Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 413 Bewertungen
Bewertung vom 21.12.2017
Rocket Boys
Hickam, Homer

Rocket Boys


ausgezeichnet

Von Ingenieur und Autor Homer Hadley Hickam Jr. stammt „Albert muss nach Hause – Die irgendwie wahre Geschichte eines Mannes, einer Frau und ihres Alligators“. In „Rocket Boys“ verfolgt Sonny unbeirrt seinen Traum.

Sonnys Idol ist Raketenkonstrukteur Wernher von Braun. Sonny will am amerikanischen Traum teilhaben und ebenfalls eine Rakete bauen. Zusammen mit seinen Freunden O`Dell, Roy Lee und Sherman tüftelt er an seinem Raketenprojekt. Das Umfeld reagiert mit Hohn und Spott. Nur Sonnys Mutter glaubt an ihn.

„Rocket Boys – Roman einer Jugend“ beruht auf einer wahren Geschichte. Homer Hadley Hickam Jr., genannt Sonny, erzählt wie er es vom Außenseiter zum Ingenieur geschafft hat, schriftstellerische Freiheiten inklusive. Die Geschichte beginnt 1957 mit dem vierzehnjährigen Sonny. Das Leben in der Bergarbeiterstadt Coalwood wird greifbar. Alles dreht sich um die Zeche, den lästigen Kohlenstaub. Die Nachricht vom Satelliten Sputnik, der am 5.Oktober 1957 von den Russen ins All geschickt wird, fasziniert Sonny. Sein erster Raketenversuch scheitert kläglich. Zur Schlüsselfigur wird sein Mutter Elsie, die ihn in seinen Forschungen bestärkt. Herzerwärmend wie viel Nachsicht und Ansporn sie zeigt. Vater Homer setzt voll auf Sonnys Bruder, den Footballer Jim, und hält nichts von Sonnys Träumereien. Es geht um Familie, Freundschaft, die Erfüllung eines Traumes. Mit Sonnys Plan nimmt die Geschichte Fahrt auf. Seine Zielstrebigkeit trotz aller Widerstände ist bewundernswert. Humor lockert die Geschichte auf und erhöht den Unterhaltungswert. Vom Außenseiter zum Durchstarter, in Coalwood gehen Veränderungen vor sich. Die Rocket Boys erregen mit ihren Experimenten immer mehr Aufmerksamkeit. Gemeinschaftssinn und Zusammenhalt in Coalwood berühren. Die Autobiografie erzählt auch von den Menschen, die wichtig auf Sonnys Weg waren. Im letzten Buchdrittel nimmt die Dramatik zu. Die Ereignisse überschlagen sich. Unvorhersehbare Wendungen schockieren, Schicksale erschüttern. Ein sehr emotionales Buch. Der Epilog gibt Infos darüber, was aus allen geworden ist und bildet einen sehr gelungenen Abschluss.

Titel und Cover erregen mit wenigen Mitteln Aufmerksamkeit. Die farbenfrohe Szene mit Sonny vermittelt den Inhalt auf kreative Weise. „Rocket Boys – Roman einer Jugend“ bringt zum Lachen und zum Weinen. Es fällt schwer, sich von Coalwood und seinen Bewohnern zu verabschieden. Sonny macht Mut, sich seine Träume zu erfüllen. Eine sehr empfehlenswerte Biografie, die sowohl Erwachsene als auch Teenager anspricht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.12.2017
100 Länder, 100 Frauen, 100 Räusche
Berndt, Michael

100 Länder, 100 Frauen, 100 Räusche


gut

„Wer eine Reise macht, der kann was erzählen.“ In „100 Länder, 100 Frauen, 100 Räusche – Meine verrückte Reise um die Welt“ berichtet Michael Berndt von Mutproben und Abenteuern.

Vom Bauernhof in Sachsen geht es hinaus in die Welt. Michael Berndt bricht aus dem Alltagstrott als Metzger und Bauerssohn aus, Ziel Australien. Bis zuletzt will ihm keiner glauben, dass er seine Reisepläne auch umsetzt. Vorbereitungen hat er so gut wie keine getroffen. Er kann weder die Sprache, noch hat er nützliche Dinge wie Sonnencreme und Adapter im Gepäck.

„Sechs Monate wollte ich als Backpacker durch Australien ziehen, es sind acht Jahre geworden, in denen ich hundert Länder bereist habe. In jedem dieser Länder wollte ich mindestens eine Einheimische flachlegen, und so viel kann ich verraten: Ich hatte deutlich mehr als hundert Frauen.“ Das Vorwort verrät mehr über Michaels Leben vor seiner Reise, über seine Person und Ziele. Die Veränderung, die er durch seine Erlebnisse durchlaufen wird, ist enorm. Sein ständiger Begleiter auf der Backpacking-Tour sind Alkohol und Drogen. Michael liebt die Extreme. Das merkt man auch seiner Reise an. Die Liste der 100 Mutproben muss abgearbeitet werden. Vom unfreiwilligen Bad mit Krokodilen bis zum Chili-Krake-Genuss ist alles dabei. Nicht nur bei den Delikatessen fällt es schwer, weiterzulesen. Eine Grenzerfahrung, wie ein Autounfall in der Wüste, jagt die nächste. Michaels Schutzengel müssen rund um die Uhr Überstunden leisten. Oft werden die Reisestationen nur mit kurzen Textabschnitten angerissen. Sex-Abenteuer, Alkohol- und Drogen-Exzesse nehmen den meisten Raum ein. Schade, bei den ausgefallenen Reisezielen. Seine 100 Räusche rauben zwar Zeit, aber seine einzigartigen Erlebnisse mit etwas klarerem Kopf reißen zumindest etwas wieder raus. Backpacker geben sich gegenseitig die besten Tipps, und auch die ein der andere Freundschaft ist unterwegs entstanden. Witzig, wenn sie sich an einem völlig widersinnigen Ort wieder treffen. Klar, dass dann ordentlich gefeiert wird. „Ein Arsch reist um die Welt!“ Mit seinen Arschfotos in besonderer Kulisse ist Michael Berndt in Sozialen Netzwerken bekannt geworden. Ein paar davon sind im Buch zu finden. Farbfotos im Mittelteil zeigen Micha auf seinen Reisestationen. Bewundernswert, dass er sich mit den unterschiedlichsten Job seine Träume verwirklicht und unbeirrt seine Freiheit auslebt. Etwas blass ist die Schrift geraten. Die Kapitel sorgen für einen guten Lesefluss. Aufschneider, Prolet, Großmaul, bei allen Verrücktheiten bleibt der Abenteurer auf seine Weise sympathisch. Was aus ihm geworden ist? Auf den letzten Seiten ändert sich der Erzählstil, Vernunft blitzt durch. Michael hat sein Glück dort gefunden, wo niemand mit gerechnet hätte.

Das Cover macht mit den besonderen Fotos Lust aufs Reisen. Der Titel ist Programm. So ganz war mit den Ausmaßen nicht zu rechnen. Der Reiseabenteuerbericht hat etwas von einer Lebensbeichte. Bewundernswert sind Ehrlichkeit und Zielstrebigkeit. Michael Berndt traut sich, seine Träume zu verwirklichen und macht damit anderen Mut, auch einen großen Schritt zu wagen. Seine Exzesse gehören zu ihm und muss niemand nachmachen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.12.2017
Süßer die Hufe nie klingen / Die Haferhorde Bd.9 (2 Audio-CDs)
Kolb, Suza

Süßer die Hufe nie klingen / Die Haferhorde Bd.9 (2 Audio-CDs)


ausgezeichnet

(0)

„Die Haferhorde – Süßer die Hufe nie klingen“ ist Band 9 der Haferhorde-Reihe von Suza Kolb. Nicht nur Fohlen Fienchen sorgt für Aufregung.

Weihnachten naht. Auf dem Blümchenhof laufen die Weihnachtsvorbereitungen auf Hochtouren. Ein leuchtendes Rentier, das einen Schlitten zieht, bringt Schoko und Keks auf ausgefallene Ideen. Bald wünschen sich alle Vierbeiner eine Weihnachtsfeier mit allem Drum und Dran.

„Diesmal wird es wunderbar weihnachtlich bei uns.“ Nicht nur die Menschen, auch die Vierbeiner nimmt der Weihnachtszauber gefangen. Das abenteuerlustige Fohlen-Mädchen-Fienchen meldet Wünsche an. Schoko, Keks und ihre Freunde haben alle Hufe damit zu tun, damit Weihnachten auch für die Vierbeiner festlich wird. Schauspieler Bürger Lars Dietrich schlüpft mit viel Begeisterung in die Rollen der Hofbewohner und hebt jede einzelne Persönlichkeit hervor. Eine Hauptrolle übernimmt Fohlenmädchen Fienchen, die mit ihrer Neugierde, ihrem Übermut und so mancher Forderung alle in Atem hält. Das dicke, bayerische Bergpony Toni hasst Schnee. Die zickige Gräfin muss sich eingestehen, dass eine Weihnachtsfeier was für sich hat. Sprachprobleme mit den Menschen überwinden Schoko und Keks auf ihre eigene Art und Weise. Sturheit und Durchsetzungsvermögen helfen. Beim ersten Zuhören fällt es schwer, all die herrlich unterhaltsamen Details zu erfassen. Eine zufällige Begegnung mit dem Weihnachtsmann sorgt für Aufregung. Spekulationen werden in Gang gesetzt. Ist die Weihnachtsbescherung in Gefahr? Es geht temporeich und turbulent auf dem Blümchenhof zu. Schoko und Keks halten sich mal wieder nicht an die Regeln. Manchmal brauchen die Menschen einfach Hilfe. „Da konnte einem doch die Mohrrübe platzen!“ Nicht alles geht glatt. Die Geschichte ist sehr originell. Auf CD 2 geht es noch abenteuerlicher zu. Können Schoko und Keks Weihnachten retten, und gehen alle Wünsche in Erfüllung? Die Weihnachtsvorfreude steckt an. Das Ende ist herzerwärmend. Längst ist die Sehnsucht nach schneereichen Weihnachten, mit einer romantischen Schlittenfahrt in die Natur, geweckt.

Das Cover mit Schoko, Keks und Co in weihnachtlicher Aufmachung macht gute Laune. Der Titel hat Humor. Sehr gelungen! „Die Haferhorde – Süßer die Hufe nicht klingen“ ist ein toller Hörspaß für die ganze Familie. Perfekt, um Mädchen und Jungs die Wartezeit bis zur Bescherung zu überbrücken. Mehrmals hören lohnt sich.

Bewertung vom 09.12.2017
Die phantastische Welt des Märchenkönigs
Reichold, Klaus;Endl, Thomas

Die phantastische Welt des Märchenkönigs


ausgezeichnet

Historiker Klaus Reichold und Autor und Verleger Thomas Endl haben 2010 die Geschichtsvermittler „Histonauten“ ins Leben gerufen. In „Die phantastische Welt des Märchenkönigs“ gehen sie einem Mythos auf den Grund.

Der rätselhafte Tod Ludwigs II. sorgt bis heute für Spekulationen. Wer war der Märchenkönig wirklich? Die Biografie nähert sich dem Menschen Ludwig II. an und gibt Aufschluss über sein Kindheit, Jugend, Wünsche und Ziele eines Mannes, der gerne unterschätzt wurde.

Der Prolog mit den Hinweisen auf die einzelnen Augenzeugen ermöglicht einen guten Einstieg in die Biografie. Ungewöhnlich ist der Beginn mit dem Tod des Königs. Die rätselhaften Ereignisse im Rückblick ähneln einem Krimi. Was führte zur Königskatastrophe? Welche Rolle spielte Dr. Gudden? Die Umstände des Todes bleiben bis heute undurchsichtig. Interessant sind die Theorien und Spekulationen. Die Augenzeugenberichte liefern Details, die sicherlich den wenigsten bekannt sind. Träumer, Spinner, Weltverächter, es wird sowohl auf die Skeptiker als auch auf die Bewunderer des Königs eingegangen. Zeitzeugen, Weggefährten, aus allen Infos lässt sich ein eigenes Bild gestalten. Die zahlreichen, teils farbigen Abbildungen machen die Atmosphäre von damals greifbar und zeigen den König in seiner Entwicklung zum Theaterkönig, Bauherrn und Visionär. Ein besonderes Highlight ist die Weltausstellung in Paris 1867, die nicht nur Ludwig II. beeindruckt. Erfindungen und historische Daten sorgen für Abschweifungen, die aber Zeit und Entwicklung verdeutlichen. Die Lebensleistung des bayrischen Königs ist bewundernswert. Ihm sind u.a. die drei Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee zu verdanken, die bis heute als Publikumsmagnet fungieren. „Freiheit dem Wort, den Wissenschaften Schutz, den Lorbeer jeder edlen Kunst, den Armen väterliche Fürsorge“, war der Wahlspruch, den er lebte. Hätte Richard Wagner ohne seine finanzielle Unterstützung eine derartige Schaffensperiode hingelegt? Eine brodelnde Gerüchteküche setzt dem König immer mehr zu. Freundschaft, Liebe, der Rückzug von der Welt, die Themen sind umfangreich und werden oft von mehreren Seiten beleuchtet. Eine aufwendige Recherche war notwendig, um diese Biografie in dem Ausmaß umzusetzen. Pomp und Opulenz, ein Exzentriker setzt unbeirrt der Kosten seine Träume um. Eine besondere Idee wurde ihm zum Verhängnis. Am Ende werden noch einmal die Fragen vom Anfang aufgegriffen. Schwer, einen perfekten Ausklang zu finden. Der Anhang mit Zeittafel, Quellen und „Aus Ludwigs Bücherschrank“ setzt einen guten Schlusspunkt.

Durch den weißen Hintergrund wirkt das Cover eher farblos und unauffällig. Das Bild Ludwigs II. und der Titel wecken die Neugierde. „Die phantastische Welt des Märchenkönigs“ zeigt den Menschen hinter der Krone mit all seinen Talenten und Eigenarten. Wer war ihm wohlgesonnen, wer nicht? Wer hat ihm bis zuletzt zur Seite gestanden? Hätte es einen Ausweg gegeben? Ein interessantes Buch mit unerwarteter Informationsfülle.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.12.2017
Signor Rinaldi kratzt die Kurve
Licalzi, Lorenzo

Signor Rinaldi kratzt die Kurve


ausgezeichnet

„Signor Rinaldi kratzt die Kurve“ stammt aus der Feder des italienischen Autors Lorenzo Licalzi. Die Übersetzung übernahm Luis Ruby. Ein eigensinniger Plan gerät ins Stocken.

Der achtzigjährige Signor Rinaldi ist buchstäblich lebensmüde. Noch bevor das gemeinsame Familienessen ansteht, will er abtreten. Es kommt alles anders als er denkt. Eine Störung jagt die andere, und dann passiert etwas, mit dem niemand gerechnet hat.

„Leckt mich doch alle am Arsch!“ Seit seinem letzten Roman, einem geplanten Misserfolg, hat sich Signor Rinaldi von der Schriftstellerbühne verabschiedet. Seine geliebte Frau Sara ist längst verstorben. Zeit auch für ihn, zu gehen, so denkt er. Das Schicksal hat aber etwas ganz Anderes mit ihm vor. Autor Lorenzo Licalzi erzählt eine sehr berührende Geschichte. Pietro übertüncht mit seiner ruppigen Art Verlust und Einsamkeit. Seine „Wer mir alles auf den Sack geht“-Liste wird länger und länger. Klar, dass Störungen seinen Plan durchkreuzen. Eine Wende ist effektvoll wie ein Paukenschlag eingesetzt. Pietros Sturheit bröckelt, aber sein Ziel verfolgt er unbeirrt weiter. Die Geschichte wirkt durch Erzählstil und Beschreibungen sehr realitätsnah. Nichts ist sicher. Das Schicksal zieht an seinen eigenen Fäden. Seinen 15 ½ Jahre alten Enkel Diego kennt Pietro so gut wie gar nicht. Der Kontakt zu ihm ist nach dem Tod von Sara eingeschlafen. Diego wird für Pietro zur Schlüsselfigur. Es geht um Familie, Freundschaft, Liebe, Abschied, Trauer, die unwissentliche Suche nach dem Glück. Ein Roadtrip mit spontanen Stopps hat einen hohen Unterhaltungswert. Der Zauber der Natur nimmt Pietro und Diego genauso gefangen wie den Leser. Pietros provokante Art wird von Diego abgeschwächt. Ihm zu Liebe reißt er sich bei Begegnungen mit Fremden zusammen. Je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen desto herzerwärmender wird die Geschichte. Wird Pietro die richtige Entscheidung treffen? Bernhardinermischling Sid entpuppt sich als nicht unwesentliche Nebenfigur und bringt Humor hinein. Pietros anfänglicher Widerwillen gegen seine Reisegesellschaft legt sich bald. Emotional geht es auch zum Schluss zu. Das Ende ist sehr gelungen. Auf den letzten Seiten gibt es zusätzliche Informationen, was danach geschehen ist. Taschentuch nicht vergessen!

Der Titel hat Humor und zieht die Blicke aufs Buch. Auch eine Szene mit Sid und der Göttin, einem Auto, wäre toll gewesen. „Signor Rinaldi kratzt die Kurve“ hat viel Atmosphäre, Charme und Unterhaltungswert. Der Roman reißt mit und berührt bis zur letzten Seite. Möglich, dass man danach seine eigene Familie mit anderen Augen sieht und Schwächen und Eigenarten Einzelner besser akzeptieren kann. Das Buch ist für alle empfehlenswert, die herzerwärmende Geschichte lieben.

Bewertung vom 27.11.2017
Schildkröten haben keinen Außenspiegel
Hammer, Jutta

Schildkröten haben keinen Außenspiegel


sehr gut

„Schildkröten haben keinen Außenspiegel“ ist das Reiseabenteuer-Debüt von Autorin Jutta Hammer. Aus jeder Zeile dieses Buches lässt sich die Leidenschaft für Madagaskar herauslesen.

Für ihre Doktorarbeit über die Brutbiologie der madagassischen Strahlenschildkröte (Astrochelys radiata) reist Jutta Hammer nach Madagaskar und verbringt dort 36 Monate. Sie berichtet von ihren Erlebnissen und Erfahrungen als vazaha (Fremde) auf der viertgrößten Insel der Welt, die auch als achter Kontinent bezeichnet wird.

Das madagassische Reisen hat so manche Tücken und Herausforderungen parat. Die Erfahrung macht Jutta Hammer schon auf ihrer Hinreise nach Toliara. Pannen sind nichts Seltenes und zählen auf Madagaskar zu den Alltagsbildern. Das Inselmotto „Mora Mora“ („Immer mit der Ruhe!“ oder „Langsam, langsam!“) muss erst noch verinnerlicht werden. Village des Tortues, das Schildkrötendorf, ist eine Auffangstation für gewilderte madagassische Landschildkröten. Werden die Exoten als Schmuggelware im Reisekoffer entdeckt, kommen sie hier her. Der richtige Ort für eine Schildkrötenforscherin. Die Autorin gibt Einblicke in ihre Forschungsarbeit, erzählt von ihren Ausflügen über die Insel, lässt teilhaben an den kleinen und großen Problemen des Alltags und bringt einem die Vielfalt der Natur- und Tierwelt näher. Die vazaha steht oft im Mittelpunkt des Interesses. Warum geht sie zu Fuß, anstatt sich per Rikscha fahren zu lassen? In den Augen der Einheimischen verhält sich die Fremde seltsam. Kurze Kapitel ermöglichen einer guten Lesefluss. Auf der Karte am Anfang des Buches lassen sich die einzelnen Reisestationen nachvollziehen. Interessant sind die Begegnungen, das erste Aufeinandertreffen mit Guide Ratony, der die Forscherin für eine Touristin hält. Eine Anekdote reiht sich an die andere. Das Leben auf Madagaskar unterscheidet sich in vielen Dingen von unserem. Wie erlangt man auf dem achten Kontinent einen Motorradführerschein? Neugierde sollte auch in der Forschungsarbeit gut überlegt sein. Es braucht eine Portion Glück, um sich aus kritischen Situationen heraus zu manövrieren. Sagen und Legenden dürfen nicht fehlen. Jutta Hammer weiß, den Leser in ihre Abenteuer eintauchen zu lassen. Gerne hätten noch mehr besondere Augenblicke mit Tier und Mensch einfließen können. Der Umfang des Buches ist zu gering geraten. Ein tolles Plus sind die Farbfotos im Mittelteil. Den etwas abrupten Ausklang macht das Glossar wieder wett. Geballt Wissenswertes und die persönlichen Tipps bringen einem Madagaskar noch einmal sehr nahe.

Das Cover hat durch eine wichtige Hauptfigur und die wilde Natur Charme. Der Titel ist kreativ und humorvoll. Sehr gelungen! „Schildkröten haben keinen Außenspiegel“ spricht Reiselustige an, die naturverbunden sind und ein ungewöhnliches Reiseziel suchen. Es handelt sich um keinen Reiseführer. Damit beschränken sich die Infos auf die persönlichen Erfahrungen und das Glossar. Es beeindruckt, Jutta Hammer nachträglich auf ihrer Reise zu begleiten, wobei es sich wohl um Eindrücke aus mindestens zwei Reisen handelt. Für jedes verkaufte Buch spendet die Autorin einen Euro an ein Schildkrötenprojekt in Madagaskar.

Bewertung vom 21.11.2017
Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens
Bottini, Oliver

Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens


sehr gut

Bekannt wurde Autor Oliver Bottini mit seiner Kommissarin Louise Boni-Krimireihe. In „Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens“ muss Kripo-Kommissar Ioan Cozma einen brutalen Mörder finden.

Die 18jährige Lisa wird Opfer eines brutalen Verbrechens. Seltsamerweise sollen ausgerechnet Cozma und Cippo den Fall übernehmen. Die beiden stehen kurz vor der Pensionierung und sind eher für die weniger aufregenden Fälle zuständig. Hat da jemand seine Finger im Spiel?

Die Geschichte beginnt erschütternd mit den Geschehnissen im Jahr 2011. Die Trauer ist seitdem Ioan Cozmas ständiger Begleiter. Handlungswechsel, 2014, Rumänien, Temeswar, 15 gemeinsame Dienstjahre verbinden Cozma und Cippo. Die beiden sind ein eingespieltes Team. Dass sie kurz vor der Pensionierung noch mit einem Mordfall konfrontiert werden, damit hat keiner von beiden gerechnet. Der Fall ist heikel und die Erschütterung im Ort greifbar. Cozma und Cippo sind mit ihren Stärken, Schwächen und besonderen Eigenarten ein interessantes Ermittlerteam. Haben auch sie etwas zu verbergen? Cozma muss sein Gespür für Gefühle und Zwischentöne beweisen. Wer verschweigt etwas? Autor Oliver Bottini setzt auf Emotionen. Es geht um Trauer, Verlust und darum wie Schicksalsschläge einen Menschen verändern. Für eine besondere Atmosphäre sorgt der Handlungsort Rumänien. „In diesem Land retten Lügen manchmal das Leben.“ Aktuelle Themen wie Landspekulationen und Korruption fließen mit ein. Für Humor sorgt ein Cippo-Notfall. Dialoge zwischen Cozma und Cippo bringen zum Schmunzeln und lockern die Geschichte auf. Im Umgang miteinander haben sie spezielle Eigenarten entwickelt. Ihre enge Freundschaft wird dadurch noch mehr betont.

Wer ist der Mörder, wer agiert im Hintergrund? Der Druck auf die Ermittler steigt. Die Gefahr nimmt zu. Zum Schluss dreht die Geschichte voll auf. Die Ereignisse überschlagen sich. Fesselnde Spannung pur. Einiges ist so nicht vorhersehbar. Es kommt zu erschütternden Szenen. Alles läuft wie ein Film vor Augen ab. Wer überlebt? Die Frage beschäftigt und lässt einen nicht ruhen, bis man es weiß.

Der Titel klingt kitschig und ist zu lang geraten. Zwar passt der dunkle Wald zum Krimi, aber auch hier wäre mehr Kreativität wünschenswert gewesen. „Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens“ hat im letzten Buchdrittel effektvolle Szenen parat. Insgesamt ein emotionaler Krimi, der nicht so schnell aus dem Gedächtnis verschwindet.

Bewertung vom 18.11.2017
Ein Reif von Eisen / Die Königs-Chroniken Bd.1
Rother, Stephan M.

Ein Reif von Eisen / Die Königs-Chroniken Bd.1


ausgezeichnet

„Die Königs-Chroniken – Ein Reif von Eisen“ bildet den Auftakt zur Königs-Chroniken-Reihe von Autor Stephan M. Rother. Wird es Mowa gelingen die Völker zu einen?

Der Krieg ist noch nicht zu Ende. Es gilt noch einen Stamm zu besiegen. Stammesfürst Mowa muss seine Schwäche verheimlichen, seine Aufgabe erfüllen und eine Entscheidung über seine Nachfolge treffen. Jeder seine Söhne verfügt über besondere Eigenschaften, die eines Königs würdig sind. Aber keiner von ihnen weiß, alles zu vereinen.

„Einer von ihnen würde sterben.“ Der erste Satz zieht sofort in den Bann. Was folgt ist überraschend. Die Geschichte teilt sich in mehrere Handlungsstränge auf. Wie werden sich Mowas, Sölvas, Pols und Leykens Schicksale miteinander verbinden? Jedes einzelne Abenteuer sorgt für Spannung. Hunger, Kälte, unberechenbare Gegner, unterschiedliche Gefahren lauern auf die vier Hauptfiguren. Nichts ist vorhersehbar. Der Erzählstil reißt mit und passt hervorragend zum Fantasy-Abenteuer. Der Herr der Ringe lässt grüßen. „Den Kriegsgegner richtig einzuschätzen kann wichtiger sein, als die erste Schlacht zu gewinnen.“ List, Raffinesse, Taktik, Kombinationsgabe, das Mitfiebern mit Mowa und Co fällt leicht. Es geht nicht nur ums eigene Überleben. Eine rätselhafte Fremde spielt eine wichtige Rolle. Jeder Charakter hat Persönlichkeit und bringt die Geschichte voran. Nicht nur die Fremde, auch jede der Hauptfiguren ist auf ihre ganz eigene Weise sympathisch. Manchmal fällt es nicht so leicht, sich in einem länger zurückliegenden Abenteuer wieder gleich zurechtzufinden. Auch wenn es ein paar Zeilen dauert, den Überblick gewinnt man schnell zurück. Mit den Ereignissen steigt die Spannung. Wird Mowa seine wertvolle Zeit richtig einsetzen? Ist Pols Schicksal besiegelt? Gibt es Rettung für Leyken und ihre Freunde? Was wird aus Sölva? Je weiter die Geschichte voranschreitet desto mehr fesselt sie. Bald lassen sich auch die Parallelen zu unserer Welt erkennen. Es geht um Demut gegenüber der Natur, ums störanfällige Gleichgewicht, darum, dass alles zusammenhängt. „Dürre und Fluten, Stürme und Hungersnot brechen über die Lande herein. Die Macht des Reiches wankt, und fern in der Steppe hebt der Khan sein blutiges Banner. Carcosa in Gefahr? Die gesamte Menschheit ist in Gefahr! Die Götter sind voller Zorn über unsere Verfehlungen.“ Nicht jeder Plan der Gegner ist offensichtlich. Das Rätselhafte zieht in den Bann. Träume, Visionen, Magie, undurchsichtige Gefahren. Bis zum Schluss eine packende Geschichte mit einem Cliffhanger, der das Erscheinen des nächsten Bandes mit Ungeduld erwarten lässt.

Das Cover mit den auffälligen Details und anziehendem Titel stimmt auf ein spannendes Fantasy-Abenteuer ein. „Die Königschroniken – Ein Reif von Eisen“ übertrifft die Erwartungen. Es fällt schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Die Welt von Morwa, Sölva, Pol und Leyken nimmt den Leser gefangen. Ein Pageturner, der in der obersten Fantasy-Liga spielt. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 14.11.2017
Das Jahr der Frauen
Höhtker, Christoph

Das Jahr der Frauen


weniger gut

Von Autor Christoph Höhtker stammen „Die schreckliche Wirklichkeit des Lebens an meiner Seite“ und „Alles sehen“. In „Das Jahr der Frauen“ hat Frank Stremmer ein neues Ziel vor Augen.

Frank schlägt seinem Psychotherapeuten Dr. Niederegger eine skurrile Wette vor. Wird er es schaffen, ein Jahr lang jeden Monat eine Frau ins Bett zu kriegen? An gewisse Regeln will er sich halten. Das Unterfangen erweist sich nicht immer als leicht. Wenn Frank gewinnt, ist der Preis hoch.

Die Geschichte beginnt mit einem Therapeutengespräch und der Wette. Frank hat mit einer Trennung zu kämpfen. Ist Mari der Grund für die Wette und alles was folgt? Das Lesevergnügen wird durch eine kleine Schrift und lange Passagen eingeschränkt. Es fehlt eine Leerzeile zwischen den Absätzen, die alles übersichtlicher gestaltet hätte. So entsteht der Eindruck, im Endlostext gefangen zu sein. Gut, dass die Kapitel relativ kurz sind. Ermüdungserscheinungen machen sich nicht nur wegen der Gestaltung breit. Die Frauengeschichten wiederholen sich in abgewandelter Form. Wo ist der Kern der Geschichte? Wo bleibt der Sinn? Geht es nur darum, Frank in seinen Phasen zu erleben, wie er Frauen aufreißt, sich den Job so angenehm wie möglich gestaltet? Die Hauptfigur ist alles andere als sympathisch. Der Umgang mit Frauen, die Sehnsucht nach dem Tod. Es kommt wenig Verständnis für ihn auf. Ausgedachte Lebensläufe für Menschen, denen er begegnet und das nie enden wollende Zwiebelkurzgeschichten-Problem lassen ihn nicht interessanter erscheinen. Die Unterhaltungsmittel nutzen sich schnell ab. Was bleibt ist ein verstörender Mensch, der sein Glück nicht findet, Frauen wie Wegwerfware benutzt und sich ständig selbst im Wege steht. Eine große Portion Humor hätte der Geschichte gut getan. Ein paar Pannen und schräge Momente. Einziges Highlight ist Freizeitmann, der immer wieder am selben Ort auftaucht. Die Nebenfigur hätte mehr Gewicht verdient gehabt. Schade, so können nicht einmal Handlungsorte wie Genf und Mallorca helfen, den Unterhaltungswert zu steigern. Steuert Frank auf den Abgrund zu oder kriegt er die Kurve? Die Frage, wie die ganze Sache ausgeht, beschäftigt. Er hat auch gute Momente. Warum spielt seine Arbeit eine so große Rolle? Wird Frank Mari wiedersehen? Das Ende ist völlig anders als erwartet. Zum Schluss kommt Spannung auf. So richtig anpassen an den Rest der Geschichte will sich das Ganze nicht. Die Überraschung ist aber gelungen. Ein gutes Stilmittel ist der Anhang.

Der Titel lässt Anderes erwarten als den Inhalt. Es ist nicht das Jahr der Frauen, sondern Franks Jahr. Das Cover ist wenig auffällig. Eine größere zersprengte Wassermelone, eine andere Hintergrundfarbe und ein kreativ platzierter Titel, schon wäre das Buch ins Auge gefallen. „Das Jahr der Frauen“ enttäuscht. Es fällt schwer, bis zum Ende durchzuhalten. Zu langatmig und blass, Frank reißt einfach nicht mit. Auch die Frauen sind austauschbar.