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Philo
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Frankfurt am Main
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Lesen ist mein liebstes Hobby

Bewertungen

Insgesamt 407 Bewertungen
Bewertung vom 24.02.2017
Betrunkene Bäume
Dorian, Ada

Betrunkene Bäume


ausgezeichnet

Der Titel hat mich neugierig gemacht. Was sind betrunkene Bäume? Ich wollte eine Aufklärung und habe sie bekommen. Dieses Phänomen gibt es nur in Sibirien. Die Auflösung hierzu gibt es im Buch. Der junge Wissenschaftler Erich will dieses Phänomen ergründen. Mit einem Forschungsauftrag reist er nach Sibirien, um die Bodenbeschaffenheit zu untersuchen. Da er weder die russische Sprache spricht noch sich in Sibirien auskennt, heuert er den aus einem sibirischen Gefangenenlager geflohenen Häftling Wolodja an. Gemeinsam durchkämmen sie die unendlichen Wälder Sibiriens bis sie sich eines Tages verlaufen haben und deshalb für lange Zeit aneinander gebunden sind..

Die Geschichte springt in der Zeit hin und her. Wir erleben Erich in Sibirien und im Heute zurück in der Heimat. Erich ist jetzt alt und seine körperlichen und geistigen Kräfte lassen nach. Er will das nicht wahrhaben, aber seine Tochter Irina sorgt sich um ihn und möchte ihm eine Pflegerin vermitteln oder einen Heimplatz für ihn suchen. Erich lehnt alles ab. Da lernt er die junge Katharina kennen, die in der Wohnung gegenüber lebt. Sie schließen einen Deal. Er braucht Hilfe, und sie benötigt Geld. Katharina ist von zu Hause ausgerissen, weil ihr Vater die Familie verlassen hat, um in Sibirien zu arbeiten. Sibirien ist das Bindeglied zwischen Erich und Katharina. Sie möche ihren Vater finden, aber Erich kann dorthin nicht zurückkehren, weil er dort, wie er glaubt, eine schwere Schuld auf sich geladen hat.

In einer wunderbaren Sprache erzählt die Autorin die Geschichte ihrer Protagonisten. Beide haben den Boden unter den Füßen verloren, aber indem sie sich begegnen, können sie sich gegenseitig stützen. Für Katharina sind die Erzählungen Erichs über Sibirien ein Band, das sie beide verbindet und das Bindeglied zu ihrem Vater, von dem sie hofft, daß er wieder zur Familie zurückkehrt. Ein gelungener Debutroman, für den ich gerne eine Leseempfehlung ausspreche.

Bewertung vom 18.02.2017
Das geträumte Land
Mbue, Imbolo

Das geträumte Land


ausgezeichnet

Das Buch ist eine Augenweide. Schon das Cover symbolisiert die Geschichte. Die Farben Afrikas sind es, die Jende Jonga mit nach New York nimmt. Er kommt aus dem Kamerun und hofft, in Amerika sein Glück zu finden. Sein Cousin Winston hat ihm die Reise nach Amerika ermöglicht. Nun lebt er als illegaler Einwanderer in New York und hofft, daß seinem Asylantrag stattgegeben wird. Er schlägt sich mit Gelegenheitsarbeiten durch, weil er ohne Green Card keine Aussicht auf eine feste Anstellung hat. Aber er holt seine Frau Neni und seinen 6-jährigen Sohn Liomi zu sich. Neni nimmt Putzstellen an, um die Versorgung der Familie zu sichern. Dann aber erhält Jende durch Vermittlung seines Cousins eine Anstellung als Chauffeur bei dem reichen Clark Edwards, einem Manager der Lehman Brothers Bank.

Ich bin begeistert von dem Erzählstil von Imbolo Mbue. Sie hat mit ihrem Debutroman ein erschütterndes Zeitdokument geschaffen. Für Jende wird das Leben für ihn und seine Familie besser durch den Job als Chauffeur und auch Clarks Frau zeigt sich großzügig gegenüber Jendes Familie. Aber die Träume platzen durch den Zusammenbruch von Lehman Brothers und die weltweite Wirtschaftskrise. In diese Zeit hat die Autorin ihre beiden Familien hineingestellt. Deutlich wird der Unterschied zwischen Arm und Reich. Auf der einen Seite der totale Überfluss und auf der anderen Seite die totale Armut. Auf jeder Seite des Buches leidet man mit mit Jende Jonga, aber auch mit seiner Frau Neni, die in New York ein Studium begonnen hat und nicht glauben kann, daß ihre Träume zerplatzen werden. Beide sind ganz wunderbare Menschen, aber mit unterschiedlichen Auffassungen, was zu großen Schwierigkeiten in ihrer Beziehung führt. Besonders gefallen hat mir das Verhalten von Clark Edwards gegenüber Jende Jonga. Er behandet ihn nicht als Außenseiter, sondern kommt ihm mit Achtung entgegen. Es entwickeln sich ganz wunderbare Gespräche zwischen den beiden, die getragen sind von gegenseitigem Vertrauen.

Dieses Buch hat mich sehr bewegt. Ich habe mit den Protagonisten, die von der Autorin allesamt ganz wunderbar charakterisiert wurden, gefühlt und gelitten. Der Autorin ist ein Spiegelbild unserer Zeit gelungen, realistisch und berührend. Dieses Buch empfehle ich gerne weiter und hoffe, daß es viele Leser findet.

Bewertung vom 06.02.2017
Ab morgen wird alles anders
Gavalda, Anna

Ab morgen wird alles anders


sehr gut

Dies ist ein Buch, das ich gerne empfehlen möchte. Anna Gavalda hat fünf ganz wunderbare Geschichten geschrieben, über die nachzudenken sich lohnt. Immer sind die Protagonisten auf der Suche nach dem Glück und dem Sinn ihres Lebens. Da ist der sympathische Yann, der alles hinter sich läßt und sich auf seine Stärken besinnt. Mathilde kann nicht glauben, daß jemand ihre vergessene Tasche mit viel Geld darin zurückbringt, ohne etwas herauszunehmen. Da ist der Vater, der seinen 6-jährigen Sohn in der Schule nach einem Vergehen beim Rektor abholen muß und der sich damit auseinandersetzt, weshalb sein Sohn einem behinderten Schulkameraden den Reifen des Rollstuhls zerstochen hat. Wie er das Wesen seines Sohnes beschreibt und sich dabei selbst findet, ist zutiefst bewegend. Einen solchen Vater wünscht man allen Kindern. Gestört haben mich an dem Buch die vielen Klammersätze, manchmal gleich 3 - 4 hintereinander, und die vielen Gedankensprünge der Autorin, besonders in der Geschichte um Mathilde, die das Lesen manchmal etwas anstrengend machten. Dafür ein Punkt Abzug, aber dennoch eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.02.2017
Esst euer Eis auf, sonst gibt's keine Pommes
Zimmermann, Katja

Esst euer Eis auf, sonst gibt's keine Pommes


gut

Wieder einmal bin ich reingefallen auf ein tolles lustiges Cover, einen vielversprechenden Titel und die Ankündigung, daß das Buch dem Genre Humor zugeordnet wird. Alles weit gefehlt. Den Humor habe ich in dem Buch total vermißt. Der Schreibstil ist eher langweilig, voll vieler Wiederholungen und wenig humorvoll. Hier schreibt eine alleinerziehende Mutter ihr Leben mit Zwillingen nieder, und ich frage mich, für wen ist das Buch eine Bereicherung. Die Autorin hatte es mit Sicherheit viel leichter als die meisten alleinerziehenden Mütter. Sie hat Unterhalt bekommen vom Vater der Kinder (nicht immer selbstverständlich), sie hat zwei Großelternpaare der Kinder, die sich um die Kinder kümmerten (auch nicht immer vorhanden), sie hatte als Autorin die Möglichkeit zu Hause zu arbeiten und so bei den Kindern zu sein (wer kann das schon?) und was mich am meisten gestört hat, war ihr ständiger Drang nach Partnersuche und Unterhaltung. Die Kinder kommen gar nicht zu Wort, und so fehlen mir die Sätze aus Kindermund, die ein Lächeln in die Gesichter der Erwachsenen zaubern und die dieses Buch lebendig gestaltet hätten. Dieses Buch ist auch kein Ratgeber für Alleinerziehende, und ich frage mich, wer sich in diesem Buch wiederfindet?

Bewertung vom 20.01.2017
Totenrausch / Totenfrau-Trilogie Bd.3
Aichner, Bernhard

Totenrausch / Totenfrau-Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

Von philo
Das Cover vermittelt eine unheimliche Stimmung. Durch die Farbgestaltung ist es ein echter Hingucker. Einmal in die Hand genommen, möchte man das Buch nicht mehr zur Seite legen. Es ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Auch wenn man die beiden vorhergehenden Bände der Trilogie nicht gelesen hat, ist dies kein Nachteil. Man ist sofort mitten im Geschehen und kann der Handlung leicht folgen. Es ist ein Thriller, wie er sein soll, unheimlich, verstörend und voller Nervenkitzel. Keinen Moment lang möchte man in der Haut der Protagonistin Brünhilde Blum stecken. Sie ist mit ihren beiden Kindern auf der Flucht vor der Polizei, weil sie in ihrer österreichischen Heimat 4 Menschen ermordet hat, die zuvor an dem Mord ihres Mannes beteiligt waren. Nun ist sie auf der Flucht voller Ungewißheit und Angst und landet zunächst in Norwegen, wo sie ihren Kindern einen unbeschwerten Sommer bereitet. Dort kann sie nicht ewig bleiben und schließt sich einem Lastwagenfahrer an, der sie mit nach Hamburg nimmt.

Um wieder ein normales Leben führen zu können, benötigt sie nun Pässe und neue Namen. Die Kinder müssen auch wieder zur Schule gehen. Sie gerät an den Zuhälterkönig Egon Schiele, der ihr zwar alles Nötige beschafft und ihr ein Haus zur Verfügung stellt, in dem sie mit den Kindern wohnen kann. Aber so ein übler Mensch wie Egon Schiele gibt nichts umsonst. Was nun folgt, ist ein Albtraum für Blum. Sie soll für Schiele töten, der mit Verrat droht, denn er weiß genau wer sie ist. Blum hat große Angst um ihre Kinder und überlegt verzweifelt, wie sie sich verhalten soll.

Ich habe das Buch mit großer Spannung gelesen. In kurze Kapitel unterteilt, liest es sich sehr rasch. Vor allem die Darstellung der Dialoge hat mir gut gefallen. Sie sind so geschrieben, daß man die jeweils Beteiligten vor sich zu haben glaubt.

Über das weitere Geschehen im Buch zu berichten, verbietet sich von selbst. Neugierde und Spannung sollen erhalten bleiben. Eine Leseempfehlung für alle, die einen guten Thriller lesen möchten und 5 verdiente Sterne.

Bewertung vom 12.01.2017
Gefährliche Empfehlungen / Xavier Kieffer Bd.5
Hillenbrand, Tom

Gefährliche Empfehlungen / Xavier Kieffer Bd.5


gut

Die Vorfreude auf einen neuen Krimi mit dem Luxemburger Koch Xavier Kieffer war groß, fand ich doch die vorhergehenden Bände sehr gut und bin inzwischen ein echter Fan von Xavier Kieffer. Dieses Mal hat der Autor den Bogen jedoch überspannt. Viel zu beladen mit unterschiedlichen Handlungssträngen und zurückgehend bis in das Jahr 1940 war die Geschichte teilweise sehr langatmig, so daß keine rechte Lesefreude aufkam.
Rätselhaft ist, wie der Koch sein Restaurant führt, war er in dieser Geschichte nur sehr selten dort anwesend. Zur Einweihung des Museums Gabin weilte Xavier Kieffer in Paris, um an den Eröffnungsfeierlichkeiten teilzunehmen, ist doch seine Freundin Valerie die Chefin des Unternehmens. Der fanzösische Präsident, ein Freund von Valerie, hält die Eröffnungsrede, die von einem Veganer gestört wird. Als anschließend der Strom ausfällt, wird die Veranstaltung abgebrochen. Obwohl die Sicherheitskräfte des Präsidenten vor Ort waren, fehlt anschließend ein wertvolles Buch, der Guide Bleu von 1939. Obwohl es einen Toten gibt, ist nun vordringlich nicht viel über die Aufklärung des Mordes zu erfahren, sondern die Handlung dreht sich fast ausschließlich um die Wiederbeschaffung des Restaurantführers aus dem Jahr 1939, von dem es, wie sich herausstelt, zwei Fassungen gibt. Interessant ist zu lesen, weshalb dies so ist, aber für mich war das einfach zu viel Guide Bleu. Die Rolle, die der Autor dem französischen Präsidenten zugedacht hat, ist total unrealistisch und macht für mich das Buch unglaubwürdig. Schade, ich hatte mich auf das Buch gefreut und viel mehr erwartet.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.12.2016
Stiefkind
Tremayne, S. K.

Stiefkind


gut

Die Leseprobe und der Klappentext haben mich bewogen, das Buch zu kaufen. Ich habe mir einen spannenden Thriller versprochen. Zwar ist das Buch gut und flüssig geschrieben, hat aber meine Erwartungen hinsichtlich Spannung und nicht vorhersehbarer Wendungen nicht erfüllt. Die Geschichte spielt in Cornwall in einer Gegend, in der seit langen Zeiten in Bergwerken gearbeitet wird und viele Bergarbeiter ums Leben gekommen sind. Die Familie von David allerdings hat hier ihren Reichtum begründet. Seit kurzer Zeit ist David mit Rachel verheiratet. Rachel ist Fotografin und stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Nun ist sie mit ihrem wohlhabenden Ehemann in sein Haus nach Cornwall gezogen in der Hoffnung auf ein besseres Leben und in dem Bestreben, Jamie, dem 9-jährigen Sohn Davids eine gute Mutter zu sein. Davids erste Frau ist in einem der Bergwerke durch einen Unfall ums Leben gekommen. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Jamie ist völlig verstört und sieht immer wieder den Geist seiner Mutter. Rachel bezweifelt letztendlich, ob Nina wirklich gestorben ist, denn Jamie behauptet, daß seine Mutter an Weihnachten wiederkommen werde und Rachel dann tot sei.

Mit der Konzentration auf das Weihnachtsfest erwartet man nun den großen Paukenschlag, der einen guten Thriller ausgemacht hätte. Leider bleibt der aus. Das Ende der Geschichte ist eher enttäuschend. Die Idee zu dem Thriller ist wirklich gut, aber dem Autor ist es meines Erachtens nicht gelungen, seine Idee in Spannung umzusetzen.

Bewertung vom 03.11.2016
Die Feder eines Greifs / Drachenreiter Bd.2
Funke, Cornelia

Die Feder eines Greifs / Drachenreiter Bd.2


ausgezeichnet

Unglaublich: Da stürzt man sich nach 19 Jahren erneut in ein fantastisches Abenteuer mit dem silbernen Drachen Lung sowie seinem risikofreudigen Drachenreiter Ben und alle bekannten Charaktere erwachen sofort zu neuem Leben als hätte man den ersten Band gerade erst verschlungen. Ein absolutes Lesevergnügen. Wieder einmal ist es Cornelia Funkes packender und wortgewandter Schreibstil, der einen fesselt und es unmöglich macht, das Buch aus der Hand zu legen. Obwohl ich als erwachsener Leser davon ausgehen kann, daß ein Kinder- und Jugendbuch zu einem glücklichen Ende findet, spitzt sich die schier ausweglose Situation zur Rettung der mutterlosen Eier des letzten Pegasus so dramatisch zu, daß es schwer fällt, nicht weiter zu blättern, ob nicht wenigsten die Bilder der so reich verzierten und von Cornelia Funke in ihrer unnachahmlichen Art illustrierten Seiten schon mal Entwarnung versprechen und einen aufatmen lassen. Totz der tollen Bilder, die einen wirklich innehalten lassen, ist der Lesespaß viel zu schnell vorbei und es bleibt nur zu hoffen, daß der Drache und sein Reiter bald in ein neues Abenteuer eintauchen. Vielleicht machen sie sich ja auf die Suche nach einem weiteren Homunkulus für Fliegenbein, damit er und die Leser nicht so traurig sein müssen.

Ganz besonders zu erwähnen ist natürlich auch noch das wunderbare Cover, herrlich gezeichnet von der Autorin. Das weckt bereits die Vorfreude aufs Lesen und hat noch einmal 5 Sterne verdient.

Bewertung vom 29.10.2016
Winterblüte
Bomann, Corina

Winterblüte


ausgezeichnet

Schon das wunderschöne Cover mit den blühenden Zweigen läßt einen das Buch gerne in die Hand nehmen und die Geschichte hält, was sie verspricht. Es ist ein typisches Corinna Bomann-Buch, voller Emotionen und Gefühl, das in die jetzige dunkle Jahreszeit paßt. Die Autorin beschreibt den Mythos der Barbarazweige. Wenn die Zweige am Weihnachtstag blühen, bringen sie den Menschen Glück und Liebe für ein ganzes Leben. Daran glauben die beiden Freundinnen Johanna und Barbara, deren Leben in unruhigen Bahnen verläuft. Johanna soll sich nach dem Wunsch ihrer Eltern für einen von ihnen ausgesuchten Bräutigam entscheiden, obwohl sie längst heimlich in einen jungen Mann verliebt ist und Barbara, die von Johannas Bruder Christian leblos am Strand von Heiligendamm aufgefunden und gerettet wird, ist im Haus der Familie Baabe nicht willkommen. Die Geschichte spielt im Jahr 1902. Und so ist es nicht verwunderlich, daß die Eltern sich, wie in dieser Zeit üblich, vehement in die Lebensgestaltung ihrer Kinder einmischen. Aber Johanna und Barbara glauben fest daran, daß die Barbarazweige an Weihnachten blühen werden und sie ihr Glück finden.

Der Roman liest sich gut, die Sprache gefällt mir, und das Thema paßt so recht in die Vorweihnachtszeit. Große Spannung darf man nicht erwarten, dafür ist die Geschichte zu vorhersehbar, aber ich kann das Buch all denen empfehlen, die sich an trüben Herbsttagen auf ein paar gemütliche und unterhaltsame Lesestunden freuen.