Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sago

Bewertungen

Insgesamt 525 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2021
Die Blutkönigin / Schattenelfen Bd.1
Hennen, Bernhard

Die Blutkönigin / Schattenelfen Bd.1


sehr gut

Dies war mein erstes Buch von Bernhard Hennen. Ich bin schon so lange Fantasyfan, dass ich mich mittlerweile mehr der Urban als der High Fantasy zugewandt habe. Kann ein Buch in Tolkienscher Tradition mit herkömmlichen Fantasypersonal wie Elfen, Trollen und Zwergen für mich heute noch funktionieren, habe ich mich gefragt. Und wie es kann. Zumindest wenn der Autor Hennen heißt, Germanist ist und zusätzlich mit Kobolden, Chimären, Himmelsschlangen und einem überaus plausiblen, fesselnden Magiesystem aufwartet.

Dass dieser Geschichte einige andere vorausgingen, habe ich zwar gemerkt. Dennoch konnte ich mich problemlos zurechtfinden, auch dank des Glossars und des Personenverzeichnisses am Schluss. Die Geschichte um die Elfenfürstin Alathaia, der die Elfenkönigin Emerelle eine Meuchlerin auf den Hals hetzt, ist so facettenreich wie spannend, denn mit ihr sind zahlreiche Schicksale verknüpft. Und Alathaia flieht mit einer schar faszinierend gestalteter Gefährten an einen Ort, dessen Beschreibung vor Einfallsreichtum nur so strotzt.
Ich bin nun sicher, dass ich die übrigen Elfenromane des Autors ebenfalls kennenlernen möchte. Vor allem seine Drachenelfen machen mich neugierig. Außerdem hat er mir hier ein einfach wunderbares Zitat geliefert, das im wirklichen Leben leider oft verwendet werden kann: "Sie waren eben Trolle. Man konnte mit ihnen nicht reden."

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.07.2021
Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben
Hirschhausen, Eckart von

Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben


ausgezeichnet

Ist eine Spezies wirklich die intelligenteste der Erde, wenn sie ihre eigene Lebensgrundlage und die aller anderen auf diesem Planeten zerstört? Dieser wichtigen Frage geht Dr. Eckart von Hirschhausen in diesem außerordentlichen Buch nach. Auch wenn mir vorher schon der Klimawandel stets präsent war - kann man doch hier in Brandenburg aufgrund der zunehmenden Dürre unmöglich noch die Augen davor verschließen - ist mir erst jetzt das volle Ausmaß dieser menschengemachten Klimakatastrophe erschreckend bewusst geworden. Vor allem war mir nicht klar, dass die unmittelbar bevorstehenden Jahre darüber entscheiden werden, ob die Menschen künftig überhaupt noch menschenverträgliche Temperaturen erleben wird. Lese ich manche Rezensionen auf einigen Plattformen, die noch immer behaupten, es gebe keine wissenschaftlichen Beweise für die nicht nur vom Autor vertretenen Thesen, beschleicht mich leider Skepsis, was unsere Zukunft angeht.

Dr. von Hirschhausen macht dieses unglaublich ernste Thema in dem ihm eigenen Stil auf so angenehme Art und Weise plastisch, dass ich vieles wohl nie wieder vergessen werden. Dabei ist manches für mich als Tierfreundin, die sich ein Leben ohne eine tierische Familie gar nicht vorstellen will, durchaus auch mal schwierig zu verdauen. Denn natürlich hat auch die private Tierhaltung einen Anteil an der Misere. Dass natürlich die Massentierhaltung und der menschliche Fleischkonsum viel schwerer wiegen, ist für mich als fast lebenslange Vegetarierin da nur ein bedingter Trost. Aber komplexe Probleme müssen eben komplex betrachtet werden.

Optisch ist das Buch, das wunderbar dick und schwer in der Hand liegt, ein Genuss. Besonders gefällt mir der farbige Buchschnitt, der zur Veranschaulichung vom kühlen Blau in immer dramatischeres Rot übergeht. Besser kann man es nicht illustrieren, finde ich.

Bewertung vom 18.07.2021
Vulkane / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.2
Noa, Sandra

Vulkane / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.2


ausgezeichnet

Dieses Erstleserbuch stammt aus der Reihe Wieso Weshalb Warum, was mich sofort an die Fortsetzung aus meiner Kindheit denken ließ: Wer nicht fragt bleibt dumm!
Selbst als Erwachsener kann man hier eigenes Wissen auffrischen. Besonders liebenswert fand ich den kleinen Drachen, der durch das Buch begleitet und wunderbar zum Buchthema Vulkane passt. Da es für meinen Neffen das erste Buch aus dieser Serie ist, kann ich nicht sagen, ob der Drache in jedem Buch der Reihe auftaucht. Ich fände das sehr schön.
Das Buch ist abwechslungsreich gestaltet mit überschaubaren Texten, aussagekräftigen Illustrationen, Bilderrätseln und Stickern. Dadurch wird sicherlich gefördert, das Buch nach dem Lesen immer mal wieder in die Hand zu nehmen, zu betrachten und wieder reinzulesen. Für die Ziel-Altersgruppe finde ich das Buch äußerst gelungen aufbereitet.

Bewertung vom 16.07.2021
Gib deinem Glück eine Chance, Keiko Carter / Beste Freundinnen Bd.1
Florence, Debbi Michiko

Gib deinem Glück eine Chance, Keiko Carter / Beste Freundinnen Bd.1


sehr gut

Manche Dinge sind einfach zeitlos. Ja, so war das damals als Teenie. Man hatte seine beste Freundinnen und dachte zu Unrecht, man hat sie für immer. Die erste Liebe stellt die ganze Welt auf den Kopf. Probleme in der Familie, Enttäuschungen, und ein großer Ball... Mittendrin die sympathische Keiko, die mir sofort ans Herz gewachsen ist, auch wenn sie leider heißt wie ein Killerwal!

Das Cover musste ich beim Lesen immer wieder betrachten, auch wenn es fast schon zu zuckersüß ist. Irritierend und nicht so schön fand ich den Titel mit direkter Anrede und vollem Namen. Das wirkte auf mich wiederum altbacken, denn sowas Ähnliches gab es in meiner lange zurückliegenden Kindheit auch schon ("Nur Mut, liebe Ruth"). Der Inhalt dürfte allerdings heutige Teenies mitreißen und begeistern. Aber interessieren sich 11Jährige (Beginn der Zielgruppe) heute tatsächlich schon sehr für Jungs?

Bewertung vom 13.07.2021
The Comfort Book - Gedanken, die mir Hoffnung machen
Haig, Matt

The Comfort Book - Gedanken, die mir Hoffnung machen


ausgezeichnet

Von Matt Haig habe ich bereits einige außergewöhnlich gute Romane gelesen. Bücher, die lange im Gedächtnis bleiben. Da er einer der wenigen Autoren ist, denen ich auf Facebook folge, war mir bereits bekannt, dass er an sehr schweren Depressionen gelitten hat. Hier hat er ein ganzes Kompendium von Gedanken zusammengestellt, die ihm geholfen haben zu überleben und Freude zu finden. Die kurzen bis sehr kurzen Kapitel sind Denkanstöße in vielerlei Hinsicht. Wer sich richtig hineinkniet, erkennt schnell: Gerade im Kleinen liegt häufig das Schwerste.
Ich habe das Buch in einem Rutsch nach einem schweren Verlust fast hintereinander weg gelesen. Dies ist ein Werk, dass ich sicher immer wieder einmal zur Hand nehmen werde, wenn ich Mutmacher brauche. Es gibt auch keine feste Reihenfolge, der beim Lesen unbedingt gefolgt werden muss. Matt Haig hat hier ein Buch für alle Jahreszeiten geschaffen, vor allem für die dunklen.

Bewertung vom 11.07.2021
Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
Zhang, C Pam

Wie viel von diesen Hügeln ist Gold


gut

Selten tut es einem Buch gut, wenn es zu sehr gehypt wird. Wenn Obama es empfiehlt und Kritiker weit hergeholte Vergleiche bemühen wie Steinbeck oder Morrison. Ich habe hier vor allem Themen gefunden, die derzeit eine Garantie dafür bieten, Aufmerksamkeit und Kritikerlob zu ernten. Genderidentität, Migration und Ausbeutung der Erde treffen auf Klassiker wie Coming of Age, Armut und familiäre Konflikte. Das alles zwischen zwei Buchdeckel gepresst, in einer Sprache, die eher durch Nüchternheit auffällt als durch das von den Kritikern beschworene "ganz Eigene", und zudem oft an die Grenze dessen geht, was inhaltlich belastet bedrückt und weh tut.

Sam und Lucy sind elternlose Kinder chinesischer Abstammung, die zur Zeit des Goldrauschs durch den Wilden Westen ziehen, mit der unbeerdigten Leiche ihres Vaters auf dem Rücken eines gestohlenen Pferdes. Raffiniert spielt die Autorinnen mit den Erwartungen ihrer Leser und weiß das eine oder andere Mal in die Irre zu führen. Dadurch hat sich bei mir jedoch auch Distanz zu Protagonisten und Handlung aufgebaut. Was die Autorin Lucy im letzten Teil zumutet, hat mich zudem regelrecht erbost. Leider kann ich hier nicht ins Detail gehen ohne zu spoilern. Bei mir ist jedenfalls der Eindruck entstanden, dass plötzlich auf bittere Weise alte Rollenklischees willig bedient werden. Und so ist das Buch für mich leider gesprungen wie ein Tiger, aber gelandet wie ein Bettvorleger. Und außerdem möchte ich jetzt zum Trost am liebsten Amy Tan lesen.

Bewertung vom 04.07.2021
Heldinnen werden wir dennoch sein
Wünsche, Christiane

Heldinnen werden wir dennoch sein


gut

Eigentlich liebe ich Bücher um Geheimnisse aus der Jugendzeit. Dass es hier um aus den Achtziger Jahren stammende Freundschaften geht, hätte eigentlich ein zusätzlicher Anreiz sein müssen, denn ich bin nur wenig jünger als die Protagonistinnen Susi, Helma, Ute, Ellie und Frankie. Tatsächlich habe ich manches wiedererkannt.

Dennoch ist der Funke aus den Seiten irgendwie nicht auf mich übergesprungen. Keine der beschriebenen Personen war mir wirklich sympathisch. Das muss kein Fehler sein, wenn sie dennoch Faszination ausüben. Ein häufiges Problem ist aber, dass bei der Beschreibung zweier Zeitebenen manches dann nur an der Oberfläche bleibt. Umso mehr, wenn wie hier noch zusätzlich einige gravierende Themen in die Handlung eingeflochten werden: Corona, Kriegstrauma aus dem Zweiten Weltkrieg bei der Elterngeneration, die Schwierigkeiten der Homosexualität in der früheren deutschen Provinz, eine alleinerziehende Mutter: alles irgendwie angerissen.

Warum hat sich Frankie, früher Hahn im Korb, von den Freundinnen entfremdet? Eine durchaus spanndende Frage. Wahrscheinlich waren die Gespenster der Vergangenheit aus dem ländlichen Kaarst einfach zwangsläufig zu unglamourös, als dass sie mich völlig gefesselt hätten. Oder lag es an den so gar nicht heldenhaften Freundinnen, die mich etwas enttäuscht zurückließen?

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.06.2021
Wer zuletzt lügt
Flynn, Laurie Elizabeth

Wer zuletzt lügt


sehr gut

Warum müssen Untertitel eigenlich oft zu geschwätzig sein? Der Satz mit der toxischen Freundschaft, der sich bei manchen Online-Buchhandlungen findet, ist zum Glück nicht auf dem Buch abgedruckt. Warum so viel verraten? Einige Zeit lang fragt man sich nämlich, was es mit der Freundschaft der braven Fiona und der wilden Trixie auf sich hatte. Denn Trixie ist bereits im Meer verschwunden, ebenso wie Toby einige Zeit zuvor. Toby war ausgerechnet der große Bruder von Fionas Langzeit-Schwarm Beau. Beau und Fiona hätten durchaus ein Paar werden können, wäre Beau nicht nach Tobys Tod in Kummer und Alkohol versunken.
Aber war dieses Verschwinden gleich zweier Schüler wirklich zufällig? Und sind sie überhauptwirklich tot? Von Fiona als Ich-Erzählerin erfahren wir in Rückblenden häppchenweise, was früher geschah, während Fiona gemeinsam mit dem geheimnisvollen Jasper, Trixies Ex, auf Spurensuche geht. Wem kann Fiona wirklich trauen, und ist sie selbst überhaupt zuverlässig in dem, was sie berichtet?
Das Buch hat mich in einen Lesestrudel gesogen, was immer ein gutes Zeichen ist. Sehr gut hat mir gefallen, wie authentisch unsicher und ambivalent Fionas Charakter angelegt wurde. Auch die anderen Protagonisten wie Jasper und Beau werden faszinierend zwiespältig geschildert, was für mich rückblickend allerdings auch zu einigen Ungereimtheiten geführt hat. Trotzdem ein raffiniert angelegtes Highschool-Verwirrspiel, das mich auch als Erwachsene sehr gefesselt hat.

Bewertung vom 20.06.2021
Im Lichte der Quanten

Im Lichte der Quanten


gut

Dieses Buch wird sicher polarisieren. Das Ideengut basiert auf "Es werde Licht. Die Einheit von Geist und Materie in der Quantenphysik"´, des gleichen Autorenteams, das ich leider nicht gelesen habe.

In diesem Buch nun verbinden sich Essays von Fachleuten der Psychologie, Psychatrie, Pädagogik, Umweltwissenschaft, Physik und Biologie mit dem hehren Anspruch, Geist und Materie zusammenzubringen.

Was die Welt im Innersten zusammenhält, fragte sich schon Goethes Faust. Ob die auf der Interpretation der Quantenphysik beruhenden Antworten, die hier geliefert wird, zutreffen, kann nur jeder Leser selbst für sich entscheiden, denn wir bewegen uns in den Texten über die Empirik des heute schon Nachweisbaren hinaus.
Und so wird, so fürchte ich, dem strikt wissenschaftlich Orientierten das Buch zu esoterisch angehaucht sein, aber denjenigen, die glauben, dass es "mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt", dagegen zu nüchtern.

Bewertung vom 17.06.2021
Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
Green, John

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?


gut

Selten war ich wohl bei einem Buch so zwiegespalten zwischen Hadern und Gefallen. Unerwarteterweise hat für mich dann das Hadern aber überwogen. Das hängt mit der Entstehungsgeschichte der Essays zusammen, die in diesem Buch versammelt wurden, welche ganz am Ende verraten wird. Ursprünglich waren es überwiegend einzelne Podcasts. Hätte ich die einzelnen Essays etwa gelegentlich in einer Zeitschrift oder mit einem wöchentlichen Newsletter gelesen, hätte ich wohl mehr Positives an den klugen Gedanken des Autors gefunden.
So aber wurde mir John Greens wirklich sehr origineller und persönlicher Blick irgendwann einfach zu viel. Seine Aufhänger, mit denen er nach meinem Empfinden oft sehr virtuos, immer wieder aber auch aprupt vom Speziellen zum Allgemeinen überleitet, sind so spezifisch am Erleben eines US-Amerikaners und an seiner eigenen Lebensgeschichte orientiert, dass sie mich nur gelegentlich fesseln konnten. Dabei sind meine eigenen Interessen eigentlich sehr breit gefächert. Vermutlich wäre es noch ein wenig anders gewesen, wenn ich seine Romane gelesen hätte und mir hier endlich die Frage beantwortet worden wäre, was für eine Art Mensch ein Lieblingsschriftsteller denn eigentlich ist. Ohne spezielles Interesse an John Green entstand bei mir aber verblüffenderweise irgendwann ein überbordend Nabelschau-artiger Eindruck, obwohl Green vermutlich eher bescheiden als selbstverliebt ist. Schade, denn seine Formulierungen sind gekonnt und haben oft auch einen feinen, selbstironischen Unterton.