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SBS

Bewertungen

Insgesamt 362 Bewertungen
Bewertung vom 26.05.2019
Der Zopf meiner Großmutter
Bronsky, Alina

Der Zopf meiner Großmutter


gut

Guter Beginn, aber dann...

Maxim ist mit seinen Großeltern aus Russland nach Deutschland geflohen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch die Familie hat ihre Probleme beim Eingewöhnen in die neue Umgebung und die Großmutter ist eine Herausforderung an sich. Nichts machen Mäxchen oder sein Großvater richtig oder gut genug.
Hauptsächlich lese ich Thriller und Krimis, aber zwischendurch darf es auch mal was anderes sein und da schien mir das recht schmale Buch nach einer Leseprobe eine gute Partie zu sein. Zunächst fand ich es auch sehr unterhaltsam, wenn auch recht speziell. Eine solch tyrannische Großmutter wünscht man seinem ärgsten Feind nicht. Ständig redet sie den Erzähler klein und schlecht – dabei gibt es bei Mäxchen weder gesundheitlich noch kognitiv die Probleme, die die Großmutter vorgibt. Zudem blamiert sie ihn wissentlich und unwissentlich wo es nur geht. Was zu Beginn lustig und unterhaltsam ist, nutzt sich während der Geschichte ab, wirkt einfach nur noch düster und die weiteren Entwicklungen sind mir teilweise auch zu gewollt. Warum machen die Männer der Familie da einfach mit? Dann gibt es einen Twist und die Großmutter erscheint in einem ganz anderen Licht. Authentisch erschien mir das aber einfach nicht. Der Schreibstil war zunächst erfrischend anders, aber auf Dauer nicht meins, wenn er auch an sich gut lesbar war.
Zum Ende hin wurde das Buch immer uninteressanter für mich, sodass ein Abbruch eine Option gewesen wäre, wäre das Buch nicht so schmal und an sich leicht und schnell gelesen.
Da mich die erste Hälfte in Teilen extrem gut unterhalten hat und die Buchidee als solche auch gelungen fand (wenn auch die Umsetzung hintenraus weniger), vergebe ich drei Sterne.

Bewertung vom 24.05.2019
Weiße Fracht / Leander Lost Bd.3
Ribeiro, Gil

Weiße Fracht / Leander Lost Bd.3


ausgezeichnet

Leander Lost ist ein Kommissar aus Hamburg, der in Fuseta, Portugal eine Art Austauschjahr absolviert. Als Asperger hat es Lost nicht immer leicht, aber in Fuseta und mit seinen portugiesischen Kollegen, die ihn auch gerne mal heimlich als „Senhor Léxico“ betiteln, kommt er weitgehend gut bis sehr gut zurecht. Nun ermittelt das Team in einem Fall, der immer verzwickter zu werden scheint. Ein Alt-Hippie und eine Lehrerin sind tot – hängt das zusammen? Wenn ja wie und gibt es einen Zusammenhang mit anderen ungelösten Fällen?
Der Schreibstil ist rund, flüssig und man fliegt nur so durch die Seiten. Sowohl das portugiesische Lebensgefühl, als auch die Beschreibungen der Gegend haben ein gewisses Fernweh geweckt, wenn ich auch noch nie in Portugal war und es um ehrlich zu sein auch nicht auf meiner Reiseliste sehr weit stand. Ein Ermittler mit Asperger ist mir bis dato noch nicht untergekommen, aber es war auf mehreren Ebenen absolut gelungen. Einerseits lernt man die Andersartigkeit in vielen Belangen besser kennen, sie sorgt für lustige, amüsante Momente (ohne Betroffene ins Lächerliche zu ziehen!) und für die Lösung des Falls sind Losts Fähigkeiten auch ganz entscheidend. Er ist ein besonderer Charakter, aber oder deshalb auch extrem liebenswert. Auch ohne die Vorgängerbände zu kennen, habe ich einen sehr guten Eindruck von ihm gewinnen können und allein ihm zuliebe werde ich die Reihe natürlich fortsetzen müssen. Doch auch seine Kollegen Graciana und Carlos sind sehr herzlich und tun alles, um ihren Lost in Fuseta zu halten. Nicht selten zum besten Vergnügen für den Leser…
Selten habe ich einen Krimi gelesen, der irgendwie auch ein Wohlfühlbuch war. Es mag seltsam klingen, aber genau so habe ich empfunden. Daher war auch zu Beginn die Spannung an mancher Stelle zwar ziemlich überschaubar, aber das störte nicht im Geringsten. Hintenraus wird es dann auch noch sehr spannend und dramatisch, aber auch in den ruhigeren Phasen habe ich das Buch sehr genossen.
Für mich war es das erste Zusammentreffen mit Lost und seinen portugiesischen Kollegen, aber ganz sicher nicht das letzte. Entsprechend empfehle ich diesen Krimi vor schöner Kulisse und mit interessanten Charakteren gerne weiter!

Bewertung vom 20.05.2019
1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1
Natt och Dag, Niklas

1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1


sehr gut

Brutaler historischer Krimi

Stockholm im Jahr 1793: Die furchtbar entstellte und verstümmelte Leiche eines Mannes wird im Fatburen gefunden. Wer ist das Opfer und warum hat man ihm nach und nach die Extremitäten entfernt? Cecil Winge und Jean Michael Cardell versuchen das Opfer zu identifizieren und den Täter zu finden – doch sie stehen vor zahlreichen Schwierigkeiten und gefährlich ist die „Ermittlung“ obendrein. Stockholm zu jener Zeit bietet aber auch fernab von Ermittlungen eine Vielzahl von Fallstricken. Elend, Krankheit, Sadismus, Brutalität und dergleichen scheinen überall zu lauern.

Ein historischer Krimi, der seines Gleichen sucht! Zu Beginn musste ich mich ein wenig an die Figuren und den sehr bildhaften und daher relativ langsamen Schreibstil gewöhnen, aber dann war die Geschichte über sehr weite Strecken einfach nur grandios. Der Autor schildert die vier Jahreszeiten von 1793, als in Schweden einiges los war. Immer wieder blicken die Figuren auch zurück, um ein tieferes Verständnis zu ermöglichen.

Besonders erwähnenswert sind hier der todkranke Winge und Häscher Cardell, mit denen man wirklich mitfiebert. Zunächst erschienen mir beide nicht sonderlich sympathisch und irgendwie hatte ich Zweifel, dass ich zu den Figuren einen Bezug bekomme - doch das Gefühl verschwand plötzlich.
Der Schreibstil ist gut lesbar, aber gelegentlich auch recht langatmig. Gefallen haben mir die zahlreichen Andeutungen, die beim Leser für Spekulationen sorgen und Fährten, die früher oder später zum Ziel führen. Ich finde auch den Zeitgeist sehr gut getroffen und die Not, die manche Menschen zu erleiden hatten, war schier greifbar.

Allerdings und das muss man ganz deutlich sagen: Das Buch ist ganz sicher nichts für Zartbesaitete! Immer und immer wieder geschehen Dinge, die einfach zur Vorstellung jener Zeit passen und teils an Brutalität nicht zu überbieten sind. Ein Menschenleben hatte damals ziemlich offensichtlich noch einen anderen Stellenwert, als das heute der Fall ist (um es mal vorsichtig auszudrücken). Außerdem nimmt der Autor auch kein Blatt vor den Mund und legt seinen Figuren manches "böse" und unanständige Wort in den Mund.


Die Tathintergründe hatte ich so nicht erwartet, aber sie waren nachvollziehbar und stimmig. Besonders gefiel mir, dass die scheinbar losen Fäden zum Ende hin alle miteinander gekonnt verbunden wurden. Zum Verständnis benötigt man nicht zwingend Kenntnisse über die schwedische Geschichte.

Weil ich manches in Mittelteil ein klein wenig zu langatmig fand, weil die Ermittlungen ziemlich in den Hintergrund rückten und der Einstieg nicht ganz so einfach für mich war, vergebe ich „nur“ vier Sterne, obwohl ich das Buch irgendwann nicht mehr aus der Hand legen wollte und echt angetan war.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.04.2019
Zu nett für diese Welt! Jetzt rede ich! / Ruperts Tagebuch Bd.1
Kinney, Jeff

Zu nett für diese Welt! Jetzt rede ich! / Ruperts Tagebuch Bd.1


sehr gut

Rupert soll eine Biografie zu seinem Freund Greg schreiben, aber so ganz gelingt das nicht. Stattdessen berichtet Rupert aus seinem eigenen Leben und bringt so manche Anekdote zum Besten, die er mit seinem besten Freund Greg erlebt.

Rupert hat seinen eigenen Stil, sowohl die Schriftart, als auch die zahlreichen schwarzweiß Zeichnungen unterscheiden sich deutlich von Gregs Tagebüchern. Auch die Erzählweise ist ein wenig anders, wenn man auch erkennt, dass die Geschichten aus der gleichen Feder stammen. Die Geschichten sind leicht verständlich, gut zu lesen und meist recht kurzweilig, sodass geübte junge Leser das Buch sicherlich auf einen Rutsch lesen. Mir erscheint auch dieses Buch besonders gelungen für lesefaule Kinder, die sich sonst nicht so gerne an Bücher wagen.

Leider haben mein Sohn und ich die Geschichte nicht ganz so überzeugend gefunden, wie Gregs Tagebücher. Ja, es ist schon witzig und unterhaltsam, aber es gab auch einige Kritikpunkte, so fanden wir beide, dass die Geschichten sowohl Greg als auch Rupert nicht so ganz gerecht werden. Ja, Greg ist ganz sicher kein Chorknabe und nutzt so manche Situation für sich aus, aber so rücksichtslos, wie er hier teilweise überkommt, kenne ich ihn nicht. Auch Rupert kommt mir viel, viel zu naiv vor – allerdings verbirgt sich dahinter auch so mancher gelungene Witz.

Gelegentlich zündete auch manche humorvolle Anekdote nicht (wie bei mir „Heissa Mama), aber das wurde dann wieder wett gemacht durch die Schilderung zum Lernpartner oder den Übernachtungsstories. Insgesamt war es nicht ganz überzeugend, aber Gregs Tagebücher sind nun mal auch eine Hausnummer und daneben kann sich Rupert einfach nicht ganz behaupten.

Rupert ist, entsprechend dem Buchtitel, viel zu nett für diese Welt und bei aller Kritik würden wir einem weiteren Perspektivwechsel erneut eine Chance geben, denn die Geschichten aus der Sicht des recht naiven, aber herzensguten Rupert haben schon ihren Reiz.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.04.2019
Liebende
Ho-seung, Jeong

Liebende


weniger gut

Das muss man mögen - ich tat es nicht!

Blauperlenauge ist ein Karpfen, der in Korea an einem buddhistischen Tempel Teil eines Windspiels ist und dort nicht zufrieden ist, also macht er sich auf, um seinem Dasein mehr Sinn zu verleihen.
Poetisch oder schon zu pathetisch - Ich weiß es auch nach ein paar Tagen zwischen dem Beenden des Büchleins und der Bewertung noch nicht. Was ich aber weiß – begeistert hat mich das Buch nicht. Es konnte mich von Beginn an einfach nicht richtig erreichen und ich war froh, dass es so ein schmales Büchlein ist, sonst hätte ich es wahrscheinlich gar nicht beendet. Gerade als der Kitsch so richtig einsetzt, hätte ich es wahrscheinlich, wäre es deutlicher mehr als knapp die 130 Seiten gewesen, mal eine Weile zur Seite gelegt und wahrscheinlich dort einige Zeit versauern lassen. Es ist an sich gut verständlich und die Themen sind nicht uninteressant, aber es war vielleicht auch einfach zu viel Stoff für zu wenige Seiten.
Immerhin ist der Sinn der Fabel leicht zu erkennen und manches stimmte mich auch nachdenklich, sodass das Buch kein kompletter Reinfall war, aber zum Ende hin wurde es immer mehr wieder extrem vorhersehbar und was ich am Ende aus der Geschichte rausgelesen habe, entspricht so gar nicht meinem Weltbild (ich möchte an der Stelle nicht mehr schreiben, um nicht zu viel zu verraten).
Sehr poetisch, mit Einblicken in die Ansichten aus dem fernen Osten. Wer es mag – ich gehörte nicht so richtig dazu. Dagegen mochte ich aber die Illustrationen sehr, doch die reißen es auch nicht raus.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.04.2019
Wenn du das hier liest
Adkins, Mary

Wenn du das hier liest


gut

3,5 Sterne für Mails ohne Ende

Iris erfährt, dass sie an Krebs leidet, einer Form, die so aggressiv ist, dass sie nur noch wenige Monate zu leben hat. Sie beginnt ein Blog zu schreiben und nach ihrem Tod werden ihr Chef und ihre Schwester entscheiden müssen, was sie damit machen…
Wenn du das hier liest – wirst du keinen Fließtext vorfinden, sondern eine staatliche Sammlung von Emails, Nachrichten, Blogbeiträgen und Kommentaren und zwar das ganze Buch durch. Das fand ich einerseits recht interessant und es liest sich auch sehr schnell, allerdings bleibt durch die Korrespondenz per Mail doch recht viel Distanz zu den Figuren. Zwischendurch hätte ich mir einfach mehr klassische Erzählungen gewünscht, wie man sie bei den Blogeinträgen schon in Teilen vorgefunden hat, aber die Mails waren irgendwie von Distanz geprägt. Wenngleich so mancher „Schlagabtausch“ witzig und/oder unterhaltsam war. Besonders der recht nervige Carl, hat seinen Witz und sorgt für Schwung im Leben von Smith, der nach Iris´ Tod nichts mehr richtig hinbekommt und immer tiefer abzurutschen scheint. Die PR-Agentur scheint an die Wand gefahren, dass Konto immer leer und die noch vorhandenen Kunden recht speziell…Die Hintergründe für Smiths Probleme fand ich gelungen, auch das man sie nicht direkt auf dem Silbertablett serviert bekommt, war gut. Dass Jades Leben durch die Trauer um die Schwester durcheinandergewirbelt wurde, liegt auf der Hand. Ihre Trauer ist in vielen Aspekten spürbar, aber so richtig hat es mich nicht im Herzen erreicht.
Am besten konnte ich noch einen Bezug zu Iris herstellen und dabei ist sie bereits tot. Doch mit ihrem Blog, den sie startete, als sie von der schockierenden Diagnose erfuhr, bleibt sie lebendig. In dem Buch ist sie tatsächlich die am besten greifbare Person für mich gewesen und das nicht nur, weil sie schöne Diagramme und Bildchen in ihre Beiträge eingebunden hat…
Mehr will ich zum Inhalt auch gar nicht mehr verraten. Schade ist bei der Art von Schreibstil, dass nie ein richtiger Lesefluss entstanden ist und man immer genau gucken muss, wer da gerade an wen eine Mail geschrieben hat.
Ich hatte mir erhofft, dass mich das Buch ab und an mal heftig schlucken lässt – doch habe ich darauf vergeblich gewartet. Trotzdem habe ich das Buch recht gerne gelesen, gibt es doch gut das Leben im digitalen Zeitalter wider, dass sich eben oft auf dieser und nicht der persönlichen, face-to-face-Ebene abspielt. Durch das Lesen wurde mir auch noch einmal mehr bewusst, dass man wirklich mehr den direkten und persönlichen Austausch suchen sollte, anstelle des „einfacheren“ und schnelleren Weges über die Mailkorrespondenz.

Bewertung vom 01.04.2019
Liebes Kind
Hausmann, Romy

Liebes Kind


ausgezeichnet

Bei Hypes bin ich immer recht skeptisch, aber hier hat mich einfach der Klappentext total angesprochen, also habe ich es gewagt und ich muss sagen: Zum Glück! Dieses Buch hat mich fast von der ersten Seite an so gefesselt, dass ich es kaum mehr aus den Händen legen konnte und daher vom einen Tag auf den anderen gelesen habe. Die Spannung war mit Händen greifbar und steigerte sich noch peu á peu und gerade zu Beginn, wenn noch recht viele Seiten übrig sind (und bei anderen Büchern die Geschichte an genau dem Punkt enden würde), fragt man sich stellenweise, wohin alles führen wird. Also muss man einfach weiterlesen, der Sog wird immer und immer stärker. Der Showdown war dann zwar irgendwann in ähnlicher Form absehbar und trotzdem hatte die Autorin noch Überraschungen für den Leser im Gepäck.

Interessant fand ich auch, dass das Leben der Opfer nachdem alles überstanden schien, so viel Raum einnahm. Wie fühlt man sich, wenn man die Hölle überstanden hat? Ist man einfach nur erleichtert oder wirkt es nach und wenn ja, wie einschränkend sind die Nachwirkungen? Wie gehen Eltern mit einer verschwundenen Tochter um? Was machen die Medien daraus und wie absolviert man am besten den Balanceakt mit Medien und Polizei. Was macht ein Verbrechen aus Familien? All diesen Fragen geht die Autorin gekonnt nach.

Der Schreibstil mit seinen wechselnden Perspektiven ist sehr lebendig, ansprechend und sehr rund. Kritik habe ich schlichtweg keine und das gab es in meinem Fall schon lange nicht mehr.

Ich kann dieses neue Lieblingsbuch nur jedem ans Herz legen, der gerne psychologische Spannungsliteratur liest und das auch Lesern, die es nicht so blutig mögen, denn die Autorin kommt noch mit recht wenig brachialer Gewalt aus.

Bewertung vom 29.03.2019
Nemesis / C.J. Townsend Bd.4
Hoffman, Jilliane

Nemesis / C.J. Townsend Bd.4


ausgezeichnet

wow

CJ Townsend ist zurück in Miami und hat noch immer mit den Geistern ihrer schwierigen Vergangenheit zu kämpfen. Nun hat sie die Chance gegen einen Todesclub vorzugehen, allerdings kann sie nicht den „offiziellen“ Weg gehen. Während sie noch mit sich hadert, wird ihr die Entscheidung abgenommen. Sie kann nicht zulassen, dass junge Frauen in Snuff-Videos ihr Leben lassen. CJ begibt sich auf einen Vergeltungsfeldzug.
Wow! Ich war von der ersten Seite an gefesselt, denn endlich findet das offene Ende von Argus seine Fortsetzung. Staatsanwältin CJ ist einfach eine unglaubliche Frau und in diesem Band übertrifft sie sich noch einmal selbst. Sie wieder voll in Aktion zu erleben ist einfach toll gewesen, besonders da der letzte Band schon lange zurücklag. Die Sorge, dass die Erinnerungen an die Vorgänger nur noch nebulös sind und ich vielleicht nicht „mitkommen“ würde, waren völlig überflüssig. Die Autorin schafft es die Erinnerungen zu wecken. Das liegt nicht nur an CJ, sondern auch an anderen liebgewonnenen Charakteren, wie Manny und Dominick.
Der Schreibstil ist gewohnt rund und gut zu lesen. Ich konnte und wollte das Buch nicht mehr zur Seite legen. Wird CJ alles gelingen? Wird sie den Ring zerschlagen können? Was geschieht mit ihr? Wird sie das gefährliche Spiel überleben? Der Spannungsbogen baut sich immer und immer mehr auf. Der Leser wird auf eine emotionale Berg- und Talfahrt mitgenommen, die immer mehr Fahrt aufnimmt und einem gelegentlich fast den Atem raubt. Man merkt – ich bin gegeistert! Kritik könnte ich höchstens dazu äußern, dass es typisch amerikanisch erscheint und CJ trotz (oder wegen?) ihrer Vergangenheit ziemlich nah an Wonder Woman dran ist – aber ganz ehrlich? Ich habe das erwartet und erhofft.
Der Fall an sich ist gleichermaßen spannend wie grausam. Die Hintergründe sind schier unfassbar und man mag sich gar nicht vorstellen, dass es sowas tatsächlich geben könnte.
Wer die Vorgänger nicht kennt, wird zwar mit dem Buch klar kommen, weil es einige Rückblenden gibt – allerdings ist es absolut zu empfehlen sich an die Reihenfolge zu halten.

Bewertung vom 25.03.2019
Die Farben des Feuers / Die Kinder der Katastrophe Bd.2
Lemaître, Pierre

Die Farben des Feuers / Die Kinder der Katastrophe Bd.2


sehr gut

Madeleine Péricourts Vater war in den 1920er der Leiter des familieneigenen Bankimperiums und recht erfolgreich. Mit dessen Tod gerät Madeleines Leben aus den Fugen. Nicht genug, dass ihr Mann im Gefängnis sitzt und der Sohn mit den schlimmen Folgen eines Unfalls zu kämpfen hat – nein, die Männer in ihrem Umfeld betrügen und belügen sie, sodass Madeleine alles verliert. Doch Madeleine lässt sich das nicht einfach gefallen, sondern sinnt auf Rache…

Der Einstieg ins Buch lief mir ein wenig schwer. Die Geschichte hatte es gleich ziemlich in sich, aber an den etwas sehr dichten Schreibstil, die Ironie und den Sarkasmus musste ich mich erst gewöhnen – als das gelungen war, konnte ich dafür kaum genug von dem Buch bekommen und bin nur so durch die Seiten geflogen. Besonders gut gefiel mir der Erzähler, der sich nicht selten direkt an den Leser wendet.
Man hofft und bangt mit Madeleine und ihrem Sohn Paul, wird nicht selten von den Entwicklungen überrascht und bekommt immer mehr den Wunsch, dass Madeleines Racheplan auch richtig aufgeht, selbst wenn man von Rache an sich nicht so viel hält. Der Autor schafft es authentisch aus dem Frauchen Madeleine eine gestandene Frau zu machen, auch die anderen Charaktere haben teilweise eine Tiefe, die man so gar nicht erwartet hat. In diesen Tiefen lauern nicht selten rabenschwarze Geheimnisse, die den Rachewunsch nur noch verstärken.

Die Atmosphäre finde ich gelungen dargestellt, man wird verhältnismäßig selten mit Bankgeschäften konfrontiert und wenn, dann ist es auch verständlich und nachvollziehbar. Ob die Rache gelingt, wie sich Paul, der mir immer mehr ans Herz wuchs, entwickelt und wie tief der Sumpf aus Korruption und Manipulation ist, soll der Leser selbst herausfinden.

Ich empfehle das Buch auf jeden Fall gerne weiter!

Bewertung vom 18.03.2019
Bestimmt schön im Sommer
Fleißig, Marlene

Bestimmt schön im Sommer


schlecht

Den Kontrast von depressiver Stimmung und farbenfrohem Cover fand ich zu krass. Gewöhnlich nehme ich Cover nicht so extrem wichtig, aber hier ist es einfach notwendig darauf hinzuweisen, dass das einfach absolut nicht die Stimmung im Buch widerspiegelt. Auch die Ankündigung eines "berührenden" wie "humorvollen" Romans, finde ich so nicht zutreffend.

Der versprochene Humor war für mich – mit einer Ausnahme – schlicht nicht vorhanden. Berührend war das Buch auch nur bedingt, denn das Grundthema lässt den Leser sicher nicht so einfach kalt, aber in der Umsetzung fand ich es einfach wenig überzeugend. Vieles wirkte auf mich angedacht und angefangen, aber nicht beendet. Zwischen den kurzen Kapiteln gab es auch immer wieder kleine Lichtblicke, die auf eine Wendung hoffen ließen, aber die blieb dann doch aus. Letztlich ist die Aussage des Buches oder die Intension der Autorin für mich nicht erkennbar. Ich habe statt einer humorvollen Umsetzung nur eine deprimierende Stimmung vorgefunden, die immer mehr Widerwillen gegen das Buch erzeugte. Spaß habe ich irgendwann schon gar nicht mehr erwartet, aber zumindest Interesse an der Geschichte hätte geweckt werden sollen – in meinem Fall: Fehlanzeige.

Immer wieder habe ich zurückgeblättert, fragte mich, ob ich etwas überlesen oder nicht auf Anhieb verstanden habe, aber da war einfach nichts. Natürlich kann man vom Leser ein wenig mitdenken erwarten und/oder Interpretationsspielräume bieten, aber das der Leser sich die Geschichte anhand der, auch am Ende nicht zusammengeführten Fragmente, selbst zusammenreimen soll – nein, so ein Buch habe ich nicht erwartet und ich verlor auch immer mehr die Lust mich damit auseinanderzusetzen. Glücklicherweise ist es ein dünnes Büchlein, welches man schnell durchgelesen hat (wenn man irgendwann aufgibt ständig nach eigenen Versäumnissen oder Missverständnissen beim Lesen zu suchen).

Dazu konnte ich auch mit den äußerst blassen Charakteren und ihren Beziehungen zueinander nichts anfangen.

Man erkennt, selbst wenn ich nie das Cover gesehen oder den Klappentext gelesen hätte, das Buch einfach nicht überzeugt hätte. Nimmt man dazu die enttäuschten Erwartungen, kann es nur eine Wertung geben.

So leid es mir tut, das Buch hat mich einfach bis auf ganz wenige Seiten oder vielmehr Szenen nicht überzeugen können, entsprechend kann ich es auch nicht empfehlen.