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Benutzername: 
gagamaus
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 510 Bewertungen
Bewertung vom 10.02.2020
Der Freund
Nunez, Sigrid

Der Freund


ausgezeichnet

Irgendwie lese ich zur Zeit sehr viele Bücher, in denen der Tod eines geliebten Menschen eine zentrale Rolle spielt. Keine Ahnung, woran das liegt. Aber irgendwie finde ich es auch ein sehr wichtiges Thema und greife immer wieder zu solchen Geschichten. Umso überraschender, was Sigrid Nunez hier erzählt, denn „Der Freund“ entwickelte sich ganz anders, als ich es erwartet hatte. Ich muss vorab noch erwähnen, dass ich kein Hunde-Mensch bin. Katzen sind mir lieber. Aber ich habe sehr viele liebe Menschen in meinem Bekanntenkreis, die Hunde haben und fühlte mich daher nicht abgeschreckt davon, dass eine große Dogge eine zentrale Rolle im Buch spielt.
Nunez greift stilistisch zu einigen Tricks, die der Geschichte einen ganz eigenen Ton geben. Zum Beispiel haben die Darsteller bis auf den Hund Apollo keine Namen. Man soll keine Empathie aufbauen, sondern ist stiller Beobachter von menschlichen Schwächen und Eigenheiten, von einem Literaturbetrieb, der so ganz anders abläuft, als man es sich als unbedarfter Leser vielleicht vorgestellt hat, von einer Ich-Erzählerin, die trauert um den Freund und sich dabei einlässt auf einen tierischen Begleiter, der mit seiner unaufgeregten Gelassenheit Ruhe und Kraft in ihre kleine Wohnung bringt und als lebendes Symbol für die Freundschaft zu dem Toten fungiert.
Ein Roman voller Raffinesse, der von einem Thema zum nächsten mäandert ohne dass es langweilig oder zu viel wird. Wie ein gutes Gespräch mit einer Freundin über das Leben, das Lieben, die Arbeit und den Verlust. Ein schönes Buch.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.02.2020
Das Netz der Sterne
Brandhorst, Andreas

Das Netz der Sterne


sehr gut

Ich habe schon sehr lange keinen Brandhorst mehr gelesen. Seit seiner großen Reihe SF-Reihe habe ich meist nur noch kurze Blicke in seine Bücher geworfen. Er gehört sicher zu den versiertesten SF-Autoren im deutschsprachigen Raum aber oft fehlte mir das letzte I-Tüpfelchen oder es war mir zu technisch-kühl.

Das Netz der Sterne konnte mich auf vielen Ebenen überzeugen. Da ist zum einen der Erzählstil, der diesmal sehr leserfreundlich ist. Man muss kein Hardcore-SF-Leser sein, um sich zwischen der visionären Technik und den erfreulich normalen Darstellern bewegen zu können. Die Hauptperson ist die Kartographin Tess, durch deren Augen wir neue Welten entdecken dürfen aber uns auch Gedanken machen müssen, über die Grenzen von Menschlichkeit und gesundem Egoismus, vor allem, wenn er mit Machtgier und unternehmerischen Interessen kollidiert. Ein bisschen ist es ein Roman über die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Eines dieser SF-Bücher, die sich die Frage stellen, wo soll die Reise des Menschen hingehen und was tut das einzelne Individuum, wenn es merkt, dass dem Forscher- und Erobererdrang nicht alles untertan gemacht werden kann.

Ein Pünktchen ziehe ich dafür ab, dass der Plot die ein oder andere Unebenheit hat und nicht immer ganz rund für mich gelaufen ist. Und das Ende hätte gerne etwas länger und überraschender sein dürfen. Solide SF-Kost mit etwas Lust nach oben..

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.01.2020
Die Blume der Finsternis / Shadowscent Bd.1
Freestone, P. M.

Die Blume der Finsternis / Shadowscent Bd.1


sehr gut

Shadowscent - Die Blume der Finsternis besticht erst mal mit einem sehr schönen Cover, welches zum Zugreifen und reinlesen verleitet. Eigentlich wusste ich es schon bei der Leseprobe, aber ich wollte mir noch ein genaueres Bild machen. Das Buch war für mich kein All-Age-Roman, sondern doch eher Jugend-Fantasy. Daran schuld war die sehr einfach gehaltene Sprache - das liest sich gut ist aber für einen erwachsenen Leser etwas karg. Und dann ist da noch die zu dünne Beschreibung der Welt, der einzelnen Reiche und vor allem die viel zu knappen Ausführungen von Actionszenen.

Die Geschichte lebt von den zwei Hauptdarstellern Ash und Rakel. Deren anfängliche Dysharmonien, ihre Streitgespräche, ihre unterschiedlichen Charaktere aber auch ihre fortschreitende Annäherung bis hin zu einer romantischen Komponente war sehr unterhaltsam zu lesen und gefällt sicher dem jugendlichen Zielpublikum. Aber das Gerüst darum herum hätte noch etwas mehr Tiefe und Umfang haben können. Vielleicht kommt da in Teil zwei noch was.

Schöne Jugendfantasy, nur bedingt für Erwachsene geeignet.

Bewertung vom 13.01.2020
Knochengrab / Sayer Altair Bd.2
Cooper, Ellison

Knochengrab / Sayer Altair Bd.2


sehr gut

Knochengrab ist der zweite Band einer Reihe über die FBI-Agentin Sayer Altair. Das Buch erfüllt erst mal alle Kriterien, die es für einen guten Thriller braucht.
Eine spröde Heldin mit sehr viel Dramatik in der Vergangenheit. Sehr taff und klug und mit einer unkonventionellen Art der Ermittlungsarbeit.
Ein paar interessante Kollegen, allen voran der neu ins Team gekommene Agent Cho mit seinem Hund, und einer Chefin, die so manches Mal fast an Sayer verzweifelt aber ihr im Hintergrund dann doch den Rücken frei hält.
Dazu ein Plot, der die ein oder andere Überraschung parat hat und zielstrebig zum Showdown fortschreitet. Er ist logisch aufgebaut und bis zum Schluss bleibt der Spannungspegel meist sehr hoch.
Für mich ein solider, spannender und erfrischend locker geschriebener Thriller mit vielen Krimielementen und einer Hauptdarstellerin, der man gerne über die Schulter schaut. Ich hoffe, die Reihe wird fortgesetzt.

Bewertung vom 13.01.2020
Das Lied des Achill
Miller, Madeline

Das Lied des Achill


ausgezeichnet

Ich hatte schon wahnsinnig viel Gutes über die zwei Bücher von Madeline Miller gehört und war sehr neugierig, da mich die Vorstellung faszinierte, dass aus alten griechischen Sagen und Legenden lebendige und reale Personen gemacht und Leben geschildert werden, die so durchaus hätten gelebt werden können.

Die ruhige aber kraftvolle Geschichte hat mich von der ersten Seite an fasziniert. Patroklos ist ein Junge und junger Mann, der mehr durch seine Einfühlsamkeit und seine Sanftheit auffällt. Achill findet schnell einen ehrlichen und warmherzigen Freund in ihm. Nach und nach wird mehr aus dieser Jungenfreundschaft und die Tiefe der Gefühle ist greifbar und wunderbar geschildert. Das Thema Homosexualität wird so natürlich und unaufgeregt geschildert, ohne zu unterschlagen, dass es dadurch familiäre und gesellschaftliche Probleme und Ausgrenzungen gibt. Achill versucht sich darüber hinwegzusetzen während Patroklos lieber ein Geheimnis daraus machen würde und vor allem seinen geliebten Freund schützen will.

An dieser Geschichte hat mir einfach alles gefallen.
Das ruhige Tempo, die schöne Sprache, die beschriebene Gefühlstiefe und die sich langsam steigernde Dramatik.
Ich bin richtig froh, dass das Buch erneut verlegt wird, denn ich werde es mir nochmal als haptisches Erlebnis kaufen.
Das Buch über Circe liegt bereits auf meinem SUB.

Bewertung vom 13.01.2020
Maybe this Christmas - Und dann war es so viel mehr / Colorado Ice Bd.3 (eBook, ePUB)
Snow, Jennifer

Maybe this Christmas - Und dann war es so viel mehr / Colorado Ice Bd.3 (eBook, ePUB)


weniger gut

Du meine Güte, hat mich dieses Buch enttäuscht. Ich kannte die Autorin noch nicht und es war kein Problem in diesen letzten Band einer losen Trilogie einzusteigen. Anfangs gefiel mir auch der lockere und warmherzige Erzählstil gut und es liest sich leicht und schnell. Aber ziemlich bald war ich gelangweilt von den ständigen Wiederholungen. Also immer wieder wurde die Freundschaft-Plus-Beziehung hin und hergewendet und das medizinische Problem von Asher von hinten nach vorne gekehrt. Die Handlung war für mich denkbar dünn, die Gefühle der Protagonisten schwammig, teilweise unverständlich. Beide sind doch keine kleinen Kinder mehr, aber beide benehmen sich so. Sie reden nie wirklich miteinander und das, obwohl sie doch angeblich seit ewigen Zeiten allerbeste Freunde sind. Beide verbergen ihre wahren Gefühle, beide checken die Gefühle des anderen nicht. Das finde ich nach so langer Zeit ziemlich unrealistisch, wenn man sich doch so nahe ist. Eigentlich hält sie vor allem der bombastische Sex beieinander und die Entwicklung hin zu mehr fand ich vorhersehbar und einfallslos beschrieben.

Ja, ich weiß, wie das Genre funktioniert. Und ja, da darf man nicht immer viel Tiefgang erwarten. Dennoch sollten ein paar Grundregeln beherzigt werden, damit es trotz allem spannend bleibt. Z.B. finde ich gute Nebendarsteller wichtig. Aber die Brüder und Freundinnen von Asher sind genauso einfach gestrickt, wie er und die Rivalitäten Kindergarten-Niveau und nicht wirklich dramatisch sondern für mich eher albern. Dafür wird das eigentliche medizinische Problem, der Medikamentenmissbrauch mir zu profan und verharmlosend geschildert.

Bewertung vom 27.12.2019
Vicious - Das Böse in uns / Vicious & Vengeful Bd.1
Schwab, V. E.

Vicious - Das Böse in uns / Vicious & Vengeful Bd.1


sehr gut

1 Stern gibt es für die wunderbare Covergestaltung. Das Buch ist ein Hingucker und es passt wunderbar zur düsteren Story. Wenn man möchte, kann man sich einen der Hauptcharaktere anhand des Covers vorstellen.

1 Stern für den Plot, der Altes mit Neuem verbindet. Das Heldengenre wird seit einigen Jahren ja immer wieder mal von Antihelden heimgesucht. Dass diese hier durch eine Art Nahtod-Erführung zu ihren Kräften kommen und das diese deshalb nicht nur rein und positiv sind, sondern durchaus auch eine negative Komponente haben, hat mir gut gefallen.

1 Stern für den Erzählstil, der kraftvoll rüberkommt und durch den Kniff diverser Zeitsprünge einige Facetten bekommt ohne dass er zu kompliziert oder unübersichtlich würde.

1 Stern für die Grundspannung, die das Buch zu großen Teilen bis zum Finale halten kann.

Abzug eines Stern dafür, dass der Charakterzeichnung wenig Zeit gewidmet wurde und dieser deshalb dünn bis unlogisch rüberkommt. Und es gibt leider kaum erwähnenswerte Nebendarsteller, wodurch die Handlung etwas eindimensional und flach rüberkommt.

Bewertung vom 27.12.2019
Die Chronik vom Aufstand der Vampire
Villareal, Raymond A.

Die Chronik vom Aufstand der Vampire


sehr gut

Ich lese selten Zombie-Romane, da ich eigentlich mit dem Genre wenig anfangen kann. Zwei Ausnahmen haben bis jetzt diese Regel bestätigt. Die Reihe von Justin Cronin und die Duologie von M.R.Carey. Auf Ähnliches hatte ich als bei "Die Chronik vom Aufstand der Vampire" gehofft.

Spannend fand ich den Ansatzpunkt, keine stringente Erzählung zu schreiben sondern zu großen Teilen anhand von Berichten, Nachrichten, aber auch aus den Perspektiven einer Vielzahl von Betroffener über die Epedimie, den Verlauf, den sogenannten Aufstand zu berichten. Dabei hat der Autor einen anspruchvoll-unterhaltsamen Schreibstil, der mir sehr gefallen hat. Das Ganze wird auch nicht als Horror-Geschichte sondern als Gesellschaftspolitisches Debakel erzählt, was dem Ganzen einen Anstrich gibt, der sehr an Deon Meyers Dytophie Fever erinnert. Eine interessante Sicht, die aus dem üblichen Genre ausbricht und sowohl die Misere der Infizierten als auch der noch Gesunden gut widerspiegelt.

Gehapert hat es etwas an der Logik bzw. an der Klarheit des Handlungsstranges und daran, dass die Spannung an einigen Stellen verpufft. Das lag manchmal am Perspektivwechsel aber auch daran, dass die herausgearbeitete Dramatik dann zu schnell oder zu unspektakulär beschrieben wurde.

3,5 Sterne für diese Idee und Umsetzung

Bewertung vom 26.12.2019
Rabenherz & Eismund
Blazon, Nina

Rabenherz & Eismund


ausgezeichnet

Wer hochwertige All-Age-Fantasy sucht, ist bei Nina Blazon immer auf der sicheren Seite. Schon das wunderschöne Cover und der vielversprechende Klappentext machen Lust auf „Rabenherz und Eismund“. Die Handlung fußt auf einem Panoptikum zahlreicher Märchen und Sagen vermischt mit Anlehnungen an die Rituale und Fabeln alter Naturvölker. Die Autorin schafft es auf kongeniale Weise daraus aber eine ganz eigene phantastische Geschichte zu machen.


Drei starke junge Frauen stehen im Zentrum des Geschehens. Mailin, das mutige Menschenmädchen, welches immer noch auf der Suche nach der Mutter ist, die angeblich vor vielen Jahren im Fieberwahn im Eis verschwand. Toma, die kampferprobte und kratzbürstige Jägerin, die vor allem für die Freiheit ihres Volkes mit Mailin ins Land des kalten Feindes zieht. Und Brigida, die rothaarige Näherin aus dem Eispalast, die nach der Flucht aus dem Schloss immer erstaunlichere Fähigkeiten entwickelt und zur unverzichtbaren Dritten im Bunde wird. Trotz anfänglicher Differenzen und all ihrer Unterschiede sind sie zusammen ein unschlagbares Trio, welches Eiskönigen und tödlichen Nixen trotz und sich zusammen aufmacht, der Herrschaft des Winters Einhalt zu gebieten und dem Land den Sommer, die Zuversicht und die Liebe zurückzugeben.


An der Seite der geballten Frauenpower ist ein kühler und geheimnisvoller junger Mann, der sich Eismund nennt, und seine Vergangenheit und seine Pläne lange unter dem Deckmantel von Schweigen und Lüge verborgen hält. Ganz nebenbei fühlen sich auch zwei der Heldinnen gar nicht so magisch einfach zu ihm hingezogen.


Das Buch ist ein richtiges Wintermärchen, ein Fantasyerlebnis, wie geschaffen zum Lesen in der kalten Jahreszeit. Mit unglaublicher erzählerischer Kraft und einer wunderschönen Sprache zieht Nina Blazon den Leser sofort in den Bann dieser geheimnisvollen Geschichte. Dabei nimmt sie sich sowohl Zeit für die liebevolle Gestaltung ihrer Charaktere als auch für jede Menge Action. Der Spannungspegel ist die meiste Zeit extrem hoch und man muss sich fast zwingen, das Buch nicht gleich in einem Rutsch zu lesen.


Ich habe jede Seite genossen, wurde vortrefflich unterhalten und immer wieder überrascht, habe die Darsteller ins Herz geschlossen und das Ende mit all seinen traurigen und glücklichen Momenten gefeiert.

Bewertung vom 09.12.2019
Für damals, für immer
Cross-Smith, Leesa

Für damals, für immer


sehr gut

Für damals, für immer. Das ist es, was Evangeline empfindet, als ihr geliebter Mann Eamon in Ausübung seines Berufes als Polizist erschossen wird. Sie ist hochschwanger und tief erschüttert, auch, weil ihr Kind nie den Vater sehen wird. Eamons bester Freund Dalton ist ihr Rettungsanker und sorgt dafür, dass sie die Geburt, die Beerdigung, die ersten Monate nach dem Unglück übersteht. Dadurch entwickelt sich eine unglaubliche Nähe zwischen den beiden Trauernden und die Grenzen zwischen gemeinsamer Verlustverarbeitung und Liebe beginnen zu verschwimmen. Irgendwann kommt es zum ersten Kuss und plötzlich steht die große Frage im Raum, was ist es, dass die beiden wirklich füreinander empfinden.

Die Geschichte ist aber noch auf andere Weise interessant, denn der getötete Eamon erhält in Rückblenden eine eigene Stimme damit man besser versteht, warum Evangeline so an ihm hängt.

Pluspunkte der Geschichte:
Vor allem der lyrische Erzählstil, der sehr gut zu der melancholischen traurigen Grundstimmung passt aber auch die zarten verwirrten Gefühle der Akteure gut rüberbringt.
Auch die Rückblenden haben mir gut gefallen und passen durchaus zum Rhythmus der Handlung. Ich finde, die Männer in der Dreier-Konstellation sind besser beschrieben und ihre Charaktere stärker herausgearbeitet als der von Evangeline. Kann aber auch ein bisschen daran liegen, dass sie halt vor allem trauert und später eine gewisse besitzergreifende Eifersucht entwickelt. Etwas, was ich nie so recht mag bei Hauptdarstellerinnen.

Nicht gefallene hat mir:
Das so wenig in der Gegenwart passiert. Dass es keine Entwicklung der Gefühle gibt, wodurch man klarere erspüren könnte, wo die Reise hingeht. Dass das Ganze ziemlich schnell stagniert und sich mehr im Kreise dreht. Auch wenn das zu einem gewissen Grad verständlich ist.

Fazit: Tolle Sprache, Dramaturgisch wäre noch mehr wünschenswert gewesen. Ich hatte mir etwas mehr Spannung und Drama erhofft.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.