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liesmal
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Wilhelmshaven

Bewertungen

Insgesamt 439 Bewertungen
Bewertung vom 29.12.2020
Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1
Blum, Antonia

Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1


ausgezeichnet

Berlin im Jahre 1911. Endlich ist es soweit. Für die 19-jährige Marlene und ihre zwei Jahre jüngere Schwester Emma erfüllt sich ein langgehegter Traum: Sie dürfen als Lernschwestern in der Kinderklinik Weißensee anfangen. Dabei war der Weg bis dahin alles andere als rosig. Zwar war ihre Kindheit wunderschön mit einer Mutter, die sie liebevoll umsorgt hatte, doch an Marlenes sechstem Geburtstag war mit dem plötzlichen Tod der Mutter die glückliche Zeit jäh zu Ende. Die Mädchen kamen in ein Kinderheim, wo sie so lange lebten, bis sie endlich ihre Ausbildung im ersten Kinderkrankenhaus Berlins beginnen durften.
Aufopferungsvoll kümmerten sich beide um die kleinen Patienten. Emma merkte schon bald, dass sich mit dieser Aufgabe ihr Lebenstraum erfüllen würde, und sie ging in ihrer Arbeit auf. Auch Marlene liebte es, für die Kinder da zu sein. Doch sie wollte nicht nur für die Pflege zuständig sein, sondern auch wissen, welche medizinischen Maßnahmen zur Heilung notwendig sind. Darum wurde der Wunsch nach einem Medizinstudium in ihr immer mächtiger.
Mit „Kinderklinik Weißensee“ gibt Antonia Blum ihr Debüt als Autorin. Dabei bildet das Buch mit dem Untertitel „Zeit der Wunder“ den Auftakt zu einer Buchreihe, die im Ullstein Verlag erscheint.
Mir gefällt der Schreibstil, der klar und einfach zu lesen ist und mich nur so durch die Seiten hat fliegen lassen. Sehr anschauliche, abwechslungsreiche Geschichten lassen Bilder entstehen, die mich mitnehmen an die Orte des Geschehens in eine Zeit, in der die Herkunft eines Menschen noch von besonderer Bedeutung war. Marlene und Emma als ehemalige Heimkinder galten als minderwertig, während es den Töchtern „aus gutem Hause“ mit gutbetuchten Eltern alles etwas einfacher gemacht wurde. Antonia Blum ist es unglaublich gut gelungen, diese Unterschiede deutlich zu machen. Mit ihrer Schreibweise hat sie mich und meinen Sinn für Gerechtigkeit derart gepackt, dass in meiner Gefühlswelt richtig gut was los war. Manchmal fühlte es sich an wie eine Achterbahnfahrt.
Die Geschichten um die kranken Kinder sind berührend, die der Eltern und ihrer Handlungsweise manchmal unglaublich und erschreckend. In Liebesdingen gibt es so manche herzerwärmende Szene, aber auch Enttäuschungen.
Mir hat das Buch, das leicht erzählt wird, aber auch Tiefgang hat, unterhaltsame Lesestunden geschenkt. Ich empfehle es sehr gern weiter und freue mich auf den Folgeband.

Bewertung vom 16.12.2020
Die Goldenen Regeln- Weisheiten und Werte für ein zufriedenes und erfolgreiches Leben
Schirner, Markus

Die Goldenen Regeln- Weisheiten und Werte für ein zufriedenes und erfolgreiches Leben


ausgezeichnet

40 liebevoll gestaltete und sehr schön illustrierte Karten in Postkartengröße, die Weisheiten und Werte für ein zufriedenes und erfolgreiches Leben bieten, finden sich unter dem Titel „Die Goldenen Regeln“ in einem besonderen Schatzkästchen.

Es sind Themenkarten von „Anfang“ bis „Willenskraft“. Der Autor und Verleger Markus Schirner hält zu jedem Begriff Ratschläge bereit, die auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet sind. Dazu gibt es Zitate prominenter Persönlichkeiten und wissenswerte Informationen.

Mir gefallen die Karten schon aus dem Grund, weil sie nicht nur schön anzusehen, sondern so stabil gearbeitet sind, dass man sie auch häufiger zur Hand nehmen kann, ohne dass sie Schaden nehmen. Besonders denke ich dabei an meinen Gesprächskreis. Ich kann mir vorstellen, dass jede einzelne Karte mit ihren wertvollen Inhalten Gesprächs- und Diskussionsstoff für wertvolle Unterhaltung bietet. Nun hoffe ich auf eine gute Zeit „nach Corona“. Dazu ist mir die Themenkarte „Geduld“ eine Hilfe, die sagt: „Sie ist die Fähigkeit zu warten und Beschränkungen, Krankheiten und Beschwerden mit Seelenruhe zu ertragen.“

Manchmal bin ich auch auf der Suche nach einem besonderen Geschenk für Menschen, „die schon alles haben“. Auch dafür ist das Kästchen mit den Goldenen Regeln sehr gut geeignet.

Ich bin restlos begeistert und empfehle „Die Goldenen Regeln“ sehr gern weiter.

Bewertung vom 16.12.2020
Der Dachs, der Wind und das Webermädchen (eBook, ePUB)
Kay, Jay

Der Dachs, der Wind und das Webermädchen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Als Liebhaberin von Märchen, Mythen und Legenden hat mich bereits das Cover des Buches „Der Dachs, der Wind und das Webermädchen“ von Jay Kay verzaubert.

Es heißt: „In dieser Geschichte verschmelzen die vielschichtige Geisterwelt von Japan und seine reiche Historie zu einer Legende von epischer Wucht.“ – Stimmt!

Der Autor hat mich mit einem märchenhaften mitreißenden Schreibstil mitgenommen in eine fremde Welt in einer früheren Zeit und hat mich dahinschmelzen lassen mit seiner zauberhaften Geschichte aus zwölf Kapiteln mit jeweils passenden Überschriften.

Das Webermädchen Ayumi und eine Prinzessin spielen eine Rolle. Wie man es aus Märchen kennt, geht es natürlich auf keinen Fall immer liebevoll und harmonisch zu, denn da gibt es nicht nur den Dachs, der es faustdick hinter den Ohren hat, sondern auch noch den hinterhältigen Fuchs.

Eine Übersicht mit Übersetzungen von Begriffen und Namen habe ich als sehr hilfreich empfunden.

Am Ende des Buches wartet noch ein Bonus auf die Leser. Mit „Das Licht“ hat Jay Kay ein Gedicht geschrieben, das mich ebenso wie die Geschichte in die Vergangenheit entführt und sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 16.12.2020
Wolfssommer / Hanna Wester Bd.1 (2 MP3-CDs)
Rosenfeldt, Hans

Wolfssommer / Hanna Wester Bd.1 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Rezension zum Hörbuch „Wolfssommer“ von Hans Rosenfeldt, gelesen von Vera Teltz
Inhaltsangabe:
In der schwedischen Stadt Haparanda, dicht an der Grenze zu Finnland, wird eine tote Wölfin gefunden. Als die Behörden das Tier untersuchen, finden sie in dessen Magen menschliche Überreste. Nachforschungen führen die Ermittler auf eine heiße Spur: Zwischen Russland, Finnland und Schweden scheint ein Drogendeal aus dem Ruder gelaufen zu sein, es gab mehrere Tote, und gleich mehrere Kriminelle sind auf dem Weg nach Haparanda. Allen voran: Profi-Killerin Katja, die für ihren russischen Auftraggeber Drogen und Geld zurückholen soll. Auch die erfahrene Polizistin Hannah Wester setzt alles daran, sie Lage aufzuklären. Doch sie ringt mit ihren privaten Problemen. Sie hat Angst, ihr Mann könne sie verlassen. Zugleich hat sie eine Affäre mit ihrem Chef. Dazu plagt sie ein altes Trauma. Doch Hanna steht ihre Frau und muss das auch, um den brisanten Fall zu lösen. Der Auftakt zur neuen packenden Thriller-Reihe von Hans Rosenfeldt, der auch gemeinsam mit Michael Hjorth als Autorenduo Hjorth&Rosenfeldt sehr erfolgreich ist.

Die Geschichte beginnt sehr emotional – das traurige Schicksal erzählt aus Sicht einer Wölfin mit ihrem Jungen, die ums Überleben kämpft. Bald schon kommen Menschen ins Spiel – viele Menschen. Für mich als Hörbuch-Ungeübte sehr schwer, Namen und die unterschiedlichen Charaktere zu „sortieren“. Dafür hätte ich mir ein Personenregister gewünscht. So habe ich die ersten Kapitel mehrmals angehört – und dann hat es mich gepackt!
Was sich aus den anfänglichen Nachforschungen für Netze und Verwicklungen ergeben haben, ist schier unglaublich, aber richtig gut gemacht und sehr spannend und fesselnd erzählt. Einen großen Anteil an der prickelnden Spannung hat für mich die Sprecherin Vera Teltz, die ihre Sache richtig gut gemacht und jeder einzelnen der vielen Personen eine eigene „Stimme“ gegeben hat. Dafür schon mal meine Hochachtung.
Eine tolle Frau ist die Protagonistin, die Polizistin Hannah Wester. Neben der vielen Arbeit bei ihren Ermittlungen in verschiedene Richtungen wird sie auch noch in ihrem Privatleben mit kleinen und großen Problemen geplagt und belastet. Doch gerade, dass auch die private Hannah einen großen Raum in der Geschichte findet, gefällt mir sehr.
Geht es auf der einen Seite zwischen Finnland, Schweden und Russland um Drogenhandel und Geldgeschäfte im großen Stil, so findet man auf der anderen Seite in Haparanda eine Reihe Kleinkrimineller, die alle auf mehr oder weniger geschickte Art versuchen, ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Und dann ist da noch die Profi-Killerin Katja…
Eine tolle Geschichte, die mir viele spannende Gänsehaut-Stunden geschenkt hat.

Bewertung vom 04.12.2020
Wo du nicht bist
Gebert, Anke

Wo du nicht bist


ausgezeichnet

Eine bemerkenswerte Frau
„Wo du nicht bist“ ist erschienen bei Pendragon und für mich das erste Buch aus diesem Verlag. Es besticht rein äußerlich nicht nur durch ein augenfreundliches Schriftbild, sondern auch durch den hochwertigen Einband, außerdem verfügt es über ein Lesebändchen.
Zu verdanken ist der Roman der Autorin Anke Gebert, die aus ihr anvertrauten Dokumenten die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte von Irmgard Weckmüller aufgearbeitet hat. Sie beginnt Ende der zwanziger Jahre, einer Zeit, in der viele Menschen versuchten, sich durch Heimarbeit ein besseres Leben zu ermöglichen – so wie Irma, die mit ihrer Schwester Martha zusammen wohnte und nach ihrer Arbeit noch Knallbonbons zusammensteckte, um sich und Martha besser versorgen zu können.
Ihr Glück findet Irma, als sie den Arzt Erich Bragenheim kennen und lieben lernt. Doch mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus verändert sich ihr Leben dramatisch, denn Erich ist Jude. Welche Bosheiten sie sich anhören müssen und welchen Gefahren sie sich aussetzen, wenn sie ihr Verhältnis nicht beenden, das erzählt Anke Gebert so eindringlich und glaubhaft, wie ich es bisher so intensiv noch nicht gelesen hatte. Es ist erschreckend, wie viele Menschen – selbst im Familien- und Freundeskreis – sich von ihnen abwenden und die Verbindung verurteilen. Vielleicht geschieht das aus Angst, selbst verfolgt zu werden, vielleicht aber auch, weil sie an den Irrsinn der „Reinheit der Rasse“ glauben. Das ganze Grauen dieser Zeit wird so überzeugend dargestellt, dass ich einfach erschüttert bin.
Die geplante Hochzeit findet nicht mehr statt. Erich kommt aus dem Krieg nicht nach Hause und Irma setzt alles daran, dennoch seine Frau zu werden.
Mich hat die Geschichte von Irma und Erich von Anfang an gefesselt und tief im Inneren sehr berührt. Ein schrecklicher Teil deutscher Geschichte, den wir nicht vergessen dürfen, und der sich nicht wiederholen darf. Darum aus vollem Herzen meine Leseempfehlung für dieses Buch.

Bewertung vom 01.12.2020
Die ertrunkene Angst
Möller, Günter-Christian

Die ertrunkene Angst


sehr gut

Die Geschichte beginnt im Herbst 1892. Viele Menschen sterben an der Colera. So auch die Eltern des elfjährigen Rune. Er verliert nicht nur seine Eltern, sondern auch sein Elternhaus Rune muss zusehen, wie der kleine Bauernhof in der Nähe von Flensburg in Flammen aufgeht. Allein macht er sich auf den Weg um seine Verwandten zu suchen. Doch unterwegs wird er überfallen und er erlebt ein schreckliches Abenteuer, bevor er auf den Schäfer John trifft, bei dem er viele Jahre wohnen kann. Aber die Vergangenheit lässt ihn nicht ruhen…
Günter-Christian Möller hat in „Die ertrunkene Angst“ eine Geschichte erzählt, die nicht nur durch den der Zeit angepassten Schreibstil, sondern auch durch regionale Zeitungsausschnitte zu Beginn eines Kapitels sehr glaubwürdig klingt.
Mich hat die Buchbeschreibung neugierig gemacht auf die Geschichte. Das Cover hingegen hatte mich so gar nicht angesprochen – bis ich im Laufe der Geschichte plötzlich genau diese Szene ganz klar vor meinen Augen sah.
Hass, Neid, Freundschaft und Feindschaft, Liebe, Vertrauen und Hoffnung werden in diesem Buch thematisiert.

Bewertung vom 01.12.2020
Nichts
Stern, Caroline

Nichts


sehr gut

Laut Inhaltsangabe ist dies ein Buch für den Mann, der sich NICHTS wünscht – oder es ist ein Geschenk für Erwachsene, die schon alles haben.

Nach dem ersten Durchblättern wird klar, was das Buch mir sagen will: NICHTS!
Aber mir sind dann bald viele Gedanken gekommen, die sich um NICHTS drehen: NICHTS und niemand – NICHTS für ungut – Macht NICHTS – NICHTS zu machen…
Das ist für mich eine gute Möglichkeit, NICHTS nicht zu verschenken, sondern selbst zu behalten und mich weiterhin auf die Suche nach passenden Redewendungen, Sprichwörtern, Liedtiteln und, und, und… zu machen und damit die herrlichen weißen Seiten zu befüllen.
Und weil Weihnachten nah ist und es viele Menschen gibt, die sich NICHTS wünschen, muss ich nur im Buchhandel nach NICHTS fragen und habe jederzeit die passenden Geschenke. Eine tolle und witzige Idee. Gern empfehle ich NICHTS weiter.

Bewertung vom 23.11.2020
Ein Sommer in Cassis
Berg, Peter

Ein Sommer in Cassis


ausgezeichnet

Jens Schneider, Kriminalkommissar in Frankfurt, freut sich nach einem anstrengenden, endlich abgeschlossenen Fall auf seinen wohlverdienten Urlaub in Cassis, dem kleinen Fischereihafen am Mittelmeer, einem idyllischen Fleckchen Erde inmitten einer malerischen Landschaft.
Leider währt die Urlaubsfreude nicht lange, denn bald wird die Leiche einer jungen Frau aus dem Meer gefischt. Es ist die junge Kellnerin Isabelle, die Jens jeden Morgen im Hotel fröhlich das Frühstück serviert und immer gern auch ein wenig mit ihm geflirtet hatte. Warum zieht die Polizei weder Unfall noch Mord in Betracht? An einen Freitod aus Liebeskummer, der in der Gegend nicht der erste wäre, mag Jens nicht glauben, wenn er an das lebenslustige Mädchen denkt. Auch für die Empfangsdame des Hotels, Catherine, steht fest, dass ihre Kollegin nicht freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Spätestens nachdem eine weitere junge Frau tot aufgefunden wird, ist für Jens klar, dass er sich nicht mit den Aussagen der Polizei abspeisen lässt. Er beginnt gemeinsam mit Catherine mit eigenen Ermittlungen, um den Todesfällen auf die Spur zu kommen.
„Ein Sommer in Cassis“ von Peter Berg mit herrlichen bildhaften Landschaftsbeschreibungen, die Urlaubsträume wecken, ist also kein locker-leichtes Urlaubsvergnügen, sondern entwickelt sich zu einem knallharten Kriminalfall mit teilweise sehr mysteriösen Ereignissen.
Peter Berg ist ein Autor ganz nach meinem Geschmack. Ihm gelingt es, mich total zu begeistern. Genieße ich gerade die Beschreibungen der herrlichen Landschaft und lasse meine Seele baumeln, so bin ich im nächsten Moment gelähmt vor Angst, dass Jens sich mal wieder in Schwierigkeiten bringt, wenn er zu forsch an eine Sache herangeht, oder wenn ich mich plötzlich frage, ob Catherine vielleicht ein falsches Spiel spielt…
Männer, die Tagebuch schreiben, kenne ich eher nicht. Aber ich finde es großartig, dass Jens eines führt und ich dadurch ganz viel seiner persönlichen Gedanken und Gefühle erfahre und ihn richtig gut kennen lerne.
Die tolle Geschichte mit vielen überraschenden Wendungen hat mir vergnügliche und spannende Lesestunden gleichermaßen geschenkt.

Bewertung vom 21.11.2020
Das Flüstern der Bäume
Christie, Michael

Das Flüstern der Bäume


ausgezeichnet

„Das Flüstern der Bäume“ von Michael Christie ist erschienen im Penguin Verlag und überzeugt äußerlich und inhaltlich von hoher Qualität. Fester Einband, aussagekräftiges Cover, Lesebändchen, Ahornblätter auf den Umschlaginnenseiten, Abschnitte mit Jahreszahlen und Abbildungen von Baum und Ahornzweigen lassen die Schönheit des Buches auf den ersten Griff und den ersten Blick spürbar und sichtbar werden.
Großartig ist die Übersicht der Leseabschnitte in Form einer Baumscheibe. Ganz besonders und für mich ein völlig neues Leseerlebnis ist, dass die Geschichte einer Familie über vier Generationen, verbunden mit den Wäldern Kanadas, in der Zukunft beginnt und mich rückwärts durch die Zeit führt. Durch Jacinda, die im Jahr 2038 als Naturführerin unterwegs ist, wird deutlich, dass nur radikales Umdenken helfen kann, Natur und Klima zu schützen. Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät!
Ganz langsam dreht sich die Zeit entgegen dem Uhrzeigersinn. Viele verschiedene Erzählstränge verbinden sich zu einer einzigen großartigen Geschichte, der überwältigenden Geschichte der Familie Greenwood. Sie beginnt im Jahr 2038 mit Jacinda und geht zurück bis ins Jahr 1908. Es ist eine Familie, aber es sind viele Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, mit Einzelschicksalen, die mich unglaublich bewegt haben. Und so wie an den Jahresringen erkennbar ist, ob ein Baum Dürreperioden, Regenzeiten, starkem Wind, Schädlingsbefall oder … ausgesetzt war, so beschreibt Michael Christie die verschiedenen Charaktere und deren unterschiedliche Wege durchs Leben.
Ich bin überwältigt von dem „Flüstern der Bäume“, von dem ich mir manchmal gewünscht hätte, es wären Schreie, aber über vieles Wissen schweigt der Wald. Ein Leseerlebnis, das es so intensiv nicht oft gibt.

Bewertung vom 21.11.2020
Das schwarze Gold des Südens
Haigh, Tara

Das schwarze Gold des Südens


sehr gut

Familienbande
Ich hatte gerade wieder mal ein paar Tage in Bamberg verbracht, als ich auf „Das schwarze Gold des Südens“ von Tara Haigh aufmerksam wurde, dessen Geschichte im Jahr 1887 in Bamberg beginnt. Ich habe die genauen Beschreibungen der Stadt genossen, konnte mir ein Bild machen vom Stephansberg, wo Elise, die jüngere Tochter der Familie, vier Jahre lang das Lehrerinnenseminar besucht hatte, und habe mich zurück in die Zeit geträumt, in der man noch mit der Kutsche in die Stadt fuhr und mit der Fähre von einem Ufer der Regnitz ans andere gelangte. Bamberg mit dem Anbau von Süßholz und damit der Herstellung von Lakritz in Verbindung zu bringen, davon habe ich erst durch das Buch erfahren. Tara Haigh hat jedoch auch diesen Teil voller Begeisterung und so detailliert beschrieben, dass ich mich fühlte, als wäre ich mittendrin in der Geschichte.
Elise und Amalie, das sind die beiden Töchter des Familienunternehmens Imhoff. Während es für die pflichtbewusste Amalie selbstverständlich ist, in der Süßholzfabrik ihres Vaters mitzuarbeiten und den Mann zu heiraten, der ihren Vater in der Firmenleitung unterstützt, so ist Elise nicht bereit, eine Vernunftehe mit einem Bankier einzugehen, um die in Schwierigkeiten geratene Firma ihres Vaters zu retten. Lieber verschwindet sie heimlich mit dem Mann, den sie liebt, nach Paris, um ihren Traum von einer eigenen Confiserie zu verwirklichen.
Um die Firma zu retten, verschlägt es Amalie in den Südwesten von Italien. In der Hitze Kalabrien kaufen sie Süßholzfelder, um die sich Amalie kümmern soll. Pflichtbewusstsein und Vernunft, das waren die Dinge, die für Amalie zählten. Ihre Meinung, dass die Liebe dabei keine Rolle spielt, gerät in Kalabrien allerdings ordentlich ins Wanken…
Die Schwestern haben lange Zeit keine Verbindung. Tara Haigh lässt allerdings ihre Leser nicht im ungewissen darüber, wie es Elise und Amelie ergeht. Die Schauplätze wechseln sogar innerhalb der einzelnen Kapitel recht häufig. So fühlte ich mich zwar beiden Schwestern immer sehr nah, doch ab und zu wäre ich schon gern länger an einem Ort geblieben.
Mir hat das abwechslungsreiche Buch recht gut gefallen in seiner Leichtigkeit, die aber schnell und unverhofft so manches Mal ins Gegenteil umschlagen konnte. Es gab Situationen, da nahmen meine Gedanken einen Weg in die richtige Richtung, und andere, deren Verlauf vollkommen überraschend war und anders als vermutet endete. Ganz besonders berührt hat mich das liebevolle Verhältnis zwischen Elise und Ferdinand zu Colette und Frédéric.