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Bella von www.bellaswonderworld.de
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Karlsruhe
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Ich bin 31 Jahre alt und mein größtes Hobby ist das Lesen. Ich verschlinge alle möglichen Titel querbeet durch die verschiedensten Genres. Meine Leseleidenschaft teile ich mit anderen Lesebegeisterten auf meinem Blog www.bellaswonderworld.de

Bewertungen

Insgesamt 1143 Bewertungen
Bewertung vom 03.06.2020
Nachttiger
Choo, Yangsze

Nachttiger


ausgezeichnet

Beschreibung

1930, Britisch-Malaya. Nachdem sein Herr verstorben ist, führt der junge Houseboy Ren noch einen letzten Auftrag seines Herrn aus, denn dieser wünscht sich das seine Seele nach dem Tod Ruhe finden kann. Ren hat nun 49 Tage Zeit um den amputierten Finger seines Herrn zu finden und diesen bei dem Toten zu bestatten. Seine Reise führt Ren zu einem britischen Arzt und der Tänzerin Ji Lin und birgt so einige Gefahren, denn seine Suche eröffnet ihm eine Welt voller Magie und Aberglaube die auf die koloniale Herrschaft mit ihren Intrigen und einer Reihe mysteriöser Todesfälle trifft.

Meine Meinung

Das zweite Buch der malaysischen Schriftstellerin Yangsze Choo wurde ins Deutsche übersetzt und unter dem Titel »Nachttiger« im Wunderraum Verlag herausgebracht. Die wunderschön gestalteten Bücher aus diesem Verlag haben es mir vor allen Dingen durch ihre berührenden Geschichten seit geraumer Zeit angetan und als ich die Beschreibung zu diesem mystisch-magischen Werk gelesen habe, war schnell klar, dass ich diese Geschichte unbedingt entdecken wollte.

In Yangze Choos Roman spielen Glaube, Aberglaube, Mythen und Legenden eine große Rolle und so tragen die für die Handlung wichtige Protagonisten allesamt Namen der fünf konfuzianischen Tugenden.

Geschickt verwebt die Autorin das Schicksal der Charaktere miteinander, und das auf eine so mitreißende Art und Weise, dass es unglaublich viel Freude und auch Spannung bereitet sich auf diese exotische Reise einzulassen und zu entdecken wie die Leben der Protagonisten untereinander verquickt sind. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, wodurch es einem leicht fällt eine Beziehung zu den Figuren und ihren Emotionen herzustellen.

Choo erschafft mit ihrem Erzählstil, den durchdachten Charakteren und dem unglaublich atmosphärischen Setting eine tiefgründige Geschichte, die mit Mystik und Legenden besticht und dem Leser einen besonderen Zugang zur fernöstlichen Welt eröffnet. Traditionen und Aberglaube spielen darin eine ebenso große Rolle wie die Einflüsse der Kolonialherrschaft. Mich konnte der Roman, ein wahrer Page Turner, von der ersten bis zur letzten Seite fesseln, ich war sogar so verzaubert, dass ich die Geschichte fast in einem Rutsch verschlungen habe.

Fazit

»Nachttiger« ist ein unvergleichbar exotisches und märchenhaftes Werk über das Leben, die Familie und das Leben selbst und mein absolutes Jahreshighlight 2019!

Bewertung vom 03.06.2020
Die Rebellion von Laterre / Die Rebellion der Sterne Bd.1
Brody, Jessica;Rendell, Joanne

Die Rebellion von Laterre / Die Rebellion der Sterne Bd.1


sehr gut

Die Autorinnen Jessica Brody und Joanne Rendell haben zusammen den mitreißenden Science-Fiction Roman »Die Rebellion von Laterre« geschrieben, der sich durch seinen utopischen Handlungsrahmen auszeichnet und als moderne Adaption des französischen Klassikers »Les Misérables« von Victor Hugo gehandelt wird. Diesen Klassiker habe ich allerdings noch nicht glesen, lediglich die Filmfassung von 1998 mit Liam Neeson und der Musical-Film mit Hugh Jackman von 2012 sind mir bekannt, daher konnte ich auf jeden Fall einige Parallen erkennen.

Das utopische Weltbild des Lebens auf dem Planeten Laterre ist durch die Hierarchie des monarchischen Staates geprägt. Der Patriarche und seine Matrone residieren in der extra eingerichteten Biokuppel Ledôme im Grand Palais, das gleichzeitig auch das teuerste Gebäude im ganzen Système Divin ist, damit ist die Monarchenfamilie die Spitze des ersten États. Die Mitglieder des zweiten États bilden sich aus wichtigen Persönlichkeiten der Regierung, zu ihnen zählt auch der angehende Offizier Marcellus Bonnefaçon und sein mächtiger Großvater. Der Großteil der Bevölkerung, die Arbeiter auf dessen Säulen die Gesellschaft aufbaut, gehört dem dritten État an, sie leben in ärmlichen Verhältnissen und arbeiten sich für wenig Geld und die Hoffnung auf den Gewinn bei der Himmelfahrtslotterie fast zu Tode.

Chatine stammt aus einer Familie voller Diebe und so schlägt sie sich verkleidet als Junge durch die verwahrloste Gegend der Frets während ihre Schwester brav ihrer zugeteilten Arbeit in einer Textilfabrik nachgeht und sich durch ihre ehrliche Arbeit die Chance auf eine Auffahrt in den zweiten État durch die Lotterie ersehnt. Im Kontrast dazu stiehlt sich Chatine unter ihrem männlichen Deckmantel als Théo das nötige Geld zusammen, um sich ihren Traum, die Flucht auf einen anderen Planeten, erfüllen zu können

Als Marie, die Tochter des Monarchenpaares ermordet wird, lässt dies die Grundfeste der Regierung ins Wanken geraten. Die Angst der herrschenden Elite wird durch die erneute Formation einer Rebellion geschürt, daher sehen sie sich dazu veranlasst, die Himmelsfahrtslotterie einzustellen. Diese Entscheidung liefert der hart arbeitenden Bevölkerung den Funken, der die ersten Aufstände entfacht.

Brody und Rendell erzählen die Geschichte gleich aus mehreren Perspektiven, so dass man die unterschiedlichen Hauptcharaktere Marcellus, Chatine und Aloutte und deren Sorgen, Hoffnungen und Ängste während des Handlungsverlaufes immer besser kennen lernt. Ihr Erzählstil polarisiert dabei vor allen Dingen durch die Vermischung der Wörter mit einem französischen Akzent, die aber auch ohne Sprachkenntnisse für die Leser*innen verständlich sind.

Dem Autorinnenduo ist es gelungen, mich von der ersten bis zur letzten Seite mit ihrer geschickt gesponnenen Geschichte an die Seiten zu fesseln. Die Mischung aus Weltraumsetting, der hierarchischen Gesellschaftsstruktur, die jede Menge Raum für Spionage, Intrigen und Machtspiele lässt, und die authentischen Charaktere ergeben ein dynamisches und gut funktionierendes Gesamtkonstrukt ab. Die Spannung ergibt sich dabei vor allen Dingen durch Geheimnisse die sich um Alouette Taureau, die Rebellen und die Rolle von Marcellus Vater bei dem Ganzen, ranken.

Dieser gelungene Reihenauftakt macht auf jeden Fall Lust auf mehr, wobei ich es wünschenswert fände, wenn sich im nächsten Teil der Reihe noch ein paar überraschende Wendungen ergeben würden. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was sich Brody und Rendell für ihre Figuren und ihre Welt in der Galaxis noch einfallen lassen werden.

Fazit

Absolut spannende Mischung aus Science-Fiction und Dystopie, die mit Spionage und Verrat sowie mit besonders interessante Akteuren garantiert für mitreißende Unterhaltung sorgt.

Bewertung vom 03.06.2020
Die Krone der Sterne (Comic). Band 1 (von 3)
Meyer, Kai;Krehl, Yann

Die Krone der Sterne (Comic). Band 1 (von 3)


sehr gut

Kai Meyers Space-Opera Trilogie um »Die Krone der Sterne«, erschienen bei Fischer TOR, hat bereits Bestseller-Status erreicht und nun ist auch schon der erste Band der dreiteiligen Comic-Adaption des ersten Trilogie-Buches »Die Krone der Sterne – Nachtwärts« in Zusammenarbeit mit Autor Yann Krehl und Illustrator Ralf Schlüter im Splitter Verlag erschienen.

Auf die Romanvorlage hatte ich bereits ein Auge geworfen, doch meinen Einstieg habe ich nun zuerst mit der Comicversion gewagt und bin mir nun sicher, dass die Bücher unbedingt in mein Regal einziehen müssen, um von mir gelesen zu werden. Das galaktische Abenteuer entführt in eine magische Welt voller Hexen, Maschinen, Raumschiffen und mutigen Held*innen. Das Setting erinnert dabei an die wohl berühmteste Space-Opera »Star Wars« und dennoch ist Kai Meyer ein ganz eigenes zauberhaftes Werk gelungen, in das man eintauchen kann, und die Welt um sich herum dabei vergisst.

Der erste Comic führt in die komplexe Welt ein, die von einem Hexenorden und ihrem Glauben beherrscht wird, dabei lernen wir die Baroness Iniza Talantis kennen, welche dazu auserwählt wurde, der Gottkaiserin als Braut geopfert zu werden, wie vor ihr unzählige andere Mädchen. Niemand weiß was mit den Bräuten geschehen ist, denn keine von ihnen ist jemals zurückgekehrt. Iniza ist eine taffe junge Frau, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt, und der mit der Unterstützung ihres Geliebten Glanis und der Hilfe des Kopfgeldjägers Kranis und der Alleshändlerin Shara Bitterstern die Flucht gelingt.

Die traumhaften Bilder von Ralf Schlüter lassen das geniale Setting des Weltraumabenteuers lebendig werden und durch die galaktische blaue Farbgebung bekommt die Geschichte die passende Atmosphäre. Lediglich der Strafplanet der Minengilde Nurdenmark ist in ein warmes orange-gelbes und orange-rotes Licht eingetaucht. Besonders beeindruckend sind die detaillierten Illustrationen der Weltraumkathedrale der Hexen und das wunderschöne Raumschiff von Shara Bitterstern, die einen schönen Ausgleich zu den actionreichen Panels bieten und einen gerne Innehalten lassen, um die ganze Schönheit zu bestaunen.

Kaum in die ferne Welt hineingeträumt endet das spacige Comicerlebnis leider auch schon. Es gibt noch ein Interview mit Kai Meyer im Bonusmaterial zu lesen, ansonsten bleibt zu hoffen, dass der nächste Comic nicht lange auf sich warten lässt.

Fazit:

Das tolle Weltraum-Setting und die Konstellation der Charaktere weckt die Leselust und man möchte am liebsten gleich noch viel tiefer in die Geschichte eintauchen.

Bewertung vom 03.06.2020
Hotel Delivion / The Umbrella Academy, Neue Edition Bd.3
Way, Gerard

Hotel Delivion / The Umbrella Academy, Neue Edition Bd.3


sehr gut

Die Superhelden-Adoptiv-Familie von Sir Reginald Hargreeves kehrt zurück und obwohl die außergewöhnlichen Individuen mit ihren abgefahrenen Gaben zerstritten sind, rauft sich die »Umbrella Academy« in einem neuen Abenteuer mit dem Namen »Hotel Oblivion« wieder zusammen, als alle Feinde der Superhelden aus ihrem Gefängnis, dem titelgebenden Hotel Oblivion ausbrechen.

Die Geschichte entfaltet sich durch die einzelne Betrachtung der polarisierenden Charaktere erst nach und nach, denn Gerard Way räumt der Story zahlreiche Handlungsfäden ein, denen man wie gebannt folgt, fasziniert und ungläubig gegenüber der sprühenden Kreativität des Schöpfers, um schließlich den Verbindungsprozess zu bestaunen, der ein anziehendes Comicabenteuer hervorbringt.

Erneut in das Universum von Gerard Ways Superhelden eintauchen zu können und noch mehr Facetten der skurrilen Familie geboten zu bekommen, hat mir wahnsinnig viel Freude bereitet. Die Geschichte über die begabten Waisenkinder lebt vor allen Dingen von den Charakterzeichnungen, die durch ihre Zerbrechlichkeit und Einzigartigkeit glänzen. Aber auch die Gegner der Umbrella Academy bestechen durch den unglaublichen Ideenreichtum des »My Chemical Romance« Musikers und den lebendigen Illustrationen des talentierten Künstlers Gabriel Bá.

Das dritte Comic-Album der »Umbrella Academy« wartet mit den gewohnt kantigen Zeichnungen von Gabriel Bá und seinen actionreichen wie auch kunstvoll gestalteten Panels in düsteren Farben, die in einen violetten Schimmer getaucht worden sind, auf. Die Story verfügt über alle Zutaten, die ein guter Comic benötigt und wäre auch ein voller Erfolg auf ganzer Linie, wenn die einzelnen Handlungsfäden etwas enger zueinander gelegen hätten. Doch durch die gewagte Struktur schließt sich erst kurz vor dem Finale das Gewebe aus losen Fäden zusammen, was zwar für Spannung sorgt aber auch eine große Aufmerksamkeit der Leser*innen erfordert und den Blick auf die recht simple Grundzüge der Geschichte lenkt. Der Abschluss überrascht mit einem kühnen Cliffhanger, der mich jetzt schon auf die nächsten Abenteuer der Academy hinfiebern lässt.

Fazit:

Eine umwerfende Fortsetzung der Umbrella Academy, die einen staunen lässt wie Alice gegenüber den Kuriositäten des Wunderlandes.

Bewertung vom 08.01.2020
Das letzte Einhorn
Beagle, Peter S.;Gillis, Peter B.;De Liz, Renae

Das letzte Einhorn


ausgezeichnet

Meine Meinung

Gerade in der kalten Jahreszeit gibt es nichts Schöneres als legendäre Geschichten über Mythen, Märchen und Sagengestalten zu lesen. Vielleicht ist auch dies ein Grund, warum in der (Vor)Weihnachtszeit auch so viele Filme aus diesem Bereich im Fernsehprogramm gezeigt werden und so flimmert jedes Jahr aufs neue die animierte Filmadaption von Peter S. Beagles Roman »Das letzte Einhorn« über die Bildschirme. Dadurch ist fast jedermann die ergreifende Geschichte über das wunderschöne Tierwesen geläufig, dass auf der Suche nach seinen Artgenossen durch die Welt zieht und dabei nicht als das erkannt wird, was es eigentlich ist. Nur der Zauberer Schmendrick und Molly Grue können das wahre Wesen des letzten Einhorns erkennen und schließen sich ihm auf dem Weg zu König Haggard und seinem roten Stier an.

Zu dem zauberhaften Romanstoff gibt es auch eine Comic-Adaption, die 2011 zum ersten Mal in Deutschland erschien und nun in einer besonders edlen Hardcoverausgabe durch den Panini Verlag neu aufgelegt wurde. Schon alleine bei dem märchenhaft-schönen Cover werden nostalgische Gefühle wach und im Kopf springt automatisch Amercias Song »The Last Unicorn« an.

Die Illustrationen der Künstlerin Renae De Liz sind zwar stark an das Erscheinungsbild des Filmes angelehnt und dennoch ist der Zeichnerin gelungen auch ihren eigenen Stil in ihren eindrucksvollen Bildern einfließen zu lassen. Bereits nach wenigen Panels beginnt sich der Zauber der märchenhaft-melancholischen Geschichte zu entfalten und nimmt die Leser*innen mit auf eine Reise durch die düsteren Täler der menschlichen Abgründe bis hin zu dem Mut und der Liebe, die es zwischen all der Düsternis dennoch gibt.

Der Comic zu Peter S. Beagles erfolgreichem Roman »Das letzte Einhorn« umgesetzt von Peter B. Gillis & Renae De Liz ist auch die perfekte Gelegenheit für Comic-Einsteiger in die phantastische Welt der Bilder einzutauchen und sich von der speziellen Magie dieser Geschichte verzaubern zu lassen.

Fazit

Die ganze Magie der märchenhaften Geschichte über das letzte Einhorn wurde hier im edlen Comic-Format eingefangen.

Bewertung vom 08.01.2020
Der Tannenbaum des Todes
Heitz, Markus

Der Tannenbaum des Todes


sehr gut

Meine Meinung

Für Bestsellerautor Markus Heitz heißt es seit zehn Jahren in der Weihnachtszeit »Böser die Glocken«, einem Zusammenschluss mit einem Gastronomen zu einer Abendveranstaltung mit gutem Essen und etwas anderen Geschichten zur besinnlichen Adventszeit. In der seiner Anthologie »Der Tannenbaum des Todes« sind nun über vierundzwanzig dieser skurrilen und schwarzhumorigen Kurzgeschichten und Gedichte versammelt, um die Leserherzen mit abgefahrenen Weihnachtsstorys zu erheitern. Als kleine Bonuszugabe gibt es im Anschluss Menüvorschläge aus den vergangenen Veranstaltungen, die für eine tolle Inspirationsquelle für ein festliches Menü dienlich sind.

Die heitz’schen Erzählungen und Gedichte eigenen sich wunderbar als Lese-Adventskalender, ich würde sogar dazu raten die bissigen Geschichten nicht alle auf einmal zu vernaschen, sondern sich die einzelnen Episoden lieber etwas einzuteilen, um länger von den verrückten wie kreativen Einfällen zehren zu können. Mit den Geschichten lässt sich der übertriebene Weihnachtsstress mit dem Mantel der Vergessenheit einhüllen und sorgt durch bitterböse und überzogen ironische Betrachtungen für köstliche Lacher.

Jede Erzählung ist etwas anders gestrickt und so kommt es natürlich, dass man wie in einer Pralinenschachtel seine Lieblinge findet, aber auch mal eine Story-Praline dabei sein kann, die einem nicht gar so exquisit mundet. Mich persönlich haben die Geschichten, unter denen sich zwischen all dem Klamauk auch kritische gesellschaftliche Betrachtungen finden lassen und es sich auf menschliche Abgründe blicken lässt, allesamt auf ihre Art gut unterhalten. Sicherlich haben die vielen Lacher für ein paar hübsche Lachfältchen mehr gesorgt.

Von einer ausufernden Weihnachtsfeier im Betrieb über einen türkischen Mitbürger der sich gerne integrieren möchte und bei den Sitten und Gebräuchen der Winterräumarbeit sein Bestes gibt, um dabei dennoch kläglich zu scheitern, bis hin zum idyllischen familiären Weihnachtsessen, bei dem die Familie es doch nur aufs Erbe abgesehen hat. Natürlich erfährt man aber auch, was es mit dem Tannenbaum des Todes auf sich hat.

Dieses Buch gefällt sicherlich nicht nur Weihnachtsmuffel und Besinnlichkeitsverweigerern, sondern auch allen die das Treiben um das Fest der Liebe nicht ganz so bierernst nehmen. Zu den kuriosen Erzählungen und Gedichten gibt es von Ingo Römling viele kleine schwarz-weiß Illustrationen.

Fazit

Irrwitzig und urkomische Geschichten, bei denen Markus Heitz so manche Auswüchse des Weihnachtsfestes gekonnt auf die Schippe nimmt.

Bewertung vom 08.01.2020
Malcolm Max: Die Fälle von Emmeline und Miranda Finch
Mennigen, Peter;Ingranata, Roberta;Grünewald, Simone

Malcolm Max: Die Fälle von Emmeline und Miranda Finch


ausgezeichnet

Meine Meinung

Als ich erfuhr, dass es ein Spin-Off zu meiner geliebten »Malcolm Max« Comic-Serie geben würde, war ich ganz aus dem Häuschen. Getoppt wurde die Nachricht nur noch dadurch, dass als Titelheldinnen die pfiffigen und schlauen Mädchen Emmeline & Miranda Finch aus der Baker Street 221 A auserkoren wurden.

In der Comic-Anthologie »Die Fälle von Emmeline & Miranda Finch: Der kopflose Reiter und weitere kuriose Geschichten« versammeln sich vier abgeschlossene Kurzgeschichten über die cleveren Hobbydetektivinnen aus der Feder von Peter Menningen, die einen in das viktorianische London eintauchen lassen. Für die zeichnerische Umsetzung wurde Ingo Römling dieses Mal mit geballter Frauenpower durch seine Künstlerkolleginnen Roberta Ingranata (»Robyn Hood Ongoing«, »Witchblade«), Simone Grünewald und Regina Haselhorst (»Mädchencomic«) unterstützt, so dass jede Geschichte durch eine andersartige bildliche Gestaltung punkten kann.

Emmeline und Miranda begegnen in der ersten Geschichte einem kopflosen Reiter in den gewohnt detaillierten und lebending umgesetzten Panels von Ingo Römling. Die Neugier der Mädchen ist geweckt und so stürzen sie sich Hals über Kopf in das Abenteuer um die scheinbar okulte Herkunft des ominösen Gesellen.

Im zweiten Abenteuer »Die Leichenkammer« erweckt Regina Haselhort das 19. Jahrhundert mit ihren prächtigen Illustrationen zum Leben. Dieses Mal erregt ein geldgieriger Ganove die Aufmerksamkeit der klugen Schützlinge des Meisterdetektiv Sherlock Holmes auf sich, der als Heiratsschwindler Frauen nicht nur um ihre Geld sondern um weitaus mehr bringt.

Mit den Zeichnungen von Roberta Ingranata taucht man kurz darauf in die nächste Geschichte »Der Vampir« ein, die einen alleine durch die Friedhofslocation sehr stark an die Malcolm Max Serie, insbesondere den ersten Band »Body Snatchers« erinnert.

»Die Entführung« ist die letzte Geschichte des Bandes und handelt von einer fiesen Verbrecherbande die sich in der Kanalisation Londons versteckt hält und Kinder entführt. Als Emmeline Und Miranda auf der Liste der zu entführenden Kinder landen, ahnen die Gangster noch nicht, dass ihnen dies zum Verhängnis werden könnte. Dieses Szenario wurde von Simone Grünwald mit ihren wundervollen Bildern illustriert.

Nicht nur die in sich abgeschlossenen Kurzgeschichten über die selbstbewussten Heldinnen konnten mein Leserherz erfreuen, sondern auch die unterschiedliche Optik der Episoden durch das Wirken der unterschiedlichen Zeichenkünslter*innen trägt zu einer außerordentlichen Vielfalt bei, die Ihresgleichen sucht. Die Mädchen bringen sich durch ihre Schnüfflernasen in die verzwicktesten Situationen und überzeugen, einmal in einer Notsituation gelandet, durch ihren Einfallsreichtum, und vor allen Dingen Emmeline behält mit ihrer ruhigen Art immer einen klaren Kopf. Am besten finde ich jedoch, dass die Spin-Off Geschichten ganz ohne die Helden aus der Hauptreihe auskommt und dennoch den Flair der Comics beibehält.

Fazit

Eine grandiose Comic-Anthologie in der zwei mutige Mädchen den Verbrechern im viktorianischen London die Stirn bieten.

Bewertung vom 08.01.2020
Die zwei Päpste
McCarten, Anthony

Die zwei Päpste


weniger gut

Meine Meinung

Dem neuseeländischen Drehbuchautor und Romanschriftsteller Anthony McCarten kam die Idee zu seinem neuesten Roman »Die zwei Päpste« durch Zufall, als er sich zu einer Beerdigung in Rom befand und durch die interessante Tatsache, dass sich der emeritierte Papst Benedikt XVI. nur in geringer Entfernung zum aktuellen Papst Franziskus aufhält, inspiriert wurde.

Dieser Roman ist gleichzeitig die Vorlage für eine Netflix Filmproduktion, in der Anthony Hopkins und Jonathan Pryce in die Rolle der heiligen Väter der katholischen Kirche schlüpfen. Der Film wird ab 20. Dezember auf der Streamingplattform zur Verfügung stehen und zudem in ausgewählten Kinos zu sehen sein. Da ich ein großer Fan von Anthony McCartens Büchern bin und mich die Tatsache, dass der biographische Roman auch gleich noch als Filmvorlage dient, neugierig machte, musste ich das Buch einfach lesen, obwohl ich mit Theologie und der katholischen Kirche nicht viel am Hut habe. Immerhin hatte ich eine spannende Roman-Biographie erwartet, die tiefere Einblicke in die katholische Kirche mit ihren Skandalen und Vertuschungen gewährt.

Ganz im Sinne von Dan Browns Thriller-Reihe habe ich eine spannende Lektüre erwartet, die mit spannenden Hintergründen der beiden Päpste spielt und zu unterhalten weiß. Doch »Die zwei Päpste« lässt Anthony McCartens gewinnenden und fesselnden Erzählstil wie er ihn z. B. in seinem Roman »Licht«, der Geschichte über den Erfinder Thomas Alva Edison oder in »Jack«, seinem biographischen Roman über den polarisierenden Schriftsteller Jack Kerouac beweist, vollkommen vermissen.

Das hier vorliegende Werk von Anthony McCarten kommt einem Sachbuch gleich, dass zumeist in sehr trockener Form die Lebenswege der beiden Päpste skizziert und in einem Zusammenschluss der unterschiedlichen Geistlichen mündet, der einen Vergleich der beiden Lebenswege, die doch so weit auseinandergehen, anstrebt. Das alles wird mit zahlreichen Fußnoten zu den Quellen der Ereignisse belegt und dennoch habe ich nach der Lektüre dieses Romans nicht das Gefühl, der besonderen Beziehung zwischen den beiden unterschiedlichen Männern näher gekommen zu sein. Ich hoffe sehr, dass die Filmadaption mit Anthony Hopkins in der Rolle des Joseph Ratzinger und Jonathan Pryce in der Rolle des Jorge Bergoglio mehr überzeugen kann.

Fazit

Eine zumeist hölzerne Abhandlung über die unterschiedlichen Lebenswege der zwei Päpste, die etwas mehr Lebendigkeit gut vertragen hätte. Von Anthony McCarten bin ich definitiv besseres gewohnt, so bleibt am Ende nur auf die Filmadaption zu hoffen.

Bewertung vom 08.01.2020
Nebelinsel
Gilbert, Zoe

Nebelinsel


ausgezeichnet

Beschreibung

Die nebelverhangene Insel Neverness ist von alten Bräuchen und düsteren Mythen umrankt. Jedes Jahr locken die Ginsterbüsche Mädchen und Jungen an, um einer ganz besonderen Tradition zu folgen. Während die Mädchen ein Pfeil mit einem Band auf dem ihr Name steht in die Büsche schießen, machen sich die Jungen daran tief in das stachelige Gebüsch vorzudringen um sich einen Kuss zu sichern, dabei müssen sie sich jedoch vor der Ginstermutter in Acht nehmen. Diese und viele weitere Erzählungen berichten von dem Leben und den Schicksalen der Inselbewohner.

Meine Meinung

Die märchenhaften Erzählungen von Zoe Gilbert in »Nebelinsel« sind in einem wunderschönen Buchgewand mit goldenem Leinenrücken im Wunderraum Verlag erschienen. Das dunkel gehaltene Cover mit der Muschel passen perfekt zu den finsteren Geschichten um die sagenbehaftete Insel Neverness. Den einzelnen Kurzgeschichten von Zoe Gilbert haftet eine unglaubliche Magie an und schon bald hatte ich mich vollkommen in der nebelumschleierten Vegetation und in den Reihen der Inselbewohner verloren.

Der Alltag der Menschen auf Neverness ist durchdrungen von der Mythologie der Insel und mit jeder Geschichte dringt man tiefer in die sagenumwobene Welt ein. Zoe Gilbert wurde bereits für ihre Kurzgeschichten ausgezeichnet und hat sich Dank ihres zauberhaften Erzählstils, der hervorragend zu ihrem märchenhaften Debüt »Nebelinsel« passt, direkt in mein Herz geschrieben. Allerdings sollte man in keinster Weise Märchen mit Happy End im Stile der Gebrüder Grimm erwarten, denn Gilberts Geschichten gehen eher in die melancholische Richtung von Hans Christian Andersen.

Zoe Gilbert hat für ihre Insel Neverness eine vollkommen eigenständige Mythologie erschaffen, die von der Natur inspiriert wurde und einige Kuriositäten zu bieten hat, wie z. B. einen Mann dessen Arm ein Flügel ist, eine Mutter die sich von Erde ernährt, einem fremden Mann der nach Neverness kommt und dort Unterschlupf im warmen Bett einer Frau sucht und von Madden, die sich nichts sehnlicher wünscht als vogelfrei zu sein wie ein Milan.

Mich konnte die Autorin mit ihrem Debütroman von der ersten Seite an begeistern, ich habe mich gleich in die düstere Atmosphäre, die Melancholie und Traurigkeit zwischen den Zeilen und die fein gezeichneten Protagonisten verliebt. Die hübsche Aufmachung mit dem schimmernden Leinenrücken und den kleinen in schwarz-weiß gehaltenen Illustrationen zu den einzelnen Erzählungen runden das Werk ab. Sicherlich werde ich die Geschichten zur »Nebelinsel« nicht das letzte Mal in der Hand gehalten haben. Die Erzählungen eignen sich perfekt für kalte Wintertage und lassen sich sicherlich auch wunderbar vorlesen.

Fazit

Zoe Gilberts mystische Erzählungen muten wie eine leicht umgarnende und melancholische Melodie an, der man nur allzu gerne verfallen möchte.

Bewertung vom 08.01.2020
Der kleine Lord
Burnett, Frances Hodgson

Der kleine Lord


ausgezeichnet

Beschreibung

In New York wächst der kleine Cedric Errol nach dem Tod seines Vaters in ärmlichen Verhältnissen bei seiner alleinerziehenden Mutter voller Liebe und Zuneigung heran. Mit seiner herzlichen Art hat er in der Nachbarschaft feste Freundschaften geknüpft, als er eines Tages erfährt, dass er ein echter Lord sei und das Erbe seines Großvaters antreten wird. Dazu wird der junge Cedric auf das herrlichen Anwesen in England gebracht, wo der kaltherzige Earl of Dorincourt ihm eine entsprechende Erziehung als Anwäter auf den Grafentitel zukommen lassen will. Während der Earl nur wenig von Cedrics amerikanischen Mutter hält und den Kontakt zu ihr versagt, öffnet der kleine Junge die verschlossenen Augen des Großvaters und erwärmt dessen Herz mit seiner kindlichen Liebe, so dass dieser schließlich die wichtigen Dinge des Lebens erkennt.

Meine Meinung

Jedes Jahr zu Weihnachten sorgt die Verfilmung von Frances Hodgson Burnetts zauberhaftem Klassiker »Der kleine Lord« für leuchtende Augen und warme Herzen, und so gibt es wohl kaum jemanden, der die Geschichte des jungen Cedrics mit dem großen Herzen und dessen misanthropischen Großvater, den Earl of Dorincourt nicht kennt. Doch wie sieht es mit der Buchvorlage zu dem erfolgreichen Film mit Alec Guiness und Ricky Schroder aus?

Der Knesebeck Verlag hat dieses Jahr eine wunderschöne Neuauflage des Buchklassikers mit schmucken Illustrationen des deutschen Illustrators Jan Reiser herausgebracht und liefert damit eine gute Gelegenheit in die Buchvorlage von Frances Hodgson Brunett einzutauchen. Diese besonders schöne Hardcoverausgabe ist außerdem das perfekte Geschenk für alle, die den Weihnachtsklassiker lieben und eignet sich auch hervorragend zum Vorlesen oder um sich selbst zu beschenken!

Die hochwertigen Zeichnungen von Jan Reiser, die sich elegant im Text einfügen und auch mal über eine ganze Doppelseite gehen können, sind eine wahre Augenweide, in der man sich gerne verliert. Der Lesegenuss wird zusätzlich zu den detailreichen Bildern auch noch durch die schöne Haptik des etwas dickeren Papiers gesteigert. Ein Schmuckstück, das für jedes Buchregal eine Zierde ist.

»Der kleine Lord« passt durch die herzergreifende Botschaft der Geschichte genauso perfekt in die Weihnachtszeit wie etwa Charles Dickens Klassiker »Eine Weihnachtsgeschichte«, appeliert Frances Hodgson Burnett doch genauso an die Menschlichkeit und Güte von priveligierten Mitmenschen gegenüber Menschen die durch ihre ärmeren Verhältnisse benachteiligt sind, wie ihr Autorenkollege Dickens. Burnett hat mit diesem Roman eine Geschichte mit polarisierenden Charakteren erschaffen, die nie an Aktualität verliert und für junge Leser*innen genauso geeignet ist, wie für Erwachsene. Obwohl sich die Autorin auf die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts bezieht, lässt sich der Gedanke dahinter wunderbar in jede Zeit transportieren und somit zählt dieser Roman eindeutig zu den zeitlosen Klassikern.

Fazit

Eine anrührende Geschichte die perfekt in die Weihnachtszeit passt.