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jam

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Insgesamt 398 Bewertungen
Bewertung vom 21.03.2019
»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen« (eBook, ePUB)
Schörle, Martin

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen« (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Wenn ich gar keine Frau hätte, wäre ich dann trotzdem ständig im Unrecht?“
Pos 707 von 1448

Martin Schörle hat zwei sehr unterschiedliche Theaterstücke geschrieben, die in diesem kleinen Buch vereint sind.
In „Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“ erzählt er von einem nicht ganz normalen Tag im Arbeitsleben von Herrn Fredenbeck. Während seine Kollegen Karneval feiern, klärt er den Zuseher über die Vorzüge unterschiedlicher Radiergummis auf, beschreibt Annährungsversuche an die nette Kollegin und lässt uns auch an seinen ganz speziellen Urlaubsvergnügungen teilhaben.

Überall entspannte, urlaubsgebräunte, gut gelaunte Menschen. Ich bitte Sie, das ist doch nicht lebensnah. – Pos 125 von 1448

Wenn ihm all die Erholung zuviel wird, eröffnet er einfach in der Bahnhofstoilette seine Amtsstube und sperrt diese für Stunden.

In „Einladung zum Klassentreffen“ dürfen wir ein Gespräch zwischen ehemaligen Klassenkameraden verfolgen. Carsten erreicht Mariana auf dem Heimweg im Zug. Das Telefonat beginnt ganz harmlos mit der Einladung zum Klassentreffen. Doch im Verlauf der Konversation erinnern sie sich melancholisch an früher und alte Gefühle flammen wieder auf. Doch nicht nur wir, auch die Mitfahrenden im Zug, werden unfreiwillig Zeugen dieses doch sehr intimen Gespräches.

Für mich war es im ersten Moment sehr ungewöhnlich, ein Theaterstück „nur“ zu lesen. Doch Fredenbeck spricht bei seinen Erlebnissen und Erinnerungen den Leser/Zuseher oft direkt an, was besonders unterhaltsam ist und mir den Einstieg sehr erleichtert. Er ist sehr spitzfindig und schnell in seinen Pointen. Auf der Bühne aufgeführt würde man wohl bei jedem Mal Zusehen etwas Neues entdecken, so viele Ereignisse und Anspielungen sind auf engstem Raum gesät.

Im Gegensatz dazu war das zweite Stück emotional, von Wehmut und Verletzlichkeit durchzogen. Sehr sanft…
Ich kann nicht sagen, welches mir besser gefallen hat, beide haben mich auf ganz spezielle Weise in ihren Bann gezogen!

Prädikat: Lesenswert! Und sollte eines der Stücke mal in der Nähe aufgeführt werden, ich säße im Publikum!

Bewertung vom 15.03.2019
Sommer bei Gesomina
Beckerhoff, Florian

Sommer bei Gesomina


ausgezeichnet

„Jona, das Leben geht weiter“, sagte sie leise. „Man muss da einmal durch, aber nicht immer wieder, verstehst du?“
„Aber wie geht die Geschichte weiter? Was ist dann passiert?"
„Das ist keine Geschichte“, sagte sie. „Das war mein Leben.“
Seite 143

Weil seine Mutter verreist, muss der 12jährige Jona seine Ferien bei seinem ehemaligen Kindermädchen Gesomina verbringen.
Wie Jona aus dem Wal wird er aus dem glänzenden Mercedes seiner Mutter in die kleine Straße in Berlin gespuckt, um diese zu verändern.

Die Straße selbst ist eine skurrile kleine Welt für sich, mit einer Weinhändlerin, die nichts von Wein versteht, einem trübsinnigen Gastwirt, einem tasmanischen Schuhverkäufer und einem türkischen Friseur.
Jona ist ein unglaublicher Junge, trotz seiner unaufmerksamen Eltern ist er umso feinfühliger und achtsam. Er führt die sehr unterschiedlichen Nachbarn zusammen, und als er von Gesominas verlorenem Kind erfährt, will er alles daransetzen, es wiederzufinden. Dafür muss sie sich an ihr altes Leben in Somalia erinnern, an ihren brutalen Ehemann und den schlimmsten Verlust ihres Lebens. Und sie muss auch wieder lernen, jemanden an sich heranzulassen, auch wenn die Gefahr besteht, verletzt zu werden.

„Anders als bei Bäumen legten sich bei Menschen die neuen Jahre um die alten herum. Das Vergangene blieb nur solange unsichtbar, wie der Mensch nicht zusammenbrach.“ Seite 207

Dafür zeigt sie ihm ihre Welt, kocht aus Atrusis Kochbuch Gespenstergnocchi und Quatschlappen, besucht Indianer übersetzende Maler und alte Freunde. Weg von seiner grauen, finanziell gesicherten, langweiligen Welt hinaus in ein buntes Leben.

Es ist ein verregneter, aufregender, manchmal auch trauriger Sommer, den wir gemeinsam mit den beiden verbringen dürfen, und ich möchte keinen Tag davon missen!

Bewertung vom 15.03.2019
Glückskatz / Frau Merkel Bd.3
Panizza, Kaspar

Glückskatz / Frau Merkel Bd.3


ausgezeichnet

Ich durfte zum ersten Mal mit Steinböck und Frau Merkel ermitteln und bin restlos begeistert! Schon lange hat mich kein Krimi mehr gleichzeitig so gefesselt und gut unterhalten! Die Katze und ihr schwarzer „Bruder“ Emil haben einen ebenso schwarzen Humor, der mich oft laut auflachen ließ.
Auffallend ist die Kommunikation zwischen Frau Merkel und Steinböck, irgendwie versteht er jedes Wort (wir als Katzenbesitzer wissen, dass es so ist ;) ), sorgt aber auch mehr als einmal für Verwirrung, wenn er seiner Katz antwortet und sich die Kollegen rundherum angesprochen fühlen. Frau Merkel schnüffelt an Leichen, wird von streichelnden Kinderhänden gejagt und greift auch mal beherzt ein, wenn jemand in Gefahr ist. Sie ist der unangefochtene Star, auch wenn ihr eine Winkekatze starke Konkurrenz macht.
Sie ist für bissige Seitenhiebe zuständig, da ist die Rede von „der Achse des Blöden“, auch „ein Depp im Kornfeld“ ist ihr nicht unbekannt.

Doch das ist nicht die einzige Besonderheit dieses Krimis. Obwohl der Schauplatz München ist, was man auch am herrlichen Dialekt immer wieder hört, streckt die Geschichte ihre Fühler weit über die Stadtgrenzen, zeigt Missstände auf und ergreift topaktuelle Themen.
Der Fall selbst stellte mich bis zuletzt vor ein Rätsel. Manche Dinge habe ich erahnt, bei manchen tappte ich bis zur gelungenen Auflösung am Schluss im Dunkeln!

Fazit: Eine perfekte Mischung aus Spannung, Humor, bayrischen Eigenheiten, Weltthemen und einer Katze, die ihre Spürnase nicht raushalten kann! Mehr davon!

Bewertung vom 13.03.2019
Limonadentage / Limonade Bd.1
Stone, Annie

Limonadentage / Limonade Bd.1


gut

„Ich dachte wirklich, ich wäre über ihn hinweg, aber mir wurde klar, dass es heute immer noch genauso wehtut wie damals.“ – Seite 111

Cade und Avy kennen sich, seit er sie in der Sandkiste an den Haaren gezogen hat. Von da an waren sie unzertrennlich, beste Freunde in der Schule und später ein Liebespaar. Bis Cade sich von Avy getrennt hat, ohne ihr zu erklären, warum.
12 Jahre später treffen sie sich zufällig und die alten Gefühle flammen wieder auf.


„Limonadentage“ ist der erste Band einer mehrteiligen Liebesgeschichte. Annie Stone erzählt uns abwechselnd aus Cades und Avys Perspektive, wie sie aufeinanderprallen und was diese Begegnungen in ihnen auslösen. Dabei erleben wir in Rückblenden, was sie in jungen Jahren erlebten, wie aus einer Kinderfreundschaft mehr wurde – und wie schmerzhaft sie endete…

Der Beginn der Geschichte erinnerte mich an Dawsons Creek, durchs Fenster klettern, sich in dick und dünn zur Seite stehen. Die Rückblenden waren so zauberhaft, wir durften die beiden so nah kennenlernen. Phasenweise musste ich an zwei Planeten denken, die umeinander kreisen, und dass ich ihnen noch ewig dabei zusehen könnte… Bis mich die Gegenwart einholte…
Denn die stand im krassen Gegensatz zur bezaubernden Vergangenheit. Beide sind in einer Beziehung, dennoch lassen sie eine Nähe zu, die bei mir mehr als nur einen bitteren Beigeschmack ausgelöst hat. Über viele Seiten tanzen sie umeinander, laufen voreinander davon, anstatt ein klärendes Gespräch zu führen. Dabei verhalten sie sich oft so unreif, reagieren (auch auf andere Themen) so irrational, dass man nicht das Gefühl hat, erwachsene Menschen vor sich zu haben.

Dass es bei einem Mehrteiler kein klassisches Happy End gibt, ist ja zu erwarten, aber das Ende, dass Annie Stone gewählt hat, hat mich einfach nur enttäuscht. So schwer ich mir im späteren Verlauf des Buches damit tat, die Sympathie für Avy aufrecht zu erhalten (von Cade fange ich gar nicht erst an), so schwer fällt es mir auch, einen Sinn in dieser Erzählung zu finden. Und für mich reicht als Sinn normalerweise schon, mich gut unterhalten zu haben ;)
Auf den letzten Seiten war ich einfach nur noch froh, dass es vorbei ist, den zweiten Band werde ich sicher nicht lesen.

Für den zauberhaften Beginn und die wirklich gelungenen Rückblenden gibt’s noch ein paar Sterne, der Rest konnte mich nicht überzeugen.

Bewertung vom 07.03.2019
Mein Leben voller Feenstaub und Konfetti (schön wär's!)
Flint, Emma

Mein Leben voller Feenstaub und Konfetti (schön wär's!)


ausgezeichnet

Eine moderne Pippi auf dem Fahrrad! Fortsetzung dringend erwünscht!

„Da waren wir also. Eine Dicke, eine Blasse, eine Schüchterne, eine Fußballspielerin und ein Mädchen, das keinen Ärger macht (ich). Und auf der anderen Seite (…) die Gestylten. (…) Das habe ich also schon mal geschafft! Ich bin von Anfang an in der richtigen Mädchenclique gelandet!“ – Seite 74

Lenis Wechsel ins Gymnasium steht bevor. Und ihre Schwester, die Schauspielerin, ist der Star in der Schule! Und Leni… naja, irgendwie zieht sie das Chaos magisch an! Also nimmt sie sich vor, das Mädchen zu werden, das keinen Ärger macht. Die richtigen Freunde, feste Regeln und die richtige Kleidung… Ob das so klappt?

„Und wo ich mir die beiden (soeben gekauften) Röcke, denke ich: Vielleicht bin ich nicht das MÄDCHEN, DAS KEINEN ÄRGER MACHT, sondern DAS MÄDCHEN, DAS DEN VERSTAND VERLOREN HAT.“ – Seite 54

In ihrem Tagebuch berichtet uns Leni von den letzten Ferientagen, Kleiderkauf, aufregenden Geschichten rund um ihren Hamster, Streit unter Schwestern und Geschirrspüler-Diskussionen. Witzig erzählte alltägliche Themen, die wir auch zu Hause genauso kennen! Das ganze wird von kleinen Illustrationen lustig untermalt. Sie sind, ebenso wie das farbenfrohe, glitzernde Cover mit den hervortretenden Buchstaben ein echter Hingucker!
Was soll ich sagen?! Ich habe das Buch von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen! Leni ist ein außergewöhnliches, selbstbewusstes Mädchen, das ihren Weg geht, auch wenn der abseits von ausgetretenen Pfaden ist! Und je mehr sie sich anstrengt, keinen Ärger zu machen, umso mehr gerät sie ins (unterhaltsame) Schlamassel!
Bei all den lustigen Erlebnissen kommt auch noch richtig Spannung auf, manchmal war ich soooo versucht, nach vorne zu blättern um zu sehen, wie dieses Abenteuer ausgeht und ob Leni ihren Kopf noch mal aus der Schlinge ziehen kann. Das passiert mir kaum bei einem Buch!
Einziger winziger Kritikpunkt: Die Schrift ist für ein Buch für dieses Lesealter leider etwas kleingeraten. Ich hoffe, dass das keine Jungleser*in davon abhält, zu diesem Buch zu greifen, denn es ist definitiv lesenswert!

Emma Flint hat mit Leni eine so lebensechte Figur geschaffen, die trotz des Chaos, das sie verbreitet, und ihres losen Mundwerkes das Herz am rechten Fleck hat, eine moderne Pippi auf dem Fahrrad! Fortsetzung dringend erwünscht!

Bewertung vom 04.03.2019
Hundsbua
Radermacher, Ulrich

Hundsbua


sehr gut

Ein 11 Monate altes Mädchen wurde entführt, am helllichten Tag aus der Kinderkrippe. Die Eltern verhalten sich mehr als merkwürdig, auch erfolgt keine Lösegeldforderung.
Der Fall gestaltet sich als schwierig, das Team rund um Alois Schöne folgt jeder Spur, und so finden sie bald eine Verbindung zu Hamburg. Dort hilft ihnen die ehemalige Kollegin Diana bei den Ermittlungen.
Als dann auch noch eine Leiche gefunden wird, drängt die Zeit!

„Hundsbua“ ist der dritte Band rund um Alois Schöne und seine Kollegen und Kolleginnen. Obwohl ich die vorigen Bände nicht kannte, waren für mich die Protagonisten schnell klar. Ulrich Radermacher arbeitet mit unterschiedlichen Dialekten, von urigem bayrisch bis zum fränkischen reicht die Bandbreite, was ich beim Lesen sehr unterhaltsam fand und die Unterscheidung der Personen vereinfacht. Für mich persönlich hätte es gerne noch eine Spur mehr Lokalkolorit sein können, ich liebe es einfach, wenn Münchner Sehenswürdigkeiten, die ich kenne, erwähnt werden. Und ich in Hamburg hätte ich gerne etwas Fischduft geschnuppert ;)
Das Fall selbst stellt den Leser vor ein großes Rätsel, eine Entführung ohne Lösegeldforderung, Eltern, die so gar nichts zu den Ermittlungen beitragen und Verdächtige, die die Polizisten nicht allzu ernst zu nehmen scheinen.
Mittendrin hatte ich das Gefühl, als würde ich ein Puzzle betrachten. Es wirke, als hätte ich eigentlich alle Teile, die ich brauche, direkt vor der Nase… aber ich schaffte es nicht, sie zusammenzufügen. Das mag ich sehr bei einem Krimi!
Auch die privaten Verstrickungen der Ermittler fand ich sehr interessant, da zieht der pubertierende Sohn zieht ein und dreht mal schnell die Bude auf links oder Kinderwünsche werden angesprochen. Da scheiden sich ja immer die Geister, der eine will das persönliche Umfeld der Ermittler kennenlernen, für den anderen darf es gerne etwas mehr Spannung sein. Ich bevorzuge private Einblicke, die hätten gerne ausführlicher weitergeführt werden können. Mir ist aber auch klar, dass so ein paar lose Enden gut in den nächsten Band führen!
Der Verlauf des Falles sorgte immer wieder für Überraschungen, die Auflösung absolut stimmig!


Ein interessanter München-Hamburg-Krimi mit einem überraschenden Plot!

Bewertung vom 01.03.2019
Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder / Der Weihnachtshund Bd.12
Schier, Petra

Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder / Der Weihnachtshund Bd.12


ausgezeichnet

Nach einer unglücklichen Affäre kündigt Laura ihren Job und fängt in der Hotelkette Sternbach als Marketingleiterin neu an. Sie wohnt in einer einsamen Blockhütte – doch das ist ihr gerade in der Vorweihnachtszeit mehr als recht. Denn hier kann sie die verhassten Lichter, die Weihnachtslieder ausblenden…
Doch ihre sehr familiären Arbeitgeber, ein quirliger Hund und nicht zuletzt das Santa Claus und das Christkind haben da etwas dagegen!

Ein Hund, der dem Christkind hilft, eine Weihnachtshasserin zu bekehren? Wie geht das? - Ich kann nur sagen: GUT!
Laura ist eine so symphatische Protagonistin, die viel erleben musste und sich daher sehr in sich zurückgezogen hat. Ganz im Gegensatz zu den Sternbachs, eine chaotische Großfamilie, die offen auf jeden zugeht und zusammenhält, komme was da wolle. Sie erlebt zum ersten Mal, was es heißt, Familie zu haben und ist anfangs mit ihren Gefühlen überfordert.
Und immer wieder ist da die kleine Lizzy, ein West-Highland-Terrier, der – manchmal auch auf Geheiß des Weihnachtsmannes – ins Geschehen eingreift, um Laura wieder auf den richtigen Weg zu holen!

Die Seiten sind nur so dahingeflogen, auch wenn ich die Gespräche in Santas Büro anfangs befremdlich fand, runden sie doch das Geschehen wunderbar ab!
Petra Schier hat authentische Protagonisten geschaffen, Tragödien, die das Leben schreibt und romantische Begegnungen, die einem das Herz wärmen!

Eine entzückende Liebes-Hunde-Geschichte, die perfekt in die Vorweihnachtszeit passt!

Bewertung vom 20.02.2019
Die Tulpenschwestern
Mallery, Susan

Die Tulpenschwestern


weniger gut

Seit Olivia das Städtchen Tulpen County verlassen hat, hat sie kaum mehr Kontakt zu ihrer Familie dort. Jetzt kommt sie nach 13 Jahren zurück – um ihre alte Jugendliebe Ryan wiederzusehen und um ihre Schwester Kelly und ihren Vater wieder zu treffen.
Erst können die beiden gar nichts miteinander anfangen, doch mit der Zeit lernen sie, wie es ist, eine Schwester zu haben…

Dies war mein drittes Buch von Susan Mallery und es enthält all die typischen Elemente, die man von ihr kennt und erwartet. Ein kleines Städtchen, in dem sich alles um ein Thema dreht (in diesem Fall Tulpen), ein sehr böses und gemeines Elternteil, jemanden, der der Liebe für immer abgeschworen hat,… Liebesschnulz halt ;)
Es ist alles da, aber die Teile scheinen mir dieses Mal so gar nicht zueinander passen zu wollen…

Kelly und ihr Vater betreiben eine Tulpenzucht, experimentieren mit Sonderzüchtungen und einmal im Jahr gibt es ein Tulpenfest. Griffith hat ein ganz spezielles Bauunternehmen und engagiert sich sehr für Obdachlose. Olivia stellt, kaum in Tulpen Crossing, etwas Großes und Großartiges auf die Beine. Total interessante Themen, über die ich sehr gerne noch viel mehr gelesen hätte! Doch anstatt das weiter auszubauen, serviert Susan Mallery zu viele Handlungsstränge und Nebencharaktere, die sie hektisch zueinander bzw. zu Ende bringt. Die Personen wirken lieblos, klischeehaft und oft überhaupt nicht stimmig. Jede noch so kleine Möglichkeit für eine Verwicklung wird aufgegriffen und ausgereizt, das war einfach zu viel von allem.

Die Männer in „Die Tulpenschwestern“ sind entweder total nachgiebig und sagen nicht, was sie fühlen oder sie verhalten sich extrem übergriffig. Manche Passagen des Werbens kamen mir wie Stalking vor und hätten auch in einen Psychothriller gepasst. Die Frauen waren durch die Bank weinerlich und zickig. Der Funke zwischen den sich entwickelnden Paaren war einfach nicht zu spüren!

Ich schätze an Mallery, dass in ihren Büchern die „Normalos“ den heißen Typen abkriegen… Hier haben die zuerst ein Umstyling mit Klamotten für 3.000 Dollar und ein Kleiderabo nötig, nebst Links zu superwichtigen Schminktutorials…
Eine taffe, kurvige Geschäftsfrau, die mit beiden Beinen im Leben steht, hat Angst, dass ihr heimlicher Schwarm sie niemals mehr attraktiv finden kann, wenn er Miley Cyrus in ihrem Video zu „Wrecking Ball“ sieht. Echt jetzt?!

Leider springt Susan Mallery auch noch auf den Trend auf und beglückt den Leser mit ein paar expliziten Sexszenen und direkten Worten, die ich nicht gebraucht hätte.

Einzig die Kapitel, in denen sich die Schwestern entwickeln und zueinanderfinden haben mir richtig gut gefallen. Entgegen meinem ersten Eindruck war es Olivia, die mir dann mit ihrer reifen, überlegten Art ein klein wenig ans Herz gewachsen ist.

Fazit: Tolle Grundideen, von denen zu viele lieblos und klischeehaft zusammengefügt wurden.

Bewertung vom 15.02.2019
Liebe geht durch den Garten
Hartmann, Ulrike

Liebe geht durch den Garten


ausgezeichnet

„Mama, hast du uns sehr vermisst? Oder warum hast du so komische Sachen gemacht. Mama, ich hab das neulich im Internet gesehen. Das ist so ein Ersatzdings, dieses Kaufen. Du musst nichts kaufen. Das ist nicht gut.“ – Seite 76

Anna ist seit drei Jahren geschieden. Mehr schlecht als Recht hält sie sich und ihre zwei Jungs mit ihrem Job als Illustratorin über Wasser, etwas chaotisch und ihrem alten Leben nachtrauernd. Da schwärmt ihre Vermieterin von ihrem tollen Garten, die Friseurin drückt ihr eine Gartenzeitschrift in die Hand –und als auch noch ihr Ex sagt, sie würde sowas ohnehin nicht schaffen, ist für Anna klar: Ein Garten muss her!
Ihre Jungs sind erst mal nicht so begeistert von Stromlosigkeit und Campingklo… Und auch die nette Laube und das bisschen Gartenarbeit hat sich Anna anders vorgestellt…

Anna ist eine Protagonistin, die man einfach ins Herz schließen muss. In der Ich-Perspektive führt sie uns durch ihr neues Projekt, den Traumgarten zum Entspannen. Spontan und unorganisiert lässt sie sich auf das Abenteuer Kleingarten ein. Und hat keine Ahnung, was da alles auf sie zukommt. Und weil Anna manchmal ein Schussel ist, lässt das eine oder andere Malheur nicht lange auf sich warten – und hat mich wunderbar unterhalten!

Ich hatte nicht das Gefühl, zu lesen, es fühlte sich vielmehr an, als würde eine gute Freundin mir ihre Geschichte erzählen! Die Seiten gingen wie von selbst weg und ich hätte gerne noch mehr davon gehabt.
Auch habe ich mehr als einmal laut losgelacht, zB als die Jungs ihren Vater anrufen und um Rettung anflehen, sie mit dem Gartenwerkzeug ausrückt, um des Nachts Wackersteine zu verbuddeln oder die pingeligen Nachbarn über den Zaun meckern, weil dieser die zulässige Höhe überschreitet.


Die Söhne sind genauso, wie Kinder sind, offen, ehrlich und direkt, da muss Anna manchmal ganz schön einstecken. Zum Beispiel, als sie den Jungs vor der besten Freundin Martha die frohe Botschaft vom Traumgarten überbringt und diese schonungslos ihre Abneigung kundtun – genauso, wie Martha prophezeit hat.
Dann ist ja auch noch Paul, ein nettes Mitglied der Kleingartensiedlung, der rundherum hilft. Und auf den nicht nur Anna ein Auge geworfen hat und deshalb einen Zickenkrieg, der seinesgleichen sucht, vom Gartenzaun bricht.


„Ich musste aus dieser Sache heraus, bevor ich weiter zum Monster mutierte. Männer brachten immer das Schlimmste in mir zum Vorschein. Ich reagierte offenbar irgendwie allergisch.“ – Seite 197


So kleinlich manche Kleingärtner auch sind, wenn Not am Mann ist packen alle mit an. So lernt Anna in der Gemeinschaft viel, übers Geduld, wachsen lassen und über sich hinauswachsen.
Zu Beginn der Geschichte merkt man ihr ihre Unversöhnlichkeit und ihr Selbstmitleid an. Es ist schön ihr zuzusehen, wie sie an diesem Ort zur Ruhe kommen, trauern und zu körperlicher und psychischer Stärke zurückkehren kann. Und obwohl ich den Winter liebe kann ich es nach dem Lesen irgendwie kaum erwarten, dass die dicke Schneedecke schmilzt und ich wieder Pflanzen und zupfen kann!


Ulrike Hartmann überrascht uns auch mit Menschen, die ganz anders sind, als sie auf den ersten Blick scheinen. Es ist schön, keine eindimensionalen Klischees vorgesetzt zu bekommen, ihre Charaktere können auf der einen Seite pingelig herummäkeln und auf der anderen selbstlos zupacken. Oder herrisch und streng über andere wachen und ihnen dann den entscheidenden Schubs in die richtige Richtung, raus aus dem Selbstmitleid geben!


So ist „Liebe geht durch den Garten“ eine rundum gelungene, humorvolle Liebesgeschichte im Kleingartenmilieu!

Bewertung vom 10.02.2019
Die zehn Lieben des Nishino
Kawakami, Hiromi

Die zehn Lieben des Nishino


ausgezeichnet

Nishino zu küssen war wunderschön. Schöner als alles, was ich bisher gekannt hatte. Und doch fühlte es sich einsam an. Es war der einsamste aller Momente von Einsamkeit, die ich je erlebt hatte. – Seite 43

Hiromi Kawakami zeichnet uns in 10 kurzen Geschichten das Leben und Lieben des ungewöhnlichen Nishino. Interessant ist ihre Erzählform, denn an ihren Gedanken und Geschehnissen teilhaben lassen uns ausschließlich die Frauen, die er auf seinem Weg getroffen hat. Dabei beginnen wir mit der letzten, reisen dann vor zur ersten und springen weiter von einer zur anderen. So unstet, wie es auch Nishinoo macht.

Die Erzählweise verkörpert damit auch seine Art, mit Frauen umzugehen. Vergangene haben auch in der Gegenwart eine große Bedeutung, manche überschneiden sich großzügig mit der vorangegangenen.
Seine Geschichte ist geprägt von einer großen Traurigkeit, denn es scheint, dass er – vielleicht auch auf Grund seiner Vergangenheit – nicht fähig ist zu lieben, oder die Liebe anzunehmen, wenn er sie dargeboten bekommt.

Somit bleibt „Die zehn Leben des Nishino“ eine traurige, melancholische Geschichte von lieben und widergeliebt werden, von Verlangen ohne Liebe und dem Vergehen des Lebens. Interessant erzählt und mit kleinen Einblicken in die japanische Kultur.