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DoraLupin

Bewertungen

Insgesamt 877 Bewertungen
Bewertung vom 06.01.2023
Wehrlos
Benrath, Nora

Wehrlos


ausgezeichnet

4.5 Sterne

Die kleine Nele ist mit ihrer Mutter auf dem Spielplatz, als ein fremdes Mädchen mit ihr spielen möchte. Kurz darauf läuft sie Hand in Hand mit diesem Mädchen zum Ausgang und wird in einen dunklen Wagen gezogen. Die Tat ist nicht zufällig und Nele nicht das einzige verschwundene Kind. Für Neles Mutter Mieke beginnt ein echter Albtraum...doch auch sie hat einen entscheidenden Fehler begangen. Auch der Polizist Ben versucht alles die verschwundenen Kinder zu finden und stößt auf Hinweise aus dem Darknet.

Das Buch beginnt rasant und genau mit dieser Entführungsszene auf dem Spielplatz. Der Leser kann kaum Atem holen so ransant entwickeln sich die Ereignisse und der Altraum für alle liebenden Eltern beginnt und lässt den Leser nicht mehr los! Der Schreibstil ist sehr temporeich und spannend, durch kurze Kapitel wird die Spannung noch erhöht und durch die Sicht von verschiedenen Personen wie Neles Mutter, die Polizei oder die Nachbarschaft bleibt die Geschichte äußerst abwechlungsreich. Verstörend sind auch die Kapitel aus Sicht der Entführer und aus Sicht der kleinen Nele selbst!

Das Buch ist sehr gelungen geschrieben, denn zu Anfang hatte ich sehr viel Mitleid mit Mieke und ihrer Situation. Wie schrecklich muss es sein, sich nichts ahnend auf dem Spielplatz zu befinden und plötzlich ist das Kind weg! Nach und nach kommen aber bei Mieke auch Dinge zu Tage wo man als Leser leise denkt " Ist sie nicht mit Schuld an dieser Situation, hat sie diese nicht auch provoziert?" Ganz furchbar für mich als Mutter waren die Kapitel aus Sicht der Kinder, denn diese können rein gar nichts für ihre Eltern und die Situation und sind die Leidtragenden...

Ich fand das Buch einerseits sehr verstörend und es macht große Angst, es rüttelt die Eltern aber auch teilweise auf zu hinterfragen, was man denn so alles im Alltag macht, das dem Kind schaden kann/könnte. Leider fand ich diesen Ansatz zwar super, aber er wurde in meinen Augen am Ende nicht so wirklich zum Abschluss gebracht. Denn da überschlagen sich die Ereignisse und plötzlich ist die Geschichte zu Ende. Hier hätte ich mir noch mehr Input zu manchen Ereignissen im Buch gewünscht.

Fazit: Ein atemloser Thriller und der Albtraum jeder Eltern, bis auf das abrupte Ende eine wirklich verstörende und nachdenklich machende Geschichte. Gern empfehle ich sie weiter.

Bewertung vom 05.01.2023
Die magische Weihnachtsbäckerei (ungekürzt) (MP3-Download)
Barns, Anne; Below, Christin-Marie

Die magische Weihnachtsbäckerei (ungekürzt) (MP3-Download)


sehr gut

Der Schreibstil ist wirklich kindgerecht und leicht verständlich, dennoch verspüht er etwas märchenhaftes das Klein und Groß sehr gefällt! Mitreißend wird die weihnachtliche Geschichte der beiden Geschwister erzählt und einmal angefangen, will man unbedingt wissen wie die Story ausgeht!

Paul und Lena sind typische Geschwister, die sich mal streiten, aber im Grunde ihres Herzens haben sie sich lieb und wenn es drauf ankommt, dann halten sie zusammen und entwickeln unglaubliche Stärke, dies hat uns wirklich gut gefallen! Ihre Gedanken und Gefühle waren nachvollziehbar und auch ihre Handlungen konnte man immer gut nachvollziehen.

Die Geschichte ist voller Magie und Weihnachtszauber, etwas märchenhaftes und abenteuerliches ist ausserdem mit dabei- ein nahezu perfekter Mix, den Groß und Klein vorallem in der Advents-und Weihnachtszeit genießen können!

Die Sprecherin hat das Hörbuch sehr schön vorgelesen und hatte eine angenehme Stimme. Die Kirsche auf der Sahne wäre für uns gewesen, wenn das Hörbuch noch ein paar (musikalische) Effekte gehabt hätte wie beispielsweise das glöckchenklingeln des Schlittens usw.

Fazit: Eine magische Geschichte zur Weihnachtszeit, die Klein und Groß lieben werden!

Bewertung vom 05.01.2023
Anatomy
Schwartz, Dana

Anatomy


ausgezeichnet

Edinburgh, 1817: Lady Hazel Sinett lebt mit ihrer Familie in einem großen Herrenhaus und soll demnächst gut mit ihrem Cousin verheiratet werden-doch Hazels Traum ist es Chirurgin zu werden! Erst schleicht sie sich heimlich in die Vorlesungen, bis ihr der Dozent Dr. Beecham einen Deal vorschlägt. Sie soll die medizinische Prüfung bestehen ohne den Unterricht an der Akademie zu besuchen...Nun muss sich die junge Frau auf anderem Wege Leichen für ihre Lehrzwecke beschaffen-wie gut das sie den geistreichen Jack Currer kennen lernt!

Was für ein tolles, spannendes und faszinierendes Buch, das mich von der ersten bis zur letzten Seite nicht losgelassen hat! Der Schreibstil war sehr mitreißend und spannend, da sind die Seiten nur so dahin geflogen und ich wollte in jeder freien Minute wissen wie es mit Hazel weitergeht! Abwechslung schaffen auch die Briefe und Zeitungsausschnitte, die teilweise nach den Kapiteln zu finden sind.

Die Protagonistin war mir von Beginn an sehr sympathisch, ich konnte ihre Träume Chirurgin zu werden sehr gut nachvollziehen. Natürlich hat sie es im vorigen Jahrhundert nicht leicht und muss deshalb für ihre Träume kämpfen, über sich selbst hinaus wachsen und eine gute Portion Einfallsreichtum mitbringen! Aber auch Dr. Beecham und Jack Currer fand ich faszinierende und gut gezeichnete Persönlichkeiten. In die Gefühls-und Gedankenwelt der Personen konnte ich immer ohne Probleme eintauchen.

Obwohl auf dem Titel "Eine Liebesgeschichte" steht, würde ich das Buch nicht als Romance-Roman sehen. Vordergründig stehen die Themen Anatomie, Chirurgie, Freiheit und Rechte für Frauen sowie Grabräuberei, die Liebesgeschichte macht nur einen kleinen Teil der ganzen Handlung aus (was mir jedoch sehr entgegen kam). Ich fand die Geschichte absolut mitreißend und spannend, die genannten Themen wurden gut ins Buch integriert.

Der Schluss der Geschichte ist ebenfalls sehr überraschend und einfallsreich und hat mir sehr gefallen. Hier werden sich jedoch die Geister scheiden. Manchen Lesern wird es vielleicht die Geschichte kaputt machen, da ich aber gerne genreübergreifend lese hat mir der Schuss überhaupt nichts ausgemacht- im Gegenteil fand ich ihn sehr interessant und es war mal was anderes.

Fazit: Eine wunderbare Geschichte, über eine starke Frau, die über sich hinaus wächst, einem kleinen Kriminalfall und ein bisschen Liebesgeschichte. Wer sich für Chirurgie und geheimnisvolle Geschichten interessiert, der sollte hier zugreifen!

Bewertung vom 03.01.2023
Vilma zählt die Liebe rückwärts
Skretting, Gudrun

Vilma zählt die Liebe rückwärts


ausgezeichnet

Vilma Veierød ist 35 Jahre alt und hat sich auf eine höchst skurrile Weise im Leben eingerichtet. Sie lebt allein in Oslo, gibt dort Klavierstunden und bemüht sich lebenszeitverkürzende Dinge zu umgehen. Eines Morgens erhält Vilma dann ein Bündel Briefe von ihrem verstorbenen Vater, den sie nie kennen gelernt hat. Und während Vilma gebannt in die Vergangenheit ihrer Eltern eintaucht, nähert sie sich selbst jenem Mysterium, das sie bislang gemieden hat: der Liebe...

Der Schreibstil ist zwar sehr leicht verständlich und denoch genauso ungewöhnlich wie die ganze Geschichte rund um Vilma! Erzählt wird immer aus Sicht der Protagonistin, diese wechselt sich kapitelweise mit den Briefen des verstorbenen Vaters ab. Die Mischung dieser Geschichte ist höchst ungewöhnlich und zugleich sehr amüsant und warmherzig! Eine vergleichbare Geschichte habe ich vorher noch nicht erlebt, aber durch Vilmas ungewollt witzige Art wird das Hörbuch zu einem richtigen Vergnügen!

Ich lese eigentlich nicht sehr gerne Liebesgeschichten und hatte deshalb nicht so hohe Erwartungen an die Geschichte, aber ich wurde so positiv von Vilma und ihrer Geschichte überrascht, dass meine Erwartungen um Längen übertroffen worden sind!

Vilma ist eine sehr eigenwillige Protagonistin, die sehr zurückgezogen lebt und Mitmenschen eigentlich nicht an sich heran lässt. Doch ein Pfarrer, der aussieht wie Jesus, ein Klavierschüler der etwas anderen Art und ein Leichenbeschauer mit Tourette-Syndrom zwingen Vilma sich mit dem Leben auseinanderzusetzen! Ich fand die Geschichte deshalb auch so toll, da aufverschiedene Charaktere und Krankheiten eingegangen wird und diese der Geschichte einen ganz eigenen Reiz geben. Es sind nicht immer die Supermodels gefragt, die mit Leichtigeit den Mann ihrer Träume bekommen, sondern es sind hier ganz normale, etwas ungewöhnliche Menschen, die ihre eigene Geschichte schreiben. 

Ich habe das ganze als Hörbuch genießen dürfen, das von einer Frau gelesen wird, die Briefe des Vaters aber von einem Mann,´. Dies hat super zur Story gepassst und hat noch ein wenig Abwechlung hinein gebracht. Das Hörbuch wurde wirklich ganz fantastisch gelesen und deshalb empfehle ich es sehr gerne weiter an Menschen, die mal eine ungewöhnliche Liebesgeschichte erleben wollen, weg vom Mainstream.

Bewertung vom 29.12.2022
Weil die Zukunft uns gehört
Einwohlt, Ilona

Weil die Zukunft uns gehört


sehr gut

Toni kommt 1919 in der süddeutschen Stadt an und ist voller Hoffnung und Träume. Sie möchte Medizin an der Universität studieren und Ärztin werden. Toni kommt in einer Damenpension unter, in der Frauen leben, die ebenfalls nach Wissen und Bildung streben. An der Universität ist sie dennoch immer Anfeindungen und Spott ausgesetzt. Schaffen die jungen Frauen der Pension es, ihre Träume zu verwirklichen? 

Das Buch ist aus der Sicht von Protagonistin Toni geschrieben, zusätzlich findet sich nach jedem Kapitel ein Brief, dass die Leiterin der Pension an ihre Tochter verfasst hat. Der Schreibstil ist einfach und leicht verständlich zu lesen, vorallem die Gedanken und Gefühle der Frauen zur damaligen Zeit kommen in der Geschichte gut zum Tragen. 

Toni war mir von Anfang an sympathisch, sie kommt aus den Bergen und das Leben in einer großen Stadt ist ein richtiges Erlebnis für sie! Ihre Art ist angenehm denn sie ist bodenständig und hat ein ruhiges und vernüftiges Wesen. Auch ihr Ziel Medizin zu studieren um so den Frauen und ihren Leiden helfen zu können habe ich nachvollziehen können. Aber auch die anderen Charaktere des Buches wachsen einem nach und nach ans Herz, besonders die Leiterin der Pension Ida und Tonis Freundin Emilia. 

In die Handlung des Buches musste ich erst reinkommen, ich hatte im Buch den Fokus auf das Medizinstudium von Toni erwartet und mit welchen Schwierigkeiten sie im Studium zu kämpfen hat. Dies stellt jedoch nur einen kleinen Teil der Geschichte dar, stattdessen geht es viel mehr um den Zusammenhalt der Freundinnen in der Pension, die ein-oder andere Liebesgeschichte und vorallem geht es ganz viel um das Thema Freiheit der Frauen und Emanzipation in vielen Bereichen. Stellenweise hat mich die Geschichte sehr mitreißen können, anderes wurde im Buch nur angerissen und wurde mir zu kurz abgehandelt. Die Gefühle und Entscheidungen waren meist nachvollziehbar, als Tonis Verlobter auftaucht, war Toni aber in meinen Augen auch zu blauäugig und brav in manchen Dingen.

Fazit: Insgesamt ein schöner historischer Roman, der den Fokus sehr auf das Thema Emanzipation und Rechte der Frauen legt, Teile der Handlung hätte ich mir aber noch etwas ausführlicher gewünscht.

Bewertung vom 23.12.2022
Ein Leben für das Recht auf Liebe / Die Hafenärztin Bd.3
Engel, Henrike

Ein Leben für das Recht auf Liebe / Die Hafenärztin Bd.3


sehr gut

3.5 Sterne

Dies ist bereits der dritte Teil der "Hafenärztin-Reihe". Das Lesen des Buch wäre ohne Vorwissen möglich, da der Kriminalfall abgeschlossen ist, aber man verpasst sehr viel vom Privatleben der Protagonisten, das natürlich auf den ersten beiden Teilen der Reihe aufbaut.

In diesem Teil führt uns die Autorin wieder nach Hamburg ins Jahr 1911. Anne Fitzpatrick behandelt immer häufiger chinesische Frauen, die in Hamburg als Arbeitskräfte angeworben werden oder teils auch in Bordellen landen. Eine der Frauen stirbt in Annes Armen, nachdem der Täter gefohlen ist. Zusammen mit Kommissar Berthold Rheydt fängt sie an im Chinesenviertel auf Sankt Pauli, nachzuforschen. Derweil kommen sich Berthold und Helene immer näher. Helene ist ausserdem sehr in Sorge um ihre beste Freundin, die vor kurzem erst geheiratet hat.

Ich habe die ersten beiden Teile der Hafenärztin geliebt und fand diese sehr spannend, mitreißend und die Charatere sind mir sehr ans Herz gewachsen. Deshalb wollte ich nun unbedingt das dritte Abenteuer rund um Anne und ihre Freunde lesen. Leider wurde ich diesmal aber doch entwas enttäuscht von einer ziemlich langatmigen Geschichte...

Positiv sind auf jeden Fall weiterhin die Charaktere der Reihe die man begleiten darf. Sie wachsen dem Leser unheimlich ans Herz und deshalb macht es Spaß diese immer wieder zu begleiten. Durch Nebencharaktere wie einem Apothekerehepaar, das zugleich für die Polizei arbeitet, trifft man zusätzlich auf originelle Persönlichkeiten die Spaß machen. Ausserdem wurde der Roman wieder sehr gut recherchiert und man lernt diesmal einiges über das chinesische Viertel Hamburgs, dass es heutzutage nicht mehr gibt. Hier empfehle ich dem Leser auch das Nachwort der Autorin, worin sie nochmal auf genau dies eingeht.

Leider war es das auch schon mit dem Positiven zu diesem Buch, und wenn ich die Charaktere nicht zuvor schon sehr ins Herz geschlossen hätte, dann würde das Buch wahrscheinlich auch nur 3 Sterne bekommen. Das Buch war im Vergleich zu den tollen anderen Bänden stellenweise sehr zäh, vorhersehbar und langatmig. Der Kriminalfall spielte eine eher untergeordnete Rolle, der Täter war schon in der Hälfte bekannt und das Buch drehte sich diesmal viel mehr um die verschiedenen Liebesangelegenheiten der Protagonisten. Ausserdem hatte Anne diesmal eine sehr untergeordnete Rolle und von der taffen, mutigen Ärztin war kaum etwas zu lesen. Zum Ende wiederum hat das Buch dann plötzlich angezogen und mir ging dann alles viel zu schnell und abrupt. Schade aber ob ich einen vierten Teil lesen werde, weiss ich noch nicht.

Fazit: Im Vergleich zu den tollen ersten Bänden deutlich schwächer.

Bewertung vom 21.12.2022
Die Sehnsucht nach Licht
Naumann, Kati

Die Sehnsucht nach Licht


ausgezeichnet

In diesem Buch begleitet der Leser eine ganze Generation von Bergarbeitern und deren Familienmitgliedern im Schlematal im Erzgebirge von 1908 bis 2019. Fünf Generationen von Menschen erlebt der Leser mit, die Hoffnungen und Ängste der einzelnen Familienmitglieder und das Bewusstsein der Leute, dort jede gemeinsame Minute auszukosten da so mancher Bergarbeiter nicht aus dem Berg zurückkehrt.

Dies ist eine ganz wunderbare und sehr berührende Geschichte über eine ganze Familie von Bergarbeitern. Die Autorin versteht es sehr gut die einzelnen Personen der Familie authentisch zu beschreiben und gut auszuarbeiten. Der Schreibstil ist sehr bildhaft und tiefgründig, ich habe die Welt im Schlematal hautnah miterleben dürfen und ich wurde richtig in die vergangenen Zeiten zurückversetzt.

Die Autorin hat verschiedene reale Hintergründe sehr passend und schön in die fiktive Geschichte eingearbeitet, so zum Beispiel die Arbeit im Bergwerk selbst, aber auch der Kurort mit dem Radiumbad oder das Leben unter sowjetischer Belagerung werden sehr authentisch gezeigt. Ich fand es immer wieder faszinierend wie eine Stadt und eine Familie mit all den historischen Ereignissen umgegangen ist und dennoch kamen auch die einzelnen Schicksale der Familienmitglieder immer wieder ganz hervorragend zu Tragen. Wie ist es wenn man gerade sein Haus gebaut hat und es dann gleich wieder verliert, wie ist es als junge Mutter sein Baby nach wenigen Wochen in einer Krippe fremdbetreuen zu lassen, weil man selbst wieder arbeiten muss...

Ich habe mit allen Mitgliedern der Familie Steiner mitfiebern könne, ganz besonders ans Herz gewachsen sind mir aber Wilhelm und Irma. Gegen Ende war ich sogar so gerührt, das ich das ein-oder andere Tränchen in den Augen hatte. Ausserdem hat die Autorin das Schlematal so toll beschrieben, dass ich nach diesem Buch große Lust verspüre selbst einmal dort hin zu fahren.

Fazit: Eine tolle und sehr bewegende Familiengeschichte über mehrere Jahrzehnte im Schlematal. Sehr zu empfehlen!

Bewertung vom 19.12.2022
Die Töchter der ersten Mutter
Hasler, P.P.

Die Töchter der ersten Mutter


sehr gut

Nur wenige Menschen haben den Untergang der damaligen Zivilisation überlebt und eine neue Gesellschaft ist entstanden. Hier leben Kelihn und ihr Stamm im Einklang mit der Natur. Eine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gibt es nicht, die Frauen übernehmen alle wichtigen Posten und fühlen sich als die "Auserwählten der Mutter Natur", während Jungen mit Beginn der Pubertät die Gemeinschaft verlassen müssen und später als Trumbadore alleine durch die Lande ziehen. Kehlin und die Mädchen werden stattdessen früh im Qua’man unterrichtet, einer geheimnisvollen Macht von Mutter Erde. Irgendwann ist es auch für Kelihn und ihren besten Freund Eolo soweit und sie werden getrennt. Kehlin erhält eine Ausbildung bei den Tu-a-teh, den hohen Meisterinnen des Qua’man und erst Jahre später treffen die Freunde wieder aufeinander....

Der Schreibstil des Buches ist unglaublich bildhaft und so hat mich die Geschichte sehr schnell in seinen Bann gezogen und ich war gefesselt von dieser neuen Welt, die so ganz anders ist wie die Unsere. Anfangs hat sich die Geschichte fast etwas paradisisch gelesen, alle Menschen leben im Einklang mit Natur und Tieren, es gibt keine Gewalt und jeder kann hier gut leben. Doch je weiter man liest, desto mehr fragt man sich in dieser Geschichte, ob dies nicht alles nur eine schöne Fassade ist und es dahinter nicht schon lange zu bröckeln begonnen hat. Ich fand diese Gedankengänge sehr fasznierend und spannend.

Die Autorin schafft es unheimlich toll die neue Welt der Natur zu beschreiben, die grünen Hügel, die Wälder, die Wiesen auf denen Pferde Weiden. Und doch gibt es immer wieder "Mahnmale" oder Erinnerungen der alten Welt, zerstörte Städte, alte Autowracks oder auch eine kaputte Autobahnbrücke. Ich fand dies sehr gelungen, da man sich so immer wieder vor Augen führen konnte, dass diese Geschichte nicht in einer Fantasywelt spielt, sondern das dies früher unsere Erde war. 

Die ganze Handlung wird in leisen Tönen erzählt, und dennoch macht es die Geschichte nicht weniger mitreißend. In mir wurden viele Gedanken angestoßen während des lesens, die von Spiritualität über Umweltschutz und Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gegangen sind und die nach dem lesen noch eine Weile nachhallen.

Einen Stern ziehe ich lediglich ab, da für mich in der zweiten Hälfte des Buches einige Abschnitte hätten gekürzt werden dürfen. Das Ende ist dafür ziemlich actiongeladen und geht Tierliebhabern etwas an die Nieren. Die Geschichte hat keinen richtigen Cliffhanger und man könnte sie auch so stehen lassen, dennoch ist es ein sehr offenes Ende und lädt zu einem nächsten Teil ein. 

Fazit: Eine Dystopie mit ganz neuen Ideen und Gedankenanstößen. Mir hat sie gut gefallen und ich empfehle sie gern weiter.

Bewertung vom 16.12.2022
Das letzte Versprechen (MP3-Download)
Lind, Hera

Das letzte Versprechen (MP3-Download)


ausgezeichnet

Die kleine Anna lebt 1944 in Siebenbürgen gemeinsam mit ihrer Mutter und den Großeltern. Am Weihnachsabend wird sie brutal von ihrer jungen Mutter getrennt. Sie selbst wird in ein jugoslawisches Kinderheim verschleppt, ihre Mutter muss ins Arbeitslager nach Sibirien. Dank der Hilfe ihre Großeltern gelingt es Anna schließlich sich dort zu befreien und sich wieder mit den Großeltern zu vereinen. Als Anna sechs Jahre später endlich wieder mit ihrer Mutter zusammen sein kann, ist ihre Mutter eine schwer traumatisierte Frau, die keine Liebe mehr geben. Und im Nachkriegsdeutschland hat niemand Zeit für Mitgefühl...die Autorin beschreibt hier ein sehr entbehrungsreiches und erschütterndes Leben einer Frau, die auch nach dem Krieg immer wieder von Schicksalsschlägen getroffen ist und man sich fragt: Wie viel muss ein Mensch aushalten können?

Der Schreibstil der Geschichte ist leicht verständlich und dennoch sehr eindrücklich beschrieben. Schonungslos und ehrlich beschreibt die Autorin wie Anna schon als Kleinkind grauenhafte Dinge miterleben muss. Ich war von Anfang an tief erschüttert und betroffen was ein kleines Kind alles aushalten kann und muss, dennoch ist es so wichtig auch solche Geschichten aus den (Nach-)Kriegsjahren zu erzählen, dass diese nicht dem Vergessen anheimfallen.

In habe schon ziemlich viel um die Zeit des zweiten Weltkriegs gelesen und dachte mich kann nicht mehr viel erschüttern, aber wie mit diesen Donauschwaben umgegangen worden ist, ist einfach unmenschlisch und barbarisch gewesen. Oft musste ich schwer schlucken und es fällt schwer zu begreifen was Menschen sich antun können.

Aber auch die Zeit nach dem Krieg war für Anna alles andere als einfach und mit dem Wissen von heute kann man über die Handlungen der Menschen damals nur den Kopf schütteln. Ich hatte so viel Mitleid mit Anna und habe sehr gehofft, dass sie irgendwann so richtig glücklich werden kann. Aber auch als (junge) Frau treffen Anna Schicksalsschläge und man fragt sich oft "hat diese Frau nicht schon genug gelitten".

Dennoch ist es auch bemerkenswert, wie Anna trotz der Schicksalsschläge immer wieder Kraft findet weiter zu machen, mit anzupacken und all ihre Liebe zu geben. Eine starke Frau, die man sich nur zum Vorbild nehmen kann!

Die Sprecherin des Hörbuchs hatte eine sehr angenehme Stimme und hat das Hörbuch gut vorgetragen. Es kamen die Emotionen schön rüben, aber immer in einem guten, angenehmen Rahmen und nie zu weit drüber.

Fazit: Eine erschütternde Lebensgeschichte, die es sich zu lesen/hören lohnt.

Bewertung vom 15.12.2022
Redwall Band 1
Jacques, Brian

Redwall Band 1


gut

Im Moosblumenwald leben Mäuse, Dachse und andere Tiere friedlich und im Einklang zusammen, bis die furchteregende Ratte Cluny mit seiner Bande dort einfällt und die Abtei von Rotwall besetzen will! Die einzige Hoffnung der Tiere ist eine alte Legende um ein Schwert, das der legendären Maus Martin gehört hat. Die junge Maus Matthias tut alles um dieses Schwert zu finden um so den Bewohnern von Rotwall Hoffnung auf den Sieg zu machen...

Dies ist der Auftakt rund um die "Redwall-Reihe". Einige kennen die Geschichten wohl noch von früher, mir waren diese jedoch nicht bekannt.

Der Schreibstil ist leicht zu lesen und ohne schwierige Worte, sodass sich das Buch eigentlich auch gut für Kinder eignen könnte. Der Einstieg ist mir leicht gefallen und das Buch beginnt fast Märchenhaft mit den friedlichen Mäusen in ihrer Abtei, die der schrecklichen Ratte gegenüberstehen. Das Buch richtet sich an Kindern ab 10 Jahren, meiner Meinung nach ist der Schreibstil jedoch viel zu grausam und barbarisch für 10jährige Leser! Ich würde dieses Buch meinem 10 jährigen Kind nicht zu lesen geben und kann es ab 13 oder 14 Jahren frühestens empfehlen. Es gibt im Buch Szenen, die selbst mich als erwachsene Leserin zum gruseln und schlucken gebracht haben...

Die Protagonisten wirken etwas sterotyp und sind wirklich "nur" gut oder böse, da mag ich es lieber wenn jemand mehr Ecken und Kanten besitzt. Dafür gibt es aber einige Nebencharaktere die orginell sind und etwas Abwechslung und Spaß in die Geschichte bringen wie Hirsch-Hase oder die alte Maus Methusalem, ein Bücherwurm der sehr viel Wissen besitzt. Die Spatzen sind in meinen Augen etwas zu originell geraten mit ihrer ganz eigenen Sprache, die die deutsche Grammatik völlig durcheinander würfelt. Mir haben die Passagen leider eher Kopfschmerzen verursacht und als junger Leser muss man sich wohl sehr konzentrieren, wenn man den Text verstehen möchte. Also ein einfallsreicher Ansatz, der für mich jedoch nicht wirklich funktioniert hat.

Die Handlung an sich ist für Erwachsene recht vorhersehbar, es gibt aber auch durchaus Abschnitte, die mich sehr positiv überrascht haben zu Beispiel die Rätsel die es zu lösen gibt. Einige überraschende Wendungen haben der Geschichte ebenfalls gut getan, ansonsten aber war das Ende doch recht vorhersehbar und keine wirkliche Überraschung. Der Weg dahin war voll Action und teils sehr grausamen Szenen, die Geschichte ist nur so mit Leichen gepflastert, wie es das oft nicht mal in Erwachsenenbüchern gibt.

Fazit: Für Erwachsene ist die Geschichte etwas vorhersehbar, für Kinder jedoch viel zu grausam und barbarisch in meinen Augen. Ich würde es meinem Kind frühestens mit 13 oder 14 Jahren zu lesen geben!