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Bellis-Perennis
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Wien

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Insgesamt 924 Bewertungen
Bewertung vom 26.03.2024
Ischl
Stadler, Clarissa

Ischl


sehr gut

Dass (Bad) Ischl mehr zu bieten hat als Sisi, Franzl, Blasmusik und den Zauner-Stollen hat sich noch nicht bei allen herumgesprochen. Das Klischee der „Kaiser-Stadt“ oder „Kaiser-Villa“ wird liebevoll gepflegt. Auch wenn man über die Massen von Touristen, die jedes Jahr über die Stadt wie Heuschrecken einfallen, nicht immer wirklich glücklich ist. Einheimische und Fremde sind eine von Hassliebe geprägte Gemeinschaft.

Stefan Oláh, ein begnadeter Fotograf, nimmt uns, unterstützt von Clarissa Stadler, nach Bad Ischl mit, um uns unbekannte, weniger bekannte und aus Film oder Fernsehen oft gesehene Ecken von Bad Ischl mit neuen Augen zu betrachten. Dass ihm hierbei auch die eine oder andere ästhetische Verfehlung vor die Linse kommt, ist beabsichtigt und hat nach all dem Zuckerguss ihre Berechtigung.

Auf den Seiten 145 - 150 erzählt er in einem Interview, über seine Arbeit hier in Ischl, die er „visuellen Parcours“ nennt. Und ja, es ist eine Art Hindernislauf Motive zu finden, die seinem Anspruch, Tradition und Moderne schweigend und für sich selbst sprechend, gegenüberzustellen, gerecht werden.

Und dann erzählt Clarissa Stadler von ihren frühen Kindheitserinnerungen, dass es Verwandtschaft in Ischl gäbe, Onkel Rudi und Tante Reserl, die in Ischl gewohnt haben. „Der Doppelblick“ sei der Inbegriff einer unbestimmt Sehnsucht gewesen. Erst als sie anlässlich einer Reportage dienstlich nach Ischl fährt und nach einem kleinen Unfall das Krankenhaus kennenlernt, das als „Kaiserin Elisabeth-Krankenhaus“ gegründet worden ist, erwacht die Neugier, nach den Spuren von Onkel Rudi und Tante Reserl zu suchen.

Gerne gebe ich diesem etwas anderen Blick auf Ischl 4 Sterne. Bad Ischl sagen nämlich nur die Anderen, die Auswärtigen, die Fremden.

Bewertung vom 26.03.2024
Steinerne Schuld / Commissario Luca Bd.3 (eBook, ePUB)
Riva, Paolo

Steinerne Schuld / Commissario Luca Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

„So viel Leid wegen ein paar Steinen.“ (S. 173) - Doch das ist in diesem Fall nur ein Teil der Wahrheit. Nach „Flüssiges Gold“ und „Toskanische Sünden“ müssen Commissario Luca und Vice-Questora Aurora Mair abermals gemeinsam ermitteln.

Diesmal hält der Tod von Mauro Sant’ Angelo, einem jener LKW-Fahrer, die den weltberühmten schneeweißen Carrara-Marmor aus den Steinbrüchen ins Tal bringen, auf Trab. Zunächst sieht alles nach einem tragischen Verkehrsunfall aus, denn die schmale, steile Straße und die engen Serpentinen sind jedes Mal eine Herausforderung für die Frächter. Doch noch während der Bergungsarbeiten ist klar, hier hat jemand nachgeholfen, denn alle Bremsleitungen sind durchgeschnitten.

Die Frage ist nur wer war’s? Denn der LKW-Fahrer war alles andere als beliebt.

Nun wird im Kreis der Steinbrecher sowie in jenem der Umweltschützer, die eine Stilllegung der Steinbrüche fordern, ermittelt. Doch als dann Nacktfotos von verschiedenen Frauen und einige Details aus Mauros Privatleben entdeckt werden, bekommt sein gewaltsamer Tod eine weitere Facette.

Es gibt zahlreiche Spuren, die sich mitunter auch in Sackgassen verlaufen. Dann erleidet ein weiterer Arbeiter einen tödlichen Arbeitsunfall, den allerdings in einem illegalen, nicht genehmigten Steinbruch. Auch hier ist das Arbeitsgerät manipuliert.

Doch nicht die aktuellen Ermittlungen halten die beiden Ermittler in Atem, sondern auch ein Mann, der Aurora Mair stalkt.

Meine Meinung:

Autor Paolo Riva zeigt in diesem dritten Fall für das sympathische Ermittler-Duo Luca/Mair nicht nur die schönen Seiten der Toskana auf. Das beschauliche Städtchen Montegiardino hat auch so seine Schattenwürfe. Gut gelungen sind die Beschreibung der Arbeitsbedingungen im Steinbruch, wo man seit Jahrhunderten den kostbaren Carrara-Marmor abbaut. Die Methoden haben sich nur unwesentlich weiterentwickelt, die Bezahlung für die gefährliche Abreit hinkt ebenso hinterher, wie der Arbeitnehmerschutz. An erster Stelle steht der Profit, der auch beinhaltet, dass der, bei den Arbeiten entstehende Marmorstaub an die Kosmetikindustrie verkauft wird. Dieser wird dann Zahnpasten beigemengt. Dass man den Arbeitern einredet, die gefährliche und unterbezahlte Arbeit sei eine „besondere Ehre“ und die Männer glauben das auch noch, ist eine weitere Facette in diesem Krimi, in dem wenig so ist, wie es scheint.

Wie schon in den beiden anderen Krimis, spielen das Privatleben des Commissario sowie das italienische Flair eine große Grolle.

Bei der Ermittlung des Täters können die Leser recht gut miträtseln. Die Auflösung ist stimmig, wenn auch ein wenig überraschend.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem dritten Krimi mit dem sympathischen Ermittlerduo 4 Sterne.

Bewertung vom 26.03.2024
Unter Druck / Polizeitaucherin Svea Roth Bd.2
Jansen, Marc

Unter Druck / Polizeitaucherin Svea Roth Bd.2


sehr gut

Vor wenigen Tagen habe ich den ersten Fall dieser Reihe rund um Polizeitaucherin Svea Roth gelesen. Die unbewältigte Trauer um ihr kleine Tochter Lena, die vor zwei Jahren gestorben ist, hält sie nach wie vor fest gefangen. Es scheint, als sie aktuell nicht 100% dienstfähig ist. Dabei steht ihr Team vor ziemlichen Herausforderungen und unter großem Druck seitens der Politik, denn im Hamburger Hafen wird ein versenktes Sportboot gefunden, in dem sich fünf, in Fässer gefangene Leichen befinden. Die weibliche Leiche ist Yvette Ziegler, die Tochter eines Hochseekapitäns und Tauchklubkollegen von Svea.

Ob der Brutalität mit der die fünf erschossen worden sind, liegt der Verdacht nahe, dass hier die OK, also die organisierte Kriminalität ihre schmutzigen Finger im Spiel hat. Als dann endlich der Laptop von Yvette, die eine begnadete Programmiererin gewesen sein soll, endlich gefunden und entschlüsselt worden ist, zählt buchstäblich jede Sekunde, um ein weiteres Verbrechen zu verhindern.

Meine Meinung:

Dieser zweite Krimi mit Svea Roth hat mir ein wenig besser gefallen, als der erste. Allerdings halte ich es für höchst problematisch, dass eine Polizeitaucherin, die unter einem PTBS leidet (und etwas anderes ist die extreme Trauer um die tote Tochter nicht), weiterhin an so schwierigen Einsätzen teilnimmt. Ihre eigene Sicherheit und die des Teams kann hier nicht mehr gewährleistet werden, da es immer wieder zu kurzfristigen Flashbacks kommen kann und auch kommt. Hier verstößt, meiner Meinung nach, Sveas Vorgesetzte gegen seine Sorgfaltspflicht. Doch immerhin, im Zuge der Ermittlungen, wird auch Svea klar, dass sie professionelle Hilfe braucht. Ich denke, das wird Teil eines dritten Bandes sein, in dem die Leser dann (hoffentlich) die Umstände rund um Lenas Tod erfahren werden. Bislang gibt es ja nur kurze Andeutungen und Spekulationen, zumal ja Sveas Mutter in Kolumbien ermordet worden ist.

Doch zurück zum aktuellen Fall. Spannend ist beschrieben, wie gewiefte Hacker in das Computersystem von Schiffen eindringen kann und die Möglichkeiten, die sich für Kriminelle daraus ergeben.

Schmunzeln muss ich wieder über Maigret, den Waschbären, der auf Sveas Hausboot Orgien mit Chips feiert.

Die Charaktere dürfen sich weiterentwickeln, was mir in Serien immer gut gefällt.

Fazit:

Diesen Krimi, der auch einen Einblick in den Hamburger Hafen gibt, den man üblicherweise als Tourist nicht zu sehen bekommt, bewerte ich mit 4 Sternen.

Bewertung vom 23.03.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


ausgezeichnet

Wer „Als Großmutter im Regen tanzte“ gelesen hat und sich mit der Familiengeschichte von Konrad und Tekla weiter beschäftigten will, kommt an diesem Buch nicht vorbei, denn diesmal erzählt Trude Teige Konrads Geschichte.

Konrad und Sverre, zwei norwegische Brüder fahren während des Zweiten Weltkrieges auf einem Handelsschiff im Pazifik, als ein japanischer Torpedo das Schiff trifft. Nur wenige Männer, darunter Konrad können sich in ein Beiboot retten, während Sverre im Meer verschwindet.

Wenig später trifft der völlig entkräftete Konrad in einem Krankenhaus auf die Krankenschwester Sigrid, eine junge Frau, deren Familie seit längerer Zeit auf Java Geschäfte macht. Als die Japaner Java besetzen werden alle Ausländer in Internierungslagern festgehalten. Obwohl Teile Norwegens nun zum Deutschen Reich, das mit Japan verbündet ist, zählen, werden auch die Norweger als „friendly enemies“ in den Lagern festgehalten. Die Bedingunen sind katastrophal. Der einzige Lichtblick ist, dass sich nun Sverre und Konrad wieder treffen. Doch die Freude währt nicht lange, denn Sverre übernimmt als älterer Bruder die Verantwortung über ein Vergehen des jüngeren Bruders und wird dafür schwer bestraft.

Als nach fast zwei Jahren Internierungslager endlich die Freiheit zu winken scheint, beginnt der Aufstand der indonesischen Bevölkerung, um sich an den europäischen wie japanischen Besatzern zu rächen ....

Meine Meinung:

Ähnlich wie in "Als Großmutter im Regen tanzte" schildert Trude Teige das Leben eines Norwegers, der durch die Umstände zum Außenseiter geworden ist, eines Mannes, der mit der „Schuld“ überlebt zu haben, hadert. Erst das zufällige Zusammentreffen mit Tekla in England, wird ihm neuen Lebensmut geben.

Wie wir es von Trude Teige gewöhnt sind, ist auch dieses Buch mitreißend erzählt. Die historischen Details wie die gerade zu unanständige Selbstverständlichkeit mit der sich die Europäer in fremden Ländern breit machen und auf deren Bevölkerung herabsehen, ist sehr gut gelungen. Sigrids Mutter Henny ist das Symbol dafür: alkoholkrank, selbstsüchtig und sehr unsympathisch. Doch die Lagerhaft wird sie läutern.

Vermutlich werden viele Leser nur die Gräuel aus den KZs der Nazis kennen, doch die Internierungslager der Japaner stehen ihnen in ihrer Grausamkeit nur wenig nach.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser mitreißend erzählten Geschichte von Konrad 5 Sterne.

Bewertung vom 17.03.2024
Südbahn nach Triest
Neuwirth, Günter

Südbahn nach Triest


ausgezeichnet

Dieser historische Krimi ist schon der vierte der Reihe rund um den sympathischen Inspecteur Bruno Zabini aus Triest. Durch die Rückblicke, die sehr übersichtlich in das aktuelle Geschehen eingebettet sind, werden auch Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger in diese Serie, über die Vorgeschichte zu Bruno Zabini und Luise von Callenhof informiert. Trotzdem empfehle ich, die gesamte Reihe zu lesen.

Bruno Zabini begleitet Luise von Callenhof und ihren Sohn Gerwin nach Wien, um dort drei Wochen Urlaub zu machen, denn obwohl Brunos Mutter aus dem ehemaligen Wiener Vorort Gumpendorf stammt, war Zabini noch nie in der Hauptstadt der Donaumonarchie. Zwar sind Bruno und Luise (noch?) nicht verheiratet, scheinen aber einen gemütlichen Familienurlaub zu machen. Man logiert in einer Suite im Hotel Sacher, besucht Museen und vergnügt sich im Prater als Bruno der polizeiliche Alltag ereilt: Die überaus wohlhabende Witwe Henriette Hohenau wird ermordet. Wie heute, sondiert die Wiener Polizei in der Person von Inspecteur Conrad Speyer das persönliche Umfeld der Toten und entdeckt, dass drei der Erben, Meinhard, Eduard und Joseph Kestranek in Triest bzw. in Pola leben. Also, was liegt näher, den Triestiner Kollegen Zabini, um Amtshilfe zu ersuchen.

Die erste Gelegenheit, sich einen Eindruck der Geschwister zu machen, ergibt sich für Zabini gleich auf der Heimreise, denn man fährt im selben Zug, speist im Speisewagen der Südbahngesellschaft und vertreibt sich Zeit mit Kartenspielen. Allerdings lässt Zabini die Gebrüder Kestranek über seinen wahren Beruf in Unkenntnis. Doch nicht nur die Kestraneks und Zabini befinden sich im Zug, sondern auch der Kammerdiener und die Zofe der Toten. Als der Zug in Triest ankommt, gibt es eine weitere Leiche und auch die wird nicht die letzte bleiben.

Meine Meinung:

Ich genieße die Lektüre rund um Bruno Zabini seit dem ersten Fall („Dampfer ab Triest“), denn ich mag das monarchistische, etwas morbide Flair, das man auch heute noch in Triest antreffen kann. Es scheint, als ob Zabini nun endlich sein etwas unstetes Liebesleben abgelegt hätte und mit Luise von Callenhof eine feste Beziehung eingeht. Er hat jedenfalls das Zeug zu einem aufmerksamen Partner und guten (Stief)Vater. Gerwin, Luises Sohn, der ohne seine Mutter bei der strengen Großmutter aufwachsen musste, hängt an den Lippen des technikverliebten und belesenen Zabini.

Besonders geschickt eingeflochten und sehr interessant, sind die Einblicke in die Welt der Dampflokomotiven und deren Zugkraft. Dass in über den Semmering entweder eine zweite Lok oder eine besonders starke vorgespannt werden muss(te), kenne ich auch noch (allerdings nicht mehr mit Dampf). Die Details die Zabini seinen interessierten Zuhörern erklärt, gehen über das 08/15-Wissen von Eisenbahnfreunden hinaus, wirken aber nicht besserwisserisch. Man glaubt ihm, dass in die vielen Details selbst faszinieren. So mag ich das, wenn unterschwellig Wissen vermittelt wird, ohne dass der Leser mit „Infodump“ überschüttet wird.

Die Charaktere sind, wie bei Günter Neuwirth üblich, sehr gut ausgearbeitet.

Es ist recht bald klar, dass einer der Krestanek-Brüder der Täter sein muss, nur wer? Der Leser darf ein wenig spekulieren, während Bruno Zabini, die ihm zur Verfügung stehende Technik der Kriminologie ausnützt. So arbeiten Bruno und seine Mannschaft nach dem von Professor Dr. Hans Gross (1847-1915) 1893 herausgegebenen „Handbuch für Untersuchungsrichter als System der Kriminalistik.“. Professor Gross ist der erste Kriminologe und hat einen Lehrstuhl an der Uni Graz begründet. Ab ca. 1900 finden sowohl die Daktyloskopie, Fotografie als auch der „Tatortkoffer“ in der Donaumonarchie ihre Anwendung. Die Daktyloskopie wird ihren Durchbruch und Höhenflug mit der Erfindung von Rudolf Schneider, der die sogenannte „Wiener Folie“ zum Patent angemeldet hat, erringen.

Bruno Zabini wird von seiner Mannschaft perfekt unterstützt und darf noch auf Conrad Speyer aus Wien zählen, der mit einem Koffer voll Akten an die Obere Adria reist.

Jedenfalls wird der nunmehrige Dreifachmörder auf Grund der akribischen Spurensuche und schlüssigen Argumentation überführt.

Autor Günter Neuwirth gelingt es immer wieder, das Flair der untergehende Donaumonarchie darzustellen. Diesmal haben die italienischen Irredentisten Pause. Ich gehe davon aus, dass sie in einem der nächsten Bände Bruno Zabini und seine Mannschaft beschäftigen werden.

Fazit:

Sehr gerne bin ich wieder mit Bruno Zabini im Hafen von Triest spazieren gegangen, habe den Schiffen beim An- und Ablegen zugesehen und gleichzeitig Ermittlungen angestellt, um den Täter zu überführen. Dieser 4. Fall für Bruno Zabini hat mir wieder sehr gut gefallen, weshalb er wieder 5 Sterne und eine Leseempfehlung erhält.

Bewertung vom 17.03.2024
Der Donauradweg für Genießer
Holzer, Florian

Der Donauradweg für Genießer


ausgezeichnet

Florian Holzer nimmt seine Leserinnen und Leser in diesem Buch auf den 400 km langen Radweg entlang der Donau, der in Deutschland beginnt, durch Österreich führt und der Slowakei endet, mit.

Dabei liegt der Fokus nicht auf dem Abspulen des Weges in Rekordzeit, sondern auf dem Genießen. Dazu tragen rund 150 Gasthöfe bei, die die Radtouristen zu köstlichen Speisen und erfrischenden Getränken einladen.

Die Strecke von 400 km ist in folgende zwölf Touren eingeteilt.

Passau
Donauengtal, Schlögener Schlinge
Eferdinger Becken
Linz
Machland
Strudengau
Nibelungengau, Ybbs - Emmersdorf
Wachau
Tullnerfeld
Wien/Donaukanal
Nationalpark Donauauen
Bratislava

Zu jeder Etappe gibt es technische und organisatorische Angaben wie Landkarte, Länge, Höhenmeter, Schwierigkeitsgrad, Beschaffenheit der Radwege sowie Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten. Die Gasthäuser und ihre kulinarischen Köstlichkeiten werden ebenso beschrieben, wie das historische Ambiente und Sehenswürdigkeiten von Städten wie z.B. Passau, Linz, Wien oder Bratislava. Wer will, kann an einem Ort etwas länger verweilen und erst am nächsten Tag weiterradeln.

Das Buch gibt eine sehr gute Übersicht über den Donauradweg und lädt zum Genießen ein. Die gelungenen Fotos von Rupert Pessl sowie der ansprechender Text, machen Lust darauf, die Donau von Passau bis nach Bratislava entlangzuradeln. Das Buch ist im Styria-Verlag als Klappenbroschur erschienen. Ein skizzierte Plan des gesamten Donauradweges findet sich auf dem Vorsatzblatt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem ansprechenden Genuss-Rad-Guide 5 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.03.2024
Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2
Stern, Anne

Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2


ausgezeichnet

Nach dem gelungenen Auftakt der Reihe rund um die Dresdner Oper mit „Das Opernhaus: Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ liegt nun die fesselnde Fortsetzung mit dem Titel „Das Opernhaus: Rot das Feuer“vor.
Das Cover ist ähnlich gestaltet wie beim erste Band und hat daher einen hohen Wiedererkennungswert, auch wenn es mir nicht so ganz gefällt.

Wir schreiben inzwischen das Jahr 1849. In Dresden brodelt es. Viele sind mit den halbherzigen Reformen nach den Aufständen von 1848 nicht zufrieden.

Am Dirigentenpult der Semperoper steht seit einiger Zeit Richard Wagner. Zu seinem Leidwesen spielt man vor allem die Opern von Mozart. Dabei würde er gerne seine eigenen Ideen auf das Notenpapier bannen, was er in illustrer Runde auch dem Revolutionär Michael Bakunin, der unter falschem Namen in Dresden weilt, auch kundtut.

„...Alter Freund, ich arbeite gerade an einem neuen Stoff, den Nibelungen – die Komposition ist für mich das Wichtigste! Aber ich will die ganze Welt revolutionieren, die der Politik und die der Musik!...“

Daneben versuchen die Frauenvereine unter der Führung von Luise Otto, Rechte für sich einzufordern. Dazu ruft sie unzufriedene Frauen auf, Artikel für ihre Zeitung zu schreiben. Elises jüngste Schwester Barbara ist Feuer und Flamme für die Frauenbewegung und scheint sich auch nicht für Männer zu interessieren.

Elise hingegen ist in einer lieblosen Ehe mit Adam Jacobi gefangen. Zwar kann sie bei Konzerten auftreten und ist als Geigerin anerkannt, aber die Bewunderung der Zuhörer kann die fehlende Zuneigung in ihrer Ehe nicht ersetzen. Da die Ehe kinderlos bleibt, haben sie ein kleines Waisenmädchen adoptiert, dem sie ihre Liebe schenkt.

Als sie dann eines Tages Christian, der nun ein geachteter Kulissenmaler ist, wiedersieht, brechen bei beiden die alten Gefühle wieder auf. Als in der Stadt gekämpft und gestorben wird, überschattet die Sorge um Barbara, die sich mitten unter die Aufständischen mischt, Elises persönliche Gefühle.

Doch dann entdeckt Adam eine Nachricht von Christian, will seine Frau züchtigen und erleidet dabei einen Schlaganfall, den er als Pflegefall nur ganz knapp überlebt.

Elise übernimmt nun die Verantwortung für ihren Haushalt. Ihre Gedanken sind bei Christian, der aus Dresden, wie so viele andere, darunter Gottfried Semper und Richard Wagner, fliehen muss. Als dann Elise wenige Monate nach der Revolution ein Kind bekommt, darf der geneigte Leser über den Vater spekulieren.

Meine Meinung:

Die politische angespannte Situation, die nach der Niederschlagung der Kämpfen vom Frühjahr 1848 vor sich hingeköchelt hat, eskaliert, nachdem der König den Landtag überraschend aufgelöst hat. Der Volkszorn entfacht sich vor allem an den hohen Lebensmittelpreisen, während der Adel es sich an nichts fehlen lässt. Auch die abwartende und zögernde Haltung Preußens, dessen König man die Kaiserkrone für ein geeintes Deutschland angetragen hat, erzürnt die monarchistischen Aufständischen, während die anderen lieber gleich eine Republik ganz nach dem französischen Vorbild hätten.

Um die Situation für die Leser deutlich zu machen, bindet Anne Stern zeitgenössische Briefe und Dokumente in diesen zweiten Band ein. Daneben finden wir eine Karte von Dresden. Geschickt werden historische Fakten und Fiktion miteinander verquickt.

Im Nachwort erklärt die Autorin einiges zu den Ereignissen und bereitet die Leser auf einen dritten Band, der bereits in Arbeit ist, vor.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, die die Ereignisse während der Revolution von 1849 fesselnd erzählt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Bewertung vom 17.03.2024
Wendepunkt
Meinl-Reisinger, Beate

Wendepunkt


sehr gut

2024 ist für Österreich ein Superwahljahr mit Gemeinderatswahlen in Salzburg und Innsbruck, Landtagswahlen in der Steiermark und Vorarlberg, der Nationalratswahl sowie der EU-Wahl, die beiden letzteren jeweils im ganzen Land. Deshalb starten nun alle Parteien in den Wahlkampf. Weshalb die Präsentation dieses Buches auch diesem zugerechnet werden kann.

Grundsätzlich bringen die NEOS mit ihrer Parteichefin und nunmehrigen Buchautorin frischen Wind in die von Männern dominierte österreichische Parteienlandschaft. Manchmal scheinen die Analysen und Forderungen berechtigt, klug durchdacht oder aber auch ein wenig überzogen.

Beate Meinl-Reisinger geht unter anderem der Frage nach, warum sich so viele Menschen enttäuscht von der aktuellen Politik abwenden und dadurch den Populisten eine Bühne bieten. Einfache Antworten gibt es darauf nicht, schnelle Lösungen auch nicht. Der Populismus in der Politik hat sich langsam, aber sicher eingeschlichen. Damit verhält es sich wie mit dem Übergewicht: Über viele Jahre aufgebaut, gelingt es den wenigsten, die überschüssigen Kilos schnell wieder loszuwerden. In einer Zeit, in der es üblich ist, Parteifreunden mit Subventionen unter die Arme zu greifen, während an anderen Stellen (z.B. Bildung und Pflege) das Geld fehlt, ist es kein Wunder, dass sich nun auch der sogenannte Mittelstand, der durch seine Abgaben und Steuer, die Hauptlast der Ausgaben trägt, von den aktuellen Politikern abwendet und laut tönenden Heilsbringern ihre Ohren leiht.

Getreulich ihrem Motto „Es muss anders werden, wenn es besser werden soll.“ zieht sie im ersten Teil des Buches Bilanz über die Politik der letzten Jahre, um im zweiten Teil ihre Ideen, „wie wir das wieder hinkriegen“ präsentiert. Hierzu hat sie einen „Pakt des Vertrauens“ skizziert, der Folgendes umfasst:

Ein neues Regieren auf Basis von Vertrauen durch Transparenz, Augenhöhe und Nachvollziehbarkeit
Bereitschaft, auch mit Unklarheit umzugehen
Auf konstruktiven Dialog setzen und sich mit ehrlicher Neugier auf Beteiligung einlassen
Das Verbindende suchen und nicht das Trennende
Vergesst nicht auf die Jungen!
Unser Glaube heißt Demokratie
Demokratie muss wehrhaft sein
Auch Heilige Kühe sind schlachtbar
Die Mitte stärken, politisch wie wirtschaftlich
Bei uns selbst anfangen

Die Autorin beschwört die Eigenverantwortlichkeit und widerspricht sich sogleich, wenn sie für alle 18-jährigen die Einrichtung eines „Chancenkontos“ in der Höhe von 25.000 Euro fordert. Mit der Eigenverantwortlichkeit der Jugendlichen ist es leider nicht (mehr) weit her. Viele Angehörige der Generation Z haben eine etwas eigenwillige Einstellung zu Arbeit und Leistung, weshalb es für Arbeitgeber derzeit recht schwer ist, ausreichend Personal zu finden.
Viele sind gewöhnt, vom Staat und/oder den Eltern umsorgt zu werden, ohne darüber nachzudenken, wer dies bezahlt. Aber, das ist eine andere Geschichte.

Einigen Ideen dieses „Pakt des Vertrauens“ kann mit „Ja, eh“ zugestimmt werden, andere sollten präzisiert werden. Am besten davon gefällt mir „Das Verbindende suchen und nicht das Trennende“, denn gemeinsam sind wir stärker.

„Statt jammernder Selbstanklage sollten wir also stolz sein, gerade auf Österreich. Um unsere Freiheit und unsere Demokratie müssen wir ringen, aber sie nicht abschreiben. Gerade dann, wenn die Zeiten schwer sind und die Nachrichten aus aller Welt kaum zu ertragen, müssen wir alle aktiv werden. Ein Neo-Biedermeier, in dem wir es uns vor Streaming-Diensten gemütlich machen und uns ins Private zurückziehen, hilft genau denen, die unsere Freiheit und unsere Demokratie unterwandern wollen. Die Zukunft geht uns alle an. Und Politik braucht Öffentlichkeit.“

Fazit:

Diesem Plädoyer für eine lebendige Demokratie, die wir alle mitgestalten können und müssen, gebe ich gerne 4 Sterne.

Bewertung vom 17.03.2024
Sehnsucht Weitwandern
Schallauer, Claudia

Sehnsucht Weitwandern


ausgezeichnet

Claudia Schallauer stellt uns in diesem Buch das Weitwandern vor. Dazu begeben wir uns mit ihr auf die vier folgenden Weitwanderwege:

Johannesweg (ca. 84 km/3-5 Tagesetappen)
Luchstrail (Ca. 220 km/11-12 Tagesetappen)
Lebensweg (Ca. 270 km/13-14 Tagesetappen)
Hohe Tauern Panorama Trail (Ca. 275 km/17 Tagesetappen)

Wir erwachen mit der Sonne, laben uns an einem stärkenden Frühstück und gehen einfach los! Doch bevor wir uns auf diese Mehrtages- und Weitwandertouren begeben können, ist exakte Planung nötig.

Keine Angst davor! Die erfahrene Wanderführerin und Buchautorin erzählt alles über Planung und Organisation.
Die ersten dreißig Seiten beschäftigen sich mit wertvollen Tipps zur Streckenplanung sowie Packliste, Etappenziele usw..

Anschließend wird jede Weitwanderung beschrieben: Länge, Höhenunterschiede, Schwierigkeiten, Wegbeschaffenheit, beste Jahreszeit und besondere Highlights. Danach werden die täglichen Etappen im Detail beschrieben.

Zahlreiche tolle Fotos ergänzen dieses Buch zum Entschleunigen. Es ist möglich, einzelne Teile eines Weitwanderweges auch als Tagesausflug zu absolvieren. wer will, kann auch den einen oder anderen Package-Service in Anspruch nehmen. Die örtlichen Gasthäuser haben sich auf Weitwandergäste eingestellt. Hier ist es besonders wichtig, die Tour genau zu planen und vorab Zimmer zu reservieren.

„Weitwandern ist für mich die erfüllendste und auch ehrlichste Art, eine Region, ihre Natur und Menschen kennenzulernen. Ich wünsche meinen Leserinnen und Lesern, dass sie die Magie dieser besonderen Form des Wanderns für sich entdecken - als wertvolle Ich-Zeit oder in vertrauter Begleitung!“

Statt den überfüllten Jakobsweg zu gehen, kann hier Ruhe und Entschleunigung gefunden werden.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Wanderführer, der einlädt das hektische Alltagsleben für ein paar Tage hinter sich zu lassen, 5 Sterne.

Bewertung vom 14.03.2024
Eine Fingerkuppe Freiheit (eBook, ePUB)
Zwerina, Thomas

Eine Fingerkuppe Freiheit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieser historische Roman, der sich mit Louis Braille und seiner Erfindung der 6-Punkt-Blindenschrift beschäftigt, hat mir sehr gut gefallen. Zum einem, weil Thomas Zwerina als Späterblindeter quasi ein Vermittler zwischen den beiden Welten ist und zum anderen, weil er Louis Brailles Verdienst würdigt.

Louis Braille ist 1809 in der Zeit der Napoleonischen Kriege als jüngster Sohn eines Sattler geboren. Der neugierige Dreijährige sticht sich mit einer Ahle in sein rechtes Auge und die darauffolgende Infektion lässt sowohl das verletzte rechte als auch das linke Auge erblinden. Das hält ihn aber nicht auf, weiter wissbegierig zu sein. Er besucht zunächst die Dorfschule, wo er durch seine Intelligenz und sein phänomenales Gedächtnis auffällt. Von seinem Lehrer und den Eltern gefördert, wechselt er 1819 nach Paris in das Blindeninstitut in der Rue Saint-Victor Nr. 68.

Gemeinsam mit zwei weiteren blinden Zöglingen, Philippe Coltant und Gabriel Gauthier, treibt Louis neben ernsthaften Studien auch allerlei Unfug, und wird von so mancher sehenden Lehrkraft nahezu gehasst, weil er mehr weiß und wesentlich schneller Zusammenhänge begreift.

Als der ehemalige Artilleriehauptmann Charles Barbier, seine eigentlich für das Militär entwickelte Geheimschrift in der vorstellt, ist Louis Braille fasziniert. Allerdings ist diese „Nachtschrift“ genannt, zu kompliziert für den täglichen Gebrauch der Blinden. Louis erstellt ein vereinfachtes System aus sechs Punkten, das zu der später bekannten Brailleschrift führen wird. Er entwickelt auch eine Notenschrift für blinde Musiker.

„Ich lese, ich schreibe, also bin ich.“ wird bis an das Lebensende, Louis Brailles Credo sein.

Doch bis diese, mit den Fingerkuppen tastbare Schrift den Blinden ihre Freiheit beim Lesen und Schreiben bringen wird, vergeht noch geraume Zeit, in der Louis Braille allerlei Anfechtungen durch Mitarbeiter des Blindeninstituts ausgesetzt ist. Vor allem die sehenden Lehrkräfte sind eifrig bemüht, Louis Brailles Errungenschaft zu desavouieren.
Sie fürchten um ihre Anstellung in der Blindenschule. Vor allem sein messerscharfer Verstand ist einigen Lehrkräften ein Dorn im Auge. So sieht er das Scheitern des Experiment mit Barbiers Nachtschrift voraus, weil der Schüler, der dafür ausersehen ist, Chello spielt und deswegen Hornhaut auf den Fingerkuppen hat, und die feinen Erhebungen nicht spüren kann.

Louis Braille wird den weltweiten Siegeszug seiner Erfindung nicht mehr erleben. Er stirbt 1852 an Tuberkulose.

Meine Meinung:

Beim Lesen dieses historischen Romans habe ich das Gefühl, ein Déjà-vu-Erlebnis zu haben. Einige Passagen sind mir sehr bekannt vorgekommen, als ob ich das oder ein ähnliches Buch schon vor Jahren gelesen hätte. Leider habe ich keine Ahnung mehr, welches das gewesen sein könnte.

Der Schreibstil ist fast schon poetisch zu nennen, passt er sich doch dem 19. Jahrhundert an. Das kann viele Leser verwirren oder sogar abschrecken. Mir hat diese Art zu formulieren sehr gut gefallen, lese ich doch manchmal auch Schriften aus dieser Zeit, die gar nicht an die heutige Schreibweise angeglichen sind. Der Autor springt ein wenig in der Zeit, so dass hier achtsam gelesen werden sollte.

Die Nebenhandlungen wie die Eifersüchteleien um die Führung des Institutes werden ausführlich behandelt. Da tritt manchmal das Leben von Louis Braille in den Hintergrund. Allerdings scheint es auch nur wenige Quellen über ihn zu geben.

Autor und Musiker Thomas Zwerina beschreibt die Schwierigkeiten, denen Blinde im 19. Jahrhundert ausgesetzt waren anhand des Pariser Blindeninstituts. Doch gleichzeitig zaubert der Autor mit seiner außergewöhnlichen Sprache stimmungsvolle Bilder von Louis Umgebung. Louis, dessen andere Sinne in einem einzigartigen Spektrum geschärft sind, erlebt die Welt für sich viel intensiver, so als wüsste er, dass ihm nicht viel Lebenszeit bleibt.

Die Zöglinge erhielten eine rudimentäre Ausbildung als Korbflechter oder ähnliches. Viel besser geht es den Kriegsinvaliden aus den beiden Weltkriegen auch nicht. Erst zahlreiche technische Hilfsmittel können den Alltag von Blinden und Sehbehinderten erleichtern. Ich habe anlässlich eines Schulprojektes unserer Sohnes mit dem Bundesblindeninstitutes in Wien Kontakt gehabt. Beeindruckend, wie hier der Alltag gemeistert wird. Inzwischen gibt es „begreifbare“ also taktile Stadtpläne, die ihren Ursprung in der Neugier und dem Wissensdurst von Louis Braille haben.

Autor und Musiker Thomas Zwerina schreibt in seinem Nachwort:

»Eine Fingerkuppe Freiheit« habe ich mit tiefer Verneigung vor der Leistung Louis Brailles verfasst, der bereits im Alter von 12 Jahren mit seinen ersten Überlegungen für seine Schrift begann. Möge sein ungebrochener Erfindergeist der Welt Zuversicht und Hoffnung geben.“

Dem ist wohl wenig hinzuzufügen.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser literarischen Hommage an Louis Braille 5 Sterne.