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Benutzername: 
TheSilencer
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 355 Bewertungen
Bewertung vom 16.01.2010
Keine zweite Chance
Coben, Harlan

Keine zweite Chance


gut

Als der Schönheitschirurg Dr. Marc Seidman nach zwölf Tagen im Krankenhaus erwacht, gehört sein American-Way-Of-Life-Leben der Vergangenheit an.
Sein Leben hing an einem seidenen Faden, nachdem man auf ihn geschossen hatte, seine Ehefrau überlebte den Überfall nicht und seine sechs Monate alte Tochter gilt als verschwunden.

Während die Polizei in alle Richtungen ermittelt und letztendlich Dr. Seidman selbst als Täter in betracht zieht, geht eine Lösegeldforderung ein. Mit dem dezenten Hinweis, es gibt nur diese eine Möglichkeit; eine zweite Chance wird es nicht geben.

Die übermotivierte Polizei, die das alles für eine Show Seidmans hält, greift ein und vereitelt die Übergabe.

Von den Entführern geht ein letzter Anruf ein, mit dem sie sich verabschieden; schließlich hatte Seidman nur diese eine Chance.

Dr. Seidman ordnet schmerzerfüllt sein Leben neu. Erst anderthalb Jahre später kommt wieder Bewegung in die Sache: ein Anrufer gibt sich als Entführer aus und fordert ein Lösegeld ...

Die Story beginnt etwas dröge und nimmt dann aber Fahrt auf.
Der typisch amerikanische Schreibstil ist schuld daran, daß der Lesefluß gehemmt ist und man sich etwas knackigere Sätze wünscht.

Die Auflösung der Handlung lohnt allerdings dafür, daß man durchgehalten hat.

Alles in allem kein Highlight der Krimi-Literatur, aber durchaus lesbare Spannung.

Bewertung vom 06.01.2010
Das Kindermädchen / Joachim Vernau Bd.1
Herrmann, Elisabeth

Das Kindermädchen / Joachim Vernau Bd.1


ausgezeichnet

Joachim Vernau hat alles, was man sich so wünschen kann: seine Karriere als Rechtsanwalt soll in der Partnerschaft einer angesehen Kanzlei gipfeln, die seinem Schwiegervater in spe gehört, jene Tochter ist erfolgreiche Berliner Senatorin und eine Märchenhochzeit würde all das perfektionieren. Damit würde er auch noch in eine Familie der höheren Zehntausend einheiraten. Wenngleich auch nicht alle Familienangehörigen dieser wohlhabenen Familie das genauso sehen wie Vernau.

Wolken ziehen auf und verdunkeln die Traumkarrieren als eine Frau im Vorgarten der Villa steht und um die Unterschrift auf einem Formular bittet. Nächsten Tag wird sie als Wasserleiche aus dem Landwehrkanal gezogen.

Während alle das laute Lied des Unfalls singen, bleibt Vernau skeptisch. Und tritt eine Lawine los.

Darf man einen ironisch-sarkastischen Krimi schreiben, der sich mit dem Dritten Reich auseinandersetzt und doch in der Gegenwart spielt?
Oh ja, man darf.
Elisbeth Herrmann schreibt vollmundig, witzig, zielstrebig und taff. Sie bringt mehr Themen in einem Krimi unter, als ihm gut tut - denkt man. Doch sie verwebt Geschichte und Gegenwartsgedusel so hervorragend, daß man mehr will. Auf der Stelle.

Als Berliner findet man vielleicht besonderes Gefallen daran, kratzt sie auch an der devoten Ost-Einstellung und läßt hier und da das alte West-Berlin wehmütig durchschimmern.

Vom Rechtsanwalt Vernau sind zwei weitere Teile erschienen: "Die 7. Stunde" und "Die letzte Instanz".

(Gefreut hat mich auch das Cover: Die Siegessäule schmückt dieses als Foto aus einer völlig ungewohnten Perspektive.)

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.01.2010
Fucking Berlin
Rossi, Sonia

Fucking Berlin


schlecht

Natürlich könnte ich ähnlich pseudo-intellektuelles Geschwafel zu diesem Buch loslassen wie es andere Kritiker tun. Seit inhaltlicher Müll wie "Feuchtgebiete" zum Bestseller avancierten, scheint es irgendwie très chic zu sein, das ein oder andere Schmuddelbuch gelesen zu haben.

Mich trieb der reine Voyeurismus zu diesem Buch. Vielleicht bin ich ja durch fiktive Literatur mittlerweile abgestumpft, aber dieser Tatsachenbericht ist so spannend wie der nervigen Kollegin zuzuhören, wie sie von der letzten Wochenendsause im Prosecco-Rausch berichtet.

Mit 18 kommt die Italienerin nach Berlin, ist blank und versucht sich als Webcam-Stripperin. Mit dem Traum von der großen Kohle versucht sie es als Masseurin und ist schnell (aus freien Stücken) im üblichen Bordell-Gewerbe. Und zwischendurch ein wenig Herzschmerz und Stutenbissigkeit.

Wer bei einem "fa"-Werbespot rot wird und "Big-Brother"-Bewohnern beim Duschen zuschaut, der mag sich an diesem dünngeistigen Werke erfreuen. Aber lapidar in den Text eingestreute Begriffe wie "abspritzen" und "blasen" machen aus Toastbrot keinen Kaviar.

16 von 20 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.12.2009
Wer übrig bleibt, hat recht
Birkefeld, Richard

Wer übrig bleibt, hat recht


ausgezeichnet

Berlin, 1944. Während die Alliierten vorrücken und Berlin in Schutt und Asche legen, haben zwei Männer ihr Schicksal zu meistern.

Der eine war ein überzeugter Nationalsozialist, bis er wegen einer Führer-Beleidigung selbst in jene Lager wandert, von denen man nur hinter vorgehaltener Hand erzählt. Als Bomben sein Straflager zerstören, kann Ruprecht Haas fliehen und macht sich auf in seine alte Heimat Berlin, die er nicht wiederkennt. Die Suche nach seiner Frau und seinem Sohn und dem Denunzianten, der ihm zehn Jahre nicht überlebbares Straflager einbrachte, erwecken in ihm das Tier.

Der andere ist ein zweifelnder SS-Offizier. Vor dem Krieg war der Kriminalbeamter und als solches wird er aus einem Kriegslazareth nach Berlin geholt, um eine Mordserie aufzuklären. Während er mit seiner eigenen Verantwortung hadert und den Endsieg längst aufgegeben hat, manipuliert er seine Ermittlungsergebnisse, die den Täter längst aufzeigen, ihn nach Abschluß aber wieder an die Front schicken würden. Und Kalterer möchte auch noch die Gelegenheit in Berlin nutzen, seine Ehefrau zurückzugewinnen, die sich von ihm trennte, als sie von den Greultaten der SS erfuhr.

Beide Wege treffen sich irgendwann. Jedoch völlig anders als erwartet.

Das Autoren-Duo Birkefeld & Hachmeister liefern keinen geschichtsschuldigen Roman ab, sondern machen ihn zu einem Stück Zeitgeschichte. Das Grauen der Braunen ist spürbar, genauso wie die drohende Strafe, ergibt man sich nicht dem Endsieg-Gespenst.

Fesselnd, realistisch - der Fliegeralarm ist hörbar.

Ein Muß für jene, denen Erzählungen der Eltern und Großeltern nicht ausreichen. Das passende Mittelstück zwischen Robert Merles "Der Tod ist mein Beruf" und Pierre Freis "Onkel Toms Hütte, Berlin".

Von den beiden Autoren ist 2009 ein weiterer Krimi erschienen, dieser spielt in der Weimarer Republik: "Deutsche Meisterschaft".

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.12.2009
Splitter
Fitzek, Sebastian

Splitter


gut

Während ich den nunmehr fünften Roman von Fitzek las, hatte ich meine Erleuchtung. Den ganzen Zeitgeist, der uns TV-Fake-Formate wie "Zwei bei Kallwas", "Kommissare im Einsatz" oder diverse Blöd-Gerichts-Shows beschert, weiß Fitzek als Buch zu manifestieren. In bester Boulevard-Presse-Manier pfuscht er Geschichten auf's Papier und findet Leser, die diesen Pausenfüller-Charakter mögen.

Zumindest in Buchform ergebe ich mich dieser Oberflächligkeit, weil Fitzek immer wieder weiß, Ausgangssituationen zu schaffen, die meine Neugierde auf die Spur bringen.

Marc Lucas verlor bei einem Verkehrsunfall seine Ehefrau und das ungeborene Kind. Daß er Schuld an diesem Unfall hatte, mildert seine Alpträume nicht.
In einem Magazin liest er von einer neuen Therapie, die negative Erinnerungen aus dem Gedächtnis schlicht löscht. Doch nach den ersten Gesprächen und einer Voruntersuchung entscheidet sich Lucas gegen dieses Projekt, kommt ihm die Klinik doch zu unseriös vor.

Seine letzte Hoffnung aufgebend, fährt er wieder nach Hause. Dort angekommen, paßt weder sein Haustürschlüssel, noch der Name am Klingelschild. Nach diversen Versuchen, dennoch in seine Wohnung zu gelangen, öffnet der menschgewordene Alptraum die Wohnungstür: seine verstorbene Ehefrau erkennt ihn jedoch nicht.

Ob sich Fitzek gebessert hat oder nicht, vermag ich nicht mehr sagen zu können. An die Schriftgröße für Sehbehinderte habe ich mich mitterlweile gewöhnt.
Die Handlung? Zumindest das erste Drittel des Buches kommt mir vom Takt her ausgeglichen und perfekt vor.
Danach kehrt er zum Videospieltempo des "Seelenbrechers" zurück und erhebt den Anspruch, jedes Kapitel mit einem Cliffhanger zu schließen. Wie immer übertreibt er es mit den Page-Turner-Zutaten ein wenig.

Fitzek hat es zu einem Markenzeichen gemacht, die übliche Handlung seiner Bücher mit anderen Ebenen zu durchbrechen. So tauchen zum Beispiel alte Bekannte aus anderen Romanen auf. Oder er gibt innerhalb der Handlung schon mal einen Ausblick darauf, was uns im "Augensammler" erwartet, der sechste Roman, der im Sommer 2010 erscheinen wird.

Ein bißchen "Total Recall", ein bißchen "Saw".

Das Ende läßt mich mit einem ratlosen "Achso" zurück. Denn das paßt leider nicht zum Rest der Story.

Fazit: so wie man kopfschüttelnd die "Bild" des Kollegen durchblättert, so werde ich Fitzek weiter lesen. Und sei es nur, um hinterher kritisieren zu können ... :O)

8 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.12.2009
Die verblödete Republik
Wieczorek, Thomas

Die verblödete Republik


gut

Ich dachte mir, ich gebe dem Miesmacher- und Pessimisten-Buch nach der "Generation Doof" noch eine Chance. "Doof" war schließlich unterirdisch.

Wieczorek nimm in bester Tradition dieser zur Zeit hippen Bücher den Rundumschlag vor und trifft des öfteren ins Schwarze. Das macht er geschickt und gut formuliert.

Bloß leider nimmt die Interessenkurve - mal analog zur Spannungskurve eines Romanes zu sehen - stetig ab.

Daß wir verblöden, steht wohl außer Frage. Alleine mit der Fernbedienung einen Abend lang durch die TV-Landschaft zappen und man bekommt das kalte Grausen.
Darüber Bücher zu schreiben, ist legitim, denke ich.

Aber als Leser beginnt man genau damit die Therapie.

Was nützt es, wenn ich Geifer-sabbernd diese Werke lese, anstatt meine Zeit in richtige Bildung zu investieren? Wenn das das Ziel des Buches war, habe ich es erreicht. Denn es war mein letztes dieser Mein-Land-ist-schlecht-Bücher.

(Welchen Eindruck möchte Wieczorek eigentlich mit der allgegenwärtigen "Bild"-Schelte hinterlassen, war er doch mal selbst Chefreporter dieser Zeitung ... ?)

19 von 29 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.11.2009
Cupido / C.J. Townsend Bd.1
Hoffman, Jilliane

Cupido / C.J. Townsend Bd.1


ausgezeichnet

Sie ist lebensfroh und strebt eine Karriere als Juristin an, als ihr jäh die Beine unter ihrer Zukunft weggerissen werden. Die Jura-Studentin durchlebt in ihrem Appartement einen Alptraum.
Ein Mann mit Clownsmaske dringt in ihre Wohnung ein, foltert und vergewaltigt sie die ganze Nacht, um sie dann gefesselt und geknebelt zurückzulassen.

Der Täter wird nie gefaßt.

Zwölf Jahre später ist sie erfolgreiche Staatsanwältin; die Narben am Körper und an ihrer Seele sind verheilt - glaubt sie.

Denn als man ihr den Fall der Cupido-Morde überträgt, holt sie ihr Alptraum wieder ein.
Und sie hat die Wahl, den Fall persönlich zu betrachten oder als rechtsstaatliche Staatsanwältin zu agieren.

Der Cover-Text stellt - mal wieder - einen Vergleich mit Hannibal Lecter her. Dem Verfasser ist zu unterstellen, daß er die Bücher von Thomas Harris nie gelesen hat.
Das Buch hat zwar seine Härte, ist aber komplett anders angelegt.

Es ist ein Mix aus Justiz-Thriller und klassischem Krimi. Den immer wieder fast unmerklich eingewebten Frauen-Roman-Aspekt kann man verkraften.

Ich wage einen Vergleich mit den Dr.Hunter-Romanen von Simon Beckett.

Hoffman hat "Cupido" einen zweiten Teil folgen lassen: "Morpheus". "Vater unser" erschien ohne die Heldin Townsend.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2009
Deadline
Kernick, Simon

Deadline


gut

Als die Geschäftsfrau Andrea Devern nach ihrer Arbeit nach Hause kommt, ist ihre Tochter entführt worden und ihr Lebenspartner verschwunden.
Die Kidnapper fordern eine halbe Million Pfund. Die üblichen Forderungen: "Kommen Sie allein, keine Polizei!"
Devern läßt sich auf den Deal ein, weiht aber einen Ex ein. Dieser etwas zwielichtige Zeitgenosse hat seine eigene Auffassung von Recht und Unrecht. Die Geldübergab endet in einer Katastrophe.

Hier kommt dann Detective Mike Bolt ins Spiel.

Nach "Gnadenlos" liefert "Heyne" einen zweiten Mike-Bolt-Roman aus der Feder Kernicks ab.
Ähnlich wie Gnadenlos ist der Beginn mitreißend und sauspannend. Im Gegensatz zum Vorgänger plätschert die Story nach dem ersten Drittel aber nur noch vor sich hin.
Zudem wird man das Gefühl nicht los, daß Kernick diese Entführungsgeschichte irgendwo abgeschrieben hat.

Das alles ist gut gemeint, kann aber nicht mit der Spannung des Vorgängers mithalten.

Im Januar 2010 erscheint ein neuer Kernick: "Todesangst". Ob es sich hierbei um eine weitere Mike-Bolt-Story handelt, konnte ich nicht ergründen.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.11.2009
Freispruch für einen Mörder
Scott, Lisa

Freispruch für einen Mörder


gut

In den 90igern gab es eine Phase, in der man im Buchladen (aktuelle) Bücher in die Hand nehmen konnte und alle hatten eine weibliche Heldin. Die taffe Anwältin, die taffe Reporterin, die taffe Gerichtsmedizinerin, die taffe Privatdetektivin - boah. Was fehlten mir die dünngestreuten Stories von handfesten Kerlen.

Der "Freispruch" ist ein Geschenk aus jener Zeit. Hätte ich mir nie gekauft. Der Titel klingt doof. Und Heldin ist die (taffe) Strafverteidigerin Marta Richter. Gähn.

Aber das schreckte mich vor einigen Tagen nicht ab, den Schinken doch durchzulesen.

Marta Richter verteidigt einen Geschäftsmann, der einen Obdachlosen ermordet haben soll. Die Geschworenen sitzen zur Beratung, als sich der Mandant locker zurücklehnt und Marta den Mord gesteht. Geschockt von dieser Wendung, setzt seine Anwältin alles dran, den anstehenden Freispruch zu verhindern.

Watwatwat? Jau. So eine Anwältin wünscht man sich, oder? Liest man trotz dieses Unfugs weiter, so tut sich eine vielschichtige Story mit genialen Charakteren auf. Denn der Heldin werden überall Steine in den Weg gelegt.
Der Umschlagtext wagt sogar einen Vergleich mit John Grisham.

Das Buch macht Spaß, ist spannend bis zur letzten Seite, aber der Ausgangssituation wünscht man mehr Raffinesse ...