junge Mädchen nicht, sie ist für ihn ein Spielzeug, ein Schmuckstück an seiner Seite, um seine Karriere zu befördern. Aus Langeweile und Vernachlässigung freundet sie sich mit Crampas an, eine Freundschaft, die beiden erst Jahre später zum Verhängnis wird.

Effi Briest ist wohl Fontanes bekanntestes Werk, das auf einer wahren Begebenheit basiert. Für Fontane, der sonst eher zu seichter Unterhaltungsliteratur neigte, ein erstaunlich sozialkritisches Buch. Es geht um verletzte Eitelkeiten, Schuld und Sühne, missbrauchtes Vertrauen und die Rechte der Frauen.

Prinzipiell hält sich die Verfilmung aus dem Jahr 2009 an die Romanvorlage, nur dass man heutzutage Effie natürlich nicht sterben lässt sondern sie dem Zeitgeist entsprechend zu einer emanzipierten Frau wird und sich auflehnt.
Die Regisseurin Hermine Huntgeburth war leider der Meinung "[...] ich denke wenn man sich noch einmal mit der Geschichte befasst, dann muss man etwas ganz Neues zeigen. Die reine Nacherzählung, die reine Übersetzung des Romans ist, glaube ich, nicht mehr zeitgemäß. "
Schon bald wird einem klar, was die Autorin unter zeitgemäß versteht. Sex, viel Sex und noch viel mehr nackte Haut. Der Zuschauer erlebt Effies erstes Mal in der Hochzeitsnacht, die Geburt ihrer Tochter und ihre Stelldichein mit Crampas hautnah mit, das ist nicht mehr Jugendfrei und erklärt, warum diese eigentlich harmlose Geschichte im Fernsehen spätnachts gesendet wird. Diese Verfilmung reduziert die Geschichte auf eine seichte Affäre und streckenweise fragte ich mich, ob das vielleicht eher eine Lady Chatterleys Lover Verfilmung ist, ein Softpornostreifen mit Literturverfilmungszuckerguss. Dadurch wird die Geschichte nämlich deutlich entschärft. Effie wird wegen einer Affäre verstoßen, wegen eines tatsächlich begangenen Ehebruchs, während sie im Buch gerade mal einen keuschen Kuss mit Crampas teilte. In dieser Verfilmung ist Effie tatsächlich schuldig und auch heutzutage wäre das ein Scheidungsgrund (wenn auch nicht gerade ein Grund zum duellieren). In der Literaturvorlage jedoch ist Effie tatsächlich unschuldig, sie wird wegen harmloser Briefe verstoßen, denn nur so kann man verstehen, warum sie die Briefe aufbewahrt. Hätte sie mir Crampas Ehebruch begangen, hätte sie niemals die Briefe aufbewahrt, die an sich auch eher harmlos waren. DAS ist ein riesiger Unterschied in der Wertung der Handlung, die diese komplett ad absurdum führt und nicht einfach nur zeitgemäß. Das scheint die Regisseurin nicht verstanden zu haben. Als wäre das nicht schlimm genug, sind einige der schauspielerischen Leistungen leider eher steif, abgelesen und leblos. Effie hat einige Momente, in denen man sich fragt, warum sie nicht anders besetzt wurde und ihre Mutter ist eine komplette Fehlbesetzung. Hinzu kommt noch, das Instetten deutlich besser aussieht als Crampas und Effie unter starker Geschmacksverirrung leiden muss, dass sie sich mit dem eingelassen hat, wo ihr Gatte doch so viel besser ausschaut und mehr zu bieten hat.

Fazit: Grauenvoll. Eine Mischung aus nicht verstandener Literaturvorlage gepaart mit teils schlechter Schauspielerischer Leistung.

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