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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2013
Den Letzten beißt das Schwein
Bresser, Michael;Springenberg, Martin

Den Letzten beißt das Schwein


sehr gut

Erben mit Hindernissen

Dieter R. Nannen ist eigentlich Detektiv aus Leidenschaft, doch sein Vater macht ihm hier einen Strich durch die Rechnung. Vater Nannen ist todkrank und will seinem Sohn 1 Mio € vererben, allerdings sind daran einige Bedingungen verbunden: Einen gescheiten Job suchen, mit dem Rauchen aufhören, Sport treiben und in drei Monaten verlobt sein. Damit Sohnemann diese Bedingungen auch erfüllt, zieht kurzerhand seine Mutter bei ihm ein. Schlimmer geht es wirklich nicht mehr. Das Rauchen ist schnell aufgegeben, eine Verlobte ließe sich auch finden, beim Sport wird kurzerhand ein Deal mit einem Fitnesscenter-Betreiber geschlossen, aber keine Detektivarbeit mehr, fast undenkbar. Doch Dieter Nannen beißt die Zähne zusammen und heuert bei Bauer Rexforth als Buchhalter an. Nur blöd, dass jetzt gerade das wertvolle Zuchtkaninchen George ermordet wurde und Bauer Rexforth Nannen mit den Ermittlungen beauftragt. Da kann man einfach nicht Nein sagen und so beginnt Nannen heimlich zu ermitteln. Und dann wird auf Bauer Rexforth selbst ein Mordanschlag verübt.

Die Story gestaltet sich auch im neuesten Münsterland-Krimi rund um den Protagonisten Dieter R. Nannen wieder äußerst unterhaltsam und witzig. Michael Bresser und Martin Springenberg lassen Dieter R. Nannen wieder selbst die Geschichte erzählen und entsprechend seines Charakters ist der Sprachstil locker, frech, witzig und sehr lebendig.

Nannen ermittelt erst einmal wieder in alle Richtungen, da aber im Lauf der Story weitere Zuchtkaninchen ihr Leben lassen müssen, könnte der Täter durchaus im Umfeld von Kaninchenzüchtern zu finden sein. Aber dann ist da ja auch noch der Mordanschlag auf Bauer Rexforth und Nannen nimmt erst einmal die vielköpfige Familie unter die Lupe. Hierbei gerät er auch wieder mit seinem Erzfeind Kommissar Reichert aneinander, dem er dann prompt auch eine Nacht im Gefängnis zu verdanken hat. Und auch „Gurkennase“ Grabowski ist wieder mit von der Partie, da er von Nannen kurzerhand als Bodyguard für Bauer Rexforth engagiert wird.

Im Vordergrund steht beim neuesten Nannen-Krimi der Unterhaltungswert und dieser ist wieder sehr hoch. Privatleben und Ermittlungsarbeit gehen ineinander über, die Krimihandlung entwickelt sich durchaus komplex und neugierig machend. Die üblichen Verdächtigen tauchen auf, weitere Morde geschehen und nicht nur an Kaninchen, aber wer jetzt viel Wert auf eine spannende Krimihandlung legt, könnte etwas enttäuscht werden. Denn spannend wird der Krimi erst im letzten Drittel, wobei hier aber nicht von Hochspannung gesprochen werden kann. Was mich jedoch absolut nicht störte.

Denn nicht nur die unterhaltsam und spritzig erzählte Geschichte fesselt einen an den Münsterland-Krimi, auch die lebendig beschriebenen und sehr originellen Charaktere überzeugen von Anfang an. Nicht nur Dieter R. Nannen ist ein recht eigenwilliger und äußerst liebenswerter Charakter mit vielen Ecken und Kanten, auch alle anderen Akteure des Krimis sind authentisch gezeichnete Charaktere, die Fehler machen, ihre speziellen Eigenarten haben und jederzeit überzeugend agieren.

Fazit: Wer gerne unterhaltsame, mit viel Wortwitz versehene Lokalkrimis liest, die eine gut durchdachte Story haben, dabei aber nicht so viel Wert auf eine spannungsgeladene Story legt, wird sich bei dem neuen Nannen-Krimi bestens unterhalten fühlen.

Bewertung vom 14.04.2013
Tödlicher Absturz / Julia Durant Bd.13
Franz, Andreas;Holbe, Daniel

Tödlicher Absturz / Julia Durant Bd.13


gut

Mord in der Silvesternacht

Ein Mann nimmt in einer kalten Winternacht Abschied von „seiner“ Stadt, stellt sich auf einer der vielen Frankfurter Mainbrücken und lässt los. In der Silvesternacht wird eine junge Frau ermordet und in einem Container in der Nähe des Bankenviertels abgelegt. Die Spuren führen in die Chefetage eines angesehenen Unternehmens. Kurz darauf begeht eine erfolgreiche Geschäftsfrau scheinbar Selbstmord.

Viele lose Fäden sind es, die Daniel Holbe einem in „Tödlicher Absturz“ präsentiert. Und Julia Durant und ihr Team haben alle Hände voll zu tun, diese zu verbinden. Im Vordergrund steht erst einmal der Mord an der jungen Lara Emmels. Scheinbar war sie als Prostituierte tätig, doch aus welchem Grund wurde die 23-jährige grausam misshandelt und ermordet. Schnell ist ihr letzter Kontakt ermittelt, ein äußerst erfolgreicher, aalglatter Geschäftsmann, der sich hinter seinem Anwalt verschanzt. Doch die Indizien sprechen durchaus für ihn als Täter.

Abgelenkt von dem Fall werden Julia und Frank jedoch schnell durch den Selbstmord einer ebenfalls erfolgreichen Geschäftsfrau. Auch wenn alle Spuren auf Suizid hindeuten, ermittelt die Frankfurter Kripo dennoch, denn in der nahen Vergangenheit gab es zwei Anzeigen wegen familiärer Gewalt. Bei beiden Fällen müssen Julia und ihr Team äußerst umsichtig agieren, da die Familien zur Welt der Hochfinanz zählen. Der Druck auf Julias Chef Berger ist entsprechend hoch und auch die Presse hat verständlicherweise großes Interesse an den beiden Todesfällen. Und es soll nicht bei diesen beiden Toten bleiben. Allerdings gestalten sich die Ermittlungen äußerst zäh, das gesamte Team tritt regelrecht auf der Stelle, da sich einfach keine beweiskräftigen Spuren ermitteln lassen, noch ein rechtes Motiv zu finden ist.

Die Krimihandlung entwickelt sich zumeist spannend, interessant und durchweg fesselnd, im Mittelteil tritt sie jedoch ein wenig auf der Stelle, analog den Ermittlungen, wodurch der Krimi allerdings nicht langatmig wird. Manchmal konnte ich allerdings nicht so ganz nachvollziehen, warum einem Hinweis nicht genauer nachgegangen wurde und man erst viel später wieder darauf zurückkam. So gestaltet sich der Krimi zwar durchaus komplex, war für mich jedoch nicht immer schlüssig.

Auch die Darstellung der Reichen & Mächtigen der Stadt, die sich scheinbar unbehelligt alles erlauben dürfen und selbstgefällig auf die ärmere Bevölkerung hinabschauen war mir manchmal etwas eindimensional dargestellt.

Hauptsächlich begleitet man die Ermittlungen der Frankfurter Kripo, doch ab und an wechselt Daniel Holbe zu einem weiteren Handlungsstrang, in dem man einen undurchsichtigen Einzelgänger kennenlernt, der ganz offensichtlich mit Interesse das Leben der beiden betroffenen Familien Löbler und von Eisner verfolgt. Seine Beweggründe verschleiert der Autor einem zwar ziemlich lange, dennoch hat man diese ziemlich schnell entschlüsselt und somit auch sein Motiv. Dieses Wissen nimmt zwar nicht die Spannung aus dem Krimi, aber mit unvorhersehbaren Wendungen kann dieser dann nicht mehr überraschen.

Julia Durant ist eigentlich eine sehr sympathische Mittvierzigerin, die loyal hinter ihrem Team steht und ein freundschaftliches Verhältnis zu allen pflegt. Doch je länger die Ermittlungen andauern, umso launischer wird die Kommissarin. Stellenweise beschreibt Daniel Holbe sie schon ziemlich zickig und aufbrausend und ich habe Frank Hellmers Geduld mit Julia zwischendurch wirklich bewundert.


Fazit: Ein durchaus fesselnder, allerdings auch etwas vorhersehbarer Frankfurt-Krimi mit kleinen Längen und Schwächen zwischendurch, der jedoch bis zum Schluss spannend erzählt wird.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.04.2013
Isarhaie / Exkommissar Max Raintaler Bd.4
Gerwien, Michael

Isarhaie / Exkommissar Max Raintaler Bd.4


gut

Max Raintalers 4. Fall

Ziemlich betrunken torkelt der Münchner Ex-Kommissar Max Raintaler vom Griechen nach Hause. Unterwegs stolpert er über die Füße einer Toten und kann gerade noch so die Polizei rufen. Am nächsten Morgen wacht Max mit einem ordentlichen Kater und einem ziemlichen Filmriss in einer Gefängniszelle auf. An die letzte Nacht kann er sich nur noch bruchstückhaft erinnern, weiß aber auch, dass er gar nicht so viel getrunken hat, um so dermaßen betrunken gewesen zu sein. Und verfolgt ihn nicht in letzter Zeit ständig jemand? Und wer überhaupt ist die Tote, warum lag sie erstochen in einer Hofeinfahrt? Max Raintaler nimmt die Ermittlungen auf und ist schon schnell einem Verdächtigen aus den höchsten Kreisen Münchens auf der Spur.

Es herrscht noch bestes Biergartenwetter in München, was Max und seine Freunde aufs Beste auszunutzen verstehen. Doch von ein paar Bier und Obstler einen solchen Vollrausch zu haben, ist selbst für Max als Ur-Münchner absolut ungewöhnlich. Sein Freund und Ex-Kollege Franzi hat da schnell einen Verdacht und lässt Max noch in der Nacht des Leichenfunds Blut abnehmen. Und tatsächlich, Max wurden k.o.-Tropfen verabreicht. Doch warum und vor allem, wer sollte so etwas tun? Und natürlich nimmt Max den Tod der jungen Frau persönlich, schließlich ist er eigenfüßig über sie gestolpert und so stürzt sich der Frühpensionär sofort in den Mordfall. Aber nicht nur die verzwickten Ermittlungen beschäftigen Max, auch der Streit mit seiner Teilzeitfreundin Moni geht ihm ordentlich an die Nieren.

Gewohnt witzig, versehen mit einem guten Schuss Münchner Lokalkolorit erzählt Michael Gerwien den mittlerweile 4. Fall um seinen Protagonisten Max Raintaler. Mit der Entdeckung der Leiche steigt der Autor in den Krimi ein und so gestaltet sich dieser gleich interessant, stellenweise schon spannend und durchweg unterhaltsam. Neben den laufenden Ermittlungen, die Max und Franzi bald auf die Spur eines zwielichtigen und aalglatten Immobilienhais führen, kommt natürlich auch Max‘ Privatleben nicht zu kurz, wobei Frauen und Biergartenbesuche eine große Rolle spielen. Denn wo lässt sich der Fall besser überdenken als im Biergarten mit einem Maß Bier vor der Nase.

Allerdings wurde mir dies dann irgendwann ein wenig zu viel des Guten. Bald schon hatte ich das Gefühl, dass es keinen Tag gab, an dem Max und seine Kumpels nicht den Tag mit 3-4 oder auch mehr Maß Bier und einigen Obstlern beenden oder schon mittags damit anfangen. Da fragt man sich schon irgendwann, wie Max und Franz da überhaupt noch vernünftig ermitteln können. Auch störte mich irgendwann ein wenig die soziale Komponente, die Michael Gerwien vermehrt in den Krimi einbaute und die stellenweise schon ein wenig konstruiert wirkte.

Die Story entwickelt durchaus recht komplex, auch wenn sich Max und Franzi schnell auf einen Verdächtigen festlegen und alle Indizien auf diesen hinweisen. Durch den lockeren, teilweise mit Münchner Dialekt versehenen, stellenweise etwas deftigen und durchweg humoristischen Schreibstil von Michael Gerwien fühlt man sich während der 312 Seiten gut unterhalten und hat zudem problemlos die Münchner Metropole mit ihren verschiedenen Stadteilen, Sehenswürdigkeiten und eben auch Biergärten vor Augen.

Und auch sein Protagonist Max Raintaler überzeugt und ist wirklich ein Original. Seit gut 20 Jahren führt der sportliche Frühpensionär um die 50 mit seiner Teilzeitfreundin Moni eine recht lockere Beziehung, die allerdings gerade in eine ziemlich Krise gerät. Max ist ein ziemlich eigensinniger und sturer Charakter, der sich für seine Freunde einsetzt, ziemlich neugierig ist und auch öfter einmal ziemlich grantig werden kann.

Fazit: „Isarhaie“ gehört zwar nicht unbedingt zu den besten Krimis der Reihe, aber er kann wieder mit einer witzigen und durchaus auch spannenden Story aufwarten und Max Raintaler ist sowieso ein Original.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.04.2013
Greed Castle / Fin O'Malley Bd.2
Römer, Carolin

Greed Castle / Fin O'Malley Bd.2


sehr gut

Auf den Hund gekommen

Bei einem Spaziergang läuft dem Ex-Polizisten Fin O’Malley ein Hund über den Weg. Auf der Suche nach dessen Herrchen entdeckt Finn ein verfallenes Herrenhaus und davor ein Auto, in dem dummerweise eine Leiche liegt. Da Fin keine Lust auf Ermittlungen hat und noch weniger auf die Garda selbst, ruft er kurzerhand den Pfarrer von Foley an und ehe er es sich versieht sind Leiche und Auto entsorgt. Wie man dies halt so macht in Foley, der Polizei geht man hier am liebsten aus dem Weg. Doch bei dem Toten handelt es sich um einen vermögenden Immobilienmakler aus Derry und dessen Verschwinden ruft die hartnäckige Polizistin Caitlin da Silva auf den Plan. Einige Spuren führen direkt zu Fin und ehe er es sich versieht, steht dieser unter Mordverdacht.

Seit einem halben Jahr lebt der Ex-Detective Fin O’Malley nun in dem kleinen Fischerdörfchen Foley an der irischen Nordwestküste. So recht zufrieden ist er mit seinem Leben allerdings nicht, doch ändern möchte er daran auch nicht unbedingt etwas. Der tote Immobilienmakler kommt ihm äußerst ungelegen, doch einmal Polizist, immer Polizist und so treibt Finn seine Neugier und das dezente Drängen der Dorfbewohner ihn zu einem verhängnisvollen Fehler, der Fin in das Visier der Polizei rücken lässt. Und auch der Mörder wird auf ihn aufmerksam und sieht in Fin das perfekte Bauernopfer.

Während sich Carolin Römer beim ersten Fall von Fin O’Malley „Die irische Meerjungfrau“ noch etwas Zeit mit der Krimihandlung ließ, steigt die Autorin beim zweiten Band sofort mit dem Mord an dem Immobilienmakler in die Geschichte ein. Und dieses Mal überwiegt der Mordfall auch von Anfang an und die skurrilen Dorfbewohner sind eher Randfiguren, die es aber dennoch wieder einmal perfekt verstehen, Fin das Leben reichlich schwer zu machen.

So ist von Anfang an auch schon eine gewisse Spannung vorhanden, die sich kontinuierlich steigert bis zum äußerst rasanten und fesselnden Showdown. Leichtfüßig, humoristisch und äußerst unterhaltsam erzählt die Autorin den zweiten Fall von Fin, in den er mehr widerwillig hineingeraten ist. Die Story überrascht mit einigen unerwartenden Wendungen und die Beschreibungen der Gegend um die Nordwestküste Irlands und vor allem den etwas außergewöhnlichen Einwohnern von Foley sorgen zudem für eine atmosphärische Dichte.

Problemlos hat man das kleine Fischerdorf vor Augen, den Pub „Fisherman“, in dem sich die Einwohner regelmäßig treffen, ihre Geschichten erzählen und ihre kleinen und großen Geheimnisse hüten wie auch Greed Castle. Das verfallene Herrenhaus, in dem sich in der Vergangenheit auch Mitglieder der IRA verschanzt hatten, spielt eine entscheidende Rolle in dem Krimi wie auch die IRA selbst und der Bloody Sunday im Januar 1972.

Auch wenn der Fokus dieses Mal mehr auf Fin liegt, man ein wenig von seiner Vergangenheit erfährt und schnell ein Vorstellung von dem recht eigenwilligen, sympathischen Ex-Detektive erhält, finden natürlich auch einige Bewohner von Foley Erwähnung in dem Krimi. Wieder einmal absolut gelungen ist der Charakter der rüstigen alten und äußerst trinkfesten Nora, die wunderbar Geschichten erzählen kann und fest an Kobolde glaubt. Und auch Lily, Fin’s 15-jährige Tochter, spielt eine entscheidende Rolle und Fin hat seine liebe Mühe, Lily gegenüber den verantwortungsvollen Vater zu mimen.

Fazit: Ein äußerst humorvoller, undurchsichtiger und spannender Krimi, der wieder einmal mit originellen Charakteren und viel Lokalkolorit versehen ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.04.2013
Das Vermächtnis der Montignacs
Boyne, John

Das Vermächtnis der Montignacs


ausgezeichnet

Der rätselhafte Montignac

Es ist die Tradition der schwerreichen Montignacs, dass immer der männliche Nachkomme das beträchtliche Familienvermögen erbt. Doch der Onkel von Owen Montignac bricht im Jahr 1936 mit dieser Tradition und vererbt alles seiner schönen Tochter Stella. Owen ist zwar nach der Testamentseröffnung verstört, versteht es aber gut dies zu kaschieren und leitet weiter als Geschäftsführer eine erfolgreiche Londoner Galerie. Doch den jungen Spross aus gutem Haus plagen immense Spielschulden, zudem empfindet er mehr für seine Cousine Stella als gesellschaftlich erlaubt wäre. Und so entwickelt Owen einen perfiden Plan für die Lösung all seiner Probleme.

Wie schon bei „Das Haus zur besonderen Verwendung“ nimmt John Boyne einen geschichtlichen Hintergrund als Grundlage und baut hierum seine Geschichte. Dieses Mal ist es ein Ereignis aus dem Jahr 1936, welches nicht nur in England, sondern auf der ganzen Welt auf großes Interesse stieß.

Aber erst einmal lässt sich John Boyne recht viel Zeit und führt seine Leser langsam in die Geschichte ein. Man lernt Owen und Stella kennen, wie auch Richter Roderick Bentley, welcher gerade bei einem aufsehenerregenden Prozess den Vorsitz inne hat wie auch dessen Frau Jane und seinen Sohn Gareth. Die anfangs noch so unterschiedlichen Ereignisse verknüpfen sich nach und nach zu einer äußerst fesselnden Geschichte.

Geschickt verbindet John Boyne die losen Fäden, gewährt seinen Lesern immer mehr Einblick in das Privatleben seiner Protagonisten wie auch in deren Vergangenheit, doch worauf die Geschichte letztendlich hinausläuft, dies ahnt man erst nach gut der Hälfte der Geschichte. Und diesen eigentlichen Grund präsentiert John Boyne einem so gut durchdacht wie auch recherchiert, dass die Lösung absolut schlüssig wirkt, sodass man fast gewillt ist zu glauben, dass es sich damals wirklich so abgespielt haben könnte.

Zudem versteht es John Boyne durch seinen packenden, bildhaften, unterhaltsamen und der Zeit angepassten Schreibstil mühelos, eine atmosphärische Dichte aufzubauen. Man erhält Einblick in die gehobene Gesellschaft Londons, aber auch in die unteren Gesellschaftsschichten. Die selbstverständliche Arroganz und Überheblichkeit der Wohlhabenden und Reichen vermittelt John Boyne genauso überzeugend wie auch die Ängste vor Armut und Arbeitslosigkeit der Dienerschaft.

Wie erwähnt baut sich die Story langsam auf, doch bald erhält man das Gefühl, dass es sich hier nicht nur um einen historischen Familienroman, sondern durchaus um einen äußerst komplexen Kriminalroman handelt, denn je tiefer man in die Geschichte einsteigt, umso spannender und fesselnder wird diese und zudem entwickelt sich die Story äußerst vielschichtig und vor allem sehr undurchsichtig.

Im Vordergrund der Story steht Owen Montignacs. Dieser ist ein äußerst charismatischer, junger Mann, der nicht nur für einen als Leser lange Zeit sehr undurchsichtig bleibt. Denn durch seine hervorragenden Manieren, seinem guten Aussehen und seiner galanten Art versteht es Owen perfekt, die weiteren Beteiligten in dem Roman über seinen wahren Charakter zu täuschen. Selbst für seine eigenwillige Cousine Stella, die Owen von klein auf kennt, bleibt dessen Verhalten oftmals ein Rätsel.

Fazit: John Boyne verknüpft gekonnt ein geschichtliches Geschehnis in England mit einer fiktiven Story zu einem äußerst fesselnden, komplexen und spannenden Roman.

Bewertung vom 09.04.2013
Die Rose von Windsor
Chadwick, Elizabeth

Die Rose von Windsor


ausgezeichnet

Ein Leben für den König

England im Jahre 1173: Roger Bigod ist der Erbe der mächtigen Grafschaft Norfolk, doch Roger überwirft sich mit seinem Vater Hugh und tritt in den Dienst von König Henry II. An dessen Hof trifft er das erste Mal auf Ida de Tosney, ein Mündel des Königs, der sie mittlerweile zu seiner Mätresse gemacht hat. Roger und Ida fühlen sich schnell zueinander hingezogen. Doch Henry II. hat sein Interesse an der jungen Frau noch nicht aufgegeben und bald schon schenkt Ida dem König einen Sohn. Die gemeinsame Zukunft von Ida und Roger scheint in weite Ferne zu rücken.

Während ihrer Recherchen zu William Marshal, dem Ritter, der fünf gekrönten Häuptern diente und nach dem Tod von John Ohneland als Regent die Geschicke Englands führte, stieß die Autorin auch auf den Lord von Norfolk und dessen enge Verbindungen zum englischen Hof. Geschickt und hervorragend recherchiert verknüpft Elisabeth Chadwick historisch belegte Fakten mit Fiktion und erzählt im vorliegenden Roman das ereignisreiche und aufregende Leben im nahen Umfeld des Hauses Plantagenet aus Sicht von Roger Bigod und seiner großen Liebe Ida de Tosney.

Von der ersten Seite fasziniert Elisabeth Chadwick mit ihrem mitreißenden, prallen und bildhaften Schreibstil. Mühelos taucht man in das 12. Jahrhundert ein, begleitet Ida mit an den Hof Henry II., spürt ihre Angst und Unsicherheit dem König gegenüber, der verbittert durch den Verrat seiner Söhne kaum noch jemanden traut und von dem unschuldigen Verhalten Idas fasziniert ist. Aber das Misstrauen von Henry II. richtet sich nicht nur gegen seine Söhne, auch dem jungen Roger Bigod tritt der König eher verhalten gegenüber. Schließlich hat dessen Vater Hugh Bigod sich auf die Seite der Königsgegner geschlagen. Immer wieder hält der König den jungen Adligen hin, macht ihm vage Versprechungen in Bezug auf sein rechtmäßiges Erbe und fordert seinen Einsatz für England und den König.

Der Roman umfasst die Zeit von 1173 bis 1199 und man begegnet im Roman vielen historischen Personen, nicht nur William Marshall, sondern auch den Söhnen des Königs, ist bei ihren Intrigen um den Thron dabei, bei den Männern im Hintergrund, welche die Fäden ziehen und auch Eleanor von Aquitanien bringt sich nach dem Tod ihres Mannes wieder mit in die politischen Ränkespiele ein und sichert für ihren Lieblingssohn Richard den Thron, während dieser sich auf dem 3. Kreuzzug im Heiligen Land befindet. Dies alles erzählt die Autorin äußerst unterhaltsam und fesselnd.

Lebendig und facettenreich zeichnet Elisabeth Chadwick alle Charaktere bis in die kleinste Nebenrolle, sodass nicht nur Ida und Roger fast augenblicklich Gestalt annehmen, sondern man auch eine gute Vorstellung der historischen Personen erhält. Roger ist ein treuer, geradliniger Ritter des Königs, seinen Unmut über die Hinhaltetaktik von Henry II. verbirgt er stoisch und zeigt dem König durch sein besonnenes, aufrichtiges Verhalten immer wieder, dass auf ihn Verlass ist.

Ida de Tosney kommt als 15-jähriges Mündel an den Hof des Königs. Unsicher, fast schon naiv ist ihr Verhalten anfangs, das Interesse des Königs an ihr verängstigt sie. Doch Ida lernt schnell sich in den Gepflogenheiten des Hofes zurechtzufinden. Bald schon entwickelt sie sich zu einer selbstbewussten jungen Frau, die sehr auf ihr Ehrgefühl achtet und sich Roger Bigod als ihren zukünftigen Ehemann aussucht. Hinterlist und Lüge sind Ida fremd, sie hat für jeden ein offenes Ohr und ist sich auch nicht zu schade, einmal niederere Arbeiten zu verrichten.

Fazit: Ein bildgewaltiger, praller und mitreißender Roman, der geschickt Fiktion mit historischen Fakten verknüpft und einen mühelos in das England des 12. Jahrhunderts entführt.

Bewertung vom 04.04.2013
Das 9. Urteil / Der Club der Ermittlerinnen Bd.9
Patterson, James

Das 9. Urteil / Der Club der Ermittlerinnen Bd.9


sehr gut

Die Diebin der Nacht und der Lippenstift-Mörder

Regelmäßig steigt eine Diebin bei den Reichen San Francisco‘s in deren Villen ein, während diese gerade eine Feier geben. Ziel sind die im Safe verwahrten Juwelen, welchen die Hausbesitzerin in der Regel aus Bequemlichkeit einfach offen stehen lässt, um ihre Diamanten anschließend wieder hineinzulegen. Doch beim Einbruch bei den Dowlings wird die Diebin fast erwischt. Hello Kitty, wie sie von der Presse getauft wurde, kann gerade noch unerkannt fliehen. Umso entsetzter ist Kitty, als sie am nächsten Tag in der Zeitung liest, dass Casey Dowling von ihr erschossen worden sein soll. Detective Lindsay Boxer und ihr Kollege Rich Conklin übernehmen den Fall und schon bei der ersten Befragung fallen Lindsay bei dem trauernden Ehemann Marcus einige Merkwürdigkeiten auf. Doch den Detectives bleibt kaum Zeit sich mit dem Raubmord zu befassen, denn ein Mörder tötet scheinbar wahllos junge Mütter und deren Kleinkinder. Als die Morde zunehmen, beginnen die Frauen von San Francisco sich zu bewaffnen und plötzlich gerät Lindsay in den Fokus des Lippenstift-Mörders.

Mit gewohnt kurzen Kapiteln, oft nur 2-3 Seiten lang, treibt James Patterson seine Leser regelrecht durch seinen Thriller rund um den Women‘s Murder Club. Die kurzen Kapitel wie auch die temporeiche, fesselnde Schreibweise des Autors sorgen dafür, dass kaum Zeit zum Durchatmen bleibt und man gebannt der Story folgt. Zwar ist schnell klar, wer der Mörder der reichen und schönen Casey ist, die Beweggründe für die Diebin der Nacht werden dem Leser auch schnell präsentiert, aber das perfide Katz-und-Maus-Spiel vom Lippenstift-Mörder Pete Gordon mit der Polizei sorgt allein schon für rasante Spannung beim Lesen.

Die Story wird wieder in wechselnden Handlungssträngen erzählt, wobei die Ermittlungen von Lindsay und Rich im Vordergrund stehen, aber natürlich spielen auch wieder alle Mädels vom Women‘s Murder Club mit, wobei aber deren Privatleben wenig Erwähnung findet, was mich jedoch nicht gestört hat. Bei diesem Band der Serie liegt der Fokus eindeutig auf den Ermittlungen der beiden Fälle wie auch auf dem Lippenstift-Mörder selbst, der immer wieder zu Wort kommt und dessen krankhaftes, gefühlskaltes Handeln einen zunehmend mehr erschüttert.

Trotz der kurzen Kapitel und dem schnörkellosen Schreibstil des Autors gelingt es ihm dennoch wieder gut, seinen Charakteren schnell Konturen zu geben. Den einzigen Störfaktor in diesem besseren Band rund um den Women‘s Murder Club waren für mich einige Kapitel ganz am Ende des Thrillers. Hier beschreibt James Patterson ein Ereignis, dass für mich absolut nicht nachvollziehbar und unverständlich war. Möglicherweise sollte es auf den letzten Seiten nochmals die Spannung nach oben schrauben, ich fand es jedoch einfach nur unpassend. Ansonsten hat mich der 9. Band der Thriller-Serie jedoch überzeugen können.

Fazit: Ein rasant und spannend erzählter Thriller mit einer zwar recht simpel gestrickten Story, die es dennoch fast perfekt versteht, einen bis zum Schluss zu fesseln.