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mimitatis_buecherkiste
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 611 Bewertungen
Bewertung vom 28.03.2023
Die Kranichfrau
Hauser, CJ

Die Kranichfrau


gut

Gar nicht so einfach, über dieses nichtfiktionale Werk aus einer persönlichen Perspektive, wie die Autorin es im Nachwort selbst nennt, zu schreiben. Kurzgeschichten, Erzählungen, Erinnerungen und Was wäre (gewesen) wenn-Gedanken wechseln sich ab und diese Essays sind mal mehr, mal weniger interessant. Die Autorin holt hierbei weit aus, flechtet Episoden über Ereignisse hinein, die weit vor ihrer Geburt stattgefunden haben, springt in den Jahren aber auch immer wieder in die Gegenwart, knüpft an bereits angefangene Erzählungen an und vervollständigt diese. Sie seziert vergangene Liebschaften mit der Präzision eines Chirurgen, hinterfragt Vergangenes und reflektiert das eigene Verhalten, was nicht immer zu ihren Gunsten ausfällt. Zur Veranschaulichung werden gerne auch mal Filme oder Serien benutzt, deren Analyse sehr amüsant ist.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich das erste Drittel grandios fand, ich fühlte mich sehr gut unterhalten und flog nur so durch das Buch. Leider wurde es danach zwischendurch etwas ermüdend, weil die Erzählung immer dem gleichen Schema folgte und irgendwann etwas festgefahren wirkte. Dies wäre dann wieder ein Buch, dem eine Kürzung gutgetan hätte. Hierbei ist aber zu beachten, dass Geschmäcker verschieden sind; was mir nicht gefällt, gefällt wahrscheinlich anderen umso mehr. Ein interessantes und bisweilen auch zum nachdenken anregendes Werk, das ich trotz mancher Längen gerne gelesen habe.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.03.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Die vierzehnjährige Sophie Luise überredet ihre Eltern, eine Schulfreundin, nämlich die gleichaltrige Aayana, ein Flüchtlingskind aus Somalia, mit in den Badeurlaub in die Toskana mitzunehmen. Gemeinsam mit einem befreundeten Ehepaar und dessen Kind genießen die Urlauber den ersten Tag am Swimmingpool. Niemand von ihnen ahnt, dass es bereits am Abend zu einer Katastrophe kommt, die das Leben beider Familien auf den Kopf stellt.

Anfangs erinnerte mich das Buch durch die Überschriften und den Aufbau ein wenig an ein Drehbuch für ein Theaterstück. Die erzählende und das Geschehen durchgehend kommentierende Stimme war hierbei mal laut und mal leise, mal ernst, mal amüsiert; nie ist sie aber ins lächerliche abgerutscht oder hat Stellung bezogen. Ich wurde immer auf das kleinste Detail hingewiesen, damit mir ja nichts entgeht. Was lästig oder penetrant klingt, war in Wahrheit erfrischend unterhaltsam und hat mich begeistert, weil diese Stimme zudem durch den großartigen Humor den Ernst der Lage erst recht betont hat. Wer mit Ironie und Satire nicht umgehen kann, sollte Abstand vom Buch nehmen. Die feinen Spitzen gegen alle Beteiligten und darüber hinaus waren grandios!

Die eingangs erwähnte Katastrophe ereignete sich bereits zu Beginn der Geschichte, den Konsequenzen daraus konnte ich fast minutiös folgen. Welche Wendungen der Autor sich hat einfallen lassen, hat mich überrascht. Ich gebe zu, mit diesen Ereignissen hatte ich nicht gerechnet, auch bei einigen anderen Vermutungen lag ich ganz weit daneben. Ein Verdacht, den ich hatte, hat sich letztendlich zwar bestätigt, was meiner Begeisterung aber keinen Abbruch tut. Zum Ende hin wurde es bewegend, ich reagierte sehr emotional und habe nun einigen Stoff zum nachdenken, überschlafen und diskutieren. Ein großartiger Roman, der von mir die volle Punktzahl und eine Leseempfehlung bekommt.

8 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.03.2023
Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3
Strobel, Arno

Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3


sehr gut

Max Bischoff wird von Polizeirätin Keskin gebeten, Ermittlungen in einem über zwanzig Jahre zurückliegenden Fall anzustellen. Damals verschwand ein Winzer, dessen Leiche nie gefunden wurde. Die Bewohner des kleinen Weinortes an der Mosel mauern und schweigen. Keine leichte Aufgabe für den Fallanalytiker. Als eine junge Frau ermordet wird, ist der zuständige Kriminalbeamte nicht begeistert darüber, dass Max sich einmischt, dieser hat sich aber bereits so sehr in den Fall verbissen, dass er sich weigert, sich aus den Ermittlungen rauszuhalten. Da helfen auch keine Drohungen, die Max plötzlich erhält.

Dies ist der dritte Teil der Reihe um den Fallanalytiker Max Bischoff, seit dieser den Polizeidienst quittiert hat. Von einem Thriller würde ich in großen Teilen des Buches zwar nicht sprechen, aber von einem spannenden Kriminalroman, der mir sehr gefallen hat. Max ist ein sympathischer Charakter, dessen Beobachtungsgabe ebenso außergewöhnlich ist, wie sein Talent, sich in andere Personen hineinzuversetzen. Aufgrund eines immer wieder thematisierten Ereignisses hat er der Polizei den Rücken gekehrt. Leider wird an keiner Stelle im Buch näher ausgeführt, was da passiert ist, was mich irgendwann etwas irritiert hat, wie ich zugeben muss. Ich hätte mir ein, zwei Sätze gewünscht, die meine Neugier befriedigen, wenn schon so oft darauf Bezug genommen wird, dass da etwas wichtiges war, was in den drei Büchern vor dieser Buchreihe passiert ist.

Der Fall selbst war interessant, mir gefielen die vielen Verwicklungen zwischen den Bewohnern und die dunklen Geheimnisse, die ans Licht gekommen sind. Die Gespräche mit den involvierten Personen ergaben nach und nach ein klareres Bild, aber dennoch wäre ich nie auf die Auflösung gekommen, die für mich persönlich nicht befriedigend war, weil viel zu konstruiert. Dies ist der einzige Kritikpunkt, denn ansonsten wurde ich ganz wunderbar unterhalten und freue mich bereits auf weitere Fälle mit Max, den ich bereits ins Herz geschlossen habe. Vier verdiente Sterne gibt es dafür und eine Leseempfehlung von mir.

6 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.03.2023
Liebewesen
Schmitt, Caroline

Liebewesen


ausgezeichnet

Lio lernt Max kennen, eigentlich wollte sie weiter Single bleiben, aber ihre beste Freundin Mariam nötigt sie zum Date. Es passt besser als erwartet, man mag sich, man liebt sich, man zieht zusammen. Als der Schwangerschaftstest positiv ausfällt, fällt das Kartenhaus in sich zusammen, denn Lio hat mehr Baustellen in ihrem Leben, als sie zählen kann, sodass sie bereits früh eine Entscheidung für sich trifft.

Dieses Debüt der Journalistin Caroline Schmitt hat es in sich; schonungslos ehrlich ist Lio nur zu sich, alle anderen schließt sie aus. Dies hat natürlich Gründe, die erst nach und nach zutage kommen, allerdings für mich, nicht für die Personen, die es betrifft. Ich konnte Lio so gut verstehen, fühlte, litt und kämpfte mit ihr. Abgründe taten sich auf, Geister der Vergangenheit kämpften abwechselnd mit Leid und Glück. Verletzt, zerrissen, hoffnungsvoll und manchmal bekifft vor Glück, zwischen himmelhoch jauchzend und abwärts ins Tal der Tränen lag oft nur ein kurzes Stück. Dazu der grandiose Humor, der sich durch das Buch zog, fertig ist eine Geschichte, die mich begeistert, entgeistert, berührt und aufgewühlt hat. Eine Liebesgeschichte, die ganz anders war, als erwartet und dabei genauso, wie gewünscht. Ein tolles Debüt, sprachlich wie inhaltlich eine große Wucht. Ich möchte mehr davon! Dafür gibt es fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.03.2023
Mein Leben in deinem
Moyes, Jojo

Mein Leben in deinem


ausgezeichnet

Sam ist gestresst; im Job läuft es schlecht, der neue Chef hat sich auf Sam eingeschossen und mobbt sie fürchterlich, zu Hause wächst ihr alles über den Kopf, ihr depressiver Mann ist da seit Monaten keine Hilfe. Einen kleinen Ausgleich erhofft sie sich in einem Luxus-Sportstudio, den Gutschein gab es von ihrer Tochter, wo sie nach ihrem Besuch mit Grauen feststellt, dass sie die falsche Sporttasche mitgenommen hat. Zur gleichen Zeit passiert der verwöhnten und mit einem Millionär verheirateten Nisha nichts Gutes; ihr Mann schmeißt sie von einer Minute auf die andere aus seinem Leben, ihr einziger Besitz ist ihre Sporttasche. Umso größer ihr Entsetzen, als sie merkt, dass diese vertauscht wurde und sie nicht einmal mehr etwas zum anziehen besitzt.

Das Leben der zwei Frauen könnte unterschiedlicher nicht sein und trotz des Umstandes, dass sich ihre Wege am Anfang des Buches kreuzten, dauerte es sehr lange, bis sie sich tatsächlich begegneten. Bis dahin konnte ich parallel verfolgen, was im Alltag der beiden passierte. Ich fand die Gegenüberstellung dieser so unterschiedlichen Charaktere, die in verschiedenen Welten lebten, interessant und oft sehr amüsant. Der Alltag von Sam war vollgepackt, denn neben ihrer Arbeit gab es noch die Eltern, die Zuwendung forderten. Von ihrem Mann förmlich im Stich gelassen, hat sie verzweifelt versucht, alles am Laufen zu halten und zu funktionieren. Dies mit der bis dato verwöhnten Nisha zu vergleichen, die es gewöhnt war, nichts selbst erledigen zu müssen, die Assistenten und Chauffeure sowie Bedienstete kaum noch wahrgenommen hat, weil diese selbstverständlich waren, war spannend und sehr unterhaltsam.

Beide Frauen mussten letztendlich kämpfen, jede auf ihre Weise. Mir hat die Entwicklung der Charaktere gefallen und auch wenn das ein oder andere Klischee bedient worden ist, wurde es nie kitschig oder übermäßig rührselig. Natürlich gab es viele Situationen, die mich berührten und auch zum weinen brachten, aber genauso oft musste ich schmunzeln oder sogar laut lachen. Die Mischung aus Familiengeschichte, Drama und einer kleinen Prise Krimi war fantastisch, ich war so gespannt, wie die Geschichte ausgeht. Das Ende hat mich überrascht, damit habe ich nicht gerechnet, allerdings war es genau der richtige Abschluss für dieses großartige Buch.

Seit Jahren lese ich Bücher der Autorin und wurde noch nie enttäuscht. Als ich hörte, dass ein neues Buch erscheint, war meine Freude groß und wieder einmal hat Jojo Moyes mir unvergessliche Lesestunden beschert. Von mir gibt es fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung.

10 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2023
Dschomba
Peschka, Karin

Dschomba


gut

Im Jahre 1954 geschieht es, dass ein halbnackter Mann auf dem Eferdinger Pfarrfriedhof zwischen den Gräbern tanzt. Der Gendarm und der Bestatter holen den Dechant (Dekan), damit dieser den Fremden zur Vernunft bringt. Es ist ein kalter Novembertag und Dragan Dzomba, wie der Eindringling heißt, wird am Ende des Tages mit dem Dechant mitgehen, der ihm im Pfarrhof ein Quartier gibt. Der Fremde bleibt fremd, was auch geschieht, obwohl er nun ein alter Mann ist, der viele Jahre später immer noch da ist und sogar regelmäßig im Gasthof am Stammtisch sitzt.

Dieses Buch hat es mir nicht leicht gemacht. Sperrig und eigen die Sprache, seltsam unvollendet die Sätze, Worte und Ausdrücke wie aus einer anderen Zeit. Auch die österreichische Mundart hat es mir erschwert, der Geschichte zu folgen, die zwischen Personen und Dingen springt, zwischen Orten und Jahren. Es geht um Heimat, das Fremdsein und die Zugehörigkeit. Es geht um Freundschaft, Ausgrenzung, aber auch um die Nachkriegszeit. Wer Spannung erwartet, wird hier nicht bedient, mir fehlte ein wenig der rote Faden, der Grund für das Ganze und ein Sinn. Letztendlich war es für das Buch und mich kein Vergnügen, wahrscheinlich war es der falsche Zeitpunkt für die Art der Lektüre. Schade, aber vielleicht klappt es beim nächsten mal.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2023
Salomés Zorn
Bekono, Simone Atangana

Salomés Zorn


sehr gut

Die sechzehnjährige Salomé lebt zusammen mit ihrer Familie in einem niederländischen Dorf, ihr Vater kommt aus Kamerun, die Mutter ist Niederländerin. Auf dem Gymnasium, das sie besucht, ist sie immer wieder Anfeindungen ausgesetzt, die Situation spitzt sich zu. Salomés Vater kauft einen Punchingball und bringt seinen Töchtern bei, sich zu verteidigen. Salomé aber kann ihre Wut kaum kontrollieren; als sie zum wiederholten Male bedrängt wird, eskaliert die Situation, was damit endet, dass Salomé in der Jugendstrafanstalt landet, wo sie lernen soll, ihren Zorn im Zaum zu halten. Ihr Therapeut aber ist ausgerechnet ein Mann, der als Kandidat in einer fremdenfeindlichen Fernsehsendung aufgetreten ist.

„Ich brülle, weil ich nicht weinen will. Und dann flippe ich aus.“ (Seite 58)

Salomé ist die Ich-Erzählerin in diesem Debütroman und ihre Wut und ihr Zorn ziehen sich durch das ganze Buch. Welcher Vorfall dazu geführt hat, dass sie für sechs Monate in die Jugendstrafanstalt muss, wird erst spät enthüllt, davor gibt es immer nur kleine Andeutungen, Versuche einer Erklärung und die Suche nach einer Antwort, ohne die Frage zu kennen. Der unterschwellige und auch der offene Rassismus waren schwer zu ertragen, manche Ausdrücke fand ich so schlimm, dass es mich förmlich geschüttelt hat beim lesen. Was das mit einem jungen Menschen macht, wage ich mir gar nicht vorzustellen, zumal wenn dieser auch so schon auf der nicht einfachen Suche nach Identität und Zugehörigkeit ist.

Ich habe ein wenig gebraucht, um ins Buch zu finden, fand den Schreibstil speziell und die Erzählweise sehr gewöhnungsbedürftig. Die Gedanken der Jugendlichen waren manchmal wirr, wache Momente, Erinnerungen und Träume wechselten sich ab, Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen standen im Raum und fanden dennoch keinen Platz. Im Laufe der Geschichte wurde dies anders, ich konnte Salomé verstehen, mit ihr fühlen, hatte Verständnis für ihre Ohnmacht, ihren Zorn und diese große Wut. Ein Buch mit einem wichtigen Thema, aktueller denn je, auf das man sich einlassen muss, denn einfach macht es die Autorin der Leserschaft nicht.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2023
In blaukalter Tiefe
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


ausgezeichnet

Der Wirtschaftsstrafverteidiger Andreas Kepler erfüllt seiner Frau Caroline und sich den Traum, in die schwedischen Schären zu segeln. Da die Romantik in seiner Ehe ein wenig auf der Strecke geblieben ist, erhofft er sich zudem das Aufflammen romantischer Gefühle seitens seiner Frau. Er lädt zu dem Segeltörn zusätzlich noch den jungen Anwalt Daniel, der kurz davor steht, Partner in der Kanzlei von Andreas zu werden, sowie dessen Freundin Tanja ein. Zusammen mit dem wortkargen Skipper Eric werden die zwei Paare zehn Tage auf engstem Raum miteinander verbringen müssen, wobei die ersten Konflikte nicht lange auf sich warten lassen.

Zu Beginn wusste ich gar nicht so genau, was auf mich zukommt, war zuerst einmal aber angenehm überrascht, dass die Perspektive immer wieder zwischen den Beteiligten wechselte, was ich gerne mag. Von jeder Person bekam ich anfangs nur einen kleinen Teil ihres Wesens zu sehen, im Dunkeln blieb aber genug, um meine Neugier ins Unermessliche steigen zu lassen. Dadurch hat die Autorin es geschafft, von Anfang an eine gewisse Spannung in die Geschichte einzubauen, die sich durch das ganze Buch zog. Feine Spitzen, böse Bemerkungen, Andeutungen und fiese Spielchen, nichts ließen die vier aus. Die Emotionen kochten hoch, Animositäten entstanden, Wut und Zorn entluden sich. Die Geschichte steuerte auf einen Höhepunkt zu, aber was dann tatsächlich passierte, das war schon ziemlich krass. Den Ausgang habe ich so nicht erwartet, mir gefiel die Wendung sehr, die das Buch genommen hat. Für mich ein toller Spannungsroman, der meine Nerven strapaziert und mir sehr unterhaltsame Lesestunden beschert hat. Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2023
Die Herzchirurgin
Jordan, Jack

Die Herzchirurgin


ausgezeichnet

Als die Herzchirurgin Anna Jones nach Hause kommt, erwartet sie eine böse Überraschung. Fremde Männer sind in ihrem Haus und installieren Kameras, um sie zu überwachen, ihre Babysitterin ist tot und ihr kleiner Sohn verschwunden. Die Entführer stellen Anna ein Ultimatum; entweder sie tötet den beliebten Politiker Ahmed Shabir bei der bevorstehenden Operation auf dem OP-Tisch, oder ihr Sohn stirbt.

Das Buch handelt von drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da ist die renommierte Herzchirurgin Anna, die in eine fast ausweglose Situation gerät. Daneben gibt es Krankenschwester Margot, die bereits in einer ausweglosen Situation ist, sowie Detective Inspector Rachel Conaty, deren Ermittlung die Wege der beiden Frauen kreuzt und die ebenfalls vorbelastet ist. Für alle drei Charaktere gab es meinerseits Verständnis, allerdings für zwei der Frauen wenig Sympathie. Alle drei fungieren als Ich-Erzählerinnen, immer wieder springt die Geschichte hin und her, wobei dies mit Namen und Zeitangaben kenntlich gemacht worden ist. Durch diese Sprünge wird kontinuierlich eine Spannung aufgebaut, die irgendwann unerträglich wird. Ich war das eine oder andere Mal kurz davor, vorzublättern, weil ich den Nervenkitzel kaum noch ausgehalten habe.

Die Wendung, die die Story irgendwann nahm, kam unerwartet. Als ich mich gerade darauf eingestellt hatte, gab es erneut einen Twist, der mich staunen ließ. Der Einfallsreichtum des Autors war unglaublich, zu keinem Zeitpunkt kam Langeweile auf, meine Nerven waren zum zerreißen gespannt und ich sehr neugierig darauf, wie das Buch ausgeht. Das Finale setzte noch einmal einen drauf, ich konnte kaum fassen, wie die Geschichte ausging. Wer tempo- und wendungsreiche Thriller mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

18 von 19 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.03.2023
Isidor
Kupferberg, Shelly

Isidor


ausgezeichnet

In diesem Buch erzählt die in Tel Aviv geborene Journalistin Shelly Kupferberg die Geschichte ihres Urgroßonkels Israel Isidor Geller, der im Jahre 1938 von den in Österreich einmarschierten Nazis in den Tod getrieben wurde. Sie erzählt von seiner Kindheit in ärmlichen Verhältnissen, von seinen Eltern und Geschwistern, von seinen Träumen und Wünschen, dieser Welt zu entfliehen. Mit Ehrgeiz und Fleiß schafft es Isidor in die oberen Kreise, wird Kommerzialrat, Beraters des österreichischen Staates und Multimillionär. Er liebt die schönen Künste und die Frauen, Bescheidenheit ist ihm fremd. Als die Anzeichen sich mehren, dass ein Auswandern sicherer wäre als zu bleiben, schlägt Isidor alle Warnungen in den Wind, schließlich ist er Jemand und von seiner Stellung in der Gesellschaft überzeugt. Dies erweist sich als Fehler.

Die Art und Weise der Erzählung hat mir sehr gefallen, denn die Autorin konzentriert sich nicht nur auf Isidor, sondern bezieht seine Familie, Freunde, Weggefährten und viele andere Personen in die Geschichte mit ein. Ihre penibel recherchierten Ergebnisse teilt sie mit uns und dies tut sie auf solch interessante Weise, dass es mir schwergefallen ist, das Buch aus der Hand zu legen. Der Roman ist nicht chronologisch geordnet und dies machte einen großen Reiz für mich aus, den oft dachte ich, dass da eine interessante Person war, über die ich gerne mehr erfahren würde, und schon ging es mit dieser im nächsten Kapitel weiter. Was sich chaotisch anhört, war das Gegenteil davon, denn die eingefügten Geschichten ergänzten die Erzählung so wunderbar, dass jede Frage sich erübrigte und ein Gesamtbild entstand.

Vieles wusste ich aus dieser Zeit, einiges war mir aber auch neu. Es gab mehrere Stellen im Buch, an denen ich vor Emotionen überfloss und nicht wusste, wohin mit meinen Gefühlen. Ich kann mir nicht mal annähernd vorstellen, wie dies für Shelly Kupferberg gewesen sein muss, deren Familiengeschichte dies ist. Ein grandioses Debüt und ein Buch, das mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Von mir gibt es fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung.

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.