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Benutzername: 
CM94
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 1146 Bewertungen
Bewertung vom 17.08.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


ausgezeichnet

Bücher von Alina Bronsky lese ich sehr gerne, weil sie immer ein kleines bisschen ab der Norm, aber immer voller Herz, Witz und auf angenehme Art sonderbar sind. Geschichten, die einen nicht loslassen wollen, weil sie so besonders sind und aus denen man auch immer etwas für sich mitnehmen kann. "Pi mal Daumen" macht mit seinem Klappentext schon absolut neugierig. der aber nicht mal ansatzweise wiedergeben kann, wie großartig diese Geschichte ist.

Zum Inhalt: Oscar ist der klügste in seiner Mathevorlesung. Das weiß er, bevor sie überhaupt angefangen hat, denn er ist hochbegabt, ein mathematisches Wunderkind und diese Vorlesung ebnet ihm die Weg zu seinem Traum: die Arbeiten seines Idol und Träger der Fields-Medaille Daniel Johannsen zu verstehen und eine Vorlesung bei ihm zu besuchen. Als Moni in den Vorlesungssaal stolpert, hält Oscar sie für eine verwirrte Putzfrau. Für alles außer einer Studentin. Aber auch für Moni erfüllt sich in diesem Saal ein Traum und die beiden Außenseiter werden Gefährten.

Ich liebe es wie vielschichtig die Figuren sind und wieder einmal beweisen, dass der äußere Schein trügen kann. Moni und Oscar sind absolut gegensätzlich, kommen aus Verhältnissen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber sie haben auch wahnsinnig viel gemeinsam und geben einander Halt in einer Situation, die sie zu Außenseitern macht und kompensieren die Schwächen des jeweils anderen.

Die beiden manövrieren sich immer wieder in Situationen, die man als unfreiwillig komisch bezeichnen könnte und ich habe beim lesen sehr oft geschmunzelt, so skurril waren einzelne Szenarien, z.B. wenn der sozial unbeholfene, 16jährige Oscar der gestandenen Moni mit den drei Jobs und der Großfamilie Tipps fürs Leben geben will. Aber an den richtigen Stellen wird auch ein feinfühliger, ernsterer Ton angeschlagen, wenn es darum geht für sich selbst und seine Träume einzustehen. Beide Figuren wachsen innerhalb der Geschichte, jeder auf seine ganz eigene Weise, aber in gleichem Maße beeindruckend.

Die Kapitel sind kurz, beleuchten meist ein gezielt gewähltes Ereignis im Alltag der beiden und lassen sich flüssig lesen. Obwohl die zwei Protagonistin gemeinsam im Fokus der Geschichte stehen und ihre Interaktionen den Großteil der Handlung ausmachen, bekommt Oscar auch eigene Episoden und Erlebnisse, da die Geschichte aus seiner Sicht als Ich-Erzählt wiedergegeben wird. Seine trockene Art hat dabei erheblich zum Unterhaltungswert beigetragen.

Eine fantastische Geschichte über zwei Nerds und Sonderlinge, die sich aber nicht unterkriegen lassen. Eine besondere, unkonventionelle Freundschaft, die mir das Herz aufgehen ließ. Fand dieses Buch wirklich grandios und sehr unterhaltsam.

Bewertung vom 17.08.2024
Das größte Rätsel aller Zeiten
Burr, Samuel

Das größte Rätsel aller Zeiten


ausgezeichnet

Ich selbst liebe ja auch Rätsel aller Art und fühle mich von Büchern, die dieses Thema aufgreifen immer total angezogen. Hab damit eigentlich auch noch nie einen Fehlgriff gelandet und auch dieses Buch hier hat meinen Geschmack total getroffen. Eine wunderbar menschliche, herzliche Geschichte, die das eine oder andere Rätsel birgt.

Zum Inhalt: Clayton Stumper ist als Mündel der Gesellschaft der Rätselmacher, einer Gruppe eigenwilliger Rätselfans, in Bedfordshire aufgewachsen, nachdem man ihn dort vor den Toren in einer Hutschachtel gefunden hat. Als die Vorsitzende der Gesellschaft Pippa verstirbt, ist es auch für Clayton Zeit, sich seiner Vergangenheit zu stellen.

Ich fand den Einstieg in die Story aufgrund der kurzen Kapitel und schnellen Zeitsprünge etwas schwergängig. Einfach weil man immer nur so wenig Zeit in einem Handlungsstrang verbringt. Aber nachdem ich mich einmal daran gewöhnt hatte, mochte ich, wie man sich als Leser in den zwei Zeitebenen bewegt.

Was ich total cool fand war, dass die Rätsel mit abdruckt sind und meist nicht auf der selben Seite wie ihre Lösung standen, sodass ich mich gerne auch selbst kurz daran versucht habe. Und die jeweiligen Lösungen sind immer auf ganz zauberhafte Art mit dem Inhalt der zugehörigen Kapitel verknüpft, wo sie feinfühlige Einblicke in das Seelenleben der Figuren geben.

Das Buch nimmt uns mit auf eine Reise durch das bewegte Leben von Pippa und zum tatsächlichen Beginn von Claytons Leben, der die Hürden seiner ungewissen Herkunft überwindet, aus sich raus kommt und dadurch Freunde und Liebe findet. Es ist eine rührende Geschichte über Außenseiter, die ineinander eine Zuflucht und Familie gefunden haben.

Die Story ist einfach herzerwärmend, humorvoll auf eine kauzige Art und ein kleines bisschen nerdy, was dem ganzen schon wieder einen coolen Touch verleiht. Und das ist gemessen am Altersdurchschnitt der Charaktere echt ne Leistung. Eine schöne Geschichte über Fehler und Ängste, aber auch über Mut, Einsicht und Zusammenhalt!

Bewertung vom 17.08.2024
Der Salon der kühnen Frauen
Pollard, Clare

Der Salon der kühnen Frauen


gut

Ich fand den Erzählstil der unbeteiligte, auktorialen Erzählerin, die den Leser auch noch direkt adressiert, sehr gewöhnungsbedürftig. So richtig wollte das für mich nicht in die Kulisse und den Flair der Zeit passen. Die Idee des Salons selbst, fand ich einfach fantastisch. Ein Ort der Fantastereien, frei von Wertung und Konventionen- das hat was.

Zum Inhalt: Frankreich unter Ludwig XIV: der Sonnenkönig ist für seine Verschwendungssucht bekannt, während es außerhalb des Hofes an vielem mangelt. Im Kaminzimmer von Marie d‘Aulnoyes treffen sich Frauen um zu trinken, Märchen zu erzählen und der grausamen Realität zu entfliehen. Doch laufen sie Gefahr, sich damit in unliebsame Situationen zu bringen.

Ich mochte Märchen schon immer und mir haben die kurzen Kapitel und märchenhaften Erzählungen gut gefallen. Vor allem war es sehr geschickt, wie sie mit der Handlung verwoben wurden. Trotzdem oder gerade deswegen, kommt die Handlung selbst gar nicht so richtig in Fahrt.
Als Leser bleibt man seltsam außen vor, die Erzählweise schafft eine gewisse Distanz, trotz des erzwungenen Voyeurismus.

Teilweise fand ich die Sprache und den Schreibstil etwas derb, um nicht zu sagen vulgär, was für mich nicht so recht in den Kontext der Märchenerzählung und feinen Gesellschaft passen wollte, den Sittenverfall aber gleichzeitig natürlich gut rübergebracht hat. Generell ist es eine Geschichte der Gegensätze, der Verzerrung von Moral ins Lächerliche und das Messen mit zweierlei Maß wenn es darum geht, wer eine Verfehlung begangen hat.

Ich schwanke bei diesem Buch sehr stark, ob ich es einfach genial oder zu banal fand. Die Geschichte war für mich sehr ambivalent und lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück.

Bewertung vom 17.08.2024
Die Modeschöpferin von Manhattan
Weng, Joan

Die Modeschöpferin von Manhattan


gut

Der Name Valentina Scheele sagte mir vor diesem Buch tatsächlich garnichts, bei den Namen ihrer berühmten Kundinnen hat es aber natürlich auch bei mir Klick gemacht. Umso bemerkenswerter, wie Scheele es schafft so erfolgreich und gleichzeitig so unbekannt zu sein. Die Geschichte selbst fand ich sehr inspirierend, eine Ode an die Mode und daran, was Kleidung für das Selbstwertgefühl von Menschen tut.

Zum Inhalt: 1939 in New York. Die Lage in Europa ist ungewiss, eine Eskalation des Krieges denkbar. Doch in New York ist der Krieg noch weit weg. Und die High Society kleidet sich in den Kreationen von Valentina Schlee, die immer nur genau 200 ausgewählte Kundinnen in ihrer Kartei führt. Doch eine neue Kundin wirft Valentina aus der Bahn und erinnert sie an alles, was sie auf ihrem Weg zurücklassen musste.

Obwohl es in diesem Geschichte um die gefeierte Modeschöpferin Valentina geht, so steht sie doch nicht allein im Zentrum der Handlung. Neben ihr tauchen noch die unterschiedlichsten Frauen verschiedener Gesellschaftsschichten auf. Dieses gezeichnete Porträt der New Yorker Frauen in den späten 1930er Jahren ist sehr einnehmend verfasst und vermittelt wunderbar den Flair der damaligen Zeit zwischen Tanzlokalen und der Angst eines drohenden Krieges, der bereits in Europa wütet.

Für mich hätte Valentinas Geschichte sogar noch stärker aufgearbeitet werden können. Es wird zwar einiges aus ihrer Vergangenheit angedeutet, aber weniger offen, als vom Klappentext her von mir erwartet und erhofft. Vieles musste man sich zwischen den Zeilen erarbeiten, vor allem auch was ihr schwer greifbares Verhältnis zu ihrem Ehemann betrifft. Und das Ende der Geschichte kam mir fast schon zu abrupt.

Ich habe Valentina gegenüber eine seltsame Distanziertheit empfunden. Viel authentischer und nahbarer erschien mir Daisy, vermutlich aber auch weil eine Geschichte wie ihre hinlänglich aus anderen Büchern bekannt ist. Sie stellt einen angenehmen Kontrast zu Valentina dar. Generell wird Platz und die Rolle der Frau sehr facettenreich, wenn auch eher oberflächlich, beleuchtet.

Der Erzählstil hat mir gut gefallen, es gab innerhalb der Handlung viel zu entdecken und die bunt gemischten Charaktere haben mich ab und zu Schmunzeln lassen. Für mich war die Geschichte weniger skandalträchtig oder dramatisch als von der Beschreibung her angedeutet, aber trotzdem schön zu lesen.

Bewertung vom 17.08.2024
Rückkehr ins Restaurant der verlorenen Rezepte / Die Food Detectives von Kyoto Bd.2
Kashiwai, Hisashi

Rückkehr ins Restaurant der verlorenen Rezepte / Die Food Detectives von Kyoto Bd.2


ausgezeichnet

Ich mochte bereits den ersten Band über das Restaurant der verlorenen Rezepte sehr gerne und habe mich sehr gefreut, dass es eine Fortsetzung erhalten hat. Auch hier begleiten wir das Vater-Tochter-Duo wieder in ihr Restaurant und hören die Geschichten derjenigen, die einen besonderen Geschmack und eine damit verbundene Erinnerung suchen.

Mir läuft bei den Menübeschreibungen von Nagare immer regelrecht das Wasser im Mund zusammen. Ich war noch nie in Japan und so muss ich manche Gerichte googeln, aber für mich ist das Buch dadurch auch immer so ein bisschen wie eine kulinarische Reise und ich bekomme regelrecht Lust selbst nach Japan zu reisen und diese literarischen Eindrücke zu verifizieren.

Die Geschichten sind mit viel Liebe zum Details erzählt, immer geht es um ganz besondere Bindungen und Beziehungen, die oftmals eine tragische Wendung genommen haben. Nagare und seine Tochter verkaufen nicht nur Köstlichkeiten und Erinnerungen, sondern geben ihren Gästen auch immer Ratschläge und Weisheiten mit auf den Weg, die meistens darauf ausgelegt sind, die eigene Situation mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Random Fact: ich liebe die kleinen Katzenzeichnungen, die jedes Kapitel begleiten. Solche liebevollen, verspielten Details, ähnlich wie die Hintergrundgeschichten zu den Rezepten tragen dazu bei, dass man sich in der Geschichte geborgen fühlt.

Für mich lesen sich die Geschichten immer wie eine kleine Auszeit und Flucht aus dem Alltag. In den kurzen Episoden kann ich mich regelrecht verlieren. Wunderschöne Erzählungen, zu denen ich auch gerne immer wieder zurückkomme.

Bewertung vom 17.08.2024
Der Profi
Isaka, Kotaro

Der Profi


ausgezeichnet

Ich lese die japanischen Thriller von Kotaro Isaka wirklich gern, weil er es jedes Mal schafft mich mit seinen Figuren, häufig die Underdogs der Auftragskiller, zu faszinieren und zu begeistern. Auch hier wieder absolut unterhaltsam, an mitreißender Skurrilität kaum zu überbieten und sehr kurzweilig.

Zum Inhalt: Kabuto ist seines Jobs als Auftragsmörder müde. Viel lieber will er sich zur Ruhe setzen und die Zeit mit seiner Familie genießen. Doch sein Auftraggeber will einen Ausstieg um jeden Preis verhindern so sieht sich Kabuto nicht nur mit immer weiteren Jobs konfrontiert, er wird auch selbst auf die Abschussliste gesetzt.

Kabuto ist irgendwie so ein japanischer John Wick, weniger blutig, so als selbsternannter Würger, aber im der Grundthematik gibt es da durchaus Parallelen. So sieht Kabuto sich mit allerlei Aufträgen überschüttet, während er zu Hause versucht den Haussegen zu wahren und an außerehelichen Freundschaften arbeitet.

Diese krassen Gegensätze machen die Geschichte für mich so unterhaltsam; gibt Kabuto sich daheim eher duckmäuserisch, so ist er im Job ein eiskalter, kalkulierter Killer. Nur dass ihn da leider sein Gewissen plagt, was er dadurch ausgleicht, die Schwächeren zu beschützen und anderen zu helfen. Das macht ihn zu einer super spannenden Figur, ein bisschen unberechenbar und gleichzeitig zum Sympathieträger.

Mir hat die Geschichte richtig gut gefallen, es gab Geheimnisse, temporeiche Aufträge und Hinterhalte, sowie eine ungewöhnliche und doch faszinierende Familiengeschichte. Mochte ich richtig gern.

Bewertung vom 17.08.2024
Death TV
Johnston, Bryan

Death TV


ausgezeichnet

Wie skurril und verzerrt muss eine Realität sein, in der sich Menschen bereiterklären für das Entertainment anderer zu sterben?! Dieses Buch spielt mit dieser Frage und beleuchtet von allen Seiten und schafft damit einen wirklich interessanten Thriller, der von seiner genial angelegten Protagonistin lebt. Sehr spektakulär geplottet!

Zum Inhalt: um ihren Bruder Galen finanziell abzusichern erklärt sich Mentalistin Frankie bereit, sie im TV-Format Death Warrant vor den Augen der Welt töten zu lassen. Nur dass sie danach hypnotisiert wird und nichts mehr davon weiß. Und während Frankie ihr leben scheinbar unberührt weiterlebt, laufen hinter den Kulissen die Vorbereitungen für ihr Ableben.

Das Konzept des Buches fand ich mal eine völlig neue Idee, wie das Leben der Protagonistin weiterlief, während ich mich als Leserin daran aufgerieben habe etwas zu wissen, dass sie selbst vergessen hatte. Dadurch hat man diese anhaltende Erwartungshaltung einer bevorstehenden Katastrophe.

Gleichzeitig bekommt man Einblicke in den Produktionsablauf von Death Warrant, für die ein Menschenleben nur in Quoten gerechnet zählt. Diese Wechsel zwischen harter Produktions-Realität und Frankies fabelhafter Illusionen waren sehr gelungen und haben mich regelrecht um Frankie bangen lassen.

Gleichzeitig entführt das Buch den Leser in die Welt der Bühnenillusionen und auf sehr einnehmende Art werden ein paar der gezeigten Tricks beschrieben, was den Leser kurzzeitig aus der Bubble rund um Death Warrant herausholt und einen Kontrast von fast schon ätherischer Schönheit darstellt.

Das Grand Finale ist spektakulär. Nicht nur Frankies Trick an sich und wie er Teil von Death Warrant wird, sondern auch die verblüffende Wendung innerhalb der Auflösung. Wirklich ein meisterhafter Trick und ein klasse Buch!

Bewertung vom 17.08.2024
Der Honigmann
Huth, Peter

Der Honigmann


ausgezeichnet

Vororte und ihre Gentrifizierung sind ja ein sehr aktuelles Thema, das mich auch direkt angesprochen hat. Gleichzeitig stellen sie aber auch ein spannendes, fragiles soziales Gefüge dar, was hier wunderbar gesellschaftskritisch aufgearbeitet wird. Ein tief beeindruckendes, aber auch beunruhigendes Buch- hat mir richtig gut gefallen.

Zum Inhalt: Fischbach ist das Vorort-Äquivalent zu Bullerbü, schöne gepflegte Grundstücke von der oberen Mittelschicht bevölkert. Man kennt seine Nachbarn, die Kinder können noch unbesorgt unbeaufsichtigt draußen spielen. Doch dann erschüttert ein Gerücht die Idylle und die Bewohner von Fischbach müssen sich fragen, was sie bereit sind zu tun, um ihr Paradies zu beschützen.

Ich fand es total spannend, dass zwischen die eigentlich Handlung Interviews/Zeugenbefragungen mit verschiedenen Bewohnern von Fischbach eingestreut sind. Dadurch bekommt man tiefere Einblicke in das Innenleben der Gemeinde. Die Geschichte bekommt dadurch nochmal eine tiefere Ebene, die mir gut gefallen hat.

Das Mitläufertum der Mutti-Gruppe, die losgetretene Hexenjagd und die drastischen Forderungen wirken wie eine moderne Horrorgeschichte. Dieses sich selbst profilieren im Angesicht einer Krisensituation finde ich so unfassbar abstoßend. Gleichzeitig ist es wahnsinnig authentisch rübergebracht; die Reibungspunkte und stufenweise Eskalation werden schön herausgearbeitet. Und man merkt innerhalb der Geschichte sehr gut wie schnell Sympathien und Stimmungen kippen können.

Dieses Buch hat mich nachdenklich gestimmt und irgendwie ambivalent zurückgelassen. Gar nicht mal unbedingt was das Verhalten des Honigmanns betrifft, sondern die Reaktion der Gemeinschaft auf seine bloße Existenz. Das Buch schafft es, dass man sich nicht nur Gedanken zu diesem Thema macht, sondern auch sein eigenes potentielles Verhalten in solch einem Szenario durchspielt. Wunderbar verletzlich und aufrüttelnd zugleich.

Bewertung vom 17.08.2024
Tote klagen an / Raven & Flyte ermitteln Bd.3
Turner, A. K.

Tote klagen an / Raven & Flyte ermitteln Bd.3


ausgezeichnet

Ich liebe die Reihe um die Obduktionsassistentin Cassie Raven und finde die Fälle werden von Buch zu Buch stärker. Der Fall dieses Bandes führt Cassie an ihre persönliche Grenzen bietet den Hauptfiguren aber auch Raum für erhebliches Wachstum. Einfach nur genial, für mich wieder ein spektakuläres Leseerlebnis.

Zum Inhalt: als eine Wasserleiche ausgerechnet an Cassies Hausboot andockt sieht erstmal alles nach einem unspektakulären Unfalltod aus. Und obwohl Cassie die Verbindung zu ihrem Job aktuell nicht spürt, so lässt sie dich der Eindruck nicht los, dass an dem Leichnam etwas ungewöhnlich ist. Und plötzlich erhält der Fall eine ungeahnte Dimension.

Ich mochte den aktuellen Fall und vor allem die psychologische Tiefe, die er mitbringt, total gerne. Denn vieles was in dem Buch bezüglich Polizeiarbeit, Hierarchien und Image angesprochen wird, ist absolut aktuell und bedauerlicherweise sehr wahr. Ich mag wie offen hier die Probleme im System angesprochen werden und dass sie eine zentrale Komponente des Falls sind.

Cassie und Flyte zeigen sich hier beide erstaunlich verletzlich und machen eine bemerkenswerte Entwicklung durch, was beide Frauen nochmal sympathischer macht und es mir einfach Spaß macht ihre Interaktionen zu verfolgen.

Das Buch ist wieder toll geschrieben und ich wollte es gar nicht aus der Hand legen, so interessant angelegt war der Fall, der viele Wendungen bereithielt. Wieder großartige Unterhaltung mit zentralen, starken Frauenfiguren. Sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 17.08.2024
Yoko / Die Rache Bd.1
Aichner, Bernhard

Yoko / Die Rache Bd.1


ausgezeichnet

Das Cover springt einem direkt ins Auge und macht neugierig auf den Inhalt, auch weil es so wenig über diesen preisgibt. Für mich gab es beim Lesen immer wieder diese WTF-Momente, bei denen ich mich erstmal kurz sammeln musste. Das Buch ist eher nichts für schwache Nerven und hat mich ziemlich kalt erwischt. War aber gleichzeitig auch total badass- geniale Kombination, die hier richtig gut funktioniert.

Zum Inhalt: Yoko hat bei ihrem Vater den Beruf der Metzgerin gelernt, nach seinem Tod aber auf Glückskekse umgeschwenkt. Als sie gerade eine Lieferung ausfährt, gerät sie in die Fänge der chinesischen Mafia und von einem Moment auf den anderen ist ihr Leben zerstört. Doch Yoko kämpft sich zurück und schwört Rache zu nehmen.

Dieses Buch strotzt vor plastischen Gewaltschilderungen. Nicht nur körperliche Gewalt wird sehr bildlich dargestellt, auf ihrer Odyssee muss sich Yoko auch mit den Erinnerungen an ihre Vergangenheit befassen, die über sie hereinbrechen und ihr gesamtes Leben in ein anderes Licht rücken. Immer wieder blitzen starke psychologische Elemente durch, die den Leser auf eine Achterbahnfahrt durch Yokos Seele schicken.

Die Protagonistin erscheint abwechselnd schwach und zerbrechlich und dann wieder knallhart und fokussiert. In ihrer Verzweiflung tritt Yoko eine Spirale von Vergeltungsschlägungsschlägen los, bei der sie selbst immer wieder einstecken muss und droht, alles zu verlieren, einschließlich sich selbst. Eine brutale Geschichte über Gewalt, Verzweiflung, Rache und Selbstjustiz.

Das Buch hat mich echt fertiggemacht und gleichzeitig durch seine raue Art mitgerissen. Sehr perfide geplottet und voller unerwarteter Wendungen.