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Bücherfreundin

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Insgesamt 283 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2022
Erschütterung
Everett, Percival

Erschütterung


ausgezeichnet

Zutiefst berührender und fesselnder Roman
Seit langem schätze ich das literarische Angebot des Hanser Verlags und freute mich daher sehr auf die Lektüre des neuen Romans "Erschütterung" von Percival Everett. 

Der Autor erzählt in seinem Roman die Geschichte des 42jährigen Geologie-Paläobiologen Zach Wells, der als Hochschulprofessor tätig ist. Er selbst bezeichnet sich als Nerd, der in Höhlen herumkriecht, und sein Hang zur Melancholie lässt ihn immer wieder an Selbstmord denken. In seine Ehefrau Meg ist er nicht verliebt, jedoch schätzt er sie und teilt gern den Alltag mit ihr. Das Paar hat eine gemeinsame Tochter, Sarah, die 12 Jahre alt ist. 

Zachs und Sarahs große Freude ist das gemeinsame Schachspiel, bei dem Sarah ihrem Vater weit überlegen ist. Einen Fehlzug beim Spiel entschuldigt Sarah damit, dass sie eine gegnerische Figur nicht gesehen habe. Wenig später berichtet sie den Eltern, das Whiteboard in der Schule nur noch verschwommen zu sehen. Ein Sehtest bei der Optikerin ergibt keine Klarheit, ebenso der Besuch bei der Kinderärztin. Beim Augenspezialisten der Kinderklinik erleidet Sarah einen komplex fokalen Anfall. Der Arzt ist ratlos und überweist Sarah an eine Neurologin. Diese führt umfangreiche Untersuchungen durch, die ergeben, dass Sarah das Batten-Syndrom hat, welches auf einem Gendefekt beruht. Sarah wird nicht nur ihr Augenlicht, sondern all ihre geistigen und motorischen Fähigkeiten verlieren. Die unheilbare Krankheit schreitet rasch voran. 

Zach, dessen Welt bis in die Grundfesten erschüttert wird und der dem Verfall seines Kindes hilflos zusehen muss, findet in einer bei Ebay erworbenen Second Hand-Jacke einen kleinen Zettel mit einem mysteriösen Hilferuf in spanischer Sprache. Heimlich fährt er nach New Mexico und begibt sich auf die Suche nach jemandem, den er retten kann.

Das fesselnde Buch ist in der Ich-Form erzählt und hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen, ich konnte es kaum aus der Hand legen. Es ist in intelligentem und kraftvollem Sprachstil geschrieben. Die Geschichte hat mich zutiefst erschüttert und berührt, ein großartiger Roman, der mich noch lange begleiten wird und der bereits jetzt zu meinen Highlights des Jahres gehört. 

Interessanterweise hat Percival Everett die Originalausgabe "Telephone" des Buches im letzten Jahr in drei verschiedenen Versionen mit unterschiedlichen Abschlüssen veröffentlicht, sehr zum Unmut vieler Leser.

Der Roman stand im letzten Jahr im Finale des renommierten Pulitzer-Preises.
Klare Leseempfehlung von mir und hochverdiente 5 Sterne!

Bewertung vom 11.01.2022
Zum Paradies
Yanagihara, Hanya

Zum Paradies


ausgezeichnet

Beeindruckendes und außergewöhnliches Buch
Mit ihrem neuen, fast 900 Seiten umfassenden Werk hat Hanya Yanagihara einen Roman geschrieben, der sicherlich für viele Diskussionen sorgen wird.
Das Buch besteht aus drei unterschiedlichen Büchern, die sich auf eine Zeitspanne zwischen 1893 und 2093 erstrecken.
 
"Washington Square"
Im ersten Buch wird die 220 Seiten umfassende, im Jahre 1893 in den Freien Staaten spielende Geschichte von David Bingham erzählt, der bei seinem Großvater Nathaniel in New York lebt. Dieser hatte nach dem Tod der Eltern die Kinder David, John und Eden aufgenommen. Mittlerweile ist John mit Peter verheiratet, Eden mit Eliza, beide haben ihre eigenen Haushalte und Kinder.
 
Auf Veranlassung des Großvaters soll der 28jährige David mit Charles Griffith, einem 41jährigen wohlhabenden Geschäftsmann, verheiratet werden. Charles ist Witwer eines Lehrers, der 9 Jahre zuvor an Krebs starb.
 
David ist Vorsitzender der wohltätigen Stiftung des Finanzinstitutes seines Großvaters und unterrichtet ehrenamtlich Kunst in einem Waisenhaus. Dort lernt er den neuen Musiklehrer Edward Bishop, der in sehr ärmlichen Verhältnissen lebt, kennen und verliebt sich in ihn. Während einer längeren Abwesenheit von Edward - dieser lässt trotz seiner Ankündigung nichts von sich hören - trifft David sich häufiger mit Charles, der aus seinem Interesse für ihn keinen Hehl macht.
 
Nach Edwards Rückkehr berichtet dieser David von einem lukrativen Angebot in Kalifornien und bittet David, ihn dorthin zu begleiten. Davids Großvater hat in der Zwischenzeit Erkundigungen über Edward eingezogen und konfrontiert seinen Enkel mit dessen Vergangenheit. 
 
 
"Lipo-wao-nahele"
Dieses Buch umfasst 228 Seiten und ist in zwei Teile gegliedert.
 
Im ersten Teil erzählt die Autorin die Geschichte des 25jährigen Rechtsanwaltsgehilfen David Bingham, der heimlich mit dem 30 Jahre älteren Charles Griffith liiert ist, einem New Yorker Anwalt. Wir schreiben das Jahr 1993, und Charles ist damit beschäftigt, für seinen krebskranken Freund Peter ein Abschiedsessen zu organisieren. David unterstützt ihn bei den Vorbereitungen und erinnert sich dabei an die Zeit, als er Charles kennenlernte und an ihr bisheriges gemeinsames Leben. Ihr Leben ist geprägt von Aids, sie müssen viele Freunde beerdigen, und auch Charles hatte ihm kurz nach der ersten Begegnung eröffnet, dass er HIV-positiv ist.
 
Im zweiten Teil des Buches steht Davids Vater Wika im Mittelpunkt. Er ist sehr krank, lebt in einem Pflegeheim und erzählt in der Ich-Form von seiner Kindheit auf Hawaii, den dortigen politischen Verhältnissen, der komplizierten Familiengeschichte und seinem Freund Edward, der sein Leben immer wieder kreuzte. 
 
 
"Zone Acht"
Dieses Buch, das fast 450 Seiten umfasst, schildert die Erlebnisse der jungen Charlie im Jahr 2093. Sie lebt in einer durch ihren Großvater arrangierten Scheinehe mit einem Homosexuellen. Charlie lernt anlässlich ihrer wöchentlichen Besuche bei einem Geschichtenerzähler den geheimnisvollen David kennen, der ihr eines Tages erzählt, weshalb er den Kontakt zu ihr suchte.
Die Schilderungen über Charlies Leben werden unterbrochen durch Emails, die ihr Großvater Charles an seinen Freund Peter schrieb, der in Neubritannien lebt. In diesen Emails schilderte er ausführlich sein Leben mit seinem Ehemann Nathaniel, seinem Sohn David und der Enkelin Charlie während einer Zeitspanne von 2043 bis zu seinem Tod.
 
In diesem dritten Buch leben die Menschen in einem Überwachungsstaat. Ziel ist es, die Pandemien zu bekämpfen, die alle paar Jahre neu auftreten. Es gibt kaum Bücher, kein Fernsehen, kein Internet, niemand darf das Land verlassen, ständige Kontrollen erschweren den Alltag. Die Lebensmittel sind rationiert, ebenso das Wasser, es gibt Coupons, mit denen Lebensmittel gekauft werden können. Gegen die Hitzeperioden schützen die Menschen sich mit speziellen Kälteanzügen.
 
Das anspruchsvolle Buch ist außergewöhnlich und hat mich sehr beein

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.01.2022
Ein Drache auf Burg Erbsenfels - Leserabe ab 1. Klasse - Erstlesebuch für Kinder ab 6 Jahren
Sohr, Daniel

Ein Drache auf Burg Erbsenfels - Leserabe ab 1. Klasse - Erstlesebuch für Kinder ab 6 Jahren


ausgezeichnet

Sehr liebevoll gestaltetes Kinderbuch
Daniel Sohr hat ein neues Buch für kleine Erstleser ab 6 Jahren geschrieben. Es heißt "Der Drache auf Burg Erbsenfels" und erscheint in der Leserabe-Reihe des Ravensburger Verlags.

Auf 48 Seiten wird in vier Kapiteln die Geschichte vom kleinen Bruno erzählt, der mit Ritter Otto auf der Burg Erbsenfels lebt. Als Ritter Otto auf der Jagd ist, landet auf dem Burghof ein Drache. Anfangs fürchtet sich Bruno vor dem Drachen, aber schon bald werden die beiden Freunde. 

Das empfehlenswerte Buch ist mit vielen schönen Illustrationen sehr kindgerecht gestaltet, die Texte sind spannend und eignen sich sowohl zum Vorlesen als auch zum Selberlesen. Sehr schön finde ich die Idee mit dem beigefügten Stickerbogen. Beim Selberlesen kann der Erstleser nach jedem gelesenen Kapitel einen Sticker in ein dafür vorgesehenes Feld kleben, ebenso nach Beantwortung der Leserätsel am Ende des Buches. 

Das farbenfroh gezeichnete Cover zeigt Bruno mit Helm auf dem fliegenden Drachen und passt wunderbar zum Inhalt des Buches.

5 Sterne von mir und klare Leseempfehlung für dieses spannende und sehr liebevoll gestaltete Kinderbuch!

Bewertung vom 20.11.2021
Shuggie Bain
Stuart, Douglas

Shuggie Bain


ausgezeichnet

Aufwühlendes und bedrückendes Sozialdrama
In seinem autobiographischen Debütroman erzählt Douglas Stuart die Geschichte von Shuggie Bain, der in den achtziger Jahren zur Zeit der Thatcher-Ära in Glasgow aufwächst. Bedingt durch die hohe Arbeitslosigkeit leben viele Familien in bitterer Armut. Shuggie lebt mit seiner wunderschönen Mutter Agnes und seinem Vater Shug sowie seinen älteren Halbgeschwistern Catherine und Leek bei den Großeltern. Die Mutter ist seit längerem alkoholkrank, der Vater brutal, unberechenbar und untreu. Nach dem Umzug in ein Armenviertel am Stadtrand von Glasgow verlässt Shug seine Familie, um mit einer anderen Frau zusammenzuleben. Agnes, die nun die alleinige Verantwortung für ihre Kinder trägt, verfällt immer mehr dem Alkohol. Sie setzt die Sozialhilfe in Alkohol um, während ihre Kinder kaum etwas zu essen haben.

Catherine entflieht dem häuslichen Elend durch frühe Heirat und zieht nach Südafrika. Leek zieht nach einem Streit mit der Mutter aus, und der minderjährige Shuggie kümmert sich fortan, so gut es geht, aufopferungsvoll und mit viel Hingabe um seine Mutter. Er liebt sie vorbehaltlos und versucht, alles für sie zu tun und sie zu retten.

Shuggie ist anders als die Kinder seiner Umgebung, sein Gang ist feminin, er interessiert sich nicht für Fußball - Gründe für seine Mitschüler, ihn zu demütigen und zu misshandeln. 

Das Buch ist in sehr schöner, kraftvoller Sprache geschrieben, es ist fesselnd und hat mich zutiefst berührt und aufgewühlt. Douglas Stuart ist 2020 für seinen großartigen Roman mit dem renommierten Booker-Preis ausgezeichnet worden. 

Absolute Leseempfehlung von mir und 5 Sterne!

Bewertung vom 18.11.2021
Die Überlebenden
Schulman, Alex

Die Überlebenden


sehr gut

Bewegende Familiengeschichte
Das Romandebut von Alex Schulman erzählt in schönem, klarem Sprachstil die berührende und aufwühlende Geschichte einer Familie, die jedes Jahr die Ferien in ihrem einsam gelegenen Sommerhaus verbringt. Die drei Söhne Nils, Benjamin und Pierre, 7, 9 und 13 Jahre alt, sind während dieser Zeit meistens sich selbst überlassen. Die Eltern sind dem Alkohol sehr zugewandt und weitgehend mit sich selbst beschäftigt. Der Vater ermuntert die Kinder, ihre Kräfte zu messen und setzt sie damit gefährlichen Situationen aus, die Mutter geizt mit liebevollen Zuwendungen und zeigt sich hauptsächlich dem Hund Molly zugewandt. 

Der Romanteil der Kindheit ist aus Benjamins Sicht erzählt und schildert die Erlebnisse während des letzten Sommers im Ferienhaus bis hin zu der Tragödie, die das Leben aller verändert ....

Das Buch ist auf zwei Zeitebenen verfasst: Das Hier und Jetzt wird chronologisch rückwärts erzählt, die Vergangenheit reiht sich in Einzelepisoden aneinander. 

In der Gegenwart treffen sich die Brüder nach 20 Jahren, um die Asche ihrer verstorbenen Mutter dort zu verstreuen, wo die Familie ihre Sommerurlaube verbrachte. Kindheitserinnerungen werden wach, und endlich wird über die dramatischen Ereignisse von damals gesprochen.

Auf den letzten 20 Seiten des Buches gibt es eine schockierende und vollkommen unerwartete Wendung, die die Entfremdung der Brüder im Erwachsenenalter und die unterschiedlichen Probleme, die sie mit sich herumtragen, erklärt. Aber gerade diese Wendung ist mir in ihrer Fiktion zu weit hergeholt. Ich hätte mir einen anderen Abschluss der bis dahin sehr fesselnden Geschichte gewünscht.

Bewertung vom 19.10.2021
Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2
Bennett, S J

Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2


sehr gut

Königliches Lesevergnügen
Dass die britische Autorin S.J. Bennett mit den Büchern von Dorothy Sayers, P.D. James, Ellery Queen und Rex Stout aufgewachsen ist, weckte meine Neugier, lese ich doch seit vielen Jahren die Krimis von P.D. James mit großer Begeisterung. Dass es sich um einen sogenannten Cosy-Krimi handelt, gefiel mir auch, da ich die leisen Krimis ohne blutrünstiges Morden und Metzeln bevorzuge.

Es handelt sich bei "Die unhöfliche Tote" um den zweiten Band von "Die Queen ermittelt", einer neuen Krimiserie von S.J. Bennett.
Die Geschichte spielt im Buckingham Palace, dem Sitz von Queen Elizabeth. Die Queen vermisst ihr Lieblingsbild, ein Gemälde der Yacht Britannia. Sie verbindet mit dem Bild Erinnerungen an unzählige Reisen mit dem Schiff. Ihre Privatsekretärin Rozie Oshodi erhält daher von ihr den Auftrag, der Sache nachzugehen. Kurz darauf wird am königlichen Swimmingpool die Leiche der unbeliebten Haushälterin Cynthia Harris aufgefunden, und es wird bekannt, dass es Drohbriefe gegeben hat.
Nun ermittelt nicht nur die Polizei, auch die Queen wird mit Hilfe ihrer Sekretärin aktiv ...

Der Krimi wird in schönem, flüssigem Sprachstil erzählt. Allerdings bringt das Leben bei Hofe es mit sich, das es sehr viele mitwirkende und damit auch verdächtige Personen gibt, so dass man leicht einmal den Faden verlieren kann.
Sehr schön ist, dass man - wenn auch fiktiv - Einblick in das königliche Palastleben bekommt, die Queen bei ihren Verpflichtungen und auch privaten Terminen begleiten kann, und auch einiges über die Historie des Königshauses erfährt. Die Dialoge mir Prinz Philip sind köstlich, hier hätte ich mir noch mehr gewünscht. 

Wer unblutige, ruhige Krimis in alter britischer Tradition mag, ein Faible für die Königliche Familie hat und die nötige Geduld für die Ermittlungen und die Aufklärung des Falles mitbringt, der wird dieses Buch sicherlich mit viel Freude lesen.

Das in hellem Blau gehaltene Cover mit seiner typischen Queen-Darstellung mit Corgi finde ich äußerst gelungen und sehr ansprechend.

Der Krimi hat mir gut gefallen, daher von mir 4 Sterne.

Bewertung vom 10.10.2021
Gesammelte Werke
Sandgren, Lydia

Gesammelte Werke


ausgezeichnet

Absolute Leseempfehlung!
Ich war sehr neugierig auf den preisgekrönten Debütroman der schwedischen Autorin Lydia Sandgren, die 10 Jahre lang an ihrem Werk gearbeitet hat. Das Buch umfasst stattliche 874 Seiten und hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Göteborger Verleger Martin Berg. Seine Firma steckt in Schwierigkeiten, seine Frau Cecilia ist seit 15 Jahren verschwunden und hat ihn und die gemeinsamen Kinder Rakel und Elis zurückgelassen. Es gelingt ihm nicht, sein eigenes Buchprojekt fertigzustellen, und der Kontakt zu seinem ehemals besten Freund Gustav ruht. 

Das Buch erzählt in Rückblenden die gemeinsame Vergangenheit der beiden Freunde Martin und Gustav. Sie lernen sich in der Oberstufe kennen und verbringen viel Zeit miteinander. Das ändert sich auch nicht, als Martin Philosophie studiert und Gustav sich einem Kunststudium widmet. Als Martins spätere Ehefrau Cecilia, eine intelligente und ehrgeizige Studentin der Geschichte, in dessen Leben tritt, verschmelzen die drei zu einer Einheit. Martin gründet mit seinem Freund Per einen Verlag, Gustav wird zu einem bekannten und geschätzten Maler. Cecilia, Lieblingsmotiv von Gustav, verfolgt mit viel Fleiß und Ehrgeiz ihre akademische Laufbahn.

Rakel, Martins Tochter, sieht auf einem riesigen Ausstellungsplakat für Gustavs Retrospektive einen Gemäldeausschnitt, auf dem ihre verschwundene Mutter zu sehen ist. Als ihr Vater sie bittet, den vielversprechenden Roman "Ein Jahr der Liebe" des deutschen Schriftstellers Philip Franke zu übersetzen, glaubt sie in der Romanfigur ihre Mutter zu erkennen und begibt sich auf die Suche nach dem Autor.

Das Buch ist in einem wunderbaren, klugen Sprachstil geschrieben, es fesselte mich von der ersten Seite an bis hin zum für mich stimmigen Ende. Es ist eine feinfühlige und kluge Geschichte über Freundschaft und Liebe, aber auch über Abhängigkeit und tiefe Lebenskrisen, und es beschreibt ganz wunderbar die Welt der Kunst und der Literatur.

Von mir eine absolute Leseempfehlung und hochverdiente 5 Sterne!

Bewertung vom 03.10.2021
Die Enkelin
Schlink, Bernhard

Die Enkelin


ausgezeichnet

Ich habe außer "Der Vorleser" mit großer Begeisterung bereits einige andere Bücher von Bernhard Schlink gelesen und mich daher sehr auf sein neues Buch gefreut.

Bernhard Schlink erzählt in seinem neuen Buch "Die Enkelin" die Geschichte von Kaspar und Birgit, zweier junger Studenten, die sich in den sechziger Jahren ineinander verlieben. Kaspar verhilft Birgit, die in Ostberlin lebt, zur Flucht nach Westdeutschland.
50 Jahre später, Kaspar ist mittlerweile 70 Jahre alt, findet er Birgit in der gemeinsamen Wohnung tot auf. Wochen später entdeckt er im Nachlass seiner Frau das Manuskript zu einem Buch über ihr Leben. Birgit hatte viele Geheimnisse, und sie war auf der Suche nach ihrer seinerzeit zurückgelassenen Tochter, von deren Existenz Kaspar nichts wusste. Für den Witwer wird diese Suche zum Vermächtnis, und er macht sich auf den Weg in Birgits alte Heimat. Kaspar findet nicht nur Birgits Tochter, er findet auch eine Enkelin. Sie leben auf dem Land in einer völkischen Gemeinschaft. Kaspar bemüht sich sehr, Zugang zu beiden zu finden. Es wird ihm nicht leicht gemacht, denn sie leben in vollkommen unterschiedlichen Welten ....

Der Roman zeigt neben der sensibel erzählten Geschichte von Kaspar und Birgit und der Annäherung Kaspars an seine 14jährige Enkelin sehr eindrucksvoll die Probleme nach der Wiedervereinigung unseres Landes auf, die Enttäuschungen, aber auch die unterschiedlichen Lebensauffassungen.

Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen, ich konnte es kaum aus der Hand legen. Bernhard Schlink ist ein brillanter Erzähler, sein gewohnt ruhiger, aber dennoch kraftvoller Sprachstil fesselte und begeisterte mich bis zum Ende. Ein Meisterwerk!

Das zarte Mädchenportrait auf dem Cover ist sehr ansprechend, das Buch hochwertig in Leinen gebunden.

Absolute Leseempfehlung von mir für diese wunderbare Lektüre eines der größten Schriftsteller unserer Zeit und hochverdiente 5 Sterne!

Bewertung vom 19.09.2021
Wenn ich wiederkomme
Balzano, Marco

Wenn ich wiederkomme


ausgezeichnet

Nachdem mich "Ich bleibe hier", das letzte Buch von Marco Balzano, begeistert hatte, wartete ich mit Spannung und Ungeduld auf sein neues Buch.
"Wenn ich wiederkomme" spielt in Rumänien und wird im ersten Teil aus Sicht des 12jährigen Manuel erzählt. Daniela, die Mutter des Jungen und seiner 20jährigen Schwester Angelica. verlässt ihren Ehemann und ihre beiden Kinder heimlich in der Nacht, um nach Mailand zu gehen. In ihrem Abschiedsbrief erklärt sie den Zurückgebliebenen, dass sie diesen Weg gehe, um ihrer Familie eine bessere Existenz und den Kindern ein Studium zu ermöglichen. Wir begleiten Manuel über einen Zeitraum von 4 Jahren, erleben seine Sichtweise der Dinge, seinen Alltag ohne mütterliche Fürsorge, bis etwas Schreckliches geschieht.

Den zweiten Teil der Geschichte erzählt Daniela. Sie berichtet auf eindrückliche Weise von ihrem harten Leben als Pflegerin in Mailand, von allem, was sie auf sich nimmt, um ihre Familie in Rumänien finanziell zu unterstützen. Trotz täglicher Telefonate verliert sie den Zugang zu ihren Kindern, daran ändert auch der jährliche Sommerurlaub nichts, den sie in der Heimat verbringt.
Parallel zu Danielas Aufenthalt in Mailand berichtet ein weiterer Erzählstrang über die Entscheidung, die sie trifft, als das Schreckliche passiert und ihren Umgang mit der belastenden Situation. 

Den dritten und letzten Teil der Geschichte erzählt Angelica, Manuels Schwester.

Der klare und überragende Schreibstil von Marco Balzano spricht mich sehr an, das Buch hat mich vom Anfang bis zum Ende gefesselt und begeistert. Ich konnte mich gut in jede der drei Hauptpersonen hineinversetzen. Das Buch verdeutlicht nicht nur die Situation der ausländischen Pflegekräfte und die damit verbundenen Probleme und Belastungen, es schildert auch sehr eindringlich die Situation der zurückgebliebenen Familienmitglieder. Es ist eine sehr bewegende und berührende Geschichte, die mich betroffen macht und noch lange nachwirken wird.

Das Cover in seiner Diogenes-typischen Schlichtheit gefällt mir sehr. Das Buch ist sehr hochwertig in hellgraues Leinen gebunden.

Von mir 5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.09.2021
Reise durch ein fremdes Land
Park, David

Reise durch ein fremdes Land


ausgezeichnet

Der nordirische Autor David Park erzählt in seinem Roman "Reise durch ein fremdes Land" von Tom, einem Fotografen. Es ist kurz vor Weihnachten, starke Schneefälle legen den Flugverkehr lahm, und Tom begibt sich daher mit dem Auto auf die Reise nach Schottland, um seinen kranken Sohn Luke nach Hause zu holen. Während der langen Autofahrt über schneebedeckte Straßen erinnert er sich an seine Vergangenheit: an erste Begegnungen mit seiner Ehefrau Lorna, sein Familienleben mit den drei Kindern, seinen beruflichen Werdegang. Immer mehr treten die Erinnerungen an seinen ältesten Sohn Daniel in den Vordergrund und damit verbunden eine Schuld, die Tom quält und über die er nie mit jemandem gesprochen hat. 

Der großartige, poetische und anspruchsvolle Sprachstil machen das Buch zu einem Erlebnis. Die Geschichte hat mich fasziniert und zutiefst berührt. 

Der Einband des Buches ist blau mit weißer Titelprägung und rotem Lesebändchen, der Schutzumschlag zeigt eine ganz zart gezeichnete Schneelandschaft.

Von mir 5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!