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leserattebremen
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Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2017
Die Braut sagt leider nein
Gier, Kerstin

Die Braut sagt leider nein


sehr gut

Elisabeth hat das Gefühl, endlich Glück zu haben. Ihr Alex ist ein echter Traummann, endlich will er sie auch heiraten und gemeinsam bauen sie sich ihr Traumhaus auf einem Grundstück, das Elisabeth geerbt hat. Doch als der Architekt und Traummann immer mehr Zeit auf einer Großbaustelle verbringt, während sie mit Hochzeitsstress und Baustelle alleine zurückbleibt, kommen doch leichte Zweifel auf, ob der Traummann wirklich so ein Traum ist. Als sie dann erfährt, dass er neben der Großbaustelle auch noch viel Zeit für eine junge Praktikantin aufwendet, beschließt Elisabeth, ihm die Lektion seines Lebens zu verpassen- direkt bei der Hochzeit.
Kerstin Giers Roman „die Braut sagt leider nein“ ist typisch für die Autorin eine leichte und humorvolle Geschichte über eine Frau auf der Suche nach der großen Liebe. Gesprochen wird dieses Hörbuch von Irina von Bentheim, die schon zahlreiche Hörbücher eingesprochen hat und auch Elisabeth mit ihrer ganz eigenen Art eine tolle Stimme verleiht. Auch wenn sie etwas naiv durchs Leben stolpert, ist Elisabeth sympathisch und man steht bei der Geschichte voll und ganz auf ihrer Seite. Etwas schade finde ich, dass die Autorin mit dem Titel des Buches schon fast den ganzen Clou des Romans verrät, man weiß von Anfang an wie es ausgeht. Das hat mich beim Hören schon etwas gestört, ansonsten ist Kerstin Gier wie immer eine Garantin für lustige Frauengeschichten, die nicht tiefgehend sind, aber unterhalten.
„Die Braut sagt leider nein“ ist eine sehr amüsante Geschichte, die toll eingesprochen wurde von Irina von Bentheim und die mit etwas über fünf Stunden Hörzeit auch für alle geeignet ist, die weniger Zeit für Hörbücher haben.

Bewertung vom 19.05.2017
The Girl Before
Delaney, J. P.

The Girl Before


sehr gut

Es ist ein hochmodernes Haus mit vielen Eigenarten, in das Emma mit ihrem Freund Simon einzieht. Doch nach einem Einbruch in Ihre Wohnung bietet es eine Menge Sicherheit und so ist sie bereit, die zahlreichen Auflagen des Vermieters, die vollständig in ihr Privatleben eindringen, zu akzeptieren. Jahre später zieht mit Jane eine andere Frau in das gleiche Haus, ebenfalls auf der Suche nach Ruhe und Geborgenheit. Doch Stück für Stück erfährt sie mehr über Emma, die ihr so ähnlich gewesen sein soll – und in dem Haus zu Tode kam.
„The Girl Before“ von JP Delaney hat ein sehr eindringliches und gruseliges Grundkonzept, denn die Geschichte von Emma und Jane wird immer im Wechsel erzählt. Dadurch sind wir Jane als Leser immer ein Stück voraus und die Spannung packt einen, da einem immer klarer wird, dass Jane vermutlich in großer Gefahr ist. Alles dreht sich dabei um den spleenigen Architekten des Hauses, Edward Monkfort, einen absoluten Kontrollfreak, der keinesfalls ein distanziertes und professionelles Verhältnis zu seinen Mieterinnen sucht. Das Buch lebt von der Spannung, ob Jane wohl etwas Ähnliches passiert wie Emma, worauf die Geschichte zumindest hinauszulaufen scheint. Doch so einfach macht es sich der Autor nicht. Schon der Untertitel spielt mit den Erwartungen der Leser, „Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot“ führt einen in eine bestimmte Richtung und leitet durch die sehr spannende und phasenweise psychotische, fast düstere Stimmung.
Mir hat „The Girl Before“ sehr gut gefallen, es ist spannend geschrieben und vorhersehbar, so dass man beim Lesen die ganze Zeit gut in der Story bleibt. Für alle Fans von Psychothrillern ist „The Girl Before“ ein absolutes Muss.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.05.2017
Bis ans Ende der Geschichte
Picoult, Jodi

Bis ans Ende der Geschichte


ausgezeichnet

Sage Singer arbeitet als Bäckerin am liebsten nachts. Auch um sich zu verstecken, denn seit einem Autounfall trägt sie eine große Narbe im Gesicht. Zudem hat sie schon jung beide Eltern verloren, ein Schicksalsschlag mit dem sie nur schwer umgehen kann. In einer Trauergruppe lernt sie den über 90-Jährigen Josef Weber kennen und freundet sich mit dem freundlichen Mann an, der so viel Verständnis für sie zu haben scheint. Doch eines Tages erzählt er ihr von seinem dunkelsten Geheimnis, verbunden mit einer Bitte, die Sage unerfüllbar scheint. Sie muss sich damit auseinandersetzen, wie man Unaussprechliches vergeben soll und inwieweit der Mensch eigentlich ein Anrecht auf Gnade hat.
Jodi Picoult hat mit „Bis ans Ende der Geschichte“ wieder eine unglaublich bewegende und warmherzige Geschichte geschrieben, die einen als Leser beeindruckt und bewegt. Sage hat schon viel in ihrem Leben mitmachen müssen und wird durch Josef Webers Geständnis auch mit der eigenen Familiengeschichte konfrontiert. Sie wird in ein moralisches Dilemma katapultiert, das ihre eigenen Probleme in den Hintergrund schiebt und ihr trotz aller Schwierigkeiten neues Selbstbewusstsein gibt, was ich sehr faszinierend fand. Picoult beschreibt die ganze Geschichte äußerst glaubwürdig. Sie setzt sich in dem Buch nicht nur mit Sage und ihrer Familie auseinander, die jüdischen Glaubens ist, aber diesen Glauben fast nie praktiziert hat. Sie zeigt auch, dass dieses Buch sehr viel Recherche voraussetzt, denn die Passagen über den Holocaust sind derart detailliert und gleichzeitig glaubwürdig geschildert, das die Autorin vermutlich viel Zeit investieren musste, um diese so gestalten zu können.

Jodi Picoult hat ein besonderes Talent für Bücher, die noch lange in einem nachhallen. Sie verbindet auf wunderbare Weise einen spannenden und flüssigen Schreibstil mit tiefgehenden Themen, die einen beim Lesen sehr bewegen. Für mich ist das ein absolutes Ausnahmetalent und so kann ich auch „Bis ans der Ende der Geschichte“ nur uneingeschränkt allen weiterempfehlen.

Bewertung vom 10.05.2017
Die Polarfahrt
Sides, Hampton

Die Polarfahrt


ausgezeichnet

Im Jahr 1779 begibt sich George W. De Long mit seiner Crew auf eine ganz besondere Reise: Sie wollen einen Seeweg zum Nordpol finden, um den sich noch viele Gerüchte ranken. Es soll dort warm sein, belebt, es gebe noch Mammuts und Säbelzahntiger oder auch einen Zugang zum Inneren der Welt. Finanziell geplant wird die Reise vom exzentrischen Herausgeber des New York Herald, der auch bereits die Suche nach dem verschollenen Livingston in Afrika organisierte- alles für die Zeitungsauflage. Die Entdeckung des Nordpols soll für seine Zeitung der ganz große Coup werden und so scheut er keine Kosten, um die U.S.S. Jeannette mit einer Mannschaft Richtung Norden zu schicken.
„Die Polarfahrt“ von Hampton Sides ist zwar ein Sachbuch, aber es ist so spannend und mitreißend geschrieben, wie ich es mir von jedem Thriller wünschen würde. Sides strukturiert das Buch sehr gut, schafft Hauptfiguren, die einem beim Lesen ans Herz wachsen oder die einen einfach nur erschrecken, wie teilweise die Menschenfeindlichkeit des Herausgebers Bennett. Auch De Longs Frau spielt, was in der damaligen Realität sicher selten war, eine wichtige Rolle für das Buch, ihre Briefe bilden einen Bogen über alle Kapitel, merkt man ihnen doch an wie Angst und Verzweiflung im Laufe der Zeit immer größer werden. Sehr bewegend fand ich auch den abgedruckten Brief von De Longs Tochter Sylvie, die noch ein Kleinkind war als er losfuhr, und jetzt zur Schule geht und ihm einen Brief schreiben kann.
Hampton Sides hat einen sprachlich und strukturell großartiges Buch geschrieben, das einem auf wunderbare Weise aufzeigt, wie viel wir in den letzten 200 Jahren über das Leben auf der Erde und den Planeten selbst, erfahren haben. Die Vorstellung einer Oase auf dem Nordpol erscheint uns heute so genauso abwegig wie ein Gletscher in der Sahara, dennoch setzten sich viele Expeditionen damals diese Entdeckung zum Ziel. Dabei mussten nicht selten auch Menschenleben dem Forscherdrang geopfert werden.
Mich hat „Die Polarfahrt“ von Hampton Sides uneingeschränkt begeistert, auch für Leser die sonst eher kein Sachbuch lesen würden, ist dieses Buch absolut empfehlenswert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.05.2017
Schatten / Beatrice Kaspary Bd.4
Poznanski, Ursula

Schatten / Beatrice Kaspary Bd.4


ausgezeichnet

Florin Wenninger und Beatrice Kaspary ermitteln endlich wieder. Und gleich in einem sehr grausigen Fall, ein Mann wird mit aufgeschlitzter Kehle gefunden und wenig später wird eine Frau tot in einem Bach geborgen, auch hier eindeutig Mord. Kaspary fürchtet, dass es in diesem Fall eine ganz besondere Verbindung zu ihrer Vergangenheit gibt und dass diese Morde vielleicht nicht die einzigen bleiben könnten. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, der die Ermittlerin mehr fordert, als all ihre Fälle zuvor. Zum Glück hat sie mit Florin Wenninger einen Mann an ihrer Seite, der ihr nicht nur beruflich den Rücken stärkt.
„Schatten“ von Ursula Poznanski ist inzwischen der vierte Band um das sympathische Ermittlerduo aus Österreich und steht den bisherigen Bänden an Spannung in nichts nach. Bis kurz vor der letzten Seite tappt man als Leser völlig im Dunkeln, wer der Täter dieser grausigen Taten sein könnte und mehr als einmal schickt die Autorin einen auf die falsche Fährte. In diesen spannenden Fall spielt auch wieder das Privatleben von Beatrice Kaspary hinein, hat sie doch zwei Kinder, deren Bedürfnisse nicht immer leicht mit dem Polizeiberuf in Einklang zu bringen sind und einen Ehemann, der mit seiner Wut und Rachsucht absolut keine Hilfe ist. All das ist das perfekte Paket für diesen Thriller, denn man nicht mehr aus der Hand legen kann, wenn man einmal begonnen hat. Die 400 Seiten flogen nur so beim Lesen an mir vorbei und viel zu schnell war ich am Ende angelangt. Jetzt heißt es wieder warten, auf den hoffentlich erscheinenden fünften Band des tollen Ermittlerteams. Dieses Buch bietet auf jeden Fall viele Vorlagen für eine Weiterentwicklung der Rahmenhandlung.
Ursula Poznanskis neuester Thriller „Schatten“ hat mich wieder von der ersten bis zur letzten Seite begeistert, sie verbindet Hochspannung mit tollen Figuren und gut konstruierten Kriminalfällen, die einen nie unberührt lassen. Einfach ein großartiges Buch, das man nur weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 02.05.2017
Arthur Schnitzler
Haberich, Max

Arthur Schnitzler


gut

In seinem Buch zu „Arthur Schnitzler. Anatom des Fin de Siècle“ setzt sich Max Haberich intensiv mit Leben und Werk des Autors auseinander. Dies geschieht unabwendbar auch vor dem politischen Hintergrund von Schnitzlers Lebenszeit und betrachtet dabei auch den Einfluss von Schnitzlers Gegenwart auf seine Werke.
Als Untertitel trägt das Buch den Begriff „Biographie“, was ich jedoch nicht gut gewählt finde. Im Gegenteil handelt es sich bei dem Buch eher um eine Aufsatzsammlung, die sich mit dem Werk Schnitzlers zwar intensiv auseinandersetzt, jedoch nur wenig Einblick in das private Leben von Arthur Schnitzler gibt. Besonders die zu Beginn langwierige Aufzählung der frühen Stücke von Schnitzler mit Inhaltsangabe empfand ich beim Lesen als zu langatmig, während an späterer Stelle des Buches relativ viel Vorwissen über die Veröffentlichungen von Schnitzler vorausgesetzt wird, um den Abschnitten folgen zu können. Besonders das Zusammenspiel von Schnitzler mit berühmten Personen seiner Zeit wie Hoffmansthal und Freud kommt für mich in dem Buch viel zu kurz, auch seine persönlichen Beweggründe für Entscheidungen sind wenig ausgearbeitet. Das ist besonders Schade, da Schnitzler Zeit seines Lebens intensiv Tagebuch führte und daher viel mehr Material dagewesen wäre, als hier genutzt wurde.
Alles in allem handelt es sich meiner Meinung nach bei diesem Buch mehr um ein Werk, dass sich Literaturwissenschaftler richtet, quasi als Kommentar zu Schnitzlers gesammelten Werken, keinesfalls jedoch um eine für fachfremde Leser gut aufbereitete Biographie. Daher konnte mich das Buch nicht wirklich überzeugen.

Bewertung vom 02.05.2017
Das Haus der schönen Dinge
Rehn, Heidi

Das Haus der schönen Dinge


ausgezeichnet

Lilly ist noch ein junges Mädchen, als ihre Eltern Thea und Jacob Hirschvogel sich Ende des 19. Jahrhunderts einen Traum erfüllen und am Münchener Rindermarkt das Kaufhaus „Hirschvogel“ eröffnen. Schnell werden sie zum Highlight der Innenstadt und entwickeln das Kaufhaus immer weiter. Schon früh ist klar, dass Lilly wie ihre Eltern für das Kaufhaus lebt und langsam wächst sie in die Aufgaben hinein, die die Zukunft für sie bereithält. Doch schwierige Zeiten stehen Hirschvogels bevor, besonders weil sie wie viele Kaufhausbesitzer Juden sind und oft wendet sich die Stimmung gegen sie. Lilly muss kämpfen, um den Traum ihrer Eltern weiterführen zu können, und dabei wenden sich nicht nur bekannte Widersacher gegen sie und ihre Familie, auch viele Freunde entpuppen sich als falsch und unzuverlässig.
Heidi Rehns Roman „Das Haus der schönen Dinge“ ist ein umfassender Roman über eine Kaufhausdynastie, die so zwar nie wirklich existiert hat, aber deren Leben Rehn sehr realistisch und nachvollziehbar beschreibt. Das Buch erstreckt die Geschichte über drei Generationen, wobei Lilly als mittlere die ganze Zeit im Mittelpunkt des Romans steht. Am Beispiel der Familie Hirschvogel geht es um die bewegende Zeit in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die späten 30er Jahre, eine Zeit gezeichnet vom ersten Weltkrieg, von Wirtschaftskrisen und dem Aufstieg der Nazis. Waren die Hirschvogels zu Beginn noch angesehene Bürger der Stadt und königlicher Hoflieferant, sehen sie sich nach dem Krieg immer stärkeren Anfeindungen ausgesetzt. Sehr gut deutlich wird hier, wie viele Menschen sich plötzlich auf die Seite der lauten Mehrheit gestellt haben, um nicht anzuecken und so auch langjährige Weggefährten im Stich ließen. All das beschreibt Rehn bewegend und mitreißend, mit einer sehr sympathischen Hauptfigur, die dennoch nicht fehlerlos ist. Lilly ist mir von der ersten Seite an ans Herz gewachsen, ebenso wie ihre Eltern und Geschwister, so unterschiedlich sie auch alle sind.
„Das Haus der schönen Dinge“ ist ein wunderschöner historischer Roman, in den man einfach versinken kann und bei dessen Lektüre man die Zeit um sich herum völlig vergisst. Heidi Rehn beschreibt eine funkelnde Welt, die auch viele Schatten hat und gemeinsam mit Lilly durchleidet man die schwierigsten Episoden des 20. Jahrhunderts. Mich hat der Roman uneingeschränkt überzeugt und ich konnte gar nicht mehr aufhören, weiterzulesen.

Bewertung vom 28.04.2017
Das Leben wartet nicht
Balzano, Marco

Das Leben wartet nicht


ausgezeichnet

Ninetto ist erst neun Jahre alt, als er 1959 seine Heimat Sizilien verlässt und als Arbeitsemigrant nach Mailand geht, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Er nimmt Aushilfsjobs an als Austräger für eine Wäscherei und andere Gelegenheitsarbeiten. Erst mit 15 Jahren darf man offiziell in einer Fabrik anfangen und sehnsuchtsvoll wartet er darauf, ebenso wie auf die Hochzeit mit der jungen Maddalena. Die Trauung vollzieht ein Cousin der Familie, obwohl sie nicht volljährig sind. Bereits mit 16 Jahren lebt Ninetto wie ein erwachsener Mann mit fester Arbeit und Ehefrau.
Marco Balzano schreibt in seinem Roman „Das Leben wartet nicht“ auf sehr eindringliche Weise über Ninettos Leben, das beispielhaft ist für zahlreiche Lebensentwürfe in den 60er Jahre in Italien. Im Süden gibt es kaum Arbeit, die Menschen leben in Armut ohne Hoffnung. Die Region um Mailand in Norden mit ihrer Industrie und zahlreichen Fabriken wirkt schon für Kinder wie ein Hoffnungsstreif am Horizont und so machen sich viele in sehr jungen Jahren auf den Weg, um dort Geld zu verdienen. Das große Ziel war mit 15 Jahren einen Job in einer Fabrik zu bekommt, wie Ninetto bei Alfa Romeo. Das Schicksal von Ninetto ist anrührend und lässt einen nicht los, trotz all der Armut und Hoffnungslosigkeit von der er berichtet und seinem aktuellen Schicksal, von dem wir nur langsam erfahren, sucht er nach wie vor nach einem Platz im Leben. Dieses Leben, das eben nicht auf ihn gewartet hat, sondern geradezu einfach passiert ist, ohne ihn richtig mitzunehmen. Ohne große Schulbildung, mit gescheiterten Träumen und einem tagtäglichen Einerlei, das kaum Abwechslung bietet.
Dem Autor gelingt es dabei auf wunderbare Weise, dem Leser Ninettos Gedanken nahe zu bringen, obwohl es für unser privilegiertes Leben heute schwer nachvollziehbar ist, dass neunjährige Kinder ihre Familie verlassen, um hunderte Kilometer entfernt Arbeit zu suchen. Die Hoffnungslosigkeit von Ninettos Kindheit klingt in jeder Zeile mit und hat mich wirklich berührt. Er versucht seinen Weg zu machen und steht sich dabei eigentlich selbst im Weg, wie er feststellen muss.
„Das Leben wartet nicht“ von Marco Balzano ist eine anrührende Geschichte, die keineswegs nur Erfindung ist, sondern beispielhaft für das Leben zahlreicher junger Menschen in den 60er Jahre in Südeuropa steht. Ein bewegendes und besonders Buch, das sehr zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 27.04.2017
Glück ist, wenn man trotzdem liebt / Hamburg-Reihe Bd.3 (4 Audio-CDs)
Hülsmann, Petra

Glück ist, wenn man trotzdem liebt / Hamburg-Reihe Bd.3 (4 Audio-CDs)


sehr gut

Isabelle hat ein sehr ruhiges und geregeltes Leben, alles läuft nach Plan. Seit Jahren arbeitet sie als Floristin in einem Blumenladen, den sie einmal übernehmen wird und jeden Mittag isst sie im Restaurant gegenüber. Nur der Traummann lässt noch auf sich warten. Doch als ihr Lieblingsrestaurant schließt und in ein modernes Restaurant mit attraktivem Koch umgewandelt wird, muss sie plötzlich Veränderungen hinnehmen. Und auch in anderen Bereichen läuft plötzlich nichts mehr so wie geplant und Isabelle muss ganz schön kämpfen, denn Spontanität ist so gar nicht ihre Stärke. Vielleicht steigt jetzt wenigstens die Chance auf den Traummann? Man wird sehen.
Das Hörbuch zu „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ von Petra Hülsmann wird gesprochen von Nana Spier, die es schafft, Isabelle mit ihrer Stimme einen wunderbar fröhlichen, wenn auch etwas verkorksten Charakter zu verleihen. Ich hätte mir keine bessere Sprecherin für dieses Hörbuch vorstellen können und auch alle anderen Figuren bringt sie sehr gut rüber. Das Hörbuch ist gekürzt, was der Story aber nicht schadet, es ist lustig, kurzweilig, unterhaltsam und auch romantisch, wie man es von der Geschichte erwarten würde. Als Hörer weiß man natürlich gleich, wer der richtige Mann für Isabelle wäre, doch diese macht es sich schwerer, als sie müsste. Umso schöner, dass sich wie nicht anders zu erwarten am Ende die Richtigen finden.
Mir hat das Hörbuch „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ gut gefallen, es ist eine leichte Unterhaltung, die sich gut „weghören“ lässt, das Hörbuch ist auch nicht zu lang und sehr gut gelesen von Nana Spier. Allen Romantikern und Freunden von leichten Liebesgeschichten kann ich dieses Hörbuch daher nur empfehlen.

Bewertung vom 26.04.2017
Hexensaat
Atwood, Margaret

Hexensaat


ausgezeichnet

Felix Phillips war einst ein gefeierter Theaterregisseur, bevor er von seinem Konkurrenten Tony abgesägt wurde. Zurückgezogen lebt er allein in einem kleinen Häuschen im Nirgendwo und sinnt auf Rache. Jahre später sieht er seine Chance gekommen, Shakespeares „Der Sturm“, der ihm damals von Tony weggenommen wurde, neu aufzuführen und Tony und seinen anderen Gegenspielern darin eine ganz besondere Rolle zukommen zu lassen.
Margaret Atwood thematisiert in ihrer Neuinterpretation von Shakespeares „Der Sturm“ das Stück gleich doppelt: Zum einen lässt sie es durch die Hauptfigur neu inszenieren, zum anderen gleicht die ganze Geschichte Shakespeares Original. Das Streben nach Rache, das Auftreten von Geistern oder eingebildeten Personen, gestrandet an einem seltsamen Ort, all das zeichnet Felix Leben ebenso wie das Stück, das er zur Aufführung bringt. Atwood setzt all das in einer Erzählung um, die einen von der ersten Seite an fesselt und mitreißt, wobei es völlig unwichtig ist, ob man den Stoff des „Sturms“ vorher schon kennt oder nicht. „Hexensaat“ ist teil der Hogarth Shakespeare Projekts und meiner Meinung nach bisher die beste Umsetzung von Shakespeares Stoff. Das Buch ist spannend, sehr modern und die Autorin schafft es auf bewundernswerte Weise, den Inhalt des Originals gleich doppelt in ihrem Werk zu spiegeln und so sowohl Original als auch ihrer Interpretation genug Raum zu geben.
Margaret Atwood Roman „Hexensaat“ ist eine unglaublich faszinierende Neubearbeitung von Shakespeares „Der Sturm“, die einen als Leser regelrecht einsaugt. Mich hat die Geschichte einfach nicht mehr losgelassen und ich konnte nicht aufhören, weiterzulesen. Meiner Meinung nach ist dies eine großartige Umsetzung von Shakespeares Grundidee!