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Jazz

Bewertungen

Insgesamt 636 Bewertungen
Bewertung vom 08.11.2022
Hot Cuisine
Uhlig, Elena;Karl, Fritz

Hot Cuisine


ausgezeichnet

Ich kannte beide noch nicht, aber ich empfehle das Kochbuch definitiv jedem Fan der beiden. Während des Lesens habe ich mich ein bisschen in dieses Pärchen verliebt!

Inhaltlich gibt es nämlich ein Interview der beiden, in denen man den gegenseitigen Respekt und die Liebe beider sehr versteht. Nun, zum Hauptteil: Die Gerichte sind in Vorspeisen, Hauptgerichte: vegetarisch, Fleisch und Fisch geteilt, dann noch Beilagen und zum Schluss Desserts.
Die Rezepte sind sehr französisch, aber einfach nach zu kochen. Wer gern Fleisch in Wein isst, dem ist das Buch wirklich zu empfehlen. Das Buch hat wirklich viele Rezepte zu Kalb, Rind, Schwein, aber auch Fisch, das oft in verschiedenen Weinen gekocht wird. Daher ist das für Menschen, die vegetarisch und co. unterwegs sind, eher ungeeignet, obwohl es ein paar Rezepte gibt. Die Mehrheit ist eher fleischlastig.

Fazit: Wer ganz authentisch Hühnchen in Wein, Fisch in Wein, und viele französische Desserts wie Mousse au Chocolate oder Souffles selbst zubereiten möchte, dem empfehle ich das Buch auf jeden Fall!

Bewertung vom 08.11.2022
No Longer Yours / Mulberry Mansion Bd.1
Niemeitz, Merit

No Longer Yours / Mulberry Mansion Bd.1


weniger gut

Ich habe mit dem Buch gestartet und nach 20 Seiten erst einmal nicht reingefunden und eine Pause eingelegt, andere Bücher gelesen. Nach ein, zwei Wochen habe ich wieder zu diesem gegriffen und ihm eine neue Chance gegeben. Es wurde nicht besser, aber diesmal habe ich es gelesen.

Stilistisch vorab: Nicht streng chronologisch erzählend. Es gibt immer wieder Rückblenden als ganze Kapitel. Außerdem ist der Roman aus der Ich-Perspektive von Avery und Eden geschrieben, wobei Averys Part sicher 80:20 Überhand nimmt.

Mein großes Problem war, dass die Beschreibungen mir viel zu detailliert waren. Schön, dass Niemeitz so eine bildliche Vorstellungen hat, aber sie über mehrere Seiten zu lesen ohne dass sie einen inhaltlichen Beitrag leisten, ist auf 524 Seiten ermüdend. Das gilt sowohl für die Schilderung des Hauses als auch für die Kleidung der Charaktere. Hin und wieder gibt es dann sogar Schleichwerbung für Marken, ohne ersichtlichen Grund, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Niemeitz oder der Verlag dafür Geld von den companies bekommen hat.

Die Protagonistin Avery war zudem in meinen Augen eine große Mimose. Ja, den Vater zu verlieren ist schwer, aber ich will in meiner Freizeit nicht 500 Seiten lang lesen, wie sie deshalb so blockiert. Abgesehen davon war das Drama und die ganzen Trigger auf ihrer Seite wirklich sehr low und daher in meinen Augen sehr übertrieben dargestellt.

Zudem war das Pärchen ein klassisches "Ich kann ein Nein nicht akzeptieren und deshalb warte ich und suche etc." Schon ein bisschen creepy, wenn sie seit 2 Jahren getrennt sind. Life goes on.

Ich könnte mit negativen Aspekten fortsetzen, das wären dann aber nur noch Details zu bestimmten Szenen, die im Großen nicht so viel Gewicht haben. Zum Beispiel: 20-jährige Studenten fliesen ohne Ausbildung problemlos ein Bad. Sure! Als wäre das Fliesenschneiden so einfach.

Daher das Fazit: Wer gern einen langen Atem hat und ein vor sich hin dümpelndes Buch lesen mag, dem empfehle ich es mit ganz vielen Tassen Tee für ein verregnetes Wochenende.

Bewertung vom 01.11.2022
Stadt, Land, Herz
Bach, Nina

Stadt, Land, Herz


weniger gut

Der Roman konnte mich nicht sofort packen, sodass ich ihm eine zweite Chance geben musste. Aber auch dann lief es für mich mehr schlecht denn recht. Denn ab und an tauchen ganze badische Phrasen auf, die ich nicht verstehen konnte. Auf Dauer frustriert das dann und man beginnt Textabschnitte zu überfliegen. Das artete bei mir dann so weit aus, dass ich das letzte Drittel aus Langeweile komplett querlas.

Die Protagonistinnen sind beste Freunde und beide nicht unbedingt zu hundert Prozent ihren Freunden gegenüber treu. Die eine ist dann schwanger und weiß nicht von wem und jubelt es dann einfach einem der beiden potentiellen Väter unter, der naiv wie er ist, es natürlich sofort glaubt und sich daran macht eine Krippe zu werkeln. Die Männer sind um ehrlich zu sein beide zu gut für sie. Eine Protagonistin ist zudem Kolumnistin und im Text tauchen immer wieder kurze Kolumnen von ihr auf, die sie für ihre Zeitschrift schreibt. Die waren genauso nervig wie das Badische. Die habe ich dann auch komplett übersehen.

Fazit: Nicht zu empfehlen.

Bewertung vom 31.10.2022
Maybe this year - Dieser eine Tag im Winter
Bell, Emily

Maybe this year - Dieser eine Tag im Winter


ausgezeichnet

Dieser Roman ist ein klassischer Liebesroman, der an Weihnachten spielt.

Joe und Norah kennen sich schon ihr halbes Leben und sich mit 30 nun die einzigen ihrer Clique, die noch Single sind. Kurz vor Weihnachten 2019 ohne konkrete Pläne Weihnachten zu feiern, erinnert sich Norah an ein Versprechen, das sie Andrew, einem kurzen Urlaubsflirt, vor 10 Jahren in Italien gegeben hatte. Sollten beide noch Single sein, so sollten sie sich in Dublin vor einem Café treffen. Spontan entscheidet sie sich zusammen mit Joe sich auf den Weg zu machen und nach Dublin zu reisen. Wird Andrew da sein und auf sie warten oder wartet auf sie ein ganz anderes Weihnachtswunder?

Ich hatte viel Spaß dabei den Roman zu lesen. Bell schreibt aus der Ich-Erzähler Perspektive, sodass man sich gut in Norah hineinversetzen kann. Der ganze Roman hindurch ist eine Reise durch das regnerische London, die historische und prestigereiche Stadt Dublin und Verona, der Stadt von Romeo und Julia. Durch das Lesen all der Sehenswürdigkeiten, die sie besuchen, und vielen genannten Details bekommt man das Gefühl mitten im Geschehen zu sein und die Protagonisten direkt vor den Augen erleben zu können. Aufgrund von zahlreichen und langen Rückblenden ist der Roman nicht streng chronologisch aufgebaut, aber dadurch erfährt man parallel zur Reise nach und in Dublin, wie sie unter anderem Andrew kennen und lieben gelernt hat.

Kritik: Das Cover gefällt mir nicht sehr. Die Farben harmonieren nicht in meinen Augen nicht besonders. Außerdem ist im ersten Drittel des Buchs eine sehr lange Sequenz, in der Norah noch in London sehr viel rund um ihren Job als Musiklehrerin erzählt.

Musik spielt generell eine sehr wichtige Rolle im Roman. Nicht nur sind die Titel der einzelnen Kapitel immer ein Songtitel, sondern werden sie auch direkt im Text mit in die Geschichte eingebunden. Durch das parallele Hören der in den Szenen vorkommenden Lieder kann man das Gelesene noch besser nachempfinden. Die Integration dieser hat mir hier sehr gut gefallen. Mit langweiligen Playlists als Anhang kann ich nichts anfangen. Aber so scheint der Roman mir wie ein Film mit Soundtrack! Die Songauswahl ist dabei auch für mich erfrischend neu gewesen. Wer dem Jazz aus den 40ern und 50ern verfallen ist, dem empfehle ich das Buch von ganzem Herzen!

Fazit: Absolute Empfehlung für alle Frauen, die Liebesromane zu Weihnachten lesen wollen! Das Buch ist absolut herzerwärmend!

Bewertung vom 31.10.2022
Mehr Nervennahrung
Lugert, Verena

Mehr Nervennahrung


ausgezeichnet

Mehr Nervennahrung ist ein Kochbuch voller neuer Ideen, um herzhafte und süße Gerichte zu zaubern.

Nach einer kurzen Einleitung, in der sie schreibt, wie sie zum Kochen und Schreiben kam, folgt anschließend der Rezeptteil in vier großen Kapiteln. Diese sind sehr praktisch nach Saison geteilt. Dabei allerdings nicht nach Frühstück, Hauptspeise und Dessert, sodass man hier etwas suchen muss, aber es gibt ja noch einen praktischen Anhang mit Glossar.

Die Küche ist sehr international gehalten. Es gibt Gerichte mit Fisch, Meeresfrüchten und Fleisch. Die Rezepte sind allesamt realisierbar und man braucht auch keine exotischen Zutaten, die man nur in geringer Menge für ein Rezept benötigt wie in vielen anderen Kochbüchern.

Zu jedem Gericht gibt es zwei Doppelseiten. Die ersten zwei mit Hintergrundinformationen zum Gericht und die anderen zwei Seiten mit Bild und Rezept inklusive Zubereitung. Das habe ich bisher nicht in solch einer Form gesehen, musste für mich nicht unbedingt sein, aber mal etwas Neues, Anderes. Vielleicht gefällt es ja jemandem und man kann in der Wartezeit des Kochvorgangs ein bisschen mehr über das Gericht erfahren.

Fazit: Absolut empfehlenswert für Anfänger als auch Fortgeschrittene, die neue Rezepte entdecken wollen!

Bewertung vom 29.10.2022
Das Gute-Laune-Kochbuch
Sokol, Andrea

Das Gute-Laune-Kochbuch


sehr gut

Am Anfang folgt wie in vielen neuen, modernen Kochbüchern viel Palaver als Einleitung, was Glück ist und co. Mir hat der Aspekt rund um Zusatzstoffe aber sehr gefallen. Das hat mir wirklich die Augen geöffnet. Ansonsten war mir von der Einleitung eigentlich alles bekannt, dass clean eating, fasten etc. gesund ist und vor allem Vitamine zur guten Laune beitragen.

Danach startet sie mit den Rezepten, indem sie eine Hauptzutat in den Vordergrund stellt und erneut von den positiven Aspekten berichtet, um anschließend ein paar Rezepte mit Fotos folgen zu lassen.

Diese Hauptzutaten sind sehr gesund und daher Geschmackssache und teilweise schwer beim Einkaufen zu finden, sodass man auch online shoppen muss, was ich bei Lebensmitteln aber lieber umgehe.

Hier eine Liste: Amarant, Bohnen, Brokkoli, Carob, Erdmandeln, Fenchel, Flohsamenschalen, Spargel, Gurke, Kakao, Quitte, Rosenkohl, rote Beete, Sellerie, Topinambur und Zwiebel. Zu all dem gibt es Rezepte. Wer das nicht gern isst und auch nicht probierfreudig ist, der wird sich keinen Gefallen mit dem Kochbuch machen. Für alle, die diese Zutaten dagegen lieben, werden sicher ihren großen Spaß am Kochen finden.

Kritik: Teilweise fehlen bei manchen Zutaten oder Rezepten bei Gewürzen und Kräutern Fotos und dafür sind auf mehreren Seiten großflächige Fotos von Sokol mit einem breiten Grinsen mitten in ihrem Garten abgebildet. Da erschließt sich mir der Sinn nicht.

Fazit: Insgesamt sind die Rezepte eine gute Mischung zwischen einfach und schwierig, wobei manchmal aber auch ein paar exotische Zutaten vorkommen, die nicht in meiner Küche zu finden sind. Außerdem ist das Buch wirklich stark saisonal beschränkt.

Bewertung vom 28.10.2022
Die Halligfischerin / Hallig Bd.2
Elste, Karen

Die Halligfischerin / Hallig Bd.2


ausgezeichnet

In "Die Halligfischerin" geht es zurück auf die Hallig Südfall. Diesmal im Vordergrund Brar, den Nachbarn, den man schon aus Band 1 kennt und Ines, der Tochter Charlottes.

Brar, der Ornithologe kümmert sich um die Hallig während Annika, seine Freundin kaum mit dem neuen Wohnort zurecht kommt. Gleichzeitig ist da noch seine alte Studienkollegin Lena, die ganz in der Nähe arbeitet...

Gleichzeitig erfahren wir ein großes Familiengeheimnis von Ines, das Vieles auf den Kopf stellt.

Stilistisch ist der Roman erneut in verschiedenen Erzählerperspektiven geschrieben, sodass man sich gut in jede Person hineinversetzen kann. Die Hälfte findet etwa in der jetzigen Zeitebene statt und die Erzählungen rund um das Geheimnis in den jungen Erwachsenenjahren von Ines, 1967-1978, im Tagebuchformat.

Inhaltlich ist der Fokus diesmal mehr auf das Thema Familie gesetzt. Die Gefühlsebene steht im Hintergrund. Das hat mich ein bisschen überrascht, nichtsdestotrotz hat mir der Roman dennoch sehr gut gefallen. Gerade während des Lesens hatte ich hin und wieder ein paar Fragen, die dann im weiteren Verlauf direkt im Text erklärt wurden, sodass man kaum das Gefühl hatte, dass man gerade nebenbei etwas über das Halligleben erfuhr. Absolut brillant gelöst! Daran erkennt man das Talent Elstes und wie viel Recherchearbeiten sie betrieben hat und Herzblut sie in ihr Werk gesteckt hat.

Absolute Empfehlung für alle, die Band 1 schon geliebt haben!

Bewertung vom 28.10.2022
Das große Brotbackbuch
Bauer, Christina

Das große Brotbackbuch


ausgezeichnet

Das Buch ist ein wirklich ausgezeichnetes Backbuch, um jede mögliche Sorte von Brot from scratch zu backen.

In der Einleitung schreibt sie kurz, wie sie zum Backen kam. Sie kommt aber recht schnell zum eigentlichen Thema des Buchs. Ihr allgemeines Grundrezept ist einfach gehalten und Schritt für Schritt mit vielen Bildern erklärend. Anschließend folgen Unterschiede zu Mehltypen und co. in einer Tabelle. Danach noch Backtriebmittel mit Umrechnungstabelle. Alles ist wirklich sehr ausführlich und geordnet dargestellt. Die Basics sind erst auf S. 23. Das hätte ich vorher erwartet, was man alles zum Backen benötigt.

Anschließend folgt die richtige Knettechnik, sollte man per Hand kneten bevorzugen und wie man ein Brot formt und wie man mit der verschiedenen Teigkonsistenz am besten umgeht.

Der Hauptteil besteht aus den Rezepten. Erst stellt sie wieder ein paar Grundrezepte vor, was man alles aus diesem Teig herstellen und formen kann und welche Fehler passieren können. Sauerteig wird ebenfalls Schritt für Schritt erklärt. Ab Seite 72 folgen dann Rezepte für sehr viele Brotsorten: Brot, Brötchen, süßes Brot und schließlich auch herzhaft gefülltes Gebäck.

Im Anhang folgen noch ein paar hilfreiche Tipps für allgemeine Fragen. Außerdem gibt es zu vielen Rezepten auch Videotutorials.

Fazit: Empfehlenswert für jeden, der gern Brot backt oder damit starten will.

Bewertung vom 22.10.2022
Das Glück auf der letzten Seite
Bonidan, Cathy

Das Glück auf der letzten Seite


gut

Ich habe mich so sehr auf diesen Roman gefreut. Ein Briefroman. Solche gibt es so selten und jetzt auch noch im Vordergrund von Paris? Ich bin verliebt! Leider war der Schreibstil aber eine große Spaßbremse. Sprachlich ist das Buch wirklich auf einem sehr hohen Niveau. Bonidan verfügt über einen extrem großen Wortschatz und lässt das auch in jedem Satz wissen. Das vermag am Anfang noch begeistern und höchst poetisch anmuten, nimmt aber mit jeder Seite etwas ab, da es mühsam und anstrengend wird, der Handlung zu folgen, da hinzu kommt, dass plötzlich sehr viele Charaktere eingebaut werden, die durch mehrere Ecken miteinander zu tun haben...

Verwirrend zudem, dass die besten Freundinnen ebenfalls nur per Brief kommunizieren und die Telefonnummern oder E Mail Adressen einander nicht kennen... Außerdem bittet der Autor des Manuskripts die Protagonistin höflich, die Suche zu unterlassen und sie widersetzt sich diesem Wunsch. Das fand ich unhöflich ihm gegenüber. Sie ist mir generell mit ihrer Art absolut unsympathisch gewesen. Sie setzte ihren Willen in jeder Situation ohne Konsequenzen durch. Sehr unrealistisch in vielen Szenen. Daher etwas frustrierend und nervend auf Dauer.

Inhaltlich darf man eine wilde Irrfahrt durch halb Europa erwarten, nur um die Reise eines Manuskripts wiederzuentdecken. Lohnt sich das? Nun, das muss jede für sich entscheiden.

Bewertung vom 19.10.2022
Das Fest der Liebe
Meltzer, Jean

Das Fest der Liebe


gut

Ich hatte am Anfang die Erwartung, dass es sich hierbei um einen humorvollen Liebesroman handeln wird. Aber ich wurde recht schnell eines Besseren belehrt. Anstatt mir das Judentum näher zu bringen, wurden die Traditionen und Feiertage ins Lächerliche gezogen. Nicht das, was ich erwartet habe, aber nachdem ich eben gelesen habe, in welche Richtung es eher ging, habe ich mich nach 10 Prozent etwa einfach auf das Niveau begeben und meine Erwartungshaltung dementsprechend geändert. Es folgten nämlich sehr viele Klischees über Juden. Und hin und wieder musste ich dann doch über manchen Witz lachen. Ich denke, wenn eine Jüdin das schreibt, dann ist das auch okay und nicht antisemitisch. Aber überrascht hat es mich auf jeden Fall. Rachel witzelt darüber, dass koscheres Essen überteuert sei, Geizkragen, die für ihr Übergepäck nicht zahlen wollen und sich aus solchen Situationen immer herausreden, die Protagonistin erfindet selbst Talmud Verse in sarkastischem Unterton. Zwischenzeitlich wurden mir die Charaktere so reich dargestellt, dass ich mich fragte, ob an dem Gerücht doch etwas Wahres dranhängt, dass alle Juden in Geld schwimmen...
Mit der Zeit wurde es aber besser, man lernte nicht viel, aber ein bisschen mehr über die Religion. Allerdings wurden die Regeln dann auch nur erzählt und nicht näher erklärt. Daher habe ich nicht verstanden und nachvollziehen können, warum man über Schabbat kein Telefon benutzen darf. Sie dürfen das Licht nicht an und ausschalten, aber Geschirr spülen? Ich habe während dem Lesen zunehmend mehr Fragen als Antworten bekommen. Insgesamt bekam ich aber das Gefühl, dass das eine Religion ist, die ein paar Neuerungen gebrauchen könnte, in meinen Augen, aber auch in den Augen von Meltzer, da sie in einer Szene selbst schreibt, dass die Religion eine "obsessive Ablehnung an Entwicklung und Anpassung" strikt durchsetzt. Was mich dann aber richtig schockiert hat ist, dass man an Schabbat Kerzen anzündet und anschließend zum Gottesdienst geht. Was für Versicherungen schließend Juden ab? Da ist doch die Brandgefahr riesig, wenn Kerzen unbeaufsichtigt über Stunden brennen? Und den Sinn habe ich hier wieder nicht nachvollziehen können.

Die Eltern von Rachel sind sehr konservativ jüdisch. Durch die strenge Erziehung hat Rachel aufgehört Spaß in ihrem Leben zu haben. Dieser Satz im Buch hat mich wirklich traurig gestimmt. Denn gleichzeitig schien durch, wie sehr sie ihre Eltern liebt und diese im positiven Licht darstellt. Das passte nicht, ein bisschen Kritik wäre hier definitiv angebracht gewesen. Aber ich konnte die Eltern dennoch nicht ganz fassen. In einem Punkt erklärte Rachel, dass orthodoxe Juden das fremde Geschlecht nicht berühren außer ihrer ehelichen Partner. Gleichzeitig hat ihr Vater, ein Rabbi kein Problem damit, dass seine Frau fremde Männer in ihrem Haus umarmt? Das passte für mich nicht wirklich zusammen.
Der beste Freund Rachels ist ein schwuler Jude. Das war für mich auch verwirrend, da orthodoxe Juden Homosexualität abstoßen. Dass Rachel dann so ein großes Problem damit hat, sich vor ihrer Gemeinde als perfekte Rabbitochter zu präsentieren und daher dringend verschweigen muss, dass sie krank ist und Weihnachtsromane schreibt und gleichzeitig aber mit einem Schwulen abhängt, war für mich absolut widersprüchlich. Zunehmend wurde in meinen Augen jeder Funke an Glaubwürdigkeit im Roman zerstört.
Insgesamt wurde mir auch nicht klar, warum Rachel unbedingt auf so einen Ball musste, um einen Roman zu schreiben, wenn sie die Zeit auch einfach mit intensiver Recherche hätte definitiv besser nutzen können.

Durch all die Ungereimtheiten im Buch, empfand ich den Roman als nicht wirklich rund.
Das Schlimmste war aber das Ende. Ich empfand die Aktion einfach nur als degradierend und höchstpeinlich, wobei die Szene wohl eine Geschichte im Judentum nachstellen sollte und daher als romantisch aufgenommen werden sollte. Das hat meiner Meinung nach gar nicht funktioniert. Ich habe mich viel mehr fremdgeschämt während dem Lesen. Der schwule beste Freund war am Ende dann auch too much. So klischeebeladen, dass mir schlecht geworden ist.

Insgesamt hat sich Meltzer wirklich viel Mühe gegeben und das erkenne ich auch an, aber den wichtigsten Aspekt hat sie einfach außer Acht gelassen. Die Gefühlsebene. Da trafen sich zwei Personen, die sich mit 12 Jahren ineinander verguckt hatten, nach 18 Jahren für eine Woche wieder und es war plötzlich die große Liebe? Das kann man als Leser nicht nachvollziehen. Sie hatten dann keine Dates, nichts Romantisches unternommen etc. Die Liebe kam nicht rüber. Ich konnte sie nicht spüren. Es hieß eher andauernd: Er/Sie sah so gut aus! Das reicht mir nicht.