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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 06.08.2017
Vom Suchen und Finden
Oppel, Kenneth

Vom Suchen und Finden


ausgezeichnet

Mit "Vom Suchen und Finden" hat Kenneth Oppel eine Geschichte geschrieben, welche von der Arbeit der beiden zukunftsweisenden Paläontologen Edward Drinkwater Cope und Othniel Charles Marsh inspiriert wurde. Oppel führt die historischen Hintergründe, die als Grundlage für die Handlung seines aktuellen Romans gedient haben, in seiner Danksagung auf.

"Vom Suchen und Finden" spielt in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts und erzählt den Konkurrenzkampf zweier amerikanischer Paläontologen mit unterschiedlichem Bildungs- und Arbeitshintergrund. Während Professor Bolts Ruhm und Bekanntheit in erster Linie auf seinen zahlreichen Publikationen beruht, kann sich Professor Cartland dafür auf eine renommierte Anstellung berufen. Zwischen den beiden kommt es zu einer Eskalation, als Professor Bolt einen neu entdeckten Dinosaurier der Öffentlichkeit präsentiert und Professor Cartland einen Fehler in dessen Arbeit vor versammeltem Publikum aufdeckt. Neben dem Konkurrenzkampf zweier Wissenschaftler kommt jedoch von Beginn an eine Liebesgeschichte ins Spiel, die von Romeo und Julia inspiriert ist: wie es bei diesen beiden zwei verfeindete Familien waren, die sich gegen eine Verbindung ausgesprochen haben, so sind es hier die miteinander konkurrierenden Paläontologen Bolt und Cartland, denn die beiden jungen Erwachsenen, die sich ineinander verlieben sind Bolts Sohn Samuel und Cartlands Tochter Rachel.

Kaum zurück von der für Professor Bolts Ansehen desaströsen Veranstaltung, findet Sam in dem Durcheinander ihrer Wohnung eine Kiste, in dem sich ein großartiger fossiler Fund befindet, ein riesiger Zahn eines fleischfressenden Dinosauriers, ein Fund, wie es bis dato noch keinen vergleichbaren gab!
Bolt telegrafiert dem Finder und Sender des Zahns zwar postwendend zurück, dass er an Ausgrabungen interessiert sei und er den Fund nicht weiter publik machen soll, dummerweise lag das Paket jedoch über Wochen in seiner vollgestellten Wohnung und in der Zwischenzeit weiß auch sein ärgster Konkurrent um den bahnbrechenden Fund...

Kenneth Oppel gelingt mit "Vom Suchen zu Finden" eine fesselnde Geschichte zwischen einem wissenschaftlich inspirierten Abenteuer und einer Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des späten neunzehnten Jahrhunderts. Besonders Rachel Cartland hat hier mit Widrigkeiten zu kämpfen, da es zu dieser Zeit weder üblich ist, dass Frauen studieren und einen wissenschaftlichen Beruf ergreifen, noch, dass sie Entgegen der Zustimmung ihrer Eltern ihren Partner frei wählt. Auch Sam ist ein sympathischer Charakter, wirkt aber lange nicht so stark und fest in seinem Beschluss wie Rachel.
Die Geschichte wird im Wechsel aus der Sicht dieser beiden erzählt, da die Sicht auch innerhalb eines Kapitels hin und her springt, wurden zwei unterschiedliche Schrifttypen gewählt, so dass man zu jeder Zeit weiß, aus wessen Sicht die Geschichte gerade erzählt wird.
Neben der interessanten Arbeit der Paläontologen und der Liebesgeschichte zwischen Rachel und Samuel spielt auch die Geschichte und die Tradition der Ureinwohner Amerikas eine Rolle. In diesem Teil der Handlung wird es durchaus mysteriös und es lässt sich nicht immer alles mit der Naturwissenschaft erklären!

Mit vom "Vom Suchen und Finden" ist Kenneth Oppel wieder ein fesselnder, abenteuerlicher Roman gelungen, der sowohl mit seinem hervorragend recherchierten geschichtlichen Hintergrund punkten kann, als auch mit den gut ausgearbeiteten Charakteren, die einen sehr guten Einblick in die damalige Gesellschaft vermitteln. Hier möchte ich vor allem noch einmal Rachel hervorheben, die für ihre berufliches und privates Glück kämpft und für vieles steht, was heute für die Frauen so selbstverständlich erscheint.
Durch das Alter der beiden Protagonisten und die Beschreibung der Beziehung zwischen den beiden ist "Vom Suchen und Finden" um einiges erwachsener als Kenneth Oppels Abenteuerroman "The Boundless" (dt. Danger Express).

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.08.2017
Als wir fast mutig waren
White, Jen

Als wir fast mutig waren


sehr gut

"Als wir fast mutig waren" ist die Geschichte der 12jährigen Liberty und ihrer 8jährigen Schwester Billie, die von ihrem Vater an einer Tankstelle mitten in der Wüste zurückgelassen werden.
Die Mutter der beiden ist vor kurzem bei einem Unfall ums Leben gekommen, danach wohnten sie eine Weile bei ihrer Nachbarin Julie, die gleichzeitig die Chefin und beste Freundin ihrer Mutter war, bis sie letztendlich von ihrem Vater abgeholt werden, den sie seit sechs Jahren nicht mehr gesehen haben. Er will mit ihnen den ganzen Sommer im Camper durch die USA fahren und seiner Arbeit als Fotograf nachgehen.
Liberty ist mit ihren 12 Jahren bereits sehr erwachsen, da ihre alleinerziehende Mutter sie oft auf Grund ihrer Arbeit mit ihrer kleinen Schwester allein lassen musste. Billie ist jedoch eine normale 8jährige, beziehungsweise kommt sie einem in der Geschichte eher jünger als 8 Jahre vor, da ihre große Schwester einfach so viel weiter entwickelt ist als eine normale 12jährige, die eine behütete Kindheit und ein heiles Elternhaus genießen darf. Liberty möchte Wissenschaftlerin werden und schreibt alles in ein Notizbuch auf, welches sie wie einen Schatz hütet, so liegt es nur nahe, dass sie die bedrohliche Situation, sich mit ihrer Schwester verlassen von allen Bekannten und Freunden an einer Tankstelle im Nirgendwo zu wissen, mit Hilfe ihres Notizbuches aufarbeitet. Jedes Kapitel des Buches ist deshalb mit einer Überlebensstrategie betitelt und es finden sich zahlreiche kurze Listen darin, wie man am besten weiter vorgehen muss, um zurück zu Tante Julie zu kommen oder den Vater wieder zu finden.
Der Gedanke sich allein an einem unbekannten Ort zu wissen ist schon schlimm genug, dass dieses einem Kind passiert, welches zusätzlich Verantwortung für eine jüngere Schwester tragen muss, ist kaum auszudenken! Um zu überleben und zurück in ihre Heimatstadt zu kommen, schreckt Liberty auch vor Diebstahl nicht zurück. Zusätzlich zu ihrer denkbar ausweglosen Situation kommt das Verhalten ihrer jüngeren Schwester Billie, die auf Grund von Müdigkeit, Hunger oder Angst des öfteren zu Tobsuchtsanfällen neigt.
Libertys überlegtes Handeln und einige glückliche Zufälle bewahren die beiden vor dem Schlimmsten, trotzdem ist die Geschichte durchweg spannend und man spürt die Sorgen der beiden hautnah, weil das Buch aus der Sicht Libertys geschrieben ist. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten und in einer einfachen Sprache, die sehr gelungen die Sicht und Ausdrucksweise einer 12jährigen wieder gibt. Das alles führt dazu, dass die Seiten nur so an einem vorbeifliegen, zudem man ja unbedingt erfahren will, warum der Vater die beiden nach sechs langen Jahren zu sich geholt und dann von jetzt auf gleich an einer Tankstelle zurückgelassen hat, zudem ist es sehr merkwürdig, dass Liberty Julie telefonisch nicht erreichen kann. Hat diese die beiden nur aus Pflichtbewusstsein gegenüber der Mutter die erste Zeit nach deren Tod betreut? Die Antworten auf diese Fragen erhält man erst ganz am Ende des Buches. Tatsächlich hätte ich auf Grund der Spannung am Ende mit teils spektakuläreren Auflösungen gerechnet, aber es passt zu einem Kinderbuch für die anvisierte Zielgruppe und löst das Geschehen sinnvoll auf.

Das Buch lässt sich sehr gut lesen, in die beiden Mädchen kann man sich sehr gut hineinversetzen, nur über die beiden Elternteile hätte ich gerne noch mehr erfahren als dem Leser in diversen Rückblenden mitgeteilt wird.
"Als wir fast mutig waren" ist eine beeindruckende und sehr spannend erzählte Geschichte über ein Mädchen, dass auf Grund ihrer familiären Lage viel zu schnell erwachsen werden muss und das in einer Ausnahmesituation über sich hinaus wächst.

Bewertung vom 31.07.2017
Die Rebellin / Stormheart Bd.1
Carmack, Cora

Die Rebellin / Stormheart Bd.1


sehr gut

Die junge Thronfolgerin Aurora soll ihr Königreich vor unheilbringenden und zerstörerischen Naturgewalten schützen. Doch was außer ihr und ihrer Mutter niemand weiß: Aurora sind die Fähigkeiten Unwetter zu bekämpfen trotz ihrer königlichen Abstammung nicht in die Wiege gelegt worden. Sie entstammt einer Linie von Sturmlingen, Menschen, die mithilfe magischer Kristalle die Natur bändigen können. Um das Geheimnis weiter zu bewahren und ihr Königreich trotzdem zu schützen, soll Aurora - Rora genannt - eine geplante Ehe mit Prinz Cassius eingehen, dem Zweitgeborenen eines benachbarten Königreiches, der die Fähigkeiten der Sturmlinge besitzt.
Auf dem Fest, auf dem Rora ihren zukünftigen Gemahl kennenlernt, sieht zunächst alles danach aus, als könnte aus der geplanten Verbindung sogar eine Liebesheirat werden, bis Aurora Cassius im Gespräch mit seinem Bruder belauscht und Zeugin einer geplanten Intrige wird.
Rora vertraut sich ihrer Dienerin und früheren Freundin Nova an und flüchtet vor der bestehenden Vermählung aus ihrer Heimat und schließt sich auf ihrer Flucht einer Gruppe von Sturmjägern an, denen sie ihre Herkunft verschweigt und denen gegenüber sie sich als ein Mädchen namens Roar ausgibt. Von diesen lernt sie, dass man die Herrschaft über Naturgewalten auch erlernen kann, wenn man diese Fähigkeit nicht in die Wiege gelegt bekommen hat. Währenddessen geht die ruhige Zeit zu Ende und wilde Stürme brechen über das Land herein, welche von einem mysteriösen Sturmlord begleitet werden, über dem man im ersten Band von Stormheart noch nicht allzu viel erfährt. Aurora muss die Erfahrung machen, dass sie extrem auf die Stürme reagiert, gleichzeitig verliert sie ihr Herz an einen der Sturmjäger...

Mit "Die Rebellin" hat Cora Carmack einen spannenden Einstieg in ihre Stormheart Trilogie geschaffen, der zwar für meinen Geschmack ein paar lange Passagen hatte, insgesamt aber sehr fesselnd geschrieben war und durch die Bank mit überzeugenden Charakteren und bildhaften Szenarien aufwartet. Zu Beginn muss man zwar konzentriert bei der Sache sein, um erstmal zu verstehen, was es mit den Sturmlingen und den Naturgewalten auf sich hat, aber sobald Prinz Cassius auftaucht steigt die Spannung erstmalig an und die düstere und geheimnisvolle Atmosphäre nimmt den Leser gefangen. Neben Aurora und Lock, dem Sturmjäger, sind auch die Nebencharaktere sehr gut ausgearbeitet. Die Sturmjäger sind eine bunt zusammengewürfelte Truppe, zu deren Mitgliedern man im ersten Band der Trilogie einiges über deren Hintergrundgeschichte erfährt, aber manches liegt noch im Dunkeln beziehungsweise geht Cora Carmack nicht auf alle gleichermaßen intensiv ein. Eine weitere wichtige Rolle neben Rora, Lock und dem Prinzen Cassius, spielt die Anvertraute der Prinzessin Nova. Sie ist mitnichten eine einfache Dienerin, sie hat eine Vorgeschichte, die sie ins Königreich Pavan verschlagen hat und verbirgt ein Geheimnis, welches im Laufe der Geschichte offenbart wird und in den beiden folgenden Bänden sicher noch eine große Rolle spielen wird.

Die ganzen Rätsel, warum die Stürme bei Rora eine seltsame Wirkung auslösen, was genau es mit Nova und ihrer Fähigkeit auf sich hat und vor allem: um wen oder was es sich genau bei dem mysteriösen Sturmlord handelt, sind ausreichend Gründe, warum ich die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen werde.
Cora Carmack hat mit dem Auftakt der Stormheart Trilogie einen fulminanten Start hingelegt, der bis auf wenige Längen einen konstanten Spannungsbogen aufbaut, interessante und sehr gut ausgearbeitete Charaktere beinhaltet und eine fantastische Welt vorstellt, in die man sich dank des bildhaften Schreibstils sehr gut hineinversetzen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.07.2017
The Sun is also a Star.
Yoon, Nicola

The Sun is also a Star.


ausgezeichnet

Obwohl Nicola Yoon mit ihrem Debütroman "Du neben mir" großes Aufsehen erregt hat, habe ich ihr Erstlingswerk bislang nicht gelesen, die vielen positiven Stimmen dazu haben aber mein Interesse geweckt, auf jeden Fall etwas von der Autorin lesen zu wollen.

In "The Sun is also a Star" geht es um Natasha und Daniel, die sich durch Zufall in New York über den Weg laufen. Daniel ist fasziniert von Natasha, obwohl sie mit ihrem Interesse für Naturwissenschaften und ihrer nüchternen und realistischen Art so ganz anders ist als Daniel, der gegen den Willen seiner Eltern Dichter werden will, statt Medizin in Yale zu studieren.
Was Daniel nicht weiß: Natasha ist illegal in Amerika und soll am nächsten Tag nach Jamaika abgeschoben werden. Ohne dieses Wissen versucht Daniel alles daran zu setzen, dass sich Natasha in ihn verliebt.
Der Roman ist in sehr kurzen Kapiteln aufgebaut, die nur wenige Seiten umfassen, oftmals sogar nur eine oder gerade mal eine halbe Seite lang sind. Dabei kommen nicht nur abwechselnd Daniel und Natasha zu Wort, sondern auch Akteure, bei denen zu diesem Moment nicht klar ist, was sie mit der Geschichte von Daniel und Natasha zu tun haben, aber im Laufe der Geschichte bis zum Ende fügt sich dann alles zu einem großen Puzzle zusammen.
Teilweise passiert in dem Roman nicht viel, aber die Neugierde, ob Natashas Abschiebung abgewendet werden kann und die kurzen Kapitel treiben den Leser trotzdem sogartig durch die Geschichte.
Nicola Yoons Sprache ist wunderschön, und auch, wenn es so unglaublich erscheint, dass sich zwei unterschiedliche Menschen durch eine schicksalshafte Begegnung ineinander verlieben, so genießt man doch ihre Ausführungen und die vielen Wahrheiten über die Liebe und das Leben, die sie in ihrer Geschichte vermittelt.
Ein bisschen muss man Träumer und Romantiker sein, um voll in Daniels und Natashas Geschichte aufgehen zu können, man sollte nicht mit zu viel Realismus an das Ganze gehen... also das Geschehen mehr aus Daniels Augen betrachten als aus Natashas ;) Die Geschichte führte bei mir zwar zur Selbstreflektion, aber auch Lesern, die nicht durch eine partnerschaftliche oder familiäre Beziehung vorbelastet sind, in denen Realität und Träume so extrem aufeinanderprallen wie durch die beiden Charaktere Natasha und Daniel, wird dies mehrfach in diesem Buch vor Augen geführt, so dass man sich zwangsläufig mit der Thematik auseinandersetzen muss, ob zwei so unterschiedliche Menschen überhaupt eine Chance auf eine Beziehung miteinander haben. Bei Daniels Familie prallen seine Träume auf die nüchterne Art seiner Eltern, in Natashas Familie bestehen die Konflikte zwischen ihrer Mutter, die sich für die Zukunft der Familie aufopfert, und ihrem Vater, dessen Traum eines Tages seinen Durchbruch als Schauspieler zu erreichen oftmal vor dem Wohl seiner Familie steht.
Besonders reizvoll fand ich die Ausführungen, dass es wissenschaftlich belegt sei, dass man zwei Menschen tatsächlich bewusst ineinander verliebt machen kann. Daran glaube ich tatsächlich. Damit ist zwar nicht gesagt, dass daraus eine Basis für eine längerwährende Beziehung entstehen kann, aber Verliebtheit kann man meiner Meinung nach tatsächlich bewusst herbeiführen.
Der Epilog spricht dann aber wieder mehr die Träumer in uns Lesern an, und trotz der wissenschaftlichen Theorien und Natashas nüchterner Art, sollten auch lieber die Träumer in uns diese Geschichte lesen, denn ob sie tatsächlich eine Chance bekommen glücklich bis ans Ende ihrer Tage zu leben, steht auf einem anderen Blatt und Märchen und Träume hören in der Regel an der schönsten Stelle auf und Nicola Yoons Bücher an einem Scheideweg, an dem wohl beides eintreten kann...

Bewertung vom 18.07.2017
Die Entfesselten / Secret Fire Bd.2
Daugherty, C. J.;Rozenfeld, Carina

Die Entfesselten / Secret Fire Bd.2


gut

Die Geschichte von Sacha, der nicht vor seinem 18. Geburtstag sterben kann, und der gleichaltrigen Taylor, deren Familie auf Grund eines alten Geheimnisses eng mit Sacha und seinem Schicksal verbunden ist, geht mit "Die Entfesselten" in die zweite und entscheidende Runde. Mit großen Erwartungen habe ich den Auftaktband "Die Entflammten" beendet, hat es doch lange gedauert bis die Geschichte von Sacha und Taylor volle Fahrt aufgenommen hat und ihre miteinander verwobenen Familiengeheimnisse offenbart wurden.

So geht die Handlung auch nahtlos über vom ersten in den zweiten Band über, ohne groß auf die zurückliegenden Ereignisse einzugehen. Aber was hat das Autorinnenduo aus der Vorlage des Auftaktbandes gemacht? In meinen Augen leider nicht viel! Was eine atemberaubende und spannende Quest hätte werden können, nachdem die Geheimnisse von Sachas und Taylors Familien gelüftet wurden, verliert sich in einer belanglosen Verfolgungsjagd, bei der Sacha vor den Bösen beschützt werden soll, oder im besten Fall das Böse vernichtet.
Zu Gute halten muss man den Autorinnen, das die Beschreibungen der Orte und Landschaften, in denen sich Sacha, Taylor und ihre Verbündeten bewegen, immer sehr greifbar und plastisch beschrieben sind, zudem gewinnen die Nebencharaktere - allen voran Louisa - an Substanz und Sympathie. Wie schade, dass die Qualität der Ausarbeitung von Charakteren und Handlungsplätzen sich nicht auch in der Handlung selbst niedergeschlagen hat. Außer einer zweiten Romanze - neben der von Sacha und Taylor - konnte mich nicht viel überzeugen. Die Action- und Kampfszenen sind farblos und viel zu schnell und einfach abgehandelt, so verdient auch der Showdown am Ende der beiden Bücher kaum seinen Namen! Zwei Bücher wurde darauf hingearbeitet, und dann ist auf wenigen Seiten alles abgehandelt.

Wer von "Die Entflammten" begeistert war, kommt um "Die Entfesselten" sicher nicht herum, wer jedoch wie ich schon beim Auftaktband Kritikpunkte angebracht hat, kann um den Abschlussband getrost einen Bogen machen, in sofern es nicht stört das Ende nicht zu erfahren, denn meine Hoffnung, dass sich der auf lange Strecken aufgebaute Spannungsbogen hält und zu einer gefährlichen, interessanten und geheimnisvollen Quest weiterentwickelt, wurde leider enttäuscht, und ich denke, so wird es noch weiteren Lesern gehen.

Eine Bewertung im Mittelfeld hat sich das Ende von Sachas und Taylors Geschichte dennoch verdient, auf Grund der Weiterentwicklung der Charaktere, gut ausgearbeiteter Schauplätze und einem flüssigen und perfekt auf das Zielpublikum zugeschnittenen Schreibstil. Überraschenderweise haben mich die Figuren auf Gefühlsebene sehr überzeugt und die rar gesähten Szenen, in denen Sacha und Taylor mit ihren Familien kommunizieren, oder Louisa ihre zerbrechliche und verletzliche Seite zeigt, sind die besten im ganzen Buch.

Dennoch ist es keine Dilogie, die sich aus der Masse an Jugendbüchern, die jährlich auf dem Markt erscheint, heraushebt, und die mir sicher nicht lange in Erinnerung bleiben wird.

Reihen-Info:
Band 1: Die Entflammten
Band 2: Die Entfesselten

Bewertung vom 02.07.2017
Mein Blind Date mit dem Leben

Mein Blind Date mit dem Leben


ausgezeichnet

"Mein Blind Date mit dem Leben" ist die Verfilmung des gleichnamigen autobiographischen Romans von Saliya Kahawatte aus dem Jahr 2009. Tatsächlich war das Buch völlig an mir vorübergegangen und ich bin erst durch die Verfilmung darauf aufmerksam geworden, dass es sich um eine wahre Geschichte handelt.
Saliya, kurz Sali genannt, lebt für die Gastronomie! Als Sohn einer deutschen Mutter und eines singhalesischen Vaters liebt er von Kindesbeinen an die Küche aus dem Heimatland seines Vaters und träumt davon später in einem angesehen Sternehotel arbeiten zu dürfen. Als er im Alter von fünfzehn Jahren quasi über Nacht so gut wie sein gesamtes Augenlicht durch eine Netzhautablösung verliert, droht sein Lebenstraum wie eine Seifenblase zu zerplatzen. Doch Sali gibt nicht kampflos auf, er büffelt wie ein Ochse, um trotz seiner Behinderung sein Abitur an einer normalen Schule zu bestehen und nachdem es auf die ersten ehrlichen Bewerbungen für eine Ausbildung im Hotelfach nur Absagen hagelt, baut er mit Hilfe seiner Mutter und seiner Schwester ein Gerüst aus Lügen und Blendung auf. Tatsächlich schafft er es so an einem renommierten Münchner Hotel für die Ausbildung zugelassen zu werden und ein anstrengender Alltag zwischen Traum und Lüge nimmt seinen Lauf...

Saliya Kahawattes Lebensgeschichte hat mich beeindruckt! Natürlich wurde für die Verfilmung einiges aufgelockert, beschönigt, gestrafft, rausgekürzt oder erfunden. So sind es mitnichten nur die Jahre seiner Ausbildung gewesen, in denen Sali seiner Umgebung den Sehenden vorgegaukelt hat, 15 Jahre lang hat er es geschafft, bevor sein Lügengerüst eingestürzt ist, und dazu bedurfte es weiterer Krankheiten und Suchtproblemen, die im Film nicht alle umgesetzt wurden, aber doch soweit, dass der Zuschauer hautnah zu spüren bekommt, welchem Stress und welcher Belastung Sali in dem Zeitraum ausgesetzt war, in dem er sein Lügengerüst aufrecht erhalten hat, welche Anstrengungen er unternehmen musste, um nicht gegenüber Arbeitskollegen und Kunden aufzufliegen. Er muss mehr lernen als seine sehenden Kollegen, und nachdem sein Vater die Familie verlassen hatte, muss er neben der Ausbildung sogar noch Aushilfsjobs annehmen, um seiner Mutter finanziell unter die Arme greifen zu können. Die Verfilmung hat dank der eingeflochtenen Liebesgeschichte zwischen Sali und der alleinerziehenden Laura, und der Freundschaft zu seinem Kollegen Max, auch etliche romantisch-schöne, beziehungsweise lustig-lebensbejahende Szenen, aber neben der Leichtfüßigkeit, die gerade durch diese beiden Figuren in den Film gebracht werden, verliert sich die Geschichte niemals in Belanglosigkeiten und lässt die wichtigen Botschaften, die sie vermitteln will, nie aus den Augen. Zumal es immer wieder zu Szenen kommt, die den Zuschauer hart auf den Boden der Tatsachen zurückfallen lassen und deutlich machen, dass man hier keine leichte Liebeskomödie eingeschaltet hat, sondern einen Film, der etwas zu erzählen und zu vermitteln hat, mit Schauspielern, die den Grat zwischen Unterhaltung und Message zu jeder Zeit mit Bravour meistern.

Angelehnt an der wahren Geschichte Saliya Kahawattes zeigt "Mein Blind Date mit dem Leben" die Widrigkeiten und Hürden, die Menschen mit Behinderungen in den Weg gestellt werden und die es zu überwinden gilt im Kampf gegen die Vorurteile, die ihnen von ihrem Umfeld entgegengebracht werden, wenn man im Leben seine Träume verwirklichen will. Gleichzeitig vermittelt der Film eine wunderbare Botschaft, dass (fast) alles zu schaffen ist, wenn man an sich glaubt, aber nicht, wenn man den Weg alleine geht, sondern mit Freunden an der Seite, die auch in schwierigen Zeiten bei uns sind und an uns glauben!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.06.2017
Ludwig, der Weltraumhund
Löhlein, Henning

Ludwig, der Weltraumhund


ausgezeichnet

Die eigentliche Geschichte ist schnell erzählt und recht einfach gestrickt, das Hauptaugenmerk des Buches liegt eindeutig auf der Ausstattung und dem 3D-Effekt, wobei die Bilder so viel erzählen, dass der Text als nettes Beiwerk mitläuft. Diese Gewichtung sagt mit jedoch sehr zu, da dass Buch für kleine Entdecker im Vorschulalter geeignet ist und so durchaus von ihnen alleine erkundet werden kann, ohne einen erwachsenen Vorleser an der Seite zu haben.

Ludwig und seine Freunde leben in Büchern. An ihren Körpern kann man genau erkennen, welche Bücher sie am liebsten mögen: Emma, die Blumen liebt, trägt am Körper ein Blumenmuster, die superstarke Sophie das Plakat eines starken Mannes, der im Zirkus auftritt und der neugierige Leopold, der davon träumt eines Tages ins Weltall zu fliegen, ist im Landkartendesign dargestellt.
Wie eingangs erwähnt hält sich der Text im Hintergrund und lenkt so nicht von den zahlreichen Details des Buches ab, die es auf jeder Seite zu entdecken gibt. Dank der im Buch - in einem liebevoll gestalteten Umschlag - enthaltenen 3D-Brille, gibt es hier nicht nur 3D-Effekte, sondern auch zahlreiche Farbeffekte zu entdecken. Was ohne Brille rot und grün erscheint, glitzert auf einmal in metallischen Farben. Auch das Spiel mit den Bücherwelten ist interessant und spiegelt sich nicht nur in den Körpern der kleinen Helden wider. Postkarten, Briefe, zerknüllte Blätter oder aufgeschlagene Atlanten nehmen auf fast jeder Seite Raum ein. Dazwischen immer wieder die tierischen Helden auf der Suche nach einer Möglichkeit, wie sich Ludwig seinen Traum von der Reise ins unendliche Weltall erfüllen kann. Ob er es am Ende schafft? Ein besonderer Augenschmaus ist die aufklappbare Doppelseite mit einer Weltallszene komplett in 3D-Optik. Die Sternbilder tragen Namen, mit denen Kinder etwas assoziieren können, es gibt keinen kleinen und großen Wagen, sondern eine kleine und große Bratwurst, was natürlich exakt auf den Protagonisten Ludwig abzielt.

"Ludwig, der Weltraumhund" ist ein Spiel mit Effekten in einer fantasievollen Umsetzung. Es regt Vorschulkinder dazu an die Welt der Bücher alleine spielerisch zu entdecken und weckt damit vielleicht auch die Lust zum Lesen bei Büchermuffeln, die noch nicht allzu viel mit der Welt der Buchstaben anfangen können.
Ich empfehle den Bilder- und Farbenrausch aber auch erwachsenen Bilderbuchliebhabern, denn es ist faszinierend, welche Effekte im gedruckten Buch möglich sind, zumal in den Bildkompositionen eine Liebe zum Detail vorherrscht, die beeindruckend ist!
Um es mit Ludwig zu sagen: "Liebe Freunde, der Weltraum ist fantastisch! Alles ist so wie in Büchern, nur richtig zum Anfassen!! Alles Liebe - Ludwig" - mit diesem Buch ist der Weltraum beinahe zu fassen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.06.2017
111 Orte in Mainz die man gesehen haben muss
Jung, Stefanie

111 Orte in Mainz die man gesehen haben muss


ausgezeichnet

Da Mainz meine Stadt ist - auch wenn ich weder dort wohne noch aufgewachsen bin, aber ich bin dort geboren und verbringe durch meine Arbeit und meine Freizeitinteressen tatsächlich mehr Zeit als Zuhause in Rheinhessen - kannte ich von der 111 Orten in dem Buch tatsächlich weit über die Hälfte. Allerdings musste ich dabei feststellen, dass ich zwar einige Orte vom Vorbeilaufen her kannte, aber mir nie bewusst war, welche Geschichte dahinter steckt. Dinge, die man tagtäglich wahrnimmt verlieren manchmal ihren Reiz, und eigentlich ist es doch überaus schade, dass man weit Weg in Urlaub fährt, und sich dort möglicherweise die eine oder andere Sehenswürdigkeit anguckt, aber die Perlen vor Ort ignoriert. Ich war schon mehr als einmal im Dom oder in der Stephanskirche, am Fastnachtsbrunnen kommt man zwangsläufig vorbei, wenn man zu Fuß in der Innenstadt unterwegs ist, aber auch, wenn man mit dem Bus oder der Straßenbahn in die Stadt hinein fährt. Diese über die Grenzen der Stadt hinaus bekannten Orte sind auch in dem Buch vertreten, wenn auch nicht als Ganzes, da die "111 Orte" Reihe ja in erster Linie auf Plätze aufmerksam machen möchte, die nicht jeder kennt und die zum Teil absolute Geheimtipps darstellen, aber ein bestimmter Grabstein, die Türmerwohnung und der Mainzer Traum vertreten die erwähnten Touristenmagnete in diesem Buch. Offensichtliche Sehenswürdigkeiten wie die Chagall-Fenster der Stephanskirche sind jedoch im Detailtext auf der Bildseite vermerkt, so dass auch die Hauptpublikumsmagneten ihre Erwähnung in dem Buch finden.
Ganz besonders möchte ich aber wirklich den Ortsansässigen ans Herz legen, sich für ihre Region einen "111 Orte" Band zu zulegen, ich bin nach dem Lesen wirklich baff, wie viel es in Mainz für mich noch zu erkunden gibt, von dem ich vorher tatsächlich nicht einmal was gehört hatte! Das liegt zum einen daran, dass es in das Buch Orte geschafft haben, die nur nach Absprache besichtigt werden können, da sich manche Gebäude in Privatbesitz befinden oder nur gezielt auf Nachfrage hin für Besichtigungen öffnen. Im Gegensatz zu "111 Orte im Harz", welches der erste Buch der Reihe war, das ich gelesen habe, konnte ich den Mainzer Band schon auf seine Tauglichkeit testen. Zum einen weiß ich ja aus Erfahrung, ob die Öffnungszeiten der vorgestellten Lokationen stimmen, sowie die Ortsangaben, und ich muss sagen, auf die Angaben kann man bauen, nur auf die angegebenen Buslinien zu den vorgestellten Orten würde ich mich nicht verlassen, da sich hier in Mainz unter anderem wegen neuer Straßenbahntrassen einiges verändert hat und selbst der aktualisierten Neuauflage des Buches steht in Kürze der zweite Geburtstag bevor. Zum anderen war ich mit auf einer "11 von 111 Orten" Stadtführung, die von der Autorin selbst durchgeführt wird. Durch die Führung habe ich nun noch weit mehr als allein durch das Buch Lust darauf bekommen "meine" Stadt zu entdecken.

Ich hoffe sehr, dass die "111 Orte" es vor allem Dingen schaffen Leuten die Augen für die sehenswerten Dinge zu öffnen, die sich in ihrer unmittelbaren Nähe befinden. Man muss nicht immer in Urlaub reisen, um neue Sachen zu entdecken! Ansonsten stellen die "111 Orte" Bücher für mich - nach dem Erkunden einer fremden Region, sowie meiner Stadt - absolute Allrounder dar, die sowohl für ortsunkundige Besucher als auch für Alteingesessene, die sich vermeintlich gut auskennen in ihrer Region, eine wahre Fundgrube und tolle und vielseitige Freizeitführer sind!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.06.2017
Wo die Geschichten wohnen
Jeffers, Oliver;Winston, Sam

Wo die Geschichten wohnen


ausgezeichnet

"Wo die Geschichten wohnen" ist eine Hommage an alle Leser dieser Welt und die Geschichten, die sie zu einem Kind der Bücher haben werden lassen.
Bereits das Cover stellt auf Vorder- und Rückseite eine wunderbare Metapher dar, was Bücher für uns Leser sind: ein Schatz, den man heben muss! Auf der Vorderseite des Buches sitzt ein kleines Mädchen auf einem übergroßen Buch, welches mit einem goldenen Schloss versiegelt ist, auf der Rückseite des Buches befindet sich der Schlüssel dafür. Er ist ein Sinnbild für die Fantasie, die wir in der Welt voller Geschichten entdecken und stetig weiterentwickeln.
Auf den Vorsatzseiten sind hunderte Buchtitel und ihre Autoren abgedruckt und bieten einen ersten Vorgeschmack auf das, was es im Buch zu entdecken gibt, denn die Bilder darin nicht mitnichten nur gezeichnete Szenen, sondern Kompositionen aus Worten, Sätzen und Abschnitten berühmter Klassiker der Literatur.

Zu Beginn der Geschichte lernt der Leser das Kind der Bücher auf dem Cover näher kennen, welches auf der nächsten Seite auf einem Meer seiner Fantasie treibt. Passend zu den inszenierten Bildern haben Oliver Jeffers und Sam Winston Bücher mit einer passenden Thematik herangezogen, um die Wortmalereien zu bilden: das Meer, auf dem das Kind der Bücher treibt, besteht unter anderem aus Doktor Dolittles schwimmender Insel, Robinson Crusoe und Gullivers Reisen.
Nach der Reise über das Meer aus Worten rettet das kleine Mädchen einen Jungen aus einem Haus, in dem man vergessen hat, wo die Fantasie lebt. Den weiteren Weg bestreiten die beiden Kinder nun gemeinsam und entdecken über Bergen aus Märchen, Schätzen in der Dunkelheit und in Zauberwäldern weitere Geschichten. In jedem dieser Bilder gibt es, wie bereits im Meer der Fantasie, durch aufmerksames Lesen und Bestaunen die Bücher zu entdecken, die den Hintergrund für die Szenen bilden.
Am Ende des Buches sind die Bilder nicht mehr in wenigen, gedeckten Farben gezeichnet, sondern erstrahlen in großer Farbpracht, welche die Fantasie symbolisiert, die die beiden Kinder dank der Geschichten frei gelassen haben.

Das Buch von Oliver Jeffers und Sam Winston ist eine Liebeserklärung an die Welt der Bücher und die Menschen, die sie lieben und lesen. Dass Bücher ein großer Schatz sind, spiegelt auch die wunderbare Aufmachung dieses Kleinods wieder und ich möchte es jedem Leser ans Herz legen, auch speziell erwachsenen Buchliebhabern, denn ich denke so wundervoll und ausdrucksstark wurde noch nie in Worte und Bilder gefasst, welchen Wert Geschichten darstellen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2017
111 Orte im Harz, die man gesehen haben muss
Elsner-Schichor, Kirsten

111 Orte im Harz, die man gesehen haben muss


ausgezeichnet

Von der Reihe "111 Orte..." habe ich schon oft gehört oder gelesen, aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bislang keinen Blick hinein geworfen hatte.
Da ich bei deutschlandweiten Urlaubszielen nur bedingt Reiseführer nutze, mich im Vorfeld aber generell gerne über Regionen, die ich besuchen möchte, informiere und dabei auch etwas über lohnenswerte Orte erfahren möchte, die man nicht automatisch vom Hörensagen kennt, habe ich diese Lücke mit "111 Orte im Harz, die man gesehen haben muss" geschlossen, denn dort soll es im Herbst ein paar Tage hingehen.
Vor ein paar Jahren war ich im Winter ein paar Tage im Harz, so dass ich ein paar der vorgestellten 111 Orte kannte, aber die meisten waren völlig neu für mich.

Die 111 Orte werden nicht chronologisch nach Lage vorgestellt, sondern in alphabetischer Reihenfolge der Ortschaften, in denen sie zu finden sind. So erscheint die Vorstellungsreihe geographisch zwar etwas chaotisch, aber wer nach sehenswerten Punkten in einer ganz bestimmten Ecke des Harzes sucht, kann sich am Ende des Buches an der dreiseitigen Landkarte orientieren, denn dort sind die Orte mit der Nummer, mit der sie im Buch vorgestellt werden, markiert.
Einige der vorgestellten Orte muten etwas skurril an und ich werde mir sie vielleicht ansehen, sollte mich mein Urlaub dort zufällig vorbeiführen, aber einen Umweg werde ich beispielsweise für einen alten Kaugummiautomaten nicht in Kauf nehmen ;) Was ich aus diesem Reiseführer der etwas anderen Art gelernt habe, dass es interessant ist und den Horizont ungemein erweitert den Blick über den Tellerrand der Touristenmagneten zu werfen und ich auf jeden Fall weitere "111 Orte..." aus der Gegend kennenlernen möchte, in der ich lebe, denn ich bin mir sicher, dass diese Reihe viele Plätze aufführt, die nicht mal den Leuten, die dort zu hause sind, zwangsläufig bekannt sind.
Neben dem persönlich gestalteten Text der Autorin und einem mehr oder weniger dazu passenden Foto - die zwar allesamt schön anzuschauen sind, aber Detailaufnahmen sind nur bedingt aussagekräftig -, finden sich auf jeder Doppelseite weiterführende Hinweise zu der vorgestellten Gegend und interessante Links, so dass man eigentlich weit mehr als 111 Tipps für den Besuch der Region erhält. Die Verteilung quer durch den Harz finde ich gut gelungen, mir kommt jetzt keine Ecke unter- oder überpräsentiert vor. Die Texte lesen sich sehr kurzweilig und trotzdem informativ. Die Infos mit Webadressen beinhalten zum Teil auch Anfahrtsweg und Öffnungszeiten vorgestellter Attraktionen.

In Summe sind die "111 Orte" für mich eine empfehlenswerte Alternative zu Standardreiseführern, da es einfach Spaß macht sich durch das Sammelsurium lohnenswerter Orte zu lesen. Persönliche Empfehlungen sind für mich auch viel mehr wert sind als rein informative Texte, zudem in Reiseführern üblicherweise nur Eckdaten wie Öffnungszeiten, Preise, Anfahrtsweg und Fotos enthalten sind, und die Vorstellungen hier noch durch weiterführende Informationen wie geschichtliche Hintergründe schmackhaft gemacht werden. Ich würde nun auf jeden Fall lieber heute als morgen in den Harz fahren!

2 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.