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Sonnenwind
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Schwabenland

Bewertungen

Insgesamt 518 Bewertungen
Bewertung vom 15.06.2017
Aus der Dunkelkammer des Bösen
Benecke, Mark;Benecke, Lydia

Aus der Dunkelkammer des Bösen


sehr gut

Kriminalpsychologie

Kriminalbiologie finde ich hochinteressant – so CSI und dergleichen. Atemberaubend, was man heute alles feststellen und nachweisen kann! Genau auf diesem Gebiet arbeitet Mark Benecke, und er ist ein anerkannter Fachmann. Deshalb hatte ich mir vom Buch einiges versprochen.

Es kommen auch die verschiedensten Themen zur Sprache, in aller Regel auch recht interessant aufbereitet. Allerdings stammt ein großer Teil des Textes aus der Feder der Ehefrau des Autors, Lydia Benecke – ihres Zeichens Psychologin. Das liegt nun wohl an mir, denn mit den Axiomen der Psychologie kann ich ausgesprochen wenig anfangen – wenn auch die Inhalte teilweise recht interessant sind, wie ungeklärte Morde, Ermittlungspannen und -fehler und dergleichen.

Insgesamt war es dann auch recht interessant zu lesen, aber nicht das Highlight, das ich mir versprochen hatte. Für Leute, die noch wenig zum Thema gelesen haben oder sich speziell für die Psychologie der Täter interessieren, sicher ein lohnendes Objekt. Für mich eher nicht so der Goldene Schuß. Vier schwache Sterne.

Bewertung vom 27.05.2017
Glaube Liebe Tod / Martin Bauer Bd.1
Gallert, Peter;Reiter, Jörg

Glaube Liebe Tod / Martin Bauer Bd.1


ausgezeichnet

Ein etwas anderer Krimi mit viel Potential
Normalerweise lese ich nicht gern Krimis. Meistens sind sie mir zu flach: Ein Mord geschieht, der Mörder wird gejagt und am Ende gefunden - und Peng!

Deshalb hat mich dieses Buch so gereizt: Der Ermittler ist Polizeiseelsorger, also jemand, der eigentlich mit Ermittlungen nichts zu tun hat. So wird er denn auch gründlich an seiner Arbeit gehindert, von Mobbing möchte ich mal nicht sprechen.

Immer zwischen seiner Pflicht, seiner Familie und dem Wunsch zu helfen hin- und hergerissen, bringt Pfarrer Martin Bauer Fälle zum Abschluß, die gar nicht als Morde registriert waren und immer wieder zu den Akten gelegt werden sollen. Trotzdem bleibt er dran, und das hat mich sehr beeindruckt: Eine völlig andere Herangehensweise, andere Motivationen und sehr interessante Charaktere.

Ein Krimi mit wesentlich mehr Tiefgang als üblich, der mich sehr gut unterhalten hat! Ich freue mich schon auf den Folgeband, der nächstes Jahr erscheinen soll.

Bewertung vom 21.05.2017
Knochenfinder / Kommissarin Natascha Krüger Bd.1
Lahmer, Melanie

Knochenfinder / Kommissarin Natascha Krüger Bd.1


gut

Geocaching, Folter, Gewalt
Ein Jugendlicher verschwindet spurlos und die Polizei tappt lange im Dunkeln, aber dann entdecken die Beamten ungewollt noch eine Reihe von anderen Baustellen. Die Ermittlung nimmt erst gegen Ende richtig Fahrt auf, bis dahin plätschert alles ein wenig vor sich hin.

Nach dem Hype um dieses Buch hatte ich mir mehr davon versprochen. Trotzdem ist es auch nicht schlecht. Die Handlung bleibt im Wesentlichen an der Oberfläche, außer der Ermittlung und einigen Informationen über Geocaching lernt man nicht viel dazu.

Der Stil wirkt vor allem am Anfang recht hölzern, gestelzte Wortwahl, "verbotene" Wörter kommen häufiger vor, das Ganze könnte noch einigen Schliff vertragen. Insgesamt ein recht netter Krimi mit wenig Anspruch für zwischendurch.

Bewertung vom 16.05.2017
HELIX - Sie werden uns ersetzen
Elsberg, Marc

HELIX - Sie werden uns ersetzen


sehr gut

Hervorragende Ideen, wirklichkeitsnah und spannend umgesetzt

Der erste Teil ist eine Wiederholung aus dem Biologie-Unterricht, bietet aber gleichzeitig die Anknüpfung der unterschiedlichen Handlungsfäden, die dann im zweiten Teil mit maximaler Spannung in die Handlung verwoben werden.

Der Aufhänger vom Anfang wird später nicht aufgeklärt, aber es kommt genügend Neues, so daß man das schnell vergißt. In der Hauptsache geht es um genmanipulierte Kinder, die Fähigkeiten haben, die man sich heute nicht vorstellen kann. Und dann entbrennt der Kampf um die Zukunft dieser Kinder.

Wie zu erwarten, werden in der politischen Diskussion die Interessen der Kinder völlig übergangen - das ist man ja schon gewohnt. Hier geht es sogar so weit, den Vorschlag ernsthaft zu erwägen, die Kinder und alle, die davon wissen, einfach umzubringen.

Gut vorstellbare Handlung, sehr spannend umgesetzt und vor unserem aktuellen Hintergrund ausgesprochen wichtig. Man weiß nicht, was heute schon möglich und was sogar schon in Arbeit ist. Ist der Mensch reif genug, mit den Ergebnissen der Wissenschaft umgehen zu können? Nachkommen aufwachsen zu sehen, die den heute lebenden Menschen haushoch überlegen sind?

Ausgezeichnete Ideen, über die es sich lohnt nachzudenken - und dann noch so spannend, daß man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.05.2017
Risiko Bauchfett
Schaenzler, Nicole

Risiko Bauchfett


gut

Leider nicht auf dem neuesten Stand
Die Infos in diesem Buch sind etwa 10-15 Jahre alt. Leider ist auch die DGE noch immer mit den alten Zöpfen beschäftigt. Mittlerweile ist aber durchgesickert, daß der Mensch überhaupt keine Kohlenhydrate braucht. Nur anscheinend noch nicht bei den offiziell Zuständigen.

Stichwort Ketogenese. Der Körper kann Kohlenhydrate selbst herstellen, so er denn welche braucht. Man muß keine zuführen. Aber in diesem Buch wird noch von 50-60% Kohlenhydratzufuhr gesprochen. Wer das tut und möglichst noch ein paar Kilos zu viel auf die Waage bringt, steuert ohne Umwege auf den Diabetes zu. Wie viele Millionen andere. Aber das ist unserer Gesundheitsindustrie ja nur recht! Denn wie will sie ihre Milliarden-Gewinne erwirtschaften, wenn die Leute gesund sind?

Im Gegenzug kann man Diabetes Typ II mit einer Ernährung ohne Kohlenhydrate hervorragend in den Griff kriegen. Die Bauchspeicheldrüse erholt sich, und der Patient ist seinen Diabetes wieder los. DAS ist der Weg! Keine Kartoffeln, Nudeln, Reis, kein Zucker, keine Süßigkeiten - und der Mensch ist gesund! Eine Ernährung mit Gemüse ist nicht nur viel wohlschmeckender als die meisten wissen, sie ist die Lösung für unsere Gesellschaft. Zumindest für den Anfang. Später kann man moderat wieder einige kleine Freuden einbauen - mit Betonung auf moderat. Und das Tollste daran: Man hat auch keine Lust mehr auf die süßen Verführungen.

Schade! Ich als Laie wußte wohl mehr über Ernährung als die Autorin, und das alles nur aus Erfahrung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.05.2017
Verfolgt / Will Robie Bd.2
Baldacci, David

Verfolgt / Will Robie Bd.2


sehr gut

Geschichte aus der Agenten-Szene
Eher wenige Verfolgungsszenen, Ängste um Charaktere kommen schwächer vor als üblich, Schießereien sind nicht dominant. Aber die Verwicklungen sind doch unterhaltsam, die Agenten-typischen Versteckspiele beherrschen die Handlung.

Ein Agent, der eine Agentin umbringen soll, aber weil er sie so gut kennt, entwickelt sich die Handlung anders als erwartet. Auch die Guten sind Killer, aber die Schlechten arbeiten auf demselben Niveau.

Nicht gerade James Bond, aber angenehm zu lesen. Vier schwache Sterne, aber kein schlechter Roman.

Bewertung vom 04.05.2017
Der verschwundene Brief
zur Nieden, Eckart

Der verschwundene Brief


weniger gut

Kein Roman, sondern ein Manuskript
Solche Manuskripte wie das hier abgedruckte gehen oft bei den Verlagen ein. Nur werden die dann normalerweise entweder abgelehnt oder ordentlich lektoriert. Gedruckt habe ich sowas noch nie gesehen.

Wenn ein Verlag sich weigert, dergleichen zu drucken, liegt das normalerweise daran, daß es einfach zu viel Aufwand ist. Für einen Lektor tippe ich auf etliche Wochen Arbeit, bis man das in Form gebracht hat. Es müßte ungefähr doppelt so dick werden, etliche zusätzliche Handlungsfäden müßten eingefügt werden - und dann ist es schon Ghostwriting.

Mit diesem Manuskript hat sich anscheinend niemand besondere Mühe gegeben. Die im Klappentext erwähnte Judith, die den Brief gefunden haben soll, taucht im ganzen Buch nicht auf. Der Brief war nie verschwunden (wie es im Titel heißt), sondern er wurde lange aus Respekt vor den Toten nicht geöffnet.

Wie auch immer: Der Text besteht aus drei verschiedenen Handlungssträngen, die so locker miteinander verbunden sind, daß das Ergebnis mehr als künstlich ist. Ein historisches Buch mit einem Krimi und etwas moderner Kulturkritik zu verbinden, ist ja legitim - bloß ist der historische Teil mehr als dürftig, obwohl genügend Quellen (Yad Vashem u.ä.) zur Verfügung gestanden hätten. Und damit wird das Buch eigentlich beworben. Die Kritik an den Ehrenmord-Gewohnheiten ist berechtigt, kommt hier aber zu knapp davon. Und der Krimi mutet seltsam an: Verbrecher mutieren zu Ehrenmännern, unreife Menschen entwickeln sich in Stunden zu verantwortungsvollen Mitbürgern... selbst Jugendliche erwarten mehr von einem Buch.

Insgesamt kann ich auf keinen Fall sagen, daß ich dieses gedruckte Manuskript genossen hätte - obwohl der Plot gute Entwicklungschanchen hätte. Wenn man entsprechenden Aufwand betreibt. Aber so ist es auf jeden Fall nichts.

Bewertung vom 01.05.2017
Im Aufstand
Meinert, Michael

Im Aufstand


ausgezeichnet

Die neue Nr. 1 meiner Hitliste

An diesem Buch stimmt einfach alles – vom Titel, so mehrdeutig wie möglich, aber in allen Fällen treffend, über den Sprachstil, Inhalt, Aussage, Tiefgründigkeit und Mehrwert bis zur nägelkauenden Spannung. Ein Volltreffer!

Wer die Hochwald-Saga kennt, weiß, worum es geht. Wer sie nicht kennt, sollte diese Wissenslücke schnellstmöglich schließen. Franziska, die Enkelin des Helden des ersten Bandes „Gescheiterte Flucht“, Förster Grüning, rebelliert gegen ihren Vater. Das alte und immer neue Thema: Kinder, die die Ideale ihrer Eltern nicht einfach – oder lieber gar nicht? – übernehmen wollen, die Eltern und Kinder, die darunter leiden; Schmerzen, die alle deswegen durchleiden müssen.

Franzi reißt mit ihrer Freundin Julia im Jahr 1905 nach Deutsch-Ostafrika aus, und die beiden jungen Mädchen geraten mitten in den Maji-Maji-Aufstand. Krieg ist prinzipiell schon etwas Furchtbares. Wir, die wir ihn nicht am eigenen Leib erlebt haben, mögen das aus gewisser Distanz betrachten – aber das macht es nicht besser. In diesem Buch sind die Beschreibungen schon weitestgehend gemildert, aber sie nehmen einen trotzdem noch mit.

Und dann diese Spannung! Das Herz schlägt einem bis zum Hals, man bangt um die liebgewordenen Charaktere, so neutral man das Ganze auch betrachten möchte. Schließlich ist es ja nur ein Buch! Aber dann schlägt die Spannung schon wieder zu! Die Schwierigkeiten habe ich trotz aller versuchten Distanziertheit mitgenommen bis ins Bett. Denn das Buch ist so umfangreich, daß es trotz aller Bemühungen nicht an einem Tag zu schaffen ist.

Mit anderen Worten: Ein Bonbon, das mehr als einen Tag hält und eine Menge mitbringt! Im Zusammenhang der Serie ein Genuß, aber Neueinsteiger haben glaubhaft versichert, es auch ohne Vorkenntnisse genossen zu haben. Also nichts wie schnell lesen!

Bewertung vom 23.04.2017
Time Travel Girl: 1989
Wittpennig, Susanne

Time Travel Girl: 1989


ausgezeichnet

Zeitreise-Mädchen - aber nicht nur für Mädchen
„Time Travel Girl“ ist ein richtiges SF-Buch (und zur Abwechslung mal kein „zauberhaftes“ SciFi). Wie angenehm!

Physikalisches Thema ist die Zeitreise - ein Thema voller Spannung, bis heute nicht ausgelotet und noch immer in unendlichen Versionen unterwegs. Auch hier wieder eine Variante mit Pfiff.

Lisa ist eine Waise, die ihre Eltern schon als Kleinkind bei einem Unfall verloren hat und nun mit ihrem älteren Bruder und dessen Freundin zusammenwohnt. Die üblichen Teenagerprobleme nehmen auch hier das gewohnte Ausmaß an und werden anderen Teenagern sehr bekannt vorkommen.

Dazu kommt, daß ein Freund eine richtige Intelligenzbestie ist und die tollsten Sachen erfindet – so wie neuerdings eine Zeitreisemaschine. Das ist natürlich ein Thema, das das Herz jedes SF-Fans höher schlagen läßt und für alle anderen ein höchst spannendes Thema abgibt: Kann man die Zeit ändern? Entwicklungen verhindern, Umstände verbessern, tragische Ereignisse vermeiden? Und wie wirkt sich das auf die aktuelle Gegenwart aus? Und auf die Zukunft?

Wir empfinden die Zeit als linear, aber schon Einstein hat bewiesen, daß sie das nicht ist. Aber welche Möglichkeiten bietet das? Ein sehr schönes Buch, fesselnd und spannend, das eine gute Einführung in dieses Thema bietet, jugendgerecht und mitreißend. Ich habe es sehr genossen und würde auch die Fortsetzungen gerne lesen!

Bewertung vom 19.04.2017
Die zwei Leben der Florence Grace
Rees, Tracy

Die zwei Leben der Florence Grace


sehr gut

Das zweite anrührende Buch

„Die Reise der Amy Snow“ hatte mich sehr beeindruckt. Als ich dann las, daß die Autorin ein neues Buch vorlegt, mußte ich das unbedingt lesen. Denn eins ist unbestritten: Sie schreibt großartige Bücher: voller Aussage, mit viel Gefühl und großer Ehrlichkeit – und das Ganze sprachlich ansprechend und thematisch hervorragend ausgearbeitet. Florence hat mich nicht enttäuscht. Es hat mich genauso angesprochen und befriedigt wie die Amy vorher.

Florrie wächst in Cornwall auf, in einer armen, arbeitsreichen aber liebevollen Umgebung. Ihre Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben, ihr Vater versorgt sie mit all seiner Liebe und ihre Großmutter hält den Haushalt in Ordnung. Doch dann bricht die Tragik in ihr Leben ein: Ihr Vater verunglückt im Bergwerk tödlich, Florrie und ihre Großmutter bleiben allein zurück. Einige Jahre später spürt auch ihre Großmutter ihr Ende nahen und weiht Florrie in ihr großes Geheimnis ein: Ihre Mutter entstammt einer reichen, berühmt-berüchtigten Familie, die sie verstieß, als sie sich in einen unstandesgemäßen Mann verliebte. Sie hat auch bereits Kontakt zu dieser Familie geknüpft und kurz nach ihrem Tod soll Florrie schon abgeholt werden.

Als Florence beginnt sie ein neues Leben im Luxus auf der Bühne der gehobenen Gesellschaft. Das gefällt ihr gar nicht und sie rebelliert, wird aber in die ihr zugedachte Form gezwängt. Aus diesem Zwang versucht sie auszubrechen, aber sie hat nicht die Macht dazu.

Man lebt, leidet und bangt mit Florence, die täglich mit der Ablehnung leben muß, die an sie gestellten Erwartungen nicht erfüllt oder einfach grundsätzlich abgelehnt wird. Das Wechselbad der Gefühle ist genauso stark wie bei Amy, wenn auch unter völlig anderen Vorzeichen. Und dann bricht die Liebe in ihr Leben ein...

Die Art, wie Tracy Rees ihren Charakteren Form gibt und ihr Leben beschreibt, läßt einen nicht los, am liebsten würde man ohne Pause durchlesen. Es passiert aber auch wirklich dauernd etwas Neues, die Umstände ändern sich, neue Menschen treten auf die Bühne des Geschehens, die jeder wieder neue Nuancen in die Handlung einweben und seinen eigenen Einfluß mitbringen. Es wird in keinem Moment langweilig und man klebt an den Seiten und wartet auf die neuen Entwicklungen.

Ein sehr schönes Buch voller Gefühl, bis zur letzten Seite mitreißend und anrührend. Ich habe es sehr genossen!