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hamburger.lesemaus
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Bargfeld-Stegen

Bewertungen

Insgesamt 386 Bewertungen
Bewertung vom 04.09.2022
Vorglühen
Müller, Jan;Engler, Rasmus

Vorglühen


ausgezeichnet

Moin, habt ihr früher eigentlich auch immer vorgeglüht?


Vorglühen
Jan Müller / Ramses Engler


1994: Albert kommt zum studieren nach Hamburch. Freunde seina Eltern haben ihm ne coole Butze zur Verfügung gestellt. Nur leida ist diese in Barmbeeek und da ist ja bekanntlich der tote Hund begraben. In der Bahn lernt Albert 'nen coolen Typen kennen: Claus! Als er diesen ein zweites Mal auf'm Konzert trifft, wird das Wiedersehen erstma gebührend gefeiert, und zwar mit nem Zuch durch die Gemeindee. Wo er überall wa, weiss er nich mehr, aber irgendwann in der Naacht hat er sogar noch irgendwo 'n paar Riffs auf der Gitarre geklimpert. (Kommt ihr mit meinem Hamburger Schnodder-Slang klar? Oder soll ich ins Hochdeutsche wechseln? Nö?) Na ja, auf jeden Fall sind die neuen Kumpels von Albert begeistert und nehmen ihn prompt in ihrer Band auf.

Albert zieht kurzerhand um, in Claus seine WG nach St. Pauli - mitten auf'm Kiez. Den Eltern wird das erstmal nicht verklickert, denn Vaddern würde das sicher nicht gefallen. Und morgens zur Uni geh'n is auch viel zu früh und überhaupt.

Als Albert dann schon morgeens um 10 Uhr die erste Knolle (für nicht Hamburger: Bier) am Hals hat, 'ne Kakerlake in seinem WG-Zimmer findet, die Barmbeker Wohnung unabgestimmt an einen Messi untervermietet und zum ersten Mal in der Uni aufschlägt, und zwar gerade dann als vorlesungsfreie Zeit ist, merkt er, dass er ein kleines Problem hat.


Ups, da bin ich wieder! Ich war gerade mal für ein paar Lesestunden in Hamburg. Zurückversetzt in 1994, als ich selber dort als 23-jährige rumtobte. Allerdings in anderen Clubs.
Aber das war ja mal ein #flashback der besonderen Art! Herrlich! Und diese liebe Frau Baszak! Ein echtes Hamburger Unikat!
Das Autorenteam Müller und Engler haben hier wirklich ein besonderes Buch geschrieben. Auch wenn er meinen Musikgeschmack nicht wirklich traf, so fliegt man mit dem sympathischen Albert nur so durch die Seiten. Locker und leicht ist das Buch geschrieben. Ich konnte förmlich diese dreckige WG (wer kennt sie nicht?) vor mir sehen …
Kleinere Passagen im Musikbereich waren mir zu lang, aber sonst ein wirklich kurzweiliges Buch.

Leseempfehlung für alle, die eine a
Affinität zu Musik und/oder Hamburg in den 90er haben!
4½/ 5 und tschüss!

Bewertung vom 31.08.2022
Nachtbeeren (eBook, ePUB)
Penner, Elina

Nachtbeeren (eBook, ePUB)


gut

Streckenweise sehr gut

''Ich bin eine 35-jährige gläubige, fromme und bekehrte Mennoniten, und mein Mann ist weg. Vielleicht, um bei der Frau zu sein, die er liebt. Ich frage mich, ob einer meiner Brüder ihn töten würde, wenn ich nur den Mund aufkriegen und fragen würde.’’ (Tolino S. 32)

Nachtbeeren
Elina Penner

Die 35-jährige Nelli, ist fromm. Ein Nesthäkchen und Nachzügler, mit vier älteren Brüdern. Sie selbst wurde direkt nach ihrer Metzgerlehre, mit zwanzig Jahren, schwanger und heiratete den Kindesvater. Seitdem sie im Alter von vier Jahren nach Deutschland kam, wohnt sie in Minden und dort spricht sie mit ihrer Familie ‚Plautdietsch‘. Doch vor allem ist sie Tochter von 'Russlanddeutschen‘.

''Ich wusste, wenn ich Leuten erzählte, wo ich herkam und wer ich war, dann würden Hiesige an die russischen Schminktanten denken.
Wir waren einfach Russen, die ins Land gekommen waren, Tausende von ihnen. Wir alle tranken Wodka, konnten kein Deutsch, hatten aber deutsche Nachnamen. So stellen sich die Hiesigen das vor. So machte es Sinn. Ich erklärte immer und immer wieder, alles, auch meinen Nachnamen, meine Sprache, doch niemand hörte richtig zu. Sie lächelten verständnisvoll und nickten nur.’’ (Tolino S. 73)

Jeden Sonntag trifft sich die Familie bei 'Öma' oder bei den Brüdern, es wird gegessen und viel getrunken. Meistens sind es die selben Themen, über die sie sprechen: Über die Flucht, den Glauben und die Kartoffeln. Einst waren sie froh, nach der Flucht aus Russland, in einer Notunterkunft zu wohnen. In der Notunterkunft waren sie noch mit einer Herdplatte zufrieden gewesen. Hauptsache weg aus Russland! Doch im Laufe der Jahre schimpfen sie immer mehr auf die Deutschen, die Kartoffeln.

Nelli, lehnte einst den Glauben ab, aber nach der Totgeburt ihres zweiten Kindes, und dem Tode ihrer geliebten ‚Öma‘ wurde sie depressiv, starrte tagelang ins Leere und fand Trost im Gebet.
Als ihr Mann Kornelius ihr beichtet, dass er eine andere liebt, ist sie so verwirrt, dass sie sich am nächsten Tag nicht mehr daran erinnern kann, ob sie ihren Mann vielleicht umgebracht hat - zumindest ist er weg.

Der Debütroman von Elina Penner sprach mich mit seinem besonderen Cover sofort an. Die Schreibweise und die kurzen Sätze sind unaufgeregt, passen aber hervorragend zur Geschichte.
Besonders gut gefiel mir der Einblick in die Denkweise, ja in die Zerrissenheit der Aussiedler, nach der Flucht. Dies wird sehr gut und glaubwürdig dargestellt. Auch die liebevolle Mutter-Sohn-Beziehung gefiel mir hervorragend.
Worüber ich mich jedoch sehr gestört habe, sind die Vorurteile/Verallgemeinerungen über die Deutschen, sowie dass die Deutschen insgesamt 14 Mal als ‚Kartoffeln' bezeichnet wurden.

Fazit: Ein interessantes Debüt, mit zartem schwarzem Humor, aber auch nicht mehr.
3/ 5

Bewertung vom 30.08.2022
Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen / Die Carbonaro-Saga Bd.1
Giordano, Mario

Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen / Die Carbonaro-Saga Bd.1


sehr gut

'‘Mein Urgrossvater Barnaba Carbonaro, Sohn eines Priesters und einer Wundheilerin, hat vierundzwanzig Kinder gezeugt, einen Menschen getötet und ein Mandarinenimperium gegründet. Ein kleiner Mann mit rastlosen Augen, Analphabet, aber mit einem exzellenten Gedächtnis für Zahlen und ausstehenden Gefälligkeiten. Ein Mann mit einer Glückshaut…’’ (S.9)

Terra Di Sicilia - Die Rückkehr des Patriarchen
Mario Giordano

München 1960: Der 80-Jährige Patriarch Barnaba kommt nach München. Das erste Mal war er vor über 60 Jahren hier und hat sich dort sein grosses Imperium aufgebaut. Er ist zurück, jedoch pleite, ohne einen einzigen Lira in der Tasche. Angeblich will er nur seine Familie besuchen und ein Familienfoto machen lassen, doch ist das wirklich alles? Er erzählt Maria, seiner Enkelin, seine Lebensgeschichte mit all seinen Träumen, Begierden und Wünschen, die er als 19-Jähriger hatte.

Sizilien 1890: Der junge, 144 cm große Barnaba, Sohn eines ehemaligen Priesters (dieser Priester konnte nie die Finger von den Frauen lassen und deshalb musste er die von ihm geschwängerte Tochter des Schneiders heiraten) träumt davon, einmal reich zu sein.
Die Realität sieht jedoch ganz anders aus: Für einen Hungerlohn arbeitet er täglich von früh bis spät auf den Obstplantagen der reichen Obstbauern. Hier wird er von den Vorarbeitern geschlagen und hat am Ende des Tages kaum genug zu essen. Des Lesens und Schreibens ist er nicht mächtig, dafür kann er, wie kaum ein anderer, mit Zahlen jonglieren, doch seine Verbesserungsvorschläge werden abgetan und belächelt.
Er versucht sich ein eigenes Geschäft aufzubauen, aber Immer wieder scheitert er mit seinen Bemühungen. Barnaba ist ein wütender und stolzer Mann. Die Einzige, die an ihn glaubt ist Pina, Tochter des reichen Plantagenbesitzers Dottore Passalacqua. Durch einen Vorfall kommt es dazu, dass er nach München fliehen muss. Hier gestaltet sich sein Leben besser, doch dann steht der erste Weltkrieg vor der Tür...

Mario Giordano hat hier, abwechselnd, in zwei Erzählsträngen, die Geschichte seines Urgrossvaters aufgeschrieben. Er hat es perfekt verstanden seine Erzählungen mit Fiktion und historischen Personen auszuschmücken.
Auch wenn der Ton mal derber wurde, gefiel mir sein Schreibstil sehr. Er ist lebendig und fast zum Anfassen nah, seine Orangen konnte ich förmlich schmecken. Die Beschreibungen von den Dörfern in Sizilien, den Plantagen und Menschen sind unübertroffen.
Dennoch blieb der Roman leicht hinter meinen Erwartungen zurück: Obwohl es einen Familienstammbaum auf der ersten Seite gibt, war der Beginn ein wenig holprig und zwischendurch gab es einige Längen. Der Hauptprotagonist Barnaba, war mir schlicht unsympathisch. Wo blieb der italienische Charme? Ein kleiner Angeber, der es immer nur aufs Geld abgesehen hat und sein Glück nicht genießen konnte. Zum Ende jedoch, zog die Geschichte noch einmal richtig an und machte vieles wett.

Fazit:
Zusammengefasst ein guter Familienroman, mit kleinen Längen und eine Leseempfehlung, nicht nur für Sizilienfans, von mir.
4/ 5

Bewertung vom 28.08.2022
Lügen über meine Mutter (MP3-Download)
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter (MP3-Download)


ausgezeichnet

Toxische Ehe
''Schämst du dich nicht? Wie kann man so überhaupt kein Schamgefühl haben? Deine eigene Tochter schämt sich für dich! Friss endlich die Hälfte! Wie siehst du wieder aus? Du bist zu fett! Bei dir sind Hopfen und Malz verloren. Du hast Fettsucht! Fett und Schizophrenie, Du bist krank im Kopf! ''

Lügen über meine Mutter
Daniela Dröscher,
gesprochen von Sandra Voss

Elas Mutter ist zu dick, findet der Vater. Er beobachtet sie beim Essen, zwingt sie auf die Waage und lässt keine Gelegenheit aus, sie bloßzustellen und zu demütigen.
Dabei hat die 6-Jährige Ela überhaupt nicht das Gefühl, dass ihre Mutter zu dick ist. Doch ihr Vater ist da anderer Meinung.
Der Vater, der jede Minute für sich Bestätigung sucht, sich in der Firma unabkömmlich fühlt und sich sicher ist, dass '‘ohne ihn’’ sowieso nichts funktioniert. Darüber, dass er nicht genug Geld verdient, um die Familie alleine zu ernähren, wird nicht gesprochen.

Elas Mutter, die zwar eine Zugezogene ist, verdient gut, trotzdem wird das von ihrem Mann nicht gewürdigt und eher zum Anlass genommen, über ihre Arbeit herzuziehen.
Dabei ist die Mutter eine Frau mit vielen wunderbaren Werten, die sich wiederum um ihre kranke Mutter kümmert und für jeden Bedürftigen Zeit und Geld übrig hat. Sie springt von einer Diät in die nächste und lernt erst langsam sich gegen ihren Mann aufzulehnen.

„Zu arm, zu krank, zu dick oder zu schwach. Mein ganzes Leben lang ist immer irgendwas an mir zu wenig gewesen. Oder zu viel!“ (Section 153)

Ela ist in ständiger Alarmbereitschaft, da sie befürchtet, ihr Vater könne ihre Mutter verlassen. Der beleibte Umfang der Mutter ist ein Dauerthema im Hause.
Den Konflikt, den Ela zwischen ihren Eltern erlebt, stellt sie auf permanente Zerrissenheit, weil sie die Beziehung der Eltern schützen und retten will.

Doch wie würde sich der ewig nörgelnde und beleidigende Vater bei plötzlichen Reichtum verhalten?

Ela erzählt ihren autobiographisch inspirierten Roman aus zwei Ich-Perspektiven: Die kindliche Ela und die erwachsene Ela, die sich für ihren Roman im Austausch mit ihrer Mutter befindet.


Es ist eine aufwühlende und fesselnde Geschichte, die in den 80er Jahren im kleinen Dorf Hunsrück, spielt. Der Schreibstil ist leicht und sofort ist man als stiller Beobachter mitten im Familiendrama. Die Sogwirkung, die die fantastische Sprecherin des Hörbuches Sandra Voss aufbaut, lässt einen bis zum Ende nicht mehr los.
Der Vater, der Patriarchat, der Mann im Haus, hat Gefühle in mir ausgelöst, die am besten mit Wut, Ablehnung und Nichtverständnis beschrieben werden können.
Für mich ist dieses Buch zu Recht auf der Longlist und nominiert für den Deutschen Buchpreis 2022.

Ich drücke Daniela Dröscher meine Daumen und wünsche dem Buch eine große Leserschaft.
Große Leseempfehlung und 5/ 5 Sterne von mir.

Bewertung vom 27.08.2022
Sternstunde / Waldfriede-Saga Bd.1
Bomann, Corina

Sternstunde / Waldfriede-Saga Bd.1


sehr gut

Abtauchen ins vorherige Jahrhundert

Corina Bomann
Sternstunde: Die Schwestern vom Waldfriede

1919: Die junge Adventistin, Schwester Hanna, verliert zum Ende des ersten Weltkrieges ihren Verlobten Martin. Schwer verletzt und blutend, je ein Arm und Bein amputiert, lag er vor ihr, seitdem hat sie ein Trauma und kann keine Kriegsverletzten mehr behandeln.
Dankbar nimmt sie nach Kriegsende das Angebot an, die Stelle der Sprechstundenhilfe und Röntgenschwester von Dr. Conradi im Krankenhaus Waldfriede bei Berlin, zu werden. Doch auch nach Kriegsende leidet ganz Deutschland unter den hohen Reparationszahlungen an die Alliierten. Hunger, mangelnde Baumaterialien und die hohe Inflation lassen die Bevölkerung weiter leiden und hungern. Doch auch im Krankenhaus Waldfriede läuft es nicht besser: Intrigen, Hindernisse und Schicksalsschläge behindern den Neuanfang der Schwester Hanna.
Abwechselnd, in zwei Erzählsträngen, werden die Geschichten von Schwester Hanna und Dr. Conradi erzählt.

Corina Bormann hat einen ganz speziellen und flüssigen Schreibstil. Auch wenn der Roman zum Ende kleine Längen hat, lässt sie mich tief ins Buch eintauchen, man vergisst alles um sich herum und sie schafft es, dass ich gar nicht mehr ins Jahr 2022 zurückfinde. Ihre Beschreibungen sind wunderschön, detailliert und nicht überzogen.
Seitdem ich durch einen Zufall das Buch '‘Und morgen am Meer’’ von ihr gelesen habe, liebe ich ihre Bücher. Man darf sich von diesen etwas kitschigen Covern (Entschuldigung lieber Penguin Verlag) einfach nicht abschrecken lassen.
Dieses Buch ist der erste Teil von Vieren. Ich kann es kaum erwarten, wie die Geschichte von Hanna weiter geht.

Leseempfehlung für alle, die grosse Sagas lieben.
4 /5

Bewertung vom 23.08.2022
Die Freundinnen vom Strandbad - Wellen des Schicksals / Die Müggelsee-Saga Bd.1
Heiland, Julie

Die Freundinnen vom Strandbad - Wellen des Schicksals / Die Müggelsee-Saga Bd.1


sehr gut

Die Freundinnen vom Strandbad (Band 1) - Wellen des Schicksals
Julie Heiland

Drei junge Teenager lernen sich in der Deutschen Demokratischen Republik, am Strandbad Müggelsee, Berlin kennen. Sie retten einem Mann gemeinsam vor dem Ertrinken und obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, sind sie seit diesem Tag unzertrennlich.

- Betty wohnt in einem Plattenbau, ihre Mutter ist Alkoholikerin und ihr Vater seltenst Daheim. Ihr großer Traum ist es, eine berühmte Schauspielerin zu werden. Für diesen Traum würde sie alles machen ...
- Clara und ihre Familie sind '‘Unangepasste'' und nicht Mitglied der Partei. Diese Familie ist der DDR ein Dorn im Auge. Ihrem Vater ist es verboten als Pfarrer zu praktizieren und Clara darf nicht, obwohl sie Klassenbeste ist, studieren. Sie träumt davon Kosmonautin zu werden. Doch für diesen Traum müsste sie Mitglied der Staatssicherheit werden und ihre Eltern verraten oder über die Grenze gehen.
- Martha wohnt mit ihren linientreuen Eltern und Bruder in einem freistehenden Haus. Obwohl der Vater ‚nur‘ ein Postbeamter ist, besitzen sie ein Auto. Martha leidet darunter, dass ihre beiden Freundinnen so wunderschön sind und sie ''eher durchschnittlich'' aussieht. Des Weiteren ist sie intelligent und wegen ihrer angepassten Art, stehen ihr in der DDR alle Möglichkeiten einer Karriere offen. Doch ihre Familie scheint ein Geheimnis zu haben oder warum darf sie nicht in das Arbeitszimmer ihres Vaters? Und haben ihre Freunde recht? Arbeitet ihr Vater für die Stasi?

Abwechselnd, in drei Erzählsträngen, begleiten wir die drei Protagonistinnen in den 50er und 60er Jahren der DDR.
Besonders ergreifend fand ich die Beschreibungen am Tage des Mauerbaus. '‘Die mauern uns bei lebendigem Leib ein’’, schrie eine Frau weiter vorn. (S.569)

Julie Heiland hat es wunderbar verstanden, Geschichte und Fiktion zu verbinden. Auch wenn es kleinere Längen gab, möchte ich hier, einem weiteren Stück Zeitgeschichte, meine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen.
4 / 5 Sterne und ich freue mich auf den 2. Teil, der auch bereits im Ullstein Buchverlage erschienen ist.

Bewertung vom 18.08.2022
Am liebsten sitzen alle in der Küche
Karnick, Julia

Am liebsten sitzen alle in der Küche


ausgezeichnet

Kurzweilige Unterhaltung!

Am liebsten sitzen alle in der Küche
Julia Karnick

Drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, lernen sich per Zufall kennen:

- Almut: die genau genommen noch verheiratet ist, jedoch gerade durch eine andere ersetzt wurde. Eine Frau, die ihre Karriere am Tage ihrer Hochzeit an den Nagel hängte, um für ihren Mann und deren gemeinsamen vier Kinder da zu sein. Jetzt sind drei der Kinder aus dem Haus und die Vierte flügge. Almut weiss nichts mit ihrer Zeit anzufangen.
- Tille: alleinerziehende Urologin und Mutter eines pubertären Jungen, der meist auf sich alleine gestellt ist. Männer machen um die selbstbewusste Frau gewöhnlich einen Bogen.
- Yeliz: Karrierefrau, in einer Werbeagentur tätig, verheiratet mit Morten, der leider nicht so strukturiert ist, wie sie es gerne hätte. Ihr Kinderwunsch blieb damals unerfüllt.

Eigentlich haben die drei Frauen nur eines gemeinsam: Sie sind alle um die Fünfzig.

Jeden Donnerstag Abend sitzen diese drei Frauen bei Almut in der Küche zusammen und lassen sich von ihr bekochen.
Sie lernen sich immer besser kennen und bald teilen sie ihre wöchentlichen Erlebnisse, Kummer und Sorgen.
Eines Tages stellen sie fest, dass sie alle drei eine weitere Gemeinsamkeit haben:
Sie haben alle ein Problem! Und dieses Problem heisst Fred! Dieses Problem Fred hat sich auf unterschiedlichste Weise bei allen eingeschlichen und Probleme müssen beseitigt werden, sagt Tille.

Es ist ein Roman über Freundschaft, Vertrauen, über Mut und Stärke, die man braucht, um zu neuen Ufern aufzubrechen.
Julia Karnick hat ihre drei Protagonistinnen so real wirken lassen, dass ich oft dachte mit Almut, Tille und Yeliz am Tisch zu sitzen. Mehrere Male habe ich mich selber in dem Buch erkannt.
Auch wenn Unterhaltungsromane nicht mein bevorzugtes Genre sind, konnte mich dieser leicht geschriebene Roman absolut überzeugen.
4½ / 5 und eine klare Leseempfehlung von mir!

Da ich zwischen Buch und Hörbuch gewechselt habe, möchte ich unbedingt die Sprecherin des Hörbuches, Ilka Teichmüller, erwähnen. Mir hat ihre Erzählerstimme und Sprechweise sehr gut gefallen und sie passt perfekt zu diesem Buch.

Bewertung vom 18.08.2022
Drei Helden für ein Honigbrot / Detektei für magisches Unwesen Bd.1
Schweizer, Lotte

Drei Helden für ein Honigbrot / Detektei für magisches Unwesen Bd.1


ausgezeichnet

Ein magisches Buch!

Detektei Für Magisches Unwesen - Drei Helden für ein Honigbrot
Lotte Schweizer
Illustriert von Alexandra Helm

Auf der ganzen Welt verschwinden Fabelwesen! Wie kann das nur sein? Wo soll das hinführen? Peggory Jones, Agent für Magisches und streng Geheimes, will dieses Rätsel lösen.

Zeitgleich, im kleinen Dorf Kiesbach, geschehen merkwürdige Dinge: Oma Ilses Honigbrot verschwindet spurlos, bei einem Einbruch im Feinkostladen Piepenbrink entwendet der Dieb kein Geld, sondern nur Honiggläser und drei von Olafs Bienenkästen werden aufgebrochen und ausgeraubt!
Gut, dass die Detektivbande Pola, Lulu und Jannik gerade Zeit haben, sich diesem Fall anzunehmen! Der Dorfpolizist Olaf ist sowieso ständig vom vielen Mohnschneckenessen überlastet und kann Unterstützung gebrauchen, finden zumindest die Detektive. Erst als Jannik ein schwebendes Glas Honig sieht, ist er nicht mehr ganz so sicher, ob es hier mit rechten Dingen zugeht!
Ob die drei Detektive den Honig-triefenden Fall lösen können, müsst ihr allerdings selbst herausfinden.

Lotte Schweizer hat hier ein magisches Buch für Kinder ab 8 Jahren geschrieben. Die Kapitel sind angenehm kurz, der Spannungsbogen ist hoch und wird nie unterbrochen und die kleinen Zeichnungen von Alexandra Helm sind zuckersüss.
Und überhaupt, wenn ihr was über Unsichtbären lernen wollt, dann solltet ihr unbedingt dieses wunderbare Buch lesen!
5 /5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.08.2022
Die hundert Jahre von Lenni und Margot
Cronin, Marianne

Die hundert Jahre von Lenni und Margot


ausgezeichnet

Die hundert Jahre von Lenni und Margot
Marianne Cronin,
aus dem Englischen von Charlotte Breuer und Norbert Möllemann

Die 17-jährige Lenni liegt im Glasgower Krankenhaus auf der Mai-Station, die Station, die Lenni nicht mehr lebend verlassen wird. Sie leidet an einer unheilbaren Krankheit.
Ihr ist langweilig und dieser Zustand verbessert sich erst, als sie die 83-jährige Margot, während eines Krankenhaus-Malkurses kennenlernt.
Da sie zusammen 100 Jahre alt sind, und beide bald sterben werden, beschliessen sie ein gemeinsames Kunstprojekt zu beginnen. Sie wollen für jedes Jahr, dass sie gelebt haben, jeweils ein Bild malen, sodass am Ende etwas Dauerhaftes von ihnen zurück bleibt.
Während des Zeichnens erzählen Margot und Lenni abwechselnd ihre jeweiligen Geschichten aus der Vergangenheit.

Das Buch hat mich wirklich zu Tränen gerührt. Lenni, die so tapfer ist und Margots Reisen in die Vergangenheit sind wirklich fesselnd und kurzweilig. Ihre Geschichten sind herzerwärmend, mal traurig und berührend und dann wieder humorvoll. Lediglich der Beginn des Buches war etwas zäh und einiges blieb unbeantwortet.
Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, eine Leseempfehlung von mir.
4½ /5 Sterne