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ech
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Bochum

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Insgesamt 641 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2022
Richter morden besser / Siggi Buckmann Bd.1
Schleif, Thorsten

Richter morden besser / Siggi Buckmann Bd.1


sehr gut

Gelungener Justiz-Krimi mit einer ausgewogenen Mischung aus Spannung und Humor

Bei seinem Romandebüt legt der Autor Thorsten Schleif gleich einen gelungenen Justiz-Krimi vor, der eine ausgewogene Mischung aus Spannung und Humor bietet. Der Autor ist wie seine Hauptfigur als Richter tätig und hat auch schon einige Sachbücher zum Thema Justiz verfasst. Er weiß also, worüber er hier schreibt, und das merkt man dem Buch auch jederzeit an.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Richter Sigurd „Siggi“ Buckmann, der seit Jahren nur noch Dienst nach Vorschrift versieht und seinen anfänglichen Traum, die Welt ein Stück weit gerechter zu machen, längst aufgegeben hat. Doch dann reißt ihn der Tod des obdachlosen Junkies Fredi, mit dem ihn eine gemeinsame Geschichte verbindet, aus seiner Lethargie. Als alle Versuche, den Verantwortlichen mit rechtsstaatlichen Methoden zur Rechenschaft zu ziehen, an den Unzulänglichkeiten des Rechtssystems scheitern, begreift Siggi, dass er die Sache ganz anders anpacken und diese Schwächen zu seinen Gunsten nutzen muss.

Mit einem launigen, aber dennoch packenden Schreibstil treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran. Dabei lässt er seine Hauptfigur als Ich-Erzähler auftreten und dabei mit seiner schnodderigen Art viel Humor in die Geschichte bringen. Zudem spart der Autor auch nicht mit jeder Menge bissiger Kritik an unserem Rechtssystem. Der Krimiplot braucht ein wenig, bis er richtig auf Touren kommt, dreht dann zum Ende hin aber ordentlich auf. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die immer wieder für Überraschungen gut sind. Nach meinem Geschmack läuft die Auflösung dann zwar ein wenig zu glatt, sie ist aber auf jeden Fall stimmig und lässt keine wesentlichen Fragen offen. Daher überwiegen am Ende trotz der kleineren Kritikpunkte die positiven Leseeindrücke bei weitem.

Wer auf spannende Kriminalromane mit Humor steht, wird hier insgesamt gut bedient und unterhalten. Auf die Fortsetzung, die nach der gelungenen Schlusspointe quasi unausweichlich ist, bin ich schon sehr gespannt. Hierfür hat sich der Autor auch noch ein wenig Luft nach oben gelassen.

Bewertung vom 01.08.2022
Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21
Silva, Daniel

Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21


ausgezeichnet

Brisanter Thriller, der sich ziemlich nah an der Realität entlang bewegt

Mit diesem Buch beweist der Autor David Silva ein weiteres Mal eindrucksvoll, dass er zu den ganz Großen im Thriller-Geschäft gehört. Mit seiner brisanten Geschichte, die sich ziemlich nah an der Realität entlang hangelt, konnte er mich erneut auf ganzer Linie überzeugen und begeistern.

Grundsätzlich braucht man hier keinerlei Vorkenntnisse aus den bisherigen Bänden, um die Geschichte lesen und nachvollziehen zu können. Alle hierfür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Für Neueinsteiger in das Allon-Universum dürfte der Einstieg in das Buch allerdings ziemlich mühsam werden, da Silva zu Beginn schon ein beachtliches Aufgebot an Personen auffährt, von denen die meisten aber zumindest den regelmäßigen Lesern der Reihe schon bestens bekannt sein dürften.

Als der Russe Viktor Orlov auf perfide Art und Weise mit einem Nervengift ermordet wird, ist sein alter Freund Gabriel Allon sofort alarmiert. Der ehemals reichste Mann Russlands hatte sich schon vor Jahren ins Londoner Exil zurückgezogen und führte von dort seinen Kampf gegen die derzeitigen Machthaber in seinem Heimatland, bei denen er in Ungnade gefallen war, weiter. Da Allon der offiziellen Tatversion der Engländer misstraut, nimmt der ehemalige israelische Agent, der inzwischen zum Direktor des Dienstes aufgestiegen ist, die Sache selber in die Hand. Die Spuren führen ihn zu einer geheimnisvollen russischen Untergrundorganisation und zu der Cellistin Isabell Brenner, die in einer Schweizer Bank arbeitet und sich als Schlüsselfigur der Geschichte entpuppt.

Die Geschichte spielt in den Jahren 2020 und 2021 und greift auch einige reale Ereignisse aus dieser Zeit auf, auf die der Autor im Nachwort dann auch etwas genauer eingeht. So bezieht der Autor neben dem amerikanischen Wahlkampf incl. des daraus resultierenden Machtwechsels auch die Corona-Pandemie in seine Geschichte mit ein, ohne diese dadurch zu überfrachten. Und auch wenn die Namen der seinerzeit regierenden Machthaber an keiner Stelle des Buches auftauchen, sind hier schon einige Parallelen zu erkennen. Zudem lässt der Autor auch immer wieder deutlich durchblicken, was er von den realen Vorbildern seiner Figuren hält.

Daniel Silva zeigt auch im inzwischen 21. (und meinem vierten) Band der Reihe, dass er sein Handwerk versteht und weiß, wie man Spannung erzeugt und packende Geschichten erzählt. Auch in Sachen Figurenzeichnung weiß der Autor erneut zu überzeugen, die gut gezeichneten Protagonisten weisen durchgehend eine große Tiefe auf und sind alles andere als eindimensional geraten. In seinen Beschreibungen zeigt er zudem wieder einmal viel Liebe und Sinn fürs Detail. Dies nimmt zwar an der einen oder anderen Stelle schon mal ein wenig das Tempo aus der Geschichte, sorgt aber dafür für den unverwechselbaren Stil in den Büchern des Autors. Besonders in der zweiten Hälfte des Buches tritt der Autor dann aber wieder voll aufs Gas und sorgt mit einem ordentlichen Tempo und einigen überraschenden Wendungen für atemberaubende Spannung.

Wer auf spannende und atmosphärisch dichte Agenten-Thriller mit aktuellen Bezügen steht, wird hier bestens bedient und unterhalten.

Bewertung vom 26.07.2022
Anschlag auf Olympia
Kellerhoff, Sven Felix

Anschlag auf Olympia


ausgezeichnet

Akribische Aufarbeitung, die sich in weiten Teilen wie ein Thriller liest

Am 5. September 2022 jährt sich der Anschlag auf die israelische Mannschaft während der Olympischen Spiele in München zum 50. Mal. Obwohl dieses Ereignis seitdem bereits in zahlreichen Publikationen und auch Filmen behandelt wurde, fehlte bislang eine minutiöse Darstellung der Geschehnisse in den entscheidenden 21 Stunden zwischen der Geiselnahme im Olympiadorf und der letztendlich gescheiterten Befreiungsaktion auf dem Militärflughafen in Fürstenfeldbruck.

In diesem Buch liefert der Historiker und Journalist Sven Felix Kellerhoff nun eine solche Aufarbeitung des feigen Anschlages, für den ihm nun auch die Akten von Polizei und Staatsanwaltschaft zur Verfügung standen, die viele Jahre unter Verschluss waren. Auch einige Stasiakten mit Berichten von DDR-Sportlern, die die Ereignisse vom gegenüberliegenden Haus aus beobachten konnten, bringen hier durchaus zusätzliche Erkenntnisse. Zahlreiche Fußnoten und ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis zeugen von einer akribischen Recherche, die der Autor für dieses Buch betrieben hat und die man seinem Werk auch jederzeit anmerkt.

Durch den packenden Schreibstil des Autoren lesen sich seine Beschreibungen der Abläufe in weiten Teilen wie ein Thriller, bei dem man aber von Beginn an weiß, dass er kein Happy End haben wird. Dabei werden die zahlreichen Fehler der von Beginn an völlig überforderten Endscheidungsträger und der übrigen Beteiligten mehr als deutlich angesprochen, der Autor belässt es aber nicht bei platten Schuldzuweisungen, sondern versucht dabei auch, die Hintergründe zu ergründen. So ergibt sich ein erschreckendes Gesamtbild voller Hilf- und Ahnungslosigkeit, dass so unweigerlich in der Katastrophe enden musste.

Eingerahmt werden die bewegenden Beschreibungen der dramatischen Ereignisse durch ein Vorspiel, dass sich mit den Vorbereitungen auf die olympischen Spiele beschäftigt und dabei schon reichlich Naivität beim Sicherheitskonzept aufdeckt, und ein Nachspiel, dass sich mit den politischen und gesellschaftlichen Folgen des Anschlags auseinandersetzt.

Ein packendes Zeitdokument der jüngeren deutschen Geschichte, dass ich jedem, der sich für solche Stoffe interessiert, nur wärmstens empfehlen kann.

Bewertung vom 21.07.2022
Friedhofsengel
Seemann, Regine

Friedhofsengel


ausgezeichnet

Packender Hamburg-Krimi um mysteriöse Morde und die Sünden der Vergangenheit

In diesem Kriminalroman schickt die Autorin Regine Seemann die beiden ungleichen Ermittlerinnen Stella Brandes und Banu Kurtoğlu in ihren bereits vierten Fall und bietet dabei neben ordentlich Spannung auch viel Hamburger Lokalkolorit. Für mich war es der zweite Band der Reihe und auch dieser konnte mich wieder auf ganzer Linie überzeugen.

Man braucht hier aber keinerlei Vorkenntnisse aus den ersten drei Bänden, um die Geschichte lesen und nachvollziehen zu können. Alle hierfür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere eingestreute Anspielung auf frühere Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Als in den Hamburger Stadtteilen Rotherbaum und Eimsbüttel kurz hintereinander zwei ältere Frauen von einem Heckenschützen getötet werden, stehen die Ermittler der Kriminalpolizei vor einem Rätsel. Die beiden Frauen sehen sich zwar auf den ersten Blick ziemlich ähnlich, ansonsten gibt es aber keine Verbindungen zwischen ihnen. So müssen Stella, Banu und ihre Kollegen schon tief in der Vergangenheit graben, um das Motiv hinter den Morden ans Tageslicht zu befördern. Stellas bevorstehende Hochzeit und die Erkrankung von Banus Mutter sorgen dabei für zusätzlichen Trubel zur eigentlich unpassenden Zeit.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und bestückt sie mit einer ganzen Riege fein gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, von denen fast jeder sein kleineres oder auch größeres Geheimnis mit sich rumträgt und zu bewahren versucht. Die Wechsel zwischen den verzwickten Ermittlungen und dem mitunter doch recht turbulenten Privatleben der Ermittlerinnen sind gut aufeinander abgestimmt und sorgen so für ein stimmiges Gesamtbild, dass am Ende mit einer verblüffenden, aber dennoch schlüssigen Auflösung des Kriminalfalles gekrönt wird.

Wer auf spannende Kriminalromane mit reichlich Lokalkolorit steht, wird hier bestens bedient und unterhalten.

Bewertung vom 19.07.2022
Die Verdammten
Korten, Astrid

Die Verdammten


ausgezeichnet

Packender und atmosphärisch dichter Psycho-Thriller um Lügen und ihre dramatischen Folgen

In ihrem neuesten Psychothriller gelingt der Autorin Astrid Korten ein spannendes und ziemlich komplexes Verwirrspiel aus Lüge und Wahrheit, bei dem man als Leser bis zum Schluss immer wieder auf falsche Fährten gelockt wird, bis dann am Ende die einzelnen Lügengebilde der Protagonisten in sich zusammengefallen sind und man einen Blick auf die ungeschminkte Wahrheit dahinter werfen kann. Eine vielschichtige und ungemein packende Geschichte, die gnadenlos aufzeigt, was Lügen anrichten können.

Der Friseur Sebastian ist geschieden und fechtet mit seiner Exfrau einen heftigen Kampf aus, um seine beiden Töchter sehen zu dürfen. Als ihm eine Kundin ein reizvolles und äußerst lukratives Angebot unterbreitet, hofft er zudem, seinen finanziellen Engpass so zu überwinden. Bei einen besuch bei seiner Mutter im Krankenhaus trifft er auf die Krankenschwester Cherry, von der er sofort fasziniert ist. Cherry steckt allerdings gerade in einer verhängnisvollen Affäre, die ihr Leben bestimmt und sie immer tiefer runterzieht. Auf der Suche nach einer Vertrauten freundet sie sich mit ihrer übergewichtigen Kollegin Klara an, die selber ein Geheimnis mit sich herumschleppt und Cherry zunächst mit Misstrauen begegnet.

Die Autorin erzählt ihre gut aufgebaute Geschichte komplett aus der Perspektive ihrer drei Hauptprotagonisten, Klara nimmt in ihren Kapiteln dabei sogar die Ich-Perspektive ein. Durch die relativ kurzen Kapitel ergibt sich automatisch ein sehr hohes Erzähltempo, bei dem man höllisch aufpassen muss, dass einem kein wichtiges Detail entgeht. Der packende Schreibstil, ein perfekt funktionierender Spannungsbogen und die äußerst vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen tragen auch einen gehörigen Teil dazu bei, das man das Buch beim Lesen gar nicht mehr aus der Hand legen will. Nachdem dann alle Lügen aufgedeckt sind und die Fakten endlich auf dem Tisch liegen, erhält man ein erschreckendes Gesamtbild, das noch lange über das Ende der intensiven Geschichte hinaus nachhallt und zum Nachdenken anregt.

Ich kann dieses Werk jedem Liebhaber von spannenden und abgründigen Psychothrillern nur wärmstens empfehlen, mich konnte die Autorin auf jeden Fall ein weiteres Mal bestens unterhalten.

Bewertung vom 18.07.2022
Die Totenbändiger - Band 24: Wintersonnenwende (eBook, ePUB)
Erdmann, Nadine

Die Totenbändiger - Band 24: Wintersonnenwende (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Sehr gelungener und hochemotionaler Abschluss der mitreißenden Saga um die Totenbändiger

Mit diesem E-Book legt die Autorin Nadine Erdmann den insgesamt vierundzwanzigsten und damit leider auch letzten Band ihrer Dark Urban Mystery Serie "Die Totenbändiger" vor. Dabei entführt sie uns noch einmal in ein düsteres London, in dem Geister und die Gefahr, die von ihnen ausgeht, quasi zum täglichen Leben dazugehören. Schutz bieten die sogenannten Totenbändiger, die in der Lage sind, diese Geister zu bändigen und sogar auszulöschen. Da sie diese Fähigkeiten aber auch gegen Menschen einsetzen könnten, treten ihnen diese mit deutlicher Skepsis oder sogar Ablehnung entgegen.

Da die einzelnen Bände der Reihe direkt aufeinander aufbauen und sich gleich mehrere rote Fäden durch die Geschichte ziehen, empfiehlt es sich auf jeden Fall, diese Reihe von Beginn an und in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Ein kurzer Rückblick zu Beginn eines jeden Bandes gibt zwar ein wenig Hilfestellung für den Einstieg, umfasst aber in der Regel immer nur den unmittelbaren Vorgängerband. Für Quereinsteiger in den Serienkosmos wird es so mit jedem Band schwieriger, sich in der doch recht komplexen Handlung zurechtzufinden.

Die Wintersonnenwende steht unmittelbar bevor und dieser Tag soll und muss endlich die Entscheidung im Kampf gegen Cornelius Carlton und seine Handlanger bringen. Wird der Plan, den die Hunts und ihre Mitstreiter ersonnen haben, aufgeben oder hat ihr Erzfeind noch ein letztes As im Ärmel ?

Wie schon seine Vorgänger besticht auch Band 24 durch eine atmosphärisch dichte Geschichte, einen packenden Schreibstil und ein hohes Erzähltempo. Dabei gelingt es der Autorin die Erzählfäden der Reihe geschickt miteinander zu verknüpfen, zu einem absolut schlüssigen und sehr emotionalen Abschluss zu bringen und so ein überzeugendes Ende zu schaffen, dass keine wesentlichen Fragen offen lässt. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die durchgehend über sehr viel Tiefe verfügen und mir über die Zeit so sehr ans Herz gewachsen sind, dass der Abschied am Ende doch ziemlich schwerfällt. Diesmal muss man zudem besonders mit seinen Lieblingen bangen, denn der große Showdown bleibt nicht ohne Opfer.

Auch für diesen Band kann ich noch einmal voller Überzeugung die Bestnote vergeben. Nun bin ich schon sehr gespannt, welche Projekte der Autorin uns als Nächstes erwarten und ob diese an das hohe Niveau dieser Reihe anknüpfen können.

Bewertung vom 15.07.2022
Exodus
Schwikardi, Astrid

Exodus


ausgezeichnet

Packender Kriminalroman um einen Kommissar und das große Trauma aus seiner Vergangenheit

In diesem Kriminalroman schickt die Autorin Astrid Schwikardi ihren Ermittler Mark Birkholz und seine Kollegen von der Kölner Kriminalpolizei in ihren dritten Fall. Das für mich erste Buch der Reihe konnte mich gleich gut und spannend unterhalten, zudem wurde meine Neugierde auf die ersten beiden Bände noch einmal verstärkt.

Man braucht hier zwar grundsätzlich keine Vorkenntnisse aus den ersten beiden Bänden, um die Geschichte lesen und nachvollziehen zu können. Alle hierfür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere eingestreute Anspielung auf frühere Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Als Mark Birkholz bei der Geburtstagsfeier seiner Mutter erfährt, dass Aurelia Vreede, die Tochter der Nachbarn, spurlos verschwunden ist und ihren Eltern kurz darauf einen Brief geschrieben hat, in dem sie ausdrücklich darum bittet, nicht nach ihr zu suchen, ist Mark gleich alarmiert. Aurelia war die beste Freundin seiner Schwester Patricia, die vor einigen Jahren brutal ermordet wurde und Mark schlägt sich deshalb immer noch mit ziemlichen Schuldgefühlen herum. Wenige Tage später kommt dann auch noch Aurelias Mutter unter rätselhaften Umständen ums Leben und Mark ist endgültig klar, dass hier etwas nicht stimmt. Doch seine Ermittlungen führen ihn geradewegs auf einen Abgrund zu.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und bestückt sie mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Mark Birkholz ist dabei ein eher sperriger Charakter, der es einem nicht immer leicht macht, ihn zu mögen. Im letzten Drittel donnert er dann auch wie ein Bulldozer durch die Geschichte und hinterlässt dabei eine Schneise der Verwüstung, allerdings wird ihm hier emotional auch jede Menge abverlangt und das bleibt nicht ohne Folgen. Obwohl das Buch auf dem Cover als Köln-Krimi angepriesen wird, sind die regionalen Einflüsse hier eher überschaubar, dies wird durch reichlich Spannung und Dramatik aber mehr als ausgeglichen.

Wer auf spannende und eher düstere Kriminalromane steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Mein erstes Buch der Autorin wird mit Sicherheit nicht mein letztes bleiben.

Bewertung vom 13.07.2022
Déjà-vu
Scherf, H. C.

Déjà-vu


ausgezeichnet

Harter und kompromissloser Thriller um eine Familie im Würgegriff brutaler Verbrecher

Mit diesem Thriller bietet H.C. Scherf erneut spannende und ziemlich abgründige Unterhaltung. Nach einigen Thriller-Reihen, die der Autor in den letzten Jahren verfasst hat, handelt es sich bei diesem Buch nun um eine in sich geschlossene Geschichte, für die man kein Vorwissen benötigt.

Als ein Pärchen während eines heftigen Unwetters seine Fahrt nach einem Unfall nicht fortsetzten kann, klopfen sie an die Tür eines abgelegenen Hauses. Romy Leyendecker öffnet ihnen arglos die Tür und bietet ihre Hilfe an, obwohl sie mit ihrer Tochter Emma alleine ist, da sich ihr Mann Michael auf einer Geschäftsreise befindet. Wenn sie geahnt hätte, wen sie sich da ins Haus holt, hätte sie sich mit Sicherheit anders entschieden. Doch so nimmt das Verhängnis seinen Verlauf und die weiteren Ereignisse holen bei Romy die Erinnerungen an ein zurückliegendes traumatisches Erlebnis zurück, das eigentlich längst tief in ihrer Seele verschlossen schien.

Auch das neue Werk von H.C. Scherf überzeugt wieder durch eine nahezu perfekt aufgebaute Geschichte, einen packenden Schreibstil, ein hohes Erzähltempo und gut charakterisierte Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die zudem durchgehend vielschichtig angelegt sind. Ohne große Vorrede werden wir Leser mitten in das dramatische Geschehen geworfen, das anschließend konsequent und kompromisslos vorangetrieben wird. Dabei geht es ziemlich blutig und sprachlich entsprechend derb zu, die entsprechenden Szenen werden allerdings keineswegs als reiner Effekt eingesetzt und auch nicht allzu plakativ ausgeschmückt, sondern ergeben sich aus den Ereignissen und der Psyche der Täter, die zudem durchaus nachvollziehbar beschrieben wird.

Liebhaber von harten und abgründigen Thrillern werden hier erneut bestens bedient und unterhalten. Mich konnte der Autor dabei ein weiteres Mal auf ganzer Linie überzeugen und begeistern.

Bewertung vom 13.07.2022
Tödlicher Schmerz (eBook, ePUB)
Wind, Jennifer B.

Tödlicher Schmerz (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Abwechslungsreiche Kurzgeschichten für den kleinen Krimispaß zwischendurch

In diesem E-Book versammelt die Autorin Jennifer B. Wind vier abgründige Kurz-Krimis aus ihrer Feder und bietet dabei abwechslungsreiche und spannende Unterhaltung.

So begleiten wir einen LKA-Kommissar bei der Aufklärung eines Mordes, bei dem er selbst das Opfer im Schnee gefunden hat. Danach erleben wir, wie Lydia verzweifelt versucht, ihrem Peiniger zu entkommen und dabei vom Regen in die Traufe gerät. Sarah erwacht am Strand einer einsamen Insel und muss schnellstens klären, wie sie dort hingekommen ist und wo ihre Begleiter abgeblieben sind. Und am Ende reisen wir knapp 100 Jahre in die Vergangenheit und statten Alarich einen Besuch ab, der sich nach einem Schicksalsschlag auf eine kleine Insel zurückgezogen hat, auf der es neben ihm eigentlich nur Vögel und seinen Hund gibt. Doch dann gesellt sich auch noch eine Leiche dazu.

Auf knapp 100 Seiten entwickelt die Autorin vier spannende und zunächst undurchsichtige Geschichte, die ziemlich schnell zur Sache kommen und zum Teil ziemlich verblüffende Auflösungen bieten. Mit einem packenden Schreibstil treibt sie das Geschehen voran und trotz aller Kürze schickt sie dabei gut gezeichnete und vielschichtig angelegte Protagonisten ins Rennen, die durchgehend in der Lage sind, ihre jeweiligen Geschichten zu tragen.

Gelungene Kurz-Krimis, die perfekt für den kleinen Krimispaß für zwischendurch geeignet sind.

Bewertung vom 11.07.2022
Tod an der Lehmkuhle
Schönhoff, Friedrich

Tod an der Lehmkuhle


ausgezeichnet

Packendes Krimi-Debüt aus dem Münsterland, dass Lust auf mehr macht

Bei seinem Debüt gelingt dem Autoren Friedrich Schönhoff direkt ein spannender Münsterland -Krimi mit einem eher ungewöhnlichen Ermittlerpaar, das neben einem überzeugenden ersten Auftritt gleich schon reichlich Potential für weitere Fälle andeutet. Die ausgewogene Mischung aus Spannung und Lokalkolorit konnte mich auf ganzer Linie überzeugen und macht auf jeden Fall Lust auf mehr.

Als an der Lehmkuhle, einem kleinen Waldsee in der Nähe von Westerkappeln, die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, muss der gerade erst aus den USA zurückgekehrte Hauptkommissar Matthias Brockmann seinen Dienst beim KK11 der Münsteraner Kriminalpolizei vorzeitig antreten. Schließlich kommt er selbst ursprünglich aus der Gegend. An der Seite der forschen Kollegin Julia Degraf aus Ibbenbüren nimmt er die Ermittlungen auf und stößt schnell auf die obskure Kirche der „Büßer Gottes“, die auf Haus Cappeln ihr geistiges Zentrum gefunden haben. Ist der Mörder im Umfeld dieser sektenähnlichen Gemeinschaft zu finden ?

Mit einem packenden Schreibstil und viel Liebe zum Detail treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran, streut dabei reichlich Lokalkolorit aus dem Münsterland in das Geschehen ein und liefert am Ende nach einigen überraschenden Wendungen eine überzeugende Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Getragen wird das Ganze von einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die immer wieder für Überraschungen gut sind. Besonders das äußerst gelungene Zusammenspiel der beiden ungleichen Ermittler weiß dabei zu überzeugen.

Wer auf spannende Kriminalromane mit reichlich Lokalkolorit steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Ich hoffe auf weitere Fälle aus Westerkappeln und Umgebung.