Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Midnight-Girl
Wohnort: 
NRW

Bewertungen

Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 21.10.2018
Mr Vernons Zauberladen / Die Magischen Sechs Bd.1
Harris, Neil P.

Mr Vernons Zauberladen / Die Magischen Sechs Bd.1


ausgezeichnet

Eines Tages, nachdem sein umtriebiger Onkel es zu weit getrieben hat, fällt Carter aus dem Bauch heraus die Entscheidung abzuhauen und landet wenig später auf einem Jahrmarkt. Doch der glitzernde Schein kann ihn nicht täuschen, denn Carter kennt sich mit Zauberei und Taschenspielertricks ganz besonders gut aus. Obwohl er kaum an einen positiven Ausgang seiner Hauruck-Aktion glaubt, sieht er sich plötzlich inmitten einer Gruppe gleichaltriger, die ebenfalls besondere Fähigkeiten besitzen und zugleich die Machenschaften auf dem Jahrmarkt aufdecken wollen.

Auf sich allein gestellt, ohne Bezugsperson, in einer fremden Stadt – schon das wäre für die meisten von uns unvorstellbar. Wenn man dann noch bedenkt, dass Carter im Grunde noch ein Kind ist, möchte man tiefgründigere Gedanken eigentlich vermeiden. Sicherlich hat er bei seinem Onkel gelernt wie man sich auf der Straße durchschlägt, immerhin, allerdings hauptsächlich mit unlauteren Mitteln, denen Carter prinzipiell negativ gegenüber eingestellt ist. Diese Tatsache allein lässt die Sympathien des Lesers bereits hohe Wellen schlagen, auch wenn man von der Handlung als solcher nicht in allen Teilen sofort überzeugt ist.

Den Betrügern auf dem Jahrmarkt gehört unbedingt das Handwerk gelegt, daran gibt es wohl nichts zu rütteln. Doch warum sollte es ausgerechnet sechs Kindern – und seien sie noch so magisch talentiert – gelingen, wo Erwachsene den Betrug nicht einmal bemerken? Entsprechend neugierig ist man ob des geschmiedeten Plans und seiner Umsetzung. Denn natürlich stellt sich zwangsläufig die Frage wie man selbst in ähnlicher Situation agieren würde.

Dass Neil Patrick Harris das Geschriebene mit eindeutig biographischen Zügen belegt gibt dem Ganzen eine gewisse Lebendigkeit, die für sich genommen die vorherrschende Atmosphäre merklich verdichtet. Das Geschehen entwickelt einen Sog, dem man sich nur schwerlich entziehen kann. Häufig fragt man sich wann und wie die aufgebaute und -gestaute Spannung sich entladen und ob es Opfer dessen zu beklagen geben wird. Unterstrichen durch passende wie ansehnliche Illustrationen und Lektionen, um selbst einige Zaubertricks zu erlernen, ergibt sich somit ein gelungenes Gesamtwerk.

Im Grunde ergibt diese Geschichte bereits vollkommen eigenständig einen Sinn und hätte gar nicht in Reihe produziert werden müssen. Doch der Autor hat noch etwas in petto, inhaltliches Potential ist auch absolut noch vorhanden, so dass man gespannt sein darf, welche Abenteuer die magischen Sechs noch erleben werden.

Bewertung vom 21.10.2018
Mord in Serie - Life Unlimited

Mord in Serie - Life Unlimited


ausgezeichnet

„Life Unlimited“ verspricht todkranken Menschen Hoffnung. Nicht sofort, aber in Zukunft. Mit Hilfe des Kryonikverfahrens werden sie nach ihrem Tod sofort eingefroren und sollen wieder erweckt werden, sobald es ein Heilmittel für ihre bisher unheilbare Krankheit gibt. So weit die Theorie, die natürlich auf Begeisterung stößt. Doch nicht alle stehen „Life Unlimited“ vorbehaltlos gegenüber, so auch Dr. Jennifer Cohen. Sie möchte zunächst mehr über die Hintergründe der Firma erfahren und entdeckt bei ihren Nachforschungen allerhand…

Das streben nach Unsterblichkeit ist sicherlich nach wie vor ein wichtiges Thema der Menschheit. Doch wie weit lohnt es sich dafür wirklich zu gehen? Eine hundertprozentige Garantie, dass die Versprechen von „Life Unlimited“ eingehalten werden können, gibt es natürlich nicht, überhaupt scheinen Forschung und Wissenschaft noch nicht ausreichend weit fortgeschritten. Aber wie denkt man, wenn es keinen anderen Ausweg mehr gibt, wenn die Zeit tatsächlich abgelaufen ist?

Hier wird sich mit einer Thematik auseinandergesetzt, die diverse emotionale Ebenen anspricht und auch moralisch sicherlich beleuchtet werden muss. Dabei wird vermutlich jeder Hörer zu einem anderen Ergebnis kommen, und sei es nur in einer minimalen Abwandlung. Aber das ist auch nicht schlimm, denn im Grunde gibt es kein richtig oder falsch, sondern nur das eigene Empfinden und den eigenen Glauben. Entsprechend intensiv ist das Hörerlebnis, denn man beschäftigt sich sehr tiefgründig mit dem Gehörten.

Inhaltlich geht es wie gehabt ordentlich zur Sache, das darf nicht unterschätzt werden. Auch wenn man bereits eine Ahnung dessen hat worauf das Ganze hinauslaufen wird, so ist man doch gespannt auf die Umsetzung. Es lohnt sich wieder einmal von Anfang bis Ende konzentriert am Ball zu bleiben. „Mord in Serie“ ist schließlich bekannt dafür gerade auf den letzten Metern noch unerwartete Wendungen einzubauen, um zu demonstrieren wer am längeren Hebel sitzt und dass eben nicht immer das Gute gewinnt. Wie wird es in diesem Fall sein?

Bewertung vom 21.10.2018
Der Hund, der eine Grube gräbt
Bernard, Carine

Der Hund, der eine Grube gräbt


sehr gut

Gerade erst hatte Tierärztin Katja Maus eine Vergiftung bei dem Terrier ihrer Freundin festgestellt, da wird sie erneut in ebenjenes Haus gerufen. Im Garten liegt ein toter Mann. Es scheint als hätte er etwas ausgraben wollen. Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf, doch auch Katja Maus bleibt nicht untätig. So entdeckt sie eine vielversprechende Verbindung in die Vergangenheit, die einige Geheimnisse offenbaren kann…

Kaum dass der Leser die sympathische Tierärztin kennengelernt hat ist ihm klar, dass sie die Arbeit nicht einfach anderen überlässt, sondern durchaus ordentlich mit anpackt. Und das gleich in mehrerlei Hinsicht. So ist es nicht verwunderlich, dass sie durch eigene Nachforschungen tatsächlich Hinweise erhält, die bei der Aufklärung des Falls nützlich sein könnten. Allerdings stellt sich hin und wieder die Frage, ob sie sich ganz bewusst in Gefahr begibt oder ob sie einfach nur das Ziel vor Augen hat ohne auf entsprechende Risiken zu achten. Bleibt zu hoffen, dass sie ihren Draht zur Polizei nicht kappt, denn ab und an benötigt jeder Hilfe.

Auch wenn die Darstellung der Charaktere sehr tiefgründig daher kommt, nimmt die ein oder andere Beschreibung im Verhältnis zum Umfang des Werks zuviel Zeit in Anspruch. Lieber hätte man den Figuren (noch) mehr Freiraum gegeben, um sich selbst vorzustellen und zu entfalten, so aber wirken manche Passagen etwas zäh und stoppen den eigentlich gelungenen Handlungsfluss. Dadurch gibt es auch innerhalb der Spannungskurve kleinere Schwankungen, die zwar inhaltlich immer wieder ausgeglichen werden können, dennoch unnötig gewesen wären.

Mit Katja Maus geht eine Protagonistin an den Start, die nicht nur dem Leser sofort sympathisch ist. Gleichzeitig gibt sie einem aber auch das ein oder andere Rätsel auf. Nach diesem ersten souveränen Band ist die Neugierde auf weitere Abenteuer groß, man darf also gespannt sein.

Bewertung vom 21.10.2018
Game Night
Jason Bateman,Rachel Mcadams,Billy Magnussen

Game Night


ausgezeichnet

Spieleabende mit den besten Freunden sind für Max und Annie nicht nur eine einfache Tradition, sie zelebrieren die Stunden regelrecht. Als jedoch plötzlich Max’ Bruder auftaucht und zur Krimi-Party lädt, wird aus dem vermeintlichen Spiel schnell tödlicher Ernst.

Gerangel und Konkurrenz unter Brüdern hat es schon immer gegeben, hier wird dieser Aspekt auf eine verquere Art und Weise auf einer Ebene ausgetragen, die für den Betrachter nicht sofort zu durchschauen ist. Generell entwickelt sich das Spiel und somit der gesamte Abend in eine Richtung, die man in dieser Form sicher nicht erwartet hätte. Zahlreiche Überraschungen pflastern den Weg zum Ziel, wobei niemand so richtig weiß, ob es wirklich erstrebenswert ist als Sieger hervorzugehen.

Der Zuschauer erwartet einen unterhaltsamen Film und bekommt mehr als nur das geboten. Spannungsgeladene Action und sketchartige Einlagen führen zu sich abwechselndem Unglauben und überfallartigen Lachanfällen. Gleichzeitig dürfen die Ereignisse jedoch niemals in den Hintergrund gerückt werden, denn auch wenn man gehörig in die Irre geführt wird, erhält man dennoch Hinweise auf das eigentliche Geschehen und den Drahtzieher dahinter.

Die Idee samt Umsetzung sind bereits absolut gelungen, richtig lebendig wird das Ganze aber natürlich erst durch die grandiosen Schauspieler, die sich für nichts zu schade sind und somit eine runde Sache aus „Game Night“ machen. Sicherlich kann man der Ansicht sein manche Szenen seien ein wenig zu sehr „drüber“, nichtsdestotrotz erwartet man im Grunde genau das – und wird mit 100 Minuten geballtem Spaß belohnt.

Bewertung vom 21.10.2018
Rindviehdämmerung
Kolb, Alexandra

Rindviehdämmerung


sehr gut

Ein mysteriöser Todesfall gibt den Ermittlern von Anfang an zu denken, denn auf den ersten Blick ist klar, dass die Lösung absolut nicht naheliegend ist. Währenddessen hat Kathi, die kurzzeitig ins Visier der Polizei gerät, ganz andere Probleme. Als ihr Wagen liegen bleibt und sie querfeldein nach Hause läuft, wird sie von einer Kuh angesprochen. Sind die Stimmen zurück? Überhaupt geht etwas seltsames und düsteres in dem Dorf nahe der Alpen vor sich…

Heimatthriller – was kann und soll man sich darunter bloß vorstellen? Das ist die große Frage, die sich vor der Lektüre stellt. Auf eine außergewöhnliche, vielleicht auch extravagante Mischung sollte man in jedem Fall gefasst sein, denn „Rindviehdämmerung“ ist nichts für schwache Nerven. Ein Elementemix in bester Stephen-King-Manier, ohne abgekupfert zu wirken, bricht mit unausgesprochenen Regeln und gibt den Blick frei auf Dinge, die dem menschlichen Auge ansonsten verborgen bleiben.

Ein wenig hektisch und verworren bildet die sprachliche Darstellung zunächst eine Barriere, um überhaupt zum Geschehen vorzudringen. Nach einigen Passagen kommt man mit diesem Stil jedoch immer besser zurecht, kann Störgeräusche ausblenden und das Erzählte sacken lassen. Interpretationstechnisch lassen sich diverse Theorien verfolgen, betrachtet man allerdings das Gesamtbild aus Geschichte und Figuren, steht schlussendlich nur eine mögliche Erklärung im Raum, der sich jedoch niemand so recht zu nähern traut. Lieber beschäftigt man sich mit den Charakteren, die durchaus stereotype Eigenschaften, gleichzeitig aber auch individuelle Merkmale aufweisen.

Alexandra Kolb liefert mit ihrem Debüt sehr ordentlich ab und erschafft eine Atmosphäre, die den Leser das Gruseln lehrt. Die Rationalität sollte in weiten Teilen außen vor gelassen werden, denn es wird mystisch.

Bewertung vom 23.09.2018
Zehn Jahre musst du opfern / Dark Palace Bd.1
James, Vic

Zehn Jahre musst du opfern / Dark Palace Bd.1


sehr gut

Die Menschen in England sind in zwei Klassen geteilt. Es gibt solche mit sogenanntem „Geschick“ und es gibt die Mehrheit, diejenigen ohne. Letztere müssen zehn Jahre ihrer Lebenszeit opfern und sich als Sklaven für die Oberschicht verdingen. Lukes Schwester Abi verfolgt den Plan ihre Familie gesammelt auf einem Herrscheranwesen unterzubringen. Doch dann wird Luke von seinen Eltern und Schwestern getrennt…
Was genau dieses vielgerühmte „Geschick“ nun ist, erschließt sich niemals so ganz. Dass es aber eine Art von Magie ist und seinem Träger durchaus eine gewisse Macht verleiht, scheint mehr als nur offensichtlich. Auch gibt es verschiedene Ausprägungen und Stärken, wodurch man sich unwillkürlich fragt: Sollte man mit diesem Können nicht lieber ausschließlich Gutes bewirken? Warum unterdrücken die Ebenbürtigen die Sklaven in diesem Maße und warum kosten sie ihre Machtspielchen so sehr aus?

Natürlich gibt es, wie immer, auch eine Minderheit – auf beiden Seiten –, die sich auflehnt, die versucht die politischen Strukturen zu verändern. Doch was können diese Ausnahmen schon ausrichten und wer gehört zu ihnen? Im Verlauf des Geschehens lernt der Leser diverse Charaktere beider Lager kennen und muss versuchen zu erkennen wer aufrichtig und wer nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Es zeigt sich, dass der erste Eindruck häufig trügt, es also durchaus lohnt hinter die Fassade zu schauen, erscheint sie noch so dick und undurchdringlich. Mitunter laufen so auch einige inhaltliche Fäden zusammen, die man zuvor wahrscheinlich nicht miteinander in Verbindung gebracht hätte.

Auf Grund der Orts-, Perspektiv- und Personenwechsel von Kapitel zu Kapitel, lernt man zu Beginn viele verschiedene Figuren kennen. Dadurch scheint jedoch die Handlung etwas in den Hintergrund zu geraten, weshalb sich der tatsächlich Einstieg ins Geschehen verzögert, der Leser sich erst eingewöhnen muss. Im weiteren Verlauf kommt es zwar auch immer wieder zu ein paar Längen, diese sind jedoch schneller überwunden. Lässt man sich darauf ein, erwartet den Leser eine Geschichte, bei der man schon recht froh ist, dass sie auf Fiktion beruht. Ein fieser Cliffhanger sorgt für reichlich Spekulationsstoff wie es im nächsten Band wohl weiter geht.

Bewertung vom 23.09.2018
Ich habe gar keine Enkel / Online-Omi Bd.10 (3 Audio-CDs)
Bergmann, Renate

Ich habe gar keine Enkel / Online-Omi Bd.10 (3 Audio-CDs)


gut

Trickbetrüger gibt es zuhauf, vor allem der weithin bekannte und leider doch noch immer äußerst erfolgreiche Enkeltrick erfreut sich großer Beliebtheit seitens der Verbrecher. Doch dieses Mal haben sie sich das falsche Opfer ausgesucht. Renate Bergmann ist weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen und gemeinsam mit ihren Freunden stellt sie den Übeltätern eine Falle, die sich gewaschen hat. Hoffentlich lehnen sie sich dabei nicht ein bisschen zu weit aus dem Fenster…

Auch wenn es nicht ausschließlich um den geschilderten Fall geht, so dominiert dieser das Geschehen, wie auch der Titel bereits kundtut. Da man als geneigter Renate-Bergmann-Hörer bereits weiß, dass sie ein großer Fan der Sendung „Aktenzeichen XY“ ist, ahnt man, dass sie sich nicht allzu leicht ins Boxhorn jagen lässt. Nichtsdestotrotz bleibt ein bitterer Beigeschmack, nämlich genau dann, wenn auch der Hörer die genannte Sendung regelmäßig verfolgt. Sicherlich ist das Vorgehen solcher Banden oft ähnlich, dennoch erinnert die dargestellte Szenerie – und das Agieren diverser Figuren – zu sehr an einen vor einiger Zeit gezeigten Fall, in dem eine ältere Dame ebenfalls nicht auf die Betrüger reingefallen ist, sondern den Spieß kurzerhand umgedreht hat. Ein wenig schade, gerade wenn man bedenkt, dass auch der gemeinhin amüsante Unterton der Online-Omi dadurch ins Hintertreffen gerät.

Mit Carmen-Maja Antoni als Renate Bergmann hat man sich hingegen inzwischen gut arrangiert. Es scheint als habe sie ihrer Stimme ein wenig von der Schärfe genommen, so dass der Humor nicht mehr bösartig anmutet, sondern zum allgemeinen Schmunzeln anregt. Fast bekommt man das Gefühl, dass sie das Erzählte tatsächlich selbst erlebt hat und noch immer mit Ilse, Kurt, Gertrud und Norbert Verbrecher jagt. Angenehm kurzweilig gibt sie Anekdoten, Weisheiten und auch das ein oder andere Geheimnis zum Besten.

Nach dem Hören ist man wahrlich zwiegespalten was die Beurteilung angeht. Einerseits gibt es Passagen, die in bekannter Renate-Bergmann-Manier daherkommen, andererseits aber eben auch solche, die missmutig stimmen, da man schon im Vorfeld weiß was weiter geschieht, so man das Vorbild aus dem Fernsehen kennt. Schlussendlich fällt die Entscheidung auf ein solides Mittelmaß, da man natürlich dennoch gewohnt gute Unterhaltung erfährt.

Bewertung vom 23.09.2018
Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst / Zippel Bd.1
Rühle, Alex

Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst / Zippel Bd.1


ausgezeichnet

Paul staunt nicht schlecht, als ihm eines Tages ein wirklich wahres Gespenst aus dem Türschloss entgegen schwebt, just in dem Moment, in dem er die Wohnung betreten wollte. Die beiden werden schnell Freunde, Paul lernt einiges über Geister und Zippel die Welt der Menschen kennen, die ihm doch reichlich fremd und undurchsichtig erscheint. Allerdings wird die Freude schnell getrübt, denn das alte Türschloss soll schnellstmöglich ausgetauscht werden, dann aber hätte Zippel kein Zuhause mehr. Was also tun? Fieberhaft und auch Hochtouren arbeitet Paul an einer Lösung, um seinen neuen und besten Freund nicht gleich wieder zu verlieren.
Gespenster leben in Schlössern, rasseln mit Ketten und treiben sich in Ritterrüstungen rum – alles Humbug, denn wirklich wahre Gespenster leben auf engstem Raum in alten, rostigen Türschlössern, die noch geölt werden müssen. Als Zippel und Paul aufeinander treffen ist sowohl Protagonisten wie auch Lesern schnell klar, dass sich hier eine ganz besondere Freundschaft entspinnt, die mit Sicherheit außergewöhnlich, aber dennoch nicht gefeit vor Hindernissen ist.

Kleine wie große Leser schließen vor allem das niedliche Gespenst sofort ins Herz, zeichnet sich dieses doch durch urkomische Aussprüche, aber auch unbedarfte Handlungen aus. Am liebsten hätte man wohl selbst einen solchen Gesellen im Haus, dann wäre es nie wieder langweilig – aber voraussichtlich auch niemals wirklich ruhig. Die Verbundenheit der zwei Hauptfiguren wird mit jeder Zeile deutlicher, obwohl sie durchaus nicht immer einer Meinung sind. Gemeinsame Aktionen schweißen jedoch zusammen und lassen auch negative Ereignisse schnell aus einem anderen Blickwinkel erscheinen.

Locker-leicht und zielgruppengerecht geschrieben, aufgepeppt durch Zippels Reime, ist die Geschichte schneller gelesen als erhofft. Viel lieber würde man noch einige Zeit bei Paul und seinem Gespenst verweilen, verrückte Dinge tun, Spaß haben, aber auch versuchen Probleme aus dem Weg zu schaffen. Denn all das geschieht auf den gerade einmal 144 Seiten, die inhaltlich einiges zu bieten haben. Und nicht nur das: Axel Schefflers Illustrationen sind ebenfalls ein Augenschmaus, sämtliche Figuren und Erlebnisse werden lebendig, als würden sie in der eigenen Wohnung hausen und stattfinden.

Eine ganz und gar wundervolle Geschichte, die trotz ihrer Kürze Tiefgründigkeit aufweist und Kindern wie Erwachsenen gleichermaßen mehr als ein Schmunzeln entlockt. Ob alleine oder gemeinsam, ob früh oder spät, Zippel verzaubert jeden und schafft es die düsteren Gedanken, die selbst Paul und seine Eltern hin und wieder heimsuchen, für eine Weile zu vertreiben.

Bewertung vom 23.09.2018
Kaninchen-Alarm! / Tiergeister AG Bd.2
Iland-Olschewski, Barbara

Kaninchen-Alarm! / Tiergeister AG Bd.2


sehr gut

Gerade erst haben es Dackel Arik und seine Freunde geschafft auf Spuk-Ekelburg bleiben zu können, da stellt sich ihnen auch schon das nächste Problem in den Weg. Das friedfertige Angorakaninchen Honig soll seine Wildheit offenbaren und zum Werkaninchen (gemacht) werden – ausgerechnet in der Nacht, in der die Menschenkinder in der Schule übernachten wollen. Und dann ist da auch noch Quinn und die Angst vor der Division…

In der Schule für ehemalige Haustiere geht es ordentlich zur Sache, vor allem wenn es darum geht den pelzigen Genossen beizubringen wie man spukt. Doch die Tiergeister-AG, die sich in „Achtung, gruselig!“ zusammengefunden hat, möchte immer noch lieber mit den Menschen zusammenarbeiten, anstatt gegen sie. So entspinnt sich ein Konflikt, der verheerende Auswirkungen haben könnten.

Von Beginn an ist man wieder im Geschehen und der Thematik angekommen, eine neuerliche Einführung ist nicht notwendig. Doch scheint die Stimmung um einige Grade kühler geworden zu sein, vielleicht täuscht dieser Eindruck aber auch. In jedem Fall aber bleibt man in erster Linie an Ariks Seite, denn er kämpft für seine Überzeugung und das Gute, auch wenn er und seine Freunde nicht alles aus der Menschenwelt verstehen. Dadurch entstehen sowohl spannende wie auch komische Situationen, die im Zusammenspiel eine gelungene Mischung darstellen. In der Hoffnung, dass sich am Ende alles zum Positiven wendet, verfolgt man die Geschichte gebannt und am liebsten ohne Unterbrechung.

„Kaninchen-Alarm!“ wurde, wie schon der Vorgänger, ebenfalls mittels gelungener Illustrationen visualisiert, so dass zwar einerseits ein vorgefertigtes Bild entsteht, andererseits aber noch immer Platz für eigene Vorstellungen bleibt. Zum Schluss fragt man sich unweigerlich wann wohl mit dem nächsten Abenteuer gerechnet werden kann, inhaltlicher Stoff ist durchaus noch vorhanden.