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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 428 Bewertungen
Bewertung vom 28.07.2022
Das Kaufhaus der Träume
Lee, Miye

Das Kaufhaus der Träume


sehr gut

Penny lebt dort, wo Menschen normalerweise nur im Schlaf hinkommen, und hat das Glück, eine Stelle in Dallerguts Kaufhaus der Träume zu bekommen, wo sie auf interessante andere Einwohner und Träumende trifft.

Ich finde die Prämisse, dass es einen Ort gibt, an den man Träume und traumbezogene Produkte erhält, sehr interessant, und mich hat auch fasziniert, dass die Autorin Südkoreanerin ist, und auch in Korea lebt. Hin und wieder, und nicht nur bei manchen Namen, kommt der koreanische Hintergrund auch zum Tragen.

In dem Ort, in dem Penny lebt, scheinen ganz normale Menschen und ein paar weniger normale Tiere zu wohnen, doch das trifft nicht unbedingt auf alle zu, was und wo dieser Ort genau ist, wird man in diesem Buch allerdings nicht erfahren, aber vielleicht im Nachfolgeband, der in Korea bereits erschienen ist?

Erzählt wird in großen Teilen aus Pennys Sicht, jedoch folgt man als Leser:in auch immer einmal wieder einzelnen Träumenden, erfährt von deren Leben, erlebt einen Traum mit ihnen, und welche Konsequenzen dieser eine Traum für ihr Leben hat. Am Ende gibt es zudem zwei Epiloge, die von Kollegen Pennys handeln, und noch offene Fragen beantworten. Überhaupt darf man sich hier keinen Roman mit durchgehender Handlung vorstellen, das Ganze wird episodenhaft erzählt, greift einzelne Kapitel aus Pennys Leben, besondere Ereignisse und, wie schon erwähnt, einzelne Träume auf.

Für mich entpuppte sich der Roman schnell als Wohlfühlbuch, ich war einfach gerne an diesem Ort, an dem Träume verkauft werden, das ganze Drumherum ist sehr liebevoll ausgeführt, mir haben z. B. sehr gut die Augenliderwaagen gefallen, an denen Penny ablesen konnte, welcher Stammgast gleich einschlafen und damit erscheinen würde. Auch die verschiedenen Traumdesigner und die Träume, die sie herstellten, haben mir gut gefallen, manchen Traum hätte ich sofort mit nach Hause genommen.

Manchmal allerdings wirkt das Buch etwas zu pädagogisierend auf mich, aber ich denke, es ist nicht nur ein Buch für Erwachsene, sondern auch für ältere Kinder und Jugendliche gedacht. Man kann daraus Lehren mitnehmen, wenn man möchte, aber man muss nicht. Ich hoffe sehr, dass auch der Folgeband ins Deutsche übersetzt werden wird, und bin gespannt, wie sich der Erzählstil der Autorin entwickelt hat, immerhin ist „Das Kaufhaus der Träume“ ihr Debüt.

Ich habe mich mit diesem Buch mit seinen episodenhaften Geschichten, die durch die Protagonistin Penny miteinander verbunden sind, sehr wohlgefühlt und es immer wieder gerne aufgeschlagen. Ich empfehle es gerne für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene und hoffe, auch den Folgeband lesen zu können.

Bewertung vom 25.07.2022
Galatea (eBook, ePUB)
Miller, Madeline

Galatea (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Madeline Miller nimmt sich nach Circe und Achill nun dem Pygmalion-Mythos an – das Original von Ovid ist ebenfalls in diesem Buch enthalten. Pygmalion schuf eine Frauenstatue, in die er sich verliebte, die zum Leben erwachte und ihm sogar eine Tochter schenkte. Die Kurzgeschichte „Galatea“ ist aus Sicht dieser Frau erzählt und führt Ovids Verse fort.

Während bei Ovid der Mann im Mittelpunkt steht, und die Frau nicht mal einen Namen hat, ist es bei Miller umgekehrt. Zudem ist die Harmonie zwischen den beiden längst zerbrochen. Galatea hat das Leben an Pygmalions Seite nicht ertragen, und auch das Bedürfnis, ihre Tochter zu schützen. Doch nun ist sie gefangen, wird unter Drogen gesetzt und „darf“ hin und wieder seinen Besuch ertragen. Die Autorin lässt Galatea selbst erzählen – eindringlich und berührend.

Lesenswert sind auch das Vorwort der Autorin sowie das Nachwort von Andreas Knabl, das zusätzliche Informationen bietet. Schön und zur Geschichte passend sind die dezent farbigen Illustrationen von Thomke Meyer.

Auch wenn hier „nur“ eine Kurzgeschichte erzählt wird, lohnt sich das Lesen, nicht nur für Fans der Autorin, unbedingt. Die Boni werten das Buch zusätzlich auf.

Bewertung vom 24.07.2022
Do not eat! (eBook, ePUB)
Hearne, Kevin

Do not eat! (eBook, ePUB)


gut

Der Physiker Clint Beecham wird von Aliens entführt. Er und fünf andere Wissenschaftler haben es noch gut, denn die Aliens scheinen sie zu benötigen, und haben sie daher in T-Shirts mit der Aufschrift „Do not eat“ gesteckt, während die 50.000 anderen entführten Menschen als Proviant für die Reise zum Heimatplaneten der Aliens dienen sollen. Die Wissenschaftler sind sich schnell einig, dass sie die Ankunft dort verhindern müssen, um die Erde vor einer Invasion zu schützen – doch wie sollen sie das anstellen ….

Der Name des Autors, von dem ich schon ein paar Romane gerne gelesen habe, sowie die Beschreibung „Urkomischer Science-Fiction-Spaß“ haben mich zum Roman oder eher zur Novelle (nach ca. 70 % des Ebooks ist die Geschichte bereits zu Ende und macht einer Leseprobe Platz) greifen lassen. Allerdings ist „urkomisch“ vielleicht die falsche Beschreibung für das, was ich zu lesen bekam, der Humor ist schon sehr schwarz, und das Ganze ziemlich bluttriefend (sowohl rotes Menschen- als auch indigoblaues Alienblut), so dass einem das Lachen oft eher im Hals stecken bleibt.

Dennoch lässt sich die Geschichte flott lesen, man darf halt kein zu sensibles Gemüt haben. Auch habe ich mich schnell gefragt, ob Kevin Hearne den Menschen vielleicht einen Spiegel vor Augen hält, die „Verarbeitung“ der Menschen zu leckerem Essen für die Aliens erinnert doch sehr an Fleischverarbeitung hierzulande – und das hat mir den Spaß noch ein bisschen mehr verdorben.

Die Geschichte lässt sich zwar zügig lesen und hat durchaus unterhaltsame Momente, jedoch bleibt einem das Lachen auch schnell im Hals stecken. Kevin Hearne-Fans können diese Geschichte lesen, müssen aber nicht unbedingt. Ich denke, ich bleibe dann doch lieber bei Siegelmagier und Druide, den Barden muss ich erst noch kennenlernen. Dieses Mal gibt es von mir nur 3 Sterne.

Bewertung vom 23.07.2022
König Ludwig und der gläserne Dolch / König Ludwig Bd.2 (eBook, ePUB)
Kaiser, Kirsten

König Ludwig und der gläserne Dolch / König Ludwig Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

König Ludwig II ist empört, Finanzminister Funkenberg schwänzt ein Treffen mit ihm, das kann er nur mit einer Kündigung strafen – bis er erfährt, dass der Minister ermordet wurde. Da er mit der Arbeit der Polizei nicht zufrieden ist, die zudem auch noch Richard Wagner verdächtigt, auf den er zwar gerade nicht gut zu sprechen ist, den er aber auch nicht als Mörder sehen möchte, nimmt er mit seiner Cousine, Herzogin Sophie, Ermittlungen auf.

Zu König Ludwig habe ich ganz andere Bilder im Kopf und konnte ihn mir zunächst gar nicht so recht als Ermittler vorstellen, aber, ich muss sagen, er macht sich ganz gut. Natürlich kommt auch immer wieder der König heraus, aber er ermittelt ja nicht allein, neben Sophie stehen ihm noch sein Privatsekretär Paul Lohmann, sein Leibdiener Karlchen und Sophies Zofe Erika zur Seite, zudem zwei tierische Begleiter.

Mir gefallen die Charaktere gut, Herzogin Sophie in Bayern ist bei Ludwig untergekommen um einem hartnäckigen und ungewollten Verehrer zu entkommen, den ihre Eltern gerne als Schwiegersohn hätten. Die Schwester der berühmten Sisi ist eine historische Persönlichkeit mit einer ähnlich tragischen Lebensgeschichte wie Ludwig selbst, doch hier ist sie eine lebensfrohe und kluge Frau, über die man gerne liest, und die Ludwig immer einmal wieder bremsen muss. Auch die anderen Charaktere sind pointiert ausgearbeitet.

Dies ist bereits der zweite Band der Reihe, ein dritter ist angekündigt. Erzählt wird humorvoll, inklusive manch fast skurriler Situation. Es macht Spaß, den Überlegungen zu folgen, die Gespräche mit Verdächtigen und Zeugen zu verfolgen, am Ende wird der Fall gut, wenn auch etwas kompliziert, gelöst. Hier sollte man historisch nicht alles auf die Goldwaage legen, es zählt eher das Lesevergnügen, und das ist gegeben.

König Ludwig II hat mich als Ermittler gut unterhalten, ich freue mich schon darauf, bald mehr von ihm und seinen Mitermittlern zu lesen.

Bewertung vom 21.07.2022
Die Schattensammlerin - Dichter und Dämonen
Orgel, T. S.

Die Schattensammlerin - Dichter und Dämonen


ausgezeichnet

Fastnacht1830, Frankfurt am Main: Während eines Festes wird im neu gegründeten Senckenberg Museum ein Schädel gestohlen, Leihgabe Johann Wolfgang von Goethes, der natürlich sein Eigentum wieder zurückhaben möchte, und da die Polizei nicht unbedingt erfolgversprechend ermittelt, selbst mit Hilfe seines Adlatus Abaris und der Museums-Angestellten Millicent Wohl den Fall zu lösen versucht.

Die Gebrüder Orgel scheinen den phantastischen Bereich verlassen, und sich in den historischen begeben zu haben, aber ganz so ist es doch nicht, denn zum historischen Setting und dem Protagonisten Goethe kommt noch ein guter Schuss Mystery. Das passt hervorragend zusammen, zumal sich erst nach und nach für Milli(cent) und die Leserschaft klar wird, dass nicht alles mit rechten Dingen zugehen kann. Da im Senckenberg Museum auch manche Kuriosität, wie etwa ein ausgestopfter Wolpertinger, zu finden ist, passt letztlich auch dieses Setting gut, na und der Geheimrat sowieso, wenn man sein wohl berühmtestes Werk betrachtet.

Gut gefallen mir die Protagonisten, Goethe, bereits in hohem Alter und ein alter Grantler, Milli, die klug und aufgeschlossen ist, und sich zu helfen weiß, Abaris, der sehr geheimnisvoll ist, sowie Goethes Kutscher Heinrich, ein alter Soldat und immer noch wehrhaft. Sie alle gewinnt man schnell lieb, und ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung, denn ich will sie alle wiedertreffen. Neben diesen Hauptcharakteren gibt es einen sehr interessanten Zirkus, dessen Mitglieder nicht nur alle besonders sind, sondern auch wichtig für das Geschehen werden. Und natürlich die Antagonistenseite, die lange mysteriös bleibt. Und, wie es so ist, bei Romanen der Autoren, kann man auch jemanden treffen, den man vielleicht aus (einem) anderen Roman(en) bereits kennt

Als langjähriger Fan der beiden Autoren hat mir schon immer ihr Erzählstil gut gefallen, der hier neue Höhen erreicht. Selten habe ich mich – bei so einem Stoff – so amüsiert, da wird nicht nur überlegt, ob man Hierarchie an Bäuchen festmachen kann, sondern es fließen auch viele, vor allem goethesche Zitate ein, und es gibt sehr unterhaltsame Dialoge. Ich habe oft schmunzeln müssen. Daneben kommt aber auch die Spannung nicht zu kurz. Insgesamt ist der Roman angenehm kurzweilig, ohne dadurch an Anspruch zu verlieren.

„Die Schattensammlerin“ ist zunächst als Hörspiel erschienen, zu meinem Glück – ich lese lieber selbst – jetzt aber auch als Roman.

T. S. Orgels Ausflug in die Historie hat eine ordentliche Beimischung von Mystery, ist sehr unterhaltsam und ebenso spannend, und besticht mit einem Figurenensemble, das man gerne noch öfter wiedertreffen möchte. Ich bin begeistert und empfehle den Roman unbedingt weiter.

Bewertung vom 17.07.2022
Die letzte Geliebte / Hardy Engel Bd.3
Weigold, Christof

Die letzte Geliebte / Hardy Engel Bd.3


sehr gut

Hollywood 1923: Privatdetektiv Hardy Engel wird angeheuert, Nachteiliges über den ehemaligen Politiker und derzeitiger Präsident der Filmproduzentenvereinigung MPPDA, Will Hays, herauszubekommen. Er sticht in ein Wespennest, heimliche Geliebte, Morde und der Ku-Klux-Klan kreuzen seine Ermittlungen.

Mal wieder habe ich eine Buchreihe mittendrin angefangen, dies ist bereits der dritte Band, jedoch kann man der Erzählung gut folgen, auch wenn man die ersten beiden nicht kennt. Kennen sollte man aber vielleicht ein bisschen das Filmmilieu jener Zeit, denn Hardy, der sich früher auch als Schauspieler probiert hat, trifft so manchen bekannten und weniger bekannten Star jener Zeit, andere werden zumindest genannt, seien es Schauspieler wie Pola Negri, Gloria Swanson, Mary Pickford oder Douglas Fairbanks, oder die Riege der Filmproduzenten wie Carl Laemmle und D. W. Griffith.

Der Kriminalfall basiert auf tatsächlichen Ereignissen, auch im politischen Bereich, wird aber angereichert mit fiktiven und/oder nicht ganz geklärten Ereignissen, eine Verquickung, die mir gut gefällt, und am Ende wird manches nicht ans Licht kommen, sondern, wie es tatsächlich der Fall war, Gerücht oder ungeklärt bleiben – zum Verdruss Hardys, der eigentlich alles aufgeklärt hatte. Dies scheint typisch für die Reihe, Hardy kann letztlich seine Erfolge nicht unbedingt genießen (der Autor aber halt die Realität auch nicht ändern).

Hardy und seine Freundin Polly Brandeis, die u. a. Drehbuchschreiberin ist, haben mir ebenfalls gut gefallen. Der Autor lässt Hardy selbst in Ich-Form erzählen, so dass man immer genau auf seinem Kenntnisstand ist, seine Gedanken und Gefühle hautnah miterlebt. Polly steht ihm im Laufe des Romans auch bei den Ermittlungen zur Seite, sie hat ganz persönliche Gründe dafür. Die Charaktere sind insgesamt gut gelungen, und auch die Erzählweise ist so bildhaft, dass mein Kopfkino gut zu tun bekam.

Manchmal allerdings fand ich Hardys Handeln etwas übertrieben, manchmal hätte er sich ein bisschen zurückhalten können/müssen, so hätte er manche Gefahrensituation umgehen können – auch wenn sein Handeln natürlich dann für Spannung gesorgt hat. Andererseits ist er halt durchaus auch als hardboiled detective zu sehen, und so passt sein Verhalten letztlich schon.

Apropos Spannung: Es gibt einige Szenen, die sehr spannend sind. Dazwischen erfährt man viel über die Zeit, das soziale und gesellschaftliche Leben, und die Charaktere, handelnde und erwähnte. Wie gesagt, es schadet nicht, sich schon ein bisschen auszukennen.

Ich habe mich nie gelangweilt – und Lust bekommen, die beiden Vorgängerbände auch noch zu lesen, ebenso hoffe ich auf einen weiteren Band, der meines Erachtens auch angedeutet wird.

Wer sich für die 1920er Jahre und das Filmbusiness interessiert, sollte der Reihe eine Chance geben. Wer einen interessanten Krimi, der mit den tatsächlichen historischen Ereignissen verquickt ist, lesen will, ist hier ebenfalls richtig. Ich freue mich darauf, Hardy Engel in weiteren Bänden wiederzutreffen.

Bewertung vom 10.07.2022
Land der Astronauten (eBook, ePUB)
Hoß, Thorsten

Land der Astronauten (eBook, ePUB)


sehr gut

Während sich Ronja mit einem Teil des Clans der Astronauten auf die Suche nach Ashley Bender macht, sind Fang und Boris unterwegs, das Artefakt zu finden, das die Silberdrachen verjagen soll, und Hiriko hat womöglich endlich etwas gefunden, mit dem sie Sven befreien kann.

Auch Band 5 der Reihe hat mir wieder gut gefallen, Thorsten Hoß hat erneut viel Phantasie bewiesen und einige interessante und teilweise auch unerwartete Wendungen eingebaut, dazu gibt noch ein paar neue Charaktere, wie die Tiermenschen, die man bereits im Vorgängerband kurz kennenlernen konnte, und alte Bekannte, wie Queckech, über dessen erneutes Auftauchen, ich mich besonders gefreut habe.

Wieder wird in vielen kurzen Kapiteln aus der Sicht der verschiedenen Charaktere erzählt, wobei Juniors und Karls Rolle im Vergleich zu vorher ausgebaut wurden, auch das gefällt mir gut, so bleibt es zusätzlich spannend und interessant, weil auch andere Perspektiven einbezogen werden.

Auch die Zwischenspiele sind wieder sehr interessant, wobei nicht nur der Bund der verbannten Magier in den weiteren Bänden noch eine große Rolle spielen dürfte.

Auch Band 5 der Reihe hat mich wieder gut unterhalten. Des Autors Phantasie lässt nicht nach, gleichzeitig wird die Geschichte interessant voran gebracht – es wird nie langweilig. Ich bin sehr gespannt, wie es in Band 6 weitergeht.

Bewertung vom 07.07.2022
Schmelzpunkt
Harlander, Wolf

Schmelzpunkt


weniger gut

Der Inuk Nanoq Egede ist Fremdenführer und Outdoor-Guide, und entdeckt in der Nähe seines Heimatortes Ilulissat auf Grönland eine große Menge toter Fische und Vögel sowie Risse im Gletscher. Seine Entdeckungen führen dazu, dass die Wissenschaftlerin Hanna Jordan nach Grönland geschickt wird, um die Ursache des Tiersterbens zu ermitteln. Auch die beiden BND-Beamten Nelson Carius und Diana Winkels werden in die Arktis entsandt, weil es Klagen über Sabotageakte gibt.

Leider muss ich sagen, dass, obwohl ich den Start in den Roman noch vielversprechend fand, er mich zunehmend langweilte, am Ende hatte ich gar überhaupt keine Lust mehr, ihn weiterzulesen und habe mich durch die Seiten gequält.

In erster Linie liegt das daran, dass alles sehr übertrieben ist, zu viele Themen, zu viel Action, zu viele Anschläge, zu viel Lebensgefahr …..

Desweiteren sind die Charaktere leider viel zu blass, so dass mir keiner nahe kommen konnte, und sie mir im Grunde egal waren, so konnte ich auch nicht mitfühlen und mitzittern. Die beiden BND-Beamten wirken zudem völlig inkompetent, was auch deren Chef zumindest in Teilen so sieht – man möge doch in Zukunft etwas dezenter vorgehen und weniger Leichen hinterlassen, da man aber ja noch nicht so lange dabei sei, würde man das sicher noch lernen – da hat es mir schon ein bisschen die Sprache verschlagen.

Eine Ausnahme ist Nanoq, der etwas tiefgründiger gezeichnet ist, und durch seine Zugehörigkeit zu einer indigenen Minderheit interessant ist. Durch ihn erfährt man auch ein bisschen über die Kultur seines Volkes und über Grönland bzw. die Arktis. Ich hatte das Gefühl, dass der Autor hier gut recherchiert hat.

Und auch die, in meinen Augen völlig unnötige, Liebesgeschichte hat mich kein bisschen berührt, zumal die Gefühle für mich aus dem Nichts kamen. Dazu noch ein unnötiger Stalker, lokale Behörden, die nichts von Gefahren wissen wollen, und lieber wegsehen – wie schon gesagt, von allem gibt es einfach zu viel. Der Autor wollte wohl viel Spannung erzeugen, bei mir hat er eher das Gegenteil erreicht.

Hätte man sich mehr auf ein Thema fokussiert, und dieses besser und umfassender thematisiert, einiges an Action herausgenommen, dafür die Charaktere authentischer und tiefgründiger dargestellt, wäre es sicher interessanter zu lesen gewesen. Außerdem hätte ich mir auch ein Nachwort des Autors gewünscht, in dem er z. B. über Fakten (und Fiktion) schreibt.

Leider hat mich „Schmelzpunkt“ trotz seines eigentlich interessanten Themas nicht berühren und auch nicht unterhalten können. Thema und Charaktere werden für überbordende Action und in meinen Augen aufgesetzte Spannung geopfert.

Bewertung vom 02.07.2022
Die Galaxie und das Licht darin / Wayfarer Bd.4 (eBook, ePUB)
Chambers, Becky

Die Galaxie und das Licht darin / Wayfarer Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Tren ist ein Sonnensystem mit nur einem Planeten, Gora, das eigentlich nichts zu bieten hat, aber in unmittelbarer Nähe ein Tunnelknotenpunkt liegt, so dass die Schiffe hier warten müssen, bis sie in durch den nächsten Tunnel zu ihrem eigentlichen Ziel reisen können. Auf Gora sind daher Habitatkuppeln entstanden, in denen allerlei Vergnügungen und Dienstleistungen angeboten werden.

Die Laru Ooli Oht Ouloo betreibt zusammen mit ihrem Kind Tupo ein solches Habitat, und erwartet gerade drei neue Gäste, die Äluonerin Pei, den Quelin Roveg und die Akarak Speaker. Ein Problem mit den Satelliten zwingt alle Gäste, auf dem Planeten zu bleiben, und so müssen auch in Ouloos Habitat alle fünf mehrere Tage miteinander auskommen – sie kommen sich in dieser Zeit näher, lernen sich kennen, stellen Ressentiments auf den Prüfstand, helfen einander und müssen Gefahren gemeinsam meistern.

Becky Chambers Reihe hängt im Grund nur lose zusammen, es gibt aber immer etwas oder jemanden, wodurch eine Verknüpfung entsteht, hier ist es Pei, die mit Ashby, dem Wayfarer-Captain aus dem ersten Band, eine Beziehung hat, die hier auch eine Rolle spielt, denn Pei ist auf dem Weg zu Ashby. Wie ich gelesen habe, soll dies der letzte Band der Reihe sein, was ich ausgesprochen schade finde, zum einen wäre ich gerne noch einmal auf der Wayfarer gelandet, zum anderen gäbe es noch so viele Geschichten aus diesem Universum zu erzählen.

Das Besondere an der Reihe ist, dass die Autorin es schafft, alle Spezies, alle Individuen, und auch alle Hintergründe authentisch wirken zu lassen. Sie mögen noch so fremd wirken, sie werden doch alle greifbar. Sehr gut gefällt mir auch, dass die Beziehungen untereinander thematisiert werden, und dass die Autorin es meistens schafft, dass sie tolerant und sensibel miteinander umgehen, zumindest im Laufe des Romans. In diesem Band ist das ganz besonders gut zu sehen, und hat mich sehr berührt. Am liebsten hätte ich Platz genommen zwischen Ouloo, Tupo, Pei, Speaker und Roveg.

Dieses besondere Charakter- und Worldbuilding gelingt Becky Chambers wohl auch durch ihren persönlichen Hintergrund, die Eltern sind Astrobiologin sowie Luft- und Raumfahrttechniker. Auch Diversity ist immer wieder ein Thema in der Reihe, nicht nur durch die verschiedenen Spezies, so hat sich z. B. Tupo noch nicht für ein Geschlecht entschieden, und wird dadurch mit geschlechtsneutralen Pronomen, wie z. B. „sir“ angesprochen, das kennt man bereits auch aus den Vorgängerbänden.

Erzählt wird aus den Perspektiven der einzelnen Charakteren, so dass man diese nicht nur aus ihrer eigenen Sicht, sondern auch aus die der anderen erlebt, was das Ganze rund macht, und zeigt, wie sie voneinander denken, und sich ihre Sichtweisen auch ändern.

Der vierte, und wohl leider auch letzte, Band der Reihe ist wieder ein ganz besonderer Roman. Mich beeindruckt und berührt diese Reihe sehr und ich bin gespannt auf die weiteren Werke Becky Chambers’.