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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
gagamaus
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 510 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2019
Sweet Sorrow
Nicholls, David

Sweet Sorrow


sehr gut

„Sweet Sorrow“ ist das Gefühl, welches Charlie Lewis hat, wenn er an seine erste große Jugendliebe, Fran Fisher, denkt. Die Erinnerungen sind süß und bitter. Ein Geschmack, den man immer wieder in seiner Erinnung wälzen und genießen kann. Vor seiner Hochzeit denkt nach 20 Jahren Charlie zurück und fragt sich, ob da mehr war und ob er Fran nocheinmal treffen sollte, bevor er einer anderen Frau das Ja-Wort gibt.
David Nicholls erzählt die Geschichte eines Mannes, der auf seine Jugend und seine damaligen Gefühle blickt. Das ist intensiv aber nicht immer besonders spannend. Der Held ist in seiner Unbedarftheit sympathisch. Man nimmt ihm die großen Gefühle ab auch wenn mir etwas unklar war, warum ein erwachsener Mann, der kurz vor der Heirat steht, immer noch an seiner ersten Liebe hängt. Also mehr hängt, als es nach so langer Zeit für mich realistisch wäre. Es ist wohl die Unsicherheit vor dem endgültigen Schritt, die ihn zum Grübeln bringt. Die Panik vor dem großen Schritt.
Nicht das beste Buch dieses Autors. Aber lesenswert, weil er so empathisch mit seinem Helden umgeht.

Bewertung vom 05.12.2019
The Ivy Years - Bis wir uns finden
Bowen, Sarina

The Ivy Years - Bis wir uns finden


ausgezeichnet

Ich lese wenig Frauen-Liebesgeschichten-Literatur, einfach, weil sie mich selten fesselt. Entweder ist die Sprache plump oder der Plott. Aber hi und da findet man auch mal eine Perle. Die Reihe "The Ivy Years" hat tatsächlich jetzt schon die fünfte Perle rausgebracht. Ja, mich konnte jeder Teil dieser losen Reihe überzeugen. Ja, ich liebe diese Geschichten. Die Mischung aus Leichtigkeit und Drama, aus Humor und Liebe ist einfach perfekt. Ja, es passiert immer wieder ähnliches. Zwei Liebende, die scheinbar aus widrigen Gründen nicht zusammenfinden können. Und ja, ich finde es jedesmal zum Seufzen schön. Und ich bin echt KEINE, die sülzige Liebesgeschichten mag.

Wieder einmal vollauf zufrieden. Kauft, lest und werdet glücklich.

Bewertung vom 03.12.2019
Der Kinderzug
Küpper, Michaela

Der Kinderzug


sehr gut

Die Kinderlandverschickung in den Jahren des Zweiten Weltkrieges waren mir zwar bekannt aber der wirkliche Ablauf und vor allem die Probleme, die zum Ende des Krieges hin auftauchten, waren mir so nicht bewusst. Am Beispiel einer Mädchenklasse und ihrer Lehrer, die aus der Großstadt ins ländliche Usedom verschickt werden, wird eine lange Odyssee erzählt. Der heranrückende Feind und die Luftangriffe auf die Städte und Dörfer, treiben die Kinder von Ort zu Ort. Statt einigen Wochen verbringen sie Monat um Monat fern von Eltern und Familie, müssen immer wieder durch lapidare Briefe erfahren, dass ihre Liebsten bei Fliegerangriffen verletzt oder getötet wurden. Dazu kommt die immer schlechter werdende Versorgung mit Nahrung und Kleidung und die Angst, selbst den Bomben zum Opfer zu fallen.

Die Lehrerin Barbara begleitet die Kinder durch all diese Widrigkeiten, bangt selbst um ihren Liebsten an der Front und wird von der wachsenden Verantwortung für ihre Schülerinnen niedergedrückt.

Das Buch wirft aber auch einen Blick auf die Jungen und Teenager, die kontinuierlich auf ihre Rolle als fügige Soldaten vorbereitet werden und am Ende des Krieges blutjung und naiv an die Front geschickt und verheizt wurden.

Wie die Jugend diese letzten Kriegsmonate erlebte und wie eine junge Lehrerin über sich hinauswächst, um ihre Schützlinge wohlbehalten zurück zu bringen, davon handelt „Der Kinderzug“. Die einfache klare Sprache der Autorin hat mich gefesselt. Die Art, wie sie unspektakulär aber detailverliebt schildert, passt gut zu den Ereignissen. Das Buch ist nicht reißerisch, lässt Raum für die kleinen und größeren Sorgen der Kinder und Jugendlichen. Aus verschiedenen Blickwinkeln wird diese Zeit und die Geschehnisse betrachtet und auch sondiert, wie der Nazionalsozialismus den Alltag durchdrang und zur Normalität gehörte. Und am Ende wird es dann doch noch sehr spannend und dramatisch.

Bewertung vom 29.11.2019
Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2
Pötzsch, Oliver

Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2


ausgezeichnet

Ich kannte Oliver Pötzsch aus seinem Histo-Krimis um den Henker Kuisl. Diese Reihe habe ich nicht fertig gelesen, da es mir teilweise nicht spannend genug war. Dennoch habe ich mich an die zwei Bücher über den Magier Johann Georg Faustus aus Nürnberg gewagt. Weil mich das Thema interessiert hat und weil die Rezensionen so positiv ausfielen. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Pötzsch schreibt wortgewaltig, bildhaft und mit der gekonnten Mischung aus FIktion und historischen Detailwissen, die den geneigten Leser fesselt. Dazu ein überraschender Plot - vor allem, wenn man die Geschichte des Dr. Faust kennt überrascht es, wie der Autor hier geschickt seine ganz eigene Geschichte erzählt, ohne dem Ganzen die wichtigen Inkredenzien zu nehmen, die man am Faust kennt und schätzt.

Ein rundrum gelungener zweiter Band. Eine wahre Freude und keine Seite zu viel in diesem dicken Schmöker.
Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 29.11.2019
we will fall
Dunlap, Shannon

we will fall


gut

We will Fall ist eine Art Liebesdrama, frei nach der literarischen Vorlage "Tristan und Isolde". Es spielt allerdings im Teenagermillieu in der Gegenwart. Ich hatte eigentlich nicht erwartet, dass die Autorin sich so nah der Vorlage bewegt. Das war für mich teilweise etwas zu altertümlich und vorhersehbar. Die Hauptdarsteller haben mir gut gefallen. Also das Liebdespaar - Izzy und Tristan. Aber die "Bösen" im Drama sind hier etwas eindimensional und für ihr Alter zu hart gezeichnet. Es gibt kaum Zwischentöne und leider auch keine großen Überraschungen.

Für junge Leute, die die Tragödie nicht kennen und die über die Unebenheiten hinweglesen können, vergebe ich drei Sterne. Für Erwachsene, etwas anspruchsvollere Leser ist es nicht unbedingt etwas.

Bewertung vom 19.11.2019
Wasteland
Vogt, Judith C.;Vogt, Christian

Wasteland


sehr gut

Die Welt in „Wasteland“ ist eine dystopische. Diverse Kriege haben das Land verwüstet, vergiftet und verseucht. Die Menschen haben sich in kleinen Gruppen in die wenigen Landstriche zurückgezogen, die noch bewohnbar sind. Teilweise leben sie dort in rivalisierenden Gangs, die von durchziehenden Menschen Wegezoll verlangen oder sie auch schon mal um ihr Hab und Gut erleichtern. Es gibt aber auch Orte wie den „Handgebundenen Markt“ in dem sich die Menschen zu einer antiautoritären, leicht anarchischen Gemeinschaft zusammengefunden haben, die das Individuum und die Freiheit des Einzelnen schützen sollen und die Fremden gegenüber argwöhnisch und mit strengen Regeln reagieren, um sich zu schützen.
Die zwanzigjährige Laylay und ihr Vater ziehen mit einem Motorrad durchs Land. Der Vater möchte seine Tochter vor allen Unbillen beschützen und nur wenn er Medikamente benötigt, wagt er sich mit ihr in die Nähe anderer Menschen. Als die beiden diesmal in den „Handgebundenen Markt“ kommen, ist alles etwas anders. Laylay verliebt sich in den jungen Zeeto. Dieser wiederum hat im Ödland ein Baby gefunden und nimmt es mit. Dabei infiziert er sich mit einer tödlichen Seuche, die seltsamer Weise dem Baby nichts anhaben konnte. Es wird schnell klar, dass mit dem Kind etwas nicht stimmt. Es entwickelt sich schneller, als es normal wäre und die Frage stellt sich, wo sind die Eltern und warum ist es immun gegen die Krankheit. Laylay möchte diese Rätsel mit Zeeto gerne lösen aber ihr Vater hat etwas dagegen, denn ihm geht es nur darum, seine Tochter in Sicherheit zu bringen. Ob sie will oder nicht.
Es war mein erstes Buch von Judith und Christian Vogt. Vor allem der ungezwungene, rotzig-freche Tonfall, in dem erzählt wird, hat mir gut gefallen. Die Geschichte ist all-age-tauglich und hat ein hohes Tempo. Die Charaktere sind facettenreich und handeln nicht immer so, wie man es erwartet hatte. Der Plot hält einiges für den Leser bereit. Neben humorigen Zukunftsentwicklungen (Das Heilige Internet) und einer zarten Liebesgeschichte gibt es noch einiges mehr zu entdecken.
Fazit: eine unterhaltsame Dystophie die mir so gut gefallen hat, dass ich mir sofort zwei weitere Bücher des Autorenduos zugelegt habe.

Bewertung vom 06.11.2019
Die Hüterin der verlorenen Dinge
Vosseler, Nicole C.

Die Hüterin der verlorenen Dinge


ausgezeichnet

Eines Tages verschwindet ohne ersichtlichen Grund die Autorin Lila. Zurück lässt sie ihren Ehemann und ihre zehnjährige Tochter Ivy. Beide leiden seitdem darunter, dass trotz aufwendiger Suchaktionen niemand herausfinden kann, was geschehen ist. Weder, ob Lila ihre Familie und ihr altes Leben freiwillig verlassen hat, noch, ob es eine Straftat gab und sie womöglich tot ist. Diese Ungewissheit hat Ivy zu einem Menschen heranwachsen lassen, der ständig auf der Suche nach dem Verlorenen ist. Überall in ihrer Heimatstadt New York sammelt sie vergessene Dinge und ihr Drang, hier die Besitzer zu finden oder wenigstens die Geschichte, die zu diesen Gegenständen gehört, ist fast zur Manie geworden. Auf der Straße lernt sie auch den Künstler Jack kennen, der versucht, ihr zögerliches Herz zu erobern. Dabei ist er sehr einfühlsam und geduldig, da er spürt, dass Ivy Angst vor Verletzungen hat und die Nähe eines anderen Menschen erst für sich annehmen muss.
Als Ivys Vater sich entschließt, die Ehefrau nach über 12 Jahren für tot erklären zu lassen, um seine neue Freundin heiraten zu können, merkt Ivy, dass sie noch einen letzten Versuch machen muss, das Rätsel um das Verschwinden der Mutter zu lösen. Vorher kann sie nicht abschließen mit dem großen Verlust, der ihr Leben so maßgeblich verändert hat. Also begibt Ivy sich auf die Suche nach der Vergangenheit von Lila und danach, wie und wer sie wirklich war. Es wird für sie eine Reise zurück in der Zeit und hinein in die Welt ihrer Mutter. Und es wird eine Reise zu sich selbst.
Besonders fasziniert hat mich, wie Nicole Vosseler es immer wieder schafft, für jedes ihrer Bücher einen ganz eigenen Ton zu treffen, der wunderbar zu ihren Hauptdarstellern passt. Gerade in dieser Geschichte ist es die Poesie, die Schönheit von Worten, die Kraft des Erzählens, die Bilder im Kopf erstehen lässt. Und auch die Traurigkeit und Sehnsucht, die mit dem tief empfundenen Verlust eines geliebten Menschen einhergeht. Der helle Ton in all der Melancholie ist der liebenswerte Jack, der wie ein optimistisches Licht herausleuchtet.
„Die Hüterin der verlorenen Dinge“ ist ein leises Buch. Eines, das sich still und heimlich ins Herz schleicht. Eines, dass man langsam und bedächtig lesen möchte und das nachhallt, wenn man es zu Ende gelesen hat. In dem das laute New York nochmal eine neue verträumte Facette bekommt. In dem zwischen den Zeilen auch ganz viel von Nicole Vosseler und dem Leben und Schaffen einer Autorin steckt. Ein schönes Buch.

Bewertung vom 30.10.2019
Sandtaucher
Howey, Hugh;Howey, Hugh

Sandtaucher


sehr gut

Danvar, das Atlantis dieser Geschichte, ist es, was die Sandtaucher und alle, die sie beauftragen, suchen. Auf lebensgefährlichen Tauchgängen hinunter in die tiefsten Sanddünen sucht auch Palmer nach dieser sagenumwobenen Stadt und deren Schätzen.

Howey entführt uns auch diesmal in den Untergrund. Nur ist er diesmal nicht von Menschen solide in Form eines Silos gebaut, sondern durch Katastrophen und Kriege entstanden. Eine karge, sandige Welt, die die vergangenen Reiche unter Tonnen von Stein und Sand begraben hat.

Es handelt sich um eine Dystophie und um eine Familiengeschichte gleichermaßen. Eine interessante Kombination und mit den typischen Mechanismen eines ersten Bandes obendrauf. Man wird in die neue Welt hineingeschubst, muss sich einiges zusammenreimen, manches ist rätselhaft oder noch nicht gänzlich erklärt. Die Charaktere erhalten Raum und Tiefe, die Handlung entwickelt sich relativ langsam.

Mir hat dieses ungewöhnliche Setting sehr gefallen. Solide und vielversprechend.

Bewertung vom 30.10.2019
Die Krone der Dunkelheit / Krone der Dunkelheit Bd.1
Kneidl, Laura

Die Krone der Dunkelheit / Krone der Dunkelheit Bd.1


ausgezeichnet

„Die Krone der Dunkelheit“ war mein erstes Buch von Laura Kneidl. Wurde aber langsam auch mal Zeit. Die Erwartungen waren hoch, da die Autorin bereits sehr gefeiert wird.

Erzählt wird die Geschichte zweier junger taffer Frauen. Zum einen ist das Freya, einer hochwohlgeborenen Prinzessin, die durch verbotene Magie versucht ihren entführten Zwillingsbruder wieder zu finden. Zum anderen ist da Ceylan, eine Waise die glaubt, wenn sie eine gute Ausbildung zur Wächterin machen könnte, würde sie eine Möglichkeit bekommen, Rache zu nehmen an den Mördern ihrer Eltern.

Fast ebenbürtig zu den starken Hauptfiguren gibt es jede Menge interessanter Sidekicks und Nebendarsteller. Das ist mir bei dieser jugendlichen Fantasygeschichte besonders positiv aufgefallen, dass das Personal sehr liebevoll ausgefeilt wurde und nie eindimensional oder vorhersehbar agierte. Dadurch gibt es auch einige handfeste Überraschungen in einem Plot, der vielleicht nichts wirklich Neues bietet aber das so unterhaltsam zubereitet, dass ich am Ende nur heilfroh war, dass es schon eine Fortsetzung gibt, denn das Ende dieses ersten Bandes hat es wirklich in sich.

Meine Erwartungen wurden nicht nur erfüllt sondern sogar ein Stück weit übertroffen.

Bewertung vom 27.10.2019
Alles, was wir sind
Prescott, Lara

Alles, was wir sind


sehr gut

Pasternak schreibt an seinem regimekritischen „Dr. Schiwago“. Das Politbüro in Moskau ahnt, dass das Buch nicht in ihrem Sinne sein könnte und möchte genaueres erfahren. Sie inhaftieren Pasternaks Geliebte Olga und verhören sie. Allerdings erfolglos, da sie schweigt.

Auf der anderen Seite versucht der CIA genau dieses Buch in die Finger zu bekommen, eben weil sie es als literarische Waffe im Kalten Krieg gegen Russland verwenden wollen. Das Manuskript wird später tatsächlich hinausgeschmuggelt und in Italien herausgebracht.

„Alles was wir sind“ ist ein anspruchsvolles Werk. Ich hatte streckenweise das Gefühl, dass die Autorin nicht genau wusste, was sie für ein Buch schreiben wollte. Dass über eine große Liebe, dass über den kalten Krieg oder doch einen Agenten-Spionage-Roman. Die teils abrupten Wechsel nehmen immer wieder die Spannung aus der Geschichte. Ich habe mich in der Mitte etwas zwingen müssen, weiter zu lesen. Am Ende zieht der Plot an und dank der starken Frauenfiguren gewinnt das Buch nochmal an Dramatik.
Etwas schwergängig und sperrig.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.