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DoraLupin

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 15.12.2022
Redwall Band 1
Jacques, Brian

Redwall Band 1


gut

Im Moosblumenwald leben Mäuse, Dachse und andere Tiere friedlich und im Einklang zusammen, bis die furchteregende Ratte Cluny mit seiner Bande dort einfällt und die Abtei von Rotwall besetzen will! Die einzige Hoffnung der Tiere ist eine alte Legende um ein Schwert, das der legendären Maus Martin gehört hat. Die junge Maus Matthias tut alles um dieses Schwert zu finden um so den Bewohnern von Rotwall Hoffnung auf den Sieg zu machen...

Dies ist der Auftakt rund um die "Redwall-Reihe". Einige kennen die Geschichten wohl noch von früher, mir waren diese jedoch nicht bekannt.

Der Schreibstil ist leicht zu lesen und ohne schwierige Worte, sodass sich das Buch eigentlich auch gut für Kinder eignen könnte. Der Einstieg ist mir leicht gefallen und das Buch beginnt fast Märchenhaft mit den friedlichen Mäusen in ihrer Abtei, die der schrecklichen Ratte gegenüberstehen. Das Buch richtet sich an Kindern ab 10 Jahren, meiner Meinung nach ist der Schreibstil jedoch viel zu grausam und barbarisch für 10jährige Leser! Ich würde dieses Buch meinem 10 jährigen Kind nicht zu lesen geben und kann es ab 13 oder 14 Jahren frühestens empfehlen. Es gibt im Buch Szenen, die selbst mich als erwachsene Leserin zum gruseln und schlucken gebracht haben...

Die Protagonisten wirken etwas sterotyp und sind wirklich "nur" gut oder böse, da mag ich es lieber wenn jemand mehr Ecken und Kanten besitzt. Dafür gibt es aber einige Nebencharaktere die orginell sind und etwas Abwechslung und Spaß in die Geschichte bringen wie Hirsch-Hase oder die alte Maus Methusalem, ein Bücherwurm der sehr viel Wissen besitzt. Die Spatzen sind in meinen Augen etwas zu originell geraten mit ihrer ganz eigenen Sprache, die die deutsche Grammatik völlig durcheinander würfelt. Mir haben die Passagen leider eher Kopfschmerzen verursacht und als junger Leser muss man sich wohl sehr konzentrieren, wenn man den Text verstehen möchte. Also ein einfallsreicher Ansatz, der für mich jedoch nicht wirklich funktioniert hat.

Die Handlung an sich ist für Erwachsene recht vorhersehbar, es gibt aber auch durchaus Abschnitte, die mich sehr positiv überrascht haben zu Beispiel die Rätsel die es zu lösen gibt. Einige überraschende Wendungen haben der Geschichte ebenfalls gut getan, ansonsten aber war das Ende doch recht vorhersehbar und keine wirkliche Überraschung. Der Weg dahin war voll Action und teils sehr grausamen Szenen, die Geschichte ist nur so mit Leichen gepflastert, wie es das oft nicht mal in Erwachsenenbüchern gibt.

Fazit: Für Erwachsene ist die Geschichte etwas vorhersehbar, für Kinder jedoch viel zu grausam und barbarisch in meinen Augen. Ich würde es meinem Kind frühestens mit 13 oder 14 Jahren zu lesen geben!

Bewertung vom 15.12.2022
Der Herr der Meere
March, M.C.

Der Herr der Meere


gut

Der zwölfjährige Suli lebt mit seiner Familie im Wasserkönigreich Faranon und verdient sich als Stallbursche der Seepferdchen etwas dazu. Eines Tages findet er in der Verbandskammer einen Dolch, der ihn sofort in seinen Bann zieht. Gemeinsam mit seiner Adoptivschwester Bonka versucht er auf seine Fragen Antworten zu finden und wird schließlich in den Eispalast des Meeresgottes eingeladen, indem man vielleicht das Rätsel um den Dolch lösen könnte. Doch bedrohliche Ereignisse geschehen in Faranon und hindern Suli daran das Königreich zu verlassen...

Der Schreibstil ist kindgerecht und einfach und deshalb gut von Kindern oder Jugendlichen lesbar. Es gibt in der Geschichte einige Worte, die sich die Autorin augedacht hat wie zum Beispiel fremde Wörter für die Uhrzeiten. Dies verleiht der Geschichte etwas eigenes und fantasievolles und hat mir gut gefallen, noch schöner hätte ich allerdings ein Verzeichnis mit diesen Wörtern gefunden, da die Wörter in der Geschichte nur "nebenbei" erklärt wurden und es für Kinder vielleicht nützlich ist diese nochmals nachschlagen zu können. 

Ich bin gut in die Geschichte reingekommen, auch wenn es für ein Kinderbuch anfangs vielleicht etwas viele Namen auf einmal gibt. Dies lichtet sich jedoch im Lauf der Geschichte und man kann sich die Namen der Protagonisten dann auch gut merken. Schön fande ich, dass gerade zu Beginn einiges nützliches Wissen über den Ozean und seine Tierwelt ganz nebenbei eingeflossen ist und Kinder so noch etwas lernen können. In der ersten Hälfte wird man sehr gut in die fantastische Meereswelt von Faranon eingeführt und ich habe die Kinder gerne begleitet. Ab der Hälfte der Geschichte ungefähr hatte ich dann jedoch leider das Gefühl nicht mehr wirklich vorran zu kommen in der Handlung. Man hat nicht mehr über den geheimnisvollen Dolch erfahren, sondern hat am Ende der Geschichte sehr viele Fragen und kaum Antworten gehabt. Ich habe das Gefühl, dass die Geschichte nach diesem Buch erst so richtig losgeht und habe im Nachhinein das Gefühl eher eine Art langen Prolog gelesen zu haben. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Geschichte in den nächsten Bänden Fahrt aufnehmen wird, denn das Buch endet vielversprechend. 

Fazit: Eine sehr schöne Idee für ein fantastisches Kinderbuch, bei dem es sich aber für mich so angefühlt hat als würde das richtige Abenteuer erst richtig in den Folgeromanen beginnen.

Bewertung vom 15.12.2022
Das fantastische fliegende Fundbüro Bd.1
Hüging, Andreas;Niestrath, Angelika

Das fantastische fliegende Fundbüro Bd.1


ausgezeichnet

Antons Hund verschwindet eines Tages im Park spurlos und Anton sucht ihn verzweifelt. Dann steht er vor dem Fundbüro von Herrn Elmer und das verändert sein Leben von einem auf den andern Tag völlig! Denn er sucht mit Elmers Enkelin Alex und deren verrückter Wahrsagekugel nicht nur seinen Hund, sondern fliegt auf mit einem Bett mit Raketenantrieb in ein Abenteuer voller Geisterbahnfiguren und Gespenster...

Dies ist ein Kinderbuch, dass Klein und Groß einfach Spaß macht! Schon das Cover ist knallig-bunt und versprüht seht viel Fantasie, Witz und Abenteuer! Da schaut man sich den Inhalt doch gleich noch sehr viel lieber an...

Der Schreibstil ist absolut kindgerecht und leicht verständlich, dennoch auch für Erwachsene mitreißend und witzig, sodass man diese Geschichte sehr gut gemeinsam erleben kann! Die Aufmachung des Buches ist wirklich toll und so finden sich auch im Buch sehr viele schöne, bunte Illustrationen, die Kinder und Junggebliebene gleichermaßen zum betrachten einladen und immer sehr gut zum Inhalt der Geschichte passen.

Anton ist ein lieber, doch schüchterner kleiner Junge, der sich anfangs nicht viel zutraut und erst über sich hinaus wachsen muss. Alex dagegen ist aufgeschlossen, frech und hat eine große Klappe, ist jedoch herzensgut und immer hilfsbereit. Uns haben beide Charaktere gut gefallen und waren uns schnell sympathisch.

Die Geschichte dreht sich um Hilfsbereitschaft, Freundschaft und darum an sich selbst zu glauben, aber auch Recycling spielt eine Rolle und das alte Dinge durchaus manchmal mehr Charme haben können als neu (gekaufte). Die ganze Handlung sprüht nur so vor verrückter und einfallsreicher Ideen, die ganz fantastisch umgesetzt worden sind und die Fantasie anregen. 

Fazit: Ein richtig tolles Kinderbuch, wie für ein Familianabenteuer gemacht!

Bewertung vom 14.12.2022
Isengrim
Görg, Christoph

Isengrim


gut

In der Nacht von Allerseelen wird im Jahre 1194 die Bademagd Magdalena tot aufgefunden, ihr Körper entsetzlich zugerichtet, schnell glauben die abergläubischen Bewohner der Stadt an den "Isengrim", eine Art Werwolf der des Nachts Menschen mordet und quält. Der junge Spielmann Nikolaus von Dürnstein macht sich gemeinsam mit Freund Bertram auf die Suche des Mörders...

Dies ist bereits der dritte Teil der Reihe rund um Nikolaus von Dürnstein, auch als Sänger "Blondie" bekannt. Ich kannte die ersten Teile der Reihe nicht und deshalb war mir auch nicht ersichtlich, dass Nikolaus aus unserer Zukunft kommt und nur durch Zufall in der Vergangenheit gestrandet ist...sind die ersten beiden Teile wohl normale historische Romane mit Zeitreiseinhalt, so ist dies der erste historische Kriminalroman der Reihe.

Der Schreibstil ist einfach und gut zu lesen, mir fehlte allerdings etwas das bildhafte eines historischen Romans. Es mag daran liegen, dass der Protagonist selbst aus der Zukunft kommt aber mir war die Handlung und das Denken der Protagonisten teils zu "modern" für das Jahr 1194. Es kam mir eher vor wie eine Theaterkulisse mit einem unterhaltsamen Theaterstück, aber wirklich in die Zeit um 1194 konnte mich der Autor leider nicht versetzen.

Nikolaus von Dürnstein war mir als Protagonist zwar einerseits recht sympathisch, aber seine ständig modernen Denkansätze und englischen Sätze haben mich eher genervt und haben mich immer wieder aus dem historischen rausgerissen. Was ich positiv und interessant fande war der Denkansatz was passiert, wenn man eine Sache aus der Vergangenheit ändert mit unserer Zukunft hat das Auswirkungen?! Ja, ein interessanter Ansatz, der meiner Meinung aber nur recht nachlässig zuende geführt wurde.

Der Autor verknüpft immer wieder reale historische Handlungen mit den fiktiven Begebenheiten, gelungen fand ich beispielsweise die Ereignisse rund um Herzog Leopold oder die Beschreibungen des Lebens als Bademagd oder Stadtwächter.

Unter dem Kriminalfall hatte ich mir etwas anderes vorgestellt und war enttäuscht. Die Geschichte war zwar ganz unterhaltsam, aber ich hatte mir eine sehr düstere, gespenstische und gruselige Atmosphäre rund um das Thema Werwolf, Jack the Ripper und Mythen erhofft, stattdessen kam der Fall ziemlich platt daher und ein Teil der Aufösung war mir schon nach der Hälfte des Buches sehr ersichtlich. Der Rest der Auflösung konnte mich zwar überraschen, kam aber aus dem Nihts heraus und war mir deshlab viel zu plötzlich. Ausserdem spielen am Ende eher Zufälle als tatsächliche Ermittlung eine Rolle, es kommt zu mehreren "Geistesblitzen" bei Nikolaus. Auch hatte ich gehofft, dass man auf die Motivation des Täters besser vorbereitet wird, mir erschiedn die Auflösung jedenfalls nicht sonderlich logisch und vorallem warum der Möder so "plötzlich" beginnt...

Fazit: Leider konnte mich dieser historischer Kriminalroman mit einer Prise Zeitreise nicht so ganz überzeugen, zwar war die Geschichte stellenweise unterhaltsam, aber insgesamt habe ich mir den Fall sehr viel mystischer und gespenstischer vorgestellt und das Motiv war doch ziemlich aus der Luft gegriffen in meinen Augen...

Bewertung vom 14.12.2022
Das Vermächtnis / Keeper of the Lost Cities Bd.8
Messenger, Shannon

Das Vermächtnis / Keeper of the Lost Cities Bd.8


ausgezeichnet

Dies ist nun bereits der achte Teil der "Keeper of the lost Cities Reihe" und wie jedes mal empfehle ich interessierten Lesern sich an die richtige Reihenfolge zu halten, denn der Inhalt baut aufeinander auf und ein Queereinstieg ist nicht wirklich möglich um die Geschichte vollumfänglich verstehen zu können.

Der Schreibstil ist auch in diesem Band wieder absolut mitreißend und spannend und so fliegen die über 800 Seiten nur so dahin, ohne das einmal Langeweile aufkommen würde. Ich bin jedes mal wieder absolut begeistert und fasziniert wie schnell sich die Bücher trotz der Dicke lesen lassen und es ist jedes mal wieder ein kleines "nach Hause kommen" zu den geliebten Charakteren, die mittlerweile für den Leser zu Freuden geworden sind. Ein ähnliches Feeling habe ich sonst eigentlich nur bei Harry Potter und wenig anderen ausgewählten Büchern.

In diesem Band geht es um die Suche der Eltern, ausserdem erstarken die Feinde immer mehr. Wie auch schon bei den anderen Teilen steht auch hier wieder das Thema Freundschaft sehr weit vorne.


Fazit: Ein Muss für Fans der Reihe, wieder sehr spannend und mitreißend geschrieben und wie immer auch eine sehr große Empfehlung für Leser, die diese Reihe noch nicht kennen sollten, es lohnt sich!

Bewertung vom 09.12.2022
Wenn Märchen sterben
Esser, Frank

Wenn Märchen sterben


ausgezeichnet

Im Hamburger Stadtpark machen Kriminalhauptkommissarin Jana Brinkhorst und ihr Team eine grausige Entdeckung. Eine Leiche wurde als Rotkäppchen verkleidet und entsprechend des Märchens in Szene gesetzt. Im Korb des Opfers befindet sich eine Botschaft des Mörders, die die Ermittler vor ein Rätsel stellt. Bald darauf wird eine zweite Leiche entdeckt, diesmal ist die Tote als Hexe aus dem Märchen Hänsel und Gretel verkleidet. Während das Team die Vergangenheit der beiden Opfer durchleuchtet und alles daran setzt den Mörder so schnell wie möglich dingfest zu machen, kommt es zu einer überraschenden Wendung, die die Ermittlungen in eine völlig neue Richtung lenken...

Dies ist bereits der zweite Fall von Kriminalhauptkommissarin Jana Brinkhorst und ihrem Team. Leider habe den erste Fall nicht gelesen, aber ich war von der Originalität dieser Märchenmorde so angetan, dass ich unbedingt wissen wollte was dahinter steckt! Ich bin probemlos ins Buch eingestiegen und hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl das mir Wissen fehlen würde. Dieser Fall ist also auch unabhängig sehr gut zu lesen. 

Der Schreibstil ist von der ersten Seite an rasant und spannend. Durch kurze Kapitel und Cliffhanger an den Kapitelenden sorgt der Autor zusätzlich dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte. Und hätte ich die Zeit gehabt, wäre dies auf jeden Fall ein Buch gewesen, dass ich ohne Unterbrechung an einem Nachmittag gelesen hätte, da die Geschichte ein richtiger Pageturner ist.

Jana und ihr Team mochte ich von Anfang an sehr gerne! Man spürt den guten Zusammenhalt im Team und das meist nervige Privatleben der Ermittler bleibt hier weitestgehend aussen vor, was ich wirklich sehr begrüßt habe, da es ja mittlerweile fast schon in Mode ist, dass der Krimi sich zu 50-Prozent mit den drogenabhängigen/alkoholabhängigen Ermittlern und nicht mit dem Fall befasst! Alle Personen sind ausserdem gut ausgearbeitet und aggieren glaubwürdig und menschlich.

In diesem Krimi gibt es eigentlich zwei Fälle, ob und wie sie zusammenhängen wird aber natürlich nicht verraten. Ich habe die Handlung deshalb aber als sehr abwechslungsreich und mitreißend wahrgenommen. Besonders die Märchenmorde gingen mir sehr nahe und ich werde deshalb am Ende der Rezension eine kurze Triggerwarnung aufschreiben. Beide Fälle sind nachvollziehbar und die Auflösung habe ich als gelungen und passend empfunden obwohl ich teilweise sehr schlucken musste, nichts für schwache Nerven!

Fazit: Ein toller Fall, ein sympathisches Team und das schöne Hamburg-was will man mehr. Von mir eine Leseempfehlung und 5 Sterne!


Triggerwarnung: Leid von Kindern!!!

Bewertung vom 09.12.2022
Das Apfelblütenfest
Henn, Carsten Sebastian

Das Apfelblütenfest


sehr gut

Als Jules neun Jahre alt ist ritzt er eine Stellenanzeige in den größten und schönsten Baum im Apfelhain der Familie. Er und sein Vater sind damals durch den Tod der Mutter sehr unglücklich gewesen und deshalb suchte der Junge eine Haushälterin auf diesem Weg. Zwanzig Jahre vergehen und keiner meldet sich darauf, Jules Vater ist längst tot, er selbst hat den Hof übernommen, auf dem Calvados und Cidre produziert werden. Auf einem Apfelblütenfest taucht mit einem Mal Lilou auf und möchte sich auf die längst vergessene Stelle bewerben. Lilou ist eine eigensinnige junge Frau, die in dem kleinen Ort an der normannischen Küste als Heilpraktikerin arbeitet. Jules und Lilou verlieben sich ineinander ohne zu Ahnen, dass schon dunkle Wolken am Horizont warten...

Als ich das romantische Cover gesehen habe dachte ich bei mir, dass es sich hier sicher um eine locker-leichte Romanze vor der französischen Küste und inmitten blühender Apfelbäume handeln wird. Diese Geschichte ist aber voller Tragik und Dramatik und ist wirklich nicht zu unterschätzen! Die Themen sind teils düster und bedrückend, darauf möchte ich ausdrücklich hinweisen!

Ich kannte den Autor schon von seiner Geschichte rund um den Buchspazierer und den Geschichtenbäcker und wieder war der Schreibstil märchenhaft und auch etwas philosophisch angehaucht. Ausserdem gibt es im Buch wieder ein sehr nettes und schönes französisches Flair mit kleinen, hübschen Ortschaften voll liebenswürdiger Menschen, gutes Essen und den ein-oder anderen Cidre auf eigener Produktion.

Mit Jules habe ich schon im Prolog mitgefiebert, denn der kleine Junge hat mir unglaublich Leid getan in welch jungem Alter er schon mit Schicksalssschlägen fertig werden muss. Dass er dann zu einem etwas mürrischen und vorsichtigen Mann wird ist verständlich. Lilou dagegen ist ein echter Wirbelwind und sehr eigensinnig. An ihre Art musste ich mich erst gewöhnen aber sie hat das Herz am rechten Fleck. Die Gefühle der beiden wurden immer nachvollziehbar beschrieben, die Handlungen konnte ich meist nachvollziehen. 

Die Handlung ist wie schon geschrieben sehr dramatisch und in meinen Augen war sie auch etwas überladen. Ein paar weniger Probleme hätten der Geschichte gut getan, denn hier wurde man stellenweise etwas damit erdrückt. Ansonsten aber eine sehr romantische Geschichte mit viel französischer Lebenslust, die ich zwar empfehlen kann, jedoch nur eingeschränkt. Bitte nicht vom Cover täuschen lassen und nicht unbedingt hören/lesen in einer psychisch labileren Phase.

Der Sprecher hat die Geschichte schön vorgelesen und hat die französischen Namen immer sehr gut betont, was zusätzlich ein gewisses französisches Flair ins Hörbuch gebracht hat.

Bewertung vom 06.12.2022
Die Bücher, der Junge und die Nacht
Meyer, Kai

Die Bücher, der Junge und die Nacht


ausgezeichnet

Diese Geschichte handelt in drei verschiedenen Zeitebenen.
Leipzig, 1933 kommt die junge Juli in den Laden des Buchbinders Jakob Steinfeld. Sie hat ein Buch geschrieben, das er für sie binden soll. Eine Liebesgeschichte entspinnt sich zwischen den beiden, bis Juli spurlos verschwindet...
Leipzig 1943 lodern viele Häuser. Ein Junge in einem Bücherzimmer wird von einem geheimnisvollen Mann gerettet und reist mit ihm bald durch halb Deutschland...
Und schließlich 1971 ist Jakobs Sohn Robert ganz den Büchern verfallen und reist auf der Suche nach seltenen Ausgaben durch ganz Europa. Die Bibliothekarin Marie bittet ihn eines Tages ihr bei einem Auftrag der Verlegerfamilie Pallandt zu helfen. Dabei stoßen sie auf das Mysterium eines Buches, dessen Geschichte eng mit Roberts eigener verknüpft ist...

Da das Buch in drei verschiedenen Zeitebenen geschrieben wurde, musste ich anfangs erst einmal in die Geschichte reinkommen und mich zurechtfinden. Nach ungefähr 50 Seiten bin ich dann aber richtig mitgekommen und habe das Buch sehr genossen! Der Schreibstil ist unheimlich bildhaft und lebendig was bei mir für einen schönen Lesefluss gesorgt hat. Ich wollte das Buch ab diesem Moment gar nicht mehr aus der Hand legen und habe in jeder freien Minute gelesen. Die drei Zeitebenen machen das Buch zwar anspruchsvoll aber auch abwechslungsreich.

Die verschiedenen Personen im Buch wurden sehr gut ausgearbeitet und ich konnte schnell mit den Protagonisten mitfiebern. Mag mag nicht jede Person im Buch, aber dennoch wurden sie sehr gut beschrieben und mit Eigenheiten ausgestattet. Besonders gern mochte ich zum Beispiel den Gärter Grigori, der gleichzeitig als Hilfskraft im Buchladen von Jacob gearbeitet hat. Und geheimnisumwoben und interessant war ganz klar die Figur des "Flügelschlag". Es ist zwar ein historischer Roman, aber immer wieder merkt man in einzelnen Figuren und Sätzen, dass der Autor aus dem Bereich Fantasy kommt. Für mich hat das aber sehr gut funktioniert und die Geschichte geheimnisvoller gemacht.

Das Buch beschäftigt sich mit einem dunklen Kapitel Deutschlands und der Autor hat in meinen Augen sehr gute Recherchearbeit geleistet. Er erzählt in diesem Buch nicht nur wie damals mit den Menschen (und Kindern) umgegangen wurde, die anders waren, sondern auch wie Bücher und ganze Gebäude gelitten haben und in Flammen aufgegangen sind...jahrhundertealtes Wissen, was teils für immer verloren gegangen ist.

Ich fand die Geschichte einfach großartig! Der geschichtliche Hintergrund, die Bücher, die Geheimnisse, das alles wurde so wunderbar miteinander verwoben, dass dieses Buch ein echtes Highlight für mich in diesem Jahr geworden ist!

Fazit: Für Bücherliebhaber, Fans von Geheimnissen und Geschichte genau das richtige! Sehr lesenswert und ein Highlight.

Bewertung vom 06.12.2022
Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1
Yokomizo, Seishi

Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Im Winter 1937 streift im Ort Okamura ein seltsamer Mann durchs Städtchen und fragt die Leute zum Ichiyanagi-Anwesen aus. Kenzo, der älteste Sohn der Familie heiratet. In der Hochzeitsnacht durchdringt ein furchtbarer Schrei die Nacht, auf den eine unheimliche Melodie auf der Koto folgt. Das frisch vermählte Paar wird tot aufgefunden und als einzige Spur ist ein blutiges Samurai-Schwert hinterlassen, das im Schnee im Hof steckt. Das rätselhafte an diesem Fall ist, dass das Schlafzimmer, der Tatort, von innen verschlossen ist. Kommisar Isokawa und der Privatdetektiv Kosuke Kindaichi machen sich auf des Rätsels Lösung zu finden...

Dies ist ein sehr interessanter und klassicher Kriminalroman, der vorallem durch seine originelle Schreibweise und eine überraschende Auflösung des Falles punkten kann!

Eine sehr originelle Idee an diesem Buch ist, dass die Geschichte von einem Krimiautor niedergeschrieben wird, der durch Zeugen des realen Falles auf die Geschichte aufmerksam wurde. Diese Idee hat mir von Anfang an sehr gefallen und ich hatte deshalb großen Spaß daran der Geschichte zu folgen. Da dies ein japanischer Krimi ist, kommen natürlich sehr viele für uns schwierige Namen vor. Ich hatte deshalb anfangs ein paar Probleme die Personen zu unterscheiden. Als ich jedoch richtig in der Handlung drin war wurde es immer einfacher sich die Namen zu merken, auuserdem gibt es am Ende des Buches ein sehr hilfreiches Namensregister, dass einem bei Schwierigkeiten weiter helfen kann.

Der Fall an sich erinnert an einen sehr klassischen Krimi wie beispielsweise die von Agatha Christie, es gibt einige Verdächtige und einen geheimnisvollen Schauplatz des Verbrechens. Dies alles macht es für den Leser zum großen Vergnügen mit den Ermittlern zu rätseln und hinter das Geheimnis des Locked-Rooms und der Morde zu kommen.

Die Auflösung des Falles war originell und ungewöhnlich, ich bin bis zum Ende nicht auf die Lösung gekommen und es war eine echte Überraschung! Ausserdem hat mir der Privatdetektiv Kosuke Kindaichi wirklich gefallen. Er erinnert etwas an einen verschrobenen und nicht ganz so intelligenten, aber nicht minder sympathischen Sherlock Holmes. Ich hätte deshalb Lust noch einige Fälle und Rätsel mit ihm zu lösen.

Fazit: Ein klassicher Kriminalroman, der vorallem durch seine originelle Schreibweise und eine überraschende Auflösung des Falles, sowie einen sympathischen Detektiv punkten kann!

Bewertung vom 30.11.2022
Caroline Märklin - Sie brachte Kinderaugen zum Leuchten, doch kämpfte um ihr eigenes Glück
Feyerabend, Charlotte von

Caroline Märklin - Sie brachte Kinderaugen zum Leuchten, doch kämpfte um ihr eigenes Glück


sehr gut

1859 heiratet Caroline Hettich im Alter von 33 Jahren den Witwer Wilhelm Märklin. Sie bringt neue Ideen und frischen Wind in dessen Blechwarenverkauf und wird dennoch von den Leuten misstrauisch beäugt...eine Frau gehört an den Herd und hat sich nicht für geschäftliches zu interessieren. Dennoch verändert sich die Welt zusehens und Eisenbahnen setzen die Welt unter Dampf. Caroline ist eine der ersten weiblichen Handelsreisenden in einer Männerdomäne und muss sich laufend durchsetzen und "ihren Mann stehen". Aber auch privat hat Caroline einiges am Hut, nicht nur die beiden Kinder ihres Mannes wollen versogt werden, sie wird auch selbst noch Mutter und hat auch mit ihren Schwestern Sorgen und Nöte...

Ich lese immer wieder gerne Romanbiografien, gerade über mir eher unbekannte Frauen. Caroline Märklin war mir bisher kein Begriff obwohl ich jahrelang ganz in der Nähe ihrer Firma gelebt habe, dies wollte ich nun mit diesem Buch unbedingt ändern. Sehr interessant sind für den Leser neben der Karte in den Buchklappen, auf der man die Handelsreisen gut nachvollziehen kann, auch Rezepte und Anmerkungen am Ende des Buches. Die Autorin beschreibt hier zum Beispiel, dass die Recherche gar nicht einfach war, da man nicht viel über Carolines Leben weiss.

Durch einen Schreibstil der angenehm und einfach zu lesen ist, bin ich gut ins Buch gekommen und habe einiges über die bemerkenswerte Frau erfahren. Die Themen im Buch sind vielfältig und abwechslungreich, so wird über Carolines Privatleben als (Zieh-) Mutter der Kinder geschrieben, über ihre Ehe mit Wilhelm und über das Leben ihrer Schwestern. Beruflich hat man mehr über Caroline als Handelsreisende und als die rechte Hand von Wilhelm in der Werkstatt erfahren.Teilweise fand ich die Handlung durch die vielen Themen und durch einige Zeitsprünge etwas sprunghaft, gegen Ende des Buches hatte ich mich aber mehr daran gewöhnt und es hat mir nicht mehr so viel ausgemacht.

Das Leben von Caroline Märklin wurde sehr gut recherchiert und wiedergegeben, als Leser lernt man den Beruf des Flaschners und die Handelsreisen zur damaligen Zeit kennen. Auch das reisen mit der Eisenbahn und die Anfänge der Spielzeugherstellung im Hause Märklin werden sehr schön beschrieben. Ausserdem hat mir sehr gut gefallen das auch andere reale Personen in die Handlung miteingeflossen sind, wie beispielsweise Theodore Engel, damals noch Student der Theologie und Geologie.

Abschließend kann ich sagen, dass ich viele neue Einblicke über eine sehr bemerkenswerte Frau erhalten habe, die wirklich stark war und sich trotz einiger Schicksalsschläge nie hat unterkriegen lassen! Gerne empfehle ich diesen tollen Roman an interessierte Leser weiter!