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Island
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Nürnberg

Bewertungen

Insgesamt 548 Bewertungen
Bewertung vom 20.01.2023
Rote Sirenen
Belim, Victoria

Rote Sirenen


ausgezeichnet

"Rote Sirenen" ist ein autobiographischer Roman der Autorin, den diese bereits vor Ausbruch des Ukraine-Krieges abgeschlossen hatte, worauf sie im Vorwort und Nachwort kurz eingeht. Victoria ist in der Ukraine geboren und aufgewachsen, aber als Teenager in die USA gezogen. Als junge Frau kehrt sie dann regelmäßig in ihre Heimat und zu ihrer Großmutter mütterlicherseits zurück, weil sie spürt, dass sie im Herzen Ukrainerin ist und will mehr über die Geschichte ihrer Vorfahren herausfinden, was sich als gar nicht so leicht gestaltet, besonders was ihren Urgroßonkel Nikodim angeht, der in den 1930er Jahren spurlos verschwunden ist, wobei anscheinend der sowjetische Geheimdienst eine entscheidende Rolle spielte. Aber auch die jüngere Vergangenheit spielt im Buch immer wieder eine Rolle. Welche Folgen Tschernobyl für Victoria und ihre Familie hatte und schließlich die Annexion der Krim und die Folgen für die ukrainische Bevölkerung, insbesondere Victorias Oma Valentina.

So bekommt man durch die Lektüre auf jeden Fall tiefe Einblicke in ein Land, dessen Bewohner:innen tief verbunden mit ihrer Heimat sind, die aber schon sehr sehr lange immer wieder unter ihrem großen Nachbarn Russland, bzw. der Sowjetunion zu leiden haben und gerade deshalb ihre eigenen Traditionen pflegen und ihr Land nicht verlassen wollen. Victoria versteht nach ihren regelmäßigen Aufenthalten in der Ukraine und bei ihrer Großmutter viele Eigenheiten und Verhaltensweisen ihrer Landsleute und ihrer Familienmitglieder besser und auch als Leserin hat man am Ende das Gefühl, die Ukrainer:innen etwas besser kennengelernt zu haben und wünscht sich umso mehr, dass dort bald wieder Frieden herrscht und nicht noch mehr Leid geschieht. Was den Aufbau des Buches angeht, hätte ich mir, der einfacheren Lesbarkeit halber, aber etwas mehr Stringenz und weniger Zeitsprünge gewünscht, um leichter den Überblick behalten zu können.

Bewertung vom 17.01.2023
Deliciously Ella. How To Go Plant-Based
Mills (Woodward), Ella

Deliciously Ella. How To Go Plant-Based


ausgezeichnet

Wie der Titel schon vermuten lässt, erschien dieses Buch zur pflanzenbasierten Ernährung zunächst in englischer Sprache, da Ella Mills, die Autorin, Engländerin ist und mit ihrem Mann in London ein veganes Restaurant und ein Unternehmen für gesunde vegane Produkte führt. Bekannt wurde sie aber durch ihren Blog "Deliciously Ella", auf dem sie sich schon seit über zehn Jahren mit veganer Ernährung beschäftigt und auch Kochbücher hat sie bereits veröffentlicht.

Dieses Buch soll nun eine fundierte Basis für eine pflanzenbasierte Ernährung, gerade auch für die ganze Familie liefern. Dazu stellt die Autorin zunächst ihren eigenen Weg hin zur Ernährungsumstellung vor und lässt dann verschiedene Expert:innen zu Wort kommen, unter anderem Mediziner:innen und Ernährungsberater:innen, die darüber informieren, worauf man bei veganer Ernährung achten muss, vor allem, um ausreichend essentielle Nährstoffe zu sich zu nehmen. Einerseits als Erwachsene:r, es wird aber auch ausführlich auf die pflanzenbasierte Ernährung bei Kindern eingegangen.

Die Rezepte in diesem Buch sollen dann möglichst alltagstauglich sein, also nicht allzu kompliziert zuzubereiten und allen Familienmitgliedern schmecken. Daher gibt es recht viele One-Pot-Gerichte oder Aufläufe. Damit immer auch Kinder mitessen können, gibt es oft Tipps, welche Zutaten man besser erst später zugegeben sollte, wenn die Kinderportionen entnommen sind. Was die Zutaten angeht, verzichtet die Autorin bewusst auf hochverarbeitete Produkte und Industriezucker. Teilweise stellt sie Würzpasten, die Bestandteil verschiedener Gerichte sind, auf Vorrat her, diese Rezepte finden sich zu Beginn des Buches. Was die sonstigen Zutaten angeht, sollten die meisten Dinge auch in deutschen Supermärkten gut erhältlich sein. Relativ häufig werden grüne Linsen aus der Dose verwendet, diese sind mir im Biomarkt bisher noch nicht aufgefallen, ich würde Hülsenfrüchte, auch dem Klima zuliebe, aber sowieso lieber getrocknet kaufen und selbst vorkochen, ich nehme mal an, die Dosenprodukte sind dem Zeitfaktor geschuldet.

Insgesamt lieferte das Buch mir, die ich schon länger hauptsächlich vegan esse, noch einige interessante Fakten und Rezepte, von denen ich mir vorstellen kann, diese nachzukochen. Menschen, die über eine Ernährungsumstellung nachdenken, erhalten hiermit sicher eine gute Grundlage und ihnen wird einige Verunsicherung genommen. Zudem lassen sich die Rezepte relativ gut in den Alltag integrieren.

Bewertung vom 17.01.2023
Coming Home
Molcho, Haya

Coming Home


ausgezeichnet

Zunächst einmal überzeugt auch dieses Kochbuch von Haya Molcho im Brandstätter Verlag wieder durch seine hochwertige Ausstattung mit einem Hardcover Einband in Leinen-Optik und intensiven Farben.

Dieses Buch ist Hayas Familie gewidmet, die alle auch irgendwie an den Neni-Restaurants beteiligt sind und sich mit ihren jeweiligen Stärken einbringen. Den Söhnen Nuriel, Nadiv, Elior und Ilan und ihrem Ehemann Samy. In den verschiedenen Kapiteln widmet sie sich, beginnend mit sich selbst, dann jeweils den zu den verschiedenen Chatakteren passenden Gerichten und Leibspeisen ihrer Familie. So lernt man neben neuen Rezeptideen auch die Familie Molcho noch etwas besser kennen.

Die Gerichte sind, wie erwartet, mediterran-orientalisch und erfordern daher teilweise auch mal etwas ausgefallenere Zutaten, die man aber durchaus im gut sortierten Supermarkt bekommt. Hinten im Buch gibt es zudem die Rezepte für einige Grundkomponenten, die immer wieder benötigt werden.

Wie von den Büchern rund um Haya Molcho und das Neni gewohnt, spielen aber auch die Fotos die Fotos und das Layout eine gewichtige Rolle und das ist hier wieder sehr ansprechend ausgefallen und passt sehr gut zu dem Lebensstil, den die Familie pflegt und dem Lebensgefühl, das sie durch ihre Speisen und Kochbücher auch an andere weitergeben will.

Bewertung vom 15.01.2023
Lotta entdeckt die Welt: Im Frühling
Grimm, Sandra

Lotta entdeckt die Welt: Im Frühling


ausgezeichnet

Um die kleine Lotta dreht sich eine ganze Bilderbuchreihe für die Allerkleinsten (Verlagsangabe: ab 18 Monaten, aber sicher auch schon etwas früher interessant). Diese widmet sich verschiedensten kindgerechten Themen und Lotta ist so die Identifikationsfigur für die Kinder, die in allen Bänden immer wieder auftaucht und die sie dann bereits kennen und die etwa sollt alt ist wie sie.

Diesmal geht es, wie der Titel schon verrät, um alles, was der Frühling so mit sich bringt. Und so besucht Lotta ein kleines Fohlen auf seiner Weide, spielt mit jungen Kätzchen, sieht Lämmchen, freut sich, dass alles blüht, legt mit ihrer Oma ein Gemüsebeet an und entdeckt ein Vogelnest. Alles Dinge, die auch im Erfahrungsbereich der Kinder liegen.

Die Bilder unterscheiden sich in dieser Reihe etwas von vielen anderen Bilderbüchern, da es sich um eine Kombination aus Illustrationen und Fotos handelt, sodass vieles sehr realitätsgetreu, aber trotzdem sehr bunt und kindgerecht dargestellt wird. Eine Mischung, die ich für sehr gelungen halte. Auch die Texte sind sehr verspielt, kindgerecht, mit Tierlauten gespickt und durch Reime einprägsam, sodass das Vorlesen allen Spaß bringt. Das Buch selbst wirkt durch die Pappseiten recht stabil, was in dieser Altersgruppe ja auch wichtig ist.

Bewertung vom 15.01.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


ausgezeichnet

Bei "Verschwiegen" handelt es sich um den Auftakt einer neuen Island-Krimi-Reihe um die Polizistin Elma und ihre Kollegen Saevar und Hördur. Elma ist in der kleinen isländischen Stadt Akranes, knapp eine Stunde von Reykjavik entfernt, aufgewachsen, hat aber lange Zeit in der isländischen Hauptstadt gelebt, bevor sie nun in ihre Heimatstadt zurückkehrt.

Kurz nach ihrer Ankunft dort, wird in der Nähe des Leuchtturms die Leiche einer Frau gefunden, die nicht viel älter als Elma war. Schnell stellt sich heraus, dass auch sie ihre Kindheit in Akranes verbracht, den Ort aber seitdem gemieden hat und Elma versucht mehr über die Vergangenheit der Getöteten herauszufinden, was gar nicht so leicht ist, obwohl oder gerade weil in dem kleinen Ort quasi jeder jeden kennt.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Die Handlung bleibt lange spannend und es kommt immer wieder zu überraschenden Wendungen. Die Ermittler:innen sind mir sympathisch und ich möchte sehr gerne wissen, wie es auch privat mit ihnen weitergeht. Dass die Autorin selbst Isländerin ist, und Island nicht nur als Schauplatz gewählt wurde, wirkt sich ebenfalls sehr positiv aus. So findet sich viel authentischer Lokalkolorit und ihr gelingt es sehr gut, einzufangen, wie es ist, in einer isländischen Kleinstadt zu leben, in der jeder jeden kennt, noch dazu in einem Land, wo auch die Polizei jeden selbstverständlich duzt. Die raue, kleinstädtische Atmosphäre um Akranes passt sehr gut zur Handlung. Der Schreibstil war grundsätzlich gut lesbar, zunächst war ich nur etwas mit den vielen verschiedenen, recht fremd klingenden isländischen Namen überfordert, bis ich da den Überblick hatte, wer wer ist. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den nächsten Teil der Reihe!

Bewertung vom 14.01.2023
Bissle Spätzle, Habibi?
Alaoui, Abla

Bissle Spätzle, Habibi?


ausgezeichnet

Amaya ist 30 und Schauspielerin, wobei es bei ihr beruflich gerade nicht so ideal läuft. Ihre Familie hat marrokanische Wurzeln und ihre Familie ist zwar recht gut integriert, legt aber trotzdem noch Wert auf gewisse Traditionen. Dass Amaya als älteste Tochter mit 30 noch nicht verheiratet ist, finden ihre Eltern dann doch langsam bedenklich und so meldet sich Amaya ihrer Familie zuliebe auf der muslimischen Tinder-Variante Minder an, wodurch sie Ismael kennenlernt, sich dann aber in dessen besten Freund, Schwaben und Nicht-Muslim Daniel verliebt, was sie ihren Eltern aber lieber erst einmal verschweigt, was natürlich zu einigem Chaos führt.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Amaya ist eine moderne, starke Frau, die selbst entscheidet, wen sie attraktiv findet, aber zugleich auch ihre Familie nicht vor den Kopf stoßen will, auch wenn sie weniger Wert auf Tradition und Glauben legt, sondern für sich einen Weg gefunden hat, sich nicht vollkommen von all den geliebten Bräuchen zu lösen, aber auch einen sehr westlichen Lebensstil zu pflegen. Und auch die Darstellung ihrer Familie trieft nicht vor Klischees, was mir gut gefällt. Die weiteren Personen sind mir ebenfalls alle auf ihre Art sympathisch und es ist eine angenehme Dosis Humor und Selbstironie enthalten, ohne, dass es zu plump wird. Die Rückblicke in Amayas Jugend zwischendurch, tragen dazu bei, dass man sich noch ein bisschen besser in sie, die sie zwischen der deutschen und der marokkanischen Kultur aufgewachsen ist, hineinversetzen kann. Der Titel des Romans spricht mich persönlich jedoch nicht so an, da er doch eher eine Geschichte mit viel Klamauk und wenig Tiefgang vermuten lässt.

Bewertung vom 04.01.2023
Ginsterhöhe
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


ausgezeichnet

Dieser Roman spielt in dem kleinen Eifeldorf Wollseifen in der Zeit zwischen dem Ende des Ersten und dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Zu Beginn der Handlung kommt der junge Bauer Albert Lintermann mit durch eine Kriegsverletzung entstelltem Gesicht zu seinen Eltern, seiner Frau Bertha und ihrem gemeinsamen Sohn zurück. Diese erträgt seinen Anblick kaum und so steht diese Verletzung und ihre Reaktion darauf zeitlebens zwischen ihnen und beeinflusst die weitere Familiengeschichte. Nachdem es der Familie und den anderen Dorfbewohnern einige Zeit nach Kriegsende zumindest wirtschaftlich wieder besser geht, kommen die Nationalsozialisten an die Macht und bauen ausgerechnet im Umfeld von Wollseifen eine Kaderschmiede auf, was Folgen für die Dorfbewohner hat.

Mir hat dieser historische Roman, der teilweise auf wahren Begebenheiten beruht, sehr gut gefallen. Ich fand es interessant und teils auch bedrückend, zu erfahren, wie die beiden Weltkriege das Leben von Albert und der anderen Dorfbewohner beeinflussten, wie groß aber zugleich auch der Zusammenhalt innerhalb der Dorfgemeinschaft und teils auch noch darüber hinaus war. Der Schreibstil der Autorin ließ sich gut lesen und die historischen Fakten wirkten sorgfältig recherchiert. Gut gefallen haben mir auch die raue Haptik des Einbandes und die klimaneutrale Herstellung des Buches.

Bewertung vom 01.01.2023
Cäcilias Erbe / Gut Erlensee Bd.2
Weinberg, Juliana

Cäcilias Erbe / Gut Erlensee Bd.2


ausgezeichnet

Nachdem im ersten Teil der Erlensee Trilogie Margareta im Mittelpunkt stand, deren Herzblut der Druckerei ihrer Familie galt, dreht sich dieser zweite Band nun um Cäcilia, die 1922 gerade das Lehrerinnen-Seminar beendet hat und eine Stelle an der örtlichen Dorfschule bekommt, wo sie am liebsten einiges umkrempeln würde, was bei der Bevölkerung auf dem Land nicht nur gut ankommt. Zudem hadert sie mit dem Heiratsverbot, das damals noch für Lehrerinnen galt und auch, was ihre Eltern angeht, gibt es einiges aufzuarbeiten. Zumindest kann sie sich auf die Unterstützung des Rests der jungen Generation auf Gut Erlensee und auf die der Großmutter dort verlassen.

Ich habe mich sehr über das "Wiedersehen" mit den Bewohnern von Gut Erlensee gefreut, auch wenn ein Teil der Protagonist:innen aus dem ersten Teil nun eher am Rande auftauchen. Aber, Cäcilia ist mir sehr sympathisch und ich kann mich gut in sie hineinversetzen. Besonders interessant finde ich ihre ersten Erfahrungen als Dorfschullehrerin und die Unterschiede zur heutigen Zeit, da ich selbst als Lehrerin arbeite, aber auch ansonsten war es spannend, in diese Zeit einzutauchen, in der Frauen noch viel mehr für ihre Rechte kämpfen mussten. Der Schreibstil der Autorin ist gut lesbar und anschaulich. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den letzten Teil der Trilogie.

Bewertung vom 01.01.2023
Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1
Aicher, Petra

Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1


ausgezeichnet

Dieser Roman, ich nehme an, er ist bewusst nicht als historischer Krimi klassifiziert, spielt in München in der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Die junge Krankenschwester vom Land, Anna Zech, tritt im Jahr 1912 eine Stelle in der Münchener Gerichtsmedizin an, wo sie als junge Frau erst einmal skeptisch empfangen wird. Gleich bei ihrem ersten Fall, einer toten Schauspielerin, beweist sie aber, dass sie der Arbeit durchaus gewachsen ist. Durch ihre Mitarbeiter bei der Untersuchung dieser Wasserleiche wird der verarmte Adelige Fritz von Weynand auf sie aufmerksam, der heimlich ein Doppelleben als Skandalreporter führt und hofft, über die noch recht naive Anna Details zum Tod der Schauspielerin zu erfahren. Anna durchschaut sein Spiel aber schnell und so entwickelt sich langsam eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe und eine Art Freundschaft, trotz aller Unterschiede und sie bekommt durch ihn spannende Einblicke in die Münchener Gesellschaft und ins Schwabinger Nachtleben.

Mir hat dieser erste Teil einer neuen Reihe sehr gut gefallen. Im Mittelpunkt steht keine Liebesgeschichte, sondern eine Art Freundschaft zwischen einer jungen kleinbürgerlichen Frau und einem wohlhabenden Adeligen, der einige Jahre älter ist als sie. Für die damalige Zeit sicher recht ungewöhnlich. Ich mag, wie Anna sich nicht einschüchtern lässt, weder durch ihn noch durch ihre Arbeit oder bestimmte Konventionen und wie sie erst einmal beruflich etwas erreichen will, bevor sie über Heirat nachdenkt. Auch Fritz von Weynand ist mir trotz mancher Schwäche sympathisch, wie er mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, manch Fehlverhalten und Doppelmoral in Adelskreisen aufdeckt und sich für die einsetzt, die ihm wichtig sind. Der Schreibstil war gut lesbar und der Kriminalfall um die ermordete Schauspielerin hat am Ende nochmal eine überraschende Wendung, steht aber für mich eher im Hintergrund. Was ich hilfreich gefunden hätte, wäre eine Karte mit den Schauplätzen in München im Einband, damit ich diese besser einordnen kann, da ich München zwar kenne, aber eben doch nicht so gut, dass diese mir alle vertraut wären.

Bewertung vom 28.12.2022
Ein Leben für das Recht auf Liebe / Die Hafenärztin Bd.3
Engel, Henrike

Ein Leben für das Recht auf Liebe / Die Hafenärztin Bd.3


ausgezeichnet

Dieser dritte Teil der Reihe um die Hamburger Hafenärztin Anne Fitzpatrick, die eigentlich die Tochter eines reichen Reeders ist, spielt im Jahr 1911. Anne wird zufällig Zeugin eines Mordes an einer jungen chinesischen Prostituierten in der Schmuckstraße auf St. Pauli. Schnell kommt der Verdacht auf, dass der Hafenmörder von Stetten wieder sein Unwesen treibt und auch Annes Vater scheint in Hamburg etwas nicht wirklich Legales vor zu haben. Kommissar Rheydt und seine Männer ermitteln im Fall der toten Chinesin. Unterdessen hat Helene Curtius Rheydt nicht aus dem Kopf bekommen, während ihre beste Freundin Pauline unglücklich verheiratet ist.

Mir hat auch dieser Teil der Reihe wieder sehr gut gefallen. Beim Lesen lernt man Hamburg von einer ganz anderen Seite kennen und begibt sich auf Zeitreise in ein spannendes Jahrzehnt, kurz vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges, als immer mehr Menschen und Waren aus den Kolonien nach Hamburg kamen und der Elbtunnel gebaut wurde. Anne und Helene als Protagonistinnen sind ihrer Zeit weit voraus und kämpfen für ihre Freiheit und die anderer Frauen. Der Schreibstil ist gewohnt gut lesbar und die Atmosphäre im Hamburg der damaligen Zeit kommt sehr gut rüber.