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Tara
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Ratingen

Bewertungen

Insgesamt 1292 Bewertungen
Bewertung vom 12.09.2023
NACHT
Sigurdardóttir, Yrsa

NACHT


ausgezeichnet

Brutal & atmosphärisch

Ich habe schon einige nervenaufreibende Thriller von Yrsa Sigurdardóttir gelesen, die mich gefesselt und begeistert haben. Mit „Nacht“ hat die isländische Autorin einen weiteren großartigen Thriller geschrieben.

Die Handlung spielt wieder einmal in Island. Ein amerikanisches Ehepaar hat sich einen Bauernhof zu einem luxuriösem Anwesen umgebaut und lebt dort mit seinen zwei Kindern und einer Haushaltshilfe.
Nachdem Nachbar Karl auffällt, dass irgendetwas nicht stimmt, begibt er sich zu dem Haus. Dort erwartet ihn ein erschreckender Anblick. Alle Anwesenden wurden auf grausamste Weise ermordet.

Die Story besteht aus zwei Handlungssträngen. In dem einen erfahren wir, was sich vor den Morden ereignet hat und der andere spielt in der Gegenwart.
In der Vergangenheit lernen wir die Familie mit ihren alltäglichen Problemen kennen.
In der Gegenwart dreht sich alles um die Ermittlungen, die der frisch aus Schweden zurückgekehrte Polizist Týr und die Gerichtsmedizinerin Iðunn führen.

Der Schreibstil von Yrsa Sigurdardóttir liest sich angenehm und das Tempo ist von Anfang an hoch. Durch den Wechsel der Zeiten entwickelt die Handlung eine Sogwirkung, da beide Ebenen interessant sind. Die kurzen Kapitel - insgesamt 33 auf nur 432 Seiten - machen es fast unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen. Eines geht da immer noch.
Der Autorin gelingt es schnell die Atmosphäre Islands zu vermitteln. Ich konnte mir die Umgebung gut vorstellen, die Einsamkeit und die Kälte des Schnees regelrecht spüren.
Die Charaktere sind interessant und vielschichtig, wodurch jeder für sich authentisch wirkt.

Das Ende des Romans ist passend und stimmig, lässt aber einige Fragen offen, die auf weitere Fälle mit dem Polizisten Týr schließen lassen.

Mich hat Yrsa Sigurdardóttir auch mit diesem Buch wieder einmal gefesselt und bei mir für Gänsehautmomente gesorgt. Die Beschreibungen der Morde sind recht brutal, so dass ich zartbesaiteten Lesern eher davon abraten möchte. Wer aber die Atmosphäre Islands liebt und auch vor detailliert beschriebenen Grausamkeiten nicht zurückschreckt, der liegt mit diesem Thriller genau richtig.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2023
Ich, Sperling
Hynes, James

Ich, Sperling


ausgezeichnet

Ein erschütterndes Buch

„Ich, Sperling“ ist ein historischer Roman des in Texas lebenden Autors James Hynes.

Ein alter Mann, der sich Jakob nennt, blickt zurück auf sein Leben und schreibt in einer Bibliothek seine Erinnerungen auf.
Er wurde im 4. Jahrhundert nach Christus geboren und ist in einem Bordell aufgewachsen. Zunächst hat er Arbeiten als Küchenjunge und Kellner verrichtet, aber dann wird er im oberen Stockwerk dem Bordell der „Wölfinnen“ eingesetzt.
Mit der Köchin und der Prostituierten Euterpe hat er zwei Bezugspersonen, die ihm Halt geben und die Welt erklären. Von ihnen erhält er auch sein Wissen, u.A. auch das über den Sperling, mit dem er sich schnell verbunden fühlt und dessen Perspektive einnimmt.

Der Schreibstil von James Hynes liest sich angenehm. Jakobs Gedanken sind klar und es ist leicht seinen Erzählungen zu folgen. Inhaltlich sind diese allerdings weniger leicht verdaulich. Als Waisenjunge ohne Namen ist er in einer Welt von Brutalität, Schmerz und Gewalt groß geworden. Das Leben des Jungen ist geprägt von Grausamkeiten. Ich habe beim Lesen gelitten und vor Schreck die Luft angehalten.
Auch wenn es sich hier um einen fiktiven Roman handelt, ist zu merken, dass der Autor sehr ausgiebig recherchiert haben muss. Es gelingt ihm ausgezeichnet seine Leser um knapp 2000 Jahre zurückzuversetzen und sie in das spätrömische Reich eintauchen zu lassen.

Der Roman steckt voller Schrecken, berichtet von Zusammenhalt und Verrat und gibt damit einen unfassbar authentischen Einblick in das Leben der Vergangenheit.
Liebhabern historischer Romane kann ich dieses Buch nur empfehlen.

Bewertung vom 09.09.2023
Sylter Welle
Leßmann, Max Richard

Sylter Welle


ausgezeichnet

Eine Reise in die Vergangenheit

„Sylter Welle“ ist ein autofiktionaler Roman des in Berlin lebenden Autors Max Richard Leßmann.
Max hat in seiner Kindheit seine Sommertage bei seinen Großeltern - Oma Lore und Opa Ludwig - auf dem Campingplatz auf Sylt verbracht. Nun besucht er seine Großeltern noch einmal für drei Tage und es kommen eine Menge Erinnerungen hoch.
Der Schreibstil von Max Richard Leßmann liest sich ausgesprochen angenehm und leicht. Zwischen den Ereignissen in der Gegenwart erinnert sich Max zurück und wir erfahren eine Menge über ihn, seine Großeltern und den Rest der Familie. Dabei gibt es ebenso viele humorvolle Momente wie auch solche, die nachdenklich machen.
Seine Familienmitglieder beschreibt er nicht immer ganz liebevoll, aber genau dadurch sehr authentisch. In jeder Familie gibt es Menschen mit Ecken und Kanten und solche, die einem auf Anhieb ans Herz wachsen.
Das Buch besteht aus vielen kurzen Episoden. Die Übergänge zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit sind oft fließend, so dass ich einige Male kurz irritiert war in welcher Zeit wir uns gerade befinden.

Das Buch bietet keine außergewöhnlichen Ereignisse, sondern lebt von ganz normalen Familienmomenten. Vieles hat dafür gesorgt, dass ich mich an meine Kindheit zurückerinnert habe.
Es ist eine liebevolle Hommage an die Familie und insbesondere an die Großeltern des Autors, die ich gerne gelesen habe und die mich nachdenklich zurückgelassen hat.

Bewertung vom 06.09.2023
Ein Ort für Träume / Lake Paradise Bd.3
Inusa, Manuela

Ein Ort für Träume / Lake Paradise Bd.3


ausgezeichnet

Ein wundervoller Wohlfühlroman

„Lake Paradise – Ein Ort für Träume“ ist der dritte Roman aus dem fiktiven Ort Lake Paradise in Nebraska der Autorin Manuela Inusa. Die Bücher lassen sich unabhängig voneinander lesen, da alles Wichtige nochmals kurz und knapp erklärt wird.
Mit Lake Paradise hat die Autorin eine wundervolle, idyllische Kleinstadt erschaffen, von der man sich wünscht, dass es sie tatsächlich gäbe. Wie in jeder Stadt gibt es zahlreiche unterschiedliche Charaktere, die sich nach und nach in mein Herz geschlichen haben.

Dieses Mal stehen Trish, die einen Tiersalon führt und sich seit dem Tod ihrer Eltern um ihre beiden kleinen Schwestern kümmert und der alleinerziehende Vater Sheriff Wyatt O`Nelly im Vordergrund.
Wyatt ist in Trish verliebt, aber er ist sehr zurückhaltend und Trish ist so sehr mit ihrem Leben, der Arbeit und ihren Schwestern beschäftigt, dass sie zunächst keinen Blick dafür hat.
Neben den beiden Protagonisten gibt es zahlreiche weitere Charaktere, deren Leben irgendwie miteinander verbunden ist.
Der Schreibstil von Manuela Inusa ist humorvoll und emotional. Dabei liest er sich so angenehm leicht und locker, dass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit beendet hatte.
Ich habe jeden Moment und die Atmosphäre in Lake Paradise genossen und hoffe, dass ich bald in einem weiteren Band der Reihe dorthin zurückkehren kann.

Bewertung vom 05.09.2023
Stolen Kisses
Suchanek, Andreas

Stolen Kisses


ausgezeichnet

Romantisch – humorvoll – anders & absolut lesenswert

„Stolen Kisses“ ist eine mitreißende und süße Liebesgeschichte des Autors Andreas Suchanek.

Ursprünglich hatten Kai und Jannis lediglich einen One-Night-Stand in einem Hotel geplant, aber bei diesem entstehen direkt intensive Gefühle. Da die beiden vollkommen unterschiedlich groß geworden sind, gestaltet sich ihre Situation als schwierig. Jannis wurde sehr tolerant erzogen und lebt seine Homosexualität offen. Bei Kai sieht das anders aus. Sein Vater ist durch und durch konservativ, ein Outing ist für ihn komplett unmöglich. Dazu kommt auch noch, dass die Familien jeweils ein Modeunternehmen haben und in Konkurrenz zueinander stehen.

Die Story spielt in Berlin und München und wird im Wechsel aus der Perspektive von Jannis und Kai geschildert. Dadurch habe ich direkt einen guten Einblick in die Gedanken und Gefühle der beiden erhalten und es wird deutlich wie unterschiedlich sie sind. Im Verlauf der Handlung machen sie eine gelungene Entwicklung durch. Neben ihnen gibt es zahlreiche weitere Charaktere, von denen jeder für sich lebendig und authentisch wirkt.

Der Schreibstil des Autors ist wieder einmal genau so, wie ich es liebe. Leicht zu lesen, humorvoll, ein wenig Drama und Spannung, aber auch mit Botschaft. Hier wurden ernste Themen mit einer lockeren romantischen Coming-Out-Story verbunden.

Mich hat das Buch berührt, überrascht und zum Lachen gebracht – eine wirklich ganz tolle Kombination. Es ist einfach eine wunderschöne Liebesgeschichte mit einem tollen Setting und Charakteren, mit denen ich mitfühlen konnte.

Bewertung vom 05.09.2023
Der Pakt - Zwei Frauen. Eine Flucht. Und ein dunkles Geheimnis.
Gollhardt, Benedikt

Der Pakt - Zwei Frauen. Eine Flucht. Und ein dunkles Geheimnis.


sehr gut

Fesselnd - aber eher Krimi als Thriller

„Der Pakt - Zwei Frauen. Eine Flucht. Und ein dunkles Geheimnis.“ ist nach „Westwall“ der zweite Thriller des Drebuchautors des Benedikt Gollhardt.

Caroline ist eigentlich noch im Mutterschaftsurlaub, als sie nach einer Explosion in einem abgelegenem Bunker, die Menschenleben gekostet hat, gebeten wird, bei der Suche nach den flüchtigen Terroristen zu helfen. Unter ihnen ist auch Anni, ein junges Mädchen von der Straße, mit dem Caroline ein düsteres Geheimnis teilt.

Der Plot klang für mich äußerst vielversprechend und ich war gespannt, worauf das Ganze hinauslaufen würde.

Der Schreibstil von Benedikt Gollhardt liest sich leicht und angenehm. Allerdings merkt man, dass er Drehbuchautor ist. Der plötzliche Perspektivwechsel zwischen Caroline und den Flüchtigen in den Kapiteln hat mich zu Beginn vermehrt aus dem Lesefluß gerissen, da sich mein Kopfkino erst umstellen musste, was bei einem Film mit Szenenwechsel deutlich einfacher ist und schneller geht.

Caroline ist eine überzeugende Protagonistin. Sie hat so einige Eigenheiten, wirkt aber sehr authentisch. Ihre Ängste und ihre Panik kamen direkt bei mir an. Das Geheimnis, um welches es geht, bringt eine enorme Spannung, war dann allerdings nicht so spektakulär, wie ich es mir erhofft hatte.

Während sich zu Beginn die Spannung eher langsam aufgebaut hat, geht es zum Ende hin Schlag auf Schlag. Es findet ein regelrechter Showdown statt. Allein für diesen hat sich das Lesen des Buches gelohnt und mit seinen actionreichen Kampfszenen hat der Autor bei mir für ein geniales Kopfkino gesorgt.

Da sich der Thriller thematisch mit Rechtsextremismus und Terror beschäftigt, ist er durchaus aktuell und nah am Zeitgeschehen.

Trotz verwirrender Momente hat das Buch einen hohen Unterhaltungsfaktor und ein schlüssiges Ende. Ich hätte es allerdings eher in die Kategorie Krimi und nicht als Thriller eingeordnet.

Bewertung vom 04.09.2023
Kleine Probleme
Pollatschek, Nele

Kleine Probleme


ausgezeichnet

Aus dem Leben

„Kleine Probleme“ ist ungewöhnlicher Roman von der Autorin Nele Pollatschek, der aber gleichzeitig direkt aus dem Leben kommt.

Es ist der 31. Dezember. Der 49-jährige Lars ist alleine zu Hause und möchte die Gelegenheit nutzen, um noch so einiges zu erledigen, um unbeschwert in das neue Jahr zu starten. Seine Stimmung ist so trüb wie das Dezemberwetter und zunächst macht es den Eindruck, als ob ihm alles entgleitet, aber dann schreibt er sich eine Liste mit 13 Punkten. Es sind alltägliche Dinge, Aufgaben und Arbeiten, die jeder von uns kennt. Der Reihe nach, Punkt für Punkt, beginnt Lars seine Liste abzuarbeiten.

Der Schreibstil von Nele Pollatschek ist grandios. Trotz trüber Stimmung und schwarzer Gedanken ist die Story humorvoll und voller Erkenntnisse. Philosophische Moment wechseln sich mit Ideen und Alltagsaugenblicken ab.
Sicherlich wird sich jeder Leser an der einen oder anderen Stelle wiederfinden können. Denn wer kennt sie nicht, die Liste mit den Aufgaben, die schon immer erledigt werden wollten und für die nun endlich die Zeit gekommen ist.
Während ich mir anfangs die Frage gestellt habe, ob Lars seine sich selbst gestellten Aufgaben bewältigen kann, wurde das für mich im Verlauf des Lesens immer unwichtiger. Es geht um viel mehr als nur darum einzelne Punkte abzuhaken. Es geht um das Leben im Ganzen, um das Leben im Hier und Jetzt.

Mir hat dieser leicht philosophische Roman sehr gut gefallen und ich bin gespannt auf weitere Werke von Nele Pollatschek.

Bewertung vom 02.09.2023
Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3


ausgezeichnet

Wien im 19. Jahrhundert – wieder sehr spannend & atmosphärisch

„Der Totengräber und der Mord in der Krypta“ ist der dritte Band der Totengräber-Serie des in München lebenden Autors Oliver Pötzsch. Dieses Buch lässt sich unabhängig von den vorherigen lesen, aber ein wenig Hintergrundwissen über die Entwicklung der Charaktere trägt durchaus zum besseren Verständnis bei.

Die Handlung beginnt ein Jahr später als im vorherigen Buch, 1895 in Wien.
Inspektor Leopold von Herzfeld ist gemeinsam mit seiner Kollegin - der Tatortfotografin Julia - in der Oper, wo ihn der Oberpolizeirat Moritz Stukart aufsucht. Ein Notfall - in der Stephansgruft wurde der anerkannter Arzt und Psychologe Dr. Theodor Lichtenstein von einer Besuchergruppe tot aufgefunden. Es sieht nach einem Herzinfarkt aus, aber daran glaubt Stukart nicht, da der Tote sich öffentlich gegen den offen vorherrschenden Spiritismus geäußert hat.
Während Leo mit den Ermittlungen beginnt, wird der Totengräber Augustin Rothmayer darauf aufmerksam, dass aus dem Waisenhaus der Stadt immer wieder Kinder verschwinden.

Der Schreibstil von Oliver Pötzsch ist auch dieses Mal wieder packend und mitreißend. Ich habe mich direkt in das Wien des 19. Jahrhundert zurückversetzt gefühlt und konnte die Atmosphäre regelrecht spüren.

Die beiden Handlungsstränge sind keineswegs vorhersehbar. Man merkt, dass der Autor ausgiebig recherchiert haben muss, da er den Zeitgeist des 19. Jahrhunderts gut eingefangen hat.

Leopolds Ermittlungen zu verfolgen ist ausgesprochen interessant, da ihm natürlich nicht die Hilfsmittel zur Verfügung stehen, die es heute gibt und er sich ganz auf sein Wissen und seine Beobachtungsgabe verlassen muss, um die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Augustin gefällt mir trotz seiner leicht verschroben und unzugänglichen Art immer wieder gut. Mit seinen scharfen Verstand verfolgt er die richtigen Hinweise und kombiniert clever.

Vorab gibt es ein hilfreiches Personenregister und abschließend ein Glossar das Worte des Wiener Dialekts erklärt. Durch das Nachwort und den historischen Stadtplan im vorderen Innencover wird der Roman perfekt abgerundet.

Mir hat auch der dritte Band wieder ausgesprochen gut gefallen und ich freue mich schon auf weitere Fälle mit Augustin und Leo.

Bewertung vom 31.08.2023
Zeiten der Langeweile
Becker, Jenifer

Zeiten der Langeweile


sehr gut

Beklemmend und zeitgemäß

„Zeiten der Langeweile“ ist das Debüt der in Berlin lebenden Autorin Jenifer Becker.

Die 30jährige Protagonistin Mila will aus dem digitalen Leben aussteigen. Ein Schritt, der sich als schwieriger gestaltet, als man zunächst annehmen möchte, da alle ihre Freunde soziale Medien nutzen. Außerdem begnügt sie sich nicht damit diese nicht mehr zu verwenden, sondern möchte sämtliche Spuren im Internet von sich löschen.

Die gesamte Handlung ist ein Monolog der Protagonistin. Ihre Idee sich von der digitalen Welt abzuwenden, beginnt mit dem freiwilligen Entzug der sozialen Medien. Dadurch isoliert sie sich von ihren Freunden. Nach und nach steigert sie sich immer mehr in ihr Vorhaben hinein und steckt eine Unmenge an Zeit und Arbeit in ihr Ziel.

Mit Mila hat die Autorin eine schwierige Protagonistin erschaffen, die in einigen Momenten etwas überzeichnet, aber dennoch authentisch wirkt. Ihr Rückzug aus der Online-Welt führt nicht dazu, dass es ihr gut geht, ganz im Gegenteil sie wird im Verlauf der Handlung immer manischer und verschlossener.

Sicherlich ist nicht jeder so medienaffin wie es die Protagonistin zu Beginn ist. Dennoch wird hier ein beklemmendes und erschreckendes Bild unserer Zeit dargestellt, das zum Nachdenken anregt und hoffentlich zu einem bewussteren Onlineumgang beiträgt.

Mit diesem Roman hat Jenifer Becker ein gelungenes Debüt geschrieben, dass sich mit wichtigen und aktuellen Themen unserer Zeit beschäftigt. Ich bin gespannt auf weitere Bücher der Autorin.

Bewertung vom 29.08.2023
Die Liebe des Pilgers / Pilger Bd.3 (eBook, ePUB)
Schier, Petra

Die Liebe des Pilgers / Pilger Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Gelungenes Finale der Pilger-Trilogie

„Die Liebe des Pilgers" ist der abschließende Band der Pilger-Reihe der Autorin Petra Schier. Es ist durchaus sinnvoll die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da die Charaktere im Verlauf der Handlung eine interessante Entwicklung durchlaufen.

Die Handlung beginnt im Juli 1379. Benedikt hat Koblenz verlassen und besucht seine Familie. Palmiro leidet unter seinem Weggang und versucht sich mit Arbeit abzulenken. Währenddessen erfährt Benedikt einiges über seine Vergangenheit. Er hat eine Tochter, die bereits verstorben ist und eine Enkelin. Letztere soll mit gerade einmal 12 Jahren verheiratet werden. Benedikt will ihr helfen, aber dazu muss er zurück nach Koblenz.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht, da ich die Ereignisse aus dem vorherigen Band noch lebendig in Erinnerung hatte und das vorangestellte Personenverzeichnis diese auch schnell wieder zurückgeholt hat.

Bereits nach wenigen Seiten habe ich mich zeitlich zurückversetzt gefühlt und konnte mir das Leben im 14 Jahrhundert gut vorstellen. Der Schreibstil von Petra Schier ist unkompliziert und flüssig zu lesen. Die Dialoge machen alles sehr lebendig und auch authentisch. Der Zeitgeist wird hier gut eingefangen und ich konnte durch die detaillierten Beschreibungen der Schauplätze direkt in die Örtlichkeiten der damaligen Zeit eintauchen. Zu Beginn des Buches findet man eine Karte der Umgebung, durch die man sich sehr gut orientieren kann und so noch bildhafter vor Augen hat, wo sich alles abspielt.

Die einzelnen Charaktere werden jeder für sich gut dargestellt. Es gibt nur wenige Bücher, in denen ich die Entwicklung von so vielen verschiedenen Persönlichkeiten so gelungen fand. Es gibt kein Schicksal, das mich nicht interessiert hätte. Dabei ist nicht jeder direkt zu durchschauen und keiner ist nur gut oder böse.

Von mir gibt es für die gesamte Trilogie eine uneingeschränkte Leseempfehlung für Leser, die gut recherchierte Romane mit Spannung, interessanten Persönlichkeiten und historischen Hintergründen mögen.