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friederickes Bücherblog
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Berlin
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Als Bücherblog rezensieren wir gerne unabhängig und redaktionell frei Bücher für Verlage und Autoren. Schicke uns bitte vorab eine kurze Anfrage (Buchtitel und Klappentext) per Mail. Verlage dürfen uns ebenfalls gerne kontaktieren. Unsere Schwerpunkte sind: Romane der Zeitgeschichte, Historische Romane, Frauenromane, Liebesromane und Biografien.

Bewertungen

Insgesamt 298 Bewertungen
Bewertung vom 06.07.2017
Die fremde Schwester
Willig, Lauren

Die fremde Schwester


sehr gut

Schöne Familiengeschichte im zwanzigsten Jahrhundert.

Das Cover

Das Cover zeigt einen geöffneten Vogelkäfig mit Rosen. Die Farbe und der Stil sind mit einen hohen Wiedererkennungswert an ein weiteres Buch der Autorin angepasst und in sich stimmig.

Die Geschichte (Spoiler!)

Rachel arbeitet 1927 in Frankreich als Gouvernante für Reiche und erhält die Nachricht, dass ihre Mutter in England schwer erkrankt sei. Sie bekommt keine Freistellung, kündigt daraufhin und reist sofort zurück. Ihre Mutter ist aber bei ihrer Ankunft bereits verstorben und beigesetzt. Im Haus findet sie einen Zeitungsausschnitt, der in großer Ähnlichkeit ihren angeblich verstorbenen Vater mit seiner Tochter zeigt. Sie versteht das alles nicht und kennt weder den dort angegebenen Namen, noch die Tochter.
Rachel fährt zu ihrem Onkel und erfährt, dass sie die Tochter von Graf Ardmore ist und ihre Mutter mit ihm ein Verhältnis hatte. Sie erfährt natürlich auch, dass ihr Vater nicht der arme Mann war, den sie als kleines Mädchen kannte.
Dann lernt sie bei ihrem Onkel den Klatschkolumnisten Simon kennen und schmiedet mit ihm zusammen einen Plan, wie sie als arbeitende Frau bei den Reichen eingeführt werden, und ihre Familie kennen lernen kann.

Meine Meinung

Die Geschichte ist in einem leicht verständliche Schreibstil in der „Ich-Form“ geschrieben und gestattet damit dem Leser tief in die Hauptfigur hineinzuschlüpfen.
Die Protagonisten sind sehr schön ausgearbeitet und dargestellt. Die Schauplätze ausführlich beschrieben, sodass ich in meiner Vorstellungskraft eintauchen und die Orte kennenlernen konnte.
Sehr gelungen fand ich auch die Einbettung der Geschichte in die aufregende Zeit der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts.
Was mir nicht so gut gefiel, war die gefühlt lange Einführung in die High Society, da die Geschichte ja aus nur einer Perspektive erzählt wurde. Dadurch plätscherte die Erzählung in dieser Phase ohne Höhen und Tiefen, mit oft ähnlichen Aktionen solange dahin, bis die Handlungen durch das Treffen mit dem Vater wieder Schwung aufnahmen. Dafür haben die vielen und lebhaften Dialoge einen schönen Ausgleich geschaffen. Die Rätsel der Familie lösen sich im letzten Drittel nach und nach langsam auf und fördern einige Überraschungen zutage, was sich sehr positiv auswirkt. Das Ende allerdings war ein wenig flach.
Es ist keine romantische Liebesgeschichte, sondern eine historische Familiengeschichte, die uns in eine Zeit blicken lässt, in der Familienstand und Herkunft eine große Rolle spielten, und um eine junge Frau, die ihren Weg gehen muss.

Das Buch erhält von mir eine Leseempfehlung.

Friedericke von „Friederickes Bücherblog“

Bewertung vom 06.07.2017
Katzen
Mander, Marina

Katzen


gut

Poetische Katzenliebe
Das Cover

Eine in sich ruhende Katze mit blauen Augen. Ich habe mich sofort in diesen wunderschönen Vierbeiner verliebt. Die Farben sind sehr schön abgestimmt und die Präsentation spricht potentielle Leser auf den ersten Blick an.

Die Geschichte (Spoiler!)

Wunderbare Welt der Katzen! Immer wieder ein vielfältiges Thema, weil sie keine nach üblichem Verständnis erziehbaren Tiere sind. Weil sie selbst entscheiden was sie wollen. Die Autorin erzählt aus Erfahrungen und Erlebnissen mit eigenen Katzen. Sie verknüpft erfundene Geschichten mit wissenswerten Fakten und liebenswerten Anekdoten. Ausführliches dazu auch im Klappentext.

Meine Meinung

Das Buch ist keine Katzengeschichte an sich und hat keinen roten Faden. Die einzelnen Kapitel sind philosophische und poetische Betrachtungen und machen es nicht ganz leicht eine Bewertung zu schreiben, weil es viele individuelle Erlebnisse der Autorin sind. Auch der Schreibstil ist nicht ganz einfach und fordert den Leser gar auf, die Fachbegriffe nachzuschlagen, das Allgemeinwissen aufzufrischen. Das hat mich einige Male aus dem Lesevergnügen herausgeholt.

Marina Mander berichtet wie schon erwähnt von persönlichen Erfahrungen, verknüpft geschickt bekannte Fakten, und fügt erfundene Anekdoten bei. Teilweise ist es allerdings auch etwas überzogen. Dazu gehört aus meiner Sicht die Lebensdauer von Elektrogeräten und andere Beispiele.

Es ist aber in jedem Fall eine intensive und warme Liebeserklärung an Katzen, wobei die Autorin vielfältige Einblicke in das Zusammenleben mit den schnurrenden Vierbeinern gewährt. Die Art und Intensität der Erfahrungen wird sicherlich von den Lesern unterschiedlich aufgenommen.

Katzenliebhaber und solche die es werden wollen, werden einiges entdecken, was das Zusammenleben interessant, spannend und zufrieden macht.

Deshalb spreche ich eine Leseempfehlung aus.

Friedericke von friederickes Bücherblog

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2017
Das Haus am Fluss
Heitmann, Tanja

Das Haus am Fluss


gut

Eine norddeutsche Familiengeschichte

Die Geschichte (Achtung: Spoiler!):

Marie trägt schwer an dem, was das Leben ihr auf die Schulter gelegt hat, und sie beschließt, in Norddeutschland am Elbdeich zusammen mit ihrem Sohn Valentin ein neues Leben zu beginnen. Im alten Sommerhaus der Familie, dem „Kapitänshaus“, wo ihr Onkel ihr das Erdgeschoss zur Verfügung stellt, trifft sie auf dessen Mutter Marlene, die ihr verbietet, die obere Etage zu betreten, und eine Heimlichkeit daraus macht.

Die Renovierungsarbeiten lassen Marie in die glorreiche Zeit des zwanzigsten Jahrhunderts blicken und fördern einige Geheimnisse zutage, die sie mehr und mehr interessieren. Zusätzlich wird die Faszination über die trotzdem aufgesuchten verbotenen Räume forciert. Und so beginnt Maries neues Leben mit einer Reise in die Vergangenheit. Was sie alles vorfindet, fasst der Klappentext zusammen.

Parallel dazu lernt sie durch ihren Sohn den Schäfer Asmus kennen, der ein Stück weiter am Deich ein ebenso freiwilliges einsames Leben führt, denn auch in seinem Inneren hat sich ein Problem häuslich eingerichtet.



Meine Meinung:

Im Zentrum der Geschichte steht das Kapitänshaus an der Elbe, in dem sich alles abspielt. Die Geschichte wird in zwei Erzählsträngen erzählt, die sich stets abwechseln.

Im „Jetzt“ zieht Marie mit ihrem Sohn Valentin in das renovierungsbedürftige Haus. Sie braucht dringend einen Neuanfang und will die Geister ihres Schicksals, die ihr den Schlaf rauben, loswerden. Sie ist sehr viel mit sich selbst, ihrer Vergangenheit und ihrem zukünftigen Leben beschäftigt. Zu erfahren, was passiert ist und warum, dauert meines Erachtens viel zu lange, und die Geschichte plätschert ohne Höhen und Tiefen mit Alltagsgeschehnissen dahin. Deshalb tat ich mich schwer, mich mit der Figur der Marie anzufreunden, und ich hatte auch meine Probleme, ihr Verhalten und ihre Gedanken auf die lange Strecke zu verstehen.
Ihre Annäherung an den Schäfer, die durch ihren Sohn zustande kommt, vollzieht sich zaghaft und vorhersehbar. Sympathisch ist der kleine Valentin, der durch seine frischen Aktionen und Dialoge etwas Abwechslung in die Geschichte bringt. Maries Mutter und Freundin werden eingeführt, bleiben aber im Hintergrund, ebenso für eine sehr lange Zeit ihre Großtante Helene.

Der zweite Erzählstrang führt in die Zeit von den Zwanziger- bis zu den Vierzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Man erfährt nach und nach, welche Dramen sich im Kapitänshaus abgespielt haben, was der Geschichte unheimlich guttut. Die Hauptrolle spielt Mina, eine junge, starke Frau, die am Beginn der Erzählung gerade 21 Jahre alt geworden ist. Mit ihr als Protagonistin und den anderen Figuren dieser Zeit habe ich mich sehr wohl gefühlt, weshalb ich sie gerne durch die spannende Zeit ihres Lebens begleitet habe. Im Klappentext ist die Rede von Liebe und Verrat, und das stimmt wirklich. Auch wurden die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten wunderbar eingearbeitet und der Zweite Weltkrieg gestreift. Hiervon hätte es für mich wesentlich mehr sein dürfen.

Das schwere Lebenspaket von Schäfer Asmus, das er bis zum Schluss mit sich herumschleppt, hat mich dagegen nicht ganz überzeugt.

Der Schreibstil ist flüssig und macht es einem beim Lesen leicht, im Kopf die Bilder dazu aufzurufen. Allerdings fand ich es schade, dass über weite Strecken aus einer Stiefmutter immer wieder mal eine Schwiegermutter wurde und aus einer Stieftochter eine Schwiegertochter. In dieser Häufigkeit ist das eindeutig zu viel.
Aber im letzten Teil, als Marie und ihre Familie aktiv wurden und die Geheimnisse – auch die der Vergangenheit – sich langsam auflösten, war der Spannungsbogen da. Lokalkolorit, die genaue Beschreibung der Schauplätze, die herrliche Landschaft und die Einbindung der Zeitgeschichte heben meine Bewertung insgesamt wieder an, sodass ich trotzdem oder gerade deswegen eine Leseempfehlung ausspreche.

Friedericke von „friederickes Bücherblog“

Bewertung vom 01.06.2017
Die Bücherei am Ende der Welt
McCoy, Felicity H.

Die Bücherei am Ende der Welt


sehr gut

So stellt man sich Irland vor

Das Cover:

Das Cover ist im Stil eines Aquarells gestaltet und zeigt in sehr kräftigen, bunten Farben eine Landschaft am Meer, durch die ein gelber Bus fährt. Diese überaus fröhlich wirkende Zeichnung war für mich einer der Hauptgründe, das Buch lesen und rezensieren zu wollen. Ich hatte aufgrund des Covers ein humorvolles, spritziges Buch erwartet, was sich beim Lesen für mich leider nicht hundertprozentig erfüllt hat. Nach meiner Meinung hätte das Cover besser zum Inhalt des Buches gepasst, wenn es etwas weniger bunt, grell und fröhlich gestaltet worden wäre. Das Buch hat nämlich auch ernstere, nachdenklichere Seiten – und das nicht gerade wenige.


Die Geschichte (Achtung: Spoiler!):

Nach einigen Jahren Ehe muss Hanna feststellen, dass ihr Ehemann Malcolm, ein Anwalt, sie schon seit langer Zeit mit seiner Kollegin betrügt. Hals über Kopf verlässt sie zusammen mit ihrer Teenager-Tochter Jazz London und kehrt zurück in ihre Heimat Irland. Hanna verzichtet auf jeden finanziellen Anspruch Malcolm gegenüber und kommt bei ihrer Mutter Mary unter, die in einer sehr ländlichen Gegend auf der Halbinsel Finfarran lebt. Mit ihrer Mutter versteht sich Hanna nicht allzu gut; diese wirft ihr immer wieder ihre gescheiterte Ehe vor und kritisiert Hannas Dummheit, aus der Scheidung völlig mittellos hervorgegangen und stattdessen bei ihr untergekrochen zu sein. Hanna nimmt einen Job als Bibliothekarin in der örtlichen Bücherei an und fährt regelmäßig mit dem Bibliotheksbus übers Land, um die Bewohner der entlegenen Region mit Büchern zu versorgen.

Meine Meinung:

Wie oben bereits erwähnt, hatte ich anhand des Covers einen humorvollen, spritzigen Roman erwartet. Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, warum ich zu Beginn Schwierigkeiten hatte, in das Buch hineinzufinden. Im weiteren Verlauf, als ich mich gedanklich von meinen Erwartungen gelöst hatte, wurde es dann spürbar besser, und ich habe mich schließlich recht gut unterhalten gefühlt.

Eine der großen Stärken des Buches ist für mich die sehr authentische Darstellung der Figuren und der Schauplätze. Ich konnte die ländliche irische Landschaft und die Menschen, die dort leben, vor meinem geistigen Auge geradezu sehen und erfühlen. So stellt man sich wirklich Irland vor. Zusammen mit dem eindrücklichen, charakteristischen Schreibstil, dem man anmerkt, dass die Autorin Irin ist und dass das Buch im Original auf Englisch verfasst wurde, entsteht so eine in sich runde, glaubhafte Grundstimmung. Pluspunkte in Sachen Unterhaltung verdienen auch die zumeist recht bissigen bzw. grantigen Dialoge mit Hannas Mutter und auch mit Fury.

Probleme hatte ich mit dem Charakter von Hanna. In meinen Augen wirkt sie nicht sonderlich sympathisch, und ich konnte mit ihr nie so richtig warm werden. Bei Nebenfiguren könnte ich das verschmerzen, bei der absoluten Hauptfigur jedoch nicht. Ein wenig besser wurde es erst zum Ende hin, als Hanna gemeinsam mit Schwester Michael gegen die Bezirksregierung kämpft, um die Bücherei und das Kloster zu retten.

Positiv kann ich schließlich hervorheben, dass man sich beim Lesen des Buches nicht von vorneherein schon denken kann, wie die Geschichte am Ende ausgehen wird. Dies unterscheidet es in angenehmer Weise von vielen Romanen dieses Genres.

Wer sich gerne einmal in die raue irische Landschaft mit ihren typischen Bewohnern entführen lassen möchte, dem sei dieser Roman empfohlen.

Susanne von „friederickes Bücherblog“

Bewertung vom 01.06.2017
Die Villa am Meer (eBook, ePUB)
Jary, Micaela

Die Villa am Meer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine historische Familiensaga mit großen Gefühlen an einem beeindruckenden Schauplatz

Die Geschichte (Achtung: Spoiler!):

Warnemünde an der Ostsee, am Ende des 19. Jahrhunderts: Die junge Katharina heiratet den zwanzig Jahre älteren Witwer Olaf, obwohl sie heimlich mit ihrer großen Liebe Joachim, einem Steuermann, verlobt war. Allerdings hat sie die Verlobung gelöst, als sich Joachim, um in seiner Karriere voranzukommen, auf eine zweijährige Seereise begeben hatte und sie das Alleinsein nicht ertragen konnte. Olaf, der eine Korbmachermanufaktur besitzt, scheint ihr mehr Sicherheit und ein beständigeres Leben bieten zu können. Erik, Olafs erwachsener Sohn aus erster Ehe, ist ein Lebemann, der das Geld seines Vaters mit vollen Händen ausgibt und Katharina vom allerersten Tag vehement ablehnt. Obwohl Katharina Olaf zwei weitere Söhne schenkt, zieht er Erik den beiden vor. Als Katharina anschließend noch eine Fehlgeburt erleidet, kühlt das Verhältnis zwischen ihr und Olaf merklich ab.

Meine Meinung:

Von Micaela Jary hatte ich schon mit Begeisterung den Roman „Das Haus am Alsterufer“ gelesen und bin dementsprechend mit hohen Erwartungen an die Lektüre von „Die Villa am Meer“ herangegangen. Ich wurde mit nur sehr geringen Abstrichen nicht enttäuscht.

Wie sie im Nachwort beschreibt, hat die Autorin den Roman sehr ausführlich und gründlich recherchiert, sodass er ein Stück deutscher Geschichte vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Jahr 1921 widerspiegelt, wobei die historischen Fakten auf angenehme, unaufdringliche Weise eingeflochten werden und eher im Hintergrund bleiben. Zusammen mit den wirklich gelungenen Schauplatzbeschreibungen, die den einstigen Charme der Ostseebäder wiederaufleben lassen, und dem eindrücklichen Schreibstil entsteht eine sehr harmonische, authentische Atmosphäre, in die man sich als Leser unheimlich gut hineinversetzen kann.

Die Figuren wirken in ihrem Denken und Handeln weitestgehend glaubhaft und der damaligen Zeit angemessen, sodass man beim Lesen mit ihnen fühlt und leidet. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Rolle der Frau im ausgehenden 19. Jahrhundert darzustellen. Lediglich Greta kam mir in ihrer blinden Schwärmerei für den Schauspieler Walter Trautwein ein wenig überzogen vor. Ich habe mich beim Lesen gefragt, ob eine Frau wirklich so naiv sein kann, für alles, was dieser Herr tat (oder nicht tat), eine Entschuldigung zu finden, und wenn diese – aus meiner nur ganz subjektiven Sicht – noch so sehr an den Haaren herbeigezogen war. Aber vielleicht dachten und handelten die Frauen damals in Bezug auf Männer tatsächlich so, und wir können uns das aus heutiger Sicht nur nicht mehr vorstellen. Katharina ist demgegenüber ja doch sehr fortschrittlich und eigenständig. Ohnehin sind in diesem Buch die Frauen die starken Charaktere, nicht nur Katharina, sondern auch die Gouvernante Nora Wedding und selbst Greta, die viel Mut beweist und mir am Schluss sogar ein bisschen leidtat. Demgegenüber nehmen die Männer allgemein eher eine schwächere Position ein.

Zwar kann man sich – wie bei so vielen Liebesgeschichten – irgendwann denken, dass es zu einem Happy End für Katharina und ihre große Liebe kommt. Dennoch gab es auf dem Weg dorthin einige überraschende Wendungen, mit denen ich so nicht gerechnet hatte. Positiv zu erwähnen ist auch der originelle Epilog mit Joachims Tochter Friederike, auf dem man sogar eine Fortsetzung aufbauen könnte. Vielleicht ist diese ja bereits in der Entstehung?

Diese beeindruckende Familiensaga vor einer wunderschönen Kulisse möchte ich auf jeden Fall weiterempfehlen.

Susanne von „friederickes Bücherblog“

Bewertung vom 30.05.2017
An der Ostsee sagt man nicht Amore
Jensen, Katharina

An der Ostsee sagt man nicht Amore


gut

Das Cover:
Das Cover mit dem Blick auf das blaue Meer und ein bisschen Sandstrand lassen Sommerfeeling und Urlaubswünsche wach werden. Die Schrift hat mich allerdings nicht so sehr angesprochen. Aber der Klappentext versprach eine spritzige, vielleicht auch temporeiche Liebesgeschichte auf Rügen. Und dementsprechend war auch meine Erwartungshaltung.

Die Geschichte:
Am Abend nach ihrer Hochzeit mit dem Italiener Fabio entdeckt Anne, dass er ihr wichtige Details aus seinem Leben vorenthalten hat, und flüchtet daraufhin im Brautkleid und in ihrem roten Mini nach Rügen. Dort gibt ihr Auto den Geist auf, und deshalb übernachtet sie am Strand, in dem kleinen Örtchen ihrer Jugend. Am nächsten Morgen trifft sie auf den Fischer Fritz, den sie von früher kennt und mit dem sie den ersten Kuss übte. Auch er hat eine gescheiterte Beziehung hinter sich und kommt ziemlich eigenbrötlerisch daher, entpuppt sich aber dennoch als interessanter Typ. Sie zieht in die kleine Ferienwohnung seiner Eltern und versucht, mit sich selbst klarzukommen und die Erkenntnisse um ihren Ehemann zu verarbeiten.

Meine Meinung (Achtung: Spoiler):

Das Buch hat mich über lange Zeit einfach nicht so richtig mitgenommen. Warum? Über nicht enden wollende Seiten beginnt eine persönliche Erzählung über Anne selbst, über ihr Leben und ihre Gefühle. Sie führt in perfekter Weise viele Selbstgespräche. Warum sie allerdings im Brautkleid das Weite gesucht hat, ohne nachzudenken, erfährt man nicht. Es geht in diesem Teil nur um sie, und die Grenze zum Selbstmitleid ist manchmal schnell erreicht. Sie hat mich ehrlich gesagt genervt mit ihrem inneren Hin und Her. Einziger Lichtblick und gelegentliche Unterbrechung war die direkte Ansprache an den Leser, was innerhalb dieser langen Monologe sehr angenehm war.
Ich hätte mir bei dem temporeichen Ansatz des Plots gewünscht, dass Dialoge und Perspektivwechsel die Geschichte vorangetrieben hätten. Gerne wäre ich auch in die Figuren eingetaucht. Die Auflösung ihrer Beweggründe kam erst zum Schluss und war mir am Ende des Buches ein bisschen zu flach. Dazu kam dann noch der klischeehafte Fischer, der sehr heimatverbunden und verbittert agierte.
Eine kleine Katze, die Anne zulief, veränderte dann nach und nach ihr Verhalten, und als endlich auch Annes Schwester auftauchte und ihr den Kopf wusch, passierte und veränderte sich auch unter den übrigen Figuren einiges, kamen Aktionen hinzu, was der Geschichte guttat und zur Entspannung des Lesens beitrug.
Sehr positiv ist auch die Einbindung der Schauplätze zu bewerten. Ich kenne Göhren, das in der Nähe liegt, sehr gut. Der Wunsch, die Insel besuchen zu wollen, ist durch die tolle Beschreibung allgegenwärtig.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig, und deshalb bietet das Buch nach den ersten Hürden eine leichte und entspannte Unterhaltung.
Ich spreche deshalb eine Leseempfehlung aus.

Friedericke von „friederickes Bücherblog“

Bewertung vom 30.05.2017
Die Kleidermacherin
Pradas, Núria

Die Kleidermacherin


sehr gut

Die Geschichte eines Modehauses in Barcelona

Das Cover:
Das Cover mit der eleganten Frau, gekleidet im Stil des frühen 20. Jahrhunderts, sowie mit Barcelona im Hintergrund ist stimmig und lädt dazu ein, das Buch lesen zu wollen. Der dazu passende Klappentext macht neugierig auf die Erzählung.

Die Geschichte:
Laia fängt eine Ausbildung im Textilgeschäft Santa Eulalia in Barcelona an und lernt dort Roser, die Tochter des Inhabers, kennen. Zwischen den beiden jungen Frauen unterschiedlicher Herkunft entsteht eine Freundschaft, die allerdings durch den schönen Ferrán, der sich mit Roser verlobt, sehr strapaziert und belastet wird. Mit ihm soll das traditionsreiche Unternehmen zu einem nach Pariser Vorbild ersten Modehaus Spaniens gemacht werden.

Meine Meinung:
Beim Einstieg in das Buch lag der Schwerpunkt zunächst auf der Familie des Modehauses, dann wurde es allerdings etwas sprunghaft, auch in den Zeiten, um in der Folge den Fokus auf Laia zu legen. Mit der Unterstützung ihrer Mutter, die als Näherin im Modehaus arbeitet, beginnt sie eine Lehre im Unternehmen. Anfänglich fehlt ihr der Ehrgeiz, dann stirbt plötzlich die Mutter, und die junge Frau entwickelt sich zwangsläufig zu einer starken Persönlichkeit. Im Laufe der Erzählung werden viele neue Protagonisten eingebunden, die alle mit dem Modehaus zu tun haben. Zusammen mit der Zeitgeschichte und den politischen Konflikten in Katalonien lässt die Autorin den Leser auf verschiedene Bevölkerungsschichten und die Geschichte des Modehauses blicken.
Der Schreibstil ist teilweise anspruchsvoll, da er durch die Zeitensprünge den Lesefluss an manchen Stellen unterbricht, was aber durch Aufmerksamkeit sehr gut zu kompensieren ist. Im ersten Drittel des Buches war die Lektüre für mich auch ein bisschen zäh, weil ich zu viel Abstand zu den Figuren hatte und eher auf sie draufblickte. Das änderte sich aber etwa in der Mitte der Geschichte, als man einigen Protagonisten nah sein und mit ihnen fühlen durfte. Die politischen Unruhen und der Bürgerkrieg in Verbindung mit der Geschichte des Modehauses zeigten die Umstände und Schicksale verschiedener Schichten auf, wobei Laias Schicksal zunehmend spannender und berührender wurde. Schon alleine deshalb hat es sich gelohnt, dranzubleiben und das Buch zu lesen. Einzig die sehr breit und ausführlich angelegte Darstellung des Bürgerkrieges hätte ich mir etwas zurückhaltender gewünscht. Aber das ist meine subjektive Meinung. Hervorragend fand ich die Einbindung der Geschichte in die Entwicklung des Modehauses und der Mode an sich in dieser Zeit.
Deshalb erhält das Buch von mir eine Leseempfehlung.

Friedericke von „friederickes Bücherblog“

Bewertung vom 10.05.2017
Landliebe
Lukas, Jana

Landliebe


sehr gut

Mit einem Gläschen Wein zum Traummann der Liebe

Das Cover:

Das Cover ist passend zum Titel sehr verspielt, in zarten Farben und natürlich mit Blumen dem ländlichen Thema zugeordnet. Zusammen mit dem Klappentext lädt es ein, mal wieder in das Genre Liebe und Romantik entführt zu werden.


Die Geschichte:

Winzer Tom wird von seinem Bruder gedrängt, bei der Fernsehshow „Landliebe“ mitzumachen, weil da eine schöne Summe Geld herausspringt und das Weingut, ihrer beider Erbe, gerettet werden kann.
Ellie hat auch gerade ein drängendes finanzielles Problem und folgt ebenfalls der Aufforderung ihrer Freundin, an der Show teilzunehmen.
Als Tom und Ellie aufeinandertreffen, sind sie zunächst wie Feuer und Wasser, was sie aber nicht davon abhält, das Kribbeln auszukosten, das entsprechende Verwirrungen auslöst.


Meine Meinung:

Das Buch ist in einer leichten, unterhaltsamen Sprache geschrieben und gestattet es, beim Lesen in die Protagonisten hineinzukriechen, mit ihnen zu denken und zu fühlen. Die Schauplätze sind wunderbar beschrieben und laden auf ein schönes Weingut ein.
Zusammengefasst handelt es sich um eine gut durchdachte Geschichte, die immer spannend bleibt. Wir wissen ja alle, dass romantische und dazu auch noch leichte Unterhaltung oft schwieriger zu zaubern ist als andere Genres. Daher an dieser Stelle ein großes Lob, denn ich hatte Entspannung und Spaß an den Figuren, an der Mosel und der schönen Landschaft, die ich gut kenne und auch sehr liebe.

Eine kleine kritische Anmerkung möchte ich dennoch machen: Ich hatte beim Lesen ununterbrochen „Bauer sucht Frau“ vor Augen, was ja vermutlich von der Autorin auch so beabsichtigt war. Dabei wurden etwas überzogen viele Klischees bedient, die wahrscheinlich einen komödiantischen Blick auf die Fernsehshow werfen sollten, was bei mir aber nicht ganz so ankam. Insgesamt hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin mit ihrer Fantasie die Fernsehshow mal ganz anders und mit weniger Assoziationen zum realen Pendant gestaltet hätte. Aber das ist meine ganz subjektive Meinung.
Trotzdem bekommt das Buch meine ausdrückliche Leseempfehlung.


Friedericke von „friederickes Bücherblog“

Bewertung vom 10.05.2017
Altenstein
Kessel, Julie von

Altenstein


gut

Eine herausfordernde Familiengeschichte

Das Cover:

Das Cover zeigt eine Blüte, die ihre Blätter verliert. Ein einladendes Motiv, das mit dem Klappentext gut harmoniert. Den tieferen Sinn versteht man, wenn man das Buch gelesen hat.


Die Geschichte:

Die Autorin erzählt die Geschichte der adeligen Familie Kolberg, die ein Gut in Ostpreußen und ein weiteres in Brandenburg hatte. Beide verliert sie nach dem Krieg.
Nach der Wiedervereinigung wird in Teilen der Familie überlegt, das Gut in Brandenburg wiederzubekommen, aber im Leben der Familie ist zu vieles passiert. Zunächst war da die Flucht aus Ostpreußen, die nur am Rande der Erzählung eine Rolle spielt. Dann findet die Familie Unterschlupf bei Verwandten, um irgendwann in Bonn sesshaft zu werden. Agnes von Kolberg, die Witwe, führt ein strenges Regiment nach den Regeln des Adels, die in Zeiten der Armut allerdings eine Herausforderung sind.
Außerdem geht es um ihre Kinder, die in diesem Buch auf ihrem zum Teil schwierigen Lebensweg begleitet werden. Vieles wird vor allem aus der Sicht von Konrad, des Jüngsten, betrachtet, der es im Leben überhaupt nicht leicht hatte.
Das Buch deckt die Zeitspanne von 1943 bis 2005 ab.


Meine Meinung:

Das Buch ist nicht ganz leicht zu lesen. Die vielen Figuren haben manchmal zusätzlich einen Spitznamen, der auch noch bei dem einen oder der anderen eine völlig andere Abwandlung hat (Marie-Elisabeth ist Nona oder Isolde genannt Bobby). Man muss ganz schön konzentriert herangehen, da auch noch von zehn Kindern die Rede ist, die allerdings nicht alle im Buch eine Rolle spielen. Und im Laufe der Jahre kommen natürlich auch Ehemänner und eigene Kinder dazu, die mit ihren Vor- und Zunamen auch noch aufgenommen werden wollen.
Außerdem wird der Lesefluss an verschiedenen Stellen eingebremst, weil die Autorin das Buch so aufgebaut hat, dass man zwischen einzelnen Stationen und Lebensabschnitten zeitlich unsortiert hin- und herspringt, was an der einen oder anderen Stelle Verwirrung stiftet.
Das Buch ist in einer sehr anspruchsvollen und mit gewissem Abstand von außen hineinblickenden und nicht von Emotionen getragenen Sprache geschrieben. Die Figuren ließen mich daher natürlich nicht sehr nahe an sich heran und blieben auch ein wenig farblos.
Gefallen hat mir, dass ich auf das Leben einer adligen Familie, die alles verloren hat, blicken konnte. Auf eine Familie, deren Leben in schonungsloser Art und Weise, schnörkellos und in all seinen Facetten erzählt wird und die nach und nach auseinanderfällt.
Wie gesagt, es ist kein ganz einfaches Buch, aber ein Buch, das mich gefesselt hat und das ich durchaus weiterempfehlen kann.


Friedericke von „friederickes Bücherblog“