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Bellis-Perennis
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Wien

Bewertungen

Insgesamt 964 Bewertungen
Bewertung vom 10.04.2024
Gebrauchsanweisung für Wien (eBook, ePUB)
Czernin, Monika

Gebrauchsanweisung für Wien (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es wird wohl einige Leute geben, die meinen „Nicht schon wieder ein Reiseführer für Wien! Wir kennen doch schon den Stephansdom, die Karlskirche, diverse Museen sowie den Prater. Einen Heurigen und einen Würstelstand haben wir genauso besucht wie ein Kaffeehaus.“ Für diese Wien-Besucher ist Monika Czernins Liebeserklärung an Wien nicht gedacht. Die Autorin, die schon mehrere historische (Sach)Bücher geschrieben, richtet sich an alle jene, die Wien von seiner unbekannten, von seiner leisen Seite betrachten wollen.

In 15 Kapiteln begeistert Monika Czernin ihre Leser mit feinen Details aus „der lebenswertesten Stadt der Welt“ - diesen Titel hat Wien erst vor kurzem abermals verliehen bekommen.

Da dürfen Geschichte(n) und „G’schichtln“ aus dem „roten Wien“ neben dem „Wien und sein Grün“ stehen. Zahlreiche Zitate und Anekdoten von Schriftstellern oder Bühnengrößen sowie interessante Tipps ergänzen diese Hommage an die Stadt, die im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Höhen und Tiefen erleben musste.

Auch in der Architektur darf Altes und Neues nebeneinander existieren, was die vielen Bauten aus der Gründerzeit sowie die Neubauten beweisen.

Damit man ein Gefühl für die Lage und Ausdehnung der Stadt bekommt, findet der interessierte Besucher Landkarten von der Stadt und ihrer Umgebung, auf denen im Text vorkommende Örtlichkeiten zu finden sind, gleich zu Beginn des Buches

Auffällig ist, dass auf die Abbildung von Sehenswürdigkeiten verzichtet worden ist. Auf Grund der bildhaften Beschreibung der Autorin fehlen sie nicht wirklich.

Als begeisterte Wienerin kann ich Monika Czernin und ihrer Liebeserklärung an Wien nur beipflichten!

Fazit:

Mit dieser liebevolle Gebrauchsanleitung für Wien, können sich Wien-Fans und alle, die es werden wollen, sehr gut in der Stadt zurecht finden. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Bewertung vom 10.04.2024
Von Wundern und Weltmeistern: Die 11 größten Spiele des deutschen Fußballs
Baumgart, Niklas

Von Wundern und Weltmeistern: Die 11 größten Spiele des deutschen Fußballs


ausgezeichnet

Dass Niklas Baumgart am liebsten über Fußball und zwar von Spielen aus längst vergangene Jahrzehnten schreibt, ist diesem Buch, das anlässlich der Fußball-EM 2024 erschienen ist, deutlich anzumerken.

Er wählt folgende Spiele, die er persönlich für die größten Spiele hält, aus:

Wie das Wunder nach Bern kam (4. Juli 1954)
Das Jahrhundertspiel (17. Juni 1970)
Fußball 2000 (29. April 1972)
Götterdämmerung auf dem Teufelsberg (20. Oktober 1973)
Deutschland gegen Deutschland (22. Juni 1974)
Die unbeliebteste Mannschaft der Welt (8. Juli 1982)
Kleiner Mann ganz groß (2. Mai 1984)
Die Macht des Drehbuchs (19. März 1986)
Wie El Clasico (24. Juni 1990)
Der Nabel der Fußballwelt (25. Mai 2013)
Sieben zu eins (8. Juli 2014)

Andere Sportjournalisten und Fußballfans mögen vielleicht anderer Meinung sein und andere Fußballspiele in die Bestenliste gewählt haben. Baumgart bemüht sich zwar objektive Kriterien in seine Wertung einfließen zu lassen, doch Fußball ist ein Sport der Emotionen.

Niklas Baumgart hat sich zahlreiche Spiele angesehen bzw. angehört, Spielberichte gelesen und soweit möglich, mit Beteiligten gesprochen - man sieht, er hat sich dieser Aufgabe, die elf größten Spiele zu ermitteln, mit dem nötigen (und heiligen) Ernst gewidmet.

Die einzelnen Spiele, zum Großteil Spiele der DFB-Elf und des FC Bayern, werden nach einem bestimmten Schema vorgestellt. Zunächst wird die Kapitelüberschrift, quasi als Schlagzeile präsentiert, dann das Titelblatt der Fußballzeitschrift „Kicker“, die Skizze der Aufstellung der Mannschaften und dann geht es gleich los mit Informationen zur Zeit(geschichte), zu den einzelnen Spieler, Trainern, Fußballstadien, Spielverläufen, einzelnen Spielern, Trainern sowie Schiedsrichtern und und und ...

Der Schreibstil ist dem Fußballsport angepasst. Kurze, prägnante Sätze, die manchmal an das berühmte Doppelpassspiel Beckenbauer-Müller-Beckenbauer-Müller-Tooor erinnern.

Jahrelang habe ich mit meinem Vater zahlreiche Spiele bei EM, WM oder Länderspiele Österreich gegen den Rest der Welt angesehen. Bei einigen war ich auch im Wiener Praterstadion. Die Lust auf Fußball ist mir dann Ende der 1980er-Jahre abhanden gekommen, weil anderes wichtiger war. Mit dem Auftreten von Hooligans bei zahlreichen den Spielen sowie den Katastrophen im Heysel-Stadion (1985) und in Hillsborough (1989) hat für mich der Fußball an Attraktivität verloren.

Aber die Aufstellung, des als „Jahrhundertspiel“ in die Annalen des Fußballs eingegangenen Halbfinales von Mexiko 1970, Italien gegen Deutschland kann ich nach wie vor beinahe vollständig aufsagen. (Das Langzeitgedächtnis funktioniert!)

Die WM in Deutschland 1974 ist mir durch das frühe Ausscheiden Englands, das Match DDR:BRD sowie das Finale BRD:Niederlande noch sehr gut in Erinnerung. Baumgart hat hier das Spiel DDR:BRD in seine Auswahl aufgenommen. Nun ja, das Duell der beiden Deutschlands, das die DDR durch das Tor von Jürgen Sparwasser gewonnen hat, ist auf Grund der damaligen politischen Konstellation doch einmalig.

Aber, wie singt Rainhard Fendrich in seinem Lied „Tränen trocken schnell“?

„Erinnerung is nur a Reifnspur im Sand, der Wind wahts zua“

Mir hat diese Rückschau als Einstimmung auf die EM 2024 sehr gut gefallen. Das Cover zeigt den unvergesslichen Gerd Müller im EM-Viertelfinale von 1972.

Fazit:

Dieses Buch ist eine Reminiszenz an längst vergangene Fußballzeiten. Ein Großteil der Spieler von damals weilen nicht mehr unter uns. Gerne gebe ich dieser Liebeserklärung an das runde Leder 5 Sterne.

Bewertung vom 10.04.2024
Fünf, Vier ... gleich sterben wir (eBook, ePUB)
Reinhardt, Andrea

Fünf, Vier ... gleich sterben wir (eBook, ePUB)


gut

Der Titel dieses Thrillers von Andrea Reinhardt wirkt auf den ersten Blick wie ein Abzählreim. Schnell erfährt der Leser, dass dieser Eindruck nicht täuscht.

Der Thriller ist auf zwei Zeitebenen angelegt: In der Gegenwart werden insgesamt fünf Jugendliche zwischen zehn und siebzehn Jahren von einem unbekannten Täter verschleppt. In ihrem düsteren Gefängnis sollen sie das „Spiel ihres Lebens“ spielen. Obwohl die Jugendlichen nicht unterschiedlicher sein könnten, haben sie eines gemeinsam: Sie sind Opfer in eines perfiden Plans.

Die zweite Zeitebene entführt uns in eine TV-Serie, die zwanzig Jahre zuvor über die Mattscheibe geflimmert ist.

Und welche Rolle spielt Peter Mühl, der von seinen Klassenkollegen nur „Müll“ genannt wird und ein klassische Opfer von Mobbing ist?

Kriminalkommissars Mathias Kron und sein Team arbeiten mit Hochdruck daran, die Jugendlichen zu finden, ist doch vom Täter ein besonderer Showdown angekündigt.

Meine Meinung:

Wir Leser begleiten einerseits die Ermittlungen der Polizei und beobachten andererseits das Geschehen um die Jugendlichen, die nun zusammen in einer Zelle ausharren müssen und dem perfiden Spiel eines Psychopathen ausgeliefert sind, der mit ihren Ängsten spielt.
Ich habe recht bald einen Verdacht zu einem möglichen Täter und sein Motiv ausgemacht. Beides hat sich dann letzten Endes bestätigt.
Sprachlich ist dieses Buch auf die Zielgruppe der Jugendlichen abgestimmt. Kurze Kapitel und Sätze mit einfachem Satzbau ergeben nicht unbedingt ein literarisches Meisterwerk. Manche Stellen sind grausam beschrieben.
Fazit:
Ich persönlich mag Krimis mit subtilem, schwarzen Humor und geschliffenen Worten lieber. Wer grausame Psychospiele liebt, kommt hier auf seine Rechnung. Von mir gibt es 3 Sterne.

Bewertung vom 09.04.2024
Schwere Entscheidungen / Blankenese - Zwei Familien Bd.2 (eBook, ePUB)
Grünig, Michaela

Schwere Entscheidungen / Blankenese - Zwei Familien Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Im zweiten Teil der Familien-Saga rund um die Casparius und die Jacobson befinden wird uns in den Jahren 1939 bis 1949, also kurz vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg.

Charlotte und Max Casparius werden wie Kurt Jacobson auf Grund ihrer jüdischen Wurzeln mit einem der Kindertransporte nach England geschickt. Sonja Casparius weigert sich die Reederei und die Mutter zu verlassen, nachdem schon der Vater untergetaucht ist. Kurt muss seine Jugendliebe Fanni zurücklassen, die als Kinderkrankenschwester mit Otto Casparius in der Kinderklinik zusammenarbeitet.

Wie der Untertitel schon andeutet, sind im Laufe der Zeit weitere schwere Entscheidungen zu treffen. Um die Reederei für die Familie vor der Enteignung zu schützen, muss Sonja die Ehe mit einem hochrangien Nazi eingehen, obwohl ihr Herz für einen französischen Zwangsarbeiter schlägt.

Kurt und Max kommen zunächst bei einem schrulligen Adeligen unter, der sich als Freund der Nazis entpuppt. Nach dem Bombardement Londons, werden die Kurt und Max getrennt und Kurt landet mit falscher Identität bei der Royal Air Force und wird Pilot, immer in Sorge, dass sein Betrug auffliegt. Nicht nur der Befehl, an Luftangriffen gegen Hamburg teilzunehmen, belastet sein Gewissen.

Und das Gewissen ist es auch, das Otto Casparius veranlasst, den Dient in der Kinderklinik zu quittieren und eine eigene Praxis zu eröffnen, in die ihm Sonja folgt. Doch den unmenschlichen Gesetzen des NS-Regimes entkommt er auch dort nicht. Zum einem muss er der Partei beitreten, um überhaupt praktizieren zu können und zum anderen muss er augenscheinlich behinderte Kinder in die Sonderkrankenanstalten überweisen, was ihm nach Kriegsende beim Entnazifizierungsverfahren in größte Schwierigkeiten bringen wird. Dass er heimlich jüdische Familien behandelt hat, wird ihm nichts nützen, da es dafür keine Zeugen mehr gibt.

Meine Meinung:

Der zweite Teil der Familien-Saga zeigt deutlich die Entwicklung, die die einzelnen Familienmitglieder durchmachen. Sonja und Kurt sind davon am stärksten betroffen. Aus dem verwöhnten Töchterl wird eine einfallsreiche Unternehmerin, die sich auch gegen so manche Heimtücke der Nazis zu wehren weiß. Auch Kurt verwandelt sich zu einem festen Charakter. Seine lange unerwiderte Liebe zur älteren Fanni wirkt auf mich wie ein Anker in seinem Leben. Sein schlechtes Gewissen als Pilot der RAF Bombenangriffe gegen die deutsche Zivilbevölkerung geflogen zu sein, kompensiert er mit seinem unentwegten, nicht ungefährlichen Einsatz während der Blockade Berlins durch die russischen Armee.

Das Thema Entnazifizierung, bei dem es sich die Bonzen abermals richten konnten und nahezu straffrei und als „nicht“ oder nur „minder belastet“ fröhlich ihren unsauberen Machenschaften weiter folgen konnten, während andere, wie zum Beispiel Otto, teilweise mit Berufsverbot belegt worden sind, ist sehr gut in das Geschehen eingeflochten. Dass Otto sich dann von den westlichen Siegermächten abwendet und sich von der russischen Propganda einlullen lässt, und nach Ostberlin übersiedelt, bietet Stoff für eine dritten Teil. Noch weiß er nicht, dass er eine Diktatur gegen eine andere eintauscht - dabei will er nur ein guter Kinderarzt sein.

Sehr gut sind die Gewissenskonflikte der jungen Menschen dargestellt. Die historischen Hintergründe sind, wie schon in den anderen Büchern von Michaela Grünig, penibel recherchiert.

Geschickt und gekonnt sind die verschiedenen Handlungsstränge miteinander verknüpft. Die Familienmitglieder müssen mit Verlusten fertig werden, dürfen aber auf eine positive Zukunft hoffen. Und wir Leser auf einen dritten Band.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem penibel recherchierten und gekonnt erzähltem zweiten Teil der Familien-Saga rund um die Hamburger Familien Casparius und Jacobson 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.04.2024
Die Tote am Kai / WaPo Cuxhaven Bd.2
Storm, Bente

Die Tote am Kai / WaPo Cuxhaven Bd.2


sehr gut

Agatha Christensen von der Wasserpolizei Cuxhaven hat mit ihrem Kollegen Ingmar Dienst getauscht, um an einer Feier teilzunehmen. An sich keine große Sache, doch Ingmar wird im Dienst angeschossen und schwer verletzt. Hat der Schuss ihm gegolten? Oder doch Agatha?

Noch bevor die Ermittlungen noch so richtig in Gang kommen, entdeckt Agathas Vater beim Gassi-Gehen mit dem Hund die Leiche einer jungen Frau. Mord oder Selbstmord ist hier die Frage? Kann es sein, dass die beiden Fälle zusammenhängen?

Wie schon im ersten Fall beginnt Agatha, sehr zum Leidwesen von Kriminalkommissar Victor Carvalho eigenständig Nachforschungen anzustellen. Dabei kommen einige Ungereimtheiten heraus, die auf einen bestechlichen Wasserpolizisten hindeuten, der es mit der Kontrolle der Schiffe nicht ganz so genau genommen hat.

Was wird Agatha mit ihrem neu erworbenen Wissen anfangen?

Meine Meinung:

Dies ist der zweite Krimi des Autoren-Duos Anja Goerz und Eric Niemann. Der erste Fall „Windstärke Tod“ liegt auf irgendeinem Stapel ungelesener Bücher. Wieso eigentlich? Nun, für diesen Fall hier ist die Vorkenntnisse aus dem ersten Fall nicht zwingend notwendig.

Cuxhaven kenne ich von einem Ausflug. Das Museum „Windstärke 10“ hat mir sehr gut gefallen. Mit der WaPo haben wir nichts zu tun gehabt, sodass mir deren Aufgaben (vor allem als Wiener Landratte) nicht so geläufig sind. Diese Bildungslücke habe ich nun ein wenig geschlossen.

Der Krimi ist komplex. Es gibt zunächst wenig Anhaltspunkte, dafür zahlreiche Hypothesen. In einer so kleinen Stadt wie Cuxhaven, in der jeder jeden kennt und häufig auch verwandt ist, ist es nicht einfach zu ermitteln. Nicht alle halten sich sklavisch an die Buchstaben des Gesetzes wie Victor. Hier und da werden dei Paragrafen großzügig ausgelegt.

Der Krimi fällt durch zahlreiche unerwartete Wendungen auf. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen.

Fazit:

Ein solider Krimi, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Bewertung vom 07.04.2024
Wiener Zuckerl
Loibelsberger, Gerhard

Wiener Zuckerl


ausgezeichnet

Bunt wie die Zuckerl im Glas auf dem Cover sind die Geschichten, die uns Gerhard Loibelsberger in seinem neuen Buch erzählt,

Die Geschichten sind in Kategorien zusammengefasst:

Geschichten aus dem alten Wien
Geschichten aus dem neuen Wien
Geschichten aus Österreich

In ersten Teil dürfen wir mit Oberinspector Joseph Maria Nechyba über den Naschmarkt flanieren und treffen dort alte Bekannte wie den Planetenverkäufer mitsamt seinem Papagei und so manche andere Gestalt aus dem Nechyba-Universum.

Über die Geschichte aus dem neuen Wien mit Vizeleutnant Haas in der Wiener Karlskaserne musste ich herzlich lachen. Mein Mann ist 1986, nach seinem Studium, in eben diese Kaserne eingerückt. An den „Klanen mit der roten Birn, der im Kasernenhof laut und schroff herum gebrüllt hat“, kann er sich nicht (mehr) erinnern. Wohl aber daran, dass die ganze Kompanie die Tramway-Schienen auf der Erzherzog-Karl-Straße ausschaufeln musste, war doch der Jänner 1986 einer der letzten schneereichen Winter. Auf die Soldaten des Bundesheeres ist immer Verlass, auf den Winter weniger.

Im dritten Teil, der sich erfundenen oder tatsächlichen Verbrechen widmet, lugen wir über den Tellerrand Wiens hinaus. Ob in Röschitz, Venedig oder der Steiermark - das Verbrechen schläft nie. Und diesmal darf ich einem Berufskollegen begegnen: dem Geometer Aloysius Kranewetter, der das Verschwinden seines Gehilfen beklagt.

Diese heiter morbiden Geschichten und G’schichtln lese ich immer wieder gerne. Sie sind vielfältig und zeigen, dass die „gute alte Zeit“ nur alt aber nicht gut war.

Das „Wiener Zuckerl“ ist eine Schöpfung der Heller Zuckerlfabrik, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts die halbe Welt mit köstlichen Süßigkeiten versorgt hat. Ein längliches Zuckerl, das mit einer Fruchtmasse in verschiedenen Geschmacksrichtungen gefüllt ist. Ja, IST - denn es gibt sie noch oder wieder, diese blau-weißen Zuckerl, die wie Schiffe daherkommen. Die muss man, entgegen anderer saurer Drops, zerbeißen, um an ihren Inhalt zu gelangen. Zerbeißen muss man Gerhard Loibelsbergers Buch nicht, es wäre schade drum, sondern lesen.

Fazit:

Das Buch ist wie ein Sackerl Zuckerl - ich kann nicht damit aufhören, bis es leer, respektive alle Geschichten gelesen sind. Gerne gebe ich dieser Wiener Köstlichkeit 5 Sterne.

Bewertung vom 07.04.2024
REMIND Dein Gehirn kann viel mehr, als du glaubst
Diewald, Yvonne

REMIND Dein Gehirn kann viel mehr, als du glaubst


ausgezeichnet

Dieses Buch habe ich mit großem Interesse gelesen!

Die Neurowissenschaftlerin Yvonne Diewald beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Gehirn, seinen Funktionen und seiner Lernfähigkeit. Ausschlaggebend dafür war der persönliche Schicksalsschlag rund um ihren zu früh geborenen Sohn, dem die Ärzte wenig Chancen auf kognitive Lernfähigkeit gegeben haben.

In diesem klar strukturierten Buch erfahren wir in fünf Abschnitten, die noch in weitere Kapitel geteilt sind, was das Gehirn so alles zu leisten vermag.

Teil 1: Was ist neuronale Programmierung
Teil 2: Wie unser Gehirn tickt und neuronale Programme erstellt
Teil 3: REMIND - Die Musterlösung für dein Problem
Teil 4: Bedienungsanleitung für dein Gehirn
Teil 5: Anhang

Diese „Bedienungsanleitung“ für das menschliche Gehirn ist sehr gut strukturiert und übersichtlich aufgebaut. Neben theoretischem Input wie Wissenswertes über die Gehirnfunktionen per se, bietet Yvonne Diewald gleich Übungen an, die das zuvor Gelesene auch praktisch anwendbar machen.

Sehr gut gefällt mir, dass das menschliche Gehirn mit einem Computer verglichen wird, den man programmieren kan.

Da ich mich schon mit ähnlichen Themen wie NLP beschäftigt habe, ist es mir leicht gefallen, die Thesen von Yvonne Diewald zu verstehen. Diejenigen Leser, die zum ersten Mal mit diesem Thema und den komplexen Gehirnstrukturen in Kontakt kommen, müssen aufmerksam an dieses Buch heran gehen. l

Fazit:

Gerne gebe ich dieser interessanten und lesenswerten Lektüre, die beweist, dass unser Gehirn viel mehr kann, als wir glauben, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.04.2024
Bedrohliche Provence / Commissaire Leclerc Bd.10 (eBook, ePUB)
Lagrange, Pierre

Bedrohliche Provence / Commissaire Leclerc Bd.10 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Man kommt nicht mit einem Messer zu einer Schießerei!“

Der pensionierte Ex-Commissaire Albin Leclerc fühlt sich nach wie vor unterbeschäftigt, da hilft weder das Boule-Spiel noch die Tatsache, dass Mops Tyson Vater geworden ist. Das war ja eine einmalige Angelegenheit, zu der Albin nichts beigetragen hat. Die jungen Möpse haben ein neues Zuhause gefunden.

Da kommt der Anruf seines alten Bekannten Arnault Langlois, der sich Sorgen um seine Nichte Sandrine und deren Lebensgefährten gerade recht. Von den beiden, die als Krankenschwester bzw. als Apothekengehilfe in der nahen Klinik arbeiten, fehlt jede Spur. Wenig später wird das Paar erschossen aufgefunden. Verwirrung stiftet ein ausgedrucktes Foto der jungen Ehefrau eines reichen Rotlichtbosses in ihrem Auto. Wollten die beiden die Frau entführen? Als dann ein weiteres Paar ermordet wird, bei dem man ebenfalls das Foto findet, steht die offizielle Polizei, Leclercs ehemaligen Kollegen Catherine Castel und Alain Theroux, vor einem Rätsel.

Dann entdeckt man eine Spur nach Afrika und zu einem Sondereinsatz der französischen Armee. Doch die Mordserie ist noch nicht zu Ende. Will sich hier jemand für erlittenes Unrecht rächen? Und welche Rolle spiel Gabriel Martinet vom französischen Inlandsgeheimdienst, der Catherine Castel schon mehrmals das Leben schwer gemacht hat?

Albin Leclerc, der seine ganze Erfahrung und seine Chuzpe in die Waagschale wirft, zieht den einen oder anderen Faden aus seiner eigenen Vergangenheit und stößt buchstäblich auf einen Mann, der nichts mehr zu verlieren hat.

Meine Meinung:

In diesem 10. Fall zieht Albin Leclerc wieder aller Register. Während seine ehemaligen Kollegen Castel und Theroux
streng nach Polizeihandbuch vorgehen (müssen), kann Albin die eine oder andere Abkürzung nehmen, was aber Castel und Theroux regelmäßig auf die Palme treibt. Blöderweise gibt der Erfolg Albin recht. Ich denke, er wird irgendwann einmal zu oft, die Verbrecher jagen.

Dieser Provence-Krimi lässt sich leicht und locker an einem Nachmittag lesen. Diesen 10. Fall finde ich einen Hauch fesselnder als den vorherigen. Der Autor die Spannung hoch halten, was auch an der Figur von . Das liegt zum größten Teil an den tiefschürfenden und doch humorvollen Dialogen zwischen Albin und Mops Tyson.

Schmunzeln musste ich über die Szene an der Bar:

„Man kommt nicht mit einem Messer zu einer Schießerei, lautet ein geflügeltes Wort. Und wie verhielt es sich, wenn man einen noch verkorkten Moët mitbrachte? Fraglos war man ebenfalls ein Dummkopf. Es sei denn, man hatte keine andere Wahl und dachte sich: Besser als gar nichts. So wie Albin, der die grüne Flasche wie eine Keule hielt und sich auf die Bar zubewegte.“

Fazit:

Wieder lassen falsche Spuren, die eine oder andere überraschende Wendung und eine schlüssige Auflösung das Krimileserherz höher schlagen. Dazu noch etwas Provence-Feeling und schon ist der Lesenachmittag perfekt. Von mir gibt es 5 Sterne für diese gelungene Fortsetzung.

Bewertung vom 06.04.2024
Keine Spaghetti sind auch keine Lösung
Neumayer, Silke

Keine Spaghetti sind auch keine Lösung


sehr gut

Wie gut kennst du deine besten Freundinnen wirklich? Teilst du ALLE deine Geheimnisse mit ihnen? Oder verschweigst du ihnen Teile der Wahrheit?

Amelie, Mia, Poppy und Franziska, die alle Welt nur Schröder nennt, sind seit ihrer Jugend beste Freundinnen. Als Amelie nach Italien auswandert, sehen sich die vier Frauen nur mehr per Videokonferenz, aber zu einem Besuch in der Toskana kann sich keine der drei anderen so wirklich aufraffen. Dann platzt die Nachricht vom Tod Amelies in die Welt von Mia, Poppy und Schröder. Jetzt machen sich die drei verbliebenen Freundinnen auf den Weg in die Toskana, um sich, wie von Amelie gewünscht, um die Beerdigung zu kümmern. Schon die Anreise ist turbulent: Von Hamburg in die Toskana mit einem Cabrio und viel zu viel Gepäck.

Recht bald wird klar, dass sich die vier Freundinnen gegenseitig eine heile Welt vorgespielt haben. Weder ist das „Castello“, das Amelie den Freundinnen vermacht hat, ein ansehnlicher Landsitz noch ist die Verstorbene eine berühmte Malerin. In ihrem italienischen Umfeld wird nur von “La pazza tedesca“, der verrückten Deutschen, gesprochen. Als sich dann noch das Begräbnis, Amelie wollte eine Feuerbestattung, verzögert, und ein paar unangenehme Wahrheiten zutage kommen, scheint die Jahrzehnte lange Freundschaft zu zerbröckeln ...

Meine Meinung:

Dieser Roman über Freundschaft unter Frauen, die doch nicht ganz so idyllisch ist, wie es sich die vier Damen vormachen, hat mir recht gut gefallen. Die drei Überlebenden sind um die Fünfzig, und kämpfen mit unerfüllten Sehnsüchten und verpassten Gelegenheiten. Die eine sucht ihren Erfolg im Beruf, die andere nimmt sich regelmäßig jüngere Kurzzeitliebhaber und die dritte lügt sich über ihre ach so tolle Ehe in den Sack und in die Depression. Irgendwie ein Klassiker so rund um Fünfzig, oder? Keine will der anderen eingestehen, dass sich die Träume nicht verwirklichen haben lassen. Vor allem Mia scheint, mit dem Bestreben ihre Fassade aufrecht erhalten zu wollen, alle vergrault zu haben.

Sie werfen sich allerlei Gemeinheiten an den Kopf, die sich sichtlich seit Jahren aufgestaut haben und, um gleichzeitig vom eigenen Fehlverhalten abzuhalten.

Ja, das reinigende Gewitter hat sein müssen, auch wenn diese Freundschaft niemals mehr so sein wird, wie sie einmal war.

Die Geschichte ist flott erzählt und Spaghetti mit Saucen in vielen Variationen sowie das eine oder andere Glas Weiß- oder Rotwein spielen ein große Rolle. Denn keine Spaghetti sind auch keine Lösung.

Vielleicht sollten wir unsere Freundschaften besser pflegen. Wie gut kennst du deine besten Freundinnen wirklich? Teilst du ALLE deine Geheimnisse mit ihnen? Oder verschweigst du ihnen Teile der Wahrheit?

Fazit:

Wer gerne eine Geschichte über echte Freundschaft und wie viel eine solche aushalten kann, lesen möchte, ist hier genau richtig. Diesen Roman bewerte ich mit 4 Sternen.

Bewertung vom 02.04.2024
Elvis und die Tote im Amischlitten (eBook, ePUB)
Neeb, Ursula

Elvis und die Tote im Amischlitten (eBook, ePUB)


sehr gut

Mit diesem ersten Fall für Elfriede Kunz entführt uns Autorin Ursula Neeb in die BRD von 1958, genauer gesagt nach Bad Nauheim. In der alten Kurstadt sind seit 1945 Truppen der US-Army stationiert, die Arbeitgeber für so manche Kriegswitwe sind, aber auch, nach der Aufhebung des Fraternisierungsverbotes, zahlreiche Liebschaften hervorbringen. Die Soldaten kaufen zwar (fast) alles in ihren PX-Läden ein, daneben sorgen sie aber in kleineren deutschen Geschäften für Umsatz. Eines davon ist das „Rheingold, ein Wirtshaus mit angeschlossener Fremdenpension, das von Elfriede „Elfi“ Kunz geführt wird. Elfi, zweifache attraktive Witwe und Geliebte des GI Brian O’Shaugnessy, hat ein großes Herz. Das beweist sie, als ausgerechnet im rosafarbenen Ami-Schlitten von Brian, der vor ihrer Haustüre parkt, die ehemalige Rosenkönigin Rita ermordet aufgefunden wird. Gleichzeitig ist Brian spurlos verschwunden. Ist er der Täter?

Kriminalkommissar Freddy Graf und Max Caspers, sein amerikanischer Kollege von der Military Police, ermitteln, sehr zum Missfallen von Elfi, im Umfeld der „Villa Rheingold“. So geraten de Pensionsgäste Asta und Renato ins Visier von Freddy Graf, den man auch „Pistolen-Freddy“ nennt, weil er Gerüchten zufolge ein ehemaliger Scharfschütze ist. Das kann Elfi nicht auf sich sitzen lassen, genauso wenig, wie den Verdacht gegen Karl-Otto, dem Sohn ihrer besten Freundin Lottie, der die Ermordete erfolglos angehimmelt hat. Wutschnaubend beginnt Elfie auf eigene Faust zu ermitteln.

Und dann gibt es auch noch Helga, deren Traum vom Neuanfang in den USA recht schnell ausgeträumt ist.

Meine Meinung:

Dieser Krimi beleuchtet das Zusammenleben der Soldaten der US Army mit der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Es gibt einige, die dem verlorenen Krieg nachtrauern und andere, die mehr oder weniger mutig in die neuen Zeiten gehen. Froh ist man allerdings, dass man hier in Bad Nauheim die Amerikaner und nicht die Russen als Siegermacht stationiert hat.

Natürlich ist nicht alles „Liebe-Wonne-Waschtrog“ und die jungen deutschen Männer sind auf die oft gutaussehenden und scheinbar vermögenden GI eifersüchtig. Die Spannungen entladen sich häufig in wilden Prügeleien. Eine davon beschert Brian einige Prellungen, einen Besuch im Krankenhaus sowie eine Nacht im Gefängnis, die ihm allerdings für den Mord an Rita ein bombensicheres Alibi gibt.

Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Freddy Graf ist ein vielschichtiger Charakter. Zum einen, ein gewissenhafter Polizist, und zum anderen trägt er sicherlich auch das eine oder andere Geheimnis mit sich herum.

Elfie steht mit beiden Beinen im Leben, hat aber vor allem den Verlust ihre kleinen Tochter an die Diphterie sowie den Tod ihrer Ehemänner noch nicht wirklich verwunden. Daher stürzt sie sich in das Abenteuer mit dem schnuckeligen GI Brian, der allerdings nicht ganz so treu ist. Geschickt ist Elfies Vergangenheit durch die Aufzeichnung ihrer Lebenserinnerungen, in die wir Einblick nehmen dürfen in das aktuelle Krimigeschehen eingebunden.

Stellvertretend für die vielen ledigen Mütter und Kinder, die aus Verbindungen mit den GIs hervorgegangen sind, steht Helga. Ihr ist nichts im Leben geschenkt worden. Sie ist eine der zahllosen verlorenen Seelen dieses Krieges. Mittellos und ohne Familie aus Ostpreußen in der BRD gestrandet, nicht einmal wirklich geduldet, sondern immer auf die Gnade der Bevölkerung angewiesen. Sie glaubt nun mit einem der GIs in Amerkia ein neues Leben anfangen zu können. Weit gefehlt! Sie wird schwanger sitzengelassen und gerät in die Mühlen des Gesetzes, das von Menschen, die der NS-Zeit nachtrauern vollzogen wird. Mit schwerwiegenden Folgen für die junge Mutter.

Der Krimi lässt sich sehr gut lesen. Er spiegelt ein wenig die unstete Zeit zwischen 1945 und 1960 wieder. Ein Highlight ist das Auftreten von GI Elvis Presley, der einige Monate in Bad Nauheim Dienst schiebt. Allerdings wohnt er nicht in den Ray Barracks sondern ziemlich feudal mit seiner Entourage in einer Villa. Er erfreut sich gemeinsam mit seinen Bodygards an den „Best german Snitzel“.

Eine tolle Idee von Autorin Ursula Neeb, dass jede Kapitelüberschrift den Titel eines damals gerne gehörten Songs trägt. Dadurch wirkt das Lokalkolorit authentisch.

Fazit:

Ein Krimi aus der deutschen Nachkriegszeit, einer Zeit, in der das Alte noch längst nicht weg und das Neue noch nicht so ganz Fuß gefasst hat. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.