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Benutzername: 
Sabine
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Köln
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Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 404 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2013
Der glücklose Therapeut
Shpancer, Noam

Der glücklose Therapeut


sehr gut

David Winter ist Psychologe, und er versucht Menschen, die in eine Sackgasse geraten sind, zu helfen. Als sich der depressive Versicherungsangestellte Barry Long bei ihm vorstellt, ist er zunächst stolz auf diesen außergewöhnlichen Patienten, stellt jedoch schon bald fest, dass ihn die Situation völlig überfordert. Als dann auch noch seine Familie auseinanderbricht, macht er einen folgeschweren Fehler.
Ein gelungener Einblick in den Alltag eines Psychologen – mit all seiner Routine aber auch seinen Fallstricken. Und wenn man eines direkt merkt – auch Psychologen sind Menschen und können sich selbst anscheinend am wenigsten helfen!
Der Psychologe und Ich-Erzähler David Winter ist mir sehr sympathisch, denn er wirkt nicht wie ein allwissender Behandler, sondern vielmehr sehr menschlich mit Ecken und Kanten. Manchmal scheint er menschenscheu zu sein, oft wirkt er ein wenig tollpatschig im Umgang mit seinen Mitmenschen. Doch eines ist wirklich glaubhaft – seine beständige Liebe zu seiner Frau Alex. Seine Patienten sind für ihn eher Mittel zum Zweck, halt sein Beruf, aber nicht seine Berufung. Doch nicht nur der depressive Versicherungsangestellte Barry fordert ihn zu neuem Handeln heraus, auch seine zerbrechende Familie. Während er sich zunächst beruflich und privat in Sicherheit wähnt, muss er im Lauf der Geschichte lernen, mit seinen bröckelnden Gewissheiten umzugehen. Seine Entwicklung, sein Kampf und der stetige Zweifel sind wirklich gut dargestellt und waren für mich gut nachvollziehbar. Sicherlich spielen hier auch die anderen Charaktere eine große Rolle, die allesamt sehr gut herausgearbeitet sind und nicht nur gut oder böse sind, sondern viele Facetten aufweisen. Durch Dialoge, die zum Teil durch Witz und Charme brillieren, aber auch dem Psychologie-Interessierten laienhaftes Wissen vermitteln, lernt man den Chef John Savoia und den Mentor Dr. Helprin kennen. Die Gespräche bieten oft einen tollen Schlagabtausch und zeigen einen feinsinnigen Humor, der mich oft schmunzeln ließ.
Überhaupt lässt sich das Buch gut und flüssig lesen, der Schreibstil ist zwar eigen, aber schon nach wenigen Seiten habe ich mich einlesen können. Gefallen hat mir auch die zum Teil sehr ironisch und sarkastische Sichtweise des Ich-Erzählers, die dem Roman eine ganz besondere Note gibt. Es ist kein spannendes Buch, in dem Abenteuer und Action im Vordergrund stehen, vielmehr ein leises und stilles Buch, das mich manchmal hat innehalten lassen und zum Nachdenken angeregt hat.
Dem Psychologie-interessierten Leser, der bereit ist, sich auf einen eher ruhigen Roman einzulassen, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Gerade der sympathische Protagonist und die interessanten Dialoge haben mir sehr gefallen – ich gebe dem Buch 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2013
Die irgendwie richtige Richtung
Lewis-Kraus, Gideon

Die irgendwie richtige Richtung


weniger gut

Gideon ist mit seinem Freund Tom am 10. Juni verabredet. So richtig weiß er gar nicht mehr, was sie da tun wollten, denn der Termin entstand in einer durchzechten Nacht. Doch Tom weiß die Lösung – sie wollen pilgern, nach Santiago di Compostella. Warum? So richtig weiß er auch das nicht. Es ist eine anstrengende Reise mit interessanten Bekanntschaften und vielen Schmerzen, doch seinen inneren Frieden findet er nicht. Drum macht er sich auf eine weitere Reise – zunächst nach Japan zu den 88 Tempeln auf Shikoku, und in die Ukraine nach Uman, um einer chassidischen Tradition zu folgen.
Leider hat mir dieses Buch gar nicht gefallen, vielleicht waren aber auch meine Erwartungen einfach falsch. Schon die ersten 50 Seiten haben mich eher abgeschreckt als das sie mich für die Geschichte gewinnen konnten. Hier erzählt Gideon von seiner Zeit vor der Pilgerreise, als er planlos und ohne Ziel in Berlin sein Leben fristet. Schon hier ist der Schreibstil anstrengend mit langen und verschachtelten Sätzen und Gedankengängen, die für mich einfach nicht nachvollziehbar sind. Vielleicht hätte ich es mir schon denken können, dass der Ich-Erzähler und meine Person andere Vorstellungen von einer Pilgerreise haben, denn die Idee der Fahrt entstand in einer durchzechten Nacht mit seinem Freund Tom und schien mir eher wie aus einer Bierlaune heraus entstanden zu sein als denn als Reise mit wirklichem Hintergrund.
Doch mit Beginn des Pilgerns wurde es zunächst angenehmer zu lesen. Zunächst geht es durch Spanien, man lernt verschiedene Mit-Pilger kennen, aber auch einiges von der Landschaft, Rivalität zwischen den Freunden und vor allem schmerzende Füße. Auch bei der zweiten Pilgerreise, Gideon ist nun in Japan und geht den größten Teil der Strecke alleine, passiert nicht wirklich mehr. Es ist eher ein Wettkampf mit den Kilometern, wie viele am Tag zu schaffen sind. Es sind weniger Menschen unterwegs, das Wetter ist deutlich schlechter, und Gideon hadert mit seiner Entscheidung. Einzig die Beziehung zu seinem Vater beschäftigt ihn während seiner Wanderung, insbesondere auch, weil sein Großvater Max – ein wirklich toller Mann und einer der wenigen mir sympathischen Charaktere im ganzen Buch – ihn zu Beginn in Japan begleitet. Doch es bedarf einer weiteren Wallfahrt, diesmal nach Uman in der Ukraine in Begleitung des Vaters und des Bruders, um eine Annäherung an seinen Vater zu erreichen und sich mit ihm auszusöhnen.
Der letzte Teil war dann wieder sehr anstrengend zu lesen, nicht nur des vertrackten Schreibstils wegen, sondern auch wegen der vielen zum Teil philosophischen Gedankengänge und die immer wieder eingestreuten Fachwörter und Zitate anderer Autoren. Gefallen hat mir das nicht und unterhalten hat es mich leider noch viel weniger.
Ich war froh, als ich das Buch endlich beendet hatte und bin wirklich enttäuscht, denn meine Erwartungen an die Geschichte haben sich leider nicht erfüllt – ich hoffe nur, dass der Autor durch seine Pilgertouren etwas für sich selbst erreichen konnte. Ich als Leser bin froh, dass das Pilgerbuch nun zu Ende ist.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2013
Die Piratenkönigin
Norman, Diana

Die Piratenkönigin


gut

Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, da ich doch historische Romane gerne lese und der Klappentext mich sehr angesprochen hat. Als ich dann noch erfuhr, dass Diana Norman auch unter dem Namen Ariana Franklin schreibt (von der ich mit Begeisterung ein Hörbuch gehört hatte), war meine Freude umso größer.
Die ersten Seiten waren auch wirklich toll. Die Flucht der kleinen Barbary aus dem Gefängnisturm, das hat mir gefallen. Doch dann wurde es sehr unübersichtlich, als die Königin ins Spiel kam und mit ihr sehr viele neue Personen. Da fiel mir zum ersten Mal der umständliche Schreibstil auf mit langen und vielfach verschachtelten Sätzen. Doch leider wurde es nicht wirklich besser. Zwar fand ich die Geschichte an sich immer noch interessant und spannend, aber die Erzählweise war langatmig und hölzern, oft verlaufen sich die Beschreibungen in kleinsten, für den Verlauf der Geschichte wirklich unwichtigen Details. Manche Perspektivwechsel waren für mich eher verwirrend als das sie der Spannung dienten, die Kapitel lang mit weitschweifigen Beschreibungen.
Aber nicht alles war schlecht, die Autorin hat einen sehr eigenen Humor, der mich immer wieder hat schmunzeln lassen. Auch die Charaktere sind gut gezeichnet, gerade die Veränderungen der Protagonistin Barbary, ihre Entwicklung ist (zumindest bis Seite 413) klar zu sehen. Sie ist eine tapfere Frau, die mutig ihre Meinung vertritt mit einem festen Ziel vor Augen. Viele Menschen laufen ihr über den Weg, manche begleiten sie ein längeres Stück. Wer aber immer wieder auftaucht, ist der Gehörnte Dick, der mir durch seine treue und liebevolle Art sehr ans Herz gewachsen ist. Doch ihn muss man erst kennenlernen, zunächst wirkt er eher wie ein Rüpel, der sich durchs Leben schlägt.
Doch an dem für mich nicht angenehm zu lesenden Schreibstil bin ich dann doch gescheitert. Auf Seite 413 habe ich aufgeben, ich konnte mich einfach nicht daran gewöhnen. Gerne hätte ich gewusst, wie es mit Barbary weitergeht, doch leider hat mir das Lesen keine Freude gemacht und hat mich eher gequält. Schade – denn gerade auf dieses Buch hatte ich mich sehr gefreut.

Bewertung vom 22.09.2013
Der grüne See
Binchy, Maeve

Der grüne See


sehr gut

Kit McMahon lebt behütet im Kreis ihrer Familie in einem kleinen Dorf in Irland namens Lough Glass. Doch eines Tages verschwindet ihre Mutter Helen, die sich leider nie in die Ortsgemeinschaft einfinden konnte und als Außenseiterin galt. Sie ging immer schon gerne am See spazieren und galt als grübelnde und in sich gekehrte Frau. Alle glauben, sie habe sich selbst das Leben genommen, und als Kit auch noch einen Brief von ihrer Mutter an ihren Vater findet, scheint diese Vermutung bestätigt. Doch Kit will nicht, dass ihre Mutter als Selbstmörderin gilt und vernichtet daher ungelesen den Brief. Es braucht Zeit, bis die Familie ihre Trauer überwindet, doch Jahre später erreicht Kit ein Brief: von einer guten Freundin ihrer verstorbenen Mutter.
Mich hat diese opulente Familiensaga sehr gefesselt! Mittelpunkt der Geschichte sind Kit und ihre Mutter Helen und man begleitet beide über einen Zeitraum von etwa 15 Jahren. Dabei lernt man nicht nur die beiden Protagonisten kennen, sondern die ganze Dorfgemeinschaft, ihren Alltag, ihre Freuden, aber auch Probleme. Durch die ausführlichen Beschreibungen konnte ich mir nicht nur Lough Glass und die Landschaft gut vorstellen, sondern durch die fantastischen Charakterisierungen auch die einzelnen Bewohner. Manchmal hatte ich das Gefühl, mitten unter ihnen zu leben – so vertraut waren mir die einzelnen Figuren.
Vor allem aber die Frauen sind wirklich gut gezeichnet. Kit wirkt zunächst wie ein eher altkluges und immer gutes Kind, doch ihre Entwicklung zu einer tatkräftigen und selbstbewussten Frau hat mir sehr gut gefallen.
Helen scheint zwei Seelen in ihrer Brust zu tragen, manchmal wirkt sie wie eine introvertierte und grübelnde Seele, die irgendwie immer verloren erscheint, manchmal aber auch ist sie eine selbstbewusste und ehrgeizige Frau, die für andere kämpft und sich für sie einsetzt.
Meine heimliche Heldin ist jedoch Schwester Madeleine – ihre ruhige Art, stets ein offenes Ohr, umsichtig mit ihren Ratschlägen und auf ihre Art ein selbstbewusstes Leben zu führen – das hat mir sehr gefallen.
Der Schreibstil ist wirklich angenehm zu lesen, auch wenn er manchmal etwas behäbig und altmodisch wirkt. Aber er fesselt und lässt mich völlig in die Geschichte eintauchen. Doch es geht hier nicht nur um die Beziehung zwischen Mutter und Tochter, ganz nebenbei lernt man auch noch einiges über die Nachkriegszeit, das Leben in den 50er Jahren, die langsame Änderung der klassischen Rollenverteilung und die verschiedenen Lebensweisen im Dorf und in der Stadt.
Mir hat das Buch gefallen und über die wenigen Längen konnte ich gut hinwegsehen. Doch man sollte Familiensagas mögen, wenn man sich auf dieses Buch einlassen will – aber dann wird man auch mit einer tollen und intensiven Geschichte über zwei starke Frauen belohnt!

Bewertung vom 19.09.2013
Schloss aus Glas
Walls, Jeannette

Schloss aus Glas


gut

Jeannette Walls erzählt in diesem Buch von ihrer Kindheit, von ihren drei Geschwistern und ihren Eltern. Ihr Vater ist Alkoholiker und hat meist keinen Job, die Mutter ist Künstlerin und sehr auf ihre „Karriere“ bedacht. Sie leben an verschiedenen Orten, meist in heruntergekommenen, verlassenen Wohnungen oder Häusern, immer auf der Flucht vor der Behörde oder anderen Geldeintreibern. Und doch versuchen die beiden Eltern, den Kindern ein Elternhaus zu schenken, ihnen Träume zu geben und den Glauben an die eigene Kraft nicht zu verlieren.
Letztlich ist dieses Buch die Beschreibung einer leidvollen Kindheit, denn das, was die Autorin erlebt hat, ist wirklich erschüttert. In widrigen Umständen wachsen die vier Kinder auf, versuchen, trotz nie erfüllter Versprechen, das Leben zu meistern und stellen sich immer wieder vor die Eltern, nicht wahrhaben wollend, dass diese ihr Leben ziemlich verkorksen. Der alkoholkranke Vater und die egoistische Mutter schaffen es immer wieder, den Kindern das Leben als großes Abenteuer zu verkaufen und lange dauert es, bis diese Fassade zu bröckeln beginnt.
Doch es steht mir nicht zu, das Leben anderer zu bewerten – dieses Buch erschreckt mich, zum einen wegen der unzumutbaren Umstände, in denen die Kinder aufwachsen, zum anderen aber auch, weil diese Lebensform von den Eltern durchaus selbst gewählt wurde.
So schlimm auch alles war, leider hat Jeannette Walls es durch ihre Schilderungen kaum geschafft, mich zu berühren. Das Buch erscheint mir eher wie eine Aneinanderreihung von Ereignissen, aber leider kalt und emotionslos erzählt, deskriptiv und nicht bewertend. Mir hat aber gerade das gefehlt. Dass Kinder vieles als gegeben hinnehmen, glaube ich gerne, doch bei all dem Leid hätte ich schon gedacht, dass mal ein böses Wort fällt, dass die Geschwister den Eltern Vorwürfe machen. Doch letztlich können sich die Kinder dann doch noch gegen diese Lebensform wehren, indem sie sich von den Eltern lösen und eigene Wege gehen. Und erst hier merkt man, dass jedes der Geschwister eine eigene Art hat, die erlebte Kindheit zu verarbeiten. Jedes Kind geht seinen Weg und trotz allem glauben sie immer noch an die Familie.
Mich hat diese Lebensgeschichte zwar erschrocken, aber leider durch den eher beschreibenden und wenig bewertenden Schreibstil nicht berührt. Ich hatte mich vor allem auch auf eine Auseinandersetzung der Autorin mit der Vergangenheit gefreut, doch diese ist fast gänzlich ausgeblieben. Dennoch lohnt es sich, das Buch zu lesen, denn es zeigt, dass Armut nicht immer weit weg ist, sondern vor allem ganz nah und nebenan – wo man sie vielleicht gar nicht vermutet.

2 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2013
Die Wand
Haushofer, Marlen

Die Wand


gut

Eine Frau, deren Namen man weder im Hörbuch noch in der Printausgabe erfährt, will einige Tage mit ihrer Cousine und deren Mann in einer Jagdhütte verbringen. Das Ehepaar geht abends noch in das Dorf, während die Protagonistin in der Hütte bleibt. Am nächsten Morgen wacht sie auf und ist alleine. Sie macht sich auf, die beiden zu suchen, stößt jedoch auf eine gläserne Wand, die sie von der Umgebung abzuschirmen scheint. Doch bei genauerem Betrachten ist alles jenseits der Wand zu Stein erstarrt. Nur sie innerhalb dieser Grenze scheint zu leben. So bleibt ihr nur, sich mit ihrem Hund in der Einsamkeit zu arrangieren. Auf Hilfe hofft sie nicht, doch um nicht verrückt zu werden, schreibt sie ihre Gedanken auf.
Dies ist kein Buch, in dem viel passiert, es lebt eher von der Atmosphäre, die durch die Schilderungen entsteht und die die Sprecherin Elisabeth Schwarz mit ihrer eher melancholischen Stimme sehr gut unterstreicht. Anfangs hatte ich Probleme mit der Geschichte, denn die Protagonistin schien sich gar nicht zu fragen, warum dort eine Wand steht und warum außerhalb der Glaswand niemand mehr zu leben scheint. Genau das waren nämlich die Fragen, die mir als erstes durch den Kopf gingen. Doch schon bald merkte ich, dass es darum gar nicht geht. Die Wand wird als gegeben angenommen, wichtig ist vielmehr der Kampf ums Weiterleben, die Verantwortung für die anderen Lebewesen in der nicht freiwillig gewählten Welt und die Einsamkeit, die sich jeden Tag mehr und mehr breit macht. Es ist eine entbehrungsreiche Zeit, durch die die Protagonistin sich selber neu erlebt: sie wächst über sich hinaus, lernt aber auch ihre Grenze kennen.
Die Sprache ist sehr einfach und eindringlich und schafft dadurch eine bedrückte und melancholische Stimmung. Ich war darin völlig gefangen und noch Tage nach Beenden des Hörbuches war ich in Gedanken bei der Wand. Es gibt sicherlich viele Interpretationsmöglichkeiten, ein Blick in die Biographie der Autorin hat mir dann geholfen, das Thema besser einordnen zu können.
Dies ist kein Buch, das mich gefesselt hat oder durch spannende Aktionen besticht, vielmehr eines, das zum Nachdenken anregt und bei mir noch tagelang nachgewirkt hat. Wer also ruhige Bücher mag und bereit ist, sich auf das Thema einzulassen, dem wird auch diese Geschichte gefallen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.09.2013
Tödlicher Zweifel
Norman, Hilary

Tödlicher Zweifel


sehr gut

Matthew lernt im Skiurlaub die bezaubernde Caroline kennen und verliebt sich in sie. Auch Caroline ist von ihm sehr angetan und schon bald heiraten die beiden. Nach seinem Einzug in ihrem Haus fühlt sich Matthew jedoch sehr unwohl: Flic und Imogen, die beiden Töchter aus Carolines erster Ehe – begegnen ihm mit Ablehnung und Hass. Und schon bald geschehen merkwürdige Dinge, die Matthew immer mehr in einem schlechten Licht stehen lassen…
Ich fand es spannend! Die Idee der Geschichte hat mich angesprochen, doch einiges fand ich etwas weit hergeholt und nicht wirklich glaubwürdig, aber trotzdem war das Buch sehr spannend und hat mich gut unterhalten. Da verzeihe ich auch das unglaubwürdige – oder mir unverständliche Handeln der Protagonisten. Das Buch liest sich flüssig durch den einfachen Schreibstil, die Kapitel hatten für mich genau die richtige Länge. Und durch den stetig ansteigenden Spannungsbogen habe ich das Buch auch innerhalb weniger Tage ausgelesen bzw. verschlungen.
Matthews Verhalten konnte ich jedoch meist nicht nachvollziehen – bei dem, was er alles mitmacht, hätte ich großes Verständnis gehabt, wenn er früher das Handtuch geschmissen hätte und seine Konsequenzen gezogen hätte. Doch er ist ein durch und durch guter Mensch und steht zu seinen Versprechen: sich in jeder Situation um die Kinder zu kümmern – egal, was auch passiert. Caroline fand ich eher blass gezeichnet, mit ihr wurde ich leider gar nicht warm. Dass sie sich hin und her gerissen fühlt zwischen ihren Kindern und ihrem geliebten Mann, kann ich gut verstehen, aber dennoch – jedes Verhalten hat Grenzen. Und dass sie sich ohne Nachzudenken vor ihre Kinder stellt, ehrt sie zwar, doch muss sie dafür auch teuer bezahlen. Flic und Imogen sind beide einfach nur unverschämt und krank. Unglaublich, was in deren Köpfen vor sich geht und was die beiden für Pläne geschmiedet haben – und das nur, damit Matthew das Haus wieder verlässt. Doch dafür wird ein hoher Preis gezahlt. Sympathisch war mir eigentlich nur Sylvie, Carolines Mutter – sie hat das Herz am rechten Fleck und setzt ihr Köpfchen ein. Dabei scheut sie keine Konflikte und lässt sich weder von dem einen noch dem anderen einfach einnehmen.
Die Idee des Romans fand ich wirklich gut und auch wenn die Geschichte im Verlauf immer abstruser wurde und mir die Charaktere nicht wirklich gefallen haben, war das Buch spannend und hat mich gefesselt. Kein Buch, über das man noch lange nachdenkt, doch wenn man ein bisschen Ablenkung wünscht und spannende Unterhaltung sucht, ist man mit diesem Buch gut beraten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.09.2013
Rosehill

Rosehill


weniger gut

Die junge Wissenschaftlerin Verity Grey wird zu Ausgrabungen nach Schottland eingeladen. Ein römisches Marschlager wird vermutet und der in der Fachwelt nicht besonders anerkannte Archäologe Peter Quinnel ist sich sicher, dass hier die geheimnisvolle 9. Legion verborgen ist. Doch echte Hinweise gibt es nicht, lediglich einen alten römischen Legionär, dessen Geist durch das Gebiet zieht und den nur der kleine Robbie, der Sohn der Haushälterin, sehen kann. Verstehen kann er ihn nur leider nicht, denn der Soldat spricht nur Latein. Da gilt es, die alte Sprache wieder zu beleben. Und dabei ist auch David hilfreich, der zum Ausgrabungsteam gehört und Verity mit seinem Charme ganz schön beeindruckt hat…

Der Inhalt hörte sich interessant an und das Buch versprach eine Mischung aus Spannung und Grusel. Doch leider wurde ich sehr enttäuscht. Zwar liest sich der Roman sehr flüssig durch den einfachen Schreibstil und man kann sich durch zahlreiche Beschreibungen auch alles gut vorstellen. Doch oft ist es einfach zu viel des Guten, zu viele Details und bildhafte Beschreibungen von Nebensächlichkeiten, die den Roman eher langatmig erscheinen lassen. Es fehlt leider an jeglicher Spannung, die Handlung plätschert nur so vor sich hin und die ganze Geschichte ist sehr vorhersehbar.

Die Charaktere sind zwar alle ganz nett, aber leider auch nicht mehr. Es gibt viele Klischees, die bedient werden, doch richtig ans Herz gewachsen ist mir eigentlich nur eine: die Mutter von David mit ihrem dicken Kopf – doch sie spielt leider nur eine winzige Nebenrolle. Verity wirkt oft wie ein naives junges Mädchen, der Wissenschaftler Peter wird als verrückter Forscher dargestellt, David mimt den charmanten Highlander und Adrian den eifersüchtigen Ex-Liebhaber. Schade.

Im Nachhinein frage ich mich, warum ich das Buch überhaupt zu Ende gelesen habe. Aber ich habe die ganze Zeit gehofft, dass es noch spannend wird, dass etwas Unvorhersehbares passiert, dass der Geist des römischen Legionärs aktiv wird oder wenigstens die Liebesgeschichte mal so richtig Fahrt aufnimmt. Doch leider war dem nicht so – nach kurzem Finale war die Geschichte dann einfach zu Ende.

Für den gut lesbaren Schreibstil und die gute Idee des Romans vergebe ich gute 2 Sterne – aber ein weiteres Buch werde ich von Susanna Kearsley sicherlich nicht lesen.

Bewertung vom 08.09.2013
Silhouette, Gefährlicher Ehrgeiz
Kalkipsakis, Thalia

Silhouette, Gefährlicher Ehrgeiz


sehr gut

Scarlett ist die Beste ihres Jahrgangs und hat gute Chancen, als Solotänzerin im Nationalballett genommen zu werden. Mehr aus Spaß nimmt sie zuvor an einem Casting teil, wo Tänzerinnen für ein Musikvideo gesucht werden. Sie ergattert die Hauptrolle und ignoriert den damit verbundenen Ärger mit der Tanzakademie zunächst. Denn sie lernt den Sänger Moss kennen und verliebt sich unsterblich in ihn. Und er zeigt Scarlett seine Welt aus Ruhm und Party, aber auch Alkohol und Drogen. Immer tiefer rutscht sie in den Sog der Glamourwelt und setzt damit ihren hart erkämpften Traum aufs Spiel.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Geschickt hat die Autorin mich in die Welt des Tanzes entführt und mich durch die rasante Handlung an das Buch gefesselt. Der Schreibstil ist jugendlich, eher einfach und flüssig zu lesen. Immer mal wieder fließen Fachbegriffe des Balletts ein, die aber zu verstehen sind und mich nicht gestört haben.
Die verschiedenen Welten werden wirklich toll dargestellt, vielleicht manchmal mit ein paar zu vielen Klischees. Aber genau so habe ich mir es vorgestellt: die Ausbildung an der Tanzakademie ist hart, der Weg steinig und oft betreiben die Jugendlichen Raubbau mit ihren Körpern. Doch durch die einfühlsamen Beschreibungen habe ich gerade die Tanzszenen von Scarlett vor Augen gehabt, durch ihre Gedanken zu den einzelnen Schritten mich in sie hineinversetzen können. Dabei ist Scarlett eine typische Jugendliche ihres Alters, deren Handlungen ich zwar meist nicht nachvollziehen konnte, sie mir aber dennoch sympathisch war. Schmerzhaft geht sie ihren Weg und macht ihre eigenen Erfahrungen, vor denen sie ihre Mutter zwar zu schützen versucht, dann aber erkennen muss, dass es Dinge gibt, die jeder selbst spüren und erleben muss. Ich konnte die Mutter sehr gut verstehen, denn natürlich will man sein Kind behüten und es tut weh, es ins Unglück rennen zu sehen.
Die Glamourwelt um Moss war mir ein bisschen zu klischeehaft, denn ich denke, auch in der Musikszene wird hart gearbeitet und Mittelpunkt sind nicht nur Partys, Drogen und Sex. Moss als Charakter war sehr blass, stereotyp und einfach nur unsympathisch. Der Sog aber, den diese Welt auf Scarlett auslöst, war sehr gut beschrieben, die Zerrissenheit der jungen Tänzerin geradezu spürbar.
Das Buch lebt durch die Atmosphäre, die die Autorin durch ihre Beschreibungen insbesondere der Tanzszenen schafft. Gerade die letzten 50 Seiten haben mich wirklich begeistert und gepackt. Ich fühlte mich als Zuschauer der großen Abendveranstaltung, so, als ob ich im Zuschauerraum sitzen würde und mir die Tänze selber anschaue.
Mich konnte das Buch vor allem durch die Atmosphäre begeistern. Jugendliche werden wahrscheinlich durch Themen angesprochen, die sie beschäftigen: Freundschaft und Liebe, Ehrlichkeit und Vertrauen, das Erwachsenwerden und wie schmerzhaft es sein kann, seine eigenen Erfahrungen zu machen.

Bewertung vom 07.09.2013
Das Haus in der Löwengasse
Schier, Petra

Das Haus in der Löwengasse


gut

Die junge Pauline findet zunächst nach dem Tod des sorgenden Onkels eine Anstellung als Gouvernante. Der Hausherr jedoch hat Hintergedanken und macht sie zu ihrer Mätresse. Als dies die Ehefrau erfährt, sitzt Pauline auf der Straße. Das Glück ist ihr jedoch hold und sie wird als Magd eingestellt. Die harte Arbeit setzt ihr zu, bis der junge Textilfabrikant Julius Reuther auf sie aufmerksam wird und sie als Kindermädchen bei sich einstellt. Schon bald scheint sich zwischen den beiden mehr zu entwickeln…
Das Buch hat mich zwar ganz gut unterhalten, konnte mich aber leider nicht so richtig fesseln. Ich hatte mich auf einen historischen Roman gefreut, leider bin ich da ein bisschen enttäuscht worden. Zwar wird die Problematik der dienenden Schicht im frühen 19. Jahrhundert angeschnitten, dennoch habe ich das Buch eher als Liebesroman empfunden. Die Handlung ist schlicht und das Ende vorhersehbar, der Spannungsbogen eher flach. Dabei ist der Schreibstil leicht und lässt sich flüssig lesen, obwohl ich mir weniger Dialoge und dafür ein paar mehr Beschreibungen gewünscht hätte.
Die Protagonistin Pauline war mir zwar nicht unsympathisch, war mir aber zu flach gezeichnet. Sie ist einfach nur gut, macht nie was falsch und hat keine Ecken und Kanten. Dadurch wirkt sie einfach nicht echt. Sympathischer war mir da Julius Reuther, den seine Erlebnisse gezeichnet haben und der durch seine Launen sehr menschlich wirkt. Die Kinder Ricarda und Peter waren dagegen sehr gut ausgearbeitet. Sie sind zwar frech und vorlaut, aber voller Energie und bringen Leben in die Geschichte. Ich hatte sie vor Augen, wie sie sich zanken und durchs Haus rennen – die beiden haben mir wirklich gut gefallen.
Wer einen unterhaltsamen Liebesroman für kurzweilige Stunden sucht, ist mit „Das Haus in der Löwengasse“ sicher gut beraten. Will man dagegen einen historischen Roman mit komplexer Thematik, ist man bei diesem Buch vielleicht etwas enttäuscht. Da ich doch vergnügliche Stunden hatte mit dem Buch, vergebe ich 3 Sterne.