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Giselas Lesehimmel
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Landshut
Über mich: 
Bücher sind die schönste Unterhaltung

Bewertungen

Insgesamt 690 Bewertungen
Bewertung vom 12.03.2021
Freiflug
Drews, Christine

Freiflug


ausgezeichnet

Mit Katharina Berner und Rita Maiburg erleben wir die Siebzigerjahre. Katharina ist die Jüngste der Unternehmerfamilie. Sie hat Jura studiert und muss sich als einzige Frau in einer Kanzlei behaupten. *Mann* weigert sich, ihr auf Augenhöhe zu begegnen. Sie möchte sich selbstständig machen. Ihr dominanter Vater würde sie lieber gut verheiratet wissen. Ihre Mutter fügt sich den Wünschen ihres Mannes. Auch ihre Geschwister zeigen kein Verständnis.

Rita ist eine junge Frau, deren größter Traum es ist, für die Lufthansa als Pilotin zu arbeiten. Ihre Flugausbildung hat sie selber bezahlt und schon viele Erfahrungen mit kleineren Flügen gesammelt. Sie bewirbt sich bei der Lufthansa. Erhält eine Absage mit der Begründung, dass sie grundsätzlich keine Frauen als Piloten einstellen. Rita gibt sich dennoch nicht geschlagen. Die Anwältin Katharina nimmt den Fall an und klagt gegen die Lufthansa und BRD!



Meine Meinung

Köln 1974-1977




Ich habe das Buch an einem Tag gelesen. Einmal angefangen war es mir nicht mehr möglich, es auf die Seite zu legen. Die Autorin lässt uns an dem Familienleben der zwei Hauptprotagonistinnen teilhaben. Dadurch wird besonders klar, wie schwer Frauen für ihre Rechte im Berufsleben kämpfen mussten. Vor allem macht es deutlich, wie viel Mut Rita und Katharina aufbringen mussten, um die Lufthansa und BRD anzuklagen. Katharina wurde in ihren Elternhaus nicht ernst genommen. Ihr Vater sah in jeder eigenständigen Frau eine lästige Emanze. Ihre Schwestern sind ja schließlich auch gut verheiratet. Katharina hatte Schwierigkeiten, als ledige Anwältin Büroräume zu finden, um sich selbständig zu machen. Von dem Vermieter Theo bekommt sie nicht nur endlich ihre Büroräume, sondern auch Verständnis.

Die Familie von Rita fand ich richtig klasse. Sie haben sie unterstützt wo es nur ging. Selbst der kleine Bruder war total stolz auf seine Schwester. Mit Katharina hatte sie ein weitere Rückendeckung bekommen.

Was mir besonders gut gefiel, dass die Geschichte nicht überwiegend im Gerichtssaal und im Anwaltsbüro spielt. Diese Passagen sind kurz und knackig und dennoch habe ich alle Informationen zum Rechtsstreit erhalten. So läuft es doch auch wirklich. Jeder der schon mal eine Anklage vor Gericht in den Medien verfolgt hat weiß, wie lange die Zwischenräume bis zum endgültigen Urteil sind. Die Zwischenräume in diesem Buch sind sehr interessant gefüllt.

Die 70er sind ja eigentlich noch gar nicht so lange her. Ich kann vieles so unterschreiben, wie ich es in diesem Buch gelesen habe. Frauen mussten wirklich stark um Gleichberechtigung kämpfen. Auch heute noch. Die hanebüchenen Gründe, mit denen Lufthansa und BRD Frauen als Pilotinnen abgelehnt haben, schreien wirklich zum Himmel. Frau bekommt Periode und ist unpässlich. Frau bekommt keine Periode, weil schwanger. Und, und, und! Als Trümmerfrauen waren Frauen bei beiden Weltkriegen gut genug. In den 20igerjahren hatten sie schon um ihre Rechte gekämpft und vieles durchgesetzt. Hitler hatte alles wieder zunichte gemacht. Das ist für viele junge Menschen nicht nachvollziehbar. Die Auswirkungen hat man tatsächlich in den 70ern noch voll erlebt. Wie viele Frauen müssen heute noch ihren Mann fragen, ob und was sie arbeiten dürfen? Ich denke bei weitem nicht mehr so viele. Dennoch bleibt immer noch viel Luft nach oben im Kampf der Gleichberechtigung.

Nicht nur Männer mit langen Haaren und Drogen prägen die 70er. Sexuelle Freiheit, Aufklärung und der Kampf um Gleichberechtigung komplementieren das Gesamtbild.



Fazit

Die Linienflugkapitänin Rita Maiburg gab es wirklich. Mit der Anwältin Katharina hat die Autorin eine sympathische Protagonistin geschaffen, die sehr gut in die Geschichte integriert wurde. Ein spektakulärer Rechtsstreit um die Gleichberechtigung für Frauen bei der Lufthansa und BRD, hat mir absolut spannende Lesestunden beschert. Der bildliche Schreibstil hat mir Personen und Orte deutlich vor Augen geführt. Zwei mutige Frauen, die trotz

Bewertung vom 08.03.2021
Von allem nur das Beste / Wunderfrauen-Trilogie Bd.2
Schuster, Stephanie

Von allem nur das Beste / Wunderfrauen-Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Starnberger See 1961-1963

Luise Dahlmann hat sich ihren Traum vom kleinen Gemischtwarenladen erfüllt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kann sie sich nun vor lauter Kundschaft kaum retten. Sie denkt darüber nach, anzubauen, um somit ihr Sortiment erweitern zu können. Supermärkte schießen überall aus dem Boden. Sie möchte konkurrenzfähig bleiben.

Helga hat es geschafft, ihr Leben in geordnete Bahnen zu lenken. Sie ist Frauenärztin geworden und arbeitet in der Starnberger Seeklinik.

Marie ist eine künstlerisch begabte Frau, die Luises Bruder geheiratet hat. Als vierfache Mutter und Bäuerin weiß sie oft gar nicht mehr, was sie zuerst anpacken soll. Die Arbeit geht nie aus.

Annabel erleidet einen herben Schicksalsschlag, Mit ihr viele andere Frauen ...

Meine Meinung

Als ich mit dem zweiten Teil der Wunderfrauen begann, hatte ich das Gefühl, gute Bekannte wieder zu treffen. Wieder heimgekommen zu sein. Alleine schon der Tante Emma Laden erinnert mich an meine Kinder und Jugendzeit. Kennt Ihr noch die Gardinen mit der Goldkante? Es wurden immer wieder Produkte erwähnt, die jahrelang beste Qualität versprochen haben. Der spannende Prolog hat es mir unmöglich gemacht, das Buch zu Seite zu legen.

Von 1961-1963 begleiten wir die vier Wunderfrauen. Luise und Helga nähern sich einander wieder. Das hat mich sehr gefreut. Ihr Streit beruht auf einem Missverständnis. Beide Frauen haben einen steinigen Weg hinter sich. Luise frönt nun, neben unheimlich viel Arbeit, jeden Freitag ihrer Lust am Tanzen. Zieht sich dafür modebewusst an und schminkt sich. Mit ihrem Mann Hans führt sie eine scheinbar ganz normale Ehe! Helga hat den Mann fürs Leben noch nicht gefunden. Sie liebt ihren Sohn abgöttisch und ist stets für Frauen in Not eine große Hilfe. Setzt sich dafür ein, dass Frauen ein selbstbestimmtes Leben führen dürfen. Ich mag Helga total gerne. Wie Luise würde sie niemals Freunde im Stich lassen.

Marie ist am Leutstettener Hof mit ihrem Martin zwar glücklich, aber beruflich kann sie ihr Talent nicht ausleben. Neben vier Kindern, Haushalt und die Arbeit auf dem Hof, bleibt ihr kaum noch Zeit für sich selbst. Ihr Mann kämpft gegen die Flurbereinigung an, die die Regierung geplant hat. Auf seinem Hof werden Tiere noch artgerecht gehalten. Gemüse biologisch angebaut und von Hand geerntet. Marie zeigt sehr viel Stärke, als sich ihr Mann negativ verändert.

Annabel hat mich in diesem Band total überrascht. Nach einem sehr großen Schicksalschlag nimmt sie das Ruder selber in die Hand und wächst über sich selbst hinaus. Besonders mit ihrer Schlagfertigkeit hat sie bei mir total gepunktet.

Massentierhaltungen und der ungesunde Anbau von Salat und Gemüse halten Einzug. Individualität beim Anbau muss langsam aber sicher für den Massenkonsum bei Supermärkten weichen. Wir wissen alle, das dies die Dinge sind, die uns Umwelt und Gesundheitsprobleme eingebrockt haben.

Ich habe mich in der Geschichte unheimlich wohl gefühlt. Zu "Schöner fremder Mann" von Connie Francis mitgesungen. Mich an meine Mutter erinnert, wie sie mit ihrer Schwester zu Bill Haleys "Rock Around the Glock" die Wohnzimmereinrichtung gefährdet hatte. :-) Auch Helga wusste rockige Klänge für gebärende Frauen zu nutzen. Da flutschte das eine oder andere Erdenkind viel schneller durch den Geburtskanal.


Fazit



Politische Unruhen in den Sixties und Umweltkatastrophen werden erwähnt. Neben Koch- und Backrezepten, Nylonstrümpfen und exotischen Dosenfrüchten, bekommt man hier eine Geschichte mit sehr viel Herz serviert. Egal wie groß die Probleme sind, die Wunderfrauen halten zusammen und machen aus Problemen Problemchen. Humorvolle Szenen haben bei mir regelrechte Lachsalven ausgelöst. Vier starke Frauen kämpfen für ihre Rechte.

Bewertung vom 04.03.2021
Klaras Schweigen
Storks, Bettina

Klaras Schweigen


ausgezeichnet

Zum Inhalt

Eine wunderschöne Familiengeschichte, mit vielen Geheimnissen



Die Geschichte beginnt in Freiburg am 27. November 1944. Es herrscht Krieg.

2018 In Freiburg. Miriam versucht einem großes Familiengeheimnis auf die Spur zu kommen. Nach einem Schlaganfall spricht ihre Großmutter auf einmal französisch. Miriam erkennt an den undeutlichen Worten, dass in der Vergangenheit vieles unausgesprochen blieb.

Ihre Spurensuche führt sie in die Bretagne. Wird sie dort Antworten finden?

Meine Meinung


Prolog 1. Satz: Dieser Wintertag ist viel zu schön für Krieg.


In zwei Zeitebenen erzählen uns Klara und Miriam eine sehr tragische, sowie unheimlich schöne Familiengeschichte. Dabei bezieht sich das Schweigen von Klara nicht nur auf ihren Schlaganfall. Vielmehr hat die alte Dame schon seit Jahrzehnten große Geheimnisse für sich behalten. Zu ihrer Enkelin Miriam hat sie ein sehr inniges Verhältnis.

Miriam sucht Antworten. Sie bemerkt sehr wohl, dass sie ihrer Großmutter zu viele Fragen auf einmal stellt. Die alte Dame fühlt sich nach ihrem Schlaganfall schnell überfordert. Doch Miriam befürchtet, dass ihr die Zeit davon läuft. Klara will nun auch endlich ihr Schweigen brechen.

Lotte ist die jüngere Schwester von Klara. Sie weicht Fragen von Miriam immer wieder aus. Will die Vergangenheit ruhen lassen.

Diese Geschichte hat auf mich einen regelrechten Sog ausgeübt. Jede Unterbrechung beim Lesen empfand ich ziemlich ärgerlich. Schon der Prolog ist mir richtig ans Herz gegangen. Egal wie viele Bücher ich über den zweiten Weltkrieg lese, es gibt immer wieder Dinge, die mich emotional sehr berühren. Miriam ist eine sehr sympathische 43jährige Frau. Als sie zwei Jahre alt war, hat sie ihre Eltern bei einem tragischen Autounfall verloren. Klara und ihr Mann Eduard haben ihre Enkeltochter mit viel Liebe groß gezogen.

Ich konnte Klaras Schweigen lange Zeit nicht nachvollziehen. Aber mit jeder Seite mehr, verstand ich ihre Beweggründe. Klara wuchs in einem Elternhaus auf, in dem der katholische Glaube einen zu großen Stellenwert einnahm. Der Vater war ein unzufriedener Kriegsveteran, der dem Alkohol stark zugesprochen hatte. Die Mutter duldete keine Abweichung vom katholischen Glauben. 1948 war die Zeit der französischen Besatzung in Freiburg. Mischehen wurden nicht gerne gesehen. Frauen musste stark um ihre Rechte kämpfen. Oftmals durften sie nach der Heirat nicht mehr arbeiten.

In der Vergangenheit habe ich mit Klara das wunderschöne Konstanz am Bodensee besucht. In der Gegenwart mit Miriam die Bretagne ein Stück weit erkundet.

Besonders fasziniert hat mich die Knopfhäuslesiedlung. Kleine gelbe Häuschen, die Arbeiterfamilien zur Verfügung gestellt wurden. Entstanden nach dem Vorbild der Fuggerei in Augsburg.

Fazit

Diese tragische, dennoch wunderschöne Familiengeschichte, hat mir unterhaltsame Lesestunden geschenkt. Von 1948-2018 habe ich zwei tolle Frauen begleitet. Die Protagonisten kommen authentisch rüber. Der angenehme Schreibstil hat mir Orte und Personen klar vor Augen geführt. Trotz der vielen dramatischen Umstände, enthält das Leben von Klara so viel Liebe. Heute wie damals. Und eins kann Klara besonders gut!


Klara kann Drama. (Seite 83)


Und Bettina Storks kann wunderbar schreiben. Es gibt viele Bücher, die sollte man gelesen haben. Klaras Schweigen muss man gelesen haben. Da war mein erstes, aber mit Sicherheit nicht mein letztes Buch der Autorin.

Danke Bettina Storks, für diese spannende und emotionale Familiengeschichte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2021
Die Roseninsel
Diechler, Gabriele

Die Roseninsel


ausgezeichnet

Zum Inhalt

Die Buchhändlerin Emma ist sehr liebevoll aufgewachsen. Ihre Eltern Peggy und Hannes haben sich sehr geliebt und in Deutschland einen kleinen Buchladen geführt. Nachdem beide verstorben sind, reist Emma, mit der Liebesliste ihrer Mutter im Gepäck, nach London. Sie möchte ihren Eltern noch einmal nahe sein.

In einem Park in London läuft ihr der süße Mischlingshund Jimmy zu. Sie bringt ihn der Besitzerin Ava zurück. Die alte Dame bietet ihr an, bei ihr zu wohnen und sich um den Hund zu kümmern. Nachdem die herzliche Ava von Emmas Beruf und Leidenschaft zu Büchern erfährt, macht sie der jungen Frau das Angebot, auf ihrem Anwesen Rosewood Manor in Cornwall die Bibliothek auf den neuesten Stand zu bringen.

Dort begegnet sie Avas Sohn Ethan. Mit seiner schroffen und abweisenden Art hat Emma nicht gerechnet. Ava hat ihren Sohn als warmherzig und sozial engagiert bezeichnet. Durch Zufall erfährt Emma, warum sich Ethan total abweisend verhält.

Meine Meinung

Cover und Titel versprechen eine schöne Geschichte. Mit so vielen tiefgehenden Emotionen habe ich jedoch nicht gerechnet. Grenzenlose Liebe und Bücher stehen stets im Vordergrund. „Bücher sind Liebe!“ Emmas Eltern haben ihr die wahre Liebe vorgelebt. Dabei war ihr Leben nicht immer leicht. Auch Ethan durfte sich an einem liebevollen Elternhaus erfreuen.

Meine Koffer sind gepackt. Ich reise nach Cornwall.

Gibt es die Liebe auf den ersten Blick? Ja. Emma hat sich von Anfang an zu Ethan hingezogen gefühlt. Ihr hat schon ein Foto von ihm gereicht, um eine tiefe Verbindung zu spüren. Ihre Gefühle zu Ethan werden auf eine harte Probe gestellt.

Ich habe mich sehr wohlgefühlt in Cornwall. Hatte stets den Duft von Rosen in der Nase. Leckere Fischbrötchen genossen und ein erfrischendes Bad im Meer genommen. Der Ausreißer Jimmy hat sich auf Anhieb in mein Herz geschlichen. Das Setting ist für diese warmherzige Geschichte gut gewählt. Die Protagonisten kommen absolut authentisch rüber.

Wie oft hadern wir mit unserem Schicksal? Dabei ist jeder einzelne Augenblick kostbar. Jede Krise birgt auch neue Möglichkeiten und Wunder. Man muss sie nur sehen. Besonders das Buch im Buch konnte mich berühren. Erzählt es doch von den einfachen Dingen, denen wir oftmals keinen Wert beimessen.

Die Liebesliste von Emmas Mutter ist der beste Ratgeber. Das Thema Buchläden findet große Beachtung in diesem Roman. Jedem Bücherfreund wird damit aus der Seele gesprochen.

Diese Geschichte ist märchenhaft schön. Alles könnte wirklich so passiert sein. Dennoch bleibt sie nicht von Schicksalsschlägen verschont. Wie im wahren Leben eben. Die Personen in der Geschichte sind fiktiv. Aber es gibt sie wirklich. Ich habe einige davon im realen Leben kennen lernen dürfen.

Fazit

Ich bin gerade dabei, meine Koffer wieder auszupacken. Meine Reise ist zu Ende, was Cornwall betrifft. Die Reise des Lebens geht jedoch weiter.

Die Roseninsel hat nun einen Platz in meinem Herzen gefunden. Bei jedem Wort habe ich gespürt, dass Gabriele Diechler weiß, wovon sie schreibt. Das offene Ende hat mir gefallen. Es ist schön, aber nicht weichgezeichnet. Alles Wege sind offen. Gerne empfehle ich dieses humorvolle und emotionale Buch, mit seinen empathischen Protagonisten. Wunderbare Zitate haben mich zum Nachdenken angeregt.

Danke Gabriele Diechler. Ich habe Cornwall sehr genossen.

Bewertung vom 18.02.2021
Liebeserklärungen
Kaminer, Wladimir

Liebeserklärungen


ausgezeichnet

Zum Inhalt

Romantik aus der Ukraine

Ich durfte den Autor auf der LitLove 2019 live erleben. Schon da musste ich herzhaft lachen. In seinem Buch beleuchtet er die Liebe von sämtlichen Seiten. Stets mit einem lachenden Auge, erzählt er auch ernstere Themen und entlockt dem Leser ein Grinsen. Die verschieden Arten, einen Partner kennen zu lernen, sind sehr vielfältig. Mit und ohne Happy End, ein wahrer Genuss. Dabei kommt eine sehr eigentümliche Romantik zu Tage, bei der ich mir nicht immer sicher war, ob ich sie so erleben hätte wollen. Ob Tanten, Freunde oder die Freundin der eigenen Tochter, alle erleben ein ganz spezielles Kennenlernen eines Partners.

Meine Meinung

Sehr originell fand ich die Szene in den Pyramiden. Dort kann man beim hindurchkriechen seine große Liebe entdecken. Da befindet sich doch tatsächlich nicht nur krabbelndes Kleingetier! Na und die Liebe auf französisch kann Leben retten. Wirklich wahr! Dass Yoga gesund ist, wissen wir. In diesem Buch wurde es mir besonders klar.

Viele kleine Kurzgeschichten haben mich bestens unterhalten. Der spritzige (bitte nicht wörtlich nehmen … oder doch?) Humor von Wladimir kommt groß zu tragen. Sie zeigen dass man menschliche Fehler mit Humor am besten nimmt. Man kann ja eh nichts daran ändern.

Fazit

Ich verschreibe dieses Buch jedem Menschen, der im Moment nichts zu lachen hat.

Danke Wladimir Kaminer für die Tipps. Ich bin schon verheiratet. An alle die solo sind: Entdecke die Möglichkeiten!

Bewertung vom 18.02.2021
Die Mitternachtsbibliothek
Haig, Matt

Die Mitternachtsbibliothek


ausgezeichnet

Zum Inhalt

Nichts Neues, aber sehr gut neu verpackt.

Mit Nora Seed erleben wir eine junge Frau, die von Selbstzweifeln geplagt ist. Ihren Job in einem Musikladen verliert sie. Ihr Bruder will mit ihr nichts mehr zu tun haben. Selbst der alte Nachbar nimmt ihre Dienste nicht mehr in Anspruch. Seine Medikamente bringt ihm nun eine Apotheke um die Ecke. Ihre Katze liegt tot auf der Straße. Nora beschließt ihrem Leben ein Ende zu setzen. Sie landet in der Mitternachtsbibliothek. Dort steht der Uhrzeiger stets auf Mitternacht. Sie kann nun per Bücher sämtliche ihrer möglichen Leben bereisen. Leben, bei denen sie eigentlich nur zu Gast ist …..

Meine Meinung


Das Leben besteht nicht nur aus dem was wir tun, sondern auch aus dem, was wir nicht tun. (Seite 130)


Die Geschichte verbreitet Anfangs eine sehr düstere Atmosphäre. Man spürt die Verzweiflung und Todessehnsucht von Nora. Sie hatte stets das Gefühl, falsche Entscheidungen zu treffen. Merkte irgendwie nicht, dass ihr Leben fremdbestimmt wird. Ihr Bruder will mit ihr nichts mehr zu tun haben, weil sie nicht mehr in seiner Band mitspielt. Ihre Eltern, vor allem ihr Vater, hatten auch andere Pläne mit IHREM Leben.

Nora sieht keinen Sinn mehr in ihrem Dasein. Ihre Depressionen können noch nicht mal mehr von ihren Medikamenten gelindert werden. So landet sie in der Mitternachtsbibliothek.

Die Thematik hat mich total interessiert. Parallelwelten haben mich schon von jeher fasziniert. Alleine der Gedanke, dass es mich zig mal in anderen in anderen Universen gibt, ist einfach unvorstellbar. Noch dazu sind manche Wissenschaftler der Meinung, dass dies nicht abwegig ist.

Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht, Nora bei ihren verschiedenen Leben zu begleiten. Nora hatte somit die Gelegenheit zu erfahren, ob ihr Leben glücklicher verlaufen wäre, wenn sie andere Lebenswege eingeschlagen hätte. Sei es in der Liebe, beruflich oder in der Familie. Sie musste jedoch stets improvisieren, weil sie keine Vorkenntnisse zu den jeweiligen Leben hatte.

Mich hat das Buch sehr zum Nachdenken angeregt. Ich habe mich schon öfter gefragt, wie mein Leben bisher verlaufen wäre, wenn ich andere Entscheidungen getroffen hätte. Vor allem wird in der Geschichte klar, wie unglücklich ein Mensch wird, wenn er sein Leben fremd bestimmt führt.

ich habe bei jedem Wort gespürt, dass Matt Haig weiß wovon er schreibt. Der amerikanische Schriftsteller und Philosoph Henry David Thoreau findet große Erwähnung.


Nicht was man betrachtet ist wichtig, sondern was man sieht. (Seite 269. Thoreau)


Der Schreibstil ist sehr bildlich. Viele wunderbare Zitate haben mich zum Nachdenken angeregt. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass dieses wertvolle Büchlein für viele Menschen hilfreich ist. Ein Ansporn, das eigene Leben zu überdenken. Mit seinen Entscheidungen nicht stets zu hadern. Sehr oft fällen wir Entscheidungen nach unserem Bauchgefühl. Das sind mit Sicherheit nicht immer falsche Entscheidungen. Eigentlich fühlen wir, was richtig für uns ist. Niemand sonst!

Fazit

Der flüssige Schreibstil und viele wunderbare Zitate haben mir wunderbare Lesestunden beschert. Das Ende macht Mut. Leben im Hier und Jetzt. Wir wissen alle selbst, was für uns gut ist. Warum daran zweifeln?

Von mir eine absolute Empfehlung. Danke Matt Haig. Ich war sehr gerne in der Mitternachtsbibliothek.

Bewertung vom 11.02.2021
Was der Fluss erzählt
Setterfield, Diane

Was der Fluss erzählt


ausgezeichnet

Zum Inhalt

Ein wahres Juwel. Für England-Fans ein Muss!

Ich habe zu lesen begonnen und war gefangen, von der märchenhaften Atmosphäre, die die behagliche Gaststube Swan verbreitet. Die Bewohner von Radcot kennen sich. Sie trinken und plaudern zusammen. Lauschen den Geschichten, die der Wirt erzählt. Wenn keiner was sagt, erzählt das Rauschen des Flusses sein eigenen Geschichten. Als ein schwer verletzter Mann ein lebloses Mädchen in die Gaststube bringt, bekommen die Geschichten eine ganz andere Qualität. Die Krankenschwester wird gerufen. Sie verarztet den schwer verletzten Mann. Stellt den Tod des kleinen Mädchens fest. Eines toten Mädchens, das auf einmal wieder zu atmen beginnt.

Meine Meinung

Mit ihrem sprachgewaltigen Schreibstil verknüpft die Autorin den Lauf des Flusses und das Leben der Bewohner zu einem harmonischen Ganzen. Ich hatte stets das Gefühl, bei behaglicher Wärme, mit freundlichen Gästen spannenden Geschichten zu lauschen. Dabei war ich mir oftmals nicht sicher, was Legende und was der Wahrheit entspricht. Dies herauszufinden hat mich in das dunkle, mal verschneite, mal regnerische Radcot versetzt. Die Geschichte um das kleine Mädchen, welches die Sprache verloren hat, wirft viele Rätsel auf.

Besonders gut gefallen hat mir der Bezug zu Tieren, den so mancher in dieser Geschichte hat. Da ist ein Schwein nicht einfach nur ein Nahrungsmittel. Es ist vielmehr ein Lebewesen, welches die Sorgen und Nöte der Menschen versteht.

Die Protagonisten sind sehr gut gezeichnet. Fast alle haben ein gutes Herz. Jeder wäre bereit gewesen, das kleine Mädchen aufzunehmen. Bis auf ein paar Ausnahmen habe ich alle in mein Herz geschlossen. Die Geschichte erzählt von Tragödien und dem nicht Wahrhaben wollen. Sie zeigt, wie Menschen durch Lügen und Irrtümer jahrelang mit einer Schuld durchs Leben laufen, die sie an den Rand des Wahnsinns treibt. Vor allem zeigt sie, dass Blut dicker ist als Wasser. Nicht immer kommt man mit viel Liebe gegen verdorbene Gene an.

Das Setting spiegelt die nebelige, feuchtkalte und geheimnisvolle Flusslandschaft gekonnt wider. Mehr als einmal habe ich die Kälte gespürt. Einsam gelegene Cottages in Flussnähe erzeugen einen Gruselfaktor. Ich konnte mich gut in das England des späten 19. Jahrhunderts hineinversetzen.

Das Geheimnis um das kleine Mädchen zieht sich durch die ganze Geschichte. Die Auflösung ist intelligent und absolut originell. Die Legende um den Fuhrmann Quietly haucht der Geschichte Mystik ein. Soll er doch angeblich entscheiden, ob er Menschen, die er aus dem Wasser birgt, zu den Lebenden zurück oder in eine Zwischenwelt bringt.

Fazit

Ich habe diese wunderbare Geschichte komplett gelesen und gehört. Mit ihrer poetischen und märchenhaften Sprache hat mich die Story total verzaubert. Die raffinierten Krimi-Elemente komplementieren den absoluten Lese- und Hörgenuss.

Von mir eine uneingeschränkte Empfehlung. Herzlichen Dank Diane Satterfield. Es ist mir schwer gefallen Abschied zu nehmen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2021
Die letzten Zeilen / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.3
Garner, Mary E.

Die letzten Zeilen / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.3


ausgezeichnet

Diese wunderbare Trilogie sollte in keinem Bücherregal fehlen.

Zum Inhalt

Was gibt es eigentlich Schöneres, als eine magische Buchwelt für Leseratten? Hope fühlt sich in der Buchwelt mittlerweile richtig daheim. Obwohl sie vielen Gefahren ausgesetzt ist, möchte sie diese nicht mehr missen. Seitdem sie sich dem Bund und Romanfiguren angeschlossen hat, ist Einsamkeit ein Fremdwort für sie geworden. Mit ihren neu gewonnen Freunden sucht sie Quan Surt, um die gesamte (Buch) Welt zu schützen. Quan Surts Geschichte wurde nie beendet. Aber irgendwie ist es ihm gelungen, die Buchwelt zu verlassen. Kann wirklich nur der Autor seine unvollendete Geschichte vervollständigen?

Meine Meinung

Der dritte Band geht nahtlos weiter. Ich habe sämtliche Romanfiguren ins Herz geschlossen. Die verschiedenen Buchwelten würde ich wirklich gerne selber besuchen. Viele Missverständnisse verpassen der Story so richtig Power. Die Zeit läuft und der Bund versucht die Buch- und reale Welt zu retten.

In dieser Geschichte wird klar, wie sehr verletzte Gefühle das weitere Leben beeinflussen. Das nicht alles so ist, wie es einem oftmals scheinen mag. Meine große Sympathie für viele Buchfiguren ist ganz normal. Bei jedem intensiv gelesenen Buch bin ich wirklich in einer anderen Welt. Habe andere Freunde, als im realen Leben. Ärgere mich über miese Charaktere und bin gerührt bei emotionalen Szenen.

Mit Hope hat die Autorin eine wunderbare Protagonistin geschaffen. Gerade ihr oftmals geringes Selbstbewusstsein macht sie so sympathisch. Sie ist kein Superweib, aber dennoch sehr mutig. In der Buchwelt kommt ihr bescheidenes Wesen sehr gut an. Jeder erkennt ihre Fähigkeiten und arbeitet gerne mir ihr zusammen. Im Kampf gegen Quan Surt ziehen fast alle am gleichen Strang. Die Buchwelt steht auf wackeligen Füssen. Keiner aus der Buchwelt ist mehr sicher.

Wie schon bei den ersten zwei Bänden habe ich mich in den verschiedenen Buchwelten sehr heimisch gefühlt. Verspüre nun den Wunsch, sämtliche Klassiker (nochmal) zu lesen. Näher möchte ich nicht auf die Handlung eingehen. Da es sich um das Finale handelt, würde ich sämtlichen Lesern die Spannung nehmen. Und davon hat die Geschichte genug zu bieten. Viele dramatische Szenen haben mich um liebgewonnene Protagonisten bangen lassen.

Fazit

Die letzten Zeilen haben mir ausnehmend gut gefallen. Die gesamte Trilogie hat meinen Lesenerv getroffen. Viele ungeahnte Wendungen haben diese Fantasygeschichte zu einem Pageturner gemacht. Der Abschied war sehr emotional. Das Ende kann ein Ende, aber auch eine offene Tür bedeuten. Lassen wir uns überraschen! Hab ich schon erwähnt, dass Amor sämtliche Pfeile abgeschossen hat?

Danke Mary E. Garner. Ich habe die Buchwelt sehr genossen.

Bewertung vom 02.02.2021
Zuflucht
Simonds, Merilyn

Zuflucht


ausgezeichnet

Zum Inhalt

Cassandra ist mit ihren 96 Jahren ein sehr eigenwilliger Charakter. Mit einem als Rollstuhl umfunktionierten Stuhl, lebt sie total zurückgezogen auf einer kleinen Insel in Ontario. Einst hat es sie in die weite Welt hinausgezogen. In New York, Mexiko und Montreal hat sie als Krankenschwester Geld verdient. Ihr Sohn ist im Krieg gefallen. Da erhält sie von einer jungen Frau aus Burma Mails. Sie behauptet dass ihr verstorbener Großvater der Sohn von Cassandra ist. Sie braucht Cassandras Hilfe.


Spannend, aber oftmals sehr verwirrend.

Meine Meinung

Die Vergangenheit ist ein gefährlicher Ort, den man mit Vorsicht aufsuchen sollte. Seite 72

Bei diesem Buch hatte ich wirklich Probleme, die richtigen Worte zu finden. Einerseits entspricht die Thematik absolut meinem Lesegeschmack. Anderseits konnte mich die Umsetzung nicht komplett überzeugen. Zu viele Geschehnisse wurden hier in knapp 400 Seiten gepackt. Für mich waren einige Protagonisten nicht richtig greifbar.

Mit Cassandra wurde ich nicht richtig warm. Ich fand ihren grenzenlosen Egoismus ziemlich unsympathisch. Zu ihren Schwestern hatte sie kein inniges Verhältnis. Lizzie und Belle starben in den Zwanzigern. Lily und Grace starben in den Siebzigern. Ruth, Winnie und Ida erlagen alle drei in den Achtzigern an einem Schlaganfall. May verstarb Jahre später an Herzversagen. Mit ihr hatte Cassandra den meisten Kontakt. Als Nesthäkchen und Liebling ihres Vaters genoss Cassandra viele Vorzüge in der Familie. Ihre Mutter starb kurz nach der Geburt. Ihrem Vater durfte sie als Kind immer assistieren, wenn er mit Fröschen, Käfern und Insekten Experimente machte.

Zu May hatte Cassandra ein sehr zwiegespaltenes Verhältnis. May ermöglichte ihr die Ausbildung zur Krankenschwester. Das meiste Geld ging stets für die kleine Schwester drauf. Mit der Geheimniskrämerei von Cassandra kam sie nicht zurecht. Ihre Lügen waren für May leicht durchschaubar. Doch auch May hatte ihre Geheimnisse.

Nenne nie den Brunnen, aus dem du nicht trinken willst. Der Tropfen Wasser, den du ablehnst, könnte der sein, der dir das Leben rettet. Seite 156

Gut gefallen haben mir die Reisen, die Cassandra gemacht hat. Mit dem Zug reiste sie nach Mexiko. Die Landschaftsbeschreibungen haben mich sofort an Frida Kahlo erinnert. Tatsächlich führt ihr beruflicher Weg sie zu der wunderbaren Frida. Auch in New York kreuzen sich ihre Wege. Das hat mir alles sehr gut gefallen. Dennoch waren mir die Übergänge in der Erzählung zu sprunghaft. Erst bei Frida, im nächsten Moment schon wieder bei ihrer Schwester May. Solche Sprünge ziehen sich in einem sehr raschen Tempo durch die ganze Geschichte.

In der Gegenwart muss die 23 jährige Nang Aung Myaing um das Vertrauen der alten Dame kämpfen. Etwas besser lernt man die junge Asiatin erst am Ende kennen. Überwiegend schwelgt die 96 jährige in Erinnerungen, an denen sie den Leser teilnehmen lässt. Mir hat die Atmosphäre in Cassandras Steinhaus sehr gut gefallen. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass dies ein Ort zum Entschleunigen wäre.

Fazit

Der Schreibstil liest sich wie Butter. Trotz meiner Kritikpunkte hatte ich das Buch schnell durchgelesen. War stets neugierig was als Nächstes kommt. Die ledige Mutter Cassandra ist eine sehr ehrgeizige Frau, die leidenschaftlich gerne fotografiert. Sie geht ihren Weg ohne Wenn und aber. Es gibt viele Zitate, die mir sehr gut gefallen haben. Daher kann ich für die Geschichte gute 3 Sterne vergeben. Ich mag einzelne in sich abgeschlossene Romane. Hier wäre eindeutig eine Dilogie angebracht gewesen. Ich hätte gerne alle Protagonisten besser kennengelernt. Alleine die Landschaftsbeschreibungen und der wunderbare Schreibstil sind es wert, das Buch zu lesen. Die Geschichte hält noch einige Überraschungen bereit. Und die in einem flotten Tempo! Das Ende? Ganz ehrlich, ich konnte die Handlungsweise von Cassandra nicht nachvollziehen.

Danke Merilyn Simonds