Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
liesmal
Wohnort: 
Wilhelmshaven

Bewertungen

Insgesamt 439 Bewertungen
Bewertung vom 14.11.2020
Zu Hause statt Pflegeheim
Fröse, Sonja;Krüger, Margit

Zu Hause statt Pflegeheim


ausgezeichnet

„Zu Hause statt Pflegeheim“ von Sonja Fröse und Margit Krüger ist erschienen bei SingLiesel. Der Untertitel verspricht Möglichkeiten, Maßnahmen, Fördermittel. Für ein langes Leben in den „eigenen vier Wänden“ – das alles im DIN A4-Format und auf knapp 200 Seiten.

Bei einem ersten Durchblättern fallen mir die große Schrift und der große Zeilenabstand positiv auf. Die Hauptüberschriften sind in Rot gehalten. Das Buch ist durchgehend illustriert, enthält verschiedene übersichtliche Tabellen, Checklisten und farblich unterlegte Empfehlungen. Eine tolle Idee ist das Geschenke-Symbol als Hinweis auf sinnvolle Geschenkideen. Das Symbol eines Sparschweins weist darauf hin, dass es Anregungen für Umbauten und Änderungen für jeden Geldbeutel gibt. Das alles habe ich auf den ersten Blick entdeckt, doch der Ratgeber für Senioren, Angehörige und andere Interessierte hat noch viel mehr zu bieten. Das zeigt ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis mit Kapiteln, die häufig mit vielen Untertiteln ins Detail gehen.

Ob es um bauliche Standards geht oder um Kommunikationsmöglichkeiten, eine Notfall-Telefonliste, die häusliche Sicherheit, altersgerechte Möbel oder auch um Anpassung und Veränderung einzelner Räume oder um Veränderungen im Außenbereich oder… Es scheint keine Frage zu geben, die das Buch nicht beantwortet. Hilfreich bei der Suche ist ein Stichwortverzeichnis am Ende des Buches ebenso wie eine Übersicht mit Adress- und Kontaktdaten in alphabetischer Ordnung.

Alles ist einfach und gut verständlich erklärt.

Ich persönlich habe mit diesem Ratgeber ein wunderbares Hilfsmittel gefunden, um für aufkommende Fragen im Seniorenkreis gewappnet zu sein.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2020
Das sensationelle Winterhochbeet
Kampas, Doris

Das sensationelle Winterhochbeet


ausgezeichnet

„Das sensationelle Winterhochbeet“ von Doris Kampas ist erschienen im Verlag Löwenzahn. Als ich das Cover sah, erinnerte ich mich an Doris Kampas‘ Buch „Das unglaubliche Hochbeet“, das mir beim Anlegen und Bepflanzen meines Hochbeetes eine große Hilfe war und mich auch jetzt – zwei Jahre später – immer noch mit tollen Informationen versorgt. Deswegen war ich auch gleich Feuer und Flamme für „Das sensationelle Winterhochbeet“. Kein Wunder, steht doch in der Buchbeschreibung: „Drinnen knistert das Feuer im Ofen, draußen tanzen dir die Schneeflocken auf der Nase rum …“
Unter der Überschrift „Und der Frost kann kommen“ bietet das Buch einen tollen Einstieg, wenn man Lust verspürt, sich mit Anbau und Ernte von Wintergemüse im Hochbeet anzufreunden. Auch für Neulinge ist alles leicht verständlich beschrieben und sehr übersichtlich aufgebaut. Dazu tragen auch die vielen Fotos bei. Ganz viel Freude habe ich mit Bildern wie zum Beispiel dem Rosenkohl, der unter der Schneehaube geschmacklich zur Hochform aufläuft. So wie der aussieht, glaube ich ihm aufs Wort! ;-)
Ganz großartig ist auch der Teil gestaltet, der unter der Überschrift „Der Winter zeigt sich von seiner Gemüseseite“ gleich sieben(!) verschiedene Themenbeete zum Nachanbauen in allen Einzelheiten und wieder reichlich illustriert anbietet.
„5-fach genial fürs Klima“ ist für mich ein sehr wertvoller Beitrag. 5 Punkte für das Klima werden angesprochen – und jeder Punkt ist ein Volltreffer!
Das Buch hat so viel zu bieten, dass ich gar nicht alles im Einzelnen beschreiben kann: Tolle Winterrezepte, übersichtliche Informationen zu vielen Gemüsesorten, ein Thema, das Schädlinge betrifft, und ein wunderschön illustriertes Poster mit den perfekten Anbauzeiten für Wintergemüse lassen mein Herz höher schlagen.
Meine Begeisterung gebe ich sehr gern weiter mit einer Empfehlung an alle, die sich gut informiert auf das Anlegen und Bepflanzen eines Winterhochbeetes einlassen wollen. Mit diesem Buch gelingt es. Garantiert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.11.2020
Bilder die ich dir aus Worten male
Jando

Bilder die ich dir aus Worten male


ausgezeichnet

„Bilder, die ich dir aus Worten male“ – Diesen Titel trägt das Buch, das zum zehnjährigen Jubiläum bei KoRos Nord erschienen ist. Seit zehn Jahren gibt es den großen Geschichtenschreiber Jando und genauso lange ist auch der kleine Jando aus der Hand der Illustratorin Antjeca dabei. Im wirklichen Leben sind Jando und Antjeca Geschwister, die in ihren Büchern ihre unterschiedlichen Talente zeigen und ihre Leser und Zuschauer stets mitnehmen auf eine Reise dorthin, wo die Liebe zu Hause ist.

Zum Jubiläum hat Jando die schönsten Bilder und Zitate aus seinen bisher erschienenen Geschichten in einem Buch gesammelt. Dazu gibt es noch die bezaubernden Erzählungen „Sternenreiter – Wie alles begann“ und „Die kleine Weihnachtsbäckerei“. Als zusätzliche Überraschung bekommt man noch Geschenke: die digitalen Hörbücher „Im Himmel gibt es einen Bahnhof“ und „Die kleine Weihnachtsbäckerei“. Wer mag, ist an unterschiedlichen Stellen im Buch eingeladen, seine eigenen Gedanken, Wünsche und Träume schriftlich festzuhalten.

Jandos Geschichten laden nicht nur ein zum Träumen, sondern sie regen mich auch an, an meinen Träumen festzuhalten. Zusammen mit den wunderschönen Bildern von Antjeca bekommen sie einen ganz besonderen Wert. Bezaubernd und herzbewegend sind die aus liebevollen Herzen kommenden Worte und Bilder und schenken Ruhe und Frieden.

Wie bereits andere von Jandos Büchern bringt mich auch dieses Buch dazu, meine Seele baumeln zu lassen. Es ist meiner Meinung nach gut geeignet als besonderes Geschenk – zu Weihnachten oder einfach so – und ich gebe gern meine Empfehlung dafür.

Bewertung vom 03.11.2020
Marigolds Töchter
Woolf, Julia

Marigolds Töchter


ausgezeichnet

Traurigkeit vermischt mit Freudentränen
Ein kleines englisches Dorf ist Schauplatz der Geschichte. „Marigolds Töchter“ von Julia Woolf ist erschienen im List Verlag. Das Cover mit der einzigartigen Landschaft und den blühenden Pflanzen lässt mich träumen, weil es so friedlich wirkt. Genauso geht es mir beim Lesen. Ich fühle mich von Anfang an sehr wohl, und ich liebe es, sofort mitten im Familienleben zu landen.
Marigold ist eine wunderbare Ehefrau, ihrem Mann Dennis gefällt die Arbeit als Tischler in seiner Werkstatt und er liebt seine Goldie auch nach über vierzig Jahren Ehe noch über alles. Marigolds größte Freude ist es, wenn sie sich um alle kümmern kann. Ihre jüngere Tochter Suze wird verwöhnt und ebenso fürsorglich versorgt wie ihre Mutter, die seit einiger Zeit mit im Haus wohnt. Dass ihre Tochter Daisy wieder zu Hause einzieht, macht Marigold noch glücklicher. Außerdem führt sie seit mehr als dreißig Jahren den Dorfladen. Große Geschäfte sind dort nicht zu machen, aber es ist ein Treffpunkt für viele Dorfbewohner und bietet sich an für Klatsch und Tratsch.
Julia Woolf hat nicht lange gebraucht, bis sie mich von ihrer Geschichte überzeugt hatte. Mir macht es Spaß, die Dorfbewohner kennenzulernen, die ich anhand der genauen Beschreibungen all ihrer unterschiedlichen Wesensarten direkt vor mir sehe. Natürlich ist nicht alles nur friedlich und schön, es gibt auch Neid und Missgunst und so manche Streitereien, bei denen aus einem Floh auch schon mal ein Elefant gemacht wird.
Marigold merkt irgendwann, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Doch das, was immer klarer wird, darf nicht sein! Sie, die immer für alle anderen da war, sie kann doch nicht auf fremde Hilfe angewiesen sein!
Das Buch hat mich gepackt und durch die anfängliche Leichtigkeit habe ich es fast in einem Rutsch durchgelesen. Diese Leichtigkeit war allerdings irgendwann verschwunden und die Geschichte war nicht mehr zum Lachen und Fröhlichsein.
Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber dennoch gern zum Ausdruck bringen, wie begeistert ich von der Recherche zu dem spannenden Thema bin. Das vorbildliche Verhalten der meisten Familienmitglieder und auch der Nachbarn und Freunde hat mir so sehr gefallen (war es doch so, wie ich es in Fortbildungen gelernt hatte). Nur mit viel Herzenswärme und Liebe kann das gelingen – und Julia Woolf hat eine Geschichte mit einer wichtigen Botschaft großartig in Worte gefasst und zu Papier gebracht.
Nicht etwa die Traurigkeit, sondern genau die Herzenswärme und die Liebe, die ich beim Lesen so deutlich gespürt habe, waren der Grund für die wunderbaren Tränen, die ich über weite Strecken vergossen habe. Von Herzen gern empfehle ich dieses wunderbare Buch.

Bewertung vom 29.10.2020
Der Bullerbü-Komplex
Mandelkow, Lars

Der Bullerbü-Komplex


ausgezeichnet

Tatsächlich wirkt „Bullerbü“ immer noch wie ein Magnet auf mich. Das habe ich feststellen können, als ich das Buch von Lars Mandelkow aus dem Verlag SCM mit dem Titel „Der Bullerbü Komplex“ entdeckt habe. Durch das rot-weiße Strickmuster auf dem Cover bin ich gedanklich schnell in meiner Kindheit gelandet, bei den Büchern und Filmen mit den Kindern aus Bullerbü. Und das ist gut so, denn:

Lars Mandelkow nimmt mich mit in die heile Welt von Astrid Lindgrens Bullerbü, die ihm als Grundlage dient für einen Ratgeber und Wegweiser der besonderen Art. Mit seinem locker-leichten und unterhaltsamen Schreibstil beleuchtet er die Themen Partnerschaft, Erziehung, Familie und Arbeit, ganz ohne erhobenen Zeigefinger, immer mit dem Blick auf Bullerbü und immer auch mit dem Hinweis darauf, dass man es „auch mal gut sein“ lassen darf. Es muss nicht alles perfekt sein. Wenn ich mich darauf einlassen kann, dann kann ich auch feststellen, dass Wunschbild und Wirklichkeit nicht zwangsläufig meilenweit voneinander entfernt liegen müssen.

Neben unterschiedlichen, häufig kleinen Abschnitten in Form von Anekdoten und Fragen, Beispielen und kurzen Zusammenfassungen einzelner Themen sind es auch die Briefe, die Lars Mandelkow an Astrid Lindgren und an Personen aus der Bibel geschrieben hat, die mich nicht nur gut unterhalten, sondern auch zum Nachdenken angeregt haben.

Ich hoffe, ich verrate nicht zu viel, wenn ich meine Lieblingsstelle zitiere aus dem Abschnitt über die Liebe, einem Gemisch aus Freundschaft, Partnerschaft und Leidenschaft, „…Wenn überhaupt, ist sie wie ein Wald. Da gibt es unterschiedliche Bereiche, Unterholz und Kleingetier. Es gibt immer was zu tun. Damit das Ganze gedeiht, muss man mal hier ein bisschen aufforsten, dort etwas lichten.“

Bewertung vom 27.10.2020
Die Gabe der Sattlerin
Dorweiler, Ralf H.

Die Gabe der Sattlerin


ausgezeichnet

Pferde, Räuber und Gedichte
Charlotte lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf. Ihr Lieblingsplatz ist die Werkstatt ihres Vaters. Dort hat sie auch den Beruf der Sattlerin erlernt, den sie mit Leib und Seele ausübt.
Der historische Roman aus dem Lübbe Verlag, „Die Gabe der Sattlerin“ von Ralf H. Dorweiler, beginnt im Jahre 1781. Erst am Vorabend ihrer Hochzeit bekommt Charlotte die Gewissheit, dass sie sich ein Leben mit ihrem Verlobten nicht vorstellen kann. Noch in derselben Nacht flüchtet sie auf ihrem Pferd Wälderwind, weil sie keinen anderen Ausweg sieht, dieser Vernunftehe zu entgehen. Nach abenteuerlichen Erlebnissen findet sie Zuflucht auf dem Hofgestüt Marbach. Dort bekommt sie Gelegenheit, ihr Können als Sattlerin unter Beweis zu stellen. Ausgerechnet für den Lieblingshengst des württembergischen Herzogs Carl Eugen, der für seine Prunksucht bekannt ist, soll sie einen Sattel anfertigen. Charlotte lässt sich auf dieses Wagnis ein und erlebt eine turbulente Zeit auf dem Gestüt.
Ein zweiter Erzählstrang beschäftigt sich mit Friedrich Schiller, einem Regimentsarzt, der gern Gedichte verfasst und zur gleichen Zeit wie Charlotte auf dem Gestüt eintrifft, um sich verantwortlich um die Gesundheit der Pferde zu kümmern.
Wieder einmal ist es Ralf H. Dorweiler gelungen, mich mit einem seiner historischen Romane restlos zu überzeugen. Ich konnte abtauchen in eine frühere Zeit und mich in einer Geschichte bewegen, die von guter Recherche überzeugt, was sicherlich mit viel Arbeit verbunden war. So wurden Realität und Fiktion durch gekonnte Verknüpfungen zu einer wirklich glaubwürdigen Einheit zusammengefügt.
Ein unglaublich fesselnder Schreibstil mit bildhaften Beschreibungen, dazu die Gabe, mich einzubeziehen zum Beispiel in die Arbeit in einer Sattlerei und den Umgang mit Pferden, mich dort am richtigen Platz und dabei sehr wohl fühlen zu lassen, obwohl ich keinerlei Vorkenntnisse besaß, beweist Einfühlungsvermögen und großes Können.
Sehr hilfreich ist das übersichtliche Verzeichnis am Anfang des Buches mit der Markierung historischer Persönlichkeiten.
Ich möchte nicht vergessen zu erwähnen, wie großartig die Kapitel überschrieben sind. Ortsnamen und Datumsangabe machen die Orientierung einfach, das ist schon mal gut. Was ich aber ganz großartig finde, sind die Zitate aus Schillers Werken, die einfach genau zu jedem der einzelnen Kapitel passen.
Sehr gern gebe ich meine Empfehlung für das Buch, das mir mit Spannung, Humor und so mancher Überraschung unterhaltsame Lesestunden geschenkt hat.

Bewertung vom 26.10.2020
Die Wahrheit über Metting
Liehr, Tom

Die Wahrheit über Metting


ausgezeichnet

Ein kurzer Hinweis auf die „Geschichte rund um Tomás Lebesanft, der in einem Altenheim aufwächst und das Leben sozusagen rückwärts kennenlernt“ hat mich neugierig gemacht auf das Buch „Die Wahrheit über Metting“ von Tom Liehr, erschienen im Rowohlt Verlag.
Die Geschichte spielt in den 1970er Jahren in dem kleinen fiktiven Ort Metting in Niedersachsen. Hier wächst Tomás Lebesanft auf, in dem Altenheim Horizont, das von seinen Eltern geführt wird. Durch seine aufgeschlossene und liebenswerte Art gewinnt er schnell das Vertrauen vieler Bewohnerinnen und Bewohner. Eine ganz besondere Freundschaft entwickelt sich zwischen Tom und der 82-jährigen Marieluise Benedickt. Wegen seiner Legasthenie findet er in der Schule bei den Lehrern kaum Anerkennung. Darum freue ich mich, dass es der Buchliebhaberin Marieluise gelingt, in Tom die Liebe zu Büchern zu wecken.
Die Gabe des Autors, sich in die Zeit der Handlung zurückzuversetzen, ist bewundernswert. Es gelingt ihm durch detaillierte Beschreibungen, aber auch mit seinem besonderen Schreibstil, meine eigenen Erinnerungen zu wecken und teilweise mit den Erzählungen verschmelzen zu lassen. Dabei sind es nicht nur die schönen Dinge wie das Capri-Eis oder die Beschäftigung mit der HO-Eisenbahn, die mich gern zurückdenken lassen. Es werden auch Erinnerungen ganz anderer Art geweckt, zum Beispiel denke ich an Rassismus durch die Freundschaft zwischen Tom und Filip, den „Zigeunerjungen“, oder an die Ungerechtigkeit, dass Homosexualität damals noch strafrechtlich verfolgt wurde.
Mir hat es gefallen, Toms Kindheit und Jugend in Metting zu begleiten. Auch die Geschichte seiner Rückkehr in seine Heimatstadt nach dreißig Jahren hat mich gefesselt und berührt.
Ich danke für ein tolles Buch mit spannender Unterhaltung und großem Lesevergnügen. Sehr gern empfehle ich das Buch, das so manche Überraschung bereithält, weiter.

Bewertung vom 25.10.2020
Selma Lagerlöf. Die Liebe und der Traum vom Fliegen
Kaiser, Maria Regina

Selma Lagerlöf. Die Liebe und der Traum vom Fliegen


ausgezeichnet

Das Buch „Selma Lagerlöf – Die Liebe und der Traum vom Fliegen“ als Romanbiografie von Maria Regina Kaiser aus dem Südverlag hat bei mir die Lust geweckt, wieder einmal etwas über die wunderbare Autorin, die als erste Frau den Nobelpreis für Literatur erhalten hatte, zu lesen.

Das Cover mit einem Foto von Selma Lagerlöf wirkt auf mich sehr einladend.

Bereits das Vorspiel unter der Überschrift „Der Paradiesvogel“ hat gezeigt, dass der Griff nach dem Buch ein guter war. Mit ihren kurzen Geschichten ist es Maria Regina Kaiser gelungen, mich begeistert auf die Spuren von Selma Lagerlöf zu schicken, und damit einer ungewöhnlich mutigen Frau, die unbeirrt ihren eigenen Weg gegangen ist und ihren Traum vom Schreiben verwirklicht hat, zu folgen und dabei viel über ihr unkonventionelles Leben zu erfahren.

Das Inhaltsverzeichnis am Anfang des Buches bietet einen guten Überblick über die Geschichten, die in zwei Teilen durch Selmas Leben führen. Im ersten Teil geht es „Hinaus in die Welt“, während sich der zweite Teil mit der „Heimkehr“ befasst. Der außergewöhnliche Schreibstil der Autorin lässt mich mit Bildern wie in einem Film durch die erlebnisreichen Geschichten fliegen.

Ein umfangreiches Nachwort bietet in mehreren Kapiteln zusätzliche Informationen und Wissenswertes über das Leben und Wirken von Selma Lagerlöf, die nicht nur eine begnadete Schriftstellerin war, sondern sich eingesetzt hat zum Beispiel für Frauenrechte und für jüdische Exilanten.

Viele Fotos finden sich im Buch und im Anhang gibt es eine übersichtliche Zeittafel, ein Personen- und ein Ortsverzeichnis. Ein Glossar, eine Übersicht von Selmas Werken und eine Auswahl deutscher Ausgaben, eine Liste weiterführender Literatur und Quellenangaben machen das Buch komplett.

Ein wunderbares Buch zum Wohlfühlen mit dem tollen Nebeneffekt, auf unterhaltsame Weise noch Vieles lernen zu können. Sehr gern empfehle ich das Buch weiter.

Bewertung vom 19.10.2020
Verlangen
Hofstede, Bregje

Verlangen


sehr gut

Eine besondere Liebe
Die niederländische Autorin Bregje Hofstede erzählt in dem Roman „Verlangen“ die Geschichte einer jungen Frau, die ihre Jugendliebe geheiratet, aber schon bald darauf verlassen hat. Dass die Protagonistin denselben Vornamen trägt wie die Autorin, finde ich sehr geschickt, weil es für zusätzliche Spannung, aber auch für Verwirrung sorgt. Ich habe mich mehrmals gefragt, ob es wohl ihre eigene wahre Geschichte ist, die sie erzählt, oder ob es sich um eine fiktive Erzählung handelt.
Die Ich-Erzählerin Bregje packt ihren Rucksack voll mit ihren Tagebüchern, die sie schon seit ihrer Kindheit schreibt. Mehr nimmt sie nicht mit, als sie Hals über Kopf das Haus verlässt.
Sehr offen spricht Bregje über ihr bisheriges Leben, über ihre Kindheit und über die Zeit, in der sie ihre Jugendliebe Luc kennen und lieben gelernt hat. Dabei zitiert sie immer wieder aus ihren Tagebüchern, so dass ich mir auch von Luc ein gutes Bild machen kann. Tatsächlich habe ich den Eindruck gewonnen, als ob sie Luc zwar von ganzem Herzen liebt, aber dennoch selbst wie zerrissen und sich ihrer Gefühle scheinbar nicht sicher ist. Auch wenn Bregje viel Persönliches preisgibt und dabei auch ganz intime Dinge nicht verschweigt, so spricht sie doch nur andeutungsweise über die Gründe, warum sie fortgehen musste. Es sind 40 Tage, die Bregje braucht, um Klarheit zu bekommen, wie es in ihrem Leben weitergehen soll.
Mir haben der nicht immer ganz leicht verständliche Schreibstil und die einzigartigen Formulierungen sehr gut gefallen, auch wenn meine ganze Aufmerksamkeit gefordert war. Zusätzliche Verwirrung entstand noch durch die „eigenartige“ Seitennummerierung, über die ich erst sehr viel später Klarheit gewonnen habe.
Ich mag Geschichten, die mal so ganz anders erzählt werden als andere, und dadurch auch für mich als Leser zu einer Herausforderung werden. Das ist Bregje Hofstede mit ihrem wunderbaren Buch über eine besondere Liebe großartig gelungen.