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Cybergirl
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Frankfurt

Bewertungen

Insgesamt 408 Bewertungen
Bewertung vom 19.03.2020
Milchmann
Burns, Anna

Milchmann


sehr gut

Ein Buch das den Leser fordert
Die Erzählerin, eine junge Frau wird von einem Mann, der hier der Milchmann genannt wird gestalkt.
Es entstehen Gerüchte gegen die sich die Frau nicht wehren kann. Keiner glaubt ihr.
Und das in einem Land und in einer Zeit wo es heißt nicht aufzufallen.
„Milchmann“ von Anna Burns ist kein einfaches Buch.
Es fordert den Leser, es fordert seine ganze Aufmerksamkeit und seine Zeit.
Für mich war es kein Buch, dass ich in einem Zuge gelesen habe. Ich musste das Buch immer wieder zur Seite legen um das gelesene zu verdauen.
Ich musste die Spreu vom Weizen trennen, dass was relevant für die Geschichte ist herausfiltern.
Der Schreibstil von Anna Burns hat mich sehr stark an Franz Kafka erinnert.
So hat die Stadt keinen Namen. Auch die Protagonisten haben keine Namen, die Geschwister und Schwäger sind durchnummeriert. Die Erzählerin ist eine namenlose Person.
Die Sätze sind oft lang und verschachtelt. Die Gedanken der Erzählerin schweifen ab und führen von der eigentlichen Handlung weg um nach mehreren Seiten wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren.
Der Tenor des Romans liegt für mich auf den politischen und religiösen Unterschieden zwischen Nordirland und Irland. Auf dem Bürgerkrieg wo es fast schon Normalität ist, wenn eine Bombe explodiert. Aber auch die Stellung der Frau steht im Mittelpunkt.
So war „Milchmann“ für mich neben all der Unterhaltungsliteratur die ich viel und gerne lese ein interessanter Ausflug in die klassische Literatur.
„Milchmann“ bekommt trotz aller Anstrengung beim Lesen 4 Sterne von mir und ich empfehle ihm allen den Leser die nicht davor zurückschrecken sich mit einem Buch intensiv auseinanderzusetzen.

Bewertung vom 28.02.2020
Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung / Sophia Bd.1
Bomann, Corina

Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung / Sophia Bd.1


ausgezeichnet

Gelungener Auftakt einer Trilogie
Berlin 1926, Sophia ist eine der wenigen Frauen die studieren dürfen, dazu hat sie noch Chemie gewählt was für eine Frau ungewöhnlich ist.
Schon als junges Mädchen hat sie davon geträumt ihre eigene Creme herzustellen.
Doch dann kommt alles anders als gedacht. Sophia ist schwanger. Der Vater ihres Kindes ist verheiratet und steht nicht zu Sophia.
Ihre Eltern werfen sie aus der Wohnung, wollen nichts mehr mit Sophia zu tun haben.
In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an ihre Freundin Henny die als Tänzerin am Theater arbeitet. Hier findet sie Unterschlupf. Als Henny ein Engagement in Paris bekommt nimmt sie Sophia kurzerhand mit.
In Paris wird Sophia auf den Kosmetiksalon von Helena Rubinstein aufmerksam. Sie entwickelt eine Creme und bewirbt sich damit auf eine Stelle als Chemikerin.
Helena Rubinstein sieht das Potenzial, dass in Sophia steckt und bietet ihr eine Stelle in New York an.
„Die Farben der Schönheit-Sophias Hoffnung“ ist der Auftakt einer neuen Trilogie von Corina Bomann.
Die Bücher der Autorin sind fester Bestandteil in meinem Bücherregal. Ich habe sie immer gerne gelesen, auch die Saga der Frauen vom Löwenhof habe ich verschlungen.
Mit dem 1. Band der neuen Trilogie hat Corina Bomann sich allerdings selber übertroffen. Es ist das schönste Buch was ich bisher von ihr gelesen habe.
Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Das Schicksal von Sophia hat mich gefangengenommen.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Sophia, also in der Ich-Perspektive erzählt.
Sophia war mir von der ersten Seite an sympathisch. Sie ist jung, intelligent und mutig, ja manchmal etwas naiv aber das liegt an ihrer Jugend.
Sie studiert zu einer Zeit wo es noch nicht so viele Frauen an der Universität gibt. Ihr Vater finanziert das Studium. Doch dann wird Sophia schwanger, zu der damaligen Zeit ein No-Go.
Der Vater des Kindes ist verheiratet, die Eltern brechen mit Sophia. Sie kommt bei einer Freundin unter, begleitet sie nach Paris. Dort kommt sie mit Helena Rubinstein in Kontakt und bekommt eine Stelle in deren Imperium in New York.
Hier beginnt Sophia sich ein neues Leben aufzubauen was vorwiegend aus Arbeit besteht.
Mich hat auch begeistert, dass in diesem Buch reale Personen wie Helena Rubinstein und Elizabeth Arden einen Platz haben. Helena Rubinstein und Elizabeth Arden sind unerbittliche Rivalinnen, der Puderkriegt von dem im Buch die Rede ist hat es wirklich gegeben.
Der Schreibstil von Corina Bomann ist wie gewohnt sehr flüssig, die Geschichte interessant und die Sprache leicht verständlich.
So haben sich die gut 540 Seiten schnell gelesen. Das Buch endet dann damit, dass Sophia wieder an einer Weggablung steht und jetzt heißt es warten welchen Weg sie nimmt.
Zum Glück dauert es nicht allzu lange bis der 2. Teil der Trilogie im Juni 2020 erscheint. Ich freue mich schon darauf.

Bewertung vom 03.02.2020
Die Geliebte des Kaisers
Dempf, Peter

Die Geliebte des Kaisers


gut

Das Buch hat mich etwas enttäuscht
Es ist das Jahr 1001 und der römisch-deutscher König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Otto III. stirbt.
Otto ist der Letzte der Ottomanen, er hat keine Nachkommen also wird nach seinem Tod ein neuer König gewählt werden.
Doch seine Geliebte Mena ist schwanger von Otto, sie wird den einzigen Nachkommen gebären.
Von Otto bekam sie noch kurz vor seinem Tod den Auftrag sein Herz nach Augsburg zu bringen als Zeichen, dass sie sein Kind unter dem Herzen trägt.
Es würde dann als sein Kind anerkannt werden.
Mena macht sich mit dem Zug der Truppen, der Ottos Gebeine nach Aachen bringen sollen auf den Weg. Doch eine Alpenüberquerung im Januar ist so gut wie unmöglich.
„Die Geliebte des Kaisers“ ist für mich das erste Buch des Autors Peter Dempf.
Die Geschichte klingt interessant und spannend. Da ich schon über Otto I. und Otto II. gelesen habe war ich auf dieses Buch sehr gespannt.
Leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt.
Von Otto hat man so gut wie nichts erfahren, gut er ist gleich zu Beginn gestorben aber man hätte durchaus Rückblicke auf das Leben und Wirken von Otto einfügen können.
Mena ist eine der Hauptcharaktere und zur Zeit von Otto war sie die Leibdienerin und wohl auch seine Geliebte.
Auch hierüber erfährt man nichts. Mena ist schwanger von Otto über ihre Beziehung erfährt der Leser aber nichts.
Mena kommt manchmal etwas naiv rüber ist aber selbstbewusst und einigermaßen klug.
Sie war eine der sympathischen Personen im Buch von denen es weinige gab.
Das Buch beschreibt zum größten Teil die Reise über die Alpen. Es gibt viele Gefahren in Eis und Schnee was die Alpenüberquerung fast unmöglich macht.
Dem Zug haben sich auch zwei Ritter die im Auftrag von Heinrich IV handeln angeschlossen. Heinrich ist ein Anwärter auf den Thron. Sie sind hinter Mena her da sie die Urne mit dem Herz von Otto bei sich trägt. Auch Ewalt, ein Leibdiener von Otto schließt sich mal den Rittern Heinrichs an und mal Mena. Mal ist er Böser mal Guter. Mir kam es vor als hängt er sein Fähnchen immer in den Wind, er ist gerade da wo er sich Vorteile verspricht. Mehr als einmal lockt er Mena in eine Falle.
Die ganze Geschichte wirkt auf mich etwas unlogisch, unrealistisch. Viele Dinge passen auch einfach nicht zueinander widersprechen sich sogar.
Der Schreibstil war recht flüssig und gut verständlich. Die Handlung der Geschichte hat mich allerdings enttäuscht. Ich habe mir unter diesem Buch etwas anderes vorgestellt.

Bewertung vom 27.12.2019
Heimat ist ein Sehnsuchtsort / Heimat-Saga Bd.1
Münzer, Hanni

Heimat ist ein Sehnsuchtsort / Heimat-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Gelungener 1. Band der Heimat-Saga
Laurenz lebt für die Musik. Aufgewachsen auf einem Bauernhof in einem kleinen Ort in Schlesien hatte er nie die Ambitionen gehabt Bauer zu werden. Zum Glück hatte Laurenz einen älteren Bruder der den Hof übernehmen würde. So konnte er in Breslau Musik studieren.
Doch dann passiert ein tragischer Unfall und Laurenz sieht sich gezwungen den heimischen Hof zu übernehmen. So kehrt er mit seiner Frau Annemarie an der Seite nach Hause.

„Heimat ist ein Sehnsuchtsort“ ist der Auftakt einer neuen Familien-Saga von Hanni Münzer.
Das Cover gefällt mir gut und auch sonst ist das Buch schön gestaltet. Am Anfang und Ende ist eine schöne Karte von Schlesien in der Zeit vor und während des 2. Weltkriegs gezeichnet. Auch wenn der Handlungsort Petersdorf fiktiv ist kann man sich gut vorstellen wo sich die Protagonisten befinden.
Bevor die Geschichte losgeht gibt es ein Personenregister. So etwas finde ich immer sehr schön, gerade zu Beginn, wenn man die Protagonisten noch nicht richtig kennt.
Die Geschichte beginnt dann 1928. Das Land leidet noch an den Nachwirkungen des 1. Weltkriegs.
Auf dem Sadlerhof ereignet sich ein Unfall und Laurenz der jüngste Sohn, der sich der Musik verschrieben hat wird von seiner Mutter Charlotte zurückbeordert.
Er sieht sich gezwungen zusammen mit seiner Mutter den Hof zu führen.
Von da an leben erst 2 und später 3 Generationen unter einem Dach.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und mir zum größten Teil sehr sympathisch.
Charlotte führte ein strenges Regiment und mir erschien es, dass sie mit der Wahl der Schwiegertochter nicht so ganz einverstanden war.
Mir hingegen gefällt Annemarie außerordentlich gut.
Sie ist eine starke Frau die allerdings ein Geheimnis hütet.
Mit ihrem Mann Laurenz verbindet sie eine echte Liebe.
Bald kommt auch das 1. Kind zur Welt. Kathi ist für mich von nun an die Hauptperson in diesem Buch.
Sie ist wissbegierig und entwickelt sich zu einem sehr begabten jungen Mädchen was ihr auch zum Verhängnis wird. Das 2. Kind, Franzi leidet unter einer Krankheit die man heute Sklerodermie nennt. Ich finde es bewundernswert wie Kathi sich mit ihrer Schwester verständigen kann.
Dorota die Wirtschafterin auf dem Hof ist so etwas wie ein Familienmitglied. Sie habe ich ins Herz geschlossen.
Die Zeit schreitet immer weiter voran und der 2. Weltkrieg bricht aus.
Die Gegebenheiten dieser Zeit sind von der Autorin sehr gut recherchiert.
Hanni Münzer hat ja schon in ihrer Honigtot- Saga bewiesen, dass sie erstklassige Recherche aufweisen kann.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Die Beschreibungen sind recht bildhaft, man kann sich alles gut vorstellen.
Es hat einfach nur Freude gemacht das Buch zu lesen. Ich bin sehr gespannt auf den 2. Band und welche der Personen ich wieder treffen werde.

Bewertung vom 20.12.2019
180 Seconds - Und meine Welt ist deine (eBook, ePUB)
Park, Jessica

180 Seconds - Und meine Welt ist deine (eBook, ePUB)


gut

Thema und Charaktere sind interessant, Story triftet aber nach der Hälfte ins Kitschige ab
Allison ist als Kind von einer Pflegefamilie zur anderen geschoben worden. Keiner wollte sie wirklich haben. Erst mit 16 hatte sie das Glück von Simon, einem liebevollen Menschen adoptiert zu werden.
Doch Allison lässt keine Nähe zu, außer ihrer Freundin Steffi findet niemand einen rechten Zugang zu Allison.
Im College lebt sie ganz zurückgezogen und meidet den Kontakt zu den anderen Studenten.
Doch dann trifft Allison zufällig auf Esben der mit ihr ein Experiment macht. 180 Sekunden Augenkontakt mit ihm. Beide ahnen nicht was dieses Experiment bewirkt.

Mit 180 Seconds – und meine Welt ist deine hat Jessica Park ein interessantes Thema aufgegriffen.
Eine junge Frau kapselt ich von der Außenwelt ab. Sie meidet jeglichen Kontakt mit ihren Mitmenschen. als Kind wurde sie von einer Pflegefamilie zur anderen gereicht. Ich denke Allison hat große Verlustängste. Möchte keine Nähe und keine Gefühle zu anderen Menschen zulassen damit sie nicht enttäuscht wird, wenn sie wieder aus ihrem Leben verschwinden.
Auch die Charaktere die Jessica Park geschaffen hat sind interessant und lebendig.
Ich werde sie allerdings in meiner Rezension nur kurz anschneiden damit ich keine Handlung verraten muss.
Allison macht eine enorme Entwicklung in diesem Buch durch was mir sehr gut gefallen hat.
Steffi die Freundin von Allison ist immer für sie da. Sie ist die einzige mit der Allison auch über Probleme sprich, die ihr zuhört und sie tröstet.
Esben ist ein Social-Media-Star. Mit seinem Experiment bewirkt er großes. Auch er hat einen schweren Schicksalsschlag in seiner Jugend erlitten. Esben war mir schnell sympathisch geworden. Leider wird er später als etwas gutgläubig und blauäugig dargestellt.
Mein Lieblings-Charakter ist allerdings Simon, der Adoptivvater von Allison. Er hat Allison adoptiert als sie schon 16 Jahre alt war.
Er gibt sich viel Mühe mit Allison, hat immer Verständnis für sie. Zwingt ihr seine Nähe nicht auf, hält Abstand wann immer Allison das möchte.
Er schickt ihr Päckchen ins College obwohl er weiß, dass sie die nicht öffnet und versucht ihr immer wieder eine kleine Freude zu machen. Simon war für mich der Star dieser Geschichte.
Der Schreibstil von Jessica Park ist flüssig und gut verständlich. Leider triftet die Handlung in der 2. Hälfte des Buches ins kitschige ab. Ich war kurz davor das Buch abzubrechen und vergebe aus diesem Grund auch nur 3 Sterne für die Idee und die Charaktere.

Bewertung vom 12.12.2019
Die Zeit der vergessenen Kinder
Kliemann, Charlotte

Die Zeit der vergessenen Kinder


sehr gut

Ein bemerkenswertes Debüt
Als Martin und Claudia sich begegnen spüren sie gleich eine starke Verbundenheit.
Beide haben ein Schicksal das sich nicht so leicht bewältigen lässt.
Martin ist Sohn einer Roma deren Familie im Dritten Reich verfolgt wurde und auch heute leidet dieser Völkerstamm immer noch unter Diskriminierung.
Claudia wurde als Kind von ihrer Mutter verlassen und ihr erster Mann hat den Freitod gewählt.
Können diese 2 Menschen ihre Vergangenheit bewältigen und zueinander finden?
Mit „Die Zeit der vergessenen Kinder“ hat Charlotte Kliemann ein beeindruckenden Debütroman veröffentlicht der zum Nachdenken anregt.
Ich habe schon einige Bücher aus der Zeit des Dritten Reiches gelesen und es ging meist um Judenverfolgung und Enteignung. Mich haben diese Geschehnisse immer sehr berührt und ich werde nie verstehen wie Menschen anderen so etwas antun können.
In dieser Geschichte wird darauf aufmerksam gemacht, dass es auch andere ethnische Gruppen gab die in der Naziherrschaft verfolgt wurden. Auch diese Menschen soll man nicht vergessen und es ist gut, dass sie in dieser Geschichte einen Namen bekommen.
Das Buch ist in 2 Zeitebenen aufgeteilt.
Die Gegenwart wird aus Ich-Perspektive von Martin erzählt.
Martin war mir gleich sympathisch. Er ist erfolgreich im Beruf, hat eine gescheiterte Ehe hinter sich und 2 liebenswerte Kinder.
Er lernt die verwitwete Claudia kennen die auch 2 Kinder hat. Die beiden verstehen sich gut und auch die Kinder mögen sich auf Anhieb.
Doch vor allem Claudia hat Angst eine neue Beziehung einzugehen so lange sie nicht mit der Vergangenheit Frieden geschlossen hat.
Die 2. Zeitebene erzählt aus der Vergangenheit.
Hier ist Martins Mutter Rubina noch ein Kind. Man erfährt all das schreckliche was die Familie und vor allem die kleine Rubina erlebt haben. Es war ein Leben auf der Flucht, ein Leben im Wald. So ein Kind kann das sicher nicht verstehen und es war auch niemand da der dem Mädchen beigestanden hat.
Es ist kein Wunder, dass Rubina psychischer Störungen erlitten hat und jetzt in einer psychischen Klinik untergebracht ist.
„Die Zeit der vergessenen Kinder“ ist kein Buch was man mal schnell zwischendurch liest, man sollte dem Buch schon die Zeit geben die es verdient.
Ich habe das Buch immer wieder mal zur Seite legen müssen um das gelesene zu verarbeiten. Gerade bei den Szenen aus der Vergangenheit ist bei mir ein richtiges Kopfkino entstanden.
Der Schreibstil von Charlotte Kliemann ist flüssig und gut zu lesen. Die Beschreibungen sehr visuell.
Ich würde mich freuen noch viele solcher Bücher der Autorin lesen zu dürfen.

Bewertung vom 05.12.2019
Winteraustern / Luc Verlain Bd.3
Oetker, Alexander

Winteraustern / Luc Verlain Bd.3


ausgezeichnet

Französischer Krimi der begeistert
Langsam wird es ruhiger im Aquitaine, Weihnachten steht vor der Tür.
Nur die Austernzüchter haben Hochbetrieb, den im Advent und an Weihnachten kommt die Delikatesse bei so gut wie jedem Franzosen auf den Tisch.
Aber auch die Austerndiebe haben Hochkonjunktur.
Als Luc Verlain mit seinem Vater einen Bootsausflug zu den Austernbänken macht entdecken sie 2 tote Austernzüchter.
Ein Fall der Luc und sein Team fast an seine Grenzen bringt.
Nach seinem erfolgreichen Debüt „Retour“ und dem nachfolgenden Krimi „Château Mort“ mit dem sympathischen Kommissar Luc Verlain hat Alexander Oetker jetzt nachgelegt und den 3. Fall „Winteraustern“ veröffentlicht.
Ich habe mich schon lange darauf gefreut wieder in die Provinz Aquitaine zu reisen und Luc wieder zu treffen.
War es im letzten Krimi der Wein so sind es in diesem Buch die Austern die im Mittelpunkt stehen.
Der Autor hat die Gabe die Landschaft und die Orte so lebendig zu beschreiben, dass man es richtig vor seinem inneren Auge sehen kann, ohne sich durch seitenlange Beschreibungen zu kämpfen die oft eher ermüdend sind. So erfährt man auch in diesem Buch so einiges über die zeitraubende Austernzucht.
Luc Verlain ist mir schon im 1. Buch ans Herz gewachsen genau wie sein Vater und Anouk seine Partnerin bei der Polizei und mittlerweile auch privat.
„Winteraustern“ ist ein Krimi der sehr spannend geschrieben ist. Mich hat das Buch von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen.
Als ich das letzte Kapitel gelesen habe dachte ich nur, nein, nein so kann das Buch nicht enden.
Ein Cliffhanger par excellence.
„Winteraustern“ ist eine glatte Leseempfehlung.

Bewertung vom 21.11.2019
Der Fund
Aichner, Bernhard

Der Fund


ausgezeichnet

Der Wunsch nach einem neuen Leben

Rita ist Supermarktverkäuferin und mit ihrem Leben unzufrieden, so begeht sie den Fehler ihres Lebens in der Hoffnung, dass sich ihr Leben zum Besseren kehrtt.
Beim Auspacken der Bananenkisten entdeckt sie in einer Kiste mehrere Päckchen Kokain.
Sie ruft nicht die Polizei sondern nimmt die Kiste mit nach Hause.
Ein schwerwiegender Fehler den kurz darauf ist Rita tot. Verbrannt im eigenen Auto.
Ein Polizist der die Ermittlungen leitet will wissen warum Rita sterben musste und den Täter zur Rechenschaft ziehen.
„Der Fund“ ist wieder ein genialer Thriller von Bernhard Aichner.
Die Gliederung des Buches ist außergewöhnlich und gut.
Es sind 2 Handlungsstränge. In einem erlebt man das was Rita getan und erlebt hat hautnah mit.
Im 2. Handlungsstrang ist Rita schon tot und der Polizist, den man hier nicht näher kennenlernt führt Verhöre. In jedem Kapitel des Handlungsstranges verhört er eine andere Person und das ist wie ein Protokoll aufgeschrieben
Die Kapitel wechseln sich regelmäßig ab.
Rita ist eine sympathische Frau die niemanden etwas zu Leide getan hat. Nur hier hat sie einen großen Fehler gemacht und das Kokain an sich genommen.
Rita hatte in ihrem Leben so einige Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Ihre Ehe ist am Ende, ihr Mann Alkoholiker. Neben ihrem Job im Supermarkt geht sie noch putzen da ihr Mann kaum etwas zum Lebenserhalt zusteuert.
Jetzt sieht sie die Möglichkeit auszubrechen doch das bezahlt sie mit ihrem Leben.
Es gibt einige Menschen die Verhört werden, Menschen aus dem Umfeld von Rita.
Waren es wirklich die Albaner die Rita ermordet haben? Das habe ich mich gefragt und den Einen oder Anderen aus Ritas Umfeld verdächtigt.
Nach ungefähr 2/3 des Buchs war mir klar wo die Reise hingeht und wie es zu dem Tod von Rita kam.
Aber es wäre kein Buch von Bernhard Aichner wenn den Leser am Ende nicht noch eine Überraschung erwarten würde.
Von mir gibt es für diesen außergewöhnlichen Thriller 5 Sterne und ich kann das Buch nur jedem Spannungsliebhaber empfehlen.

Bewertung vom 19.11.2019
Draußen
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Draußen


sehr gut

Spannender und mysteriöser Thriller
Cayenne und ihr Bruder Joshua leben mit Stephan zusammen im Wald.
Sie sind keine Mitglieder der Gesellschaft, sondern leben am Rande, im Verborgenen.
Stephan drillt die beiden Jugendlichen, macht sie bereit für alle Gefahren, darauf das der unbekannte Feind sie findet.
Dann wird Cayenne im Wald überfallen und lebensgefährlich verletzt.
Sind sie ihnen auf der Spur?
„Draussen“ ist der erste Thriller der beiden Erfolgsautoren Volker Klüpfel und Michael Kobr.
Da ich ein großer Fan der „Kluftinger“ Krimis bin, war ich auf dieses Buch gespannt.
Mit diesem Buch haben die beiden Autoren bewiesen, dass sie außer den Kultkrimis noch mehr zu bieten haben.
Sie verstehen das Spiel mit der Spannung, viele Kapitel enden mit einem Cliffhanger und man will immer weiter lesen.
Am Anfang waren die verschiedenen Handlungsstränge etwas verwirrend.
Einmal war man im Wald und bekleidete Stephan, Cayenne und Joshua. Warum die drei im Wald leben und vor wem sie sich verstecken bleibt erst einmal offen.
Dann gibt es einen Handlungsstrang der nach Berlin in den Bundestag führt und zwischendurch kann man immer wieder Tagebucheintragungen eines Mitgliedes der französischen Fremdenlegion lesen.
Doch je weiter man liest umso klarer wird, dass alles irgendwie zusammenhängt:
Auch die Prepper-Szene von der in diesem Buch die Rede ist, ist interessant. Mir war bisher nicht bewusst welche Ausmaße die Szene hat und welche verschiedenen Gründe es für die Personen gibt „vorbereitet“ zu sein.
Zu den Charakteren möchte ich nicht zu viel sagen sonst verrate ich die Zusammenhänge.
Cayenne und Joshua waren mir recht sympathisch, mit Stephan kam ich nicht so klar. Er erschien mir bis zum Ende mysteriös.
Und noch eine kleine Anmerkung.
Im Buch kamen immer wieder mal französische Wortfetzen oder auch ganze Sätze vor. Da nicht jeder der französischen Sprache mächtig ist hätte mich hier eine Fußnote mit Übersetzung gefreut.
Mit „Draussen“ haben die beiden Autoren einen handfesten, spannenden Thriller hingelegt.
Ich freue mich natürlich auf den nächsten „Kluftinger“ Krimi aber auch auf mehr Bücher außerhalb der Krimireihe.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.11.2019
Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2
Pötzsch, Oliver

Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2


ausgezeichnet

Ein brillanter 2. Teil
Mittlerweile schreibt man das Jahr 1518.
Seit dem 1. Band sind 6 Jahre vergangen.
Johann Georg Faustus zieht mit seinem Adlatus Karl Wagner und seiner Tochter Greta durch die Lande.
Doch Faust ahnt, dass Tonio immer noch auf ihn wartet und das Böse immer näherkommt.
Mit dem Buch „Der Lehrmeister“ setzt Oliver Pötzsch die Geschichte von Johann Georg Faustus, besser bekannt als Faust fort.
Der 1. Band „Der Spielmann“ hat mich sehr begeistert, die Fortsetzung „Der Lehrmeister“ steht dem in nichts nach.
Mit der Geschichte um den berühmten Faustus hat der Autor mich gefangengenommen.
Er versteht es das wenige was von Johann Georg Faustus überliefert ist mit seiner Fiktion zu verweben, dass es den Eindruck erweckt, genauso habe es sich abgespielt.
Die Figur Johann Georg Faustus hat in diesem Buch viele spannende Facetten. Mal ist er Gaukler, Astrologe und Alchimist und mal ist er ein kranker Mann der gestützt werden muss. Und ein Andermal verkörpert er das Böse, als wäre er vom Teufel besessen.
Oliver Pötzsch erzählt so spannend, dass man kaum aufhören kann zu lesen und so haben sich die über 760 Seiten im Nu gelesen.
Auch in diesem Buch sind im Anhang wieder die Zitate von Goethe aufgeführt die der Autor gekonnt in seine Erzählung eingeflochten hat.
Auch der kleiner Reiseführer „auf Fausts Spuren“ ist im Anhang wieder zu finden. Hier habe ich gerne die Wege von Faustus mitverfolgt.
Jetzt sind die Buchdeckel zugeklappt und es heißt Abschiednehmen von Johann Georg Faustus. Der Autor schreibt im Nachwort, er hat 5 Jahre mit Faustus gebracht und er wird ihn vermissen.
Lieber Oliver Pötzsch, ich denke auch die Leser werden den großen Dr. Faustus vermissen. Vielen Dank für dieses Meisterwerk.