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Benutzername: 
ech
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Bochum

Bewertungen

Insgesamt 641 Bewertungen
Bewertung vom 07.07.2022
Blessed Islands (eBook, ePUB)
Heimann, Klaus

Blessed Islands (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Packende Dystopie mit einer bedrückenden Geschichte, die zum Nachdenken anregt

Mit diesem Buch legt der Autor Klaus Heimann, den ich bislang nur von seinen Kriminalromanen um den Essener Hauptkommissar Sigi Siebert kannte, eine erschreckende Dystopie vor, die zwar reichlich Stoff zum Nachdenken liefert, am Ende aber auch wenig Hoffnung verströmt.

Dabei entwirft er das düstere Szenario einer gnadenlosen Welt in nicht allzu ferner Zukunft, die deutlich von den Folgen des Klimawandels und der Überbevölkerung gezeichnet ist. Der betuchte Teil der Menschheit hat sich schon vor vielen Jahren in hochtechnisierte Inseln des Wohlstandes, den sogenannten „Blessed Islands“ zurückgezogen, die sich durch unüberwindbare Befestigungswälle vom verbleibenden Rest der Menschheit aus dem Dark Country abschottet. Als Blessed Chief Karl aus der Blessed Island Ruhr seinen Chef auf einer Konferenz in Australien vertreten soll, wird seine Drohne während des Fluges zur Landung gezwungen und er gerät in die Hände von Rebellen, zu denen auch die junge Samira gehört. Und so nimmt das Verhängnis seinen Lauf und kostet auch zahlreiche Opfer.

Mit einem packenden Schreibstil und bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino beim Lesen auf Hochtouren laufen lassen, erschafft der Autor hier mit viel Liebe zum Detail eine phantastische Welt voller Überraschungen und bestückt sie mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt und bietet so, neben einem hohen Erzähltempo, auch noch einen umfassenden Blick auf das dramatische Geschehen, das zudem erschreckend realitätsnah rüberkommt. Könnte die Zukunft der Menschheit wirklich so aussehen ? Diese Frage verschafft der Geschichte ihren ganz eigenen Reiz und wirft zugleich reichlich Fragen auf, die noch lange über das Ende des Buches hinaus nachhallen.

Wer auf düstere und atmosphärisch dichte Dystopien steht, wird hier bestens bedient und zudem noch gut unterhalten.

Bewertung vom 07.07.2022
Mord auf Westfälisch
Schlennstedt, Jobst

Mord auf Westfälisch


sehr gut

Spannender Ostwestfalen-Krimi um mysteriöse und kaltblütige Morde im Umfeld eines Fleischkonzerns

Mit diesem Buch schickt der Autor Jobst Schlennstedt den Ermittler Jan Oldinghaus und seine Kollegen von der Bielefelder Kriminalpolizei in ihren bereits fünften Fall. Für mich ist es der zweite Band der Reihe, der zwar meiner Meinung nach nicht ganz das Niveau von Band 4 erreicht, aber dennoch immer noch sehr gute Krimiunterhaltung bietet.

Grundsätzlich kann man das Buch auch ohne Vorkenntnisse aus den ersten vier Bänden problemlos lesen und verstehen. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere eingestreute Anspielung auf frühere Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Auf dem Hof der Familie Meyer zu Oldinghaus kommt es zu einschneidenden Veränderungen. Jans Bruder Cord hat sich nach der Testamentseröffnung des Vaters mit dem Rest der Familie überworfen, den Hof in einer Nacht- und Nebelaktion verlassen und seine Anteile an Hagen Piepenbrock, einen bekannten Wurstfabrikanten aus der Region, verkauft. Da kommt es Jan insgeheim gerade zurecht, dass zwei mysteriöse und ziemlich kaltblütige Morde sein Team und ihn voll fordern. Doch dann führen die Ermittlungen ausgerechnet in das Umfeld seines neuen Teilhabers.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor seine atmosphärisch dichte und gut aufgebaute Geschichte voran und liefert am Ende eine schlüssige Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Die Mischung aus Ermittlungsarbeit und privaten bzw. beruflichen Konflikten der Protagonisten ist gut aufeinander abgestimmt. Allerdings fehlt mir diesmal im Gegensatz zum letzten Band so ein wenig der Regionalbezug, zudem läuft die Auflösung etwas zu reibungslos ab. Unter dem Strich überwiegen am Ende aber doch die positiven Leseeindrücke. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die immer wieder für Überraschungen gut sind. Bei Hagen Piepenbrock hatte ich irgendwie immer Clemens Tönnies vor meinem geistigen Auge. Ob nun gewollt oder nicht, sind hier gewisse Parallelen nicht ganz von der Hand zu weisen.

Ein gelungener Kriminalroman aus Ostwestfalen, der mich gut und spannend unterhalten konnte. Das Ende liefert dabei eine gewisse Zäsur im Leben des Ermittlers, so dass ich schon sehr gespannt bin, wie es mit ihm und seiner Familie weitergeht.

Bewertung vom 06.07.2022
Klippenfall
Messal, Meike

Klippenfall


ausgezeichnet

Zum zweiten Mal lässt die Autorin das Grauen über die Insel Fehmarn hereinbrechen

Mit diesem Buch entführt uns die Autorin Meike Messal ein zweites Mal auf die schöne Insel Fehmarn und lässt erneut das Grauen über die Insel hereinbrechen. Dennoch bietet auch dieser Kriminalroman neben reichlich Spannung und Dramatik noch eine zusätzliche Prise Urlaubsfeeling.

Obwohl hier die Hauptfigur aus dem ersten Fehmarn-Krimi „Düsterstand“ in einer tragenden Nebenrolle mitwirkt, liefert das Buch eine in sich geschlossene Geschichte, für die man keine Vorkenntnisse benötigt.

Als Sylke Harmsen eine besorgniserregende SMS von ihrer Tochter Emilie erhält, zögert sie nicht lange und eilt zum Katharinenhof an der Steilküste von Fehmarn. Kurz darauf befinden sich Sylke und Emilie in der Gewalt eines geheimnisvollen Entführers mit undurchsichtigen Plänen. Während ihre beste Freundin Levke alle Hebel in Bewegung setzt, um die Verschwundenen zu finden, nimmt Sylke mit Mut und Verzweiflung den Kampf um das Leben ihrer Tochter auf.

Mit einem packenden Schreibstil treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und lässt sie schließlich in einen fulminanten Showdown münden, der neben reichlich Spannung auch noch eine schlüssige Auflösung liefert. Dabei erzählt sie die Geschichte aus immer wieder wechselnden Perspektiven und sorgt so für ein hohes Erzähltempo, dass beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen lässt. Neben den Perspektiven von Sylke und Levke gibt es noch eine dritte Erzählperspektive aus der Sicht eines namenlosen Jungen, bei der lange unklar bleibt, wie sie zeitlich zum Hauptstrang einzuordnen ist. Hier wird der Vorhang erst nach und nach gelüftet. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die immer wieder für Überraschungen gut sind. Mit ihren bildhaften Beschreibungen fängt die Autorin das typische Inselfeeling sehr gut ein und lockert so die eher düstere Grundstimmung immer wieder gekonnt auf.

Wer auf atmosphärisch dichte Kriminalromane steht, die vor einer Urlaubskulisse spielen, wird hier bestens bedient und spannend unterhalten.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.06.2022
Der Unbekannte / Milla Nova ermittelt Bd.4
Brand, Christine

Der Unbekannte / Milla Nova ermittelt Bd.4


ausgezeichnet

Grandioser Kriminalroman über die Sünden der Vergangenheit, die ihre bösen Schatten in die Gegenwart werfen

Mit diesem extrem spannenden und atmosphärisch dichten Kriminalroman schickt die Autorin Christine Brand ihren Ermittler Sandro Bandini, Chef der Abteilung Leib und Leben bei der Berner Polizei, und seine Freundin, die Journalistin Milla Nova, in ihren bereits vierten Fall und konnte mich dabei erneut auf ganzer Linie überzeugen.

Man kann das Buch auch ohne Vorkenntnisse aus den ersten drei Bänden problemlos lesen und verstehen. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere eingestreute Anspielung auf frühere Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Nathaniel Brenner ist seit seinem 11. Lebensjahr blind. Damals hat sein Vater angeblich seine ganze Familie ausgelöscht, nur er hat schwer verletzt überlebt, durch die Schussverletzung aber sein Augenlicht verloren. 3 Jahrzehnte lang hat Nathaniel diese Version geglaubt, da er selbst nur bruchstückhafte Erinnerungen an diese Nacht hat. Nun will er sich endlich seiner Vergangenheit stellen und verlangt Einsicht in die Unterlagen der Polizei. Doch die sind verschwunden. Soll hier etwas vertuscht werden ? Nathaniel beginnt selbst nachzuforschen und stößt schnell auf weitere Ungereimtheiten. Seine enge Bekannte Milla Nova ist ihm zunächst keine große Hilfe, da sie ihre ganz eigenen Probleme hat, als sie ihrer Mutter hilft, die Leiche eines hochrangigen Politikers verschwinden zu lassen, der in deren Bett ums Leben gekommen ist. Denn dieser Fall landet ausgerechnet auf dem Schreibtisch ihres Freundes Sandro Baldini.

Mit einem packenden Schreibstil, einigen überraschenden Wendungen und einem hohen Erzähltempo, dass einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen lässt, treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran, entwickelt dabei mehrere Erzählstränge, zwischen denen sich nach und nach immer mehr Verknüpfungspunkte ergeben, und liefert am Ende eine verblüffende Auflösung mit einer bitterbösen Schlusspointe. Dabei beleuchtet sie das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass sich das erschreckende Gesamtbild erst stückweise zusammensetzt. Neben den hervorragend aufeinander abgestimmten Ermittlern spielt dabei vor allem der blinde Nathaniel eine tragende Rolle und sorgt zudem im Zusammenspiel mit seinem Blindenhund Alisha immer wieder für kleinere Auflockerungen im ansonsten doch ziemlich düsteren Gesamtgeschehen. Aber auch die übrigen Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen sind durchgehend gut gezeichnet und vielschichtig angelegt.

Wer auf packende Kriminalromane mit starken Figuren steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Auf den nächsten Band der Reihe bin ich nun schon mehr als gespannt.

Bewertung vom 29.06.2022
Geschichten Ohne Strom - Anthologie (eBook, ePUB)
Mattzick, Markus; Behrens, Tom U.; AlphaLimaEchoXray; Nesseldreher, Andrea; Huhn, Christina Marie; Stein, Ella; Hages, Judith; Krause-Blassl, Michael; Cracau, Nico von; Beige, Tira

Geschichten Ohne Strom - Anthologie (eBook, ePUB)


sehr gut

Abwechslungsreiche Storysammlung, die eine gute Ergänzung zu den beiden Romanen bietet

In seiner zweiteiligen Dystopie „Ohne Strom“ entwirft der Autor Markus Mattzick das erschreckende Szenario einer Welt, die vom einen auf den anderen Moment ohne Strom auskommen muss. Von diesem landesweiten Ausfall sind auch Batterien und Akkus betroffen, so dass die Menschheit hier quasi 150 Jahre in die Vergangenheit zurückgeworfen wird und sich einer für sie völlig neuen Situation stellen muss.

In dieser Anthologie sind nun einige Geschichten versammelt, die vor diesem Hintergrund spielen und dem Thema dabei noch einmal einige neue Facetten abgewinnen können. Die Bandbreite der Geschichten ist enorm groß und reicht von einer Kindergeschichte über ein Beziehungsdrama, einer erotisch angehauchten Geschichte, einem Thriller bis hin zu einigen Horrorgeschichten. Eingeleitet wird die Anthologie von einem Gedicht zum Thema. Auch der Autor der Ursprungsgeschichte ist hier mit einigen Beiträgen vertreten, die man aber durchaus auch ohne Vorkenntnisse aus den Romanen lesen kann.

Und auch wenn nicht jede der Geschichten meinen persönlichen Lesegeschmack in Gänze getroffen hat, konnte mich das Buch unter dem Strich doch gut und spannend unterhalten. Die unterschiedlichen Herangehensweisen an das Thema sorgen für viel Abwechselung und bieten einen hohen Unterhaltungswert. Wer am Grundthema Gefallen findet, wird hier auf jeden Fall den einen oder anderen Beitrag ganz nach seinem Geschmack finden.

Bewertung vom 24.06.2022
Kalte Körper (eBook, ePUB)
Bürgel, Matthias

Kalte Körper (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Auch bei seinem dritten Auftritt konnte mich Falk Hagedorn wieder auf ganzer Linie überzeugen

In diesem Thriller schickt der Autor Matthias Bürgel den knorrigen Fallanalytiker Falk Hagedorn in seinen dritten Fall und liefert dabei wieder packende Thrillerspannung vom Feinsten.

In Konstanz wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, deren tiefgefrorener Körper als Kunstobjekt zur Schau gestellt wurde. Gerade jetzt könnten Marius Bannert und seine Chefin Nadine Adler die Unterstützung von Falk Hagedorn sehr gut gebrauchen. Doch der ist nach dem tragischen Tod seiner Tochter in ein tiefes Loch gefallen und hat gerade seine ganz eigenen Probleme.

Matthias Bürgel arbeitet selber als Kriminalbeamter und konnte so einiges an persönlichen Erfahrungen in die Geschichte einfließen lassen. Dies merkt man diesem Thriller auch jederzeit an, die Ermittlungen werden sehr realitätsnah beschrieben und auch die Abläufe innerhalb des Polizeiapparates kommen absolut glaubwürdig rüber.

Die Story selber besticht durch einen packenden Schreibstil und ein hohes Erzähltempo, die bildhaften Beschreibungen lassen zudem beim Lesen das Kopfkino auf Hochtouren laufen. Gekonnt treibt der Autor die gut aufgebaute Geschichte voran und lässt sie nach einigen überraschenden Wendungen schließlich in einem krachenden Showdown münden, der eine schlüssige Auflösung präsentiert, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Besonders Falk Hagedorn macht es einem dabei mit seiner arroganten und zuweilen auch ziemlich abweisenden Art erneut nicht unbedingt leicht, ihn zu mögen. Doch immer wieder blitzt durch, dass sich unter der rauen Schale doch ein weicher Kern verbirgt. Die Mischung aus Krimispannung und Ausflügen in das Privatleben der Ermittler ist insgesamt gut aufeinander abgestimmt und sorgt für einen Spannungsbogen, der bis zum Schluss hält.

Wer auf packende und wendungsreiche Thriller steht, wird hier bestens bedient und vorzüglich unterhalten.

Bewertung vom 22.06.2022
Das U-Boot
Leister, Hans

Das U-Boot


sehr gut

Packender Endzeit-Thriller mit einem beängstigenden Szenario, das erschreckend realitätsnah rüberkommt

Mit seinem zweiten Buch legt der Autor Hans Leister einen spannenden Endzeit-Thriller vor, der ein ziemlich beängstigendes Szenario entwickelt und dabei doch erschreckend realitätsnah rüberkommt. Im Laufe der Geschichte ergeben sich zwar einige Verknüpfungspunkte mit seinem Erstlingswerk „Der Tunnel“, dennoch braucht man hier keinerlei Vorkenntnisse aus diesem Buch, um die Geschichte lesen und nachvollziehen zu können.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht die junge Marinesoldatin Leah Friedman, deren großer Traum es ist, Mitglied der ersten rein weiblichen Besatzung an Bord eines israelischen U-Boots zu werden. Beharrlich verfolgt sie ihren Traum und erfüllt ihn sich am Ende auch. Während einer Patrouillefahrt spielen dann plötzlich die Instrumente an Bord verrückt und gewaltiger Unterwasserlärm schreckt die U-Boot-Besatzung auf. Hat ein verheerendes Ereignis wirklich alles Leben oberhalb der Wasserlinie zerstört und sind die Frauen die einzigen Überlebenden ? Eine beklemmende Situation, die zur großen Belastung für die Menschen an Bord des U-Bootes wird. Und dass Leah kurz zuvor erfahren hat, dass sie schwanger ist, ist dabei auch keine große Hilfe.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen breitet der Autor seine gut aufgebaute Geschichte vor uns aus. Dabei entwirft er noch einen zweiten Erzählstrang um den Bauingenieur Tarik, der mit seiner Familie im Gazastreifen lebt, und einen Tunnel nach Ägypten baut. Allerdings lässt er sich auf den ersten knapp 200 Seiten zunächst sehr viel Zeit und Raum, seine Protagonisten und das Setting ausführlich einzuführen. Nach einigen Längen in diesen Passagen legt das Geschehen mit Eintritt der Katastrophe dann aber deutlich an Spannung zu und entwickelt doch noch echte Thrillerqualitäten. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen.

Auf den letzten knapp 40 Seiten macht die Geschichte noch einen gewaltigen Zeitsprung und beleuchtet die Zukunft der Menschheit. Hier ist mir persönlich trotz einiger gelungener Einfälle etwas zu sehr der erhobene Zeigefinger im Einsatz und es treten erneut einige Längen auf. Diese Passagen hätte man meiner Meinung nach auch in Form eines straffen Epiloges deutlich kürzer abhandeln können. Trotz der angesprochenen Kritikpunkte überwiegen unter dem Strich aber doch die positiven Leseeindrücke bei weitem, so dass mein Interesse am Erstlingswerk des Autoren und seinen kommenden Büchern durchaus geweckt ist.

Wer auf packende Endzeit-Thriller mit starken Figuren und einem beängstigenden Szenario steht, wird hier insgesamt gut bedient und spannend unterhalten.

Bewertung vom 22.06.2022
All Lovers Lost
Puljic, Madeleine

All Lovers Lost


ausgezeichnet

Düsterer Vampir-Roman aus Hamburg mit einem Schuß Romance

Nachdem mich die Autorin Madeleine Puljic bereits mit ihrer High-Fantasy-Reihe „Herz des Winters“ begeistern konnte, war ich auf ihr neuestes Werk schon sehr gespannt. Und meine hohen Erwartungen wurden nicht enttäuscht, auch mit diesem düsteren Vampir-Roman, der im heutigen Hamburg spielt, konnte sie mich wieder auf ganzer Linie überzeugen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Medizinstudentin Sina, deren Leben komplett auf den Kopf gestellt wird, als sie auf den geheimnisvollen Lazar trifft, der eine ungemeine Anziehungskraft auf sie ausübt. Als Sina endlich begreift, welches Geheimnis Lazar vor ihr verbirgt, ist es bereits zu spät und sie gerät zwischen die Fronten der Hamburger Vampire und einer geheimnisvollen und einflussreichen Organisation, die Jagd auf diese Vampire macht.

Mit einem packenden Schreibstil, einigen überraschenden Wendungen und bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino beim Lesen auf Hochtouren laufen lassen, treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und bestückt sie mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die im Laufe des Buches eine teilweise doch recht erstaunliche Entwicklung durchlaufen. Vor der Kulisse des realen Stadtbildes von Hamburg erschafft sie dabei mit viel Phantasie und Liebe zum Detail eine geheimnisvolle Alternativwelt, in der die Vampire mitten unter uns leben und ihren blutigen Geschäften nachgehen. Der eher düstere Grundton der Geschichte wird dabei immer wieder durch einen feinen Humor aufgelockert.

Wer auf düstere, blutige und atmosphärisch dichte Vampir-Geschichten mit einem Schuss Romance steht, wird hier bestens bedient und unterhalten.

Bewertung vom 20.06.2022
Ich lüge bis du stirbst: Thriller
Hobbs, Gillian

Ich lüge bis du stirbst: Thriller


ausgezeichnet

Temporeicher Rache-Thriller mit einigen überraschenden Wendungen

Mit diesem Buch legt die Autorin Gillian Hobbs, die unter dem Namen Nicole Siemer bereits einige Bücher aus den Bereichen Horror und Fantasy veröffentlicht hat, ihren ersten Thriller vor, der sich schnell zu einem wahren Pageturner entwickelt und mich so gut und spannend unterhalten konnte.

Im englischen Küstenstädtchen St. Pit sind Neuzugezogene nicht unbedingt an der Tagesordnung und daher werden Scarlett und Jacob Dyer auch besonders überschwänglich begrüßt, zugleich aber auch misstrauisch beäugt, als sie ihr neues Haus beziehen. Das Scarlett in Wahrheit Olivia Lewis heißt und sich für die Grausamkeiten rächen will, die ihr vor Jahren in St. Pit zugefügt wurden, ahnt niemand ihrer neuen Nachbarn. Kaltblütig und mit viel Kalkül überzieht sie den scheinbar so idyllischen Ort schnell mit einem feinen Spinnennetz voller Intrigen und Ränkespiele, in dem sich schon bald die ersten Bewohner verfangen. Und so nimmt das Verhängnis unweigerlich seinen Lauf …

Mit einem packenden Schreibstil und zahlreichen überraschenden Wendungen treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und erzeugt dabei schnell eine ungemeine Sogwirkung, die dafür sorgt, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen kann. Die Ausgangssituation erinnert auf den ersten Blick an die amerikanische Serie „Revenge“, die von 2011 bis 2015 in vier Staffeln ausgestrahlt wurde. Und doch erzählt das Buch eine ganz eigene Geschichte und gewinnt dem altbekannte Rache-Thema dabei auch durchaus einige neue Facetten ab. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Echte Sympathieträger sucht man dabei zwar lange Zeit vergebens, dadurch wird der Spaß aber eigentlich sogar noch gesteigert, da die meisten Protagonisten durchaus verdient haben, was ihnen hier widerfährt. Zudem konnte im Laufe der Geschichte doch noch der eine oder andere der Protagonisten bei mir punkten und so dafür sorgen, dass man mit ihr/ihm mitfiebert und hofft, dass sie/er dem drohenden Verhängnis doch noch entkommt.

Wer auf spannende und wendungsreiche Rache-Thriller steht, wird hier bestens bedient und spannend unterhalten. Auf die weiteren Bände dieser Reihe bin ich nun schon sehr gespannt.

Bewertung vom 20.06.2022
Der Killer (eBook, ePUB)
Hardinghaus, Christian

Der Killer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Neuauflage des spannenden und überzeugenden Thrillers "Schlehmils Schatten"

Ein unheimlicher Mörder, der sich selber den Namen Inspektor Schlemihl gibt, startet im sonst so beschaulichen Osnabrück einen Rachefeldzug, bei dem er seine Morde aber als Taten eines Serienmörders tarnt. Der ermittelnde Oberkommissar Hollmann holt zur Unterstützung seinen alten Weggefährten Kommissar Echtner, der wegen psychischer Probleme in den Innendienst versetzt wurde, in das Ermittlerteam. Echtner hat scheinbar nichts von seinen Fähigkeiten verloren, das seine Power aber in erster Linie auf die Einnahme von Crystal Meth zurückzuführen ist, ahnt niemand seiner Kollegen ...

Das es hier um ein Romandebüt handelt, merkt man diesem Buch zu keinem Zeitpunkt an. Im Gegenteil, dieser Thriller überzeugt duch eine gut konstruierte Geschichte mit überzeugender und zugleich überraschender Auflösung, einen mitreißendem Schreibstil, der den Leser mit jeder Seite immer tiefer in seinen Bann zieht, und gut charakterisierte Protagonisten in Haupt- und Nebenrollen.

Das man hier über weite Strecken des Buches eher mit dem Täter als mit den Ermittlern mitfiebert, ist ein weiterer dicker Pluspunkt dieses Buches. Auch wenn sich im Verlauf der Story die anfängliche Sympathie mit dem Mörder eher in Verständnis wandelt, bleibt doch unter dem Strich eine Geschichte mit einer eher ungewöhnlichen Konstellation, die aber gleichwohl zu überzeugen weiß.

Ein äußerst vielschichtiger Thriller, das einem auch nach Beendigung des Buches lange im Gedächtnis haften bleibt.