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Midnight-Girl
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NRW

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Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2018
Ein Augenblick für immer. Das erste Buch der Lügenwahrheit / Lügenwahrheit Bd.1
Snow, Rose

Ein Augenblick für immer. Das erste Buch der Lügenwahrheit / Lügenwahrheit Bd.1


gut

June hat sich entschlossen ihr Abschlussjahr in Cornwall bei ihrem Onkel und ihren Cousins zu verbringen. Nach einer leicht holprigen Ankunft ist sie schier überwältigt, schließlich ist alles anders als in ihrer Erinnerung. Schon bald kann June neue Bekanntschaften und sogar Freundschaften schließen, wodurch das Heimweh merklich abklingt, doch immer wieder geschehen seltsame Dinge, die rational nicht zu erklären sind. Plötzlich jedoch spürt June eine persönliche Veränderung, die ungeheuerliches ans Licht bringt…

Wer würde nach einer Trennung nicht die Gelegenheit ergreifen sich Abstand zu verschaffen, vor allem, wenn der Aufwand äußerst gering ist? Doch zu diesem Zeitpunkt kann noch niemand ahnen was June in Cornwall bevor- und wem sie schon bald gegenübersteht. Es scheint fast als seien die geheimnisvollen Legenden doch nicht nur Hirngespinste. Für den Leser stellt sich die Frage der Rationalität eigentlich gar nicht, sondern eher die, wann nun endlich konkret auf die uralten Gaben eingegangen wird.

Denn zunächst plätschert das Geschehen eher ein wenig vor sich hin. Es kommt zu diversen Wiederholungen, zwar nicht direkt inhaltsgleich, doch aber in Aufbau und Verhalten der agierenden Personen. Auf Dauer wird man ob des Gefühlschaos’, das June zweifelsohne umtreibt, müde und hofft auf baldige Erlösung, so dass die Handlung endlich vorangetrieben wird. Sicherlich handelt es sich hier um den Auftakt einer Trilogie, nichtsdestotrotz sollte ein bisschen mehr drin sein.

Dass das Autorenduo anders kann, beweist es dieses Mal leider erst im letzten Viertel, als das Tempo plötzlich angezogen und die Spannung gesteigert wird. Endlich gibt es konkretere Hinweise auf magische Elemente, die schon die ganze Zeit über das Geschehen lenken, aber niemals direkt zur Sprache kommen, obwohl sie Hauptbestandteil der Geschichte sind. Zu diesem Zeitpunkt wird der Leser schlussendlich doch noch vollends in den Bann gezogen und für einiges entschädigt, denn die Ereignisse überschlagen sich nun fast. Auch wenn die romantischen Aspekte natürlich durchaus wichtig sind, wäre ein bisschen weniger in diesem Fall dennoch mehr gewesen.

Die hohen Erwartungen konnte der Auftakt leider nicht erfüllen, dennoch möchte man nun, allein auf Grund des spektakulären Verlaufs zum Schluss, wissen wie es weitergeht und hofft auf einen peppigeren zweiten Band.

Bewertung vom 23.09.2018
Intrigen an der Côte d'Azur / Kommissar Duval Bd.2 (4 Audio-CDs)
Cazon, Christine

Intrigen an der Côte d'Azur / Kommissar Duval Bd.2 (4 Audio-CDs)


sehr gut

Léon Duval und seine Kollegen erwarten in der Nachsaison eigentlich kaum noch Aufregung – und schon gar keine Leiche. Doch plötzlich kommt noch ein Diebstahl im Hotel Beauséjour hinzu, wodurch es innerhalb der Polizei deutlich hektischer zugeht. Schließlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass ein Zusammenhang zwischen den Ereignissen besteht. Vor allem aber vermag niemand sagen zu können welche Aktionen der oder die Täter noch geplant haben.

Nach den recht aufreibenden Gegebenheiten während der Festspiele in Cannes könnte man tatsächlich meinen in der Nachsaison würde es ungleich ruhiger zugehen. Doch da irrt nicht nur der Commissaire gewaltig. Eine verworrene Geschichte erwartet ihn und den Hörer, denn zunächst scheint kein Element zum anderen zu passen, eine Verbindung offenbart sich schon gar nicht. Doch Duval setzt sich das ein oder andere Mal über konkrete Anordnungen hinweg und ebnet so den Weg zur Lösung des Falls. Nicht immer ist man mit diesen Alleingängen einverstanden, häufig erscheint das Risiko einfach zu hoch, und doch muss man zugeben, dass Duval den richtigen Riecher und Mumm hat.

Im Gegensatz zum ersten Fall wird dieser zweite von Gert Heidenreich gelesen. Sicherlich muss man sich zunächst umstellen, vor allem wenn die Bände kurz hintereinander gehört werden, nichtsdestotrotz hat man sich schnell eingefunden in die atmosphärische Lesung, die die Stimmung von Land und Leuten sofort auf den Hörer überträgt. Jeder Figur liegen bestimmte Eigenheiten zugrunde, die sie auf gewisse Weise ausmachen, und auch diese erfahren eine authentische Darstellung.

Inhaltlich scheint es als würde die von den Polizisten erhoffte Ruhe zunächst auf die Ermittlungen übertragen, da diese mehr und mehr ins Stocken geraten oder sich im Kreis drehen. Sicherlich hat dies auch einiges mit dem Schweigen diverser Personen zu tun, die durchaus hilfreiche Beiträge liefern könnten, zu oft aber wird das Verhalten einfach so hingenommen. Erst als Duval sich auf sein Können besinnt, rückt die Aufklärung des Falls in den Fokus, die Prioritäten werden deutlich verschoben. So entwickelt sich auch nach und nach ein Spannungsgefüge, aus dem der Hörer nur schwerlich ausbrechen kann. Allerdings ist es auch dann noch nicht vorbei, wenn der letzte Ton verklungen ist…

Bewertung vom 15.09.2018
Morgan & Bailey - Töte deinen Nächsten

Morgan & Bailey - Töte deinen Nächsten


ausgezeichnet

Zur Abwechslung einmal auf eine fiktive Verbrecherjagd zu gehen, erscheint Pfarrer Morgan und Pastorin Bailey genau das richtige zu sein, weshalb sie die Einladung Dr. Ruben zu einem Krimi-Dinner zu begleiten, gerne annehmen. Dieses findet auf einer abgelegenen Insel statt, das Ambiente schaurig echt gewählt. Dann aber kommt es tatsächlich zu einem realen Mord und schnell ist klar: Der Täter befindet sich nicht nur auf der Insel, sondern unter den Anwesenden. Das himmlische Duo fackelt nicht lange und macht sich sofort auf die Suche nach dem Schuldigen.

Dass Rose und Charles einmal Freizeit haben würden, wäre wohl im Sinne der Beteiligten, nicht aber des Hörers, dem sofort klar ist – auch ohne zuvor die Inhaltsangabe gelesen zu haben – dass nicht alle Personen den Aufenthalt auf der Insel überleben werden. Doch wen es trifft, wer der Verantwortliche ist und wer möglicherweise zum Kollateralschaden wird, ist ungewiss.

Gewiss jedoch braucht man sich die ein oder andere Frage nicht lange stellen, denn schon bald geraten die Gemüter in Aufruhr, das Krimi-Wochenende droht in ein Desaster auszuarten. Der Vorteil der Location ist natürlich, dass man ungestört ist, zudem kann niemand weg, aber auch keine Hilfe hin. So sind die Protagonisten auf sich allein gestellt, immer mit dem Wissen im Hinterkopf, dass ein Mörder unter ihnen zu finden ist. Vollkommen verständlich, wenn einen diese Situation an die psychischen Grenzen bringt.

Ein nicht minder belastender Druck legt sich sofort auf Morgans und Baileys Schultern, denn ihnen ist natürlich sofort klar, dass der Mord schnellstmöglich aufgeklärt werden muss. Mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln beweisen sie somit einmal mehr, dass eine gute Beobachtungs- und Kombinationsgabe unabdingbar sind. Mit dem richtigen Gespür bringen sie den Täter erneut in Bedrängnis. Doch wird er ihnen wirklich ins Netz gehen? Vor interessanter Kulisse erhält der Hörer ein abermals spannendes Schauspiel geboten, das bis zum letzten Akt nicht alle Details preis gibt.

Bewertung vom 15.09.2018
Geheimnis im Geisterwald / Die drei Magier Bd.2
Bornstädt, Matthias von

Geheimnis im Geisterwald / Die drei Magier Bd.2


sehr gut

Conrad, Mila und Vicky sinnieren gerade darüber, dass sie schon viel zu lange nicht mehr in Algravia waren, da erreicht sie ein Hilferuf, dem sie natürlich umgehend nachkommen. Sämtliche Geister sind aus ihrem Zuhause geflohen und haben sich in Fias Mühle eingenistet. Zu viel Angst haben sie vor ihrem angestammten Wald, denn dort wütet ein furchtbares Monster. Genau die richtige Aufgabe für die drei Magier, die sich unerschrocken auf den Weg machen, um dem Übeltäter Einhalt zu gebieten. Dass ihnen allerdings jemand aus der realen Welt nach Algravia gefolgt ist, haben sie übersehen…

Der Hilferuf erreicht die drei Freunde gerade zur rechten Zeit, glaubten sie schon die Bewohner Algravias würden inzwischen ganz gut alleine klar kommen und ihre Probleme selbst lösen. Dass dem jedoch nicht so ist wird schnell klar, sobald sie sich in Fias Mühle ein- und ein seltsames Bild vorfinden. Die Gespenster, die eigentlich für Gruselaktivitäten zuständig sind, haben Angst vor einem Waldmonster, dass sie aus ihrem Heim vertrieben hat. Klare Sachen, dass Mila, Conrad und Vicky sich der Mission sofort annehmen. Der Leser flitzt sogleich hinterher, schließlich scheint dies ein spannendes Abenteuer zu werden, in dem es nicht nur für Algravias Bewohner zu Überraschungen kommt.

Auch wenn noch einmal kurz erläutert wird wer die drei Magier sind und was ihre Aufgabe ist, so ist es doch schöner, wenn man bereits den Auftaktband gelesen hat. So fühlt man sich bei der Rückkehr in die andere Welt gleich wie zu Hause und hat keine Scheu vor den seltsamen Figuren, die einem durchaus über den Weg laufen können. In erster Linie geht es jedoch um die ängstlichen Geister, die eigentlich nur zurück in ihren Wald wollen, das dort lauernde Monster aber fürchten. Während die Magier die Spur aufnehmen hat der Leser bereits eine Idee was sich hinter den komischen Aktivitäten verbergen könnte. Schade, dass man seinen Verdacht nicht den Protagonisten mitteilen kann.

Andererseits wäre das Abenteuer dann nur noch halb so lustig und schon gar nicht mehr spannend, schließlich würden die Figuren ganz anders agieren. So aber verfolgt man gebannt den Weg der Freunde. Dieser ist mit zahlreichen Stolpersteinen gespickt, die sie nicht immer umgehen können, aber doch mit Bravour meistern, oft mit Geschick, hin und wieder aber auch durch Glück und Zufall. Nichtsdestotrotz bleibt es bis zum Schluss spannend, ob die eigene Theorie tatsächlich der Wahrheit entspricht und welche Lösung schlussendlich gefunden wird, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Wie schon der erste Band sind auch hier wieder liebevolle Illustrationen zu finden, die das Gelesene visuell untermalen und einen Eindruck Algravias vermitteln. Trotz relativ geringem Umfang bringt der Autor einiges an Inhalt unter, der eine zielgruppengerechte Darstellung erfährt, aber auch für Erwachsene noch immer interessant ist. Im Grunde möchte man sich gar nicht von Fia und den anderen verabschieden, sondern direkt dort bleiben – das nächste Abenteuer wartet schon.

Bewertung vom 15.09.2018
Käpt'n Konny in der Klemme und weitere Abenteuer
Ferenczy, Sándor

Käpt'n Konny in der Klemme und weitere Abenteuer


ausgezeichnet

Es geht nostalgisch zu bei dieser aktuellen Produktion von DAV. Vier Hörspiele, entstanden zwischen 1959 und 1968, aus der Feder von Sándor Ferenczy vereint auf einer CD. Obwohl sie gesammelt gerade eine knappe Stunde umfassen, möchte man fast meinen sie besäßen mehr Inhalt als manch opulentes Werk der Neuzeit. In erster Linie stehen aber natürlich auch hier Spannung und Unterhaltung im Vordergrund.

Der Hörer begleitet nicht nur den titelgebenden Käpt’n Konny, sondern auch Scotland Yard, die Hamburger Polizei und Polizeihund Rex auf ihrer Verbrecherjagd. Da zeigt sich einerseits die Bandbreite der Ganoven, die es zu stoppen gilt, aber auch die unterschiedlichsten Ermittlungsansätze. Natürlich geht es auf Grund der Kürze der Zeit schneller und rasanter zur Sache, da wird nicht erst stundenlang diskutiert und theoretisiert.

Trotz dessen, dass die Hörspiele bereits vor über 50 Jahren entstanden und manche Methoden möglicherweise antiquiert erscheinen, fiebert der Hörer doch von Anfang bis Ende mit. Denn vorhersehbar sind die Ereignisse in den meisten Fällen nicht, so dass neben der Neugierde auch die eigene Spürnase zum Einsatz kommt, um die Verbrecher möglichst vor der Polizei zu schnappen – was natürlich für sich genommen schon utopisch ist.

Diese aufwendig inszenierten und mit einem großartigen Sprecherensemble besetzten Hörspiele gehören keineswegs zum alten Eisen, sondern in jedes CD-Regal eines passionierten Hörers, ganz gleich welcher Generation. Kaum dass die Stunde vorbei ist, möchte man sogleich von vorne beginnen, denn man wird bei jedem Hören weitere Details entdecken, die einem zuvor verborgen blieben.

Bewertung vom 08.09.2018
Walter muss weg / Frau Huber ermittelt Bd.1
Raab, Thomas

Walter muss weg / Frau Huber ermittelt Bd.1


sehr gut

Nach nunmehr dreiundfünfzig Ehejahren sollte sie nun endlich kommen: die Freiheit. Nur noch Walters Leiche unter die Erde bringen dann hätte Hanni Huber ihre Ruhe. Doch beim Begräbnis der Schock – der Sarg rutscht ab, der Deckel öffnet sich und offenbart den Bestatter selbst anstatt des eigentlich Verblichenen. Und überhaupt, was macht diese fremde, vollkommen aufgelöste, Frau am Grab ihres Walters? Hannelore Huber spürt, dass in Glaubenthal eine Verschwörung im Gange ist, der sie selbst auf die Schliche kommen muss…

Nur noch ein letzter Akt, dann wäre der Schritt ins Witwen-Dasein geschafft und Frau Huber könnte sich aufopfernd und ausgiebig um ihren Garten kümmern. Doch dann kommt alles ganz anders und auch der Leser spürt sofort, dass etwas im Argen liegt, dem selbst nachgegangen werden muss, auf die Polizei ist in dem Fall nicht unbedingt Verlass. Zunächst allerdings bedarf es einer kurzfristigen Eingewöhnungsphase, der Autor, seines Zeichens Österreicher, erwischt nicht nur die dargelegte Situation, sondern auch den Leser eiskalt. Stilistisch auf den ersten Blick anstrengend anmutend, bekommt man mehr und mehr ein Gefühl für die sprachlich treffenden Beschreibungen, knackig platzierten Dialoge und mitunter bitterbösen Bemerkungen.

Spannend und gleichzeitig nebulös, was die Auflösung der Scharade angeht, gestaltet sich ein Schauspiel, in dem vermutlich nicht einmal die Figuren selbst alle Schritte kennen. Auch der Leser, einem Zuschauer gleich, wird mal in die eine, mal in die andere Richtung bugsiert. Bereitwillig lässt man dies geschehen, immer in der Hoffnung endlich einen Hinweis auf die wahrhaftigen Ereignisse zu erhaschen. Doch Thomas Raab ist nicht bereit so einfach für Klarheit zu sorgen, da wartet noch ein ganz besonderes Schmankerl zum Finale.

Mit „Frau Huber ermittelt – Der erste Fall“ betitelt, lässt sich mehr als nur vermuten, dass es ein Wiedersehen mit Hanni und den anderen Bewohnern Glaubenthals geben wird. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht wieder eine falsche Leiche im Sarg liegt, eine solche Aufregung hält das stärkste Dorf nicht zweimal aus.

Bewertung vom 08.09.2018
Wölfe im Münsterland
Gronover, Sabine

Wölfe im Münsterland


sehr gut

Eine Wolfssichtung und eine tote Ziege schüren die Ängste der Bewohner Oeldes im Münsterland. Als kurze Zeit später die Leiche einer jungen Frau gefunden wird und wieder einige Spuren auf den Wolf deuten, ist es mit der Beherrschung vollends vorbei. Die Schwiegermutter des Opfers ahnt, dass es hier jedoch eigentlich um etwas ganz anderes geht, Geheimnisse, die sie jahrzehntelang gut verschlossen bewahrt hat. Nun scheint die Vergangenheit sie eingeholt zu haben…

Urängste sind im Menschen verankert und können häufig gar nicht kontrolliert werden, so gern man dies auch würde. Die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland ist ein aktuelles, viel und kontrovers diskutiertes Thema, das hier gekonnt mit der Geschichte verwoben wird und aufzeigt welche Verhaltensmuster sich auf Grund (falscher) Annahmen ergeben können. Doch auch Menschen können ganz klar charakterliche Eigenschaften besitzen, die Wölfen häufig zugeschrieben werden. Sollte man diese dann nicht auch verbannen? Definitiv eine Thematik über die es lohnt einmal mehr nachzudenken.

Die Ermittlungen den eigentlichen Fall betreffend gestalten sich schwierig, denn dieser ist nicht nur per se undurchsichtig, es gibt auch die ein oder andere Person, die durchaus mehr zu sagen hätte, aber lieber schweigt. Dadurch gibt die Polizei zwar ihr Bestes, stochert aber im Grunde mehr im Dunkeln als ihnen selbst lieb ist. Der Leser erhält zwar die ein oder andere weiterführende Information, dennoch ergibt sich kein klares Bild für Motiv und Tat. Verdächtige gibt es einige, doch eine lückenlose Beweiskette lässt sich nicht aufzeigen.

Obwohl die Handlung häufig zu stagnieren scheint, sei es durch Behinderung diverser Figuren oder einfach auf Grund fehlender Neuigkeiten, baut sich unterschwellig kontinuierlich Spannung auf. Man spürt die aufgeladene Atmosphäre im weiteren Verlauf immer deutlicher, so dass die Neugierde geschürt und der Ermittlerinstinkt angefacht wird. Inwiefern sich die Auflösung schlussendlich mit den eigenen Vorstellungen deckt muss natürlich jeder für sich herausfinden, aber die ein oder andere Überraschungen dürfte jeder erleben.

Bewertung vom 02.09.2018
Solsidan - Von wegen Sonnenseite - Staffel 1
Solsidan (Sonnenseite)

Solsidan - Von wegen Sonnenseite - Staffel 1


sehr gut

Alex hatte sich alles bereits so schön ausgemalt als er gemeinsam mit seiner hochschwangeren Freundin Anna zurück in sein Elternhaus zieht. Doch die erste Hürde ergibt sich sogleich, denn seine Mutter möchte gar nicht ausziehen, sondern lieber gemeinsam mit der jungen Familie unter einem Dach hausen. Anna sieht das Ganze ein wenig anders… Das ist allerdings erst der Beginn einer ganzen Reihe von Komplikationen, die das Leben im ehemaligen Heimatort bitterschön gestalten.

Comedy aus Schweden? Wenn man im Zusammenhang mit Filmen und Serien an dieses Land denkt, so hat man zunächst düstere Begebenheiten, unendliche Weiten und kühle Brisen vor Augen. Dass es aber auch anders geht zeigt „Solsidan“ mit einer Vehemenz, die man Land und Leuten vermutlich nicht unbedingt zugetraut hätte.

Sicherlich muss man zunächst einen gewissen Zugang zu den Charakteren und der Gesamtsituation finden. Doch ist man erst einmal angekommen, zeigt sich, dass die Vorstadtidylle nur ein schöner Traum von Alex und Anna war, in Wahrheit gibt es knallhartes Konkurrenzverhalten und Missverständnisse so weit das Auge reicht, egal ob untereinander oder im Zusammenspiel mit Freunden und Bekannten. Bissige Kommentare, trocken und ernsthaft platziert, bringen die Situation häufig auf den Punkt. Sarkasmus und ein gesundes Maß an Selbstironie runden die skurrilen, zum Teil sogar makabrem, Erlebnisse, gekonnt ab. Gleichzeitig bleibt dem Zuschauer aber hin und wieder auch das Lachen im Halse stecken, wird man sich über die vorherrschende Situation erst einmal wirklich bewusst.

Nichtsdestotrotz soll die Serie natürlich in erster Linie unterhalten, und das gelingt wunderbar. Die einzelnen Folgen hätten ruhig noch einen Ticken länger sein können, obwohl in knapp 22 Minuten extrem viel Input gegeben wird. Inwiefern der deutsche mit dem schwedischen Humor konform geht muss jeder für sich herausfinden, es schadet jedoch nicht, wenn man sich einfach überraschen lässt und offen an die Sache herangeht.

Die einzelnen Rollen scheinen den Schauspielern auf den Leib geschneidert, man kauft ihnen ihre – manchmal kauzigen – Eigenheiten absolut ab und echauffiert sich recht schnell über das ein oder andere Verhaltensmuster, in der Hoffnung etwas daran ändern zu können, obwohl dies natürlich nicht geht. „Solsidan“ – eine Serie mit Potential und Suchtfaktor, der darauf drängt, dass auch weitere Staffeln bald mit deutscher Tonspur erhältlich sind.

Bewertung vom 02.09.2018
The House - Du warst nie wirklich sicher
Lelic, Simon

The House - Du warst nie wirklich sicher


gut

Eigentlich ist es zu schön um wahr zu sein als Syd und Jack tatsächlich den Zuschlag für das Haus erhielten, das sie als ihr gemeinsames Zuhause auserkoren hatten. Doch das unbestimmte Gefühl, dass etwas nicht stimmt, wurde schnell zur Seite geschoben. Warum sollten sie nicht auch einfach mal Glück haben? Als allerdings hinter dem Haus plötzlich eine Leiche gefunden wird, können die Anzeichen nicht mehr ignoriert werden…

Syd und Jack erstatten dem Leser gewissermaßen Bericht, denn sie erzählen immer abwechselnd von ihren Erlebnissen, die, wie sich herausstellt, nicht einmal der jeweils andere immer in Gänze kennt. Somit ergibt sich gleichzeitig ein Gespräch zwischen den Protagonisten, ohne dass diese jedoch konkret miteinander kommunizieren. Ein wenig schräg, aber doch interessant und intelligent gestaltet, obwohl man natürlich weiß, dass man so ausschließlich auf objektive Betrachtungen angewiesen ist und es kaum eine Möglichkeit der Verifizierung des Gesagten gibt. Natürlich ist man dadurch auch zeitweise wirren Gedankengängen und -sprüngen ausgesetzt, die augenscheinlich nicht immer miteinander zusammenhängen.

Die Ereignisse, die sich im und rund ums Haus abspielen erscheinen wie eine perfide Strategie den Adressaten mürbe zu machen. Dennoch ist der Leser sich nicht sicher, ob es sich um tatsächliche Vorkommnisse oder zahlreiche Hirngespinste handelt, schließlich fehlen häufig glasklare Beweise. Auch die Polizei, die im Laufe des Geschehens eine immer größere Rolle einnimmt, kommt zu keinem eindeutigen Ergebnis. Doch trotz dessen, dass es inhaltlich einige nervenaufreibende Elemente gibt, fehlt es dem Geschehen an spannungsgeladener Atmosphäre. Man liest die Einträge von Syd und Jack als das was sie sind – die Wiedergabe diverser Fakten, die sich mehr oder minder aneinanderreihen. Dadurch kommt man zwar der Lösung mit der Zeit immer weiter auf die Spur, vermisst aber die thrillertypische Stimmung.

Entsprechend ist auch der Abschluss weniger überraschend als erhofft. Die hohen Erwartungen, die man noch vor dem Lesen hatte, konnten leider nicht erfüllt werden. Einzig die kreative Darstellung in Form des Berichts führt zu einer mittelmäßigen Gesamtwertung.